Otto Rahn

Otto Rahn

Otto Wilhelm Rahn (* 18. Februar 1904 in Michelstadt im Odenwald; † 13./14. März 1939 bei Söll (Tirol), Österreich) war ein deutscher Schriftsteller, Mediävist und Ariosoph,[1] der sich mit dem Gralsmythos beschäftigte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schule und Studium

Rahn wurde 1904 in Michelstadt/Odenwald als erstes Kind des Justizamtmanns Karl und Clara Rahn (geb. Hamburger) geboren. Ab 1910 besuchte er das humanistische Gymnasium erst in Bingen, wo er bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs lebte. Sein Abitur machte er in Gießen. Dort begeisterte ihn sein Religionslehrer Freiherr von Gall erstmals für die Geschichte der Katharer. 1922 begann Rahn ein Jurastudium in Gießen, das er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universität Heidelberg fortsetzte. 1925 bis 1928 unterbrach er sein Jurastudium und betätigte sich als Handelsreisender für verschiedene Verlage.

Nach Abbruch des Jurastudiums unterhielt er Kontakte zu Anhängern Stefan Georges. Rahns erster Verleger bezeichnete ihn später als Schüler Friedrich Gundolfs, der in Heidelberg Literaturgeschichte lehrte und zum George-Kreis gehörte. 1928 schloss er seine Universitätsstudien in Literatur und Philologie ab. In dieser Zeit pflegte er den Kontakt zu dem Dichter und Schriftsteller Albert Heinrich Rausch (Pseudonym: Henry Benrath).[2][3]

Forschungsreisen

1928 folgten nach Abschluss seines Universitätsstudiums Studien in Bibliotheken während seiner Aufenthalte in Genf und Paris. In Paris lernte er einen Kreis von Literaten und Privatgelehrten kennen, zu dem auch der aus Toulouse stammende Poet und Schriftsteller Maurice Magre gehörte, mit dem er darin übereinstimmte, dass ein Manuskript des mysteriösen Bogomilen-Bischofs Nicetas im Château de Monségur aufbewahrt wurde, welches während des Albigenserkreuzzuges als Teil des legendären Katharerschatzes in der unterirdischen Grotte von Ornolaca [sic] im südfranzösischen Languedoc versteckt wurde. Durch Magre lernte Rahn seine spätere Sponsorin die Spiritistin Gräfin Miryanne Pujol-Murat kennen, die sich für eine Nachfahrin der Gräfin Esclarmonde de Foix (um 1151–um 1215) hielt, einer prominenten Angehörigen der mittelalterlichen Sekte der Katharer im Frankreich des 13. Jahrhunderts. Gräfin Pujol-Murat war Mitglied der Gnostischen Kirche und unterhielt enge Kontakte zur Okkultgruppe der „Les Polaires“ (gegründet 1930), die sich mit den Hyperboreern und den Mythen um Ultima Thule beschäftigten und den Ideen der Welteislehre des von der SS protegierten österreichischen Ingenieurs Hanns Hörbiger (1860–1931) vertraten.[3]

Gralssuche mit Antonin Gadal

Antonin Gadal (1877–1962) war Rahns Fremdenführer und Mentor im Languedoc.

Ab 1929 unternahm Rahn im Rahmen seiner Studien Reisen in die Provence, in das südfranzösische Languedoc, wo er Höhlenforschungen unternahm und unter anderem zur Burgruine Montségur. 1930 unternahm er eine Reise ins Tal der Ariège. In Frankreich galt sein Interesse der mittelalterlichen Ketzerbewegung, insbesondere den Katharern und Albigensern. Rahns Mäzenin, die Gräfin Pujol-Murat, stellte ihm für seine Nachforschungen und Exkursionen in den Midi-Pyrenäen eine Limousine und ihren deutschen Chauffeur und Diener Joseph Widegger zur Verfügung, was ihm Reisen auf den Spuren der Gnostiker im Languedoc nach Pamiers, Foix, Carcassonne, Montségur und Mirepoix ermöglichte.[3]

Auf seinen ersten Erkundungen lernte er Déodat Roché,[4] einen Anhänger Rudolf Steiners, und den Heimatforscher Antonin Gadal kennen. Zu Gadal, den er als seinen Lehrmeister und Gönner bezeichnete und mit dem er in den folgenden zirka drei Jahren intensiv zusammen arbeitete entwickelte Rahn eine intensive Freundschaft. Ab Spätherbst 1931 ließ sich Rahn in dem kleinen Kurort Ornolac-Ussat-les-Bains[5] nieder, in dem auch sein Mentor Antonin Gadal wohnte, mit dem er auch in den kommenden wirren und schwierigen Jahren bis zu seinem frühen Tod befreundet blieb.[6]

1930 bis 1932 erkundete Rahn ausgehend von seinem Wohnort in Ornolac-Ussat-les-Bains das Languedoc. Bei seinen Ausflügen in den südfranzösischen Pyrenäen und bei seinen Höhlenforschungen im Ariètal wurde er von seinem Freund, dem Leiter des Fremdenverkehrsamtes von Ornolac-Ussat-les-Bains, dem Lehrer Antonin Gadal[7] begleitet.[8]

