- Aposteluhr
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Eine Astronomische Uhr ist eine mechanische Uhr, die außer der Uhrzeit auch astronomische Sachverhalte wie Mondphasen, Sonnenstand oder die Stellungen der großen Planeten anzeigt. Diese Art von Uhren wurde etwa ab dem 14. Jahrhundert gebaut. Bekannte astronomische Uhren findet man beispielsweise in Ulm, Tübingen, Prag und in Straßburg und allgemein in vielen mitteleuropäischen Städten.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Astronomische Uhren sind mechanisch sehr anspruchsvolle Werke. Sie sind meist kunstvoll verziert und von monumentaler Größe. Solche Uhren befinden sich bevorzugt an wichtigen Gebäuden, wie beispielsweise an Rathäusern oder in Kirchen. Sie waren abgesehen von der Darstellung der damals aktuell erforschten Himmelsbewegungen dazu gedacht, den Betrachter neben der schlichten Anzeige der Uhrzeit auch zum tieferen Nachdenken über die Zeit und, besonders in Kirchen, über seine Vergänglichkeit anzuregen. Dazu wurden oft auch Figuren benutzt, die diese Zusammenhänge deutlich machen sollten; man findet beispielsweise die Darstellung des menschlichen Lebens von der Kindheit bis zum Tod, die in je 24 Stunden einmal durchlaufen wird.
Eine der ersten astronomischen Uhren wurde in den 16 Jahren von 1348 bis 1364 vom Gelehrten und Astronomen Giovanni de' Dondi (1318-1389) in Padua erbaut. Obwohl diese Uhr im Jahr 1630 in Mantua zerstört wurde, konnte sie nach Zeichnungen von Leonardo da Vinci sowie vor allem durch äußerst exakte technische Zeichnungen und Beschreibungen, die de Dondi während des Baus niederschrieb, rekonstruiert werden. Sie war komplett aus Messing in 107 Einzelteilen gefertigt und trug die Bezeichnung "astrarium". Im Gegensatz zu vielen anderen hier beschriebenen Uhren hatte diese Uhr nur eine geringe Größe. Die astronomische Genauigkeit und Vielseitigkeit dieses Werks war bis dahin ungekannt. Die Rekonstruktionen sind heute im Washingtoner National Museum of American History des Smithsonian Instituts, im Pariser Observatorium, im Londoner Science Museum und im Uhrenmuseum Beyer in Zürich zu sehen. Dondis Vorbild war sein eigener Vater Jacopo de' Dondi (1290-1359) gewesen, der schon zuvor in Padua für den Prinzen Ubertino de Carrara eine astronomische Schlagwerkuhr für dessen Palazzo Capetanato gebaut hatte, die schon 1344 in den Palastturm eingebaut wurde. Diese Uhr wurde allerdings im Jahr 1390 zerstört, als die Mailänder den Palast stürmten.
Astronomische Uhrenfamilien in Deutschland
In Deutschland kann man 3 Bauarten von Astronomischen Uhren unterscheiden.
- Die Reichsstädtische Uhrenfamilie, zu finden in Süddeutschen Reichsstädten.
- Die Hanseatischen Uhrenfamilie, meist zu finden in Norddeutschen Hansestädten.
- Die Monduhren, zu finden in ganz Deutschland.
Alle diese Uhrentypen gibt es nicht nur als Großuhren, sondern auch als Zimmeruhren. Informationen über astronomische Zimmeruhren sind aber nur schwer zu bekommen, da sie meist nicht öffentlich zugänglich sind.
Eine Liste mit Deutschlandkarte astronomischer Uhren ist hier zu finden.
