- Vielfliegerprogramm
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Die Vielfliegerprogramme der großen Fluggesellschaften sollen die Kundenbindung verstärken, indem sie die häufige Nutzung derselben Gesellschaft mit Rabatten in Form von Freiflügen oder „Prämien“ belohnen. Betriebswirtschaftlich bezeichnet man diesen Vorgang als Lock-in-Effekt.
Inhaltsverzeichnis
Bei der Teilnahme an einem solchen Programm werden die bei einer Fluggesellschaft zurückgelegten Meilen gespeichert und nach Erreichen einer bestimmten Menge mit Prämien belohnt. Dies können kostenlose Flüge (Freiflüge), ermäßigte Flüge, Erhöhung der Buchungsklasse (Upgrade), Zutrittsberechtigung für Lounges, Ermäßigungen bei Hotels, Golfclubs, Restaurants, Bergbahnen usw. oder auch Sachleistungen sein. Ab einem bestimmten Umsatz vergeben manche Gesellschaften höhere Mitgliederstatus wie z. B. silber oder gold oder bestimmte Namen (z. B. Lufthansa Senator). Hierbei werden den Kunden weitere Vorteile wie höherer Meilenzuwachs und kostenlose Dienstleistungen (z. B. Chauffeurdienste) gewährt.Manchmal lassen sich im Tausch gegen Meilen Plätze neben freien Sitzplätzen oder mit mehr Beinfreiheit reservieren. Teilweise wird diesen Kunden sogar Platz auf ausgebuchten Flügen angeboten; 'normale' Fluggäste werden dann auf einen späteren Flug verlagert. Nach einer bestimmten Zeit können angesammelte Meilen oder der erreichte Mitgliedsstatus verfallen.
Alle großen internationalen Fluggesellschaften bieten Vielfliegerprogramme an. Aufgrund von Vereinbarungen zwischen Fluggesellschaften oder -allianzen (z. B. Star Alliance) lassen sich diese Bonus-Meilen evtl. von einer Gesellschaft zur anderen übertragen. Häufig arbeiten die Gesellschaften auch mit anderen Unternehmen wie Hotels oder Autovermietern zusammen. Bei Erwerb eines Produktes oder einer Dienstleistung dieser Unternehmen werden dann ebenfalls eine bestimmte Menge „Meilen“ oder Punkte auf einem Kundenkonto gutgeschrieben. Die Teilnehmer am Programm erhalten eine Kundenkarte, die sie bei der Nutzung vorlegen müssen.
In der Regel sind die verschiedenen Vielfliegerprogramme von Fluglinien, die zusammenarbeiten, untereinander kompatibel. Das trifft auf Oneworld Alliance, Star Alliance und SkyTeam zu. So kann man die Meilen, die mit einer beliebigen Fluglinie einer dieser Allianzen geflogen wurden, auf das entsprechende Vielfliegerprogramm der Partnerfluglinie buchen, bei der man angemeldet ist.
Ökonomisch setzen die Betreiber der populären Systeme auf die Erwartung, dass ein Großteil dieser Punkte niemals gegen Waren oder Dienstleistungen eingetauscht wird. Es ist möglich, Meilen an Makler zu verkaufen. In der Vergangenheit kam es daher bisweilen zu rechtlichen Auseinandersetzungen beim Versuch, Punkte verschiedener Teilnehmer gemeinschaftlich zu nutzen oder über Tauschbörsen und Versteigerungsplattformen zu veräußern.
Geschichte
Das Konzept des Vielfliegerprogramms wird dem ehemaligen Chef der American Airlines, Robert Crandall, zugeschrieben. Er fand Anfang der 1980er Jahre heraus, dass fünf Prozent seiner Kunden für 40 Prozent des Umsatzes sorgten. Am 1. Mai 1981 wurde das Vielfliegerprogramm AAdvantage eingeführt. Die Teilnehmer erhielten dann mit jedem Flug Meilen, die sie zunächst nur für Flüge der American Airlines, und später auch gegen andere Prämien einlösen konnten. Delta Air Lines (Skymiles), TWA (Aviators) und United Airlines (MileagePlus) folgten kurz darauf mit ähnlichen Programmen, British Airways (Executive Club) führte 1982 ein Vielfliegerprogramm ein. Miles & More, das Vielfliegerprogramm der Lufthansa, wurde am 1. Januar 1993 gestartet.
