- Gebirgsformen
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Gebirge ist ein in sich zusammenhängendes Relief der Erdoberfläche, das sich aus der flacheren Umgebung erhebt, und ist durch den Gebirgsfuß gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Definition und Sprachgebrauch
Unter einem Gebirge versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch
- eine Gruppe von Bergen, als Gebirgsgruppe oder Gebirgszug
- eine gebirgige geografische Region, ein Gebirgsland
Das Wort „Berg“ hat hingegen eine regional unterschiedliche Wahrnehmung. Erhebungen wie der Wilseder Berg, der mit nur 169 m die Umgebung Lüneburgs dominiert, würden in Alpenländern allenfalls als Hügel bezeichnet. Im allgemeinen bezeichnet „Berg“ einen einzelnen Gipfel oder Kammlinie, und „Gebirge“ eine Häufung von mehr oder minder verbundenen Gipfeln, oder eine Häufung von Einzelgebirgen (Gebirgsgruppen oder -züge). „Hügelland“ steht für Ansammlungen von Kleinerhebungen, ohne dass eine genau Abgrenzung möglich wäre.
Die Geologie hingegen nimmt bei ihrer Definition auf den „Gebirgsfuß“ Bezug:[1] Der Gebirgsfuß bzw. Rumpf eines Gebirges, wenn er freiliegt, ist das Grundgebirge, der bei den jüngeren Gebirgen noch vom Deckgebirge überlagert ist, und dann oft in große Tiefen gedrückt wird (bis in die Moho). „Gebirge“ steht in letzteren Begriffen schon im geologischen Sinne als „Gesteinseinheit“.
Hochländer, wie beispielsweise Tibet, gelten nicht als Gebirge, da sie nur geringe Höhenunterschiede aufweisen. Im Gegensatz dazu kann manches Gebiet an einer Steilküste trotz relativ geringer Meereshöhe als gebirgig gelten.
Siehe dazu: die EU-Definition Gebirgsland: Klassifizierung nach Höhenlage und Steilheit.
Gebirgsformen
Man unterscheidet Mittelgebirge und Hochgebirge anhand ihrer Höhe; die Unterscheidungsgrenze liegt in Europa bei etwa 1500 m.
Gebirge lassen sich auch noch ihrer generellen geomorphologischen oder orographischen Form klassifizieren. Maß hierzu sind die Reliefenergie, und Dominanz und Schartenhöhe der Einzelgipfel und Gebirgsgruppen:
- Massengebirge: deutlich geschlossene Erhebung gegenüber dem Umland, die jedoch keine erkennbare Hauptrichtung einzelner Gebirgszüge aufweisen (Harz, Französisches Zentralmassiv)
- Kammgebirge: Linienförmig aneinandergereihte Bergzüge mit einer einzigen Hauptkammlinie (Riesengebirge, Bachergebirge der Alpen)
- Gratgebirge: Linienförmig aneinandergereihte Bergzüge mit ausgeprägten, verästelten Kammlinien (Taunus, Salzburger Schieferalpen)
- Kettengebirge: Linienförmig aneinandergereihte Bergzüge mit mehreren, parallel gestaffelten Gebirgskämmen (Alpen, andere alpinide Gebirge)
- Kuppengebirge: Gebirge mit unregelmäßig aufragenden Gipfeln, die sich aus einem gemeinsamen Gebirgsfuß erheben (Frankenwald, Randgebirge der Alpen)
- Plateaugebirge: Gebirge, bei denen nurmehr der Fuß erhalten ist, und sich keine Kammlinie und wenig Gipfelbildung abzeichnet (Schwäbische Alb)
- Rumpfgebirge: Gebirge, von denen nur der Rumpf übriggeblieben ist, erhobene Hügellandschaft (Böhmische Masse)
- Schild: Ein alter Gebirgsrumpf als Tafelland, der als solcher nicht mehr erkennbar ist (Baltischer Schild)
Bezüglich ihrer Entstehung (Gebirgsbildung) und ihrem inneren Aufbau (Gesteinsprofil) unterscheidet man:
- Vulkanisches Gebirge, welche durch „Aneinanderwachsen“ mehrerer Eruptionsherde entstehen (Vogelsberg, Auvergne), oder sich aus einer einzelnen harten Ergussmasse bildet (Adamellogruppe)
- Tektonisches Gebirge, das durch Tektonik, also langsame Bewegungen der Gesteinsmassen entstanden ist:
- Deckengebirge entstehen durch starken seitlichen Schub ohne Ausweichmöglichkeit (Alpen)
- Faltengebirge durch plastische Verformung von Gesteinsschichten in Geosynklinalmeeren (Schweizer Jura)
- Bruchfaltengebirge, auch Bruchschollengebirge durch Faltung und Zerbrechen der Decken (Rocky Mountains)
- durch reine Bruchtektonik entstehen folgende Formen:
- Blockgebirge
- Schollengebirge
- Bruchgebirge
In einem Großgebirge können sich verschieden Gebirgsformen durchaus mischen, so zeigt die komplexe Faltungs- und Überschiebungsgeschichte der Alpen zahlreiche Kleinformen anderer Gebirgstypen.
