Kindheit und Jugend in Deutschland

Kindheit und Jugend in Deutschland

Dieser Artikel über Kindheit und Jugend in Deutschland behandelt die Lebensbedingungen Minderjähriger in Deutschland in der Gegenwart.

Inhaltsverzeichnis

Demografie

In Deutschland leben (Stand: Mai 2003) 14,9 Millionen minderjährige Kinder.[1] Laut deutschem Mikrozensus von 2005 werden diese von rund 8,8 Millionen 15- bis 64-jährigen Müttern großgezogen (Stand: März 2004; die betreffenden Aussagen des Mikrozensus besagen nichts über die Väter).[2] Die 1,7 Millionen ostdeutschen Mütter mit minderjährigen Kindern ziehen am häufigsten ein Einzelkind groß (50%, früheres Bundesgebiet: 37%), die entsprechenden 7,1 Millionen westdeutschen Mütter am häufigsten zwei Kinder (45%, neue Länder und Berlin: 40%).[2] Am seltensten betreuten ost- und westdeutsche Mütter mit minderjährigen Kindern drei und mehr Kinder im Haushalt, nämlich 18% der entsprechenden westdeutschen Mütter und 10% der jeweiligen ostdeutschen Mütter.[2]

Geburten

Laut Aussage des Kinderhilfswerks UNICEF hat sich die Zahl der Geburten von 1960 bis 2004 fast halbiert.[3] Mütter sind heute bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 30 Jahre alt, fünf Jahre älter als 1960.[3]

Junge Menschen wollen immer weniger Kinder. 2005 wollten 26,3% der Männer und 14,6% der Frauen in Deutschland keine Kinder.[3] UNICEF hob hervor, dass es in Essen drei mal so viele Autos gebe wie Kinder, in Hamburg vier mal und in München fünf mal so viele Autos wie Kinder.[3]

Von vornherein umstritten waren folgende Aussagen, die sich Kritikern zufolge aus der Art der Erhebung des Mikrozensus ergab: Mit 35 Jahren sind noch 62% der Hochschulabsolventinnen kinderlos. Demographen gehen davon aus, dass in Zukunft die Hälfte aller Akademikerinnen lebenslang kinderlos bleiben wird. Diese Zahlen sind umstritten. Nach anderen Quellen sind nur 42% der 40jährigen Akademikerinnen kinderlos [4]. Siehe auch: Kinderlosigkeit

Recht

Namensrecht

Nach deutschem Namensrecht trägt das Kind als Nachnamen den Ehenamen der Eltern bzw. den Familiennamen eines Elternteils. Der Vorname des Kindes wird durch die sorgeberechtigten Eltern bestimmt. Das Kind kann erst, wenn es volljährig ist und nur in eng definierten Ausnahmefällen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt und Unzuträglichkeiten im Einzelfall zu beseitigen sind, eine Namensänderung bewirken.

Elterliche Sorge und Recht auf gewaltfreie Erziehung

Kinder (Kinder und Jugendliche) haben das Recht auf den Umgang mit beiden Elternteilen. Sie unterliegen der Personen- und der Vermögenssorge ihrer Eltern oder der an ihre Stelle tretenden Sorgerechtsberechtigten, die das Sorgerecht zum Wohl des Kindes auszuüben haben. Die Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.(§ 1631 Abs. 2 BGB). In Angelegenheiten der Ausbildung und des Berufes ist insbesondere auf die Eignung und Neigung des Kindes Rücksicht zu nehmen. Weder Eltern noch minderjährige Kinder können in eine Sterilisation des Kindes einwilligen.

Über diese Vorgaben wacht die staatliche Gemeinschaft. Das Familiengericht hat die Eltern auf Antrag bei der Ausübung der Personensorge in geeigneten Fällen zu unterstützen. Es kann, wenn es im Interesse des Kindeswohls geboten ist, die elterliche Sorge einschränken, indem es Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt anordnet, einen Pfleger bestellt, das Umgangsecht regelt, die Trennung des Kindes von der Obhutsperson bestimmt sowie das Verbleiben des Kindes bei einer Person oder die Herausgabe des Kindes anordnet. Das Sorgerecht kann auch ganz entzogen werden und ein Vormund bestellt werden. Zur Abwendung einer erheblichen Selbst- oder Fremdgefährdung des Kindes kann das Kind auch durch Gerichtsbeschluss unter Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes in einer Einrichtung unter Inkaufnahme einer Freiheitsentziehung untergebracht werden.

