- Bechtolsheim
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Wappen Deutschlandkarte 49.8041666666678.1938888888889150Koordinaten: 49° 48′ N, 8° 12′ OBasisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Alzey-Worms Verbandsgemeinde: Alzey-Land Höhe: 150 m ü. NN Fläche: 10,66 km² Einwohner: 1.564 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 147 Einwohner je km² Postleitzahl: 55234 Vorwahl: 06733 Kfz-Kennzeichen: AZ Gemeindeschlüssel: 07 3 31 007 Adresse der Verbandsverwaltung: Weinrufstraße 38
55232 AlzeyWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Harald Kemptner (SPD) Lage der Ortsgemeinde Bechtolsheim im Landkreis Alzey-Worms Bechtolsheim ist eine Ortsgemeinde am Fuße des Petersbergs im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Alzey-Land an.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Die Gemeinde liegt an der Selz, die sich am Petersberg entlangschlängelt. Die nächsten Städte sind Alzey mit den für den Ort zuständigen Verwaltungen (Landkreis- und Verbandsgemeinde-Verwaltung), und Wörrstadt in jeweils ca. 10 Kilometer Entfernung. Die 30 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Mainz ist am schnellsten über die Bundesautobahn 63 zu erreichen.
Als Weinbaugemeinde liegt Bechtolsheim im größten Weinbau betreibenden Landkreis Deutschlands und mitten im Weinanbaugebiet Rheinhessen.
Die Gemarkungsfläche beträgt 1065 Hektar, wovon ca. 300 mit Weinreben bepflanzt sind.
Nachbargemeinden
Die nächsten Nachbargemeinden sind Biebelnheim (1 km), Gau-Odernheim (1,5 km). Danach folgen Gabsheim und Undenheim. Nach Weinolsheim gibt es eine gemeinsame Gemarkungsgrenze und, abgesehen von Feldwegen, keine direkte Straßenverbindung.
Geschichte
Jungsteinzeit
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde an der Straßenkreuzung von Bechtolsheim nach Biebelnheim und Gabsheim ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit gefunden. Am 7. Februar 1962 wurde ein Skelettfund in einem Hockergrabes gemacht.[2]
Römerzeit
Aus der römischen Zeit sind vier Villen nachgewiesen. Münzen aus den Zeiten von Mark Aurel[3] und Konstantins dem Großen mit dem Bildnis des Kaisers Licinius, eine Münze der römischen Kaiserin Faustina und ein Tonlämpchen mit dem Töpferstempel Attus-a sowie eine Wasserleitung, die aus römischer Zeit stammen könnte, wurden gefunden. Demnach ist davon auszugehen, dass zwischen 260 und 400 nach Christus eine erste Siedlung bestanden hat.[4]
Erste urkundliche Erwähnung
Die ersten urkundlichen Erwähnungen stammen von fünf Schenkungen an das Kloster Lorsch in der Zeit von 767 bis 779. Mit der ältesten Urkunde, im Lorscher Codex (Urkunde Nr. 1877) schenkte Teutbert zwischen dem 15. und 31. Juli 767, unter König Pippin der Jüngere, „um dem Seelenheil des Giselbert zu dienen“: eine Hofreite, drei Morgen Land, eine Mühle, zwei Wiesen und einen Weinberg in der „bertolfesheimer marca“.
Der Ortsnamen änderte sich im Laufe der Zeit von Bertolfesheim, in Bertolvesheim und Bertolfesheim. 793 hieß die Ortschaft Beralfesheim, 798 Beratwolfesheim und 800 Badolfesheim.[5]
Am 25. Dezember 1250 zog König Wilhelm von Holland „mit großer Pracht“ in Bechtolsheim ein und bezog mit seinem Truppen Stellung gegen Konrad IV., dessen Heere bei Oppenheim lagen. Damals gehörte der Ort Werner IV. von Bolanden (* 1192–1196), der auf der Seite von Wilhelm stand.[6] Dieser wurde aber vom Staufer Konrad IV. besiegt. Der Bolander konnte der Plünderung seiner Dörfer nur dadurch entgehen, dass er Bechtolsheim und Mommenheim an die Seitenlinie von Hohenfels abtrat.[7]
Bechtolsheimer Freiheitsbrief und die ganerbschaftliche Zeit
Die Herren von Bolanden traten ihren Wirtschaftshof ihrer Seitenlinie Hohenfels ab.[8] Eine weitere Erwähnung von Bechtolsheim findet sich im Bechtolsheimer Freiheitsbrief von Philipp von Hohenfels dem Älteren in der Gründungsurkunde der Ganerbschaft vom 15. November 1270.[9] Zu der Ganerbschaft gehörten neben den Freiherren von Dalberg oder Kämmerer von Worms, die Freiherren Knebel von Katzenelnbogen, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Freiherren von Dienheim, die Grafen von Hallberg, die Freiherren Sturmfeder von Oppenheim (Anmerkung: vermutlich sind die Sturmfeder von Oppenweiler gemeint), die Freiherren von Wallbrunn und Graf Beckers von Westerstetten.[10] Um 1407 erscheint erstmals ein Wilhelmum de Mauchenheim d[ictum] Bechtolsheim, also ein Wilhelm von Mauchenheim genannt Bechtolsheim.