Reichsstädtische Astronomische Uhren
Diese Uhren sind vom Typ Astrolabium und zeichnen sich durch viele drehende Zeiger (Tierkreis, Sonnenzeiger, Mondzeiger, Drachenzeiger, Stundenzeiger) und ein detailreiches Zifferblatt aus. Reichsstädtische Uhren befinden sich in:
Hanseatische Astronomische Uhren
Diese Uhren [1] haben eine kirchliche Ausrichtung und sind deshalb auch meist in Kirchen zu finden. Sie sind ebenfalls vom Typ Astrolabium, ihnen fehlt jedoch, im Gegensatz zu den Reichsstädtischen Uhren, der drehbare Tierkreis (an der Uhr in Rostock jedoch vorhanden) und der Drachenzeiger. Dafür werden aber eine Fülle von kirchlich wichtigen Daten wie Tagesnamen, Heiligenfeste, Epakten (Mondalter am Jahresbeginn zur Osterndatums Berechnung), Römisches Datum, angezeigt. Hanseatische Uhren befinden sich in:
- Lübeck - Marienkirche
- Stralsund - Nikolaikirche
- Münster - St.-Paulus-Dom
- Bad Doberan - Doberaner Münster
- Danzig - Marienkirche
In Bad Doberan und Stralsund mit dem ikonologischen Motiv der Vier Weltweisen.
Monduhren
Monduhren sind meist zusätzliche Zifferblätter oder drehende Kugeln zu normalen Uhren, sie sind aber auch oft in das Zifferblatt einer normalen Uhr integriert. Angezeigt werden die Mondphasen als Mondalter in Tagen (Schwäbisch Hall), Mondkugel mit heller und dunkler Seite (Kirchheim unter Teck) oder als Mondsichel (Schwäbisch Hall). Monduhren befinden sich in:
- Schwäbisch Hall
- Kirchheim unter Teck
- Weißenfels
- Görlitz
- Plauen
- Ochsenfurt
- Nürnberg
- Hann. Münden
- Lübeck, Dom
- Bad Schmiedeberg
- Marburg
Astronomische Uhren in Europa
Astronomische Uhren findet man in folgenden europäischen Ländern:
- Belgien
- Lier - Jubiläumsuhr (1930) im Zimmerturm und Wunderuhr von Ludwig Zimmer
- Dänemark
- Kopenhagen - Weltuhr Jens Olsens im Rathaus
- England
- Bradford - Rathaus, Uhrenturm
- Durham - Kathedrale
- Exeter - Cathedral Church of Saint Peter
- London - Hampton Court Palace - Anne-Boleyn-Tor
- Norwich - Kathedrale
- Ottery - St.-Mary-Kirche
- Salisbury - St. Mary's Cathedral
- Wells - St. Andrew’s Cathedral
- Wimborne - Kathedrale
- Frankreich
- Auxerre - Tour Gaillarde
- Beaune - Warte
- Beauvais - Kathedrale Saint Pierre
- Besançon - Kathedrale Saint-Jean - Astronomische Uhr von Besançon
- Bourges - Kathedrale Saint-Étienne
- Caen - Rathaus
- Chartres - Kathedrale Notre-Dame
- Fécamp - Abteikirche Sainte-Trinité
- Le Mans - Kathedrale Saint-Julien du Mans
- Limoges - Kirche
- Lyon - Rathaus und St.-Jean-Kirche
- Metz - Kathedrale Saint-Étienne
- Moulins - Uhrturm
- Paris - Palais de Nouveauté
- Reims - Kathedrale Notre-Dame
- Rouen - Le Gros Horloge
- Saint-Omer - Kathedrale Notre-Dame
- Straßburg - Münster
- Italien
- Clusone - Rathaus
- Venedig - Torre dell’Orologio
- Niederlande
- Norwegen
- Österreich
- Polen
- Schweden
- Schweiz
- Tschechien
- Olomouc - Rathausuhr
- Praha - Rathausuhr
Berühmte Astronomische Uhren
Überall in Europa wurden besonders zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert großartige astronomische Uhren hergestellt. Bekannte und wichtige Uhren finden sich unter anderem in den folgenden Städten:
Prag
Die astronomische Uhr in Prag ist als Prager Orloj (tschechisch aus dem lat. horologium) weltweit bekannt und befindet sich an der Südmauer des alten Rathauses am Altstädter Ring. Die ältesten Teile, die mechanische Uhr sowie das astronomische Zifferblatt, stammt aus dem Jahr 1410 und begründen damit die weltweit drittälteste Uhr dieser Art. Sie wurde von den Uhrmachern Mikulas von Kadan und Jan Sindel gebaut. Es handelt sich um eine Große Uhr mit 24-Stunden-Zifferblatt.
