Manfred Günther

Manfred Günther
Manfred Günther 2011

Manfred Günther (* 1948 in Bochum) ist ein deutscher Schulpsychologe, Sachbuchautor und Sozialarbeitswissenschaftler. Er lebt seit 1970 in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Manfred Günther entstammt einer Bergleute-Familie aus dem Ruhrgebiet und machte 1968 im Wittener Jungengymnasium Abitur. Nach dem Studium der Publizistik bei Koszyk und Psychologie bei Heckhausen und Kanfer in Bochum sowie bei Holzkamp und Jaeggi in Berlin arbeitete Günther zunächst als Tutor für Grundschuldidaktik; er ergänzte ein Lehramtsstudium (Arbeitslehre / Wirtschaft) sowie die Verhaltenstherapie-Weiterbildung in der DGVT. 1977 wurde er Heimpsychologe und Therapeutischer Leiter in einem heilpädagogischen Haus der Diakonie. Später machte Günther berufsbegleitend das Kleiber-Studium 'Psychosoziale Versorgung' und zertifizierte sich als Mediator.[1] Zwischenzeitlich verbrachte er ein Sabbatical in den USA und in Lateinamerika u. a. mit einem freiwilligen Arbeitseinsatz in Nicaragua. Heute arbeitet Günther im Berliner Kultusministerium als Notfallpsychologe[2] / Gewalt an Schulen[3] - zuständig für den City-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, nebenberuflich als Jugendhilfe-Coach[4] und als Weiterbildungsdozent im SFBB.[5] Er ist Mitglied der Vereine Archiv der Jugendkulturen[6] sowie Berliner Rechtshilfefonds Jugendhilfe, im Netzwerk Archiv der Zukunft und lebt mit seiner Tochter im Schweizer Viertel in Berlin-Lichterfelde.

Lehraufträge

Auswahl
  • 1974–1975 Verhaltensmodifikation, Pädagogische Hochschule Berlin, Fachbereich Psychologie
  • 1976–1978 Therapeutische Konzepte in der alternativen Heimerziehung, Technische Universität Berlin, Institut für Sozialpädagogik
  • 1979–1982 Psychologie, Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin (FHSS)
  • 1988–1989 Psychosoziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Handlungskompetenz, Diagnostik (mit I. Degwart), FHSS
  • 1993–1994 Beratungshilfen für Jugendliche und Heranwachsende in schwierigen Lebenssituationen, Sozialpädagogisches Fortbildungswerk Brandenburg
  • 1995 Neue Formen und Rechtsgrundlagen der Berliner Jugendhilfe (Seminar) sowie Verhaltensmodifikation und Selbstregulationstechniken (Vorlesung), Alice-Salomon-Hochschule
  • 1995–2004 Update Rechtsgrundlagen/Leistungen/Behördenzuständigkeit sowie Systemische Mediation, Sozialpädagogische Fortbildungsstätten SenBWF Berlin
  • 1996–1998 Sozialstrukturen/Rechtsgrundlagen/Jugendhilferecht, Qualifizierungsreferat des Jugendaufbauwerks Berlin
  • 1999–2002 Hauptseminar Jugendrecht, Freie Universität Berlin, Institut für Sozialpädagogik
  • 2002 Jugendhilferecht und Behördenstruktur, Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe sowie Verwaltungsakademie Berlin
  • 2006–2007 Beratungs- und Interventionsmethoden, Humboldt Universität Berlin, Institut für Rehabilitationswissenschaften
  • 2009–2012 Jugendhilfe und Schule, Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg im Jagdschloss Glienicke
  • 2011–2012 Grundlagen des Jugendhilferechts, Hochschule Magdeburg-Stendal

Leistungen

Auf der Suche nach mustergültigen Jugendhilfe-Konzeptionen entdeckte Manfred Günther 1977 das Jugendhaus Böghölt in Dänemark, das mit Ansätzen Makarenkos und Mannschatz' experimentierte. 1978 gründeten Hugdietrich Schröder und Günther das erste heilpädagogische Schulersatzprojekt West-Berlins in der Wadzeck-Stiftung. 1979 entdeckte er Ferrainolas Glen Mills Schools nahe Philadelphia,[7] tauschte sich mit Howard W. Polsky aus [8] und hospitierte in der Verbundberatungsstelle The Bridge in Boston. Nach 1982 gestaltete er über 17 Jahre mit JOKER eine Konzept[9]-Jugendberatung im Zentrum West-Berlins[10] mit angeschlossenem Wohnprojekt für junge Volljährige. 1986 prägte Günther den Begriff der Jugendhilfestation und gründete den LAK Jugendberatung und Wohnen, den er bis 1997 leitete. 1988 betreute er im Rahmen eines Workcamps in Nyksund u.a. den Jugendlichen Tim Raue. Als Interessenvertreter von Heranwachsenden lieferte er 1989 einen Entwurf zum § 41 Kinder- u. Jugendhilfegesetz, Art. 1, und formulierte Positionen, die z.T. in das von Thomas Krüger verantwortete Berliner AG KJHG eingingen.[11] Expertenauftritte in Rundfunk und TV des Landes folgten. Günther erhielt bislang über 40 Lehraufträge; er publizierte neben kleinen Monografien, Fachbuchartikeln oder Kongressbeiträgen mehr als zwei Dutzend Zeitschriftenaufsätze, einige Rezensionen[12] und eine verbreitete Taschengeldliste[13]. Im Rahmen von Dienstreisen erkundete er weitere psychosoziale Projekte in New York, Stuttgart, Montreal, Trappeto/Palermo, Wien, Istanbul, Bekescsaba und Bern.