Bis zu 17 Ritterfamilien waren im Ort ansässig. Zuletzt wurde er von 7 Adelsfamilien beherrscht, der von Dalberg, Nebel, Knebel, Beckers, Dienheim, Nordeck, Wallbrunn, Partenheim und Quernheim.[11]
Zur Erbauung der ersten Muttergotteskirche gaben die Päpste Nikolaus IV. im Jahr 1292, Bonifatius VIII. im Jahr 1300 und Benedikt XII. im Jahr 1341 Ablassbullen heraus,[12] die sich noch im Kirchenarchiv befinden und beweisen, dass man ein halbes Jahrhundert daran gebaut hatte. Sie erhielt den Namen der großen Muttergotteskirche, Ecclesia Major, B. M. V. Sie hatte mehrere gestiftete Altäre, wozu die Edelleute das Präsentationsrecht ausübten.[13] Die einheimischen und umliegenden Adeligen wählten sie zu ihren Grabstätten.
Französische Republik bis Deutsches Reich
Zwischen 1792 und 1814 gehörte Bechtolsheim im Canton de Wœrstadt dem Département du Mont-Tonnerre an. Danach unterstand man kurz dem K.K. Österreichischen und Königlich Bayerischen Civil Administration Kreuznach und ab 1815 zum Großherzogtum Hessen in der neu geschaffenen Provinz Rheinhessen. Am 28. September 1896 wurde der Bahnhof an der Bahnstrecke Alzey–Bodenheim eröffnet. In der Nacht zum 1. August 1904 brannte der ortseigene Glockenturm, welcher sich neben der Simultankirche befindet durch Blitzschlag ab. Die ständige Wasserversorgung per Wasserleitung wurde 1906, mit den Nachbargemeinden gegründeten Wasserzweckverband Rhein-Selz-Gebiet, sichergestellt. 1912 erfolgte die Elektrifizierung des Ortes. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte man ab 1918 dem Volksstaat Hessen an. 1937 wurden die Provinz Rheinhessen aufgehoben und der Ort gehörte bis Kriegsende zum Kreis Oppenheim bzw. Alzey.[14] Am 20. März 1945 gegen 16 Uhr besetzten amerikanische Truppen das Dorf.[15]
Rheinland-Pfalz und Bundesrepublik Deutschland
Als Teil der französischen Besatzungszone gehörte Bechtolsheim von 1946 an zum Landkreis Alzey im Regierungsbezirk Rheinhessen im damals neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz. Mit Schaffung der Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz gab Bechtolsheim einen Teil der Verwaltung an die am 22. April 1972 eingerichtete Verbandsgemeinde Alzey-Land ab.
Bei einem regionalen "Gemeindecheck" der Allgemeinen Zeitung (Rhein Main Presse) im Januar 2011 kam Bechtolsheim unter den 24 getesteten Gemeinden auf den fünften Platz.[16][17]
Religionen, Konfessionen
Die Bevölkerung mit Hauptwohnsitz besteht heute (Stand: 31. Dezember 2008) zu über 53 Prozent aus evangelischen und zu über 26 Prozent aus römisch-katholischen Christen. Ohne Glaubensrichtungen leben über 16 Prozent. Der Rest der Einwohner, rund 5 Prozent, verteilt sich auf sonstige Religionsgemeinschaften.[18]
Die Simultankirche wird von den beiden christlichen Konfessionen gleichberechtigt benutzt. Die katholische Gemeinde gehört zum Katholischen Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim des Bistum Mainz und die evangelische zur Landeskirche Hessen-Nassau. Das evangelische Pfarramt in Bechtolsheim betreut zusätzlich noch die Kirchengemeinden in Biebelnheim, Ensheim und Spiesheim. Die katholische Pfarrgemeinde gehört zusammen mit Biebelnheim zum Pfarramt Gau-Odernheim.
