Grünberg (Oberhess)

Grünberg (Oberhess)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Grünberg
Grünberg (Hessen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Grünberg hervorgehoben
50.68.95275Koordinaten: 50° 36′ N, 8° 57′ O
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Gießen
Höhe: 275 m ü. NN
Fläche: 89,25 km²
Einwohner: 14.066 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 158 Einwohner je km²
Postleitzahl: 35305
Vorwahlen: 06401 (06634)
Kfz-Kennzeichen: GI
Gemeindeschlüssel: 06 5 31 006
Adresse der Stadtverwaltung: Rabegasse 1
35305 Grünberg
Bürgermeister: Frank Ide (FWG)
Lage der Stadt Grünberg im Landkreis Gießen
Karte

Grünberg ist eine Stadt im Landkreis Gießen in Hessen. Im Jahr 1222 wurde Grünberg erstmals als Stadt genannt.

Die Stadt hat ein von Eberdt Baldewein 1578 bis 1582 in gemischter Bauweise errichtetes Renaissanceschloss.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nachbargemeinden

Grünberg grenzt im Norden an die Gemeinde Rabenau und die Stadt Homberg (Ohm) (Vogelsbergkreis), im Osten an die Gemeinde Mücke (Vogelsbergkreis), im Süden an die Stadt Laubach, sowie im Westen an die Gemeinde Reiskirchen.

Stadtgliederung

Grünberg ist eine Großgemeinde mit 14.200 Einwohnern, die aus einer Kernstadt und 13 weiteren Gemeinden besteht. Zu dieser Großgemeinde gehören:

Beltershain, Göbelnrod, Grünberg, Harbach, Klein-Eichen, Lardenbach, Lehnheim, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Stangenrod, Stockhausen, Weickartshain und Weitershain

Geschichte

Mittelalter

Marktplatz

Als der junge Graf von Thüringen loszog um zu Jagen, verirrte er sich durch einen Wald und fand sich dort auf einem grünen Hügel wieder, an dem eine günstige Handelsstraße entlanglief. Ende des 12. Jahrhunderts gründete Landgraf Ludwig III. von Thüringen Grünberg, um seinen Besitz im Süden gegen die feindlichen Mainzer Erzbischöfe zu schützen. Es befindet sich auf einem Plateau, das an drei Seiten steil abfällt: strategisch sehr günstig. 1186 wird die Burg Grünberg zum ersten Mal in einer Urkunde genannt. 1195 zerstörten Mainzer Truppen die Anlage. Die Burg wurde schnell wieder aufgebaut und dabei hat man von vornherein eine größere, umgebende Stadt geplant. Schon im Jahr 1222 stellte das Gericht der Stadt Grünberg Urkunden aus und verwendete ein Siegel, das dem des Landgrafen ähnelte.

Innerhalb der Stadtmauer lag die landgräfliche Burg nahe dem steilen Südhang. Die bürgerlichen Wohnbezirke schlossen sich daran an. Im relativ ungeschützten Norden befanden sich die Klöster. Wollte jemand die Stadt angreifen, hätte er diese zuerst zerstören müssen. Das jedoch zog unweigerlich den Kirchenbann nach sich.

Das wohl um 1193 gegründete Antoniterkloster Grünberg war eines der ältesten und wichtigsten. Um 1200 war es zwar noch ein einfaches Kloster mit integriertem Hospital, jedoch führte seine strategisch günstige Position unweit zweier Hauptverkehrswege dazu, dass es sich im Laufe der Zeit zu einer Generalpräzeptorei des Antoniter-Ordens entwickelte. Mit seinen Tochtergründungen reichte sein Gebiet in seiner größten Ausbreitung von Friedberg in Hessen bis ins norwegische Nonnesetter bei Bergen und von Wetzlar bis nach Lennewarden im heutigen Polen. Die erste dieser Filialen wurde am 7. Juni 1222 in Tempzin bei Wismar gegründet.

Etwas später ließen sich auch die Franziskaner in Grünberg nieder.

Wartturm zur Sicherung des nördlichen Vorfeldes

Schon 1230 war Grünberg Münzstätte und 1254 trat Grünberg zusammen mit heute viel größeren Orten wie Marburg oder Alsfeld dem „Rheinischen Städtebund“ bei.

Am 16. Oktober 1272 stellte der hessische Landgraf Heinrich I. den Grünbergern einen Freiheitsbrief aus, der ihre städtischen Rechte bestätigte. Er verlieh allen Bürgern die Freizügigkeit und unterstellte sie unmittelbar seiner Gerichtsbarkeit.

Die Stadt wuchs. Ende des 13. Jahrhunderts wurde die gotische Marienkirche errichtet, deren Vorbild die Marburger Elisabethkirche war. Erstmals 1304 wird die Neustadt genannt, die vor der Stadtmauer lag. 1324 baute man eine neue Wehrmauer, die auch die Neustadt umschloss. 1353 weihte die Stadt die erste Schule ein.

Bürgerfleiß war sicherlich eine Wurzel des städtischen Reichtums. Wichtiger war jedoch die Lage an einem der großen Handelswege von Frankfurt am Main nach Mitteldeutschland: die kurzen Hessen oder die Hohe Straße. Zwei große Brände verwüsteten 1370 und 1391 fast die ganze Stadt. Mit landgräflicher Unterstützung ging der Wiederaufbau recht schnell voran. Allerdings erlangte Grünberg nicht mehr seine alte Bedeutung.