Das Kultusministerium Brandenburg beauftragte Manfred Günther mit der Entwicklung des Curriculums Zertifikatskurse Jugendsozialarbeit.[14] Zur Umsetzung der Verwaltungsreform wurde er dann nach entsprechender Kosten- und Leistungsrechnungs-Weiterbildung in der Übergangsphase Ko-Leiter der integrierten Ämter für Psychologische und Medizinische Dienste. Nach dem Amoklauf von Erfurt wechselte Günther wegen des Expertisenauftrags[15] der Ministerpräsidentenkonferenz Ächtung von Gewalt und Stärkung der Erziehungskraft von Familie und Schule in die dem Innenministerium zugeordnete Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention, war dort auch Redenschreiber von Rudolf Egg und Gesprächsleiter des Bundes-AK Jugendsozialarbeit - Polizei[16] sowie der Bund-Länder-AG Häusliche Gewalt und Schule. Günther war in der 12. Wahlperiode Mitglied des Landes-Jugendhilfeausschusses und von 1992 bis 2000 Kurator der Stiftung Pestalozzi-Fröbel-Haus. In den 1990ern engagierte er sich als Vorstand bei den Trägervereinen Humanistischer Verband Deutschlands, Berlin und Aktion'70.

Schriften

Empirie (Erhebungen)

Ausgewählte Aufsätze

  • Alternative Konzepte für delinquente und 'nichtbeschulbare' Jugendliche in den USA In: Sozialpädagogik (23) 1981.
  • Psychosoziale Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf Jugendliche In: Jugend - Beruf - Gesellschaft 4/1981.
  • Hilfen für junge Volljährige nach SGB VIII § 41 In: Jugendhilfe 8/1993.
  • Prävention durch Sport In: Forum Kriminalprävention. 2/2006.[21]
  • Primärprävention und Erziehungskompetenz. Grenzen der EFB-Bemühungen beim Zuvorkommen von Gewalt (mit Braunert) In: Jugendhilfe 2/2008.
  • Schulentwicklung: Fachpolitische Ziele und Gewaltpräventionsarbeit in Berlin In: Forum Kriminalprävention 2/2010.

Literatur

  • Zum Buch Jugendliche im Berliner Psychodschungel liegen folgende Kommentare vor:
    Ursula Lang in: "Bücher", Berliner Lehrerzeitung 10/1988; Ed Koch in: Paper Press vom 19. September 1988
    Albrecht Müller-Schöll in: "Bücher", Sozialpädagogik 5/1988; Manfred Liebel in: Sozial Extra, September 1989
    Odysse für ‚Auffällige‘ Magazin-Beitrag von Britta Grashorn in: Blickpunkt 1/2 1989

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausbildungs- "Projekt-Mediation-Freiburg", aufgerufen am 10. August 2011
  2. Angst vor möglichem Amoklauf. auf: welt.de 12. Mai 2010.
  3. Amok-Alarm an Schule - Prüfungen fallen aus. auf: morgenpost.de 12. Mai 2010.
  4. Branchen-Info: Günther, Jugendhilfecoach
  5. SFBB-Jahresprogramm 2011
  6. [1] "Vereinsmitglieder...", abgerufen am 2. März 2011 auf www.jugendkulturen.de
  7. Die Glen Mills Schools, Pennsylvania, USA. Eine Expertise beim Deutschen Jugendinstitut (DJI), darin Bibliographie S. 215, gesehen 1. Juni 2010 (PDF)
  8. vgl. Alternative Konzepte für 'nichtbeschulbare' und delinquente Jugendliche in den USA, in: Sozialpädagogik 4/1981
  9. [2], 'Die historischen JOKER-Konzeptionen' (Homepage-Anlage), abgerufen am 27. Februar 2011 (pdf)
  10. kein geringerer als John Peel (BFBS) sendete dem JOKER-Leiter zum 10-Jährigen Geburtstagsgrüße und Teenage Kicks
  11. Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (AG KJHG Berlin) auf berlin.de, abgerufen am 26. Mai 2010 (PDF)
  12. Rezensionsbeispiel "ZuRecht finden"
  13. 'Morgenpost-Ratgeber': Taschengeld - ein Interview
  14. Curriculum 'Jugendsozialarbeit', auf www.manfred.guenther.de, abgerufen am 2. Juni 2010 (PDF)
  15. Strategien der Gewaltpraevention im Kindes- und Jugendalter, 5. Unterrichtung über den Stand der Gewaltprävention in der BRD auf dji.de, abgerufen am 30. Mai 2010 (PDF)
  16. Förderung von Vernetzung und Kooperation insbesondere durch Aus-, Fort- und Weiterbildung am Beispiel von Polizei und Jugendsozialarbeit in der Gewaltprävention (Bericht des Arbeitskreises) Bonn, Dezember 2004, auf kriminalpraevention.de, abgerufen am 22. Mai 2010 (PDF)
  17. Publikationen. gesehen am 11. September 2010 auf www.hvd-berlin.de
  18. Blick ins Buch, gesehen am 11. September 2010 auf rabenstueck.de
  19. Outcomes in: "Schriften" (die 4., 1987, s.o.)
  20. Erhebung zur Situation der Erziehungs- und Familienberatungsstellen als .pdf auf kriminalpraevention.de, gesehen am 22. Mai 2010
  21. Die Rolle und Wirkung des Sports in der Kinder- und Jugendgewaltprävention, abgerufen am 11. September 2010 auf kriminalpraevention.de

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