- Geschichte Kubas
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Das Präkolumbische Kuba
Archäologische Funde zeigen, dass Kuba spätestens seit der Zeit um 2000 v. Chr. von Menschen bewohnt ist. Die Besiedlung erfolgte wahrscheinlich in mehreren Wellen, deren zeitliche Festlegung aber sehr unsicher scheint. Um 1500 war die indianische Bevölkerung folgendermaßen verteilt: Im Westen Kubas lebten die Ciboney, ganz im Westen die Guanahatabey. Mittel- und Ostkuba wurde von den Taino besiedelt. Sie bauten bereits die bis heute auf Kuba genutzten Feldfrüchte Maniok, Süßkartoffeln, Erdnüsse und Tabak an. Die Taino lebten in Hütten (bohío) aus Palmholz, wie sie auch heute noch auf dem Land zu finden sind. Ihre Spuren haben die Indianer auch in der Sprache hinterlassen. Viele Ortsnamen auf Kuba gehen auf indianische Wörter zurück. Auch das spanische Wort für Hurrikan (hurracán), geht auf die Sprache der karibischen Indigenen zurück und bedeutet soviel wie Gott des Windes.
Entdeckung – Eroberung – Kolonisierung
Christoph Kolumbus entdeckte die Insel auf seiner ersten Reise an der Bucht von Bariay im Nordosten der Insel am 27. oder 28. Oktober 1492 und nahm sie für Spanien in Besitz. Von 1511 bis 1515 wurde die Insel im Auftrag des Königs Ferdinand durch Diego Velázquez de Cuéllar erobert. Dieser brach mit seiner Gefolgschaft den ersten Widerstand der Indianer unter der Führung des Kaziken Hatuey. Die indianische Bevölkerung ging durch Kriege gegen die Spanier, eingeschleppte Krankheiten (Pocken), Zwangsarbeit und Unterernährung stark zurück. Bemühungen von Seiten der Kirche, besonders des Dominikanerordens, und des spanischen Staates, die Indianer vor der Willkür der Kolonisten zu schützen, hatten wenig Erfolg. Bartolomé de las Casas, der als Feldkaplan an der Eroberung teilgenommen hatte, verzichtete 1514 aus Gewissensgründen auf seine Encomienda und engagierte sich gegen die Unterdrückung der Indianer. Auf sein Betreiben ordnete König Karl V 1542 die sukzessive Aufhebung der Encomiendas an, was sich in Kuba auch relativ schnell durchsetzte. Kuba wurde Teil des Vizekönigreichs Neu-Spanien und hatte darin den Status eines Generalkapitanats (Capitanía General).
Frühe Kolonialzeit
- Wirtschaft
Das erste Ziel der Spanier war die Ausbeutung der Goldressourcen, die jedoch sehr bald erschöpft waren. Viele wanderten infolgedessen nach Mexiko ab. Kuba blieb nur dünn besiedelt. Die Wirtschaft beruhte auf einer extensiven Landwirtschaft: Anbau der indianischen Kulturpflanzen, Viehhaltung, Imkerei und den tropischen Hölzern der noch weitgehend bewaldeten Insel. Die Landesteile abseits von Havanna lebten vor allem von Selbstversorgung und etwas Schmuggel. Im 17. Jahrhundert wurde das Landesinnere in einem zweiten Siedlungsschub erschlossen und weitere Orte gegründet.
Durch die Verlegung des Gouverneurssitzes wurde Havanna 1607 zum politischen Zentrum der Insel. Auch wirtschaftlich gewann die Stadt aufgrund ihrer Lage zunehmend an Bedeutung. Von dort aus konnte man den Zugang zum Golf von Mexiko kontrollieren und unter Ausnutzung des Golfstroms über den Atlantik nach Europa segeln. Ab den sechziger Jahren des 16. Jahrhundert war der Hafen von Havanna der Sammelpunkt der Flotten aus den spanischen Kolonien Amerikas, die Silber und andere Waren nach Sevilla und Cádiz brachten. Havanna war der Brückenkopf der Neuen Welt im transatlantischen Handel. Die Wirtschaft Kubas war auf die Versorgung Havannas und der Flotten mit Nahrungsmitteln und Gütern ausgerichtet.
- Gesellschaft
Die koloniale Gesellschaft Kubas lässt sich rechtlich und soziokulturell folgendermaßen gliedern. Weiße bildeten bald die Mehrheit. Aber nur wer in Spanien geboren, aufgewachsen und ausgebildet war, die sogenannten peninsulares, konnte in die höheren Verwaltungs- und Kirchenämter aufsteigen. Außerdem dominierte dieser Personenkreis den Handel. Die in Kuba geborenen Nachfahren von Spaniern, die Kreolen, stellten den größten Teil der Bevölkerung. Die auf die ersten Siedler zurückgehenden Familien konnten ihr Land oft zum Großgrundbesitz ausbauen, den sie als Viehzüchter oder Pflanzer bewirtschafteten. Der Grundbesitz bildete die Grundlage ihrer Macht, die sie als Oligarchie in lokalen Ämtern in Politik und Kirche ausübten. Daneben gab es eine große Zahl von Mittel- und Kleinbauern, die das Land zwischen den großen Gütern bewirtschafteten und nach und nach auch die abgelegeneren Gegenden erschlossen.