Zwischen dem 18. Jahrhundert bis Mitte der 1930er Jahre bestand eine kleine jüdische Gemeinde. Als Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, die vermutlich 1845 in einem bestehenden Gebäude eingerichtet wurde und bis 1900/1910 als religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde genutzt wurde. Auf Grund der stark zurück gegangenen Zahl der jüdischen Einwohner wurde die Synagoge geschlossen und das baufällige Gebäude 1925 abgerissen. Darüber hinaus gab es eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof auf Gau-Odernheimer Gemarkung an einer Anhöhe zum Petersberg beigesetzt.
- 1804 39 jüdische Einwohner
- 1808 12 jüdische Haushalte
- 1824 66 jüdische Einwohner
- 1830 66 jüdische Einwohner
- 1855 80 jüdische Einwohner
- 1861 46 jüdische Einwohner
- 1900 19 jüdische Einwohner
- 1905 19–20 jüdische Einwohner (1,8 % von insgesamt 1134 Einwohnern)
- 1924 16 jüdische Einwohner
- 1933 10 jüdische Einwohner
Nach 1933 sind fast alle der jüdischen Einwohner auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.[19]
Einwohnerentwicklung
Die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz in Bechtolsheim, jeweils zum Jahresende (31. Dezember), wenn nichts anderes angegeben ist:
1800: 821 1815: 879[20] 1834: 1.295 1835: 1.383 1852: 1.324 1861: 1.226 1871: 1.174 1890: 1.055 1901: 1.075 1905: 1.134 1939: 1.185 1950: 1.432 1961: 1.385 1970: 1.407 1972: 1.426 1980: 1.380 30. Juni 1984: 1.441 (Haupt- und Zweitwohnsitz)[21] 1987: 1.394 1991: 1.396[22] 30. Juni 2005: 1.480 2005: 1.462 2006: 1.501 2007: 1.543 30. Juni 2008: 1.551 Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat bestand seit der ersten Wahl vom 15. September 1946 immer aus 15 Ratsmitgliedern. Seit 1989 erhöhte sich die Zahl der Mitglieder um eins. Hinzu kommt jeweils der ehrenamtliche Ortsbürgermeister als Vorsitzender.[23]
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[24]
Kommunalwahl
vomSPD CDU FWG Bechtolsheim weitere Wählergruppen
(falls vorhanden)Gesamtanzahl der Sitze Bemerkungen 7. Juni 2009 6 3 7 – 16 2004 5 2 9 – 16 1999 ? ? ? – 16 1994 ? ? ? – 16 1989 ? ? ? ? (WG Oehlhof) 16 17. Juni 1984 3 2 (+1) 2 8 (+1) (WG Oehlhof) 15 Die Mandatserhöhung kam durch die Mandatsniederlegung des Bürgermeisters (WG Oehlhof) und des 1. Beigeordneten (CDU) zustande. Der Bürgermeister hat weiterhin Stimmrecht, der Beigeordnete nur dann, wenn er den Bürgermeister vertritt. 1979 ? ? ? ? (WG Oehlhof) 15 1974 ? ? ? ? (WG Oehlhof) 15 1969 4 3 – 8 (WG Oehlhof) 15 1964 ? ? ? ? 15 1960 ? ? ? ? 15 1956 ? ? ? ? 15 1952 ? ? ? ? 15 1948 ? ? ? ? 15 15. September 1946 ? ? ? ? 15 Anzahl der Mitglieder des Gemeinderates zwischen 1919 und 1946[25]
- 1919–1922: 12 Mitglieder
- 1923–1926: 11 Mitglieder
- 1926–1929: 12 Mitglieder
- 1929–1933: 11 Mitglieder
- 1933–1945: 14 Mitglieder (zwei Mitglieder wurden im Juli 1933 ausgeschlossen und durch andere ersetzt)
- 1945–1946: 9 Mitglieder (als Ortskomitee)
Zwischen 1919 und 1936 kommt jeweils noch ein Ortsbeigeordneter hinzu, ab dann gibt es immer zwei Ortsbeigeordnete.[26]
Ortsbürgermeister