Identifizierung der Gralsburg

Rahns Studien und seine umfangreichen Recherchen in den französischen Archiven von Montsegur (Ostpyrenäen), ließen ihn schließlich glauben, dass er die geheimnisvolle Gralsburg gefunden habe, die erstmalig von dem provenzalischen Dichter des 12. Jahrhunderts Guyot, dem Erfinder der Gralssage, erwähnt wird, der diese Geschichte wiederum aus einem Buch des arabischen Astrologen Flegitanis entnommen haben will. So proklamierte Rahn, dass die in der Geschichte der Katharer so bedeutungsvolle Burg Montségur mit der Gralsburg Montsalvatge (Montsalvatsch) aus Wolfram von Eschenbachs Epos Parzival identisch sei. Otto Rahn stellte die These auf, dass die Katharer die Hüter des Grals waren, den er als Stein des Lichtes beschrieb, und dass die von Papst Innozenz III. initiierten Albigenserkriege eigentlich ein Kreuzzug gegen den Gral gewesen seien.[9] Die von Otto Rahn aufgestellten Thesen stammen im Wesentlichen von Antonin Gadal, dem Leiter des Fremdenverkehrsamtes von Ornolac-Ussat-les-Bains im Tal der Ariège in den französischen Pyrenäen.[10] Der Lehrer Antonin Gadal forschte nach seiner Pensionierung nach dem historischen Erbe der Katharer und erwarb sich so den Ruf eines Neukatharer-Fachmanns. Er interessierte sich für die französische Historie und die katharische Häresie und betätigte sich als Höhlenforscher. Gadals paläontologische Untersuchungen der Höhlen im Tal der Ariège und seine umfangreichen Recherchen im südfranzösischen Languedoc ließen ihn schließlich glauben, dass er dem geheimnisvollen Katharerschatz auf die Spur gekommen sei, den er als den Gral identifizierte, der erstmalig von dem provenzalischen Dichter des 12. Jahrhunderts Guyot, dem Erfinder der Gralssage, erwähnt wurde. Gadal infizierte Otto Rahn mit seiner Vermutung, dass der Katharerschatz in den Höhlen des Sabarthes verborgen liegt und ermutigte zeitlebends auch andere Forscher zur romantisch motivierten Gralssuche und Recherchen über die Geschichte der für die Katharer des Mittelalters so bedeutungsvollen Burg Montségur, die er für die Gralsburg Montsalvatge (Montsalvatsch) aus Wolfram von Eschenbachs Epos Parzival hielt.

Bankrott und Flucht wegen Geheimbündelei- und Spionageverdacht

Ehemaliges Hotel Restaurant des Marroniers in Ornolac-Ussat-les-Bains im Ariège-Tal

Im Mai 1932 schloss Rahn einen dreijährigen Pachtvertrag über das an der Nationalstrasse Toulouse-Andorra gelegene Hotel Restaurant des Marronniers in Ussat-les-Bains ab. Josephine Baker, Paul Ladame und Marlene Dietrich sollen zu Rahns Hotelgästen gehört haben. Am 10. Oktober 1932 stellte das Handelsgericht in Foix den Bankrott von Rahns Hotel fest. Durch deutsche Verlagsvorschüsse gelang es ihm zwar, die gröbsten Schulden zu tilgen. Trotzdem musste er Konkurs anmelden. Ende 1932 wurde Rahn von französischen Regierungsstellen beschuldigt, gleichzeitig ein deutscher Spion und der Führer eines internationalen Geheimbundes zu sein. Er verließ die Region und Frankreich daraufhin unauffällig.

Am 3. März 1932 berichtete die Zeitung La Dépêche du Midi von Ausgrabungsarbeiten einer theosophischen Gruppe der „Fraternité des Polaires“, kurz „Les Polaires“, mit Sitz in Paris (Avenue Rapp), in der Nähe von Massat, die von einem Deutschen [gemeint war Otto Rahn, der dies dementierte] geleitet werden. Die Zeitung berichtete zum wiederholten Male von der mysteriösen Schatzsuche dieser „Les Polaires“ in der Burg Montségur, die einen Schatz der Albigenser aus dem 13. Jahrhundert gelte.[11] Ein Schwerpunkt von Rahns Forschungen lag auf der mittelalterlichen Geschichte der Albigenser und der Tempelritter im französischen Languedoc dem Land der Katharer. Seine historischen Feldforschungen und Archivstudien im südfranzösischen Sabarthes über den tragischen Untergang der Katharer auf der Burg Montségur inspirierten ihn dazu einen Zusammenhang mit dem Heiligen Gral herzustellen, der gemäß seinen Thesen auf Montségur von den Katharern verborgen gehalten worden wäre. Das Symbol der katharischen Lehre war für ihn deshalb der Gral.[12][3] Im Herbst 1933 wurde Rahns Buch Kreuzzug gegen den Gral beim Urban Verlag in Freiburg i./Breisgau veröffentlicht. Kurz darauf trat er in Berlin dem Reichsverband deutscher Schriftsteller bei.

Ariosophische Spurensuche: Thule-Mythos, Neuheidentum

1935 unternahm Rahn Dienstreisen zu verschiedenen Orten im Westerwald, Hessen und Bayern, die er ohne konkrete Vorgaben durchführen konnte.[13][14][15] Forschungsreisen in Vorbereitung seines zweiten Werkes Luzifers Hofgesind führten Rahn auch nach Frankreich, Italien und Island.