Der generelle Mangel an Arbeitskräften in Kuba wurde durch die Einführung von Sklaven aus Afrika ausgeglichen. Sklaven wurden in allen Wirtschaftsbereichen eingesetzt, als Hauspersonal, in kleinen ländlichen und städtischen Produktionsbetrieben oder als Bergarbeiter. Auch bei ihnen unterschied man zwischen in Kuba geborenen, spanischsprachigen Schwarzen Kreolen und in Afrika geborenen bozales. Das Rechtssystem erlaubte den Sklaven eigenen Besitz, die Möglichkeit sich und die eigene Familie damit freizukaufen, die freie Wahl eines Ehepartners und sogar die Suche nach einem neuen Herren. Sklaven konnten sich zu Vereinigungen, sogenannten cabildos, zusammenschließen, die von Schwarzen gleicher ethnischer oder ähnlicher kultureller Herkunft gebildet wurden. Diese Institution ermöglichte ihnen, afrikanische Kulturelemente zu bewahren und weiterzugeben. Darunter auch religiöse Vorstellungen, die sich mit dem Katholizismus, denn jeder Sklave musste getauft sein, zu den synkretistischen afrokubanischen Kulten, z. B. der Santería vermischten, die noch heute weit verbreitet sind.
Eine Zwischenstellung nahmen die freien Farbigen ein. Besondere rechtliche und soziale Verhältnisse ermöglichten in Kuba eine ausgeprägte Vermischung der Rassen und Kulturen. Hier gab es eine beachtliche Anzahl freier Schwarzer, die auf freigelassene bzw. freigekaufte Sklaven zurückgingen. Im Gegensatz zur spanisch-kreolischen Oberschicht achteten die unteren weißen Schichten nicht auf die „Reinheit des Blutes“ und vermischten sich mit Indianern und freien Schwarzen. Mischehen waren nicht unüblich und – wenn auch begrenzt – akzeptiert. Mulatten und freie Schwarze arbeiteten meist als Handwerker oder Gewerbetreibende, Berufe, die wegen ihres niedrigen Status von Weißen gemieden wurden. Sie stellten die Unter- und Mittelschicht der Städte. Auf dem Land, besonders im Osten, lebten sie als Kleinbauern.
Indianer und Mestizen wurden im Zensus schon bald nicht mehr als eigene Gruppe erfasst, sie waren in den Bevölkerungsgruppen der Kreolen und der Farbigen aufgegangen. Am Rande der kolonialen Gesellschaft standen entlaufene Sklaven (Cimarrón) und Restgruppen von Indianern, die in abgelegenen Gebieten zurückgezogen lebten.
Späte Kolonialzeit
1762 eroberten britische Truppen durch die Belagerung von Havanna die Stadt Havanna. Die kurze Zeit des Freihandels gab dem kreolischen Bürgertum auf Kuba eine Vorstellung davon, wie viel es ohne die kolonialen Fesseln Spaniens verdienen konnte, denn das spanische Kolonialsystem lenkte den gesamten Handel über spanische Häfen und erhob selbst für den Handel unter den spanischen Kolonien hohe Import- und Exportabgaben. Ein Jahr später wurde Kuba im Frieden zu Paris im Tausch gegen Florida wieder Spanien zugeschlagen. Im Zuge des revolutionären Sklavenaufstandes auf Haiti 1791 flohen viele französische Großgrundbesitzer, die dort Zucker- und Kaffeeplantagen besessen hatten, nach Kuba. Unter ihrem Einfluss und mit ihren technischen Kenntnissen wurde nun Kuba für Spanien zu dem, was Haiti vorher für Frankreich gewesen war: Die Insel des Zuckers und des Kaffees. Wirtschaftlicher Aufschwung und der industrielle Einsatz von Sklaven waren die Folge.
Nach den Unabhängigkeitskämpfen in Süd- und Mittelamerika im 19. Jahrhundert wurde Kuba die wichtigste Kolonie Spaniens. Aber auch auf der „immer treuen Insel“ Kuba nahm die Unzufriedenheit der Kreolen mit der spanischen Herrschaft zu, anderseits regierte unter den sklavenhaltenden Zuckerplantagenbesitzern die Angst vor einem Sklavenaufstand nach haitianischem Vorbild, der ihre Privilegien beseitigen würde. Zwischen 1812 und 1844 ereigneten sich acht große Sklavenaufstände, die an der militärischen Übermacht der spanischen Kolonialtruppen und der Milizen der Sklavenhalter, besonders aber an der militärischen Unerfahrenheit der Sklaven scheiterten.
In dieser Zeit entstanden auf der Insel verschiedene Parteien mit unterschiedlichen Zielen:
- die Autonomisten wollten eine stärkere Unabhängigkeit Kubas unter Beibehaltung Spaniens als Schutzmacht.
- die Annexionisten kämpften für einen Anschluss Kubas an die USA.
- die Separatisten waren für eine völlige Loslösung Kubas von Spanien und die Schaffung einer Republik Kuba.
- die Monarchisten setzten sich für die fortdauernde Zugehörigkeit Kubas zu Spanien ein.
Autonomie
1868 scheiterte eine Delegation aus führenden Vertretern der kubanischen Kreolen mit dem Versuch, in Madrid eine größere Selbstständigkeit für die Insel zu erreichen. Die Delegation wurde in Madrid hingehalten und sollte schließlich nur noch einen Höflichkeitsbesuch beim Königshaus absolvieren, ohne ihre Forderungen vortragen zu können. Nach ihrer Rückkehr berichteten die Delegierten von der Aussichtslosigkeit in Bezug auf Reformen oder gar Autonomie. Die Folge war eine Stärkung der separatistischen Strömungen unter den Kubanern. Die Ausrufung der Republik Kuba durch Carlos Manuel de Cespedes im Grito de Yara (Kriegsruf von Yara) kann als unmittelbare Reaktion auf das Scheitern der Delegation gesehen werden.
Annexionismus
Im 19. Jahrhundert gab es sowohl auf kubanischer wie auf US-amerikanischer Seite Überlegungen Kuba an die USA anzuschließen.
