Waldbärenburg

Waldbärenburg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Altenberg
Altenberg (Erzgebirge)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Altenberg hervorgehoben
50.76444444444413.757777777778750Koordinaten: 50° 46′ N, 13° 45′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Dresden
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Altenberg
Höhe: 750 m ü. NN
Fläche: 89,74 km²
Einwohner: 5829 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 65 Einwohner je km²
Postleitzahl: 01773
Vorwahl: 035056
Kfz-Kennzeichen: PIR (alt: DW)
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 010
Stadtgliederung: 12 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Platz des Bergmanns 2
01773 Altenberg
Webpräsenz:
Bürgermeister: Thomas Kirsten (Freie Wähler)
Blick auf Altenberg mit Geisingberg im Hintergrund

Altenberg ist eine Stadt in Sachsen, im Osterzgebirge an der B 170 zwischen Dresden und Prag, 5 km von der Grenze zu Tschechien entfernt. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Altenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Gemeindegebiet liegt im Osterzgebirge, dessen höchster Punkt sich mit dem Kahleberg (905 m über NN) auf dem Gemeindegebiet befindet. Im Gemeindegebiet entspringt die Weißeritz. Während die Ortsteile Kipsdorf und Bärenstein im Weißeritztal bzw. Müglitztal auf ca. 400–500 m Höhe liegen, liegt z.B. der Ortsteil Falkenhain auf ca. 650–700 m Höhe; der Ortsteil Zinnwald-Georgenfeld gar auf über 800 m Höhe.

Stadtgliederung

Zur Stadt Altenberg gehören die 11 folgenden Ortsteile: Bärenfels, Bärenstein, Falkenhain, Hirschsprung, Kipsdorf, Oberbärenburg, Rehefeld-Zaunhaus, Schellerhau, Waldbärenburg, Waldidylle und Zinnwald-Georgenfeld.

Geschichte

Gründung

Zinnerz unter Tage (1980)
Zinnerz über Tage außen (1982)

Nachdem Bergleute am südlichen Fuß des Erzgebirges im Umfeld von Krupka (Graupen) wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert mit dem Abbau von Zinnseifen begannen, drangen sie in späteren Jahrzehnten auf der Suche nach der eigentlichen Lagerstätte immer weiter in Richtung Erzgebirgskamm vor. Dabei entdeckten sie zuerst die Vorkommen um Zinnwald (1378 urkundlich erwähnt), bevor sie um 1440 in Altenberg fündig wurden. Die hiesige Lagerstätte, der sogenannte Zwitterstock erwies sich im Laufe der Jahrhunderte als bedeutendste Zinnlagerstätte Mitteleuropas. Im unmittelbaren Umfeld der zahllosen kleinen Zechen, in denen die Förderung begann, entstand Altenberg als Streusiedlung der Bergleute

Entwicklung der Stadt

Ursprünglich gehörten die Flurstücke den Herren von Bernstein, die Besitzer der Bärensteiner Herrschaft. Am 16. Dezember 1446 verkaufte der Ritter Hans von Bernstein den vierten Teil seiner Herrschaft an den Kurfürsten, damit wurde der Kurfürst Grundherr des jetzigen Altenbergs. Aufgrund der Ergiebigkeit der Lagerstätte entwickelte sich der Ort rasch zur wichtigsten Bergstadt im Osterzgebirge. Der wirtschaftliche Aufschwung führte bereits 1451 zur Verleihung des Stadt- und Marktrechtes. In diesem Zusammenhang wurde der Ort als frymarkt erwähnt. Als Stadt wurde Altenberg 1489 als uf dem Aldenberge und 1534 als zum Aldenbergk erwähnt. Der Name wird als der (im Vergleich mit dem Berg und der Stadt Geising) alte Berg erklärt. Vom bis ins 20. Jahrhundert hinein wirtschaftlich prägend gebliebenen Bergbau zeugen heute noch die Altenberger Pinge, ein 1620 entstandenere Einsturztrichter, die Zinnwäsche (technische Schauanlage), eine der ehemals 13 Wäschen mit Pochwerken und Schüttelherden im Raum Altenberg-Geising-Zinnwald sowie der Neubeschert-Glück-Stolln, in dem die alten Abbauverfahren nachgestaltet sind.