1937 nahm er mit einer Gruppe von 20 SS-Männern an einer Island-Expedition teil. Ziel dieser „Nordlandfahrt“ war die Erforschung von Spuren des mythischen Thule, das man mit der Hauptstadt der Hyperboreer assoziierte.[16] Der Gruppe sollten wohl die Wurzeln der germanischen Edda-Saga nahe gebracht werden. An der Expedition nahmen unter anderem der Islandkenner Paul Burkert und der mit dem Aufbau der Wewelsburger Bibliothek betraute Wissenschaftler Hans Peter des Coudres teil, mit dem sich Rahn anfreundete.[17] Im Anschluss an die Islandreise veröffentlichte Rahn sein Reisetagebuch Luzifers Hofgesind in dem er seine Suche nach Beweisen für seine These von einer katharisch-visigotischen Tradition beschrieb.[18]

Der von Otto Rahn nur mit schwachen etymologischen Argumenten vertretene hypothetisch mythologische Komplex, in dem die Katharer und Montségur mit dem Heiligen Gral und dessen Burg assoziiert werden, wurde von Historikern mittlerweile widerlegt: So könne der Montségur nichts mit der versteckten Gralsburg gemein haben, da die Burgfestung Montségur im Jahre 1244 im Albigenserkreuzzug von Katharer-Rittern als letzte Rückzugsfestung und Zufluchtsort von ca. 200 Mitgliedern der Katharer-Sekte zu einem Zeitpunkt vergeblich verteidigt wurde, als Wolfram den Parzival längst geschrieben hatte.[19][10][20]

Arbeiten für Karl Maria Wiligut (1935–1936) im Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA)

1935 kam Rahn auf Vermittlung von dessen Sekretärin mit dem SS-Standartenführer Karl Maria Wiligut, der sich ebenfalls für den Gralsmythos interessierte, in Kontakt, der ihn mit Heinrich Himmler bekannt machte. Ab Mai 1935 gehörte Rahn zum persönlichen Stab Williguts und arbeitete für ihn als Referent im „Rasse- und Siedlungshauptamt“ (RuSHA) der SS ohne genau definierten Aufgabenbereich.[21]

Rahns Thesen, das Katharertum sei eine germanisch geprägte dualistische Ketzerbewegung mit uralten arischen Wurzeln, beeindruckten den Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler so gewaltig, dass er den Mediävisten Rahn zur Weiterarbeit an diesen esoterischen „mythenverwirrten“ Theorien unter den Auspizien der SS motivierte und ihn zur Mitarbeit bei von der SS finanzierten Exkursionen und Forschungen einlud.[22]

Zeit im Stab der Reichsfüher SS (1936–1939)

Am 12. März 1936 wurde Otto Rahn in die SS aufgenommen. In seiner handschriftlich ausgefüllten SS-Stammrolle gibt er sechs Tage später folgende Stellungnahme ab: „Vor der Machtübernahme schrieb ich im Ausland, nach mehrjähriger Abwesenheit von Deutschland und ohne über den politischen Weg sowie die weltanschaulichen Ziele der N.S.D.A.P. einwandfrei unterrichtet worden zu sein, ein Buch und Aufsätze, die heute als nationalsozialistisches Gedankengut gelten und die auch meine Berufung in den Stab des Reichsführer SS gezeitigt haben.“[23]

Rahn erhielt von Heinrich Himmler, der Schwierigkeiten hatte, seinen arischen Stammbaum nachzuweisen, den Auftrag Recherchen über die Vergangenheit seiner Vorfahren aus der französischsprachigen Schweiz anzustellen.[24] Im November 1936 leitete Rahn seine Ergebnisse zu Himmlers Ahnennachweis an die Wewelsburg weiter. Durch diese Recherchen für den Reichsführer SS vernachlässigte er seine eigene Ahnentafel, wurde aber trotz der noch fehlenden Unterlagen noch im gleichen Monat zum Oberscharführer befördert.

1937 lernte Rahn bei Alfred Schmid den Schweizer Franz Riedweg kennen, den er auf Einladung Himmlers im selben Jahr bei einem Mittagessen im Nobelrestaurant Horcher wiedertraf. An diesem Essen nahmen der Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Reinhard Heydrich, der Gruppenführer im „Persönlichen Stab des Reichsführer-SS“ Karl Wolff, der Schweizer Politiker Jean-Marie Musy und Werner Best teil. Himmler bahnte dabei Dr. Riedwegs Eintritt in die SS an, indem er ihm anbot, als Hauptsturmfüher und Truppenarzt bei der SS-Standarte Deutschland zu dienen, wodurch Otto Rahn ein Jahr später erhebliche Probleme entstanden, die letztlich zu seinem Freitod beitrugen.[17]

Da Rahn fließend französisch sprach und als Katharer-Experte und Kenner der zu besprechenden okkulten Themen galt, wurde er von Willigut als Vermittler zu einem Gespräch zwischen Himmler und dem französischen Okkultisten Gaston de Mengel hinzugezogen. Der Brite Gaston de Mengel, war wie Rahns Freund Maurice Magre, Mitglied des Geheimbundes „Les Polaires", der vorgab, über eine spiritistische Orakelmethode mit einem spirituellen Zentrum in Tibet in Verbindung zu stehen. De Mengels Reiserouten entsprachen den Interessen des Ahnenerbes. Im Rahmen seiner Spionagetätigkeiten, die von Heinrich Himmler finanziert wurden, hatte er über französische Geheimorganisationen zu berichten.[3][25] Aus einem Schreiben Karl Wolffs vom 19. Februar 1937 an Karl Maria Wiligut geht hervor, dass es bei diesen Gesprächen auf Basis der Studien De Mengels über vorchristliches, indisches, persisches und teilweise chinesisches Schrifttum um die Edda, die Veden, die Kabbala und um seine metaphysischen Berechnungen über den Pyramidenbau ging. Oberscharführer Otto Rahn, soll die Richtigkeit derjenigen Forschungen De Mengels betätigt haben, die er auf seinen Reisen selbst beobachten konnte. Willigut schlug Otto Rahn für die Übersetzung der Werke Gaston de Mengels vor, in denen die Steuerung politischer Vorgänge geheimen spirituellen Zentren, namentlich Agartha und Shambhala zugerechnet wurde und die von tibetanischen Weltverschwörungstheorien und einem erwarteten neuen messianischen Weltlehrer namens Maitreya, handelten.[26]

Im April 1938 erfolgte die Ernennung zum SS-Untersturmführer. Im November 1938 wurde Rahn vier Monate lang, unter Ablegung seines Dienstgrades den KZ-Wachmannschaften von Buchenwald und danach dem KZ Dachau zugeteilt, weil er durch übermäßigen Alkoholgenuss aufgefallen war. 1939 wurde Rahn als Obersturmführer, wohl unter dem Vorwurf der Homosexualität, auf eigenen Wunsch wieder aus der SS entlassen.[27][3]

Beitrag zur NS-Germanenideologie

Der Berg Montségur mit der Ruine der gleichnamigen Katharerburg, die Rahn für die Gralsburg hielt.

