Faschist

Faschist
Persönliche Standarte von Benito Mussolini mit den Fasces in der Mitte

Der Begriff Faschismus bezeichnete zuerst die von Benito Mussolini 1922 zur Macht geführte politische Bewegung in Italien. Von dort aus wurde der Begriff für ähnliche politische Strömungen und Systeme anderer Staaten, besonders in den Jahren 1920 bis 1945, verwendet.

Unter diesem Sammelbegriff werden verschiedene historische und ideologisch-politische Richtungen eingeordnet, darunter der Nationalsozialismus sowie weitere, meist rechtsgerichtete politische Bewegungen, die Diktaturen stützen oder anstreben. Vom Ursprung her sind es national- und sozialrevolutionäre Bewegungen mit meist totalitären Zügen.

Dieser Artikel behandelt historische Strömungen des 20. Jahrhunderts, die als Faschismus gelten, vorwiegend in Europa, aber auch in Asien und Lateinamerika. Die Ursachen für das Entstehen faschistischer Bewegungen, ihre gemeinsamen Merkmale und die theoretische Diskussion um den Begriff des Faschismus behandelt der Artikel Faschismustheorie.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff Faschismus ist einerseits abgeleitet von lat. fasces für Rutenbündel, andererseits vom Begriff „Fasci di combattimento“ (Mussolini gründete diese 1919 aus unterschiedlichen Gruppierungen). Dieses war ein Symbol der Macht des Römischen Reiches, das die antiken Liktoren vor den höchsten römischen Beamten (Konsuln, Prätoren, Diktatoren) her trugen. Außerhalb des antiken Roms trugen sie ein Rutenbündel mit einem darin eingewickelten Beil (Liktorenbündel, ital.: littorio) mit sich.

Seit der Französischen Revolution wurde das Symbol im Sinne der Volkssouveränität umgedeutet als Staatsgewalt, die das Volk innehaben sollte. Das italienische Wort für „Bündel“ kann sich auch auf Bünde, also Verbände beziehen. In diesem Sinn wurde der Plural Fasci seit etwa 1870 für Gewerkschaften, Bauernverbände und andere Interessenverbände verwendet.

Das Rutenbündel wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum offiziellen Zeichen der von Mussolini geführten italienischen Bewegung. Er nutzte alle drei Symboldeutungen – Zentralgewalt, Volksherrschaft und Zusammenhalt – für seine Propaganda, etwa in Monumentalbauten wie dem Siegesdenkmal Bozen und seiner Standarte.

Fritz Schotthöfer erklärte bereits 1924 in Il Fascio:[1]

„Der Faschismus hat einen Namen, der an sich nichts sagt über den Geist und die Ziele der Bewegung. Ein Fascio ist ein Verein, ein Bund, Fascisten sind Bündler, und Fascismus wäre etwa Bündlertum.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im sowjetischen Machtbereich vor allem für den Nationalsozialismus der Begriff „Faschismus“ von den deutschen Kommunisten der DDR verwendet, weil der enthaltene Wortteil Sozialismus, der ja die Staatsideologie der DDR bildete, dieser vorbehalten bleiben sollte.

Italien (1922–1945)

Wesentliche Kennzeichen

Zunächst war Fascismus nur die Bezeichnung der politischen Bewegung, die aus den von Benito Mussolini 1919 gegründeten Fasci Italiani di Combattimento („Italienische Kampfbünde“) hervorging und die 1922 die Macht in Italien eroberte. Ihre wesentlichen Elemente waren:

  • Eine extrem nationalistische, populistische Herrschaftsform mit ausgeprägtem Führerkult.[2]
  • Nachdrückliche Ästhetisierung von Politik und die Betonung des voluntaristischen Zuges der Politik, also des Vorrangs des Willens vor der Ökonomie. Der Faschismus ist hier Erbe des Futurismus und seiner Theorien.[3]
  • Der übermäßige Gebrauch von politischen Symbolen wie Fahnen, Marschkolonnen und Uniformen in rituellen Massenzeremonien.
  • Ein an der Antike ausgerichteter Traditionalismus, der sich besonders im Kult der römischen Vergangenheit äußerte, zugleich aber auch eine revolutionär-dynamische Selbstdarstellung und entsprechende, z. B. expansive Politikansätze.[4]
  • Ein korporatives Wirtschaftsmodell mit nach Produktionszweigen gegliederter Organisation, mit einem das Parlament ersetzenden Plenarorgan („Kammer der Fasci und der Korporationen“, Camera dei Fasci e delle Corporazioni, seit 1938/39) und einem aus Partei- und Staatsfunktionen gemischten Organ, dem Großen Faschistischen Rat (Gran Consiglio del Fascismo, seit 1922, seit 1928 Staatsorgan), an der Spitze.
  • Die Anwendung[5] und ideologische Verherrlichung von Gewalt in der Tradition von Georges Sorel.[6]
  • Das Streben, weite Teile der kroatischen Ostküste der Adria für Italien zu annektieren (Irredentismus).
  • Parteienkritik, wie sie insbesondere der Soziologe Robert Michels betrieb, und Selbstverständnis als (während der Bewegungsphase 1919 bis 1922) Anti-Partei bzw. (danach) als Massenpartei eines neuartigen Typus.

