Infanterie-Leib-Regiment „Großherzogin“ (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117

Infanterie-Leib-Regiment „Großherzogin“ (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117
A für Alice als Insigne des Regiments
Reservistenkrug der 117er: Regimentsangehörige vor der Alice-Kaserne Mainz

Das 3. Großherzoglich-Hessisches Infanterie-Leibregiment Nr. 117 "Großherzogin" war ein Verband im Heer des Großherzogtums Hessen und wurde im Anschluss an die Militärkonvention mit Preußen 1867 unter preußisches Kommando gestellt. Gründungstag war der 10. Juni 1697. Es gehörte zur Mainzer Garnison und war vorwiegend dort bis 1918 als Teil der 50. Infanteriebrigade (2. Großherzoglich Hessische) in der Großherzoglich Hessischen (25.) Division stationiert.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Unterstellung

Bewaffnung und Ausrüstung

Uniform

Als das Regiment 1806 seinen Namen erhielt, änderten sich auch die Uniformen. Statt weißer erhielten sie nun blaue Aufschläge. 1897 wurde das Regiment zum 200-jährigem Bestehen umbenannt. Der Namenszug wurde von da an auf Epauletten und Schulterstücken der Offiziere sowie auf den Schulterklappen der Mannschaft getragen. Von 1902 an wurde auf Epauletten, Schulterstücken und den Schulterklappen ein gekröntes A für Alice getragen.

Geschichte

Aufstellung

Ursprünglich bestand das Regiment aus drei Stammkompanien, auch Kreiskompanien genannt. Diese existierten bereits im 17. Jahrhundert und kämpften im Türkenkrieg 1663/1664 sowie 1677–79 gegen die Franzosen. 1683–88 kämpften sie erneut gegen die Türken bei Wien und in Ungarn und anschließend im Pfälzischen Erbfolgekrieg bei Mainz und Rheinfels und in den Reunionskriegen in den Niederlanden gegen die Franzosen.

Name

Regimentsuniform

Im Jahr 1806 wurde dem Regiment von Großherzog Ludwig I. der Name "Leibregiment" verliehen.

Das Regiment erwarb sich bei den Überschwemmungsereignissen von 1882 besondere Verdienste um seine Garnisonsstadt Mainz. Aus Anlass des zweihundertjährigen Bestehens des Regiments am 11. Juni 1897 wurde es als Ausdruck des Dankes dafür neu benannt. Großherzog Ernst Ludwig setzte die Großherzogin Victoria Melita zum ersten „Inhaber“ des Regiments ein.

Die Widmung „Großherzogin“ kam am 15. Februar 1902, kurz nach der Trennung (1901) des großherzoglichen Paars. Dem Regiment wurde der Namenszug der Großherzogin Alice verliehen. Die offizielle Order hieß:

Das 3. Großherzoglich Hessische InfanterieRegiment (Leib-Regiment) Nr. 117 hat für die Folge den Namen InfanterieLeibregiment Großherzogin (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117 zuführen.

Alternativ- und Spitznamen

Die 117er wurden aufgrund der Farbe ihrer Rangabzeichen, Aufschläge und Schulterstücke auch die Blauen genannt. Diese Kurzform diente zur einfachen Unterscheidung der Regimenter. In Mainz gab es auch noch die Roten und Grünen (Rote und Grüne Kaserne) nach der Farbe der kurfürstlichen Regimenter. In den 42 Jahren ihrer Mainzer Garnisonszeit erhielten die 117er den Spitznamen "Hackelbube". Er weist darauf hin, dass ein großer Teil des Personals aus dem Odenwald stammte, der für seine Tannenzapfen (Hackeln) bekannt war, die damals von fahrenden Händlern in Mainz zum Feuermachen angeboten wurden.