In Wahrheit jedoch hatte die Fluggesellschaft Texas International bereits 1979 ein Vielfliegerprogramm ins Leben gerufen.[1]
Vielfliegerprogramme großer Fluggesellschaften
- Adria Airways: Miles & More
- Aegean Airlines: Miles & Bonus
- Aer Lingus: Gold Circle Club
- Aeroflot: Aeroflot Bonus
- Aeromexico: Club Premier
- Aerosur: Club AeroSur
- Aerosvit Airlines: Meridian Club
- Air Astana: Nomad Club
- Air Austral: Capricorne Program
- Air Baltic: Baltic Miles
- Air Berlin: airberlin topbonus
- Air Botswana: Teemane Club
- Air Canada: Aeroplan
- Air China: Phoenix Miles
- Air Europa: Flying Blue (mit Air France-KLM)
- Air France: Flying Blue (zusammen mit KLM; vorher Frequence Plus)
- Air Madagascar: Namako
- Air Malta: Flypass
- Air Namibia: Reward$
- Air New Zealand: Air Points
- Air Seychelles: Seychelles Plus
- Alaska Airlines: Mileage Plan
- Alitalia: Club Mille Miglia
- American Airlines: AAdvantage
- ANA (All Nippon Airways): ANA Mileage Club
- Asiana Airlines: Asiana Club
- Atlantic Airways: Club Atlantic
- Austrian Airlines Group: Miles & More (zusammen mit Lufthansa)
- Avianca: Avianca Plus
- Bangkok Airways: FlyerBonus
- Belavia Belarusian Airlines: Belavia Leader
- bmi: Diamond Club
- British Airways: Executive Club
- Brussels Airlines: Privilege (ab 15. Oktober 2009 Miles & More)
- Cathay Pacific: Asia Miles
- China Airlines: Dynasty Flyer
- China Eastern: Eastern Miles
- China Southern Airlines: Sky Pearl Club
- Continental Airlines: OnePass
- Croatia Airlines: Miles & More (zusammen mit Lufthansa)
- Czech Airlines: OK Plus
- Delta Air Lines: SkyMiles
- Egypt Air: Egypt Air Plus
- El Al: Matmid
- Emirates: Skywards
- Etihad Airways: Etihad Guest
- Ethiopian Airlines: Sheba Miles
- EVA Air: Evergreen Club
- Finnair: Finnair Plus
- Flybe: Rewards4all
- Germanwings: Boomerang Club und Miles & More
- Gulf Air: Frequent Flyer Programme
- Iberia: IberiaPlus
- Icelandair: Saga Club
- Japan Airlines: JAL Mileage Bank
- Jet Airways: JetPrivilege
- KLM: Flying Blue (zusammen mit Air France; vorher Flying Dutchman)
- Korean Air: Skypass
- LAN Airlines: LANPASS
- LOT (Polskie Linie Lotnicze): Miles & More (zusammen mit Lufthansa)
- Lufthansa: Miles & More
- Luxair: Miles & More (zusammen mit Lufthansa)
- Malaysia Airlines: Enrich
- Malév: Duna Club
- Mexicana: Mexicana Go
- NIKI: airberlin topbonus (zusammen mit airberlin)
- Northwest Airlines: SkyMiles
- Oman Air: Sindbad Frequent Flyer
- Qantas: Frequent Flyer
- Qatar Airways: Privilege Club
- Royal Air Maroc: Safar Flyer
- Royal Brunei: Royal Skies
- Royal Jordanian: Royal Plus
- S7: S7 Priority
- SAS (Scandinavian Airlines System): EuroBonus
- Shanghai Airlines: Crane Club
- Singapore Airlines: KrisFlyer
- South African Airways: Voyager
- Spanair: Spanair Plus
- Sri Lankan: FlySmiles
- Swiss International Airlines: Miles & More (zusammen mit Lufthansa)
- TAM Linhas Aéreas : Fidelidade
- TAP Portugal: Victoria
- TAROM: Smart Miles
- Thai Airways International: Royal Orchid Plus
- Transaero Airlines: Transaero Privilege
- Tunisair: Fidelys
- Turkish Airlines Miles & Smiles
- United Airlines: Mileage Plus
- US Airways: Divided Miles
- Vietnam Airlines: Golden Lotus Plus
- Virgin Atlantic: Flying Club
Ähnliche Programme bei Bahngesellschaften
In Anlehnung an die Vielfliegerprogramme haben auch mehrere Bahngesellschaften ein Vielfahrerprogramm aufgelegt. Unter anderem sind dies:
- Deutsche Bahn AG: bahn.comfort (seit 2002) und bahn.bonus (seit 2005).