In der Ganerbschaftlichen Zeit gab es einen so genannten Schultheiß, die Aufzählung ist lückenhaft.[27]
- Nichel Radan und Conrad Stantharte, um 1300
- Johann von Bechtolsheim und sein Bruder Wilderich, um 1350 (beide scultetus)
- Thomas Kempe, 1487
- Thomas Cemppe, 1488
- Groll, 1593 und 1595
- Wilhelm Ungeradt, 1610
- Joh. Schumann, 1628
- Philipp Nau, 1699
- Johann Fischer, 1705
- ? Schmidt, 18. Jahrhundert
- ? Theis, 18. Jahrhundert
Ab 1798 gehörte Bechtolsheim zur Ersten Französischen Republik und damit zum Canton de Wörrstadt im Arrondissement communal de Mayence, im Département du Mont-Tonnerre. Zwischen 1798 und 1814 gab es daher den Maire. Nach Übergang in das Großherzogtum Hessen wurde an dem bisherigen Bürgermeister festgehalten.[28]
- Jean Böhm (1798–1812), gleichzeitig auch für Biebelnheim zuständig
- Pierre/Peter Baum (1812–1822), gleichzeitig auch für Biebelnheim zuständig
- ? Schuckmann (1822–1831), ab hier nur noch für Bechtolsheim zuständig
- Baltasar Oehlhof (1831–1843)
- Johann Best (1843–1849)
- Baltasar Oehlhof (1849–1853)
- Michael Köhler (1853–1874)
- Peter Wirth (1874–1902)
- Friedrich Schuckmann (1902–1933)
- Johann Eger (1933–1934)
- Heinrich Diel (1934–1945)
- Johann Menges (1945–1951)
- Theo Bretz (1951–1952)
- Franz Mann (1952–1956)
- Adam Schneider (1956–1960)
- Erich Oehlhof (1960–1994) (Freie Wählergruppe Oehlhof)
- Harald Kemptner (seit 1994) (SPD)[29]
Wappen
Vorläufiges Wappen bis 1984
- Wappenbegründung:
- Der Schild wird überliefert durch das Dorfgerichtssiegel von 1590, zwei Wappenreliefs am Rathaus und ein handgezeichnetes „amtliches“ Wappenblatt, das zwischen 1790 und 1797 entstand.
- Silber und Schwarz sind zugleich die Farben im Wappen der „Ganerbschaft Bechtolsheim“ (Ritterkanton Oberrhein), ab 1270 der Freiherrn von Dalberg, die die Kirche erbauten, der Freiherren von Sickingen und der Grafen von Katzenelnbogen und sie lassen somit die engen Beziehungen der Gemeinde zu dieser Ganerbenschaft klar erkennen. Der rote Balken vermag u. a. die Verbundenheit zur Ganerbschaft, darüber hinaus aber auch die Zusammengehörigkeit aller Ortseinwohner sinnfällig und eindringlich auszudrücken.
Dieses Wappen war zwar nicht genehmigt, man bediente sich aber in den vorangegangenen Jahrzehnten doch stets eines Ortszeichens wechselnder Gestalt. Ein Wappen wird 1905 von Karl Johann Brilmayer veröffentlicht.[31] Dieser vermerkt hierbei: Das Dorf führte zwei Wappen, das der Rheinischen Ritterschaft und sein eigenes. Das eigene setzt sich zusammen aus zwei Teilen: rechts befand sich das von Dalberg’sche und links das von Knebel’sche Wappen. Das Wappen der Rheinischen Ritterschaft mit Adler, Drachentöter, Burg und mit einem Schrägbalken belegtem Löwen in viergeteilten Schild, war nie Wappen der Gemeinde Bechtolsheim. Das zweite Wappen enthält in vereinfachter Form rechts die Lilien aus dem Wappen der Freiherren von Dalberg oder Kämmerer von Worms, links Ring und Schildchen aus dem Wappen der Freiherren Knebel von Katzenelnbogen. Beide Familien gehörten zur Ganerbschaft von Bechtolsheim und waren neben den Freiherren von Mauchenheim deren bedeutendste Vertreter.
