- Wolfgang Unzicker
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Wolfgang Unzicker (* 26. Juni 1925 in Pirmasens; † 20. April 2006 in Albufeira) war ein deutscher Schachspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wolfgang Unzicker war der Sohn des Studienprofessors Eugen Unzicker (1884–1976), der in den 1920er Jahren Schachturniere organisierte und Lehrer am Theresien-Gymnasium in München war, das auch der Sohn bis zum Abitur 1944 besuchte. Von seinem Vater erlernte Wolfgang im Sommer 1935 das Schachspiel. Er machte schnell Fortschritte und wurde 1939 zu einer von Willi Schlage geleiteten Talentsichtung nach Fürstenwalde/Spree eingeladen, bei der er unter anderem Klaus Junge kennenlernte. Unzicker durchlief Reichsarbeitsdienst und Grundausbildung der Wehrmacht, wurde 1944 jedoch wegen einer Herzschwäche ausgemustert. 1948 begann er ein Jurastudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Von Beruf Jurist, hat Wolfgang Unzicker Schach nie als Profi betrieben. Er arbeitete zunächst als Beamter in der Regierung von Oberbayern, ab 1971 als Richter und später Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht München. Für die Teilnahme an Schachturnieren nahm er jeweils Urlaub.
In den 1950er und 1960er Jahren war er der stärkste Spieler Deutschlands. In internationalen Turnieren belegte er mehrfach erste Plätze, etwa 1948 in Luzern, 1949 in Heidelberg, 1950 in Travemünde, 1950/51 in Hastings, 1951/52 in Luzern, 1954 im Zonenturnier München, 1965 in Soci, 1967 in Maribor und 1967 in Krems. 1966 wurde er beim Piatigorsky-Cup, einem der historischen Superturniere, in Santa Monica Vierter und platzierte sich damit vor dem damaligen Weltmeister Petrosjan, Reshevsky, Najdorf, Ivkov und Donner. Auch in späteren Jahren konnte er seine Spielstärke lange auf hohem Niveau konservieren und erreichte Turniersiege in Amsterdam 1980 (IBM-II), Almada 1988, Daugavpils 1990 (geteilt mit Schirow) und Amsterdam 1994. Seine beste Elo-Einzelleistung erzielte er beim Turnier in Südafrika 1979, wo er hinter dem damaligen Vizeweltmeister Kortschnoi den zweiten Platz belegte.
1950 wurde er Internationaler Meister. Den Titel eines Schachgroßmeisters errang er 1954.[1]
Zwischen 1948 und 1965 gewann er sieben Mal die Deutsche Meisterschaft, nämlich 1948 in Essen (Westdeutsche Meister), 1950 in Bad Pyrmont (BRD-Meister), 1953 in Berlin (BRD-Meister), 1953 in Leipzig (gesamtdeutscher Meister), 1959 in Nürnberg, 1963 in Bad Pyrmont und 1965 in Bad Aibling (gemeinsam mit Helmut Pfleger). Siebenmal wurde er mit dem Münchener SC 1836 deutscher Mannschaftsmeister. Er nahm an 13 Schacholympiaden teil und ist, er vertrat die bundesdeutsche Nationalmannschaft in den Jahren von 1950 bis 1982 an den beiden Spitzenbrettern, mit 386 Einsätzen Rekordnationalspieler. 1958 wurde er Internationaler Schiedsrichter für Schachkomposition für Studien.[2]
Im Jahr 1956 verlor er in Hamburg einen Freundschaftswettkampf gegen Paul Keres mit 6:2 (+4, -0, =4). Dieses Match ist deshalb bemerkenswert, weil in allen acht Partien die Spanische Eröffnung gespielt wurde.
Seit Anfang der 1980er Jahre spielte Unzicker in der Bundesliga:
- 1982–1987: Münchener SC 1836
- 1987–1988: Erlangen
- 1988–1992: SC 1868 Bamberg
- 1993–1998: PSV Turm Duisburg (Saison 1993/94 2.Bundesliga)
- 2003: Tarrasch München (Oberliga Bayern)
Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde im Rahmen der Chess Classics Mainz 2005 ein doppelrundiges Schnellschachturnier zu seinen Ehren ausgerichtet, in dem er zum Abschluss seiner Karriere nochmals auf Karpow, Kortschnoi und Spasski traf.
Unzicker war seit 1963 verheiratet mit der Aquarellmalerin Freia (* 1938) und hinterließ drei Söhne: Alexander Gerhard (* 1965) ist Studienrat, Ferdinand (* 14. August 1971) ist Jurist und Schachspieler (2. Bundesliga mit Bayern München, höchste ELO 2332 von Juli 2009 bis April 2010), und Stefan.
Unzickers beste historische Elo-Zahl war 2686. Diese erreichte er im Juli 1960. Seine höchste Position auf der Weltrangliste erreichte er allerdings schon im Januar 1951 mit dem 14. Platz.
Unzicker starb während einer Urlaubsreise in Portugal an Herzversagen.
Werke
Über seine frühe Schachkarriere verfasste er 1962 ein Buch Vierzig eigene Partien. Zusammen mit Jacob Silbermann schrieb er 1975 eine Geschichte des Schachs[3]. 1975 veröffentlichte er das Lehrbuch Knaurs Neues Schachbuch - Für Anfänger und Fortgeschrittene, 1985 Schach für Kenner.
1994 erstellte er im Auftrag des Deutschen Schachbundes ein Rechtsgutachten[4], in dem er ein Urheberrecht der Spieler an den von ihnen gespielten Partien verneint. Dieses war erforderlich geworden, weil Spieler wie Großmeister Robert Hübner sich gegen die Regelung sträubten, dass Partienotationen Eigentum des Turnierveranstalters sind.
Auszeichnungen
1954 erhielt Unzicker das Silberne Lorbeerblatt. 1984 wurde er von der Stadt München mit der Stadt-Medaille ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Einzelnachweise
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74
- ↑ Internationale Schiedsrichter für Schachkomposition
- ↑ ISBN 3-570-01335-9
- ↑ Gibt es ein Urheberrecht an Schachpartien?, Gutachten vom 22. Januar 1994
Literatur
- KARL. Das kulturelle Schachmagazin: Heft 2/2007, Schwerpunkt: Wolfgang Unzicker
Weblinks
Commons: Wolfgang Unzicker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Wolfgang Unzicker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bilder und Partien
- Ausführlicher Nachruf bei Chessbase.de
- Wolfgang Unzickers Schachpartien bei chessgames.com (englisch)
- Partieformulare und weitere Materialien über Wolfgang Unzicker
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