- auf kubanischer Seite ging dieses Interesse besonders von den Zuckerplantagen-Besitzern des Westens aus, die sich einerseits durch die Kolonialherrschaft Spaniens in ihren wirtschaftlichen Interessen eingeschränkt fühlten, andererseits aber Angst hatten, dass ihnen ohne eine militärische starke Schutzmacht (Spanien oder USA) das gleiche Schicksal blühen konnte wie einst den Plantagenbesitzern auf Haiti: die Machtübernahme durch die zahlenmäßig überlegenen Sklaven.
- auf US-amerikanischer Seite waren es zunächst die Plantagenbesitzer der Südstaaten, die sich durch einen neuen Bundesstaat Kuba eine Stärkung ihrer Position innerhalb der USA erhofften. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg stieg zunehmend das wirtschaftliche Interesse der USA und das Interesse an der strategischen Bedeutung Kubas im Golf von Mexiko.
Seit 1842 gab es immer wieder militärische Invasionsversuche ohne offizielle Unterstützung der USA, die zu einer Angliederung Kubas an die USA führen sollten. Gaspar Cisneros Betancourt kann als der geistige Führer des kubanischen Annexionismus gesehen werden, Narciso López als Führer der militärischen Aktivitäten. Auf der anderen Seite standen die entschiedenen Befürworter eines souveränen kubanischen Nationalstaates wie José Antonio Saco und später José Martí.
Das Thema Annexionismus ist bis in die aktuelle Politik Kubas (2005) wirksam. Während die exilkubanischen Invasoren der Schweinebucht wie die meisten Exilkubaner in Florida sich deutlich als Annexionisten zu erkennen gaben, finden sich in der gegenwärtigen politischen Opposition in Kuba verschiedene Richtungen. Der Großteil der Dissidenten in der Versammlung zur Förderung der kubanischen Zivilgesellschaft (APSC, Marta Beatriz Roque) bekennt sich offen zu ihrer Unterstützung durch die US-amerikanische Regierung und die Exilorganisationen in Florida, während ein kleinerer Teil die Nähe zur US-amerikanischen Politik ablehnt. Hauptargument der kubanischen Regierung gegen die Mehrzahl der Dissidenten ist daher auch die „Verteidigung kubanischer Souveränität“ gegen den Annexionismus.
Der Kampf um die Unabhängigkeit
Kuba war die letzte große spanische Kolonie, die ihre Unabhängigkeit nach einem 30-jährigen Guerillakrieg gewann. Der Krieg der so genannten Mambíses gegen Spanien begann 1868, nachdem alle Versuche des kubanischen Bürgertums, von Spanien größere Freiheiten, besonders im Außenhandel, zu erhalten, fehlgeschlagen waren. Der Unabhängigkeitskrieg lässt sich in drei Phasen einteilen:
Der lange Krieg (Guerra Larga) 1868–1878
→ Hauptartikel Zehnjähriger Krieg
Der Guerra Larga begann mit dem Ruf von Yara (Grito de Yara) und endete mit dem Frieden von Zanjón.
Am 10. Oktober 1868 rief Carlos Manuel de Céspedes im Kriegsruf von Yara von der Ostprovinz Kubas Oriente aus das kubanische Volk zum Krieg gegen die spanische Kolonialmacht auf. Er ließ seine Sklaven frei und besetzte mit einer kleinen Armee die Stadt Bayamo. Als die spanischen Truppen Bayamo zurückerobern wollten, zündeten die Einwohner der Stadt ihre eigenen Häuser an und schlossen sich den Aufständischen an. Ein Gedicht, das dieses Ereignis feiert, wurde zur kubanischen Nationalhymne La Bayamesa. Innerhalb eines Monats wuchs die Revolutionsarmee von 147 auf über 12.000 Mann an, unter ihnen viele Sklaven.
Kurze Zeit später bildeten sich auch in Camagüey in Zentralkuba (Ignacio Agramonte u. a.) und Las Villas in Westkuba (Eduardo Machado, Carlos Roloff) starke revolutionäre Militärverbände. Aufgrund des Widerstandes der Zuckerplantagenbesitzer unter dem Anführer der Reformisten Havannas José Morales Lemus blieb der geplante und strategisch entscheidende Angriff auf den Westen der Insel jedoch aus.
Das Parlament der Republik in Waffen, wie sich die kubanische Untergrundbewegung nannte, bestand in ihrer politischen Führung zum größten Teil aus Großgrundbesitzern, die sich von einer Unabhängigkeit Kubas freien Handel mit dem Ausland, besonders den USA, versprachen. Sie widersetzten sich stets der Forderung, den Krieg auch auf den kubanischen Westen auszudehnen, wo sich die großen Zuckerrohrfelder befanden, aus denen Spanien die notwendigen finanziellen Mittel für den Kampf gegen die Aufstandsbewegung schöpfte. Nach vielen Misserfolgen gelang es dem spanischen General Arsenio Martínez-Campos, in einer politisch-militärischen Offensive die Aufstandsbewegung zu schwächen. 1878 kam es zum Frieden von Zanjón. Er gewährte den Kubanern und Kubanerinnen eine Vertretung in den spanischen Cortes und legte eine schrittweise Sklavenbefreiung fest, Kuba blieb jedoch ohne echte Autonomie.
Der kleine Krieg (Guerra Chiquita) 1878–1879
→ Hauptartikel Guerra Chiquita
Der Guerra Chiquita begann mit dem Protest von Baraguá und endete mit dem Exil Maceos.
Der stellvertretende Oberbefehlshaber der Revolutionsstreitkräfte Antonio Maceo weigerte sich, die Kapitulation anzuerkennen und erklärte bei einem Treffen mit Arsenio Martínez-Campos die Fortsetzung des Kampfes um die Unabhängigkeit Kubas (Protesta de Baraguá). 1879 musste jedoch auch er den Kampf einstellen und ging ins Exil nach Mexiko.
