- Rheinzabern
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Wappen Deutschlandkarte 49.1194444444448.2794444444444113Koordinaten: 49° 7′ N, 8° 17′ OBasisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Germersheim Verbandsgemeinde: Jockgrim Höhe: 113 m ü. NN Fläche: 12,76 km² Einwohner: 4.914 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 385 Einwohner je km² Postleitzahl: 76764 Vorwahl: 07272 Kfz-Kennzeichen: GER Gemeindeschlüssel: 07 3 34 024 Adresse der Verbandsverwaltung: Untere Buchstraße 22
76751 JockgrimWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Gerhard Beil (CDU) Lage der Ortsgemeinde Rheinzabern im Landkreis Germersheim Rheinzabern (in Pfälzer Mundart Rheinzawere gesprochen) ist eine Ortsgemeinde im südpfälzischen Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt zwischen Bienwald und der Rheinaue. Rheinzabern gehört der Verbandsgemeinde Jockgrim an, die ihren Verwaltungssitz in der Gemeinde Jockgrim hat. Durch den Ort fließt der Erlenbach, der sich in Leimersheim mit dem Otterbach zum Michelsbach vereinigt.
Nachbargemeinden
Jockgrim befindet sich ca. 2 km in südöstlicher Richtung, im Nordosten liegt Neupotz etwa 3 km entfernt. Der Ort Hatzenbühl liegt ca. 2 km im Westen, Rülzheim ist ca. 5 km entfernt in nördlicher Richtung erreichbar und Kandel liegt ca. 6 km entfernt im Südwesten.
Geschichte
Römerzeit
Gegründet wurde der Ort unter dem Namen Tabernae als Raststätte an der römischen Fernstraße von Italien über Basel nach Mainz. Rheinzabern feierte im Jahr 2004 sein 1950-jähriges Jubiläum und ist damit die älteste Gemeinde in der Südpfalz. In römischer Zeit wurden hier vor allem Tonwaren hergestellt. Tabernae rhenanae galt als bedeutendste Töpfersiedlung des Römerreiches nördlich der Alpen. Besonders berühmt ist die Terra Sigillata Tonware, welche europaweit exportiert wurde. Noch heute kann man die antiken Brennöfen besichtigen. Römische Baukeramik wurde unter anderem für das Kastell Mogontiacum angefertigt. Interdisziplinäre Forschung ermöglichte die Lokalisierung von Ziegeln, die den Ziegelstempel der Legio XXII Primigenia tragen, für die Herstellungsprovenienz Rheinzabern.
Die zum Teil gut erhaltenen zahlreichen Fundstücke aus jener etwa 400 Jahre umfassenden römischen Herrschaftszeit sind vornehmlich im Historischen Museum der Pfalz aufbewahrt.
Mittelalter und Neuzeit
Nach der Niederbrennung der römischen Siedlung durch Wandalen zu Beginn des fünften Jahrhunderts verliert sich die Geschichte Rheinzaberns, allerdings lassen verschiedene historische Zusammenhänge darauf schließen, dass hier im achten Jahrhundert ein Königshof entstanden war, in dem bereits zur Zeit der Merowinger eine Kirche bestand, die um das Jahr 746 als Schenkung des fränkischen Hausmeiers Karlmann an das Kloster Blidenfeld kam. Im 12. Jahrhundert wurde der Ort als Zabern zum alten Erbe des Hochstifts Speyer gezählt, in dessen Besitz der Ort vermutlich durch eine Schenkung Kaiser Heinrichs IV. gekommen war. Bis zur Verlegung des Bischofssitzes nach Bruchsal im Jahr 1188 war die Burg in Zabern Sitz der Speyerer Fürstbischöfe. Im 14. Jahrhundert erhielt der Ort, zur Unterscheidung vom ursprünglich ebenfalls nur Zabern genannten Bergzabern seinen heutigen Namen Rheinzabern. 1366 wurde Rheinzabern als Stadt mit Geleits- und Zollrecht erwähnt. Hier blühten Handwerk und Handel sowie ein für das Umland bedeutendes Marktgeschehen. Rheinzabern zählte zum Oberamt Lauterburg und darin zur Amtskellerei Jockgrim.
Im Dreißigjährigen Krieg und den nachfolgenden, rund ein Jahrhundert andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen hatte der Ort sehr zu leiden, bis 1750 waren sämtliche Stadtmauern geschleift. Gleichwohl brachten die Zerstörungen des Krieges auch eine nachfolgende Neubebauung der Stadtfläche mit sich: 1711 war die Kirche erneuert, 1718 war das Rathaus wieder errichtet, 1766 war die Kirche komplett umbaut. Das Wachstum während der Friedenszeiten im späten 18. Jahrhundert führte 1777/78 zu einer signifikanten Erweiterung der Kirche.
Im Zuge der französischen Revolution kam Rheinzabern 1789 zum Distrikt Weißenburg im Departement Niederrhein. In den nachfolgenden Jahren hatte Rheinzabern erneut unter kriegerischen Auseinandersetzungen und Ruppendurchzügen zu leiden. 1815/16 kam der Ort unter die Verwaltung der kaiserlich-österreichischen Administration in Landau, am 16. Mai 1816 dann zum Königreich Bayern.
