Honda S600

Honda S600
Honda S 600 Cabrio
Honda S 600 Cabrio

Der Honda S600 ist ein Fahrzeug des japanischen Automobilherstellers Honda, welches von 1964 bis 1966 produziert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Honda-S-Serie umfasst nach dem Vorserienmodell Sports360 erst den S 500 (Baujahr 1963-64), der als Cabrio mit einem wassergekühlten 531-cm³-Motor auf den Markt kam. Produziert wurde er ab März 1964 im Werk Hamamatsu, ab November im neuen Werk Sayama und nun auf einem Förderband für größere Stückzahlen. Gleichzeitig wurde auch die Herstellungsnummer von der fünfstelligen auf die siebenstellige umgestellt.

Im März 1964 wurde das S600 Cabrio (Typcode AS285 und dem Produktcode 506 in Japan und 507 für Export) präsentiert und verkauft. Im März 1965 wurde der Honda S600 Coupé (Typcode AS285C und dem Produktcode 508 in Japan und 509 für Export) produziert und kurz darauf auch verkauft.

1965 auf der IAA in Frankfurt wurde der S600 erstmals der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt. Schon im Februar 1965 begann der Export aus Japan. Der S600 wurde aber nicht in Deutschland verkauft, obwohl Sōichirō Honda den S500 schon 1963 der europäischen Öffentlichkeit auf einem Rheindampfer bei Koblenz vorgestellt hatte. Er wurde offiziell nur in Japan, Australien, Frankreich, Italien und in der Schweiz verkauft. Die ersten 50 Exemplare nach Europa exportierten S600 Cabrio + Coupé wurden am 26. August 1965 nach der Jungfernfahrt des Hapag-Frachtschiffs MS Alemannia am Hamburger Hafen entladen[1]. Zwei Fahrzeuge bekamen zwei Importeure in Skandinavien, die anderen wurden in die Schweiz und Italien verkauft. Insgesamt wurden über den Hamburger Hafen 180 Exemplare des S600 eingeführt und auf dem Landweg weiter in die Schweiz und Italien transportiert.

Der S700 Prototyp[2] von 1965, mit einem 687-cm³-Motor und 72 SAE-PS bei 9.500/min wurde nicht produziert.

Auf dem Pariser Autosalon 1966 stellte Honda den S 800 erstmals der europäischen Öffentlichkeit vor. In Japan war er schon im Januar 1966 präsentiert und verkauft worden. Ab Oktober wurde er exportiert und nach dem Aufbau des Händlernetzes war er ab dem 21. März 1967 auch in Deutschland zu haben. Angetrieben wurde der Wagen von einem 800-cm³-Motor mit 67,2 PS. Der kleine Sportwagen wurde in zwei Ausführungen, als Cabrio und Coupé, angeboten.

Der L700 und der P700 von 1965 hatten einen zahmeren Motor des S600 und waren Hondas’s erste Lieferwagen (Kombi- oder Pritschenwagen). Sie produzierten mit effektiven 687 cm³ nun 52 PS bei 7.500/min.

Mit der Vorstellung des Roadster S2000 im Jahr 1999 ließ Honda die alte Sportwagentradition wieder aufleben. Vom Namen her ist eine nahe Verwandtschaft nicht abzustreiten, die Technik und die Drehzahlen sind ähnlich.

Technik

Als Antrieb diente ein wassergekühlter 606-cm³-Motor mit erstaunlichen 57 PS bei 8.500/min, was einer Literleistung von 94 PS entspricht. Die mittlere Kolbengeschwindigkeit war damit 18,41 m/s. Zwei obenliegende Nockenwellen DOHC betätigten die Ventile über Tassenstößel. Die Kurbelwelle und das untere Pleuelauge hatten Nadellager. Vier Keihin-Horizontal-Drosselklappenvergaser (Typ CVB 31-26-1) versorgten den Motor mit dem Benzingemisch. Über ein Vierganggetriebe, mit nicht synchronisiertem ersten Gang, wurde die Kraft übersetzt. Die Besonderheit war der Antrieb. Die Kraft wurde über eine Kardanwelle auf ein Differential zur Hinterachse (als Zwischenwelle) und von dort über je eine Kette links und rechts auf die Hinterräder übertragen. Die Kettenkästen mit Ölbad waren als Schwingen durch Schraubenfedern mit innenliegenden Teleskopstoßdämpfern am Rahmen abgestützt. Der Wagen hatte somit eine Einzelradaufhängung. Dieses Bauprinzip behielt Honda für die ganze Sports-Baureihe bei. Nur der spätere S800 bekam ab Mai 1966 eine konventionellere Starrachse mit Differential an Längslenkern und Panhardstab. Die Vorderräder waren an Querlenkern geführt und durch Stoßdämpfer gedämpft sowie durch längsliegende Drehstäbe, die im Rahmen befestigt waren, gefedert. Die Stahlblech-Karosserie, auf einem separaten Rahmen angeschraubt, war zum Teil feuerverzinkt. Die Verzögerung übernahmen vorne und hinten Trommelbremsen. Zu erkennen ist der S600 am Frontgrill mit sieben horizontalen Speichen. Die Exemplare von 1964 hatten die kuppelförmige Glasabdeckung wie der S500, die über den Hauptscheinwerfer und dem Standlichtglas reicht. Die Exemplare ab November 1964 bekamen einen Chromrahmen, wie der spätere S800, ohne die kuppelförmige Glasabdeckung. Das Dreispeichen-Lenkrad war aus Aluminium und hatte einen Handlaufring aus Holz.