- ÖBB-Personenverkehr AG:ÖBB Bonus
- Schweizer Bundesbahnen: MobilBonus
- SNCF: Grand Voyageur
- Thalys: TheCard
- Eurostar: Eurostar frequent traveller program
- NS Hispeed: NS Business Card
In einer Railteam genannten Kooperation sollen diese oben genannten Vielfahrerprogramme untereinander kompatibel werden.
Rechtliche Probleme
Da auch bei Geschäftsreisen Punkte erworben werden, die dann allerdings personengebunden dem Reisenden und nicht dem Zahlenden zugute kommen, stellt die korrekte Abrechnung von Bonusmeilen eine gewisse Hürde dar. Kritiker sprechen schlicht von Bestechung, die dazu führt, dass nicht der günstigste Fluganbieter gewählt wird, sondern derjenige, der dem Reisenden die meisten Punkte anbietet. Viele Arbeitgeber legen im Arbeitsvertrag oder in einer Anordnung fest, dass die „Dienst-Meilen“ auch nur für Dienstreisen verwendet werden dürfen. Hält sich der Arbeitnehmer nicht daran, kann er abgemahnt und sogar gekündigt werden. Mittlerweile hat das Bundesarbeitsgericht hierzu ein Urteil veröffentlicht.[2]
Andere Firmen verzichten jedoch zu Gunsten des Arbeitnehmers auf eine solche Regelung, und auch bei Freiberuflern, die für unterschiedliche Auftraggeber unterwegs sind, ist dies üblich. Manche Fluggesellschaften fordern aber, dass Prämien nur privat genutzt werden dürfen. Zu Rücktritten führte 2002 die sogenannte Bonusmeilen-Affäre, bei der Abgeordnete des Deutschen Bundestages, darunter der Grünen-Politiker Cem Özdemir sowie der Linken-Politiker Gregor Gysi, mit dienstlich angesammelten Bonuspunkten private Flugreisen durchführten.
In Deutschland können die Fluggesellschaften die Lohnsteuer aus Vereinfachungsgründen mit einem Pauschalsteuersatz von 2,25 % berechnen. Bemessungsgrundlage sind die insgesamt an inländische Kunden ausgeschütteten Prämien. Die Höhe des Steuersatzes berücksichtigt, dass ein Teil der Prämien keinen Arbeitslohn darstellt und ein anderer Teil wegen des Rabattfreibetrags steuerfrei wäre.
Mileage run
Ein Mileage run ist eine Flugreise mit dem Ziel in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Vielfliegermeilen zu sammeln.[3] Beweggründe hierfür sind das Sammeln von Bonusmeilen um diese gegen Flug- und Sachprämien einzutauschen[4] sowie die (Wieder-)Erreichung eines Statuslevels.[5]
Literatur
- Jenni Roth: „Die schlummernde Weltwährung“, Der Tagesspiegel vom 17. Januar 2005
Einzelnachweise
- ↑ http://thetravelinsider.info/airlinemismanagement/airlinederegulation2.htm A History of US Airline Deregulation Part 4 : 1979 - 2010 : The Effects of Deregulation - Lower Fares, More Travel, Frequent Flier Program
- ↑ Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 11. April 2006 (9 AZR 500/05)
- ↑ Fox News: Mile Runners Take Frequent Flyer Mileages to a Whole New Height, 14. Oktober 2011
- ↑ USA TODAY: The art and science of the mileage run, abgerufen am 15. Oktober 2011
- ↑ insideflyer: Wild About Miles: Inside the Mind of the Mileage Junkie , abgerufen am 15. Oktober 2011
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