Zwischen dem modernistisch-revolutionären und dem konservativ-traditionalistischen Flügel kam es immer wieder zu Spannungen. Mussolini schwankte lange zwischen den Positionen und hatte dabei vor allem in der Zeit zwischen 1921 und 1925 große Mühe, diese gegensätzlichen Kräfte zusammenzuhalten. Gleichzeitig aber fungierte die gegensätzliche Selbstdarstellung nach außen auch zur Bindung verschiedener gesellschaftlicher Strömungen an den Fascismus.

Erst die europäische politische Debatte der 1930er Jahre, vor allem von kommunistischer Seite, ließen den bis dahin auch in Deutschland üblichen Begriff Fascismus zu Gunsten eines über Italien hinaus geltenden Sammelbegriffes Faschismus zurücktreten.

Geschichte

Benito Mussolini auf einem Propagandaplakat

Der Gründer des italienischen Faschismus, Benito Mussolini, hatte seine politischen Wurzeln in der Sozialistischen Partei Italiens (PSI), in der er den linkssyndikalistischen Flügel vertrat. Mussolini war unter anderem Chefredakteur der Parteizeitung L'Avanti.

Obwohl Mussolini 1914 das Anti-Kriegsmanifest der PSI unterzeichnet hatte, gründete er kurz darauf die „Bünde der revolutionären Aktion“ (Fasci d'Azione Rivoluzionaria, FAR), die für den Kriegseintritt Italiens eintraten. Zusammen mit anderen rechtsgerichteten nationalistischen Gruppen wie beispielsweise der 1910 gegründeten Associazione Nazionalista Italiana vertrat Mussolini mit seiner Organisation das Ziel, auch die terre irredente („unerlöste Gebiete“) – die damals noch zu Österreich-Ungarn gehörenden italienischsprachigen Regionen Trentino und Triest – Italien anzugliedern. Daraufhin wurde er aus der PSI ausgeschlossen. In der Folgezeit bekämpfte Mussolini mit seinen Kampfbünden sozialistische und kommunistische Parteien und Organisationen der entsprechend ausgerichteten Arbeiterbewegung mit oft massiven gewaltsamen Übergriffen.

Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Mussolini im März 1919 in Mailand an der Gründung der Fasci di Combattimenti („Kampfbünde“), die eine autoritäre Ordnung und die Revision der Versailler Verträge zugunsten Italiens forderten, zumal Frankreich und Großbritannien einige ihrer bei der Londoner Geheimkonferenz von 1915 gemachten Zusagen, die Italien zum Verlassen des Dreibunds mit Österreich-Ungarn und Deutschland und zum Kriegseintritt gegen Österreich bewogen hatten, nicht mehr einhalten wollten, und so die Legende des „verstümmelten Sieges“ (Vittoria mutilata) landesweit die Runde machte. Tatsächlich aber hatte Italien Südtirol, das Trentino und Istrien vom zerfallenen Kaiserreich Österreich-Ungarn erhalten, weit mehr als italienische Truppen im Laufe des Krieges hatten einnehmen können, aber weniger als die irredentistischen Träume beinhalteten. Die Squadri, die paramilitärischen Verbände der Fasci, übten unter Mussolinis Oberbefehl jahrelang Terror gegen Gewerkschafter, linke Parteien und unliebsame Politiker in Nord- und Mittelitalien aus.

Ebenfalls bereits 1919 schuf der Schriftsteller und Kampfpilot des Ersten Weltkrieges Gabriele D’Annunzio mit seiner handstreichartigen Eroberung von Fiume ein erstes „präfaschistisches“ System mit einer korporativen Ordnung, Massenzeremonien und den Faschismus vorwegnehmender Symbolik. Die fasci wuchsen vor allem 1921 und 1922, nachdem sich ihnen einige gewerkschaftliche Landarbeiter-Verbände angeschlossen hatten, rasch zur größten Massenbewegung Italiens. Am 7. November 1921 wurde in Rom die Umwandlung der Fasci di Combattimento in die Partito Nazionale Fascista, eine umfassendere politische Vereinigung und Volkspartei, vollzogen. Mussolini wurde, als er 1922 beim Marsch auf Rom mit einem Putsch drohte, von König Viktor Emanuel III. zum Ministerpräsidenten ernannt.

