- Thüngen
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Wappen Deutschlandkarte 49.9422222222229.8594444444444199Koordinaten: 49° 57′ N, 9° 52′ OBasisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Unterfranken Landkreis: Main-Spessart Verwaltungs-
gemeinschaft:Zellingen Höhe: 199 m ü. NN Fläche: 13,61 km² Einwohner: 1.340 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km² Postleitzahl: 97289 Vorwahl: 09360 Kfz-Kennzeichen: MSP Gemeindeschlüssel: 09 6 77 189 Marktgliederung: 1 Ortsteil Adresse der
Marktverwaltung:Markt Thüngen
Würzburger Str. 26
97225 ZellingenWebpräsenz: Bürgermeister: Klaus Enzmann (Freie Wähler) Lage des Marktes Thüngen im Landkreis Main-Spessart Thüngen ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Zellingen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Thüngen liegt in der Region Würzburg, 25 km nördlich von Würzburg und 30 km westlich von Schweinfurt, im nördlichen Maindreieck an der Wern.
Gemeindegliederung
Die politische Gemeinde Thüngen hat einen amtlich benannten Ortsteil[2].
Es gibt nur die Gemarkung Thüngen.
Geschichte
Am 19. April 788 wird der Ort Thüngen erstmals urkundlich erwähnt. Im Codex Eberhardi heißt es:
„... Manto comes et frater eius Megingoz tradiderunt sancto Bonifacio bona sua in his locis: Isinhusen, Wanchei, Heselere, Tungede, Binizfelt, Hoholtesheim, Steti, Bucheled ..“
Der Namen des Ortes Thüngen leitet sich von Thing ab. Als Ding, historisierend Thing (germanisch, altnordisch und neuisländisch: Þing, interskandinavisch: Ting, oder Thie bzw. Tie) wurden Volks- und Gerichtsversammlungen nach dem alten germanischen Recht bezeichnet. Die Ursprünge Thüngens deuten also auf einen Ort hin, an dem solche Versammlungen durchgeführt wurden. (Diese Deutung ist allerdings sehr strittig! Der Name Thungidi bzw. Tungede ist möglicherweise auch keltischen Ursprungs oder könnte auf einer ursprünglich römischen Ortsbezeichnung beruhen.)
Bis circa 1200 befand sich der Ort unter der Herrschaft der Grafen von Henneberg. Nach deren Aussterben wurde die Herrschaft von einem Rittergeschlecht übernommen, das sich später nach dem Ort "von Thüngen" nannte. Die Geschichte Thüngens ist stark mit der Geschichte dieses Adelsgeschlechts verknüpft.
1366 wurde erstmals ein Thüngener Bürger urkundlich genannt und 1419 die erste Dorfordnung erlassen. 1465 wurde Thüngen zur Stadt erhoben, was die Befestigung mit Mauern und Türmen sowie eine Stadtverfassung erlaubte. Zünfte durften eingeführt und Wochenmärkte abgehalten werden. Ab 1551 wurde mit Genehmigung der Herrschaft endgültig die Reformation eingeführt, was in den nächsten Jahrhunderten zu erheblichen Streitigkeiten zwischen den Konfessionen führte - vor allem, seit im Dreißigjährigen Krieg ein Teil des Dorfes unter die Herrschaft des Fürstbischofs in Würzburg kam (verwaltet vom Juliusspital). Eine jüdische Landgemeinde entstand im 16. Jahrhundert.
Am 28. Juni 1814 wurde Thüngen im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegen dem Königreich Bayern zugesprochen. 1825 musste das Zunftwesen eingestellt werden. Offiziell wurde das Stadtrecht niemals aberkannt. 1846 wurde die heute noch bestehende Schlossbrauerei Thüngen durch Wilhelm, Wolfgang und Hanskarl von Thüngen gegründet. Nach der Fertigstellung der Werntalbahn fuhr am 16. April 1879 der erste Zug durch Thüngen.
In Gegenwart des Prinzen Ludwig von Bayern wurde am 18. Mai 1892 die Ludwigslinde auf dem Planplatz gepflanzt.