Als Zubehör gab es ein Kunststoff-Hardtop (Cabrio), Handschuhkastenschloß, Türschloss rechts, Beifahrer-Sitzschienen, Zigarettenanzünder, Auto-Radio komplett mit Antenne, Spritzverdeck, Beifahrer-Sonnenblende, Fußmatte, Mittelarmlehne, Gepäckträger (Cabrio), Kopfstütze, Kühlerjalousie (für Winterbetrieb), Rückfahrscheinwerfer und Fünfganggetriebe.

Der S600 im Motorsport

Honda S 600 Racer Replika

Auch im Rennsport wurde der S600 eingesetzt. Bei einem Auftaktrennen am 3. Mai 1964, zum 2. Grand Prix in Suzuka, gewann der amerikanische Rennfahrer Ronnie Bucknum in der Klasse der GT-I bis 1000 cm³ mit einem weißen werksunterstützten S600 Cabrio mit rotem Hardtop (Nr. 15) und kam dadurch als Fahrer in das Honda Formel-1-Rennteam[3]. Die ersten sechs Plätze wurden in diesem Rennen belegt unter anderen auch vom werksunterstützten Japaner Genkitano.

Das internationale Renndebut [4] eröffnete der Neuseeländer Denis Hulme, der spätere Formel-1-Weltmeister (1967), am 6. September 1964 beim 500-km-Rennen auf dem Nürburgring. Mit einem weißen S600 Cabrio/Hardtop Gran-Turismo-Sportwagen (Nr. 88), der mit rund 630 cm³ Hubraum das Handicap auf sich nehmen musste, in der Gran-Turismo-Klasse bis 1000 cm³ zu starten. Er gewann in dieser Klasse mit einem Durchschnitt von 106,3 km/h.

An der Langstreckenfahrt Spa-Sofia-Lüttich [5] 1964 fuhr der Belgier Henri Quernette und der Japaner Nobuo Koga mit einem weißen S600 Cabrio/Hardtop (Nr. 47) mit, schieden aber wegen eines Unfalls aus.

An der Langstreckenfahrt Marathon de la Route (Nürburgring Route) 1965 [6] fuhren wieder der Belgier Henri Quernette und der Japaner Nobuo Koga in einem weißen S600 Cabrio/Hardtop (Nr. 43) mit. Auf dem Nürburgringkurs [7] mit 22,81 km fuhren sie im 84-Stunden-Rennen 289 Runden und wurden damit Klassensieger. Auf diesem Kurs mussten die Fahrzeuge am Tag mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 102,6 km/h und in der Nacht von 67 km/h erreichen.

Im Jahre 1966 fuhr W.J. Lanek als Testfahrer des Technik-Magazins hobby mit dem S600 einen Rekord [8] in Monza. Den stehenden Kilometer konnte er in 35,635 Sekunden zurücklegen, was einen Durchschnitt von 101,04 km/h ergab.

In den 1990er-Jahren nahm Denis Hulme zusammen mit Michael Ortmann, dem Chef der deutschen S800-Interessengemeinschaft, mit dem S600 Cabrio/Hardtop (Nr. 88) von 1964 an historischen Rennen bei den GT's (Gran Turismo) in der FIA-Klasse TC9 bis 1150 cm³ der Baujahre 1962 bis 1965, teil.