Der gespaltene Schild mit dem Dalbergischen Lilien und den Insignien der Knebel von Katzenelnbogen, wurde in Bechtolsheim allgemein als Ortswappen angesehen und erscheint 1911 auf dem zum 65jährigen Jubiläum des Männergesangsvereins gestifteten Fahne.[32][33]
Genehmigtes Wappen ab 1984
Am 31. Januar 1984 wurde der Gemeinde ein Wappen verliehen, das wie folgt beschrieben wird:[34]
- Von Blau, darin je eine silberne Lilie, und Silber, darin je ein schwarzer Ring, geviert, belegt mit einem schwarzen Balken.[35]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
- Theater- und Carnevalverein Bechtolsheim e. V., seit 1892
- Männerballett „Die Scheinheiligen Mönche“, seit 1999
Musik
Den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr gibt es seit 1962 und hat, obwohl er inzwischen organisatorisch von der Freiwilligen Feuerwehr getrennt ist, seinen Namen beibehalten. Außer den musikalichen Auftritten bietet er eine musikalische Ausbildung für Kinder und Jugendliche. Der Männergesangverein wurde 1846 gegründet und war damit der älteste Verein im Ort. Der Frauenchor wurde 1979 gegründet und der Zusammenschluss zu einem gemischten Chor erfolgt 1983. Dieser hat sich inzwischen aufgelöst.
Bauwerke
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz für den Landkreis Alzey-Worms der Generaldirektion Kulturelles Erbe wurden einige Bauwerke und Denkmäler aus Bechtolsheim aufgenommen[36], eine ausführliche Aufstellung befindet sich in der Liste der Kulturdenkmäler in Bechtolsheim. Hier seien das Rathaus, die Simultankirche und der Glockenturm erwähnt. Im Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler ist die Ortsgemeinde als „kunstgeschichtlich wichtiger Ort“ hervorgehoben, weitere Orte im Landkreis die damit gekennzeichnet sind, sind Armsheim und Bechtheim.[37]
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Glockenturm an der Simultankirche und spätbarockes Friedhofskreuz mit Korpus
Sport
- Sportverein Bechtolsheim, gegründet 1882
- Die Ortsgemeinde verfügt über ein so genanntes Sportzentrum mit zwei Fußballplätzen (je einen Rasen- und Hartplatz) sowie eine Sporthalle mit Vereinsheim und über zwei Tennisplätze mit Kunstrasen am alten Neubaugebiet des Sportverein Bechtolsheim e. V. (SVB).
- Schützenverein Petersberg Bechtolsheim, seit 1963
- Die Schießanlage des Schützenverein Petersberg Bechtolsheim e. V. befindet sich an der Straße von Gau-Odernheim nach Undenheim.
- Freizeit Sport Verein – FSV, 1982
- Des Weiteren gibt es im Ort noch den Freizeitsportverein Bechtolsheim, der sich 1982 aus dem SVB herauslöste.
- Motorradclub – MCB, seit 1980
Regelmäßige Veranstaltungen
- Weihnachtsbaumverbrennung an einem Freitag im Januar
- Fastnachtssitzungen des Theater- und Carnevalvereines sowie der Landfrauen
- Theateraufführungen des Theater- und Carnevalvereines (Freilicht im Sommer, im Saal in der Vorweihnachtszeit)
- Fastnachtsumzug an Fastnachtssonntag (alle vier Jahre)
- Fronleichnamsprozession (alle zwei Jahre)
- Weinbergswanderung am Petersberg, an Pfingsten (seit 2009)
- jährliche Kerb oder Kerwe (Kirchweih) am letzten Wochenende im August
- Seit 1985 findet in Bechtolsheim regelmäßig die Kerb statt. Diese wird von den ortsansässigen jeweils 20-jährigen Kerbeborsch und Kerbemäd (= Kerbejahrgang) organisiert und durchgeführt.
- Die Kerbeborsch stellen am Kerbefreitag den Kerbebaum (ähnelt einem Maibaum) mit den Kerbekranz mit den typischen rheinhessischen Gerichten Weck, Worscht un Woi sowie Brezel auf. Danach wird mit dem Ruf Wem geheert die Kerb? mit UNSER geantwortet und mit dem Kerbetanz das Fest eingeleitet. Der Kerbejahrgang stellt die jährliche Kerb immer unter ein bestimmtes Motto.