Der Unabhängigkeitskrieg (Guerra de Independencia) 1895–1898
→ Hauptartikel: Kubanischer Unabhängigkeitskrieg
Der Unabhängigkeitskrieg begann mit dem Grito de Baire (Kriegsruf von Baire) und endete mit der Besetzung Kubas durch die USA.
Zwischen 1879 und 1895 bereiteten sich kubanische Exilgruppen in den USA und Mexiko auf eine Rückkehr nach Kuba vor. Besonders aktiv bei der Organisierung war der Dichter, Journalist, Revolutionär und Freimaurer José Martí, dem es schließlich gelang, die beiden ehemaligen Oberbefehlshaber der Revolutionsstreitkräfte, Máximo Gómez und Antonio Maceo, wieder an einen Tisch zu bringen. Im Manifest von Montecristi (Manifesto de Montecristi) wurden die Bedingungen für eine Wiederaufnahme des Kampfes festgelegt. 1895 landeten die Revolutionäre mit einem Schiff im Osten Kubas. José Martí, der keine militärische Erfahrung besaß, fiel in einer der ersten Schlachten mit der spanischen Kolonialarmee. Der spanische Ministerpräsident Antonio Cánovas del Castillo entsandte eine Armee von 200.000 Soldaten unter dem Generalkapitän Valeriano Weyler y Nicolau auf die Insel. Seine drakonischen Methoden hatten zwar militärischen Erfolg, lösten aber weltweit Entrüstung aus, sodass Weyler 1897 zurückgerufen wurde, ein eigenes Ministerium für Kuba entstand und die Insel weitgehende Autonomie erhielt. Die Kubaner forderten jedoch vollständige Unabhängigkeit. Spanien gelang es diesmal nicht, die Aufstandsbewegung aufzuhalten, zumal der Kampf von Anfang an über ganz Kuba, also auch den für Spanien wirtschaftlich besonders wichtigen Westen der Insel, ausgedehnt wurde. Als in Spanien bereits öffentlich über einen Rückzug aus Kuba gesprochen wurde, griffen die USA 1898 ein und provozierten den Spanisch-Amerikanischen Krieg (Explosion auf dem Schlachtschiff "Maine" und Untergang im Hafen von Havanna mit 268 Toten). Historisch markiert dieses Datum den Eintritt der USA in den Kreis der imperialistischen Weltmächte. Statt seine Unabhängigkeit zu gewinnen, kam Kuba nun nach den Friedensverhandlungen zwischen Spanien und den USA in Paris, an denen die kubanische Unabhängigkeitsbewegung nicht teilnehmen durfte, unter die Herrschaft der USA, die erst 1902 eine Scheinrepublik erlaubten.
Das Platt-Amendment
Hauptartikel Platt Amendment
Die Verfassung Kubas von 1902 erhielt auf Druck der USA einen Zusatzartikel, das sogenannte Platt-Amendment, der den USA ein Recht auf militärisches Eingreifen zusicherte, falls sie ihre Interessen oder US-amerikanisches Eigentum auf Kuba in Gefahr sahen. Damit fehlte der neugegründeten Republik Kuba die wichtigste Voraussetzung eines unabhängigen Staates: die Souveränität. Tomás Estrada Palma wurde erster Präsident der Republik.
Im Platt Amendment sicherten sich die USA 1903 außerdem zwei Militärstützpunkte auf der Insel: Bahía Honda, das 1912 zurückgegeben wurde, und die Guantánamo-Bucht, die bis heute von US-amerikanischem Militär besetzt gehalten und seit dem Krieg in Afghanistan zur völkerrechtswidrigen Inhaftierung von Kriegsgefangenen verwendet wird.
Kuba im 20. Jahrhundert
Die Pseudo-Republik
Zwischen 1906 und 1919 intervenierten die USA mehrfach militärisch auf Kuba (Kanonenbootpolitik), um „US-amerikanisches Eigentum zu schützen“. Die Republik Kuba, die aufgrund des Platt-Amendments keine Souveränität besaß, wurde so zur Pseudo-Republik, in der die wichtigsten Entscheidungen von der US-amerikanischen Botschaft aus gefällt wurden, einschließlich der Entscheidung darüber, ob ein gewählter Präsident im Amt bleiben durfte. So z.B. intervenierten die USA, um die Wahl von Alfredo Zayas 1917 zu verhindern. Als Zayas 1920 wieder gewählt wurde, musste er sein gesamtes Kabinett zur Genehmigung des US-Generals Crowder vorlegen.
Die Machado-Diktatur
1925 gelangte General Gerardo Machado y Morales ins Präsidentenamt. In seine Wahl war von den US-amerikanischen Großunternehmen Rockefeller, Guggenheim und Morgan insgesamt eine Million Dollar investiert worden. Machado vertrat einen extrem nationalistischen Kurs, was ihm auch den Namen „tropischer Mussolini“ einbrachte. Vom ersten Tag seiner Präsidentschaft an verfolgte er politische Gegner, die er ermorden ließ oder ins Exil trieb, darunter auch sein Vorgänger Mario Garcia Menocal. Bald entstand eine breite politische Bewegung von der bürgerlichen Oberschicht bis hin zur Arbeiterbewegung. Die Terrororganisation ABC, die sich hauptsächlich aus der bürgerlichen Jugend rekrutierte, verübte zahlreichen Anschläge auf Persönlichkeiten der Machado-Regierung, worauf Machado jeweils die mehrfache Zahl an politischen Häftlingen ermorden ließ. Unter Machado wurde die Garotte, das Würgeeisen, wieder zur Ausführung der Todesstrafe eingeführt. Ein 44-facher Mörder wurde Chef der Militärpolizei, Schwerverbrecher wurden im Gefängnis bewaffnet, um 70 politische Häftlinge umzubringen. 1929 veranstaltete Machado eine Scheinwahl, deren einziger Kandidat er selbst war. Die Hoffnungen in der Bevölkerung, den Diktator durch Abwahl loszuwerden, zerschlugen sich, und der Widerstand wuchs.