Um 1490 wurde die Fassade mit gotischen Bildhauereien verziert und ein Kalendarium hinzugefügt. Die Uhr wurde viele Male repariert, das erste Mal 1552 von Jan Taborsky. Erst im 17. Jahrhundert wurden die beweglichen Figuren hinzugefügt. Nach einer größeren Reparatur in den Jahren 1865-66 wurden die bekannte Prozession der zwölf Apostel in Betrieb gesetzt, die zu jeder vollen Stunde zu bewundern ist. Die Bilder stammen von Josef Mánes.
In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges erlitt die Orloj schwere Schäden während eines deutschen Angriffs. Das Rathaus brannte dabei vollständig ab, zusammen mit den hölzernen Skulpturen und dem künstlerischen Zifferblatt des Kalendariums. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten konnte die Mechanik in ihren Originalzustand zurückversetzt werden und läuft seit 1948 wieder.
Rostock
Die älteste noch mit Originalteilen funktionstüchtige astronomische Uhr des norddeutschen Raumes befindet sich in St.Marien in Rostock. Die astronomische Uhr, erbaut nach einer älteren von 1379, wurde 1641/1642 mit einem Renaissancerahmen, dem Glockenspiel und dem Apostelumzug ausgestattet.[2]
Das Glockenspiel mit wählbaren Chorälen ertönt zu jeder vollen Stunde, der Umzug der Apostel (oben) erscheint nur zur 12. und 24. Stunde. Das große Zifferblatt im mittleren Teil hat eine 24-Stundenteilung. Ferner werden neben der Mondphase die Stellung von Mond und Sonne im Tierkreis und noch ein sogenannter Bauernkalender angezeigt.
Im unteren Kalendarium sind das Datum, der Wochentag, der Monat, der Sonnenaufgang, die Länge von Tag und Nacht und auch weitere antike Kalenderdaten, wie Römerzinszahl, oder christliche, wie Ostertermin, Intervall zwischen Weihnachten und Fastenzeit, Name des Tagesheiligen ablesbar.[3]
Straßburg
Diese Uhr im Inneren des Straßburger Münsters wurde in mehreren Abschnitten erbaut und erweitert. Sie gehört mit einer Höhe von 18 Metern zu den größten, aber auch zu den bedeutendsten astronomischen Uhren der Welt.
Der erste Vorläufer war die sogenannte Dreikönigsuhr von 1352 bis 1354, die sich noch an der Wand gegenüber vom heutigen Standort der Uhr befand. Ab 1547 wurde von Christian Herlin, Conrad Dasypodius, den Brüdern Habrecht und dem Maler Tobias Stimmer eine neue Uhr geschaffen, die bereits astronomische Funktionen hatte. Diese funktionierte bis ins späte 18. Jahrhundert und ist heute teilweise im Museum für dekorative Kunst in Straßburg zu besichtigen.[4]
Die heute bestehende und immer noch funktionsfähige Uhr, die schon alleine durch ihre gewaltige Größe beeindruckt, stammt aus den Jahren 1838-1843 (Sie wurde am 24. Juni 1843 beendet, obwohl 1838-1842 auf der Uhr geschrieben ist) und wurde von Jean-Baptiste Schwilgué auf der Grundlage der Dasypodius-Uhr erbaut, dabei allerdings mit einer völlig neuen Mechanik ausgestattet.[5] Sein erstes Modell fertigte er 1821, und schon damals beinhaltete es die erste Realisierung eines ewigen Kalenders, der alle kirchlichen Daten seit der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 anzeigen konnte. Es gibt einen Modell dieses ewigen Kalenders, von Klinghammer in den 1970er Jahren gebaut. Das astronomische Teil ist von außergewöhnlicher Genauigkeit; es werden Tagundnachtgleiche, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Finsternisse, Planetenorte, Sternzeit und viele weitere astronomische Daten angezeigt. Der Kalenderteil zeigt die Schaltjahre, die bewegliche Feste, Sonnen- und Mondgleichungen usw.. Damit war er schon viel mehr eine komplexe Rechenmaschine als bloß eine Uhr. Oft wird die komplizierte Funktionsweise der Straßburger Uhr, die nicht nur technisches, sondern auch viel mathematisches Fachwissen nötig machte, als analoger Vorgänger der heutigen Computertechnik bewundert.
