Herzogenburg

Herzogenburg
Herzogenburg
Wappen von Herzogenburg
Herzogenburg (Österreich)
Herzogenburg
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Sankt Pölten-Land
Kfz-Kennzeichen: PL
Fläche: 46,05 km²
Koordinaten: 48° 17′ N, 15° 42′ O48.28611111111115.696388888889229Koordinaten: 48° 17′ 10″ N, 15° 41′ 47″ O
Höhe: 229 m ü. A.
Einwohner: 7.828 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 169,99 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3130
Vorwahl: 02782
Gemeindekennziffer: 3 19 12
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 8
3130 Herzogenburg
Website: www.herzogenburg.at
Politik
Bürgermeister: Franz Zwicker (SPÖ)
Gemeinderat: (2010)
(33 Mitglieder)
17 SPÖ, 9 ÖVP, 4 FPÖ, 3 L.Grüne
Lage der Stadt Herzogenburg im Bezirk Sankt Pölten-Land
Altlengbach Asperhofen Böheimkirchen Brand-Laaben Eichgraben Frankenfels Gerersdorf Hafnerbach Haunoldstein Herzogenburg Hofstetten-Grünau Inzersdorf-Getzersdorf Kapelln Karlstetten Kasten bei Böheimkirchen Kirchberg an der Pielach Kirchstetten Loich Maria-Anzbach Markersdorf-Haindorf Michelbach Neidling Neulengbach Neustift-Innermanzing Nußdorf ob der Traisen Ober-Grafendorf Obritzberg-Rust Prinzersdorf Pyhra Rabenstein an der Pielach Schwarzenbach an der Pielach Weinburg Statzendorf Stössing Traismauer St. Margarethen an der Sierning Weißenkirchen an der Perschling Wilhelmsburg (Niederösterreich) Wölbling St. Pölten NiederösterreichLage der Gemeinde Herzogenburg im Bezirk Sankt Pölten-Land (anklickbare Karte)
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Zentrum von Herzogenburg
Zentrum von Herzogenburg
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)

Herzogenburg ist eine Stadtgemeinde mit 7828 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Sankt Pölten-Land im unteren Traisental in Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Herzogenburg liegt im unteren Traisental in Niederösterreich an der S 33 etwa 11 km nördlich von St. Pölten (Landeshauptstadt von Niederösterreich) und circa 20 km südlich von Krems (jeweils Straßenkilometer). Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 46,09 Quadratkilometer. 28,57 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Katastralgemeinden sind Adletzberg, Angern, Ederding, Einöd, Herzogenburg, Hameten, Ober Winden, Oberndorf in der Ebene, Ossarn, Pottschall, St. Andrä an der Traisen, Unter Winden, Wielandsthal. Weitere Orte sind Heiligenkreuz-Gutenbrunn, Ober- und Unterhameten und Wiesing.

Geschichte

Der Raum Herzogenburg ist seit der Jungsteinzeit besiedelt und gehört somit zu den ältesten bewohnten Gebieten Österreichs. Im Altertum war es Teil der römischen Provinz Noricum. Im österreichischen Zentralraum Niederösterreich liegend, teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. Er wurde erstmals 1014 urkundlich erwähnt und 1927 zur Stadt erhoben. Der Name leitet sich von Herzogenburg = Burg der Herzöge ab.

Im 9. Jahrhundert gründeten nämlich zwei Brüder und Grenzgrafen der bayrischen Ostmark namens Wilhelm II. und Engelschalk I., die 871 im Kampf gegen die Mährer fielen, eine Grenzfestung, die als Burg der Herzöge bekannt wurde, was ebenso wie die rasche Ansiedelung im Schutze dieser Anlage ihre besondere Bedeutung unterstreicht. Die Grenzgrafen waren Angehörige des Reichsfürstenstandes und somit den Herzögen gleichgestellt, daher der Name Herzogenburg.

Diese Grenz- und Markgrafen blieben auch noch lange nach der 1156 erfolgten Erhebung Österreichs zum Herzogtum im Raum Herzogenburg ansässig. So findet sich im Nekrolog der Propstei St. Andrä an der Traisen unter dem Datum 4. November 1203 der Eintrag : "Ruedegerus Marchio" (Markgraf Rüdiger). Dieser war das historische Vorbild für die literarische Figur des Rüdiger von Bechelaren im Nibelungenlied. Der Raum Herzogenburg weist somit also auch im Mittelalter eine beachtliche kulturelle Tradition auf.