1933 wurde der Diktator Machado von einer breiten Volksbewegung gestürzt. Neuer Machthaber wurde der Sergeant Fulgencio Batista Zaldívar, der als »Führer der Revolution« von 1933 bis 1939 zum Oberbefehlshaber der Armee wurde. In dieser Funktion beeinflusste er die Regierungsgeschäfte entscheidend. So setzte er den Präsidenten Ramón Grau San Martín ab und Carlos Mendieta Montefur als neuen Präsidenten ein, gestützt auf die kubanische Armee und die immer präsente Interventionsdrohung der USA, repräsentiert durch den Botschafter Jefferson Caffery.
Die Herrschaft Batistas
Von 1940 bis 1944 war Fulgencio Batista Präsident Kubas. 1944 wurde Batista als Präsident von Grau San Martín abgelöst und verließ Kuba, um nach Florida zu gehen. Von dort aus bewarb er sich 1948 um einen Sitz im kubanischen Senat und investierte große Summen in seine Wahl. Er setzte seine Mittelsmänner, darunter auch Kommunisten, in den großen Organisationen ein und fand Unterstützung in der Armee, bei Unternehmern und Bänkern. Als deutlich wurde, dass die korrupte Regierung von Prío Socarrás die Wahlen des Jahres 1952 gegen die Partido del Pueblo Cubano (Ortodoxo) des Eduardo Chibás, trotz oder wegen des öffentlichen Selbstmordes von Chibás, verlieren würde, unternahm Batista einen Militärputsch. Batista wurde zum Diktator von Kuba und errichtete ein korruptes Regime, unter dem es zur Abschaffung der Verfassung von 1940 und zur Unterdrückung der Opposition kam.
Fidel Castro, ein junger Rechtsanwalt und Mitglied der Orthodoxen Partei von Chibás, klagte Batista wegen seines Militärputsches vor dem Obersten Gerichtshof an. Nachdem die Klage zurückgewiesen wurde, erklärte Castro, dass nun das in der Verfassung verankerte Widerstandsrecht nach Ausschöpfung aller legalen Mittel in Kraft getreten sei und bereitete den gewaltsamen Sturz Batistas vor.
Die Kubanische Revolution 1953–1959
Hauptartikel Kubanische Revolution
Am 26. Juli 1953 verübte eine Guerillatruppe unter der Führung des Rechtsanwalts Fidel Castro Ruz (* 13. August 1926) einen Angriff auf die Moncada-Kaserne von Santiago, der allerdings fehlschlug. Dies war der Beginn der Revolution unter Führung der Bewegung des 26. Juli (M-26-7). Die Ziele der Bewegung waren Sozialreformen, Demokratie und die Wiederherstellung der Verfassung von 1940. Nachdem Castro einige Jahre im Gefängnis verbrachte ging er ins Exil (zunächst in die USA, später Mexiko). Er kehrte 1956 mit 82 Guerilla-Kämpfern zurück.
Am 1. Januar 1959 eroberten Castros Revolutionäre die Hauptstadt Havanna, woraufhin Fulgencio Batista ins Exil floh. Fidel Castro übernahm am 13. Februar das Amt des Ministerpräsidenten.
Kuba nach der Revolution
Am 17. Mai 1959 kam es zur Einführung einer Land- und Agrarreform, die unter anderem die Beseitigung des privaten Großgrundbesitzes, Bildung von Kooperativen und staatlichen Betrieben und das Verbot von Landbesitz für Ausländer vorsah. Am 17. Juli 1959 wurde Osvaldo Dorticós Torrado (* 1919, † 1983) Präsident der Republik. Castro blieb Regierungschef.
Im Juli 1960 verhängten die USA über Kuba ein partielles Handelsembargo, dem sich als zweites Land nach den USA die Bundesrepublik Deutschland und später nahezu alle westlichen Staaten anschlossen, und das schließlich zu einem völligen Handelsboykott ausgedehnt wurde.
Schweinebucht-Invasion
Hauptartikel Invasion in der Schweinebucht
Am 17. April 1961 scheiterten von Guatemala aus eindringende Exilkubaner bei einem Angriff in der »Schweinebucht«. Am 2. Dezember 1961 fand die Proklamation der Sozialistischen Republik auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus statt. Im Februar des darauf folgenden Jahres verhängten die USA ein totales Embargo auf alle Einfuhren aus Kuba.
Kuba-Krise (Oktober-Krise)
Hauptartikel Kuba-Krise
Nach dem Scheitern der Schweinebucht-Invasion gab es in den Präsidenten-Beratungen unter Kennedy, die inzwischen nicht mehr der Geheimhaltung unterliegen, Überlegungen, Kuba noch einmal anzugreifen, diesmal aber unter direktem Einsatz von US-Truppen. Was fehlte, war ein brauchbarer Vorwand um den völkerrechtswidrigen Angriff auf Kuba zu rechtfertigen. Nach der Schweinebucht-Invasion wurden von der UdSSR Atomraketen auf Kuba stationiert, die unter anderem zur Abschreckung einer Invasion durch die USA dienten. Da die USA an der türkisch-sowjetischen Grenze ebenfalls Atomraketen stationiert hatte, sah die Sowjetunion in diesem Schritt ein „Gleichziehen“ im Sinne der Abschreckungsdoktrin des Kalten Krieges. Die Entdeckung sowjetischer Raketenbasen auf Kuba im September 1962 schien nach langer Überlegung der Präsidentenberater der gesuchte Anlass für einen Angriff auf Kuba zu sein. Im Oktober 1962 errichteten die USA eine totale Blockade über Kuba und bedrohten auf dem freien Meer sowjetische Handelsschiffe mit Warnschüssen. Der Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion schien greifbar nahe. Nach Geheimverhandlungen zum Abbau amerikanischer Atomraketen in der Türkei stimmten die Sowjets zu, auch die Raketenbasen auf Kuba zu eliminieren. Außerdem mussten die USA zusichern, keine weiteren Angriffe auf Kuba vorzubereiten. In der Öffentlichkeit war von diesem Geheimabkommen jedoch nichts bekannt, so dass die US-Regierung unter Kennedy als Sieger gestärkt aus der Oktober-Krise hervorging.