Für die weniger wissenschaftlich interessierten Zuschauer bietet die Uhr viele weitere Details: die umlaufenden Apostel, die stündliche Darstellung des menschlichen Lebens vom Kind bis zum Greis, die sieben Wochentage als Planeten und der krähende Hahn sind wieder nur einige davon.
Die beste deutsche Quellen für diese Uhr sind die Bücher von 1) Günther Oestmann (1993 und 2000) and 2) Henri Bach und Jean-Pierre Rieb (1992). Eine weitere Quelle über ihre Geschichte die astronomischen Einzelheiten ihrer Anzeige findet sich in Sterne und Weltraum (1985). [6]
Ulm
Die Astronomische Uhr in Ulm [1] wurde vor 1520 von einem unbekannten Großuhrmacher gefertigt und in die Ostfront des Ulmer Rathauses eingebaut. Auf dem Zifferblatt beeindrucken vor allem die originalen Zeiger mit dem detailreiche Tierkreisring. Die Uhr hat eine verwirrende Anzahl von Skalen, Ringen und Zeigern. Sie zeigt mitteleuropäische Zeit, mittlere Ortszeit, Sternzeit, Temporale Stunden, Sternentag, Stand der Sonne im Tierkreis, Beginn der Jahreszeiten, Datum (Tag und Monat), Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Mondaufgang und Monduntergang, siderischer und synodischer Mondmonat, Mondphase, Sonnenfinsternisse, Mondfinsternisse, auf- bzw. absteigender Mondknoten und Mondsonnenjahr an.
Das Uhrwerk und das astronomische Zeigerwerk wurde 1944 bei einem Rathausbrand zerstört und von der Firma Hörz aus Ulm 1949 - 1952 vollständig erneuert. Das Zifferblatt und die Zeiger sind noch original erhalten.Über die Astronomische Uhr in Ulm gibt es im Internet eine ausführliche Beschreibung. Auf der Internetseite der Stadt Ulm befindet sich ein Programm, mit dem die Anzeigen und Funktionsweise der Ulmer Astronomischen Uhr sehr schön nachvollzogen werden kann. Mit diesem Programm können, unter anderem, die Zeigerstände zu einem Datum oder zu einer bestimmten Zeit angezeigt werden. Leider hat das Programm zur Zeit einen Rechenfehler.
Besançon
Die derzeitige Uhr in Besançon (Frankreich) wurde in den Jahren 1858-1860 erbaut. Sie wurde als Ersatz für die damals nicht mehr funktionierende Uhr der Kathedrale Saint-Jean von Kardinal Mathieu in Auftrag gegeben. Die Stadt war das französische Uhrenmekka. Außer der ortsansässigen Uhrenindustrie unterhielten viele berühmte Pariser Fabrikanten (u.a. Louis LeRoi) Ateliers in der Festungsstadt, um von den ausgezeichneten Fachkräften, die diese Region hervorbrachte, zu profitieren. Am Observatorium wurden Chronometerwettbewerbe durchgeführt und es wurde eine Uhrmacherschule gegründet.Da sich in Besançon zu dieser Zeit auch exzellente Schweizer Uhrmacher niedergelassen hatten, auf der Flucht vor den Unruhen im Anschluss an die Französische Revolution, war die außergewöhnliche Ausführung dieser Uhr obligatorisch. Dennoch wurde die Uhr schließlich nicht in Besançon gebaut, sondern in Beauvais vom dort ansässigen Uhrmacher Auguste-Lucien Vérité gefertigt - für die Genauigkeitsfanatiker unter den Fachgenossen kam allein dieser erfahrene Turmuhrenfabrikant und Ingenieur in Frage. Monatelang brütete Vérité über den Plänen und Berechnungen; Die Ausführung der Konstruktion beanspruchte Herrn Vérité zweieinhalb Jahre vollständig. Die Wahl eines stadtfremden Herstellers ist durchaus kein Widerspruch: Im nicht allzu fernen Schweizer La Chaux-de-Fonds hatte man ebenfalls im Jahr 1860 im dortigen Tempelturm eine Präzisions-Turmuhr von Collin aus Paris aufstellen lassen.