Ist das Kind älter als 14 Jahre, hat es ein eigenes Antragsrecht, mit dem es ein Verfahren beim Familiengericht einleiten kann, um seine Rechte zu wahren Es kann die Bestellung eines Verfahrensbeistands beantragen. Ist es zur Wahrnehmung der Interessen des Kindes erforderlich, bestellt das Gericht von Amts wegen einen Verfahrensbeistand. Im Übrigen können die Sorgeberechtigten und das Jugendamt Verfahren beim Familiengericht einleiten.

Kinderschutz

Hauptartikel: Kindesmisshandlung, Kinderschutz Nach den Schätzungen von UNICEF von 2003 werden jedes Jahr in Deutschland 150.000 Kinder durch ihre Eltern misshandelt.[5] Laut polizeilicher Kriminalstatistik werden in Deutschland jedes Jahr rund 20.000 Fälle von sexuellem Missbrauch gemeldet. Die Dunkelziffer wird viermal so hoch geschätzt.[6]

In Deutschland ist Arbeit von Kindern oder Jugendlichen, die noch der Vollzeitschulpflicht unterliegen, durch das Jugendarbeitsschutzgesetz verboten. Allerdings gelten bestimmte im Gesetz festgelegte Ausnahmen, etwa für leichte Tätigkeiten für Kinder ab 13 Jahren (siehe: Rechtliche Bewertung der Kinderarbeit).

Rechte behinderter Kinder

Seit Inkrafttreten des SGB IX 2001 und der Frühförderungsverordnung 2003 können Leistungen der Sozialhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe und Leistungen der Krankenkassen als eine „Komplexleistung“ durch Interdisziplinäre Frühförderstellen und Sozialpädiatrische Zentren erbracht werden.[7]

Altersgrenzen

Deutsche Altersdefinitionen bis zum 30. Geburtstag
Begriff 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
Säugling ja nein
Kleinkind teils ja teils teils nein
Kindheit nein frühe mittlere späte nein
Kind ja teils nein
Schulkind nein ja nein
Teenager nein ja nein
Jugendlicher nein ja teils nein
Jugendlicher (UN) nein teils ja teils teils nein
Jugendlicher (Shell) nein ja nein
Schutzalter ja teils teils nein
Minderjähriger ja nein
Kindergeld ja     (Für behinderte Kinder ohne altersmäßige Begrenzung) teils teils einst nein
junger Mensch ja teils nein
Heranwachsender nein ja nein
junger Volljähriger nein ja nein
volljährig nein ja
strafmündig nein einst teils ja ja
geschäftsfähig nein teils teils teils teils ja
FSK/USK 0 6 12 16 18

Rechts- und Geschäftsfähigkeit

Kinder sind von Geburt an rechtsfähig; das schließt auch ihre Erbfähigkeit ein. Sie sind aber geschäftsunfähig, ab Vollendung des 7. Lebensjahres beschränkt geschäftsfähig; die volle Geschäftsfähigkeit tritt mit der Vollendung des 18. Lebensjahres ein. Soweit die Geschäftsfähigkeit eingeschränkt ist, werden die Kinder rechtgeschäftlich durch die Sorgerechtsberechtigten vertreten.

Unterhaltsanspruch

Gegenüber ihren Eltern haben Kinder einen Unterhaltsanspruch, der in der Regel bis zum Abschluss einer beruflichen Ausbildung andauert.

Ehemündigkeit

Minderjährige Kinder dürfen nur heiraten, wenn sie das 16. Lebensjahr vollendet haben, der künftige Ehegatte volljährig ist und wenn das Familiengericht eine entsprechende Erlaubnis erteilt. Die Eltern können eine solche Eheschließung nur bei Vorliegen eines triftigen Grundes verhindern.