Noch zu diesem Zeitpunkt hatte die faschistische Bewegung keine einheitliche Organisationsstruktur. Es gab mehrere, oft an lokale Anführer gebundene „Kristallisationskerne“. Während sich die Gruppierungen der Faschisten in den ländlichen Regionen weiterhin als militärische Organisationen begriffen, begann in den mittelitalienischen Städten schnell die Formierung als politische Bewegung. Vor allem die ländlichen Faschisten verstanden sich als progressive Kaderbewegung und wandten sich entschieden gegen Ansätze der Entwicklung zu einer Volkspartei, was nach dem Marsch auf Rom zu Spannungen mit Mussolini führte. Mussolini stützte sich innerhalb der Bewegung dagegen auf die städtischen Gruppen, insbesondere in Rom und Neapel. Bis 1924 besetzten sie nach und nach die Führungspositionen in der sich nun doch ausformenden Parteienstruktur. Das Mussolini-Lager wurde zudem durch zahlreiche etablierte Politiker verstärkt, die sich ihm nach 1922 anschlossen. Trotzdem kam es immer wieder zu Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den ländlichen „Extremisten“ und der städtischen „Duce-Partei“. Zudem scheiterten mehrere Versuche, über die Landarbeiter hinaus Arbeiterorganisationen in die Partei zu integrieren.

In den Jahren 1924 und 1925 brachen die internen Machtkämpfe offen aus. Mussolini reagierte darauf, indem er zunehmend nicht mehr als Anführer der faschistischen Bewegung, sondern als Duce („Führer“) ganz Italiens auftrat. 1925 stellten die „Extremisten“ für kurze Zeit den Generalsekretär der faschistischen Partei und setzten getreu ihrer Kader-Idee Aufnahmebeschränkungen durch. Schließlich versuchten sie Ende 1925 einen Streik zu organisieren, der sich auch gegen Mussolini wandte. Nach dem Scheitern dieses Streiks wurden parteiinterne Wahlen abgeschafft und die „Extremisten“ aus wichtigen Positionen entfernt. In den folgenden Jahren scheiterten mehrere Versuche, die alten Eliten sowie Offiziere in die Partei zu integrieren. Der Zulauf kam vor allem aus der Beamtenschaft. Eine Dominanz über alle gesellschaftlichen Bereiche wie die NSDAP in Deutschland erreichte die faschistische Partei nicht.

1925 verbot Mussolini die Sozialistische Partei und antifaschistische Organisationen und schuf mit seinem Führerkult – dem mussolinismo – ein Modell für andere faschistische Diktaturen. Der Duce präsentierte sich als Mann des Volkes: Arbeiter, Vater, Sportler, Frauenheld, Soldat, mit Uniform und martialischem Auftreten. Der Großmachtanspruch des antiken Römischen Reiches blieb leitende Idee des italienischen Faschismus und führte namentlich zum Überfall auf Äthiopien 1935. Ab 1938 verfolgte der Faschismus auch offiziell eine antisemitische Politik, und zwar, darauf weist die neueste Forschung hin, aus eigenem Antrieb, nicht auf deutschen Druck, wie lange angenommen worden ist.

Nach der Landung der Alliierten in Italien wurde Mussolini 1943 vom Großen Faschistischen Rat, dem faschistischen Exekutivorgan, abgesetzt. Diese Absetzung erfolgte systemkonform mit einfachem Mehrheitsbeschluss, da der Rat die höchste Instanz des faschistischen Staates war. Mussolini wurde inhaftiert. Am 12. September 1943 befreiten deutsche Fallschirmjäger des Fallschirmjäger-Lehrbataillons im Rahmen der Kommandooperation Eiche in einem Luftlandehandstreich mit Lastenseglern den auf dem Gran Sasso von königstreuen italienischen Truppen gefangengehaltenen Duce Benito Mussolini. Entgegen der von der Waffen-SS verbreiteten Version der Ereignisse war der SS-Offizier Otto Skorzeny lediglich als Beobachter im Auftrag Hitlers an dieser Fallschirmjägeroperation beteiligt.

Verarbeitung in der Gesellschaft

Nach Kriegsende wurde die Beseitigung demokratischer Strukturen, die Zusammenarbeit der faschistischen Regierung unter Mussolini mit dem Nationalsozialismus und die aktive Beteiligung der darauffolgenden „Italienischen Sozialrepublik“ an der Vertreibung und Ermordung von einem Viertel der italienischen Juden vollkommen unterschiedlich rezipiert und verarbeitet als in Deutschland. Ursachen dafür waren nicht nur der im Vergleich zum Nationalsozialismus geringere Wirkungsradius der faschistischen Innen-, Außen- und Militärpolitik, sondern auch das Ausbleiben eines öffentlichkeitswirksamen und aufklärenden internationalen Kriegsverbrecherprozesses wie in Nürnberg. Dies war eng verbunden mit dem internen – nicht wie in Deutschland von außen herbeigeführten – Sturz des Regimes.