1923 kam es in Thüngen bei einer Veranstaltung des Bundes „Bayern und Reich“ zu Auseinandersetzungen mit Dorfeinwohnern, bei denen ein Arbeiter ums Leben kam.
Von den 1933 noch 152 jüdischen Einwohnern wanderten bis 1940 viele aus, mindestens 50 Einwohner wurden aber deportiert und ermordet.[3]
Seit 1978 bilden der Markt Thüngen, der Markt Zellingen und die Gemeinden Himmelstadt und Retzstadt die Verwaltungsgemeinschaft Zellingen.
Einwohnerentwicklung
- 1970: 1.336 Einwohner
- 1987: 1.341 Einwohner
- 2006: 1.375 Einwohner
Politik
Bürgermeister ist Klaus Enzmann (Freie Wähler). Er wurde im Jahr 2002 Nachfolger von Armin Weber (Bürgerliche Mitte) und im Jahr 2008 im Amt bestätigt.
Dem Marktgemeinderat gehören seit Mai 2008 an:
- Freie Wähler (sieben Gemeinderäte):
Anja Morgenstern (3. BGM), Dieter Beutel, Thomas Ammersbach, Wolfgang Heß, Walter Lippert, Günter Morgenstern, Simone Hohmann
- SPD (drei Gemeinderäte):
Richard Steigerwald (2. BGM), Lorenz Strifsky, Gerd Kunitzky
- CSU (zwei Gemeinderäte):
bis Juni 2011 Hubert Schömig, ab Juni 2011 Irene Neumeyer; Christiane von Thüngen (seit 2009 "Partei für Franken")
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 619.000 €, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 54.000 €.
Wappen
„Das Wappen ist geteilt von Silber und Rot, und zwar hier nicht durch eine Zinnenteilung wie in den ersten Entwürfen, sondern durch eine so genannte Scharte (zwischen zwei Zinnen), womit das Schloss als örtliches Wahrzeichen symbolisiert sein soll. Oben (in Silber) das Stammwappen der Freiherren von Thüngen Lutz’scher Linie, unten in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Zahnrad als Sinnbild für die ortsansässige Industrie (und damit auch für das Gewerbe) zwischen zwei goldenen Ähren als Hinweis auf die Landwirtschaft in der Gemeinde.“
– Heraldiker Karl Haas
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft
Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 363 und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 37 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 541. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe.
Zudem bestanden im Jahr 1999 16 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 911 ha (davon bewirtschaftet das "Hofgut" der Freiherren von Thüngen allein über 300 ha).
Auf einem ca. 40 Hektar großen Feld des "Hofguts" wurde im Jahr 2010 ein Solarpark errichtet - damals angeblich der größte Deutschlands, der "bis zu 30.000 Haushalte" mit Strom versorgen können soll. Er liegt nördlich des Ortes auf dem Riedberg und ist schon von weitem zu sehen.
Ansässige Unternehmen
- SchmitterGroup: Automobilzulieferer
- Ammersbach GmbH: Konstruktionstechnik
- Hugo Kämpf GmbH & Co. KG: Sägewerk, das Holz für die Dresdner Frauenkirche ist aus diesem Werk
- Herbert Birnbaum Brotformenfabrik & Bäckereitechnik, Wolfgang Birnbaum E.K.: seit 1847, Brotformen aus Rattan/Holz und Kunststoff (Weltmarktführer), sowie div. Bäckereigeräte u. Spezialmaschinen. Exportanteil 60 % weltweit (ca.45/55 Europa/Welt).
- Trachten-Benkert: Trachtenschneiderei und Landhausmode
- Kress-Bau GmbH: Bauunternehmen
- Burgbrauerei "Herzog von Franken" (die ehemalige Schlossbrauerei)
- Fluri-Plast GmbH: Kunststoffbearbeitung
sowie weitere Klein- und Einzelunternehmen
Verkehr
Thüngen wird durchquert von der B 26. Auf Höhe des Gasthofes Schwarzer Adler trifft die Staatsstraße St 2437 mit Anschluss an die B 27 Richtung Würzburg auf die B 26.
