- Bahnhof Gießen
-
Gießen Bahnhof Gießen mit Vorplatz Daten Kategorie 2 Betriebsart Keilbahnhof Bahnsteiggleise 11 Reisende/Tag etwa 20.000 [1] Abkürzung FG Eröffnung 25. August 1850 Profil auf Bahnhof.de Nr. 2120 Architektonische Daten Baustil Neuromanik Architekt Baurat Ludwig Hofmann Lage Gemeinde Gießen Land Hessen Staat Deutschland Koordinaten 50° 34′ 45″ N, 8° 39′ 43″ O50.5791666666678.6619444444444Koordinaten: 50° 34′ 45″ N, 8° 39′ 43″ O Eisenbahnstrecken - Main-Weser-Bahn (km 134,0) (KBS 620, 630)
- Dillstrecke (km 166,0) (KBS 445, 625)
- Vogelsbergbahn (km 0,0) (KBS 635)
- Lahn-Kinzig-Bahn (km 0,0) (KBS 631)
Bahnhöfe in Hessen Der Bahnhof Gießen ist ein Keilbahnhof. Er ist einer der größten hessischen Bahnhöfe ohne ICE-Anschluss, der Bahnhofskategorie 2 zugeordnet und bildet mit mehr als 20.000 Reisenden täglich den wichtigsten ÖPNV-Knoten Mittelhessens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der erste provisorisch eingerichtete Bahnhof in Gießen wurde für die Main-Weser-Bahn 1850 im Bereich Oswaldsgarten errichtet. Dieses Provisorium wurde 1853/54 durch einen neuen, südlicher gelegenen Bahnhof auf dem heutigen Gelände mit einem entsprechenden Empfangsgebäude ersetzt. Dieses war im Stil des romantischen Klassizismus streng symmetrisch auf einem E-förmigen Grundriss errichtet. Zwischen 1869 und 1871 trieb die Oberhessische Eisenbahn-Gesellschaft von Gießen aus die Vogelsbergbahn in Richtung Fulda und die Lahn-Kinzig-Bahn in Richtung Gelnhausen voran. Deren Bahnanlagen in Gießen lagen dem Empfangsgebäude der Main-Weser-Bahn gegenüber, an der anderen Seite des Bahnhofsvorplatzes. Damit war der Zugang zum Empfangsgebäude lediglich noch über die Liebigstraße (damals noch mit dem Namen Universitätsstraße) möglich. Erst 1893 wurde eine Brückenverbindung zum Alten Wetzlarer Weg sowie die „Mausoleum“ genannte Treppenanlage über die Gleise von Vogelsbergbahn und Lahn-Kinzig-Bahn errichtet.
Martin Walser schrieb am 12. Mai 1976 während einer Lesereise über den Bahnhof Gießen in sein Tagebuch: „Als die Bahnhöfe gebaut wurden, wusste man offenbar überhaupt nicht, woran man bei einem Bahnhof denken sollte. Meistens geriet man dann in eine Mischung aus Kirche und Burg. Das sieht man in Gießen besonders deutlich. Eine rote Sandstein-Kirche mit Hauptschiff und Turm, der allerdings ein bisschen verrückt hingesetzt wurde, um das Kirchenschiff zu stören.“ [2]
Empfangsgebäude
Das heutige Empfangsgebäude wurde von 1904 bis 1911 unter Einbeziehung des alten Empfangsgebäudes der Main-Weser-Bahn in historisierendem neuromanischen Stil als Fluchtpunkt der Sichtachse der Stadterweiterung von 1880 errichtet. Die gusseisernen Säulen der Bahnsteigüberdachung stammen noch von der Anlage aus dem Jahr 1854. Bei dem „neuen“ Empfangsgebäude handelt sich um ein dreigeschossiges, in rotem Sandstein gehaltenes Bauwerk mit einem markanten Uhrturm auf asymmetrischem Grundriss. Mit Planung und Ausführung beauftragt war der Herborner Architekt Ludwig Hofmann. Das Empfangsgebäude schob sich nun als Keil zwischen die Main-Weser-Bahn und die in östliche Richtung abzweigenden Gleise von Vogelsbergbahn und Lahn-Kinzig-Bahn.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude beschädigt, der im nördlichen Flügel gelegene Fürstenbahnhof 1944 zerstört. Im November 1968 wurde die Bahnhofsvorhalle renoviert und das Bahnhofsgebäude nördlich, auf der Fläche des einstigen Fürstenbahnhofs erweitert. Anfang der 1970er Jahre wurde die Fassade renoviert.