Seit dem 18./19. Jahrhundert ergänzten verschiedene Heimarbeiten (Holzspielzeug- und Strohblumenproduktion) die Erwerbsmöglichkeiten im Bergbau. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Altenberg aufgrund der schneesicheren Lage und der guten Erreichbarkeit (1923 Anschluss an das Eisenbahnnetz) zum Wintersportzentrum im Osterzgebirge.

Vom 9. bis 14. Februar 1937 fanden in Altenberg die Deutschen Ski-Meisterschaften statt.

Am 10. Mai 1945 (zwei Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs) wurden 75% des Stadtzentrums durch Tieffliegerangriffe der Roten Armee auf nach Böhmen flüchtende deutsche Truppen zerstört.

In den 1950er Jahren begann der Ausbau des Kurwesens. Nachdem der Bergbau 1991 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde, konzentrierte sich der Ort verstärkt auf den Fremdenverkehr und das Erholungs- und Kurwesen. Im Jahr 2004 wurde das Prädikat Kneippkurort an die Stadt verliehen. Altenberg ist heute das Wintersportzentrum des Osterzgebirges.

Eingemeindungen

Einwohnerentwicklung

bis 1899

  • 1550 - 228 besessene Mann und 196 Inwohner (entspricht 1.341 Einwohnern)(1)
  • 1697 - 1104 (2)
  • 1764 - 122 besessene Mann, 72 Häusler
  • 1792 - 1365
  • 1801 - 1374
  • 1815 - 1378
  • 1834 - 1913 (3)
  • 1871 - 2352
  • 1890 - 1888

1900 bis 1999

  • 1910 - 1836
  • 1925 - 1740
  • 1939 - 2032
  • 1946 - 1796
  • 1960 - 2314
  • 1964 - 2389
  • 1970 - 2490
  • 1990 - 8046 (4)
  • 1995 - 7623
  • 1999 - 7250

2000 bis 2007

  • 2000 - 7077
  • 2001 - 6880
  • 2002 - 6598
  • 2003 - 6395
  • 2004 - 6312
  • 2005 - 6162
  • 2007 − 5829

Zusammenstellung nach BLASCHKE 2003, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1964, ZÜHLKE 1966 und Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen, ab 1991: Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres

(1): errechnet nach Steuerlisten, vgl. BLASCHKE 2003
(2): erwachsene Einwohner, darunter 244 Bürger, 184 Häuser und 138 wüste Wohnstellen
(3): 243 Häuser
(4): ab 1990: Bevölkerung am Jahresanfang (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen)

Gedenkstätten

  • Gedenkstein an der Straße nach Schellerhau, unweit der Schneise 31, zur Erinnerung an den illegalen Widerstandskampf von Grenzgängern zur ČSR, die bei einem Gefecht mit SS-Männern getötet wurden: Max Niklas, Walter Richter und Artur Tiermann.
  • Gedenkstein aus dem Jahre 1945 auf dem Friedhof an der Bergarbeitersiedlung für elf unbekannte KZ-Häftlinge eines Todesmarsches, die im April 1945 von SS-Männern ermordet wurden
  • Grabstätte für 42 namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden

Politik

Stadtrat

Seit der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 verteilen sich die 18 Sitze des Stadtrats wie folgt auf die einzelnen Parteien und Gruppierungen:

Rathaus
Partei / Gruppierung Sitze
Freie Wähler Altenberg (FWA) 8
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 3
Bärensteiner Wählervereinigung 3
Freie Wählervereinigung Rehefeld-Zinnwald (FWRZ) 2
Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) 2

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blick zur Pinge
Blick vom Kahleberg auf Altenberg
Geisingberg
Ski- und Rodelhang in Altenberg
Bobbahn Altenberg