Joscelyn Godwin[28] identifiziert Otto Rahn als den Hauptverantwortlichen für das Entstehen des mythologischen Komplexes, in dem die Katharer und deren Burg Montségur mit dem Heiligen Gral und dessen Burg assoziiert werden.[29] Die von Rahn während seiner Gralssuche aufgestellten Thesen von einer katharisch-visigotischen Tradition und die von ihm postulierte Existenz einer gnostischen Untergrundreligion arisch-westgotischen Ursprungs, die von der kirchlichen Obrigkeit zerschlagen wurde, wurden von Rudolf Mund adaptiert, der diese Theorien als Beweise für die mystische Mission der SS wertete.[18]

Für Rahn waren die Katharer Germanen und der Albigenserkreuzzug mehr wie ein Glaubenskrieg: Für ihn war er ein Kampf der Rassen von Juda und Rom gegen das nordische Germanentum. Für ihn hat Papst Innozenz III., auf dessen Geheiß es zum Kreuzzug in der Provence und im Languedoc kam, das Ziel verfolgt, dass Germanenblut in Südfrankreich endgültig auszurotten, weil dem Germanentum der Norden [gemeint war Thule] und nicht Jerusalem oder Rom heilig waren.[30]

Rahns 1933 erschienenes „Ketzerbuch“ „Kreuzzug gegen den Gral“ über seine Nachforschungen und Studien über die Katharer und den Gral machte ihn europaweit, insbesondere aber in NS-Kreisen bekannt und berühmt. Im April 1935 wurde Karl Maria Wiligut auf den Autor aufmerksam, der als engster Ratgeber Heinrich Himmlers Rahn sofort nach Berlin zitierte, da er Rahns mythologischen Themenkomplex zur Bereicherung der nationalsozialistischen Ideologiebildung der 1935 gegründeten „Ahnenerbe“-Stiftung heranzuziehen gedachte. Der Reichssführer SS Himmler übernahm Rahns Deutung der Gralslegende und stellte den Schwarzen Orden der SS fortan in die Tradition des europäischen Ketzertums, da sich Rahns Thesen als Beleg für Himmlers Weltbild von einer in Urzeiten zurückreichenden arischen Lichtreligion ansah, als deren Erbe und Vertreter Himmler seine als „Orden“ und „Ritterschaft“ definierte und konzipierte SS ansah. In gleicher Weise wurden Rahns Ideen von Alfred Rosenberg, dem führenden NS-Ideologen, aufgegriffen und unterstützt, da sich Rahns Thesen als anschlussfähig für Rosenbergs Rassenideolgien erwiesen, indem er die Albigenser, Waldenser und die Katharer zu Märtyrern der „abendländischen, völkischen Gesittung“ erklärte und diese Ketzerbewegungen zu den Vorläufern des Nationalsozialismus hochstilisierte. So stellte Rahn die These auf, dass die Kirche im Mittelalter einen Kreuzzug gegen den Gral geführt hätte, weil dieser das ketzerische Symbol für die „Reine Lehre“ sei,[31] was er etymologisch herleitete:

„Die ‚Reine Lehre‘, wie die Verdeutschung des Begriffes Catharismus ja lautet, wurde nach dem Beispiel der indischen Mani mit einem vom Himmel gefallenen Stein symbolisiert, einem lapis ex coelis, der die Welt tröstend erleuchtet.[32]

Rahn: Kreuzzug gegen den Gral. Teil I, S. 137

In seinem Buch Kreuzzug gegen den Gral postulierte Rahn eine imaginierte Einheit zwischen den Traditionen der Troubadoure und des Minnesangs, der katharischen Häresie und der Sage vom Heiligen Gral. Aufbauend auf diesem unbewiesenen Surrogat postulierte er die Existenz einer gnostischen Untergrundreligion arisch-westgotischen Ursprungs, die im Jahre 1244 von der Inquisition der Kirchenobrigkeit vernichtet worden sei. Die von ihm aufgestellten Thesen einer auf legendären Häresien aufgebauten germanischen Religion, ließen Himmler auf ihn aufmerksam werden, der ihn zur zukünftigen Mitarbeit bei von der SS gesponserten Expeditionen und Forschungen aufforderte.[15]

Heinrich Himmler adaptierte Rahns Licht- und Sonnengnosis mit Luzifer als Erlöserfigur und hielt das Land der Katharer in Südfrankreich für das Ursprungsland des Grals und die Burg Montségur für die Gralsburg ‚Munsalvasch‘ aus Eschenbachs Gralsepos, was Rahns Karriere in der SS begünstigte und erklärt.[20]

Hinter diesen nach außen gekehrten Anleihen beim Germanentum und dem, was Himmler dafür hielt, ging es ihm um weit mehr, nämlich darum, in Anlehnung an Geschichte, Geschichtsmythos, Germanenkult, Sternbeobachtung, Sterndeutung und Wiederverkörperungstheorie ein Welterklärungsmodell zu schaffen, das „tatsächlich ein Religionsersatz“ in Gestalt einer „germanischen Urreligion“ werden sollte.[33] Mit diesen Vorstellungen, bei denen er sich zeitweise vor allem auf den zwielichtigen Karl Maria Wiligut stützte, trat Himmler allerdings nie in die Öffentlichkeit.[34]