Im Gegensatz zu anderen astronomischen Uhren ist die Besançoner Uhr nicht an einer weithin sichtbaren Wand platziert, sondern in einem Uhrensaal im ersten Stock des Glockenturms. Die zahllosen astronomischen Anzeigen - insgesamt 70 Zifferblätter zeigen beispielsweise die Uhrzeiten in 17 Orten der Welt, den Tidenhub in verschiedenen französischen Häfen, einen ewigen Kalender sowie die Schaltjahreszyklen an - werden durch publikumswirksame Automaten, Figurenläufe und animierte Dioramen kunstvoll ergänzt. Insgesamt besteht die Uhr aus mehr als 30.000 mechanischen Teilen; Die Uhrzeit wird zudem auf die außen angebrachten Turmuhrzifferblätter über Kardanwellen übertragen.
Siehe auch: Astronomische Uhr von Besançon.
Bern
In Bern befindet sich der Zytglogge-Turm (Schwyzerdütsch für Zeitglocken-Turm), ein als Wehr- und Wachtturm mit Stadttor im 13. Jahrhundert erbauter Uhrturm, zu dem um 1530 ein automatisches Figurenspiel sowie eine astronomische Kalenderuhr hinzugefügt wurde. Zu dem Spielwerk zählen u.a. ein krähender Hahn, ein kleiner Hofnarr, sowie ein Parade-Aufmarsch von 7 Bären, des Berner Wappentiers (einen für jeden Wochentag). Hoch oben im Dach des Turms betätigt sich ein aus Holz geschnitzter vergoldeter Ritter (Hans von Tann) an der großen Stundenglocke als Stundenschläger. Das Kalendarium zeigt die Mondphase, den Stand von Sonne und Mond, die Sternbilder und die Planetenstellungen ebenso an wie den aktuellen Monat, Tag, die Stunde und sogar den Namen des Wochentages.
Rouen
Im nordfranzösischen Rouen befindet sich die Gros Horloge (große Uhr). Der Glockenturm der Gros Horloge wurde von 1389 bis 1398 von Jean de Bayeux auf den Fundamenten eines zerstörten Stadtturms erbaut. Der Turm wurde 1527 mit dem alten Rathaus durch einen Torbogen verbunden; seither ist die Uhr, die vorher am Turm selbst angebracht war, auf den beiden Seitenwänden des Tores zu sehen. Die Uhr wurde in ihren Grundzügen 1389 von Jehan de Felains konstruiert und gehört damit ebenfalls zu den ältesten astronomischen Uhren überhaupt. Das Zifferblatt von 1527, welches 1892 restauriert wurde, zeigt zusätzlich den Planeten an, der mit dem jeweiligen französischen Namen des Wochentags verbunden ist: Mond (lune - lundi), Mars (mars - maredi), Merkur (mercure - mercredi), Jupiter (jupiter - jeudi), Venus (venus - vendredi) sowie Saturn für Samstag (englisch: saturday) und Sonne für Sonntag. Eine oberhalb der Zifferblätter angebrachte Kugel, die sich einmal im Monat um die eigene Achse dreht, zeigt die Mondphasen an. Heute wird die Uhr, die bis 1928 mit ihrer ursprünglichen Mechanik funktionierte, von einer Funkuhr ferngesteuert.
