- Kreuzweingarten
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Kreuzweingarten Stadt EuskirchenKoordinaten: 50° 37′ N, 6° 47′ O50.6108333333336.7911111111111200Koordinaten: 50° 36′ 39″ N, 6° 47′ 28″ O Höhe: 200–250 m ü. NN Fläche: (mit Rheder:) 3,91 km² Einwohner: 811 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 1. Juli 1969 Postleitzahl: 53881 Vorwahl: 02251 Lage von Kreuzweingarten in Euskirchen
Kreuzweingarten ist ein Stadtteil von Euskirchen und liegt im Erfttal im Süden der Stadt an der B 51.
Etwa in den 1960er Jahren entstanden neue Wohngebiete, so auf dem Münsterberg, im unteren Teil des Hardtberges und in der Paffenhardt entlang der Straße zum Sportplatz. Später kamen Häuser an der Antweilerstraße, entlang des Mersbaches und im Erfttal hinzu. Der Ort lässt sich als idyllisch gelegen zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel am Fuße der Eifel bezeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Ortes
Zahlreiche Funde aus der Zeit der Kelten und Römer, wie Einzelfunde und die Fundamente eines römischen Tempels, weisen auf eine frühe Besiedelung Kreuzweingarten hin. Oberhalb des Ortes verlief der sogenannte Römerkanal, im Volksmund auch Düvelsoode oder Teufelsader genannt, die Römische Wasserleitung nach Köln und überquerte anschließend bei Rheder die Erft. In den Fundamentresten einer ehemaligen Römervilla fand man zwei bedeutsame Mosaiken. 893 wurde Kreuzweingarten als Vingarden im Prümer Urbar erstmals erwähnt. Die Geschichte Kreuzweingartens unterlag seither etwa 350 Jahre dem Klösterlichen Lehnswesen von Münstereifel bzw. Prüm, und später dem Erzstift Köln bis zur Säkularisation durch die Franzosen.
Der ältere Ortskern aus Fachwerk- und Bruchsteinhäusern beruht auf 10 im Jahre 893 und 26 im Jahre 1829 erwähnten Anwesen, zu denen die damalige Mühle Schorn zählte. Hinzu kamen etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts einige Einzelhäuser an der damaligen Münstereifeler Straße, die Villa des Fabrikanten Bernhard Becker und das sogenannte Jagdhaus direkt oberhalb der Bahnstrecke. Gut erhalten und teilweise dokumentiert sind Gebertzhaus 1659, Schlösserhaus 1710 und Emondshaus 1723. Als ebenso alt galt das mittlerweile umgebaute Anwesen Emonds-Klein 1749, wo sich ein erhaltener Gebäudebalken aus dem Jahre 1638 fand. Zentrale Rolle spielte der Kapitels- oder Fronhof. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirtschaftsbetriebe des Prümer Lehnshofes vom so genannten Dederichshaus verwaltet wurden. Eng verwandt sind Geschichte von Pfarrhaus, Schlösserhaus, Fronhof und „Altes Brauhaus“. Letzterem kam etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts eine zentrale wirtschaftliche und soziale Bedeutung zu. Ab den 50er und 60er Jahren änderte sich das Erscheinungsbild des Dorfes. Der Modernisierung fielen einige Fachwerkhäuser, Scheunen und Stallgebäude zum Opfer. Die umfassendste Maßnahme war die Begradigung der B 51, der Abriss des Trimbornhauses und des Wolfgartenanwesens mit Dederichswerkstatt. Schließlich schlossen sich auch die Baulücken und neue Wohngebiete fügten sich an den alten Ortskern an.
Umbenennung des Ortes
Am 31. März 1804 tauchte erstmals der Name Creutzweingarten in einer kirchlichen Bestätigungsurkunde für den damaligen Pfarrer Johann Joseph Müller auf. Ebenso im Jahre 1804 wird eine Sukkursale Kreutzweingarten, Patron H. Kreutz erwähnt. Am 7. Mai 1925 beantragte Pfarrer Nikola Reinartz zur Unterscheidung der 13 Weingarten in Europa die Umbenennung in Kreuz-Weingarten. Nach einer ersten Ablehnung seitens des preußischen Ministers des Inneren vom 9. Dezember 1925 wandte sich Pfarrer Reinartz an den Reichstagsabgeordneten Thomas Esser, der sich erneut an den Minister des Inneren wandte. Am 9. September 1926 stellte Pfarrer Reinartz erneut einen Antrag. Nach der Zustimmung von Reichsbahn, Reichspost und Landrat kam vom Regierungspräsidenten am 9. Dezember 1926 die Genehmigung zur Abänderung des Ortsnamens (Quelle: H. Regh, Aus Weingarten wurde Kreuzweingarten). Am 29. Mai 1927 wurde der Name Kreuzweingarten offiziell und festlich übernommen (Quelle: N. Reinartz, Das Weingarten des Hl. Kreuzes, Festschrift zur Namens- und Weihefeier).