Religionsmündigkeit

Ab einem Alter von 14 Jahren dürfen Jugendliche selbst darüber entscheiden, ob sie einer Religion bzw. welcher Religion sie zugehören wollen. Sie können sich ohne Zustimmung der Eltern vom Religionsunterricht in der Schule abmelden. Ab einem Alter von 12 Jahren darf ein Kind gegen seinen Willen nicht in einem anderen religiösen Bekenntnis als bisher erzogen werden.[8]

Weitere Altersgrenzen

Siehe: Jugendschutzgesetz (Deutschland), Schutzalter#Deutschland, Volljährigkeit#Deutschland, Altersfreigabe#Deutschland, Führerschein und Fahrerlaubnis#Erteilungsvoraussetzungen, Wehrpflicht#Bundesrepublik Deutschland

Schuldunfähigkeit, Strafmündigkeit, Jugendkriminalität

Gemäß § 19 StGB sind Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr schuldunfähig.

siehe auch: Strafmündigkeit#Rechtliche Situation in Deutschland, Jugendkriminalität, Jugendstrafrecht, Jugendstrafe, Jugendarrest, Resozialisierung

Soziale Situation

Familienformen

Hauptartikel: Familienformen (u.a. Alleinerziehende, Mehrkindfamilie, Stieffamilie)

2009 wuchsen in Deutschland 19 %[9] aller Kinder unter 18 Jahren, insgesamt 2,4 Millionen Kinder, bei einer alleinerziehenden Mutter oder einem alleinerziehenden Vater auf.[10]

Im Mai 2003 war es fast jedes siebte Kind in Deutschland, insgesamt knapp 2,2 Millionen Kinder unter 18 Jahren.[1] Auch 1996 hatte ihr Anteil bei 14 % gelegen.[9]

2009 lebte die überwiegende Mehrheit dieser Kinder, insgesamt 2,2 Millionen, bei ihren Müttern.

Berufstätigkeit der Eltern

Bei über 50 % der Paare mit Kindern in Deutschland übten 2005 beide Partner eine Erwerbstätigkeit aus.[11] Dabei lag die Erwerbsquote von Vätern (im Jahr 2003) weitgehend unabhängig von der Kinderzahl bei ungefähr 80–90 % und die von Müttern, bei insgesamt geringer Höhe von circa 60–70 %, ab einer Zahl von drei Kindern deutlich niedriger bei ungefähr 50 %.[12] Die Erwerbstätigkeit deutscher Mütter lag (im Jahr 2002) deutlich höher als die ausländischer Mütter in Deutschland.[13]

Siehe auch: Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland

Migrationshintergrund

Hauptartikel: Migrationshintergrund#Definition des Statistischen Bundesamtes

In Deutschland hat – im Vergleich zu anderen Ländern gesehen – ein hoher Anteil der Kinder einen Migrationshintergrund. Bei den unter 5-Jährigen stellen Personen mit Migrationshintergrund im Jahr 2008 ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe.[14]

Ökonomische Situation

Wohnsituation

Siehe: Armutsbericht der Bundesregierung#Wohnen

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert „ein vernetztes System kindgerechter Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsbereiche in Städten und Kommunen“ und stellt fest:[15]

„Die Erfahrungsräume von Kindern und Jugendlichen wurden durch intensive Bebauung und Funktionalisierung der Außenräume von Städten und Kommunen völlig verändert bzw. gingen verloren. Kinder und Jugendliche geraten in die Isolation, weil ihnen Spielplätze als Reservate angeboten werden oder Flächen von minderer Freiraumqualität am Orts- oder Quartiersrand, die nur schlecht oder unter Gefahren erreichbar sind. Stark befahrene Straßen bilden schwer oder nicht überwindbare Barrieren, welche die Stadtteile zerschneiden. Zusätzlich sind Wohnortstraßen in den letz[t]en Jahren für Kinder fast vollständig als Spielort verloren gegangen.“

Armut

Hauptartikel: Kinderarmut in den Industrieländern#Deutschland In Deutschland ist laut UNICEF die Kinderarmut von 1990 bis 2005 stärker angestiegen als in den meisten anderen Industrieländern.[16] Kinder sind häufiger arm als Erwachsene.[16] Besonders häufig sind Migrantenkinder und Kinder von Alleinerziehenden arm.[16]

Kinderarmut hat nicht nur mit dem Einkommen zu tun. Auch andere Dinge schränken laut Unicef die Lebenschancen von Kindern ein. So fehlt es oft an Zuwendung, Erziehung, Bildung, gesunder Ernährung und Bewegung. „Sie [Kinder aus armen Familien] können sich im Unterricht nicht konzentrieren und brechen öfter die Schule ab. Bei Kindern ausländischer Eltern kommen Sprachprobleme hinzu. Sie leben häufiger in beengten Wohnverhältnissen und vernachlässigten Stadtteilen mit schlechten Schulen und unzureichenden sozialen Angeboten.“[16]