So wird die Person Benito Mussolinis an seinen Wirkungsstätten, wie dem Amtssitz der von ihm geführten Sozialrepublik in Salò am Gardasee, der Familiengruft der Mussolinis in Predappio oder in einem Mussolini-Museum in der Nähe von Forlì, heute von neofaschistischen Gruppierungen mystifiziert und ein Personenkult gepflegt. Die Verherrlichung des Faschismus ist nach heutiger italienischer Rechtslage zwar strafbar, zu einer konsequenten Anwendung kommen die Gesetze allerdings nicht.

Als bekennende neofaschistische Politikerin gilt Alessandra Mussolini, die Enkelin des ehemaligen italienischen Diktators, die im Europäischen Parlament sitzt und dort der Fraktion Identität, Tradition, Souveränität bis zu ihrer Auflösung vorstand.

Deutschland (Nationalsozialismus)

Lange Zeit vertrat die Forschung die Ansicht, im Gegensatz zum Nationalsozialismus sei der Faschismus nicht ursprünglich antisemitisch gewesen. Antisemitische Elemente habe er erst aufgenommen, als Mussolini das „Achsen“-Bündnis mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler geschlossen habe; der Antisemitismus sei noch verstärkt worden, als Mussolini nach seinem Sturz seine unter deutscher Vorherrschaft stehende Repubblica Sociale Italiana gründete.

Neue Forschungserkenntnisse erweisen diese Ansicht zumindest als fragwürdig, wenn nicht als falsch. Im Faschismus waren seit 1919 von maßgeblichen Protagonisten immer wieder antisemitische Parolen und Gedanken geäußert worden, die allerdings erst 1938 – also anders als beim von Anfang an offen antisemitischen Nationalsozialismus – offizielle Regimepolitik wurden. Dennoch kam der Antisemitismus nicht erst gegen Ende der 1930er-Jahre als neues Merkmal zum Faschismus hinzu, sondern war ihm von Anfang an inhärent gewesen und trat jetzt nach einem jahrzehntelangen Radikalisierungsprozess in den Vordergrund. Die judenfeindliche Gesetzgebung seit 1938 war das Ergebnis dieser Radikalisierung. Während aber der NS-Staat mit der Ermordung der europäischen Juden ein singuläres Verbrechen beging, gingen Mussolini und seine faschistischen Gefolgsleute über Entrechtung, Enteignung und Vertreibung kaum hinaus. Der vernichtende Antisemitismus, der sich bis spätestens 1939/40 mit der Ermordung polnischer Juden entwickelt hatte, ist im faschistischen Italien nur in Ansätzen zu finden.

Im italienischen Faschismus gab es keine wie im Nationalsozialismus ausgearbeitete Rassenideologie. Wo das Wort „Rasse(razza) überhaupt benutzt wurde, hatte es zumindest bis 1938 oft keine biologische Bedeutung, sondern wurde in dem auch in Deutschland früher gebräuchlichen Sinn von „rassig“ als „edel“ benutzt, ohne auf Abstammung abzuheben. Nach 1938 allerdings verbreiteten sich auch im faschistischen Diskurs biologistische Auffassungen immer stärker. Rassistische Überzeugungen, die sich zunächst vor allem gegen dunkelhäutige Afrikaner und gegen Slawen gerichtet hatten, wurden in den 1930er-Jahren zunehmend antisemitisch gefärbt.

Die faschistische „Neue Ordnung“ unterscheidet sich deutlich von dem vom Nationalsozialismus angestrebten Modell: Während Hitler einen völkisch geordneten Rassestaat zu errichten versuchte, strebte Mussolinis Regime nach einem starken Staat unter Einbindung der alten Eliten und nach der Etablierung einer zwar skrupellosen, aber doch größtenteils traditionellen Macht- und Expansionspolitik. Das faschistische Italien führte von Anbeginn an Krieg. In Libyen und in Äthiopien setzte es Mittel ein, die in der Geschichte des Kolonialismus ohne Beispiel sind und die später im Zweiten Weltkrieg im allergrößten Maßstab angewandt wurden: Massenumsiedlungen, Repressaltötungen, Massenerschießung von Kriegsgefangenen, Konzentrationslager, Einsatz von Giftgas. Von 100.000 Menschen, die 1930 in Lagern interniert wurden, um einem Aufstand in der Cyrenaika die Basis zu entziehen, kamen bis 1933 rund 40.000 um. Wieviele Tote die Eroberung Äthiopiens kostete, wird kaum mehr zu ermitteln sein, nach Schätzungen zwischen 350.000 und 760.000 der rund 10 Millionen Einwohner des Landes. Auf dem Balkan entfaltete der italienische Faschismus wiederum ein gewalttätiges Potential. Unter dem Deckmantel der Partisanenbekämpfung hinterließen italienische Soldaten Spuren der Vernichtung, die denen des Dritten Reiches in Polen, in der Sowjetunion und auf dem Balkan nicht unähnlich waren. Im Vergleich mit dem Nationalsozialismus ist in der Militärgeschichte des Faschismus ein ähnliches Maß an Brutalität und Gewaltbereitschaft anzutreffen.[7]

Der Faschismus kultivierte wie der Nationalsozialismus ein rigides Führerprinzip, allerdings nicht in der radikalen Konsequenz wie in der deutschen Diktatur. Die Bezeichnung Duce („Führer“, ab Mitte der 1930er-Jahre stets in Großbuchstaben: DUCE) war ideologisch überhöht. Neben dem Duce gab es jedoch noch einen „Faschistischen Großen Rat“ und den König, und Mussolini brauchte bedeutend länger als Hitler, um seinen unumschränkten Führungsanspruch durchzusetzen.