Kubas Internationalismus
Von Anfang an definierte sich die kubanische Revolution internationalistisch und war global ausgerichtet. Aus diesem Idealismus und dieser außenpolitischen Überlebensstrategie erwuchsen schon ein Jahr nach dem Triumph der Revolution auf Kuba militärische und zivile Einsätze in der südlichen Hemisphäre. Obwohl es noch selbst ein Entwicklungsland war, unterstützte Kuba afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Länder auf militärischem, medizinischem und pädagogischem Gebiet. Diese „Übersee-Abenteuer“ irritierten nicht nur die USA, sondern führten auch im Kreml häufiger zu Zähneknirschen.[1]
Ein großer Erfolg in Lateinamerika war der Aufstand der Sandinisten in Nicaragua, der zum Sturz des Somoza-Regimes im Jahre 1979 führte. Dieser war von Kuba offen unterstützt worden. Der kubanischen Unterstützung anderer Untergrundbewegungen in Lateinamerika, dem Hinterhof der USA, war dagegen weniger Erfolg beschieden. Ganz anders sah es dagegen auf dem afrikanischen Kontinent aus, wo Kuba insgesamt 17 Befreiungsbewegungen bzw. linksgerichtete Regierungen unterstützte und eine ganze Reihe von Erfolgen verbuchen konnte, u. a. in Äthiopien, Guinea-Bissau und Mosambik. Eine besondere Stellung unter diesen Ländern nimmt Angola ein.
Kuba in Angola
Hauptartikel Kubanischer Militäreinsatz in Angola
Kubas Engagement in Angola begann bereits in den 1960er Jahren, als erste Beziehungen mit der linksgerichteten angolanischen antikolonialen Befreiungsbewegung MPLA aufgenommen wurden. Die MPLA war die wesentliche Organisation im Kampf um die Unabhängigkeit von Portugal. Darüber hinaus gab es noch die westlich orientierte UNITA und die FNLA. Die Portugiesen zogen sich nach der Nelkenrevolution nach 400 Jahren Kolonialismus unerwartet schnell aus Angola zurück und die MPLA hatte die besten Voraussetzungen, die Macht in Angola zu übernehmen. In Verhandlungen war keine Einigkeit über die Interimspräsidentschaft bis zu den ersten vorgesehenen Wahlen zustande gekommen. Um die MPLA an der Regierungsübernahme zu hindern, hatten die USA und Südafrika der UNITA und FNLA Unterstützung zukommen lassen. Bis zur Unabhängigkeitserklärung am 11. November 1975 war es für diese unabdingbar, die Hauptstadt Luanda einzunehmen.
Im August 1975 marschierte die südafrikanische Armee mit geheimer Zustimmung der USA in Angola ein, um die UNITA und FNLA zu unterstützen. Es folgte eine wesentliche größere Invasion im Oktober. Mit Zustimmung der MPLA begann Kuba eine massive Intervention mit Kampftruppen, ohne sich aber mit der UdSSR abzustimmen. Diese Unterstützung im letzten Moment war entscheidend für das Zurückschlagen der Angriffe auf Luanda in der Schlacht von Kifangondo, für das Versinken der FNLA in die Bedeutungslosigkeit und für die Regierungsübernahme durch die MPLA.
Nach einem erneuten Einmarsch der südafrikanischen Armee zur Unterstützung der UNITA und zur Verfolgung der SWAPO kam es 1987-1988 zu einer großen Schlacht bei dem südostangolanischen Ort Cuito Cuanavale. Diese Schlacht war die größte auf dem afrikanischen Kontinent seit El Alamein. Wieder ohne Absprache mit der UdSSR entsandte Kuba ein großes Truppenkontingent, das auf Seiten Angolas und der SWAPO gegen die Südafrikanische Armee und die UNITA antrat. Die Schlacht wurde zum Wendepunkt im Kampf gegen die Apartheid und ein Fanal für die Unabhängigkeit Namibias. In Schwarzafrika, insbesondere im südlichen Afrika, nimmt diese Schlacht einen legendären Status ein. Sie gilt als das entscheidende Debakel der Apartheid: eine Niederlage Südafrikas, die das Kräftegleichgewicht in der Region verschob und den Untergang des rassistischen Regimes in Pretoria einleitete.[2][3]
Als Ergebnis dieses Erfolges auf dem Schlachtfeld nahm Kuba direkt an den Verhandlungen zwischen Angola und Südafrika teil. Am 22. Dezember 1988 unterzeichneten Angola, Kuba und Südafrika das Dreimächteabkommen von New York, welches den Rückzug Südafrikas, die Unabhängigkeit Namibias und den Abzug der kubanischen Truppen innerhalb von 30 Monaten vorsah.