Eingemeindung
Am 1. Juli 1969 wurde die Gemeinde Kreuzweingarten-Rheder nach Euskirchen eingemeindet.[1]
Heilig-Kreuz-Kirche
Wegen der Unterstellung unter das Prümer Kloster hatte die Kirche in der Geschichte Kreuzweingartens einen hohen Stellenwert. Die Pfarre war mit Rheder, bisweilen mit Kalkar und Billig verbunden. Die Verehrung eines Kreuzpartikel in der Heilig-Kreuz-Kirche wies den damaligen Ort Weingarten zum kleinen Wallfahrtsort aus und führte nach einer Volksabstimmung im Jahre 1925 und Genehmigung seitens des Preußischen Staatsministeriums zur Umbenennung des Namens in Kreuz-Weingarten am Fest Christi Himmelfahrt, dem 29. Mai 1927. Heute bildet der Ort Kreuzweingarten mit dem Nachbarorten Rheder und Billig eine Kirchengemeinde und gehört zum Seelsorgebereich Euskirchen Bleibach / Hardt.
Kultur
Namen und Werke
Die Gemeinde brachte den großen Geistlichen Everhard Boßhammer 1594–1672 hervor, der als Landvikar im Dreißigjährigen Krieg bekannt wurde. Boßhammer errichtete in der Pfarrkirche einen Marienaltar und erweiterte die Kirche um den später nach ihm benannten Dechantsgang.
Weiterer großer Geistlicher Kreuzweingartens war Pfarrer und Heimatforscher Nikolaus Reinartz, der mit zahlreichen Artikeln wesentlichen Anteil an der Heimatliteratur Kreuzweingartens und der Eifel hat. Seine Werke sprechen für sich. „Die alten Glasgemälde im Kreuzgang der Prämonstratenser-Abtei Steinfeld in der Eifel und Ihre Stifter“ wurde Grundstein für die Literatur rund um die verschwundenen Steinfelder Kreuzgangfenster, die durch die französischen napoleonischen Besatzungstruppen im Zuge der Enteignung der kirchlichen Güter in alle Welt verkauft wurden.
Etwa ab den 60er Jahren übernahm die Schützenbruderschaft die Patenschaft über das kulturelle Brauchtum Kreuzweingartens. Unter dem Motto „Glaube, Sitte, Heimat“ war der Verein heimatlich und denkmalpflegerisch tätig und führte zahlreiche Projekte wie die Anlage des Hubertusweges, Restaurierungsarbeiten an Römerkanalaufschlüssen, Hochkreuz und Heidentempel durch. In Zusammenarbeit des Schützenpräsidenten Jakob Maria Bohnen mit dem Schriftsteller, Heimatforscher und Archivar des Schützenvereins Hans Regh und dem Unternehmer und Heimatschriftsteller Karl Naske entstand das Werk „Kreuzweingarten-Rheder-Kalkar“.
Unterstützung erhielten die dörflichen Initiativen durch den Pfarrer Dr. Peter Irrgang als Herausgeber von Schriften, Kirchenkundler und Autor von Beiträgen in verschiedenen Veröffentlichungen: 750 Jahre Rheder, 400. Geburtstag von Everhard Boßhammer, Festschrift zur Klagemauer, Festschrift zur Glockenweihe, Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten - Kirchenführer und Meditation.
Eine wesentliche Ergänzung der Dorf- und Heimatdokumentation bilden die Beiträge von Hans Regh in verschiedenen Schriften. Besonders erwähnt Artikel zur Verkehrs-, Wirtschafts- und Heimatgeschichte, wie „Weingartener Gebäude 1829“, „Der Kapitelshof“, „Kapitelsmühle“ und „Postgeschichte“; später Beiträge rund um die Kirche Kreuzweingartens und die Geschichte des Nachbarortes Rheder.
Anlässlich der 1100-Jahres-Feier des Ortes im Jahre 1993 durchlebte Kreuzweingarten eine Renaissance des Kultur-, Dorf- und Vereinslebens. Ein historischer Arbeitskreis Jakob Maria Bohnen, Hermann Josef Kesternich, Friedericke Kuhl, Josef Lützeler, Hans Regh und Dr. Gabriele Rünger erarbeitete die zweite größere Heimatveröffentlichung „1100 Jahre Wingarden“. Zur 200jährigen Geschichte der Pfarre folgte von Hermann Josef Kesternich Kirchenchronik und Kirchenführer.