Ausmaße
Der längste oberirdische Gebirgszug der Erde wird von Anden und Rocky Mountains gebildet und reicht etwa 15.000 km von Alaska im Norden bis nach Feuerland im Süden. Man nennt ihn amerikanische Kordilleren. Auch die Gebirge Eurasiens bilden eine ähnlich lange, allerdings stark gegliederte Gebirgskette, weil sie fast gleichzeitig durch die alpidische Geodynamik entstanden sind.
Hingegen haben die erdähnlichen Planeten Venus und Mars kaum solche Bergketten, sondern eher einzelne Massive - was eine Folge der unterschiedlichen Gebirgsbildung ist.
Daneben gibt es lange Gebirgszüge im Meer, die sogenannte mittelozeanischen Rücken. Beispielsweise liegt der mittelatlantische Rücken an der Grenze der Kontinentalplatten von Amerika einerseits und Europa - Afrika andererseits.
Europäische Gebirge
Deutschland
Siehe auch: Liste der Gebirge und Höhenzüge in Deutschland
Hochgebirge
Die Bayerische Alpen an der Südgrenze Oberbayerns und Schwabens von Bad Reichenhall bis ins Allgäu
Mittelgebirge
Ahrgebirge, Bayerischer Wald, Ebbegebirge, Eggegebirge, Eifel, Elstergebirge, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Fränkischer Jura (Altmühlalb), Fränkische Schweiz, Harz, Haßberge, Hunsrück, Kellerwald, Kyffhäuser, Leinebergland, Nordpfälzer Bergland, Odenwald, Rhön, Rothaargebirge, Sauerland, Schwäbische Alb, Schwarzwald, Spessart, Stemweder Berg, Taunus, Teutoburger Wald, Thüringer Wald, Vogelsberg, Weserbergland, Westerwald, Wiehengebirge, Zittauer Gebirge (Dammer Berge)
Österreich
Hochgebirge
- Alpen (Österreichische Zentralalpen, Niedere Tauern, Hohe Tauern), Ötztaler Alpen, Silvretta usw.
- Nördliche Kalkalpen (ca. 500 km, etwa 50 Gebirgszüge)
- Südliche Kalkalpen, Karawanken, Lienzer Dolomiten usw.
Mittelgebirge
- Bayerischer Wald bzw. Böhmerwald, Teile des Waldviertels
- Voralpen (von Niederösterreich bis zum Bregenzer Wald)
- niedere Gebirgszüge der Kalkalpen
Schweiz
Italien, Frankreich
- Alpen (Süd- bzw. Westalpen), Kalkalpen
- Apennin, Ätna
- französisches Zentralmassiv, Vogesen usw.
- Pyrenäen
Tschechien, Polen, Slowakei
- Erzgebirge, Sudeten mit Isergebirge, Riesengebirge und Altvatergebirge, Beskiden, Český les und Šumava (Böhmerwald), Böhmisches Mittelgebirge, Böhmisches Paradies, Lausitzer Gebirge, Elbsandsteingebirge (Böhmische Schweiz), Karpaten (Kleine und Weiße Karpaten, Hohe und West‑ Tatra, Ostkarpaten), Niedere Tatra, Kleine (Malá) und Große (Velká) Fatra, Slowakisches Erzgebirge, Slowakisches Paradies
Übriges Europa
- Pyrenäen, Sierra Nevada, Ardennen, schottische Highlands,
- Karpaten, Balkangebirge, Dinarisches Gebirge, Šar Planina,
- Chibinen, Pirin, Rila, Rhodopen,
- Kaukasus usw.
Große Gebirge anderer Kontinente
Asien
- Ural, Altai, Tianshan, Kunlun, Stanowojgebirge, japanische Alpen
- Taurus, Elburs, Kaukasus, Zagros
- Hindukusch, Pamir, Karakorum, Himalaya, Transhimalaya usw.
Afrika
Atlas, Hoggar, Kilimandscharo-Massiv, Mount-Kenya-Massiv, Ruwenzori-Gebirge, Brandbergmassiv
Australien
Great Dividing Range, Snowy Mountains (auch Australische Alpen), Neuseeländische Alpen
Nordamerika
Rocky Mountains, Appalachen, Sierra Nevada (Vereinigte Staaten), Green Mountains
Südamerika
Anden (Kordilleren)
Antarktis
Siehe auch
- Landformenkunde
- Gesteinskunde
- Höchster Berg
- Orografie: Gebirgspass, Klimascheide, Wasserscheide
- Bergsteigen, Klettern, Ski alpin
- Bergbauer
- Die Erde in Daten und Zahlen
Weblinks
- Die Gebirge der Welt im Schnellüberblick, lexolino.de
Einzelnachweise
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