Das Empfangsgebäude ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.
In der Bahnhofshalle gibt es einen ServicePoint, ein Reisezentrum, eine Bahnhofsbuchhandlung sowie Verkaufsstellen für Verpflegung und Reisebedarf. Im Empfangsgebäude sind weiterhin das Bahnhofsmanagement mit 3-S-Zentrale und Zugansage, die Bahnhofsmission und Einrichtungen der DB Services untergebracht.
Zwischen 2008 und 2010 wurden die Anlagen für den Personenverkehr umgebaut. Der erste Spatenstich dafür fand am 16. Juli 2008 statt. Hauptziel der Arbeiten waren eine neue Fußgängerunterführung und der barrierefreie Zugang zu allen Bahnsteigen. Nach Verzögerungen aufgrund des langen und starken Winters wurde der Neubau am 21. Juli 2010 freigegeben, nachdem schon zuvor die Gleise 12-15 nur noch über die neue Unterführung zu erreichen waren. Wegen Restarbeiten soll die Anlage erst im Herbst 2010 offiziell eingeweiht werden.[3][4]
Bedeutung
Der Gießener Bahnhof besitzt in seinen beiden Bahnhofsteilen elf Bahnsteiggleise:
- Der Main-Weser-Bahnhof westlich des Empfangsgebäudes verfügt über die Richtung Kassel durchgehenden Gleise 1–5. Hier halten an drei Bahnsteigen Intercitys der Relation (Konstanz–) Karlsruhe–Frankfurt am Main–Hamburg (–Stralsund), Regional-Express-Züge der RMV-Linien 30 Kassel–Gießen–Frankfurt und 40 Siegen–Gießen–Frankfurt (Main-Sieg-Express), die gemeinsam einen Stundentakt Richtung Frankfurt bilden sowie die Züge des Mittelhessen-Express der Relationen Treysa–Gießen und Dillenburg-Wetzlar–Gießen, die ab hier gemeinsam nach Frankfurt am Main fahren. Des Weiteren halten hier die Regionalbahnen von und nach Friedberg (Hessen).
- Der Oberhessische Bahnhof, der östliche Bahnhofsteil, besitzt die Gleise 11 bis 15. Hier verkehren die Züge von Vogelsberg- und Lahn-Kinzig-Bahn sowie in südwestliche Richtung die Züge der Lahntalbahn nach Limburg und vereinzelte Züge der Dillstrecke in Richtung Dillenburg.
- Zwischen den beiden Bahnhofsteilen liegt in der Spitze des Keiles mit Gleis 9 das einzige Stumpfgleis des Bahnhofs, das einen Bahnsteig besitzt. Hier beginnen und enden nahezu ausschließlich die Züge der Lahntalbahn.
Gießen zählt nicht zu den Systemhalten im deutschen ICE-Netz, jedoch verkehren auf der Main-Weser-Bahn vereinzelt ICE-Züge bei Betriebsstörungen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt am Main.
Südwestlich des Personenbahnhofes liegt der Güterbahnhof, der bis Dezember 2006 der zentrale Zugbildungsbahnhof für den mittelhessischen Güterverkehr war. Von hier aus wurden zuletzt noch verschiedene Bahnhöfe der Umgebung (z. B. Frankenberg (Eder), Dillenburg und Nidda) im örtlichen Güterverkehr angefahren. Der Großteil dieser Zugbildungsaufgaben ist inzwischen jedoch in den Güterbahnhof Wetzlar verlagert worden.
Fernverkehr
Der Bahnhof wird im 2-Stunden-Takt von den Intercity-Langläufern von Karlsruhe nach Stralsund bedient. Seit Dezember 2009 verkehrt zusätzlich ein tägliches EuroCity-Zugpaar von Siegen über Gießen nach Klagenfurt,[5] welches aber voraussichtlich zum Fahrplanwechsel 2011/2012 am 11. Dezember 2011 wieder eingestellt wird.[6] Ferner nimmt jedes Wochenende (bis auf Ausnahmen Samstag und Sonntag) ein IC-Zugpaar Kurs nach Westerland. Dieser Zug wurde zum Fahrplanwechsel 2010/2011 eingeführt.