Siehe auch: Armut, Kinderarmut in den Industrieländern, Armutsbericht der Bundesregierung#Familie und Kinder

Laut Familienreport der Bundesregierung von 2009 wachsen in Deutschland vor allem Kinder von Alleinerziehenden, Kinder mit zwei und mehr Geschwistern sowie Kinder mit Migrationshintergrund in einer Familie mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle auf.[17]

Gymnasium in Nieder-Olm, Deutschland

Bildung und außerhäusliche Erziehung

Im März 2009 wurden in deutschen Kinderkrippen etwa 417.000 Kleinkinder gezählt; dies sind 20% aller Kinder unter 3 Jahren. In den östlichen Bundesländern war der Kinderkrippenbesuch weitaus häufiger als im Westen. 1,9 Mio. Kinder (92% aller 3-6jährigen) besuchten einen Kindergarten.[18]

Im deutschen Schulwesen gliedert sich die Schule in Grundschule, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II. Es handelt sich um ein gegliedertes Schulsystem mit einer in Vergleich zu anderen Ländern frühzeitigen Festlegung der Schullaufbahn. Neben Hauptschule, Realschule und Gymnasium bestehen Gesamtschulen und weitere Schulformen. Der Schulunterricht findet, von Schule zu Schule verschieden, halb- oder ganztägig statt.

Laut UNICEF haben Kinder wenig gebildeter Eltern in Deutschland geringere Chancen, Lesen und Schreiben zu lernen, als ihre Altersgenossen.[19] Kinder besuchen laut Unicef in Deutschland oft eine Schulform, die nicht ihren tatsächlichen Fähigkeiten und Potenzialen entspricht. Als Beleg dieser Aussage wird angegeben, dass 40% der Realschüler und 6% der Hauptschüler bessere Mathematikleistungen erbringen als das schlechteste Viertel der Gymnasiasten.[19]

Siehe auch: Bildungssystem in Deutschland, Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik Deutschland, Armutsbericht der Bundesregierung#Bildung

Mediennutzung

Die Mediennutzung durch Kinder in Deutschland hängt stark von Geschlecht, Schicht, Migrationsstatus und Herkunftsregion ab. So bringt es ein Junge aus einer bildungsfernen Familie mit Migrationshintergrund, der in einer norddeutschen Stadt aufwächst etwa, im Durchschnitt pro Schultag auf 4 Stunden und 5 Minuten Medienkonsum, ein einheimisches Mädchen aus Süddeutschland, von dem mindestens ein Elternteil Abitur hat, auf 43 Minuten (es handelt sich hierbei um Durchschnittswerte).[20]

Laut UNICEF besitzen in Deutschland 39% der Kinder einen eigenen Fernseher.[21] Wie häufig Kinder eine Spielkonsole, einen Fernseher oder einen PC ihr eigenen nennen hängt, ebenso wie die Dauer der Mediennutzung, stark von Geschlecht, Schicht, Migrationsstatus und Herkunftsregion ab.[22] So hängt unter 10-jährigen Kindern der Besitz sowohl eines eigenen PC, als auch einer Spielkonsole sowie eines Fernsehers im eigenen Zimmer auf systematische Weise mit Geschlecht, Schicht, Migrationsstatus und Herkunftsregion zusammen: Die Präsenz jedes dieser Geräte ist für Mädchen niedriger als für Jungen, sinkt mit steigendem Bildungsniveau der Eltern, ist für Kinder ohne Migrationshintergrund niedriger als für Kinder mit Migrationshintergrund und für süddeutsche Städte niedriger als für norddeutsche Städte.[22] Im Folgenden sind die Ergebnisse für die Herkunftsschicht dargestellt:[22]

Bildungsniveau der Eltern Besitz eines eigenen PC (in Prozent) Besitz einer eigenen Spielkonsole (in Prozent) Besitz eines Fernsehers (in Prozent)
hoch 32,6 % 11,3 % 16,0 %
mittel 38,3 % 31,1 % 43,1 %
gering 42,3 % 42,7 % 57,3 %

[22]

Kinder, die viel Zeit mit Medienkonsum verbringen, weisen im Durchschnitt deutlich geringere Schulleistungen auf als Kinder, die mit Massenmedien wie dem Fernsehen nur wenig Zeit verbringen.[23]