Museen und Ausstellungen

  • Bergbaumuseum Altenberg: Das 1957 eröffnete technische Museum befindet sich in einer ursprünglich im 16. Jahrhundert erbauten und nach Sanierung technisch wieder funktionsfähigen Zinnpochwäsche. Es zeigt in Verbindung mit dem 180 m langen Neubeschert-Glück-Stollen (aufgefahren 1802-49, Schaustollen seit 1971) den Weg des Zinns vom Abbau bis zur Aufbereitung.
  • Besucherbergwerk Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald in Zinnwald-Georgenfeld: Das 1992 eröffnete Besucherbergwerk erschließt den 1686 von der Adelsfamilie von Bünau aufgefahrenen Tiefe-Bünau-Stollen. Imposant ist vor allem die durch Feuersetzen entstandene Reichtroster Weitung. Der knapp 3 km lange Rundgang führt unter Tage bis an die deutsch-tschechische Grenze heran.
  • Bergbaumuseum Zinnwald: Das im Huthaus der Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald befindliche Bergbaumuseum informiert seit 1983 über die Orts- und Montanhistorie Zinnwalds.

Sport

Kulinarische Spezialitäten

Kräuterliköre mit regional passenden Namen wie „Knappenfeuer“, „Kufenwärmer“, „Pyramidenöl“ und andere, die in verschiedenen Marken seit 1842 in der Altenberger Kräuterlikörfabrik hergestellt werden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Altenberg liegt an der Bundesstraße 170, die Dresden über Zinnwald mit Nordböhmen und Prag verbindet. Diese Straße hat sich seit ihrem Bau in den 1840er Jahren zu einer der wichtigsten Verbindungen zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik entwickelt. Als Europastraße 55 war sie Teil des von Skandinavien nach Südosteuropa verlaufenden paneuropäischen Verkehrskorridors IV. Infolge der veränderten Wirtschaftsentwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung sowie der EU-Osterweiterung hatte sich ihr Verkehrsaufkommen insbesondere im Schwerlastverkehr stark erhöht. Dies lag auch darin begründet, dass der Grenzübergang Zinnwald-Georgenfeld zwischen dem Vogtland (Bad Brambach) und der Oberlausitz (Neugersdorf) der einzige für den LKW-Verkehr uneingeschränkt nutzbare Übergang zwischen Sachsen und Böhmen ist. Er zeichnete sich nach dem Neubau der Abfertigungsanlagen (2001) durch sehr kurze LKW-Abfertigungszeiten (15 min) aus, was zusätzlichen Verkehr anzog. Dadurch wurde Altenberg im Sommer 2005 von ca. 3.900 LKW pro Tag passiert. Dieser Durchgangsverkehr (etwa alle 22 s ein LKW) stellte eine große Belastung (Lärm, Gefahrenquelle etc.) nicht nur für Altenberg selbst, sondern auch für den Ortsteil Kipsdorf dar. Ab März 2006 war deshalb die chronisch überlastete B 170 für den bergwärts fahrenden Schwerlastverkehr bis zur Inbetriebnahme der Bundesautobahn 17 Dresden – Prag (21. Dezember 2006) gesperrt.

Seit 1923 ist Altenberg Endpunkt der 38 km langen Müglitztalbahn, welche die Bergstadt durch das Müglitztal mit Heidenau und dem oberen Elbtal verbindet. Die Bahnstrecke hat einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung Altenbergs zum Wintersportzentrum im Osterzgebirge geleistet.