- Martiniumzug am 11. November oder am Wochenende danach
- Weihnachtsmarkt am 1. Advent
- Bauern- und Flohmarkt zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst)
Wirtschaft und Infrastruktur
Betriebe
Die Gemeinde ist hauptsächlich vom Weinbau und der Landwirtschaft geprägt. Es gibt mindestens 13 Weingüter sowie eine Winzergenossenschaft.[38] Darüber hinaus befindet sich im Ort die Backstube eines mittelständischen Bäckereibetriebes der die beiden eigenen Läden in Bechtolsheim und Gau-Odernheim sowie die fahrenden Verkaufsstände beliefert. Der Laden in Bechtolsheim ist gleichzeitig noch ein kleiner Supermarkt, Café sowie Toto-Lotto-Annahmestelle. Durch das Café und die Bäckerei ist der Landmarkt die ganze Woche geöffnet.
Weitere Betreibe am Ort sind: drei Kfz-Werkstätten, eine freie Tankstelle, ein Landwirtschaftsbedarfshandel, eine Schreinerei, ein Obstanbaubetrieb, ein Imker, drei Friseurläden, eine Zahnarztpraxis sowie weitere kleinere Dienstleistungsbetriebe.
Bis Anfang der 2000er Jahre hatten die damalige Volksbank Wörrstadt e.G. (heute die Volksbank Alzey e.G.) und die damalige Kreissparkasse Alzey je eine Filiale im Ort. Nach Schließung der beiden Filialen wurden die Geschäftsräume der Sparkasse in einen Selbstbedienungsschalter mit je einem Überweisungsterminal der beiden Banken inkl. Kontoauszugsdrucker und einen Geldautomaten umgewandelt. In dem Gebäude der Volksbank befinden sich heute Wohnungen. Nur noch die Eingangstür lässt auf eine Bank schließen.
Auch die Poststelle welche bis 1995/1996 bestand wurde zuerst in eine Postagentur bei zwei Agenturnehmern umgewandelt und einige Jahre später komplett aufgelöst. Die nächste Postagentur befindet sich in Gau-Odernheim.
Verkehr
Durch die Gemeinde führte bis Oktober 2010 eine Kreisstraße (K 31), danach wurde diese zur Gemeindestraße herabgestuft und gleichzeitig eine Tempo-30-Zone, die es bisher nur in den alten Neubaugebieten gab, auf fast das komplette Ortsgebiet ausgeweitet,[39] nur noch die Landesstraße (L 436) Undenheimer Straße ist als Durchfahrtsstraße auf Tempo 50 geblieben.
Die nächste Autobahn ist die ca. 5 km entfernte A 63 über die Anschlussstelle Biebelnheim. Der öffentliche Personennahverkehr wird durch die Anbindung der Buslinien nach Alzey und Mainz von der ORN sichergestellt.
Zwischen 1896 und dem 31. Mai 1985 befand sich im Ort ein Bahnhof der Bahnstrecke von Bodenheim nach Alzey. Anschließend wurde die Strecke nur noch für den Güterverkehr, hauptsächlich zur Rübenkampagne genutzt. 1995 erfolgte die endgültige Stilllegung und es wurde mit dem Rückbau der Gleise begonnen.
Medien
Eine kleine Gruppe gibt seit Januar 1985 eine Zeitung die sogenannte Bechtolsheimer Ortsschelle heraus. Die Zeitung erscheint monatlich und enthält hauptsächlich die Protokolle der vergangenen Gemeinderatsitzungen sowie das Vereinsleben, Veranstaltungshinweise und Buchvorstellungen der örtlichen Bücherei. Finanziert wird die Zeitung durch Werbeanzeigen der ortsansässigen Unternehmen. Die Auflage beträgt seit 2008, 350 Exemplare, der Verkaufspreis 1,00 Euro.
Öffentliche Einrichtungen
- Evangelischer Kindergarten
- Freiwillige Feuerwehr Bechtolsheim, seit 1872
Bildung
- Im Ort befindet sich eine Grundschule, die auch schulpflichtige Kinder aus der Nachbargemeinde Biebelnheim besuchen. Weiterführende Schulen gibt es in Gau-Odernheim, Alzey und Wörrstadt.
- Die evangelische Kirche unterhält in ihrem Jugendhaus eine Bibliothek.
Vereine
Es gibt 24 verschiedene Vereine und Organisationen in Bechtolsheim.[40] Der größte und erfolgreichste Verein ist mit über 600 Mitgliedern der 1963 gegründete Schützenverein Petersberg. Der älteste Sportverein gründete sich 1882 und bietet ein Spektrum von verschiedenen Sportarten, die größten Abteilungen sind der Fußball, Tennis- und Tischtennis innerhalb des SV Bechtolsheim. Mit dem Freizeitsportverein (FSV Bechtolsheim) gründete sich 1982 ein weiterer Sportverein.
