VW Typ 34

VW Typ 34
VW Typ 34, der große Karmann Ghia
VW Typ 34, Karmann Ghia 1600 L
Großer Karmann Ghia

Der VW Typ 34 ist der „große Karmann-Ghia“ ['gia] (nicht ['dʒia]), das im wesentlichen zweisitzige Coupé-Sportmodell als Parallelangebot der vier- oder fünfsitzigen luftgekühlten VW jener Jahre. Er wurde im Lohnauftrag für VW bei Karmann in Osnabrück gebaut.

Inhaltsverzeichnis

Positionierung in der Modellpalette

Wie der „kleine“ Karmann-Ghia ist auch der große Karmann immer mit der jeweils stärksten Motorisierung und der besten Ausstattung des Wolfsburger Parallelmodells VW Typ 3 ausgeliefert worden. Der Wagen sei kein echter Sportwagen, sonder „A Ladies' Sportscar“; wie VW betonte. Der große Karmann-Ghia war vor allem als Zweitwagen der Dame des Hauses vermögender Schichten und als Gefährt von Akademikerinnen zu finden. Die Viersitzigkeit gilt allenfalls für die Mitnahme kleiner Kinder auf den hinteren Notsitzen.

Er ist nicht der Nachfolger des „kleinen Karmann Ghia“ (VW Typ 14), sondern beide wurden parallel produziert und angeboten. Während der Typ 14 auf einem (leicht modifizierten) VW-Käfer-Fahrgestell aufbaut, basiert der Typ 34 auf dem VW Typ 3 (VW 1500/1600), und teilt sich mit diesem den Plattformrahmen mitsamt Achsen und Antrieb. Bis zum Erscheinen des VW 411, d. h. von Ende 1961 bis 1968, war der große Karmann der teuerste und schnellste Personenwagen im Angebot von VW.

Der Typ 34 ist ein offiziell viersitziger geschlossener Personenwagen mit Heckmotor und Heckantrieb. Die Räder haben Einzelradaufhängung und hatten zunächst rundum Trommelbremsen. Die 6 V-Lichtanlage wurde ab August 1966 durch eine 12 V-Anlage ersetzt, im gleichen Zuge erhielten die Vorderräder Scheibenbremsen. Ein Jahr später verschwand die etwas problematische hintere Pendelachse; das Modell erhielt eine moderne Schräglenker-Hinterachse. Seither war (für die letzten zwei Produktionsjahre) auch eine Automatik optional.

Zum 1. September 1961 begann die Serienfertigung des mit einem 1,5l-Vierzylinder-Boxer (45 PS) ausgerüsteten Fahrzeuges. Es erreicht damit eine Höchstgeschwindigkeit von 137 km/h. Kurz darauf erschien das S-Modell mit zwei Vergasern, höherer Verdichtung und 54 PS. Diese Leistung sollte der große Karmann bis zum Ende seiner Bauzeit behalten.

Neben dem Coupé sollte ursprünglich, wie beim kleinen Karmann-Ghia, auch eine Cabriolet-Version angeboten werden. Über die Anzahl der Cabriolet-Prototypen wird spekuliert; es gilt als sehr wahrscheinlich, dass elf Fahrzeuge (Prototypen und Nullserie) bei Karmann in Osnabrück gebaut wurden.

Eines dieser Fahrzeuge, ein weißes Nullserienfahrzeug von 1963, steht im (nicht öffentlich zugänglichen) Karmann-Werksmuseum in Osnabrück. Im VW-Werksmuseum steht ein silbernes Cabriolet, fälschlicherweise mit der Bezeichnung „Prototyp“ und der Jahreszahl 1962. Hier handelt es sich um einen authentischen Nachbau (vermutlich von Karmann) auf der Basis eines Coupés von 1969.

Das nordrhein-westfälische Unternehmen Lorenz (Wetter an der Ruhr) baute auf Kundenwunsch Coupés zu Cabriolets um. Es dürften rund 20 Lorenz-Umbauten entstanden sein.

Der Typ 34 war kein wirtschaftlicher Erfolg. Insgesamt wurden nur 42.505 Fahrzeuge dieses Typs gefertigt. Offizieller Nachfolger war der Porsche 914.

Karmann-Ghias als Oldtimer

Die geringe Verbreitung macht den großen Karmann mittlerweile zur großen Rarität auf den Straßen. Die Technik ist relativ simpel, gut zu warten und zu reparieren, auch Ersatzteile zum Antrieb und zum Chassis sind gut verfügbar. Jedoch gelten viele Karmann-spezifische Teile der Karosserie als hoch problematisch. Im Gegensatz zum VW Käfer und zu den technikgleichen VW-Modellen des VW Typ 3 hat auch der große Karmann wie sein kleiner Bruder alle Kotflügel geschweißt statt angeschraubt. Frontmasken, Stoßstangen, Windschutzscheiben und Rückleuchten sollen zur Ersatzbeschaffung große Probleme aufwerfen; oftmals müssen Schlachtfahrzeuge benötigte Teile spenden. Daher sind einwandfreie "Vierunddreißiger-Karmänner" heutzutage fünfstellig zu bezahlen.

Technische Daten

Typ 1500 1500 S 1600 L 1600 LE
Motor flachgebauter Vierzylinder-Viertakt-Boxer-Heckmotor; luftgekühlt; zentrale Nockenwelle; über Stoßstangen und Kipphebel betätigte hängende Ventile; Ölbadluftfilter; Zündfolge 1-4-3-2
Bohrung x Hub (mm x mm) 83 x 69 85,5 x 69
Hubraum (cm³) 1493 1584
Leistung (PS / kW) bei 1/min 45 (34) bei 3800 54 (40) bei 4200 54 (40) bei 4000
Drehmoment (kpm / Nm) bei 1/min) 10,8 (106) bei 2000 10,8 (106) bei 2400 11,2 (110) bei 2200
Verdichtung 7:1 8,5:1 7,7:1
Benzin Normal Super Normal
ein Flachstrom- Vergaser Solex zwei Fallstrom- Vergaser Solex Einspritzung Bosch D-Jetronic
Getriebe Viergang-Schaltgetriebe, ab 9/67 auch Dreigang-Automatik
Radstand (mm) 2400
Spur vorne/hinten (mm) 1310/1346
Länge x Breite x Höhe (mm) 4280 x 1620 x 1335
Leergewicht (kg) 910,

Automatik: 940

Gesamtgewicht (kg) 1250 1280 1310,

Automatik: 1340

Höchstgeschwindigkeit (km/h) 137 150 150

Automatik: 140

Beschleunigung von 0-100 km/h (s) 22,5 19 19,

Automatik: 25

Bauzeit 1961 - 1962 1962 - 1965 1965 - 1969 1968 - 1969

Hinweis zur Tabelle

In der Tabelle wird als Motorisierung "1600 LE" aufgeführt. Es ist richtig, dass der VW 1600 (Typ 3) mit Einspritzanlage erhältlich war. Für den Karmann Ghia Typ 34 sind aber keine offiziellen Unterlagen und auch keine Fahrzeuge bekannt, die werksseitig mit Einspritzmotor ausgeliefert wurden. Es ist daher fraglich, ob diese Mehrausstattung für den Typ 34 überhaupt erhältlich war.

Literatur

  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1945-1975, Motorbuchverlag, ISBN 3-87943-391-7

Weblinks


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