Die elektrifizierte Werntalbahn wird derzeit fast ausschließlich von Güterverkehrszügen befahren. Die sommerlichen Fahrradzüge - die einzigen Personenzüge der Werntalbahn - verkehren ohne Halt auf dieser Bahnstrecke. Das Bahnhofsgebäude wird privat bewohnt.Öffentlicher Nahverkehr: Busse der OVF Richtung Karlstadt/Gemünden bzw Schweinfurt und nach Würzburg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Östlich der Hauptstraße befindet sich in einem etwas verwilderten Park das "Burgschloss" (49° 56′ 32″ N, 9° 51′ 26″ O49.942219.85726) aus dem 16. Jahrhundert, daran angebaut das „Spitalschloss“ (ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, aber im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgebaut und erweitert), die beide von Familien der Freiherren von Thüngen bewohnt werden. Südlich davon befindet sich der "Alte Stock", ein Rest der frühmittelalterlichen Burganlage. Das "Burgsinner Schloss" westlich der Hauptstraße (ebenfalls aus dem 16. Jh.) dient vorwiegend wirtschaftlichen Zwecken (Gutsverwaltung, Schlossbrauerei).
Vom nach seinem ehemaligen (blauen) Schieferdach benannten Blauen Turm (49° 55′ 33″ N, 9° 49′ 53″ O49.9257111111119.8314333333333) sind nur noch Mauerreste erhalten. Er wurde zu Beginn der Neuzeit zur Überwachung der Mainschifffahrt und zweier alter Straßen errichtet und liegt in einem Wäldchen an der Straße nach Retzbach; vom Main-Wanderweg ist er über einen kurzen, schmalen mit einem blauen Turmsymbol markierten Pfad erreichbar.
Die evangelische St.Georgskirche in der Ortsmitte wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und konnte wegen Besitzansprüchen des kath. Juliusspitals erst im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut werden. Im Innenraum befinden sich sehenswerte Grabsteine der Familie von Thüngen. Am "Planplatz" liegt auch das Rathaus aus der Gründerzeit.
Die ehemalige Synagoge in der Obergasse wurde 1938 beschädigt. Nach dem Krieg wurde sie an einen heimatvertriebenen Gewerbetreibenden (Handweberei) verkauft, und ist heute zu einem Wohnhaus umgebaut. Im November 2007 wurde eine Gedenktafel angebracht.
An der Wern befindet sich ein historisches Wehr (diente bis in den 1950er Jahren zur Bewässerung der Wiesen) sowie das „Waaghäuschen“ (ehem. Viehwaage).
Vereine
Der FC 1920 Thüngen ist der größte Ortsverein der Marktgemeinde Thüngen. Er bietet in den verschiedenen Abteilungen von Fußball, Fasching und Turnen bis hin zu Tennis und Tischtennis zahlreiche sportlich sowie gesellschaftlich Attraktive Angebote. Besonderer Wert wird hierbei auf die nachhaltige Förderung und Integration der Jugendlichen gelegt.[4]
Veranstaltungen
Kirchweih
Jedes Jahr am letzten Septemberwochenende richtet der FC 1920 Thüngen e. V. die „Thüngener Kirchweih“ aus.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 1999):
- Kindergärten: 50 Kindergartenplätze mit 46 Kindern
- Volksschule mit 14 Lehrern und 224 Schülern
Sonstiges
2007 wurde der CSU-Ortsverband in einem „Stern-Artikel“ als Beispiel genommen, in dem es um den Rücktritt Edmund Stoibers von seinem Ämtern als Ministerpräsident und Parteivorsitzender ging.
Literatur
- Fritz Kugler: Thüngener Heimatbuch, Markt Thüngen 1988, keine ISBN (zu beziehen nur vom Markt Thüngen)
- Hannskarl Frhr. von Thüngen: Das Haus Thüngen 788 - 1988. Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechts. Echter Verlag, Würzburg 1988, ISBN 3-429-01162-0.
Weblinks
Commons: Thüngen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Thüngen in der Topographia Franconiae (Mathäus Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
- ↑ http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?anzeige=voll&modus=automat&tempus=+20111119/224757&attr=OBJ&val=1747
- ↑ http://www.alemannia-judaica.de/thuengen_synagoge.htm Thüngen - Jüdische Geschichte
- ↑ Homepage des FC 1920 Thüngen
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