Koinzidenz zwischen Shambala- und Gralsmythos

Rahn war überzeugt, dass die Katharer durch manichäische Missionare christianisierte Druiden gewesen seien, wozu ihm der Shambala-Mythos als Beweis diente: Im Shambala-Mythos wird der Mani-Stein des Chakravartin in Zusammenhang mit einem wunscherfüllenden Juwel in einem ähnlichen Kontext erwähnt, wie in Rahns Gralsmythos, in dem er behauptet, eine weiße Taube hätte den Gral „nach Asiens Bergen“ gebracht, womit er das Himalaya-Gebirge meint.[35][36]

Rahns Erkenntnisse, dass das höchste Mysterium der Katharer, die Manisola,[37] das Rahn als identisch mit dem Gralsmahl sah, und seine Thesen, dass der von den Katharern verehrte Stein (Mani), den Rahn mit tibetisch-buddhistischen Analogien assoziierte, und die ihn zu dem von ihm konstruierten Rezeptionsstrang Katharer – Gral – Tibet veranlassten, wie er ihn in seinem Buch Kreuzzug gegen den Gral darstellte, stammen von seinem Freund, dem Dichter Maurice Magre, einem Mitglied des Geheimbundes „Les Polaires“.[20] Maurice Magre, der Mentor Rahns, war Mitglied der okzidentalisch-esoterischen Gruppe der Polaires, die ihre Erkenntnisse mittels einer spiritistischen Orakelmethode gewannen, die sie mit einem spirituellen Zentrum in Tibet in Verbindung brachte. Gemäß der Durchsagen diesen Sternenkraftorakels, wünsche sich das tibetische Zentrum die Errichtung eines europäischen Einweihungszentrums unter der Leitung der Polaires, dass anknüpfend an katarische Traditionen, eine Neuauflage der sapientes, der Weisen der Katharer werden solle.[38] Heinrich Himmler hatte durch den von Rahn gedolmetschten Abgesandten der Polaires, den Briten Gaston de Mengel, Kenntnis von der von dieser okkulten Orakel-Kommunikation mit dem geheimen Einweihungszentrum im Himalaya erhalten, und war seit seiner Lektüre des Buches „Tiere, Menschen und Götter“ von Ferdinand Ossendowski, mit mongolischen Erzählungen vertraut, die über ein geheimnisvolles unterirdisches Reich namens Agarthi und einem Einweihungszentrum, dass der Legende zufolge unterhalb des Himalayas liegt und von einem „König der Welt“ regiert wird, vertraut.[39]

Die Thesen des Buddhisten Magre, die Katharer und überhaupt alle europäischen Ketzer seien getarnte Anhängern der Buddhalehre, haben in Rahns Büchern deutliche Spuren hinterlassen.[40] Diese Auffassung wird jedoch von Historikern nicht geteilt, da sie auch sehr toleranter Kritik nicht standhalte.[41]

Ossendowskis Adepten, beispielsweise René Guénon, brachten den Agharta-Mythos mit der Gralslegende in Verbindung und konstruierten eine chiliastische Vorstellung, in der der „König der Welt“ die guten gegen die bösen Menschen in den Kampf führen wird.

Veröffentlichungen

  • Im Herbst 1933 erschien Rahns Buch Kreuzzug gegen den Gral beim Urban Verlag in Freiburg i./Breisgau die seine Eindrücke und die Erkenntnisse seiner Gralsforschungen wiedergeben.
  • Am 5. August 1934 erschien Rahns Artikel 'Heinrich Minneke' in der Frankfurter Zeitung, in dem sich Hinweise auf die Verehrung des aus dem Himmel stürzenden Luzifers durch die Katharer finden.
  • Im April 1938 erschien Rahns Buch Luzifers Hofgesind im Schwarzhäupter-Verlag Leipzig.[42]

Der Inhalt seines zweiten Buches Luzifers Hofgesind, das er auf Anweisung Heinrich Himmlers geschrieben hat, ist geprägt durch die Blutmythologie Thules und enthält antisemitische Anklänge, wie der folgende Auszug zeigt:

„Unter Luzifers Hofgesind verstehe ich diejenigen, die nordischen Geblütes inne und ihm getreu, einen 'Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht’ als Ziel ihrer Gottsucht sich erkoren hatten und nicht die Berge Sinai oder Zion in Vorderasien.“

Rahn: Luzifers Hofgesind. Eine Reise zu den guten Geistern Europas. (1936). Struckum: Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur 1985, S. 96.[29]

In diesem Buch, das als Reisetagebuch verfasst wurde, versucht Rahn die mittelalterlichen Ketzerbewegungen zu ergründen. Das Buch „Luzifers Hofgesind“ entstand unter der Schirmherrschaft Heinrich Himmlers, der vor der Drucklegung Einfluss auf den Inhalt nahm. Die darin enthaltenen zahlreichen, zum Teil äußerst aggressiven antisemitischen Passagen sind unübersehbar. Rahn weihte das Buch seinen SS-Kameraden und stellte als Motto einen tendenziösen Spruch Schopenhauers voran:[16]

„Wir dürfen hoffen, dass einst auch Europa von aller jüdischen Mythologie gereinigt sein wird.“

Rahn: Luzifers Hofgesind. (1937). Geleitwort.