Ansässige Unternehmen

  • Rehaklinik „Raupennest“ (170 Beschäftigte)

Bildung

In Altenberg gibt es eine Grundschule und das „Glückauf“-Gymnasium Dippoldiswalde/Altenberg, Außenstelle Altenberg, mit sportlicher Ausrichtung (Eliteschule des Sports). Eine Realschule befindet sich im Nachbarort Geising.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Max Gross
  • Paul Lotze
  • Hans-Georg Günzel

Söhne und Töchter der Stadt

  • Basilius Köhler, 1586–1589 Kreuzkantor in Dresden
  • Georg Melhorn (1513–1563), Pädagoge und evangelischer Theologe
  • Wolfgang Meurer (* 13. Mai 1513 Altenberg, † 6. Februar 1585 Leipzig), Mediziner, Lehrer
  • Christoph Meißner (1703–1780), Lehrer und Chronist.
  • Georg Victor Schmid (Viktor Schmidt) (* 24. Januar 1811 Altenberg, † 19. Januar 1877 Dresden), Jurist, Historiker, Bibliothekar, Geheimer Finanzsekretär
  • Max Nacke (* 26. April 1883 Altenberg, † 8. August 1958 Altenberg), Mundartdichter
  • Helmuth Gröger (* 9. Dezember 1890 Altenberg, † 16. Mai 1957 Meißen), Historiker, Archivar, Museumsleiter
  • Fritz Große (1904–1957), Widerstandskämpfer, DDR-Botschafter
  • Theo Schumann (1928–1990), Jazzmusiker und Bandleader („Theo Schumann Combo“)
  • Horst Koschka (* 1943), Biathlet
  • Manfred Beer (* 1953), Biathlet
  • Michael Rösch (* 1983), Olympiasieger mit der Biathlon-Herrenstaffel bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Balthasar Rösler (1605–1673), war 1663-1673 Bergmeister und Markscheider in Altenberg.
  • Josef Kaiser (1910–1991), Architekt und Städtebauer, ist in Altenberg gestorben.
  • Max Braun (1913–1989), war erfolgreicher Trainer im Biathlon, der Nordischen Kombination und im Spezialsprunglauf; er lebte von 1947 bis zu seinem Tode 1989 in Altenberg.

Literatur

  • Wolfgang Barsch et. al.: Das erzgebirgische Zinn in Natur, Geschichte, Technik. Altenberg 1988.
  • Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Hrsg.]: Um Altenberg, Geising und Lauenstein. Werte der deutschen Heimat Bd. 7. Berlin 1964.
  • Martin Hammermüller: Altenberg - Geising - Zinnwald. Reihe unser kleines Wanderheft Bd. 27. Leipzig 1954.
  • Bernhard Jasmand [Hrsg.]: Goethe. Ausflug nach Zinnwalde und Altenberg. Dresden 1949.
  • Egbert Kamprath: Altenberg. Bilder einer Stadt. Dresden 1999.
  • Christian Maul: Osterzgebirge. Reihe Städte und Landschaften Bd. 26. Leipzig 1966.
  • Christoph Meißner: Umständliche Nachricht von der Churfl. Sächß. Schrifftsäßigen freyen Zien-Berg-Stadt Altenberg, in Meissen an der Böhmischen Gränze gelegen, nebst dahingehörigen Diplomatibus, und einem Anhange [...], Dresden und Leipzig, Lesch und Hübner, 1747. (Digitalisat (pdf, 37.2 MB))
  • Sächsisches Oberbergamt / Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie [Hrsg.]: Die Zinnlagerstätte Altenberg. Reihe Bergbau in Sachsen Bd. 9. Dresden 2002.
  • Karl-Hans Pollmer: Rund um den Geisingberg. Aus der Kirchen- und Heimatgeschichte des Osterzgebirges. Berlin 1979.
  • Otto Eduard Schmidt: Zur Siedlungsgeschichte der Flussgebiete der Müglitz und der Gottleuba. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Heft 9-12/1927. Dresden. S. 367-378.
  • Rudolf Schumann: Manuskripte der Bergbaugeschichte des Osterzgebirges. (hrsg. vom Knappenverein Altenberg e.V.). Kleinvoigtsberg 2003.
  • Dietrich Zühlke: Stadtsiedlungen im östlichen Erzgebirge. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Hrsg.]: Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat Bd 10. Berlin 1966. S. 244-257.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung

Weblinks


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