Überhaupt trug die faschistische Herrschaft in Italien deutlich mehr den Zug eines Herrschaftskompromisses mit den alten Eliten – der Monarchie, dem Militär, der Industrie und der Kirche – als in Deutschland, wo sich das nationalsozialistische Regime relativ schnell der meisten Bindungen an traditionelle Herrschaftsschichten entledigte.

Ein weiterer wichtiger Unterschied war der faschistische Etatismus, der sich deutlich vom völkischen und von der SS geprägten antietatistischen Nationalsozialismus abhob. Im Nationalsozialismus manifestierte sich nachdrücklich die Vorherrschaft der Partei gegenüber dem Staat, die schließlich zur völligen Auflösung des überlieferten Normen- und Institutionengefüges führte. Im Gegensatz dazu schuf der Faschismus in Italien zwar eine Reihe neuer Institutionen, tastete aber die bestehende Ordnung nicht oder kaum an.

Die Zahlen der politischen Opfer des italienischen Faschismus sind weitaus geringer als die des Nationalsozialismus. Im Faschismus wurden kaum Todesurteile gegen Regimegegner gefällt; dennoch ist nicht zu übersehen, dass auch das faschistische Regime Oppositionelle umbringen oder hinrichten ließ. Unter dem Strich bleibt jedoch das Ergebnis, dass Mussolini und seine Schwarzhemden nicht wie das nationalsozialistische Regime zum systematischen Terror gegriffen haben, um sich an der Macht zu halten.

Europäische Staaten

→ Hauptartikel: Faschismus in Europa bis 1945

Das italienische System wurde zum Modell für mehrere faschistische bzw. dem Faschismus ähnelnde Bewegungen, Parteien und Organisationen in verschiedenen Staaten und Regionen Europas. Neben Italien selbst waren der Nationalsozialismus unter Adolf Hitler in Deutschland ab 1933, der sogenannte Franquismus mit der Falange unter Francisco Franco ab 1939 in Spanien und die Salazar-Diktatur in Portugal ab 1933 die bekanntesten und einflussreichsten entsprechenden Regime/Diktaturen, die mit von Mussolini beeinflussten Inhalten auch politisch wirksame staatliche Machtsysteme errichteten. Weitere von Mussolini und auch Hitler bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs protegierte faschistische Diktaturen bestanden in Ungarn unter den Pfeilkreuzlern, in Kroatien unter dem Regime von Ante Pavelić, in Serbien im Zweiten Weltkrieg unter Milan Nedić und Rumänien unter Ion Antonescu.

Japan (1926–1945)

Tennō-Faschismus

Der revolutionäre Impuls zahlreicher Theoretiker (wie Kita Ikki oder Takabatake Motoyuki), Gruppierungen und Parteien ab den 1920er-Jahren war schwächer als in Europa ausgeprägt und eher auf die Vorherrschaft einer bürokratischen, nichtdemokratischen, konstituellen Monarchie auf Basis traditioneller Werte als auf eine völlig neue Ordnung gerichtet. Die ab 1936 stärksten Gruppen, die Großjapan-Jugendpartei (大日本青年党, Dai-Nippon Seinen-tō) und die Gesellschaft des Östlichen Weges (東方会, Tōhōkai), waren keine faschistischen Bewegungen, kamen aber faschistischen Organisationen am Nächsten.[8] Der japanische Autoritarismus ab 1940 kann eher als ein komplexes Gemenge von Staatsbürokraten, konservativen Wirtschaftsführern und militärischen Prätorianern beschrieben werden (Payne 2001, S. 411).[9]

„Faschismus als übergeordneter Gattungsbegriff eignet sich mithin allenfalls für die Bewegungsphasen der drei genuin entstandenen, gemeinhin so genannten Faschismen in Deutschland, Italien und Japan. Als umfassender Begriff für die Regimephasen trägt der Ausdruck hingegen nicht und kann der völlig unterschiedlichen Herrschaftsabsicherung nicht gerecht werden. Es würde daher der historischen Wirklichkeit wie auch dem historischen Selbstverständnis der damaligen Regime in Berlin, Rom und Tokio besser entsprechen, den abgegriffenen Faschismusbegriff aufzugeben.“

Bernd Martin[10]