Der älteste bekannte Verein, der Männergesangsverein, wurde 1846 gegründet. Er schloss sich 1983 mit dem erst 1979 gegründeten Frauenchor zusammen und bildete einen gemischten Chor, der sich inzwischen aufgelöst hat. Die Freiwillige Feuerwehr organisierte sich 1872, sie wird von einem Förderverein unterstützt und hat seit 1962 einen Musikzug. Der Theater- und Carnevalsverein Bechtolsheim (TCVB) wurde als Theaterverein Spätheim 1892 gegründet.
Weitere Vereine sind der Landfrauenverein (1977), der Motorradclub (1980), das Männerballett „Die Scheinheiligen Mönche“ (1998) sowie der Heimatverein Bechtolsheim e. V. (1999).
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Ehrenbürgerwürde wurde in Bechtolsheim erst Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal an den ehemaligen Ortsbürgermeister Erich Oehlhof und den ersten Ortsbeigeordneten A. Spang verliehen. Beide waren zwischen 1956 und 1994 durchgängig im Gemeinderat.[41]
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Friedrich Held (* 20. Dezember 1818; †1885), Zeitungsverleger des The Buffalo Democrat in Buffalo[42][43]
- Egon Ehlenberger (*1938 †2010), Unternehmensgründer von Ehlego (Hühnerei)
- Anke Bretz, Rheinhessische Weinkönigin 1990/1991
Personen die vor Ort gewirkt haben
- Wilhelm Hoffmann (Volkskundler) (1865 bis 1942), rheinhessischer Volkskundler, Pfarrer in Bechtolsheim von 1916 bis 1934
- Karl Oberle (1874 bis 1942), Dekan in Bechtolsheim
Literatur
- Phil. August Pauli: Die römischen und deutschen Alterthümer am Rhein, 1. Abt. Rheinhessen, Mainz 1820, S. 123-124.
- Karl Josef Minst: Lorscher Codex, Band III, Lorsch. 1970, Urkunden Nr. 1873–1877, S. 330–331.
- Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart, Gießen 1905. S. 47–48.
- Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim.
- 1. Auflage: 1951 (postum erschienen)
- 2. erweiterte Auflage 1995: ISBN 3-87854-111-2.
- Henning Kaufmann: Rheinhessische Ortsnamen, München 1976, S. 12–13.
- 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim 1592–1992. Hrsg.: Ortsgemeinde Bechtolsheim, Druck: Oppenheimer Druckhaus, Wörrstadt 1992.
- Volker Gallé: Rheinhessen, In: DuMont Kunst-Reiseführer, Köln 1992, S. 208–209.
- Tassilo von Montgelas: Mauchenhein gen. Bechtolsheim, In: Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, 25, 2004, S. 544. ISSN: 0085-0934
Weblinks
Commons: Bechtolsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage von Bechtolsheim
- Informationen der Verbandsgemeinde Alzey-Land über Bechtolsheim
- Der Streit um den Glockenturm ist längst Geschichte. In: Rhein Main Presse, 24. Februar 2004
- Gemeindebestandsstatistik für Bechtolsheim seit 30. Juni 2005 auf den Seiten der KommWis
- Links zum Thema Bechtolsheim im Open Directory Project
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Steinzeitliche Siedlung in Bechtolsheim? Funde aus der Jungsteinzeit.
- ↑ Streiflichter aus der Geschichte der Gemeinde Bechtolsheim, Abgerufen: 6. April 2009
- ↑ Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim, S. 7
- ↑ Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim, S. 14
- ↑ Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim, S. 22
- ↑ Josef Rick: Die Weinbaugemeinde Bechtolsheim. In: Festschrift zum Feuerwehrfest 1972
- ↑ Hans-Jörg Koch: Weinparadies Rheinhessen. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte/Alzey 1982, ISBN 3-87854-029-9
- ↑ Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim, S. 89 f.