Der "Untere Markt":

Er ist der älteste Teil und entstand im Gebiet der heutigen Wiener Straße um die Burg des Herzogs. Die Siedlung erhielt schon 1100 das Marktrecht. Der Marktplatz befand sich auf dem heutigen Rathausplatz. Im Jahre 1192 wurde der " Untere Markt " dem Stift Formbach am Inn zur Verwaltung übergeben, das bis 1803 die Grundherrschaft ausübte, wodurch die Bauern des unteren Marktes Leibeigene dieses bayrischen Stiftes waren.

Der "Obere Markt ":

Im Jahre 1014 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Bischof von Passau einen Grund zur Errichtung einer Kirche. Etwas außerhalb des bestehenden Ortes, erhöht auf einer Schotterstufe, entstanden im Bereich des heutigen Kirchenplatzes die romanische Kirche zum heiligen Stefan, ein Pfarrhaus, ein Friedhof mit Karner, sowie ein kleiner Ortsteil "auf der Widem" (= der Kirche gewidmet).

1244 wurde das Augustiner Chorherrenstift St. Georgen nach Herzogenburg verlegt. Mit den Chorherren kamen viele Dienstleute und Handwerker und es entstand der neue Ortsteil "Herzogenburg auf der Widem". 1548 erhielt er das Marktrecht. Er wurde "Oberer Markt" genannt, weil er höher gelegen war, die Verwaltung erfolgte durch das Chorherrenstift.

Der gesamte Ort wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit einem zwei Kilometer langen und vier Meter tiefen Graben umgeben, der von einem Erdwall begleitet wurde. Mehrfache Eroberungen und Zerstörungen auch des Stiftes im Spätmittelalter konnten dennoch nicht verhindert werden.

Beide Märkte lagen auch später innerhalb einer gemeinsamen Mauer, die 1598 errichtet wurde, weil Herzogenburg von der ersten Türkenbelagerung 1529 bis zur zweiten 1683 Kriegsgebiet war. Dabei war der Ort auch voll von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges von 1618 - 1648 betroffen. Im Gegensatz zu Krems, das die Schweden 1645 eroberten und St. Andrä an der Traisen, das 1683 einem türkischen Angriff zum Opfer fiel, wurde aber Herzogenburg in dieser langen Kriegszeit nie eingenommen, wobei das Stift Herzogenburg bei der Verteidigung die entscheidende Rolle spielte.

Beide Märkte blieben infolge der unterschiedlichen Grundherrschaftsverhältnisse streng voneinander getrennt. Jeder hatte ein eigenes Wappen, eigene Verwaltung, eigene Gerichtsbarkeit und ein eigenes Amtshaus.

1421: Verfolgung, Vertreibung und Verbannung aller Herzogenburger Juden aufgrund des Edikts des Habsburger-Herzogs Albrecht V. im Zuge der sogenannten Wiener Gesera. (Gesamtösterreichische wegen eines angeblichen Hostienfrevels in Enns erfolgte Judenverfolgung und -vernichtung in siebzehn österreichischen Orten.)

1808 wurden die Märkte vereinigt, das Wappen des unteren Marktes vom vereinigten Markt übernommen.

Nach der Revolution von 1848 und der Umwandlung der Grundherrschaften in Gebietskörperschaften wurde Herzogenburg Marktgemeinde.

1875 verlegte Carl Grundmann sein 1862 in Wien gegründetes Unternehmen nach Herzogenburg und errichtete eine neue Fabrik an der Traisen. Damit legte er den Grundstein für die Entstehung des Industriezentrums Herzogenburg, das bis dahin eine überwiegend agrarische und gewerbliche Sozialstruktur aufwies. Schon 1914 waren die Gebrüder Grundmann-Werke, die 2012 ihr 150. Bestandsjubiläum feiern, mit über vierhundert Beschäftigten der größte Schließwarenhersteller der Donaumonarchie. Die 1927 erfolgte Stadterhebung war die Folge dieser Entwicklung.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Im Zweiten Weltkrieg befand sich nördlich des Stiftes ein Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe, dessen bauliche Infrastruktur teilweise noch erhalten ist. Ab 1944 waren die "Grundmann-Werke" in Herzogenburg Ziel alliierter Luftangriffe, die beträchtlichen Schaden anrichteten, jedoch die Bausubstanz des Stiftes verschonten. Ein russischer Soldatenfriedhof erinnert an die Endkämpfe des Zweiten Weltkriegs im Raum Herzogenburg.

Von 1945 bis 1956 war Herzogenburg durch sowjetische Truppen besetzt. Erst nach deren Abzug konnte ein kontinuierlicher wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt einsetzen, dessen wesentlicher Motor vor allem die Wiederaufbauleistung der Bevölkerung, die Gebrüder Grundmann- Werke und die Betriebsansiedlungspolitik der Stadt waren.