Linie Strecke Taktfrequenz IC 26 (Stralsund Hbf –) Hamburg Hbf – Hannover Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe – Marburg (Lahn) – Gießen – Friedberg (Hess) – Frankfurt (Main) Hbf – Heidelberg Hbf – Karlsruhe Hbf (– Konstanz) 2-Stunden-Takt IC 2190
IC 2191Westerland – Hamburg Hbf – Hannover Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe – Marburg (Lahn) – Gießen – Friedberg (Hess) – Frankfurt (Main) Hbf Zug verkehrt samstags und sonntags,
viermal nur sonntagsEC 62 Siegen – Dillenburg – Gießen* – Friedberg (Hess) – Frankfurt (Main) Hbf – Stuttgart Hbf – München Hbf – Salzburg Hbf – Klagenfurt Hbf ein Zugpaar
(vom 13. Dezember 2009 bis zum 10. Dezember 2011)* mit Fahrtrichtungswechsel Nahverkehr
Im Bahnhof Gießen halten eine Reihe Nahverkehrszüge. Hier halten die RegionalExpress-Züge Frankfurt Hbf–Siegen (Main-Sieg-Express) und Frankfurt Hbf-Kassel Hbf (Main-Weser-Express). Sämtliche Züge der Regionalbahn-Verbindungen Friedberg–Gießen haben hier ihren Anfangs- bzw. Endpunkt. Einzelne RegionalExpress-Verbindungen von Frankfurt Hbf nach Marburg halten auch im Gießener Bahnhof. Der Bahnhof Gießen ist auch Halt für den Mittelhessen-Express, welcher hier in Richtung Treysa und Dillenburg geflügelt wird. Der Gießener Bahnhof ist Anfangs- bzw. Endpunkt der Züge von/nach Gelnhausen (über Nidda), Fulda (über Grünberg und Alsfeld) sowie Limburg und Koblenz (über Wetzlar und Weilburg). Alle hier beginnenden bzw. endenden Züge (bis auf die Züge nach Gelnhausen) werden ab Fahrplanwechsel 2011/2012 am 11. Dezember 2011 von der Hessischen Landesbahn (HLB) betrieben. Ebenfalls gibt es ab dem Fahrplanwechsel eine Direktverbindung über Butzbach, Friedberg und Nidderau nach Hanau.
Verbindungsübersicht
←Linien →Friedberg (Hess) IC 26
IC-LinieMarburg (Lahn) Wetzlar EC 62
EC-LinieBad Nauheim Wetzlar RE/RB 25
LahntalbahnEnde Friedberg (Hess) RE 30
Main-Weser-ExpressMarburg (Lahn) Butzbach RE 30
Frankfurt Hbf–MarburgLollar Großen Linden RB 30
Friedberg–GießenEnde Beginn RB 30
Gießen–MarburgGießen Oswaldsgarten Butzbach
(2-stdl. Großen Linden)SE 30
Mittelhessen-ExpressGießen Oswaldsgarten Beginn RE 35
VogelsbergbahnGroßen Buseck Beginn RB 35
VogelsbergbahnGießen Licher Straße Beginn RB 36
Lahn-Kinzig-BahnGießen Erdkauter Weg Wetzlar RE 40/99
Main-Sieg-ExpressFriedberg (Hess) Dutenhofen (Wetzlar) SE 40
Mittelhessen-ExpressButzbach
(2-stdl. Großen Linden)Dutenhofen (Wetzlar) RB 40
DillstreckeEnde Stellwerke
Während die Signale und Weichen des Güterbahnhofs sowie des Bahnhofsteils Gießen-Bergwald noch von mehreren elektromechanischen Stellwerken vor Ort bedient werden, ist der Personenbahnhof seit Dezember 2004 mit einem elektronischen Stellwerk ausgestattet und wird aus der Betriebszentrale in Frankfurt am Main ferngesteuert.