Als Erklärungsmodelle wird genannt, dass bei wachsendem täglichen Medienkonsum der Kinder die Zeit für eine gründliche Erledigung ihrer Schulaufgaben knapp werde und dass die bei sehr häufiger Nutzung entwicklungsbeeinträchtigender Medieninhalte auftretende Belastung sich negativ auf die Schulleistung auswirke.[24][25] Einige Untersuchungen liefern Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Konzentrationsleistung.[26]

Auch Längsschnittstudien belegen Studien belegen unmittelbare negative Effekte zwischen Fernsehkonsum und der Rechen-, Sprach- und Lesekompetenz von Kindern.[27] Zwischenergebnisse einer Längsschnittstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) deuten darauf hin, dass sich aus den Medienzeiten von Drittklässlern eine Veränderung der Schulleistung in der vierten Klasse vorhergesagen ließ.[28]

Siehe auch: Medienkompetenz und Schule

Gesundheit

In den letzten Jahren gab es laut UNICEF eine starke Zunahme von chronischen Krankheiten, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern.[29] Rund 13 Prozent der Kinder leiden an Bronchitis oder Neurodermitis.[29] Jeweils 15 Prozent sind übergewichtig oder haben Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme.[29]

Nach Auskunft von UNICEF konsumieren 36% der Zwölfjährigen regelmäßig Alkohol,[5] sind 20% der deutschen Kinder übergewichtig [5] und immer mehr Kinder psychisch gestört oder verhaltensgestört.[5] Der 13. Kinder- und Jugendbericht bestätigte frühere Erkenntnisse, wonach eine niedriges Bildungsniveau der Eltern, eine schlechte Einkommenslage und schlechten Wohnbedingungen der Familie sowie ein Migrationshintergrund mit höheren Gesundheitsrisiken für Kinder und Jugendliche einher gehen. Es zeigen sich in diesen Bevökerungsgruppen zunehmend chronische und psychosomatische Krankheitsbilder, die viel mit Lebensweise und lebenslagenabhängigen Stressfaktoren zu tun haben.[30]

Die Kommission des 13. Kinder- und Jugendberichts äußerte die Vermutung einer zu leichtfertigen Verordnung von Medikamenten mit Stimulanzien zur Behandlung von ADHS durch Ärztinnen und Ärzte, insbesondere außerhalb des Fachgebietes der Kinder- und Jugendpsychiatrie.[31]

Eine Frühförderung als „Komplexleistung“ gemäß SGB IX 2001 und der Frühförderungsverordnung (siehe Abschnitt Recht) ist trotz eines hohen Bedarfs bundesweit relativ wenig verbreitet.[7] Im 13. Kinder- und Jugendbericht wird betont, dass aus einer Lernstörung eine seelische Störung resultieren kann, die zu weiteren Beeinträchtigungen führen kann, wenn die notwendigen Fördermaßnahmen nicht oder zu spät erfolgen. Es bestehe eine steigende Zahl von infolge von Lernproblemen seelisch beeinträchtigten jungen Menschen. Hier komme einem ausreichenden Förderangebot in der Schule eine hohe Bedeutung zu, um einer Ausgrenzung der betroffenen Kinder und Jugendlichen entgegenzuwirken.[32]

Kultur und Feste

Jahreszeitliche und religiöse Feste sowie die damit einher gehenden Rituale und Traditionen spielen eine wesentliche Rolle in der Kindheit. Zu Karneval, Fastnacht bzw. Fasching verkleiden sich Kinder, wobei je nach Region auch Schulkinder an Straßenumzügen teilnehmen. Zu Ostern suchen Kinder üblicherweise vom Osterhasen versteckte Eier. Im Herbst finden am Martinstag Martinsumzüge und Martinssingen statt, wobei zunehmend auch Halloween in Deutschland gefeiert wird.

In christlicher Tradition ist die Advents- und Weihnachtszeit von besonderer Bedeutung. Am Nikolaustag bringt christlich-kindlicher Tradition zufolge der Nikolaus, teils begleitet von Knecht Ruprecht, den Kindern Süßigkeiten, Obst, Nüsse oder Geschenke, und der Adventskalender, das Plätzchenbacken und die Kerzen auf dem Adventskranz sind charakteristisch für den letzten Monat vor Weihnachten.