Die Anfangsperiode der Shōwa-Zeit von 1926 bis 1945, speziell ab dem Angriff auf China 1937, als Faschismus zu bezeichnen ist problematisch. Westliche Wissenschaftler räumen den Unterschieden zu den europäischen Faschismen breiteren Raum ein, modifizieren den Begriff zu „Militär- oder Kaisersystemfaschismus“, oder lehnen ihn – trotz Parallelen hinsichtlich Autoritarismus, Militarismus, imperialen Anspruch und rassische Ideologie – in Bezug auf Japan als ungeeignet ab. So hält George M. Wilson das Konzept eines „japanischen Faschismus“ für verfehlt, da in Japan keine politische Bewegung die Macht an sich reißen wollte, die formelle verfassungsmäßige Autorität zumindest nach außen intakt geblieben sei und ein gewisses Maß an Pluralismus weiter existiert habe.[11] Gregory J. Kasza verweist auf das Fehlen wesentlicher Elemente des Faschismus, wie z. B. einer Einheits- bzw. Massenpartei oder eines „Führers“, sowie auf die großteils kriegsbedingte Einführung „typisch faschistischer“ Elemente. Die Reihenfolge von „Bewegung – Ideologie – Regime“ des europäischen Faschismus sei in Japan genau in umgekehrter Reihenfolge anzutreffen.[8] Ein Versuch der Etablierung einer Einheitspartei auf Konsensbasis war die Taisei Yokusankai (1940–1945) von Premierminister Konoe Fumimaro, die jedoch inneren Grabenkämpfen beherrscht war und aus der z.B. 1941 die Tōhōkai wieder austrat. Vor der Shūgiin-Wahl 1942 gründete Premierminister Tōjō Hideki die Yokusan Seijikai (翼賛政治会), verbot alle anderen Parteien und nahm alle gewählten Abgeordneten zwangsweise auf.[12]

USA (1920–1945)

In den 1920er und 1930er-Jahren gab es in den USA, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise 1929 mit bis zu 15 Millionen Arbeitslosen, einige Politiker, die als „faschistoid“ gelten können, wobei dies damals wie heute von Fall zu Fall umstritten war oder ist. Wie in Europa breiteten sich faschistische Strömungen aus, letztendlich jedoch erfolglos.

Huey Long (1893–1935) war Mitglied der Demokratischen Partei und von 1928 bis 1932 Gouverneur von Louisiana und anschließend bis zu seiner Ermordung 1935 Senator. Kurz vor seiner Ermordung hatte er noch begonnen, den Präsidenten der Demokratischen Partei Franklin D. Roosevelt für die nächste Präsidentschaftswahl 1936 herauszufordern. Für seine Gegner war er ein Populist mit diktatorischen Neigungen, der je nachdem als potenzieller faschistischer oder kommunistischer Diktator eingeschätzt wurde.

Father Coughlin (1891–1979) war ein katholischer Priester, der in den 1930er-Jahren das neue Massenmedium Radio für sozialkritische Ansprachen nutzte und bis zu 40 Millionen Zuhörer erreichte. Zunächst unterstützte er noch Roosevelt und dessen Politik des New Deal, fand sich von diesem aber dann nicht gebührend gewürdigt und begann sich mehr und mehr nach rechts zu radikalisieren, agitierte gegen Juden, Bankiers, Kapitalisten und Kommunisten. Er unterstützte offen Hitler und die Nationalsozialisten. 1936 gründete er das antisemitische Blatt Social Justice („Soziale Gerechtigkeit“). 1942, Deutschland hatte inzwischen den USA den Krieg erklärt, erteilten ihm seine Vorgesetzten in der katholischen Kirche, auch aufgrund massiven Drucks durch Roosevelt, Rede- und Schreibverbot. Coughlin zog sich daraufhin in seine Gemeinde nach Detroit und aus dem politischen Leben zurück. Nach seiner Pensionierung 1966 schrieb er Pamphlete gegen den Kommunismus und das Zweite Vatikanische Konzil, erreichte jedoch kein größeres Publikum mehr.

Deutsche Auswanderer gründeten vereinzelt „Heimatvereine“, die sich an der NSDAP orientierten. Dies endete allerdings mit der deutschen Kriegserklärung an die USA.