- ↑ Josef Rick: Die Ganerbschaft Bechtolsheim. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Alzey-Worms 1971, S. 10
- ↑ Karl Anton Schaab: Geschichte der Stadt Mainz Band 4, 1851, Geschichte der Großherzoglich Hessischen Rheinprovinz mit den Kantonen Alzei, Bingen, Osthofen, Pfeddersheim, Wöllstein, Wörrstadt und Worms
- ↑ Phil. August Pauli: Die röm. und dt. Alterthümer am Rhein, Rheinhessen, Mainz 1820, S. 124; Festschrift 1977, S. 21
- ↑ Stephan Alexander Würdtwein: Dioecesis Moguntina in Archidiaconatus distincta, 1767
- ↑ Rudolf Flick: 1792 – Beginn einer neuen Zeit. In: 400 Jahre Rathaus, S. 70
- ↑ Rudolf Flick: Die Gemeinde Bechtolsheim nach dem Zweiten Weltkrieg. In: 400 Jahre Rathaus, S. 71
- ↑ Kita und Schule bringen Punkte / GEMEINDE-CHECK I Bechtolsheim landet auf Rang fünf / Räume für Jugend bereiten Sorgen von Kathrin Damwitz, 20. Januar 2011
- ↑ Reges Vereinsleben und Landmarkt / GEMEINDECHECK II Chefin der Landfrauen lobt gute Infrastruktur und den Ausblick vom Petersberg von Kathrin Damwitz, 20. Januar 2011
- ↑ Gemeindestatistik zum 31. Dezember 2008
- ↑ Jüdische Geschichte und Synagoge auf alemannia-judaica.de
- ↑ Bevölkerung von 1815 bis 1987
- ↑ Nachdruck der Bechtolsheimer Ortsschelle vom Januar 1985, ebenda Januar 2010
- ↑ Ernst Walter Görisch: Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land. In 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim 1592–1992, S. 74
- ↑ Bechtolsheimer Gemeinderat
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ Hans Lehn: Verzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates von Bechtolsheim in den Jahren 1919–1992 (bei Beginn der jeweiligen Wahlperiode). In: 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim, S. 84 f.
- ↑ Hans Lehn: Verzeichnis der Ortsbeigeordneten von Bechtolsheim in den Jahren 1919–1992. In: 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim, S. 83
- ↑ Karl Oberle: Geschichte von Bechtolsheim, S. 60 f.
- ↑ Rudolf Flick: 1792 – Beginn einer neuen Zeit. In: 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim 1592–1992, S. 67 ff.
- ↑ Harald Kemptner
- ↑ Wappen Bechtolsheim (bis ca. 1980)
- ↑ Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen in der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905, S. 47 f.
- ↑ Josef Rick: Wappensammlung: Das Bechtolsheimer Ortswappen. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Alzey 1965, S. 122
- ↑ Dr. Karl-Heinz Debus: Wappen und Flagge der Ortsgemeinde Bechtolsheim. In: 400 Jahre Rathaus Bechtolsheim 1592–1992, S. 4 ff.
- ↑ Wappen Bechtolsheim (ab 1984)
- ↑ Abdruck der Genehmigungsurkunde in LA Speyer, Registraur, V 2281 Bechtolsheim. Vgl. auch Dr. Karl-Heinz Debus: Verwaltungsreform und Wappenwesen – Neuverliehene Wappen seit Beginn der Verwaltungsreform. In: Pfälzisch-Rheinhessische Familienkunde Bd. 11, Heft 3 (Dezember 1986) S. 111 Nr. 300 mit schraffierter Abbildung.
- ↑ Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz für den Landkreis Alzey-Worms (PDF) S. 11 f.
- ↑ Dehio 1972
- ↑ Winzer und Wein in Bechtolsheim
- ↑ Bechtolsheimer Ortsschelle 11/2010: Schreiben der Verbandsgemeinde vom Oktober 2010
- ↑ Bechtolsheimer Vereinsleben
- ↑ 400 Jahre Rathaus, S. 86
- ↑ The History of the Germans in Buffalo and Erie County - Part II
- ↑ Chapter 3 Buffalo’s German Press
Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Alzey-LandAlbig | Bechenheim | Bechtolsheim | Bermersheim vor der Höhe | Biebelnheim | Bornheim | Dintesheim | Eppelsheim | Erbes-Büdesheim | Esselborn | Flomborn | Flonheim | Framersheim | Freimersheim | Gau-Heppenheim | Gau-Odernheim | Kettenheim | Lonsheim | Mauchenheim | Nack | Nieder-Wiesen | Ober-Flörsheim | Offenheim | Wahlheim
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