Modellübersicht

Hondas S-Serie
Technische Daten [9] S360 Prototyp S500 S600 S800
Motor Reihen-Vierzylinder-Viertaktmotor (Leichtmetall), wassergekühlt,
DOHC, 4 Keihin-Horizontal-Drosselklappenvergaser
Hubraum 356 cm³ (492 cm³) 531 cm³ 606 cm³ 791 cm³
Bohrung x Hub 49 x 47 mm 54 x 58 mm 54,5 x 65 mm 60 x 70 mm
Verdichtung 9,5 : 1 9,5 : 1 9,5 : 1 9,2 : 1
Leistung 33 PS bei 9000 min−1 44 PS bei 8000 min−1 57 PS bei 8500 min−1 67,2 PS (49 kW) bei 7570 min−1
max. Drehmoment (SAE) 26,5 Nm bei 7000 min−1 37,3 Nm bei 8000 min−1 51 Nm bei 5500 min−1 68,6 Nm bei 5800 min−1
Karosserie Leiterrahmen mit Ganzstahlkarosserie
Fahrwerk vorne Einzelradaufhängung mit Querlenker, Drehstab, Stoßdämpfer, Stabilisator
Fahrwerk hinten Einzelradaufhängung mit
Kettenkastenschwinge und Federbein
Starrachse
Längslenker, Federbein, Panhardstab
Länge × Breite × Höhe (mm) 2990 × 1295 × 1146 3195 × 1295 × 1146 3300 × 1400 × 1200 3335 × 1400 × 1215
Serienbereifung 5.20–12 2PR 5.20–13 5.20–13 4PR 145 oder 155 SR13
Wendekreis 8,4 m 8,6 m 8,6 m 8,8 m
Leergewicht 510 kg 725 kg 720 kg (730 kg Coupé) 760 kg (780 kg Coupé)
Höchstgeschwindigkeit über 120 km/h über 130 km/h 145 km/h 160 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h ca. 20 s ca. 18 s 13,8 s (13,9 s Coupé) 13,7 s
Tankinhalt 25 Liter 25 Liter 30 Liter 35 Liter (30 Liter Coupé)
Verbrauch

(Super Plus 98 ROZ)

5 l/100 km bei 90 km/h 5 l/100 km bei 100 km/h 5,3 l/100 km bei 100 km/h 8 l/100 km bei 110 km/h
Neupreis nicht im Verkauf 459.000 Yen

(nur Japan)

509.000 Yen

(Japan)

7.750 DM

(1967)

Produktionszeit 1961-1963 1963-1964 1964-1966 1966-Mai 1970
Produktion

(Stückzahl)

12 Cabriolet [10] 1353 [11] 13084 [12] 11523 [13]

Produktion-Übersichtstabelle

Honda S600 Cabrio + S800 Coupé in Japan
Hondas S-Serie
Stückzahl [14] S500 Cabrio S600 Cabrio S600 Coupé S800 Cabrio S800 Coupé Gesamtstückzahl
1963 1318 1318
1964 35 3912 3947
1965 7261 1519 11 8 8799
1966 111 281 1734 539 2665
1967 888 4248 5136
1968 990 2291 3281
1969 147 509 656
1970 15 143 158
Gesamtstückzahl 1353 11284 1800 3785 7738 25960

Einzelnachweise

  1. BILD am SONNTAG, 28. November 1965, Seite 22+23
  2. THE PURSUIT of DREAMS, 216 Seiten, Car Grahic Japan, von 1998, (ISBN 4-544-04060-4), englische Ausgabe, Seite 34
  3. THE PURSUIT of DREAMS, 216 Seiten, Car Grahic Japan, von 1998, (ISBN 4-544-04060-4), englische Ausgabe, Seite 36
  4. auto, motor und sport, Heft 20/1964, Seite 50+52+57
  5. auto, motor und sport, Heft 19/1964, Seite 35
  6. 1965 Honda SM600, Japanese Nostalgic Car von 2007, englisch
  7. Marathon de la Route, 84-Stunden-Rennen, englisch
  8. hobby, Heft 03/1966, Seite 48-54
  9. HONDA AUTOMOBILE 170 Seiten, Südwest Verlag, von 1988, ISBN 3-517-01078-2, teilweise von Seite 156+157
  10. Sports360 Produktion, mizma-g.cocolog-nifty.com von 2007, japanisch
  11. Honda Sports Infos, Daten 1, S-Series Chassis by Don Laughton / Frank Acevedo USA, englisch
  12. Honda Sports Infos, Daten 2, S-Series Chassis by Don Laughton / Frank Acevedo USA, englisch
  13. Honda Sports Infos, Daten 3, S-Series Chassis by Don Laughton / Frank Acevedo USA, englisch
  14. Honda Sports Infos, Daten 4, S-Series Chassis by Don Laughton / Frank Acevedo USA, englisch

Literatur

  • unbekannter Autor: HONDA SPORTS, 144 Seiten, creative boutique Neko, Japan 1978, (japanisch)
  • Jürgen Lewandowski: HONDA AUTOMOBILE, 170 Seiten, Südwest Verlag, München 1988, ISBN 3-517-01078-2
  • diverse Autoren, z.B. Shigeru Miyano: HONDA SPORTS S 360-S800M, 236 Seiten, MIKI Publishing House, Japan 1990, ISBN 4-89522-141-5, japanisch
  • diverse Autoren: THE PURSUIT of DREAMS, 216 Seiten, Car Graphic Japan, von 1998, ISBN 4-544-04060-4, englische Ausgabe

Weblinks


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