Faschismus nach 1945

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Die vollständige Niederlage der faschistischen Regime im Jahr 1945 und die danach in das allgemeine Bewusstsein gedrungenen Verbrechen selbiger hatten zur Folge, dass diese in ihrer früheren Form als nicht mehr verwendbar bzw. wiederbelebbar angesehen wurden. Der zunehmende Wohlstand, nomineller Egalitarismus sowie soziale Sicherungssysteme haben, zumindest in der westlichen Hemisphäre, das Bedürfnis nach totalitären staatsideologischen Entwürfen und revolutionären Veränderungen deutlich verringert. Faschistische Konzepte konnten seitdem in keinem Staat mehr einen regierungsrelevanten Anteil bzw. eine Mehrheit finden. Dennoch überlebte der Faschismus als „sehr stark beschränkter kultureller Restbestand“ in „stark verringerter Zahl“ in vielen Ländern in mehr oder weniger starker Form (Payne 2001, S. 607 f.)[9]. Gruppen, die in stabilen Demokratien bei Wahlen antreten, haben sich – zumindest in der angestrebten Außenwirkung – angepasst und ihre Positionen modifiziert. Ihre zunehmende Bedeutungslosigkeit geht mit einer Zersplitterung und Vermehrung einzelner Gruppen, welche die Anzahl faschistischer Organisationen vor 1945 übertrifft, einher. Nach Roger Griffin sind diese Gruppen gleichermaßen von „organischer Komplexität und ideologischer Heterogenität“ gekennzeichnet.[13] Vertreter des autoritären Nationalismus und Faschismus werden heute häufig unter Außerachtlassung der Unterschiede gemeinsam unter dem Begriff „radikale Rechte“ subsumiert.

Lateinamerika

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzten europäische Nationalsozialisten und Faschisten das für sie günstige Umfeld lateinamerikanischer Militärdiktaturen. Über die sogenannten Rattenlinien gelangten weltweit gesuchte Kriegsverbrecher wie Adolf Eichmann oder Josef Mengele nach Argentinien und Paraguay, wo sie unter falschem Namen untertauchten. Bei Klaus Barbie, der sich auf diese Weise 1951 nach Bolivien absetzen konnte, ist eine spätere Tätigkeit für das bolivianische Innenministerium als Ausbilder und Berater nachgewiesen[14].

Die neue Welle rechtsgerichteter Diktaturen der 1960er und 1970er-Jahre hat Spekulationen über einen „neuen lateinamerikanischen Faschismus“ ausgelöst. Doch sind diese Systeme eher rechtsgerichtete Militärsysteme ohne eine ausgeprägte Ideologie oder eine mobilisierte politische Basis (Payne 2001, S. 627f)[9], welche eher durch Bezeichnungen wie „militärisch bürokratischer Autoritarismus“ als mit dem Begriff Faschismus zu bezeichnen sind.[15] Im Marxismus werden sie dem Bonapartismus zugerechnet.

In Chile stürzte 1973 General Augusto Pinochet durch einen Putsch die demokratisch-sozialistische Regierung Salvador Allende und ersetzte diese durch eine Diktatur. Unter Historikern ist jedoch umstritten, inwieweit das Pinochet-Regime als faschistisch bezeichnet werden kann.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fritz Schotthöfer: Il Fascio. Sinn und Wirklichkeit des italienischen Fascismus. Frankfurter Societäts-Druckerei, Frankfurt am Main 1924, S. 64
  2. Clemens Zimmermann: Das Bild Mussolinis. Dokumentarische Formungen und die Brechungen medialer Wirksamkeit. In: Gerhard Paul: Visual History. Ein Studienbuch. S. 225f. („Mussolinis Selbstdarstellung und die mit ihr verbunden Ästhetisierung, Spektualisierung und Personalisierung von Politik (in einer spezifischen Form von Versammlungsöffentlichkeit) stellten wesentliche Kennzeichen politischer Kultur des Faschismus dar. […] Der ‚Mussoliniismus‘ wurde schrittweise zum Charakteristikum der Selbstdarstellung des Systems, zur Hauptbedingung seines Zusammenhalts.“)
  3. Manfred Hinz: Die Zukunft der Katastrophe. Mythische und rationalistische Geschichtstheorie im italienischen Futurismus. S. 1–18 und 89–111.
  4. Benito Mussolini: La Dottrina del Fascismso. 1933. („Lo Stato fascista è una volontà di potenza e d'imperio. La tradizione romana è qui un'idea di forza. Nella dottrina del fascismo l'impero non è soltanto un'espressione territoriale o militare o mercantile, ma spirituale o morale. […] Per il fascismo la tendenza all'impero, cioè all'espansione delle nazioni, è una manifestazione di vitalità; il suo contrario, o il piede di casa, è un segno di decadenza:“)
  5. Jens Petersen: Kriminalität und politische Gewalt im faschistischen Italien. Ein deutscher Blick auf ein italienisches Problem. In: Sigrid Schmitt und Michael Matheus (Hrsg.): Kriminalität und Gesellschaft in Spätmittelalter und Neuzeit. S. 119. („In der historischen besteht weitgehend Übereinstimmung darüber, die Gewalt als einen ‚fundamentalen Bestandteil‘, ja als die ‚eigentliche Substanz des Faschismus‘ zu betrachten.“)
  6. Klaus von Beyme: Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien. S. 685.
  7. Thomas Schlemmer, Hans Woller: Der italienische Faschismus und die Juden 1922 bis 1945. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Heft 2/2005, München 2005, S. 164–201.
  8. a b Gregory J. Kasza: Fascism from above? Japan's kakushin right in comparative perspective. In: Stein, Ugelvik, Larsen: Fascism Outside Europe. The European Impulse Against Domestic Conditions in the Diffusion of Global Fascism. Columbia University Press, 2002, S. 185ff.
  9. a b c Stanley Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Propyläen, 2001, ISBN 3-549-07148-5.
  10. Bernd Martin: Zur Tauglichkeit eines übergreifenden Faschismus-Begriffs. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 29. Jg. 1981, S. 48–73.
  11. George M. Wilson: A New Look at the Problem of Japanese Fascism. In: Comparative Studies in Souety and History. 1967/68, S. 401–412; zitiert nach Payne 2001, S. 402
  12. Mayumi Itoh: The Hatoyama Dynasty. Palgrave Macmillan, 2003, ISBN 978-1-4039-6331-4, S. 68
  13. Roger Griffin: The Nature of Fascism. Taylor & Francis Ltd., 1993, S. 170
  14. Horst J. Andel: Kollaboration und Resistance. Der Fall Barbie, Herbig Verlag, München 1989, ISBN 3-7766-1508-7
  15. Hélgio Trindade: La question du fascisme en Amérique Latine („Le courant qui se s'était inspiré de la distinction classique entre autoritarisme et fascisme, développée par Juan Linz à partir du cas espagnol, s’est enrichi avec L’interprètation plus ambitieuse de Guillermo O'Donnel qui, à travers l’explication du processus argentin et brésilien, soutenait que la nécessité d’approfondissement du modèle capitaliste et du contrôle des secteurs populaires imposait l’implantation d'Etats bureaucratio-autoritaires.“)