Anbindung
Direkt vor dem Bahnhof befindet sich der Busbahnhof für die regionalen und lokalen Buslinien, etwa 150 m entfernt die Haltestellen für die Stadtbuslinien der Stadtwerke Gießen (heute MitBus). Weiter gibt es auf dem Bahnhofsvorplatz einen Taxistand und 22 Kurzzeitparkplätze. Der lokale Carsharing-Anbieter hat einen Stellplatz vor dem Bahnhof. Für längeres Parken stehen ein Park&Ride-Parkhaus mit 480 Plätzen zur Verfügung. Dieses ist durch eine Überführung und über Treppen und Aufzüge mit den Gleisen 1 bis 5 verbunden, so dass hier bereits ein barrierefreier Zugang besteht. 380 überdachte Fahrradabstellanlagen befinden sich an der Lahnstraße und dem Alten Wetzlarer Weg. Am Bahnhofsvorplatz und am Alten Wetzlarer Weg sind die 292 Abstellplätze an Fahrradbügeln nicht überdacht.
Planungen
Der Bahnhofsvorplatz wurde 2006 von der DB an die Stadt Gießen verkauft, die ihn langfristig völlig neu gestalten möchte. Nach den am 1. Dezember 2009 vorgestellten Planungen sollen die ehemaligen Abstellgleise zwischen Bahnsteig 1 und der DB-Mitarbeiterkantine durch eine Busspur ersetzt werden. An dieser Busspur sollen die Stadtbusse ankommen und abfahren sowie Taxis warten können. Vor dem Empfangsgebäude soll ein Platz gestaltet werden, auf dem Taxis und an dessen nördlicher Seite die Regionalbusse an vier Bussteigen abfahren können. Auf den bisherigen Stadtbushaltestellen sollen zum Teil Kurzzeitparkplätze für PKW entstehen und südlich davon soll ein z.T. überdachtes Fahrradtiefgeschoss mit rund 400 zum Teil kostenpflichtigen Plätzen gebaut werden. Ein Pausenparkplatz für Busse soll hinter der alten Post unterhalb eines neuen PKW-Parkhauses entstehen. Langfristig ist die Verlängerung des Bahnhofstunnels zur Lahnstraße geplant. Dort könnte auf dem ehemaligen Güterbahnhof ein Platz mit nördlicher und südlicher Bebauung entstehen und Fernbusse abfahren.
Literatur
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnenbauten- und strecken 1839-1939. 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 172ff.
- Hugo Merk: Die Eisenbahn in Gießen und das Betriebswerk Gießen. EK-Verlag, Freiburg 1993, ISBN 3-88255-577-7.
- Rudolf Metzger: Historisches in Wort und Bild rund um den Gießener Bahnhof. Neue Aufschlüsse aus alten Foto-Dokumenten. In: Oberhessischer Geschichtsverein Gießen (Hrsg.): In Bildern lebt „Alt-Gießen“ fort. Geschichte und Geschichten aus Gießen. Gießen 1996, ISBN 3-9805492-0-8, S. 89–93.
Einzelnachweise
- Gießener Anzeiger: Gießens Bahnhof bekommt endlich neue Unterführung
- Gießener Anzeiger: Bagger, Bohrgeräte und Laderaupen geben den Ton an
- ↑ Artikel der Frankfurter Rundschau
- ↑ Auf Durchreise, Gießener Allgemeine, Samstag, 17. April 2010, Nummer 89, S.72
- ↑ Gießener Allgemeine: Unterführung am Bahnhof ist freigegeben
- ↑ Gießener Anzeiger: Gießens Bahnhof bekommt endlich neue Unterführung
- ↑ Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd: Direktverbindung Siegen - Österreich nimmt am 13. Dezember Verkehr auf. Pressemitteilung vom 24. August 2009 (PDF; 116 KB). Abgerufen: 13. September 2009.
- ↑ Eurocity für Siegen, Sauerlandkurier, Artikel vom 27. Mai 2009
Weblinks
Commons: Bahnhof Gießen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Sachgesamtheit Hauptbahnhof. In: denkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Bahnhofsplan (PDF-Datei; allerdings leicht fehlerhaft, was die Nummerierung der Gleise und die Brückenaufgänge betrifft; 90 kB)
- ICE-Umleitung in Gießen
Kategorien:- Bahnhof in Mittelhessen
- Keilbahnhof
- Bauwerk in Gießen
- Verkehr (Gießen)
- Kulturdenkmal im Landkreis Gießen
- Neuromanisches Bauwerk in Hessen
- Erbaut in den 1910er Jahren
Wikimedia Foundation.