Religionen
Durch seine Zugehörigkeit zum Hochstift Speyer blieb Rheinzabern auch zur Zeit der Reformation katholisch. Dadurch ist der Ort bis heute überwiegend katholisch geprägt. 2007 waren 64,5 Prozent der Einwohner katholisch und 17,4 Prozent evangelisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[2]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Rheinzabern besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[3]
SPD CDU FDP GRÜNE Gesamt 2009 6 8 3 3 20 Sitze 2004 5 9 3 3 20 Sitze Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In Gold ein durchbrochenes, an der oberen Spitze mit einem Kreuz besetztes schwarzes Dreieck, durch das eine rote Schnur in Windungen gezogen ist.
Es wurde 1955 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1755.[4]
Partnerschaften
Mit der französischen Gemeinde Chalmoux wird eine Partnerschaft gepflegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Terra-Sigillata-Museum
- Römische Brennöfen in der Faustinastraße
- historischer Ortskern mit stattlichen Fachwerkhäusern aus dem 18. Jahrhundert
Ein historischer Rundweg führt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Rheinzabern
Vereine und Freizeitgestaltung
Rheinzabern pflegt ein reges Vereinsleben bezüglich Hobby, Sport und Entspannung:
- Modellbahnfreunde Rheinzabern e.V.
- Turnverein 1890 Rheinzabern
- Pfälzerwald-Verein
- Sportverein Olympia 1920 Rheinzabern
- Wassersportclub Rheinzabern
- Chorgemeinschaft Rheinzabern
- Schützenverein Rheinzabern
- Gentlemensclub GC
- Obst- und Gartenbauverein
- Snowboard- und Skiclub
- Musikverein "Lyra" Rheinzabern
- DRK Ortsverein Rheinzabern e.V.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Das Dorf hat ländlichen Charakter und war lange Zeit landwirtschaftlich geprägt. Heute stellt sich Rheinzabern als Wohngemeinde in der Nachbarschaft der großen Wirtschaftsräume Rhein-Neckar und Karlsruhe dar. In der Gemarkung Rheinzaberns reifen neben den üblichen Feldfrüchten auch Obst, Gemüse, Tabak und weißer Spargel. Der Ort wurde schon als pferdefreundliche Gemeinde ausgezeichnet. Rheinzabern verfügt über eine solide Infrastruktur mit vielen Handwerks- und landwirtschaftlichen Betrieben
Verkehr
Rheinzabern ist an die Bahnstrecke Schifferstadt–Wörth angebunden. Seit dem 12. Dezember 2010 verkehrt auf dem Abschnitt Germersheim - Wörth am Rhein die Stadtbahn Karlsruhe. Dazu wurde die Strecke elektrifiziert. In Rheinzabern entstanden neben dem Bahnhof zwei weitere Haltepunkte: am Wohngebiet Steingebiss "Alte Römerstraße" und an der Rappengasse. Es gelten die Tarife des Karlsruher Verkehrsverbunds und des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Die Gemeinde ist aus östlicher Richtung über die Bundesstraße 9, Ausfahrt Neupotz; sowie aus westlicher Richtung über die A 65, Ausfahrt Kandel-Mitte, erreichbar.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Paul Fagius (1504–1549), Reformator und Hebraist
- Philipp von Pfeiffer (1830–1908), Domkapitular und Generalvikar in Speyer, in den Adelsstand erhoben.
- Maximilian Josef Pfeiffer (1875–1926), Politiker
- Anton Pfeiffer (1888–1957), Politiker (BVP, CSU) und Diplomat
- Columba Baumgartner (1912–2007), Zisterzienserin und Äbtissin
- Reiner Marz (* 1958), Politiker (GRÜNE)
- Hans Kantereit (* 1959), Autor und Übersetzer
Personen, die vor Ort gewirkt haben
- Philipp Jakob Gillmann, kath. Pfarrer in Rheinzabern in napoleonischer Zeit, Glaubenszeuge
- Elisabeth Langgässer (1899–1950), Schriftstellerin, lebte seit 1948 in Rheinzabern
- Manuel Hornig (* 18. Dezember 1982), Fußballspieler, in Rheinzabern aufgewachsen
- Barbara Schleicher-Rothmund (* 14. Februar 1959), Politikerin (SPD)
- Florian Bauer (* 28. April 1982), Musikproduzent und Rapper "Bo Flower", in Rheinzabern aufgewachsen
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ KommWis, Stand: 30. November 2007
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3
Literatur
- 1900 Jahre Rheinzabern, Festschrift zur 1900-Jahr-Feier der Gemeinde, Ludwigshafen 1954
Weblinks
Commons: Rheinzabern – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Rheinzabern in der Topographia Palatinatus Rheni (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Terra Sigillata Museum Rheinzabern
- Offizielle Internetpräsenz der Gemeinde Rheinzabern
- Tourismus- und Freizeitseite
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