Mit dem Abzug der Kubaner endeten 13 Jahre Militärpräsenz in Angola. Gleichzeitig zogen die Kubaner aus Pointe Noire (Republik Kongo) und Äthiopien ab.[4][5]
Das sozialistische Kuba
Zur Abwehr von terroristischen Anschlägen auf Kinos, Kaufhäuser und Wohnviertel wurden 1960 die Comites de Defensa de la Revolucion (Komitees zur Verteidigung der Revolution) gegründet, die heute etwa acht Millionen Mitglieder umfassen. Im Januar 1962 wurde Kuba auf Druck der USA aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgeschlossen, woraufhin alle lateinamerikanischen Staaten, mit Ausnahme Mexikos, ihre diplomatischen Beziehungen zu Kuba abbrachen. Die Sanktionen gegen Kuba seitens der Organisation Amerikanischer Staaten wurden am 30. Juli 1975 jedoch wieder beendet.
Im Juli 1972 trat Kuba dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (COMECON), der Wirtschaftsorganisation der Ostblockstaaten, bei. Im Jahr 1973 unterstützten kubanische Truppen in kleinem Umfang die arabischen Armeen von Ägypten und Syrien bei ihrem Angriff auf Israel im Jom-Kippur-Krieg. Nachdem am 16. Februar 1976 eine neue Verfassung in Kraft gesetzt wurde, übernahm Fidel Castro am 2. Dezember neben seinem Amt als Ministerpräsident auch das des Präsidenten der Republik. Im Jahr 1978 unterstützte Kuba Äthiopien im Kampf gegen Somalia um das Ogaden-Gebiet.
Sechs Tage nach dem Mord am grenadischen Premierminister Maurice Bishop besetzten US-amerikanische Streitkräfte am 25. Oktober 1983 die Karibik-Insel Grenada, ein britisches Überseedominion. Nach der umstrittenen Invasion, die zum Sturz der Regierung des sozialistischen New Jewel Movement führte, nahmen die Streitkräfte die meist im Flughafenbau tätigen Kubaner gefangen.
Kuba nach Ende des Kalten Krieges
Die Implosion des Ostblocks löste eine katastrophale Wirtschaftskrise mit erheblichen Versorgungsengpässen aus, weil die Wirtschaftshilfe und die für Kuba sehr günstigen Handelsbeziehungen zu den ehemaligen Verbündeten wegbrachen; so verließen am 30. Juni 1993 auch die letzten russischen Militärtechniker Kuba. In Folge dessen wurde die sogenannte Período especial en tiempos de paz (deutsch: Sonderperiode in Friedenszeiten) ausgerufen. Das Inkrafttreten des Torricelli Acts im Jahr 1992 führte zu einer weiteren Verschärfung des Handels-Embargos.
Am 5. August 1994 kam es in Havanna wegen der miserablen Lebensumstände während der Spezialperiode erstmalig seit der Revolution zu gewalttätigen Unruhen. Als Folge wies Castro am 7. August die Aufhebung der Küstenüberwachung an und löste damit die größte Massenflucht aus Kuba aus, die als Balsero-Krise in die Geschichte einging. (→ Unruhen in Havanna 1994.) Am 25. März 1995 trat Kuba dem Vertrag von Tlatelolco bei, der die Verbreitung von Atomwaffen in Lateinamerika untersagte. Die kubanische Luftwaffe schoss im Februar 1996 zwei zivile, US-amerikanische Flugzeuge der Brothers to the Rescue, einer exilkubanischen Vereinigung in Miami, nach einer Luftraumverletzung ab, als diese sich wahrscheinlich schon wieder über internationalen Gewässern befanden. In der Folge wurde in den USA der Torricelli Act durch den Helms-Burton Act nochmals verschärft, was nach Einschätzung des Historikers Michael Zeuske durchaus auch im Interesse der Hardliner innerhalb der kubanischen Regierung gelegen haben dürfte.[6] Der Abschuss der beiden Flugzeuge erfolgte just am selben Tag, an dem eine kubanische Oppositionsgruppe eine Protestaktion zum 20. Jahrestag der Verfassung plante. Kubas Regierung wollte damit einen plausiblen Zusammenhang zwischen interner Opposition und externer, US-amerikanischer, Aggression plausibel machen. Dass dies politische Folgen in den USA haben würde, war den Regierungen durchaus bewusst, wie Fidel Castro selbst in einem Zeitungsinterview erklärte. Präsident Clinton, der gegen den Helms-Burton-Act ursprünglich sein Veto einlegen wollte, unterschrieb schließlich dieses Gesetz unter dem Druck der politischen Ereignisse.[7][8]
Während die Wirtschaftskrise, von der vor allem Landwirtschaft und Industrie betroffen waren, weiter anhielt, erfuhr der Tourismus hingegen einen großen Aufschwung. Vom 21. bis zum 25. Januar 1998 besuchte Papst Johannes Paul II. Kuba.
Im Mai 2005 gründeten Kuba und Venezuela die ALBA, die Bolivarianische Alternative zur ALCA, der US-dominierten Wirtschaftsgemeinschaft. Während Venezuela von Kuba Unterstützung beim Aufbau seines Gesundheits- und Erziehungswesens erhält, beteiligt sich Venezuela beim Aufbau der kubanischen Wirtschaft.
Am 31. Juli 2006 wurde Fidel Castro in einem Krankenhaus in Havanna einer Magen-Darm-Operation unterzogen, nachdem es zu einer Darmblutung gekommen war. Seine Ämter gab er verfassungsgemäß und vorübergehend an seinen 75-jährigen Bruder Raúl Castro ab, der erster Vizepräsident der Regierung, zweiter Sekretär der Kommunistischen Partei und Oberkommandant der Streitkräfte war. Presseberichten zufolge schien die Bevölkerung Kubas betroffen zu reagieren, während viele Exilkubaner in den Straßen Little Havanas in Miami feierten. Der US-amerikanische Präsident George W. Bush sicherte den Kubanern am 4. August 2006 in einer seiner letzten Amtshandlungen einen Ferienaufenthalt in Texas die volle und bedingungslose Unterstützung der USA für den Fall einer Demokratisierung zu, um die endgültige Machtübernahme Raúl Castros zu verhindern.
