- Lothar Schmid
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Lothar Maximilian Lorenz Schmid (* 10. Mai 1928 in Radebeul) ist ein deutscher Verleger und Schachspieler.
Inhaltsverzeichnis
Beruf Verleger
Aufgewachsen in der Villa seines Vaters in Radebeul, begann Lothar Schmid nach seiner Schulzeit ein Jura-Studium in Bamberg und übernahm nach dem Tod seines Vaters Euchar Albrecht Schmid 1951 zusammen mit seinen beiden Brüdern Joachim Schmid und Roland Schmid die Leitung des Karl-May-Verlages in Bamberg, den er heute mit seinem Sohn Bernhard führt.
Schachkarriere
Nahschach
Mit etwa 13 Jahren wurde Lothar Schmid Mitglied im Schachklub Radebeul. 2 Jahre später wurde er Stadtmeister von Dresden und Gaumeister von Sachsen. 1943 belegte er bei der Reichsmeisterschaft der Hitler-Jugend in Wien den geteilten zweiten Platz. 1947 gewann er die Deutsche Jugendmeisterschaft und im gleichen Jahr die Meisterschaft der Sowjetischen Besatzungszone im Titel-Stichkampf gegen Gerhard Pfeiffer. Diesen ersten Platz musste er sich 1949 nach dem Turnier in Großröhrsdorf mit Wolfgang Pietzsch teilen.
Schmid zog noch im Jahr 1947 nach Bamberg um, nahm 1948 erstmals an der deutschen Meisterschaft für Herren teil und belegte dabei den vierten Platz. Im Jahr 1950 gewann er im Finale gegen Walter Niephaus den zum ersten Mal ausgetragenen „Deutschen Schachpokal“.[1] Für seinen Sieg beim Turnier in Zürich 1954 (vor Nievergelt und Euwe) wurde ihm nachträglich 1959 der Titel eines Großmeisters verliehen.[2]
Als Verleger der Werke von Karl May konnte er sich dem Schach nie als Profi widmen. So musste er 1958 aus beruflichen Gründen auf die Teilnahme beim Interzonenturnier in Jugoslawien verzichten.
Er vertrat die BRD zwischen 1950 und 1970 auf zehn Schacholympiaden und kam auf 278 Einsätze in der Nationalmannschaft. Mit dem SC 1868 Bamberg wurde er dreimal deutscher Mannschaftsmeister im Nahschach. 1979 errang er im jährlichen BBC-Fernsehturnier „The Master Game“ den 1. Platz vor Walter Browne, Viktor Kortschnoi, Vlastimil Hort, Robert Byrne und anderen.[3] 1982 zog er sich im Alter von 54 Jahren vom Wettkampfschach zurück.
Bei der FIDE wird er mit einer (inaktiven) Elo-Zahl von 2530 geführt. Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2665. Diese erreichte er im Oktober 1970.
Der Aufbau 1. d2-d4 c7-c5 2. d4-d5 d7-d6 3. e2-e4 Sg8-f6 4. Sb1-c3 g7-g6 wurde als Schmid-Benoni bekannt.
Fernschach
Schmid ist auch als starker Fernschachspieler bekannt: Er gewann die erste Deutsche Meisterschaft (1950 bis 1952 ausgespielt). Er gewann das Eduard Dyckhoff-Gedenkturnier, das 1954 startete, mit dem staunenswerten Endergebnis von 14 aus 15 (+13-0=2) vor Spielern wie Alberic O'Kelly de Galway und Berthold Koch. Bei der von 1956 bis 1959 ausgetragenen zweiten Weltmeisterschaft belegte er den geteilten 2. Platz. Er trägt neben dem Großmeistertitel der FIDE auch den Fernschachgroßmeistertitel der ICCF.
Schiedsrichter
Der breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt als Schiedsrichter des legendären Wettkampfes um die Schachweltmeisterschaft 1972 in Reykjavík zwischen dem sowjetischen Titelträger Boris Spasski und dessen US-amerikanischem Herausforderer Bobby Fischer, dem sogenannten Match des Jahrhunderts. Dieser Wettkampf wurde damals zum Kampf der politischen Systeme hochstilisiert. Es ist dem umsichtigen Verhalten von Lothar Schmid zu verdanken, dass der brisante Wettkampf trotz aller Spannungen ordnungsgemäß beendet werden konnte; ohne sein diplomatisches Geschick wäre er wahrscheinlich schon nach der zweiten Partie gescheitert. Als es 1992 in Jugoslawien überraschend zu einem „Revanche-Wettkampf“ zwischen Fischer und Spasski kam, war Schmid erneut als Schiedsrichter mit von der Partie. Schmid war außerdem bei den WM-Kämpfen Karpow-Kortschnoi (Baguio 1978) und Kasparow-Karpow (London/Leningrad 1986) sowie bei vielen anderen Top-Ereignissen als Schiedsrichter dabei.
Auf Grund seiner Verdienste als Internationaler Schachschiedsrichter wurde Lothar Schmid zum Schachschiedsrichter des Jahrhunderts gewählt. Die Auszeichnung wurde ihm 2005 im Rahmen der Jugend-Schacholympiade in Novi Sad im Beisein des ehemaligen Weltmeisters Anatoli Karpow verliehen.
Schachsammlung
Schmid besitzt eine Sammlung von über 50.000 Schachpublikationen, welche wohl die größte in Deutschland und weltweit die bedeutendste Privatsammlung von Schachliteratur ist.
Auszeichnungen
1993 wurde Schmid wegen seiner Verdienste für das deutsche Schach in München mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Auf dem FIDE-Kongress 2002 wurde er zum Ehrenmitglied der FIDE ernannt.
Literatur
- Marion Faber: Lothar Schmid. Schachspieler, Sammler, Verleger. In: Librarium. Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, 23. Jg., Heft 1/1980. (Online-Version)
- Helmut Pfleger (Hg.): Die besten Partien deutscher Schach-Großmeister, Falken Verlag, Niedernhausen 1983, S. 154-173 (Lothar Schmid). ISBN 3-8068-4121-7
Weblinks
- Lothar Schmid beim Weltschachbund FIDE (englisch)
- Literatur von und über Lothar Schmid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der Karl-May-Verlag
- Lothar Schmid in der WDR-Hörfunkreihe „Erlebte Geschichten“ (23. Oktober 2005)
- Schachpartien Lothar Schmids auf chessgames.com (englisch)
- BBC-Turnier Youtube Link
Einzelnachweise
- ↑ Frank Große: „In Memoriam Dr. Paul Tröger (1913-1992)“, Artikel bei Chessbase, 12. Januar 2009 (mit Bild des Siegerpokals und der Finalpartie)
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 75
- ↑ Christoph Pragua: Sieger im Fernsehturnier: Lothar Schmid. In: Schach-Echo 1979, S. 343-344.
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