Garnisonen

Der Schlossplatz mit Kriegshospitalkaserne bis 1898

Das Regiment war bis 1821 in Gießen kaserniert, von 1821 bis 1860 in Worms und von 1860 bis 1872 in Darmstadt, bevor es nach dem Deutsch-Französischen Krieg, am 1. Oktober 1872, in seine letzte Garnison, in Mainz, einrückte. Auch dort war es in verschiedenen Kasernen einquartiert, in Schloßkaserne (bis zu deren Abbruch am 5. Oktober 1903)[1] und Alexanderkaserne, einzelne Regimentsteile aber auch in der Flachsmarktkaserne. Nach Fertigstellung der Alicekaserne in der Mainzer Neustadt im Jahr 1903[2] kam der letzte Umzug.

Teilnahme an Gefechten und Kampfhandlungen

Spanischer Erbfolgekrieg

Siebenjähriger Krieg

Erster Koalitionskrieg

Fünfter Koalitionskrieg

Napoléons Russlandfeldzug

Befreiungskriege

Preußisch-österreichischer Krieg 1866

  • Frohnhofen

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg

21.Februar im Caureswald
22.Februar im Wavrillewald bei Beaumont
24.Februar bei Beaumont
25.Februar bei Louvemont
12. April die 9. Kompanie vor dem M-Raum
4. Oktober im Houthoulster Wald
  • 1918
21.März bei Estrées (südl. Cambrai)

Mitglieder

Oberst Wigand von Gersdorff

Auflösung

Der 30. April 1919 gilt als Auflösungstag des Regiments. Das I. und II. Bataillon und die 10. und 11. Kompanie des III. Bataillons traten geschlossen zum hessischen Freikorps über. Da das Regiment 117 in der Wehrmacht nicht wiedererstanden ist, übernahm das I. Bataillon des 1. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 87 seine Tradition.

Denkmal

  • Als "Regiment Landgraf" kämpfte das Regiment in den Jahren 1790 bis 1806 die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und der Koalition durch. Die älteste Erinnerungsstätte des Regiments, das Hessendenkmal, befindet sich in der Nähe von Finthen und wurde im Jahr 1858 errichtet. Es soll an das Lager der Hessen bei der Belagerung von Mainz im Jahr 1793 erinnern.
Großherzoglich-Hessischer Löwe als Insignie des Regiments im 117er-Ehrenhof
Gedenkstein im Ehrenhof auf dem Mainzer Hauptfriedhof
  • 1933 wurde vor dem Rabanus-Maurus-Gymnasium der 117er-Ehrenhof eingeweiht. Die Anlage ist in Buntsandstein gehalten und mit einem bronzenen hessischen Löwen als Wächter ausgestattet. Auf den Sandsteinplatten sind die Gefechte des Regiments mit Datum verzeichnet. Der Ehrenhof soll die Schlachten und die Toten des Mainzer „Traditionsregimentes 117“ erinnern. Es war vorgesehen, dass die SA-Standarte 117 "Rheinhessen" an die Regimentstradition anknüpfen sollte. Die Geschichte von Mainz als Garnisons- und Festungsstandort sollte so von den Nationalsozialisten gezielt instrumentalisiert und benutzt werden. Die Mainzer Presse berichtete in diesem Zusammenhang über die reiche Festungsgeschichte, insbesondere als 1936 erstmals nach dem Weltkrieg wieder deutsche Soldaten in Mainz einquartiert wurden.

Literatur

  • Festschrift zur Denkmalsweihe des 3. Großh. Hess. Infanterie Leibregiment Nr.117 in der Garnison Mainz am 1.–3. Juli 1933, 43 Seiten
  • August Justus Alexander Keim (1845–1926): Geschichte des Infanterie-Leibregiments Grossherzogin (3. Grossherzogl. hessisches) Nr. 117 und seiner Stämme 1677–1902, Berlin, A. Bath, 1903.
  • Offenbächer, Kurt, Die Geschichte des Infanterie-Leibregiments Großherzogin (3. Großherzoglich Hessis-ches) Nr. 117. Erinnerungsblätter deurtscher Regimenter Band 340. Oldenburg i.O. 1931.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 295).
  2. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 292).

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