Esslingen am Neckar
- Hauptartikel: Uhr im Alten Rathaus zu Esslingen
- Kurzfassung:
Das Alte Rathaus in Esslingen am Neckar wurde 1423 als Kauf- und Steuerhaus erbaut. 1586 bis 1589 hat Heinrich Schickhardt den heutigen Renaissancegiebel errichtet mit dem Zeitzifferblatt, der astronomischen Anzeige mit drei Zeigern: für die Sonnenbewegung und die Mondbewegung, dazu ein Drachenzeiger. Dazu gehört ferner ein Figurenautomat, eine Darstellung der Mondphasen und der Reichsadler, dessen Flügel die Stunden schlägt. Der Esslinger Uhrmachermeister Marx Schwarz erhielt 1581 vom Esslinger Rat den Auftrag, eine Turmuhr zu bauen. Er verstarb 1586, und Jacob Diem aus Tübingen vollendete sie 1589. Sie lief 150 Jahre, danach folgte eine wechselvolle Geschichte. Mit der Generalsanierung des Alten Rathauses im Jahr 1998 verschwand das Uhrwerk.
Mit seiner Wiederentdeckung bildete sich ein Verein, der Spenden sammelte, die denkmalgerechte Restaurierung vorantrieb, 2006 die Firma Turmuhrenbau Ferner in Meissen beauftragte und die komplette Finanzierung übernahm.
Das schmiedeeiserne Uhrwerk besteht fast komplett aus Orginalteilen. Seit Anfang 2007 erfolgt der Antrieb wieder vom historischen Uhrwerk von 1589. Damit hat die Stadt Esslingen am Neckar die älteste schmiedeeiserne Turmuhr mit astronomischem Getriebe in Deutschland, die wie im Mittelalter mit Hilfe von Gewichten und Pendel funktioniert.
Quellen
- ↑ Manfred Schukowski: Wunderuhren: astronomische Uhren in Kirchen der Hansezeit; Thomas Helms Verlag, Schwerin 2006, ISBN 3-935749-03-1
- ↑ Manfred Schukowski: Die astronomische Uhr in St. Marien zu Rostock; Verlag Langewiesche, Königstein im Taunus 1992, ISBN 3-7845-1235-6
- ↑ Kantorei St.Marien Rostock (Hrsg.):St.-Marien-Kirche Rostock. Orgel solo, Fagott & Orgel, Glockenspiel der Astronomischen Uhr , Cover zur CD. 1999,2006.
- ↑ Günther Oestmann: Die astronomische Uhr des Straßburger Münsters: Funktion und Bedeutung eines Kosmos-Modells des 16. Jahrhunderts; Verlag für Geschichte der naturwissenschaften und Technik, Stuttgart 1993, ISBN 3-928186-12-4
- ↑ Henri Bach, Jean-Pierre Rieb, Robert Wilhelm: Die drei astronomischen Uhren des Strassburger Münsters; Editions Ronald Hirlé, Strasbourg 1992, ISBN 3-7946-0297-8
- ↑ Geschichte und Einzelheiten der Astronomischen Uhr in Straßburg
Literatur
- Wunderuhren. Von Manfred Schukowski. Thomas Helms Verlag Schwerin. ISBN 3-935749-03-1.
- Die Astronomische Uhr in St. Marien zu Rostock. Von Manfred Schukowski unter Mitarbeit von Wolfgang Erdmann u. Kristina Hegner. Langewiesche Nachf., Königstein i. Ts. 1992. ISBN 978-3-7845-1235-8. Mit ausführlichem Literaturverzeichnis von W. Erdmann.
- Die Uhr am Alten Rathaus in Esslingen von Peter Köhle. Anton H. Konrad Verlag. ISBN 3-87437-471-8.
- Die Denkmalpflege, 2007, Heft 1 ; ISSN 0947-031-X : Hans-Peter Münzenmayer; "Todsicher geht die Uhr falsch".
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