Denkmale
Auf einer Bergzunge bei Kreuzweingarten, die „Alter Burgberg“ genannt wird, liegt ein eisenzeitlicher Ringwall (50°36'40" N; 6°47'53" O)50.6111111111116.7980555555555260, der nach dem heutigen Kenntnisstand um die Zeitenwende von Eburonen bewohnt wurde. Das Wallsystem (Wälle und Gräben) umschließt eine ovale Fläche mit 350 m Länge und 180 m Breite. Nach Norden, Westen und Süden fällt hinter dem Wall das Gelände steil ab, im Gegensatz zum Osten, wo zur zusätzlichen Befestigung ein zweiter vorgelagerter Wall vorhanden war. Hier war auch der Eingang zu dieser Höhenbefestigung. Ausgrabungen in den 1920er Jahren konnten klären, dass die Wälle Mauerschalen aus Trockenmauerwerk hatten, die mit Erde verfüllt waren und durch Balken und waagerechte Hölzer weiter gefestigt wurden (Murus Gallicus). Außerdem wurden durch Pfostenspuren im Inneren der Anlage Häuser nachgewiesen.[2]
Der Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung an der Straße „Am Römerkanal“ ist bekannt für seine mächtigen Kalksinterablagerungen. In der Nähe des Römerkanals können die rekonstruierten Grundmauern des sogenannten Heidentempels eines kleinen römischen Gebäudes besichtigt werden. Man vermutet, dass es ein kleiner Tempel war.[3] Nahe Kreuzweingarten befand sich der römische Vicus Belgica.
Schon 1839 stieß man in Kreuzweingarten auf die Überreste einer großen Villa Rustica. 1851, 1874 und 1881 fanden Ausgrabungen statt. Beeindruckend sind Reste von zwei Mosaiken.[4]
Weitere Denkmale sind:
- Vorzeitlich: Grabenwerk zwischen Sportplatz und Abzweig Billig
- Dorfgeschichte: Pfarrkirche – Wegekreuz – Friedhofskreuze – Erftmadonna – Klagemauer
- Baudenkmale: Gebertzhaus – Altes Brauhaus – Schlösserhaus – Pfarrhaus – Fronhof – Villa Becker
- Nachbarschaftlich: Broicher Hof – Forsthaus Broich – Haus Maria Rast – Hardtburg
Vereinsleben
Es existieren mehrere Ortsvereine, meist in Gemeinschaft mit dem Nachbarort:
- Musikverein Kreuzweingarten-Rheder 1974 e. V. mit Sitz in Rheder
- St. Hubertus Schützenbruderschaft „Zum Hl. Kreuz“ Kreuzweingarten-Rheder e. V.
- Turn- und Sportvereins Kreuzweingarten-Rheder 1924 e. V.
- Kreuzweingartener Fußball Club Arminia Rheder 1997 e. V.
- Kirchenchor
- Freiwillige Feuerwehr Löschgruppe Kreuzweingarten-Rheder-Billig
- 1. Schützenzug „Hochkreuz“
- 2. Schützenzug „Heinrich und Kunigunde“
Verkehrsanbindung
Schienenverkehr
Der Haltepunkt Kreuzweingarten liegt an der Erfttalbahn (KBS 475) Euskirchen–Bad Münstereifel, auf der im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) die RegionalBahn 23 verkehrt.
Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW, die für die Voreifelbahn Diesel-Triebwagen der DB Baureihe 644 in Ein- bis Zweifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h einsetzt.
Für den Öffentlichen Schienenpersonennahverkehr gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.
Busverkehr
Kreuzweingarten ist weiterhin mit der Stadtbuslinie 877 der Stadtverkehr Euskirchen (SVE) und der Regionalbuslinie 801 (Euskirchen Bf - Arloff Bf - Bad Münstereifel Bf) der Kreisverkehrsgesellschaft Euskirchen / RVK verbunden.
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
- ↑ Zu diesem Abschnitt vgl. Jürgen Kunow: Euskirchen-Kreuzweingarten: Eisenzeitlicher Ringwall. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag. 1987. S. 425f
- ↑ Vgl. Jürgen Kunow: Euskirchen-Kreuzweingarten: Römischer Tempel. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag. 1987. S. 427f
- ↑ Zu diesem Abschnitt vgl. Jürgen Kunow: Euskirchen-Kreuzweingarten: Römischer Gutshof. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag. 1987. S. 426f
Literatur
- Klaus Grewe: Der Römerkanalwanderweg. Ein archäologischer Wanderführer. Textband. Herausgegeben vom Eifelverein 1988 in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege. Verlag des Eifelvereins. S. 102ff.
- Waldemar Haberey: Die römischen Wasserleitungen nach Köln. Die Technik der Wasserversorgung einer antiken Stadt. 2. Auflage. Rheinland-Verlag Bonn 1972 in Kommission bei Rudolf Habelt Verlag Bonn. S. 80ff.
- Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag. 1987.
Weblinks
Commons: Kreuzweingarten – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienZur Geschichte des Ortes und der Umgebung:
- Historische Internetseiten und Dorfchronik Woenge.de
- Private Seite über Kreuzweingarten
- Der bäuerliche Vorzeitkalender am Eifelrand
- Leben und Werk des Pfarrers und Heimatforschers Nikola Reinartz
- Heimatforschung rund um Kreuzweingarten und Umgebung
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