Luzifers Hofgesind ist eine reine SS-Propaganda-Schrift: Das Buch wurde von der SS finanziert, vom Reichsführer SS Himmler mit Ratschlägen bedacht und als Leitkultur-Lektüre empfohlen, von einem SS-Mann geschrieben und massenhaft in der SS verbreitet.

Nach Kriegsende wurde Rahns Buch Luzifers Hofgesind (1937) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[43]

Tod

Der Rechauerhof in Söll/Stockach, Eiberg Nr.15 – In 350 m entgegengesetzter Blickrichtung war am 11. Mai 1939 der Fundort der Leiche

Rahn starb im März 1939 wenige Tage vor seiner geplanten Hochzeit, zu der sich der Reichsführer SS Heinrich Himmler persönlich angesagt hatte, auf dem Eiberg bei Söll in Tirol unter mysteriösen Umständen.[12] Die Chronik der Gendarmeriestelle Söll beschreibt den Tatbestand, dass am 11. Mai 1939 die Kinder des Josef Mayer am Eiberg eine schon stark verweste männliche Leiche gefunden haben. Die Leiche wurde am Tag darauf nur durch den Mantel und des Reisepasses durch den in Söll diensthabenden GUstr. Lentsch als die des Schriftstellers Otto Rahn aus Berlin identifiziert; dieser war seit 13. März 1939 vermisst gewesen. Die Leiche soll nach Eintragung des Postenchronik nach Wörgl/Söll überführt und dort beerdigt worden sein. Lt. Aussage der städtischen Friedhofsverwaltung Wörgl, bzw. der zuständigen Stadtpfarre ergab aber, das im benannten Zeitpunkt keine Bestattung mit dem Namen Rahn stattgefunden hat. Vermutlich wurde der Leichnam nach Kirchbichl überführt.

Rezeption und Kritik

Die in dem Buch Kreuzzug gegen den Gral (1933) aufgestellten Thesen und Theorien, die Otto Rahn zu der Behauptung veranlassten, der Katharerschatz sei identisch mit dem Heiligen Gral, stammen im Wesentlichen von dem Heimatforscher Antonin Gadal und wurden von Rahn trotz offenkundiger Anachronismen kritiklos übernommen. Rahns Interpretationen und Behauptungen weisen viele schwer zu rechtfertigende Ansätze auf und widersprechen anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen was auf seine unbekümmerte Geringschätzung historischer Belege zurückzuführen ist.[36][14]

Pseudowissenschaftliche Gralfantasien

Mit Rahns Leben und Werk beschäftigen sich bis heute zahlreiche Veröffentlichungen, in denen er aus zwei Gründen meist kritisiert wird:

  1. Zum einen steht und fällt seine Gralshypothese, die er zum Teil nur etymologisch aus Themen des Heiligen Gral, die in der mittelalterlichen Literatur eine wichtige Rolle spielten, ableitete, mit der Klärung der Frage, wann Wolfram von Eschenbach seinen Parzival beendete. So verfasste Chrétien de Troyes, der als Begründer des höfischen Versromans gilt, in den 1170er bis 1190er Jahren mehrere Romane zum Legendenkreis um König Artus und den Heiligen Gral. Im deutschsprachigen Raum wurde das Thema dann unter anderem von Wolfram von Eschenbach in seinem Artusroman Parzival (um ca. 1200 bis 1210) aufgegriffen. Aufgrund der geschichtlichen Zusammenhänge war Rahn überzeugt, dass es sich bei Wolframs Gralsburg – im Text als Munsalvaesche bezeichnet – um den Montségur handelt. So lautete der Name des Gralsherrn in einem anderen Epos Eschenbachs Perilla. Interessanterweise hieß der Herr der Festung Montsegur Raimon de Pereille, dessen Name in zeitgenössischen Dokumenten in der latinisierten Form Perilla verwendet wurde.[31]
  2. Lässt sich der Gral bei den südfranzösischen Katharern nachweisen?

Ist der Gral bei den Katharern nachweisbar?

Obwohl die Katharer des Mittelalters jeden Reliquienkult ablehnten, und obschon der Begriff Gral im Okzitanischen ein Synonym für ein mörserförmiges Trinkgefäss war und der Heilige Gral die Reliquie des Abendmahlkelches Christi ist, behauptete Otto Rahn, der Gral sei, nach dem Beispiel der indischen Mani, ein Symbol für einen vom Himmel gefallenen Stein, den er lapis ex coelis nannte. (Bei Wolfram von Eschenbach irrtümlich, da in dieser Fassung sinnlos: Lapsit exillis.). Es gibt jedoch weder in den Vernehmungsprotokollen der Katharerprozesse noch in den überlieferten Schriften der Katharer den geringsten Hinweis darauf, dass bei den Katharer eine Legende von einem (symbolischen) Stein, der ihnen als Gral galt und der von einer weißen Taube in den Himalaya gebracht worden sein soll, was Rahn mit einer Kohärenz zum Mani-Stein der Chakravartin aus dem Shambala-Mythos beweisen zu können glaubte, gibt.[36][44] Auch neueste Forschungen, die sich auch auf Recherchen der Inquisitionsakten (Collection Doat, Bibliothèque National Paris) und Studien im vatikanischen Geheimarchiv stützen, haben keinen Beweis dafür erbringen können, dass die Katharer in irgendeiner Beziehung zum Gral standen.[45]

Schwache etymologische Argumente

Der von Otto Rahn aufgestellte hypothetisch mythologische Komplex, in dem die Katharer und Montségur mit dem Heiligen Gral und dessen Burg assoziiert werden, wurde nur mit schwachen etymologischen Argumenten vertreten:

  • So lautete der Name des Gralsherrn in einem anderen Epos Eschenbachs Perilla. Interessanterweise hieß der Herr der Festung Montsegur Raimon de Pereille, dessen Name in zeitgenössischen Dokumenten in der latinisierten Form Perilla verwendet wurde.[31]
  • Den Minne-Begriff führte Rahn in einer abenteuerlichen Weise auf den Namen Mani zurück, indem er die keuschen Minnesänger mit den lustfeindlichen Manichäern kurzerhand gleichsetzte.
  • Munsalvaesche (okzitan. Montsalvasch, „Heilsberg“, oder Montsauvage, „Wilder Berg“) nennt Wolfram die Gralsburg. Bei Rahn wird daraus der Montségur (okzitanisch Montsegur, sicherer Berg) in den französischen Pyrenäen, die letzte Rückzugsfestung der Katharer-Ritter, die 1244 im Albigenserkreuzzug eingenommen wurde. Es gibt ein Gerücht, dass einige der belagerten Zitadelle entfliehen und dabei „den Schatz der Katharer“ retten konnten.
  • In Rahns Abwandlung der Gralslegende wird der Gral zu einem Himmelsstein: lapis ex coelis.[36] An der entsprechenden mit Eschenbachs Epos „Parzival“ korrespondierenden Stelle heißt es jedoch: „Er heizet Lapsit exillis“.[44]

Rahns Beweisführung mittels etymologischer Argumente und die von ihm vorgenommene Synthese verschiedener fiktiver und historischer Elemente, wurde von Historikern mittlerweile widerlegt: So könne der Montségur nichts mit der versteckten Gralsburg gemein haben, da die Burgfestung Montségur im Jahre 1244 im Albigenserkreuzzug von Katharer-Rittern als letzte Rückzugsfestung und Zufluchtsort von ca. 200 Mitgliedern der Katharernsekte zu einem Zeitpunkt vergeblich verteidigt wurde, als Wolfram den „Parzival“ längst geschrieben hatte.[46][14][47]

Anachronistisches Wunschdenken zwischen Mythos und Realität

Rahns Gralsthesen weisen viele chronologische Probleme auf: So glaubte er etwa in der Gräfin Esclarmonde de Foix (* um 1151; † um 1215) die Gralshüterin „Repanse de Schoye“ aus Eschenbachs Parzival erkennen zu können, die den Gral in dem Berg des Munsalvaesche (bei Rahn: Montségur) einschloss um ihn vor den Heerscharen der Inquisition zu schützen. So werden Repanse de Schoyes Brüder Anfortas, der Gralskönig und Trevrizent, der Eremit bei Rahn zu Raimund Roger von Foix und Guilhabert von Castres- der Katharerbischof von Toulouse. In Raimund Roger Trencavel, dem 1209 in Kerkerhaft verstorbenen Vizegrafen von Béziers, erkennt Rahn die Person des „Parzival“.[14] Die erste Gralsdichtung des Perceval oder Li Contes del Graal wurde von Chrétien de Troyes gegen 1180 für Philipp von Flandern als Versuch erstellt, in der Geschichte des jungen Ritters Perceval die Gattung des Höfischen Romans mit christlichen Elementen, insbesondere in Gestalt des Mythos vom Heiligen Gral, zu durchdringen. Eschenbach begann seinen Parzival um 1200, während die Gräfin Esclarmonde de Foix der Katharer-Sekte erst 1204 beitrat, während die „Grals“-Burg Montségur erst ab 1209 zu einer Katharerzufluchtsstätte ausgebaut wurde bevor sie 1244 fiel. Rahn hat seine Daten von dem Heimatforscher Antonin Gadal übernommen und eine Synthese zwischen Elementen hergestellt die nichts miteinander zu tun haben.[36]

Wissenschaftliche Kritik

In Rahns Vorstellung wird die in der Legende als versteckt und nahe einem Fluss oder See gelegene Gralsburg Montsalvaesche aus Eschenbachs Epos „Parzival“ in die auf einem spitzen Bergkegel weithin sichtbare Burg Montségur verwandelt. Dort wurde nach seiner Auffassung der Gral, den er als wertvollen Stein und als Symbol für eine dualistische Tradition ansah, deren Wurzeln älter als das Christentums seien, aufbewahrt. Aus diesem Grund vertrat er die Auffassung, dass die fundamentalen Ideen der katharischen Religion bereits seit der Epoche der Kelten und Iberer im Languedoc vertreten wurden, die er als Erben der Perser bezeichnete. Der Albigenserkreuzzug hatte für Rahn deshalb das Ziel, diese (wesentlich ältere) Zivilisation, die er für edler hielt, zu zerstören.[14] Renommierte Historiker seiner Zeit und der Gegenwart lehnen Rahns Ansichten ab. Katharerforscher sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die dualistische Lehre der Katharer durch bogomilische Missionare im Westen verbreitet wurde.[48]

Varia

Der Thrillerautor Philip Kerr stellt in Im Sog der dunklen Mächte, dem zweiten Teil seiner Berlin-Trilogie, einen Mordfall in Form eines Ritualmords an jungen arischen Mädchen dar. Die Täter sind eine Gruppe von meist homosexuellen SS-Männern, unter anderem Rahn und Wiligut.