Festlichkeiten werden teils in der Familie und teils auch in der Schule oder der Kindertagesstätte gefeiert, oft unter Mitwirkung der Eltern und teils auch der Großeltern. Zusätzlich spielen einzelne Schulfeste, vor allem aber auch Geburtstage und gegenseitige Einladungen der Kinder zu Kindergeburtstagen, eine wichtige Rolle im Alltag der Kinder.

Politik

Der Kinder- und Jugendbericht zeigt Maßnahmen auf, die die Bundesregierung zur Verbesserung der Lage von Kindern und Jugendlichen ergreift. Eine wesentliche Rolle bei der Ermittlung der aktuellen Lage von Kindern und Jugendlichen spielen Daten des im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelten und unter Anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Fast jedes siebte Kind wächst bei Alleinerziehenden auf. In: Pressemitteilung Nr. 216. Statistisches Bundesamt Deutschland, 12. Mai 2004, abgerufen am 22. Dezember 2009.
  2. a b c Immer weniger Mütter mit minderjährigen Kindern. In: Pressemitteilung Nr. 201. Statistisches Bundesamt Deutschland, 11. Mai 2006, abgerufen am 22. Dezember 2009.
  3. a b c d UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 1, Abschnitt Kindentwöhnte Gesellschaft
  4. Kinderlosigkeit und Ausbildung Download am 18. Januar 2008
  5. a b c d UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 2, Abschnitt Kinderschutz
  6. Polizeiliche Kriminalstatistik, Deutscher Kinderschutzbund 2002. Zitiert nach: UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 2, Abschnitt Kinderschutz
  7. a b 13. Kinder- und Jugendbericht, S. 15
  8. § 5 Gesetz über die religiöse Kindererziehung
  9. a b Statistisches Bundesamt, Angabe zu 2009. Zitiert nach: Statistisches Bundesamt: Zahl der erwerbstätigen, alleinerziehenden Mütter steigt. stern.de, 30. Juli 2010, abgerufen am 30. Juli 2010.
  10. Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland steigt. Welt Online, 29. Juli 2010, abgerufen am 30. Juli 2010.
  11. Bei mehr als der Hälfte der Paare mit Kindern arbeiten beide Partner, Pressemitteilung Nr. 199 vom 14. Mai 2007, Statistisches Bundesamt Deutschland (abgerufen am 8. Dezember 2007)
  12. Erwerbstätigenquoten von Eltern, Bundeszentrale für politische Bildung, 2005 (abgerufen am 26. Dezember 2007)
  13. Deutsche Mütter häufiger erwerbstätig als ausländische Mütter, Pressemitteilung Nr. 099 vom 4. März 2004, Statistisches Bundesamt Deutschland (abgerufen am 8. Dezember 2007)
  14. Leichter Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. In: Pressemitteilung Nr. 105. Statistisches Bundesamt Deutschland, 11. März 2008, abgerufen am 22. Dezember 2009.
  15. Kinderfreundliche Stadtentwicklung. Abgerufen am 21. Juni 2008.
  16. a b c d UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 1, Abschnitt Kinderarmut
  17. Familienreport 2009. Zitiert nach: 13. Kinder- und Jugendbericht, S. 6
  18. Immer mehr Kinder in Deutschland besuchen eine Kinderkrippe
  19. a b UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 2, Abschnitt Bildung
  20. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF).S. 7
  21. UNICEF: Kinder in Deutschland. Zahlen und Fakten. Unicef, August 2005, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). Darin: S. 2, Abschnitt Von hundert Kindern in Deutschland …
  22. a b c d Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF).S. 5
  23. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 9
  24. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 10
  25. T. Mößle, M. Kleimann, F.O. Rehbein: Bildschirmmedien im Alltag von Kindern und Jugendlichen: Problematische Mediennutzungsmuster und ihr Zusammenhang mit Schulleistungen und Aggressivität, Nomos Verlag, 2007, S. 31ff. Zitiert nach Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 10
  26. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 16
  27. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 13 ff
  28. Christian Pfeiffer et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologisches Institut Niedersachsen e.V., 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009 (PDF). S. 14
  29. a b c Der UNICEF-Bericht zur Lage von Kindern in Deutschland. Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse. Unicef, abgerufen am 22. Dezember 2009.
  30. 13. Kinder- und Jugendbericht, S. 6
  31. 13. Kinder- und Jugendbericht, S. 16
  32. 13. Kinder- und Jugendbericht, S. 17

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