Trotzdem ließ die Stadt 1419 eine zentrale Wasserversorgung einrichten, für die damals modernste Technologie eingesetzt wurde. Aus dem 60 m tiefen Brunnental wurde Quellwasser mechanisch auf den Berg gepumpt. Kaiser Friedrich III. stiftete 1481 der Stadt einen jährlichen Markt, den Gallusmarkt, der acht Tage dauern sollte. Er wurde auf den 16. Oktober, den Gallustag gelegt, um an den Tag zu erinnern, an dem die Stadt 1272 den Freiheitsbrief erhielt. Bis heute wird der Gallusmarkt jedes Jahr mit großer Begeisterung gefeiert.

Neuzeit

Grünberg – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655
Restaurierte Einkaufsstraße

Auch Grünberg wurde zwischen 1524 und 1527 lutherisch und Landgraf Philipp von Hessen löste die Klöster auf. Das Antoniterkloster ließ er als Witwensitz umbauen, und die Ländereien erhielt die Landesuniversität. Das Augustinerinnenkloster wurde städtisches Hospital – hier wird seit Oktober 2005 das Stadtmuseum eingerichtet. Zur gleichen Zeit stellte die Stadt zwei weitere Lehrer für die Schule ein und auch die Mädchen erhielten jetzt Elementarunterricht.

Bei der Landesteilung 1567 kam Grünberg an Hessen-Marburg, 1604 an Hessen-Darmstadt.

1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt; nach dem Dreißigjährigen Krieg und einer Pestepidemie waren es nur noch 220. Der städtische Rat ließ damals über 100 leer stehende Häuser abreißen.

Nur langsam erholte sich die Stadt. Da sich auch die politischen und wirtschaftlichen Zentren verlagert hatten, entwickelte sich Grünberg zu einer Ackerbürgerstadt, wie sie für Oberhessen typisch ist. Die Friedhofskirche, ein Barockbau des frühen 18. Jahrhunderts, zeigt dieses deutlich. Als 1816 die gotische Kirche einstürzte, konnte die Stadt erst 1846 mit dem Neubau beginnen. Kluge Politik hatte in dieser Zeit bewirkt, dass sich die Schulden innerhalb von 20 Jahren halbiert hatten.

Diebsturm

Erst im fortschreitenden 19. Jahrhundert gewann Grünberg wieder seine alte Bedeutung; eine Zeit lang war es Kreisstadt. Jetzt war die wirtschaftliche Grundlage nicht mehr die Lage an einer bedeutenden Handelsstraße, sondern das örtliche Handwerk, besonders Weber und Schuster. 1869 war Grünberg an das Eisenbahnnetz (Vogelsbergbahn) angeschlossen und Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich die ersten Textilfabrikanten hier an.

Städtische Bauvorhaben waren besonders eine moderne Wasserversorgung mit Hausanschlüssen im Jahr 1896 und ein Stromnetz, das 1913 elektrisches Licht brennen ließ. In den folgenden Jahrzehnten entstanden weitere kommunale Einrichtungen wie Schulgebäude und ein Schwimmbad. Die Baustruktur blieb weitgehend erhalten, erst zwei Bombenangriffe zerstörten 1945 zahlreiche Gebäude und töteten 150 Einwohner.

Da nach dem Krieg über 800 Flüchtlinge in die Gemeinde zu integrieren waren, wurde möglichst schnell Wohnraum geschaffen. Bald kamen Industriebetriebe dazu. Seit 1969 wird die Grünberger Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern umfassend saniert. Heute ist sie ein Wohn- und Einkaufsort auf dem grünen Berg, mit einem geschlossenes Stadtbild. 1980 war Grünberg der Austragungsort des Hessentag. Seit 1983 ist Grünberg staatlich anerkannter Luftkurort. Schon 1845 schrieb der Chronist Carl Glaser: „Die Luft in unserer Stadt ist rein. Von Epidemien weiß man hier seit Jahren nichts. Hier in Grünberg ist die Luft rau aber herzlich.“

Seit 2007 besitzt die Stadt ein eigenes Museum, das Museum im Spital, das über die Stadtgeschichte Grünbergs berichtet und eine Ausstellung zum Leben und Werk Ihres berühmtesten Bürgers, dem Ethnologe Theo Koch (1872–1924) zeigt.

Politik

Die Landtagswahl am 27. Januar 2008 lieferte in der Stadt Grünberg folgendes Ergebnis:

Ergebnisse in Grünberg

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 31,1 12 41,0 15
FW Freie Wählergemeinschaft Grünberg 28,4 10 15,0 6
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 26,3 10 32,4 12
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 9,4 3 6,8 2
FDP Freie Demokratische Partei 4,8 2 4,8 2
Gesamt 100,0 37 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 47,1 54,7

Bürgermeister

Frank Ide (FWG) wurde am 28. September 2003 im zweiten Wahlgang mit 75,4 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 56,0 % gewählt. Sein Vorgänger Siegbert Damaschke (CDU) trat nicht zur Wiederwahl an.

Persönlichkeiten

Bildung

  • Theo-Koch-Schule Grünberg – Integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe und Ganztagesangebot
  • Grundschule am Diebsturm, Grünberg
  • Grundschule Sonnenberg, Grünberg-Stangenrod
  • Gallusschule Grünberg

Verkehr

Grünberg besitzt eine Anschlussstelle an die A 5. In den Stadtteilen Grünberg, Göbelnrod und Lehnheim befinden sich Haltepunkte der Vogelsbergbahn.

Weblinks


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