Werke

Literatur

  • Nicholas Goodrick-Clarke: The Occult Roots of Nazism. Aquarian Press, Wellingborough 1985, ISBN 0-85030-402-4 (deutsche Ausgabe: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Stocker, Graz 1997, ISBN 3-7020-0795-4).
  • Rüdiger Sünner: Die Schwarze Sonne. Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik. Herder, Freiburg im Breisgau 1999, ISBN 3-451-05205-9.
  • Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3.
  • Nigel Graddon: Otto Rahn and the Quest for the Holy Grail: The Amazing Life of the Real “Indiana Jones”. Adventures Unlimited, Kempton IL 2008, ISBN 978-1-931882-82-8.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Nicholas Goodrick-Clarke benennt mit Rahn, Karl Maria Wiligut und Günther Kirchhoff drei SS-Ariosophen, siehe Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, S. 254
  2. Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Ueberreuter 2002, S. 264–265
  3. a b c d e f Franz Wegener: Alfred Schuler, der letzte deutsche Katharer. Gnosis, Nationalsozialismus und mystische Blutleuchte. Gladbeck 2003, ISBN 3-931300-11-0, S. 67–69.
  4. Déodat Roché in der französischsprachigen Wikipedia
  5. Ornolac-Ussat-les-Bains in der französischsprachigen Wikipedia
  6. Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S.19.
  7. Antonin Gadal in der französischsprachigen Wikipedia
  8. Lothar Baier: Die große Ketzerei: Verfolgung und Ausrottung der Katharer durch Kirche und Wissenschaft. Wagenbach, Berlin 2002, ISBN 3-8031-2410-7, S. 186f.
  9. Marc Roberts: Das neue Lexikon der Esoterik. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin 2005, ISBN 3-89602-537-6, S. 409, 353–354.
  10. a b Monika Hauf: Der Mythos der Rosenkreuzer. Patmos Verlag, 2007. S. 156–157.
  11. Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3, S. 103–104.
  12. a b E. R. Carmin: Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert. Wilhelm Heyne, München 2000, S. 290–291, ISBN 3-453-16018-5
  13. Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S. 21–22, S. 26, S. 42 und S. 91.
  14. a b c d e Malcolm Barber: Die Katharer. Ketzer des Mittelalters. Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-96220-0, S. 287–289.
  15. a b Nicholas Goodrick-Clarke: Black Sun – Aryan Cults, Esoteric Nazism and the Politics of Identity. New York University Press, New York 2002, ISBN 0-8147-3124-4, S. 134–135.
  16. a b Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Ueberreuter 2002, S. 268
  17. a b Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S. 27–28.
  18. a b Nicholas Goodrick-Clarke: Im Schatten der Schwarzen Sonne. Marix Verlag Wiesbaden 2002, ISBN 978-3-86539-185-8, S. 282
  19. Karl R. H. Frick: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Band II. Marix Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-044-7, S. 202.
  20. a b c Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Ueberreuter 2002, S. 266–267
  21. Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Ueberreuter 2002, S. 267. Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S. 27–29.
  22. Nicholas Goodrick-Clarke: Im Schatten der Schwarzen Sonne. Marix Verlag Wiesbaden 2002, ISBN 978-3-86539-185-8, S. 254
  23. Hans-Jürgen Lange: Otto Rahn und die Suche nach dem Gral. Engerda 1999, S. 61.
  24. Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute., Ueberreuter 2002, S. 267.
  25. Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3, S. 78–81, S. 90.
  26. Franz Wegener: Das atlantidische Weltbild. Nationalsozialismus und Neue Rechte auf der Suche nach der versunkenen Atlantis. KFVR, Gladbeck 2. Auflage 2003, ISBN 3-931300-04-8, S. 29–35ff.
  27. Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna - eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute. Ueberreuter 2002, S. 264ff.
  28. Joscelyn Godwin in der französischsprachigen Wikipedia
  29. a b Joscelyn Godwin: Arktos. Der polare Mythos zwischen NS-Okkultismus und moderner Esoterik. Ares-Verlag, Graz 2007, ISBN 3-902475-40-4, S. 110–111
  30. Michael Hesemann: Hitlers Religion. Pattloch Verlag, München 2004, S. 347.
  31. a b c René Nelli: Dictionnaire des hérésies meridionales et des mouvements hérérodex ou indéendants apparus dans le Midi de la France depuis l’établissement du christianisme. Toulouse 1968, S. 216ff
  32. Die Entdeckung des Heiligen Grals: das Ende einer Suche. München 2003, ISBN 3-629-01659-6.
  33. Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie. Siedler, München 2008, ISBN 978-3-88680-859-5, S. 295 f. (Rezension)
  34. Karl Hüser: Wewelsburg 1933 bis 1945: Kult- und Terrorstätte der SS. Eine Dokumentation. 2., überarbeitete Auflage, Paderborn 1987, S. 8 f., ISBN 3-87088-534-3.,S. 8 f., S. 62–72 und S. 294–298.
  35. Victor Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna – eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, Ueberreuter 2002, S. 269–270 und S.271ff
  36. a b c d e Michael Hesemann: Hitlers Religion. Pattloch Verlag, München 2004, S. 345–348.
  37. Manisola in der englischsprachigen Wikipedia
  38. Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3, S. S. 90. und S.103
  39. Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3, S. 111–112.
  40. Franz Wegener: Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS. KFVR, Gladbeck 2004, ISBN 3-931300-15-3, S. 93–98
  41. Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe. Muster-Schmidt Verlag 1984, ISBN 3-7881-1660-9, S. 58.
  42. Nicholas Goodrick-Clarke: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, S. 204
  43. polunbi.de
  44. a b Emma Jung, Marie-Louise von Franz: The grail legend. Princeton University Press, Chichester, West Sussex 1998, ISBN 0-691-00237-1, S. 148.
  45. Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S. 73.
  46. Karl R. H. Frick: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Band II Marix Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-044-7, S. 202.
  47. Hans-Wilhelm Schäfer: Kelch und Stein. Untersuchungen zum Werk Wolframs von Eschenbach. Frankfurt/Main 1983.
  48. Arno Borst: Die Katharer. Herder Verlag, Freiburg i.Br. 2. Auflage 1992, ISBN 3-451-04025-5, S. 111ff.

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