Einwohnerentwicklung

Trotz der in den siebziger Jahren erfolgten "Eingemeindung" mehrerer nunmehriger Katastralgemeinden konnte bisher die Einwohnerzahl von zehntausend Bewohnern noch nicht erreicht werden. Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 7738 Einwohner. 1991 hatte die Stadtgemeinde 7461, 1981 7299 und im Jahr 1971 7423 Einwohner, deren Zahl auch durch den Zuzug von Migranten kontinuierlich steigt.

Politik und Verwaltung

Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Franz Zwicker (SPÖ), Vizebürgermeister Franz Schneider (SPÖ) und Stadtamtsdirektor Kurt Schirmer.

Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 33 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 14. März 2010 folgende Mandatsverteilung: SPÖ 17, ÖVP 9, FPÖ 4, Liste GRÜNE 3, andere keine Sitze.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bekannt ist Herzogenburg auch durch das Stift Herzogenburg der Augustiner-Chorherren. Dieses wird derzeit auch mit beträchtlichen Mitteln der Stadt und der "öffentlichen Hand" als Vorbereitung für das 900-jährige Bestandsjubiläum 2012 umfassend renoviert. Damit bleibt eines der wertvollsten Baudenkmäler Österreichs der Nachwelt im Originalzustand erhalten. Hier finden auch alljährlich die NÖKISS, die Niederösterreichischen Kindersommerspiele, statt. Diese sind ein besonderer Anziehungspunkt für Kinder an den beiden Wochenenden vor Schulbeginn.

In Gutenbrunn befindet sich die Wallfahrtskirche "Maria Heil der Kranken", erbaut 1755–1758 von Josef Ohmeyer. Seitenaltarbilder und Deckenfresko stammen von Franz Anton Maulbertsch. Der Ort verfügt auch über ein Schloss, das seit 1964 als Barock- Museum dient. Im Sommer finden dort regelmäßige Sonntagsmatineen statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 328, die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe betrug nach der amtlichen Erhebung des Jahres 1999 121. Ein bekannter Weinbaubetrieb ist das Stiftsweingut Herzogenburg.

Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 3318 Personen, also wesentlich mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung.

Die Stadt ist ein wichtiges, regionales Zentrum der metallverarbeitenden Industrie. Deren Produkte sind im Inland infolge ihrer Qualität ebenso geschätzt, wie sie im Ausland begehrte Export-Artikel darstellen.

Die Industriebetriebe der Stadt, vor allem jene der Kaba Gruppe und des Georg Fischer Konzerns spielen dabei als größter Arbeitgeber die bedeutendste Rolle. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44,05 Prozent. Eine in Herzogenburg angesiedelte Konzernzentrale ist die Erber AG mit der Firma Biomin.

Der weitaus wichtigste Produktionsbetrieb sind aber die von dem aus Danzig stammenden Lokomotiv-Führer Carl Grundmann 1862 zunächst in Wien gegründeten und heute zur Schweizer Kaba Gruppe und dem Georg Fischer - Konzern gehörenden ehemaligen Gebrüder Grundmann - Werke geblieben. 2012 können sie ihr 150. Gründungsjubiläum begehen.

Diese entwickelten sich nach der 1880 erfolgten Übersiedelung nach Herzogenburg vor dem Ersten Weltkrieg rasch zum größten Schließwarenhersteller der Habsburger-Monarchie und begründeten Herzogenburgs Ruf als wichtiger Industriestandort und seinen 1927 erfolgten Aufstieg zur Stadt.

2010 wurde die völlige Neugestaltung des Rathausplatzes abgeschlossen.

Schienenverkehr

Herzogenburg liegt an der Tullnerfelder Bahn. Der Bahnhofsumbau wurde abgeschlossen.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Andreas Meiller: Auszüge aus bisher ungedruckten Necrologien der Klöster St. Peter in Salzburg und Admont in Steiermark sowie der Propstei St. Andrä an der Traisen in Österreich unter der Enns, Wien, Gerold-Verlag, 1858.
  • Anton Rupp, H. P. Schmidbauer: Herzogenburg, St. Pölten 1991.
  • Chronik der Stadt Herzogenburg, Manuskript, Stadtarchiv Herzogenburg.
  • Karl Glaubauf: Das Augustiner-Chorherrenstift und die "Gebrüder Grundmann" - Werke im Spiegel der Herzogenburger Stadtgeschichte, Essay. In: Austria-Forum, Graz 2011.
  • Karl Gutkas: Landeschronik Niederösterreich, Wien 1994.
  • Klosterneuburger Stifts-Chronik.
  • Joachim Splett: Rüdigerstudien, Münster 1964.
  • Wiener Gesera
  • Thomas Ebendorfer: Chronica Austriae , Bern/Zürich 1967, hrsg. von Alphons Lhotsky in : Rerum Germanicorum Scriptores.

Weblinks

 Commons: Herzogenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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