Am 24. Februar 2008 wurde Raúl Castro von der neu gewählten Nationalversammlung zum Vorsitzenden des Staats- und Ministerrates gewählt, nachdem Fidel zuvor angekündigt hatte, krankheitsbedingt nicht mehr für diese Ämter kandidieren zu wollen. Er kündigte wirtschaftliche Reformen bei gleichzeitiger Beibehaltung des Sozialismus an. Am 3. Juni 2009 widerrief die Generalversammlung der Organisation Amerikanischer Staaten den 1962 erfolgten Ausschluss Kubas aus der Organisation.
Kuba nach Fidel Castro
Mit seiner Wahl zum Staats- und Regierungschef am 24. Februar 2008 übernahm Raúl Castro endgültig die Regierungsgeschäfte von seinem schwer erkrankten Bruder Fidel. In seiner Antrittsrede kündigte Raúl wirtschaftliche Reformen an, um das Land aus seiner schweren ökonomischen Krise zu führen. Außerdem sollen nach und nach einige „unsinnige Verbote“ für die Kubaner aufgehoben werden. Den Weg des Sozialismus wolle die Regierung jedoch fortsetzen.
So wurde auch schon bald bekannt gegeben, dass nun auch Kubaner in den bisher für ausländische Touristen reservierten Hotels übernachten dürfen, bisher für Einheimische gesperrte Touristikressorts besuchen, ein Auto mieten, einen Mobilfunkvertrag abschließen sowie DVD-Player und andere bisher verbotene elektrische Haushaltsgeräte, wie z.B. Mikrowellengeräte kaufen dürfen.[9]
Auch wirtschaftlich weicht das Land nun vom strikten sozialistischen Kurs ab und es werden marktwirtschaftliche Elemente eingeführt. So werden bisher brachliegende landwirtschaftliche Nutzflächen an Kooperativen vergeben. Diese dürfen die Felder auf eigene Rechnung bewirtschaften. Außerdem werden die staatlichen Ankaufspreise für wichtige landwirtschaftliche Güter angehoben, um einen Anreiz zu einer gesteigerten Produktion zu bieten.[10] Kuba muss bisher, trotz relativ günstiger klimatischer Bedingungen, einen Großteil seiner Nahrungsmittel aus dem Ausland importieren.
Siehe auch
- Liste der Gouverneure Kubas
- Liste der Präsidenten Kubas
- Kommunistische Partei Kubas
- Sklaverei in Kuba
Literatur
- Philip Sheldon Foner: The Spanish-Cuban-American War and the Birth of American Imperialism 1895–1902. 2 Bde., New York & London: Monthly Review Pr. 1972. ISBN 0-85345-266-0 (Vol. 1). ISBN 0-85345-267-9 (Vol. 2)
- Piero Gleijeses: Kuba in Afrika 1975-1991. In: Bernd Greiner (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Beiträge der vom 19. bis 22. Mai 2004 vom Hamburger Institut für Sozialforschung veranstalteten internationalen Konferenz "Hot Wars in thr Cold War". Hamburg: Hamburger Ed. 2006, S. 469-510. ISBN 3-936096-61-9
- Richard Gott: Cuba: A New History. Yale University Press (September 10, 2004), ISBN 978-0-300-10411-0
- Gabriel Robin: La crise de Cuba (octobre 1962) – du mythe à l'histoire, Paris, Economica, 1984. ISBN 2-86592-015-1
- Michael Zeuske: Kleine Geschichte Kubas. 3., überarbeitete und aktualisierte Aufl., München: Beck 2007. ISBN 3-406-45911-0
- Michael Zeuske und Max Zeuske : Kuba 1492–1902. Kolonialgeschichte, Unabhängigkeitskriege und erste Okkupation durch die USA. Leipzig: Leipziger Univ.-Verl 1998. ISBN 3-931922-83-9
- Michael Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert. Rotpunktverlag, Zürich 2000. ISBN 3-85869-208-5
- Michael Zeuske: Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikulturen und Emanzipation. Rotpunktverlag, Zürich 2004. ISBN 3-85869-272-7
Weblinks
- Die Kubanische Revolution 1959 von Martina Kaller-Dietrich und David Mayer, Institut für Geschichte der Universität Wien
- Geschichte Kubas Überblick des Auswärtigen Amts über die Geschichte Kubas
- Kuba während des Kalten Krieges
- Batista y Zaldívar, Fulgencio
Einzelnachweise
- ↑ Jim Lobe http://www.strategypage.com/militaryforums/50-9.aspx
- ↑ Secret Cuban Documents on History of Africa Involvement
- ↑ Gleijeses, Piero, Conflicting Missions: Havana, Washington, and Africa, 1959-1976 (The University of North Carolina Press)
- ↑ “Une Odyssee Africaine” (France, 2006, 59mn) directed by: Jihan El Tahri
- ↑ Cuba (11/07)
- ↑ Michael Zeuske: Insel der Extreme, 2. Auflage, Seite 259
- ↑ Bert Hoffmann: Außenpolitik, internationale Beziehungen und das Verhältnis zu den USA, in: Ette/Franzbach: Kuba heute, Seite 169 f.
- ↑ Susanne Gratius: Das Verhältnis Europa – Kuba, in: Ette/Franzbach: Kuba heute, Seite 203
- ↑ The Associated Press: Cuban restrictions eased by Raul Castro vom 2. April 2008
- ↑ Die Welt: Kubas Flirt mit der freien Marktwirtschaft vom 4. April 2008
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