Literatur

Methodische Ansätze
  • Richard J.B. Bosworth: The Italian dictatorship. Problems and perspectives in the interpretation of Mussolini and Fascism. London 1998. (Sammlung von Zusammenfassungen des Forschungsstands zu verschiedenen Fragen des Faschismus.)
  • Uwe Timm, „Was ist eigentlich Faschismus?“, Edition Anares, Hilterfingen (CH) und espero, Neu Wulmstorf, 1997. ISBN 3-905052-63-6
Historische Ansätze
  • Arnd Bauerkämper: Der Faschismus in Europa 1918–1945, Stuttgart: Reclam 2006, ISBN 3-15-017049-4.
  • Jerzy W. Borejsza: Schulen des Hasses. Faschistische Systeme in Europa, Frankfurt a.M.: Fischer TB 1999, ISBN 3-596-60160-6.
  • Alberto De Bernardi: Una dittatura moderna. Il fascismo come problema storica. Milano 2001. (Eine Analyse des faschistischen Regimes, insbesondere seiner revolutionär-korporativistischen Seite.)
  • Tobias Delfs: Hindu-Nationalismus und europäischer Faschismus: Vergleich, Transfer- und Beziehungsgeschichte. Bonner Asienstudien, Bd. 6, Hamburg-Schenefeld: EB-Verlag 2008, ISBN 978-3-936912-63-0. (Beschäftigt sich mit der Frage nach den Indienbeziehungen der Faschismen und untersucht darauf aufbauend Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen militantem Hindu-Nationalismus und europäischem Faschismus.)
  • Renzo De Felice: Mussolini. 8 Bde. Torino 1965–1997. (Mammutbiographie, die zugleich eine Geschichte des Faschismus darstellt.)
  • Emilio Gentile: The Italian road to totalitarianism. London 2004 [it. 1995]. (Standardwerk der neueren Totalitarismusforschung zu Italien.)
  • Mario Isnenghi: L‘Italia del fascio. Firenze 1996. (Eine Studie zur italienischen Lebenswirklichkeit unter dem Regime.)
  • Malte König, Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin-Rom im Krieg 1940/41, Köln 2007, ISBN 978-3-89498-175-4
  • Denis Mack Smith: Modern Italy. A political history. New Haven/London 1997. (Geschichte des neueren Italien mit ausführlicher Darstellung des Faschismus.)
  • Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. Berlin 1999 [it. 1994]. (Kurze, flüssige Darstellung der wichtigsten Fakten des Faschismus, verbunden mit einer innovativen Interpretation.)
  • Stanley G. Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung Berlin 2001 (Rassistische Aspekte des Faschismus werden hier wenig berücksichtigt.)
  • Stanley G. Payne: Fascism in Spain, 1923–1977, Madison [u.a.] : University of Wisconsin Press, 1999, ISBN 0-299-16564-7
  • Sven Reichardt Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Faschismus und in der deutschen SA Köln, Weimar, Wien 2002. (Vergleichendes Standardwerk zur Geschichte der politischen Gewalt in Deutschland und Italien mit umfangreichem empirischem Teil, aber auch überzeugenden kulturgeschichtlichen Ansätzen.)
  • Nicola Tranfaglia La prima guerra mondiale e il fascismo. Torino 1995. (Gesamtdarstellung der italienischen Geschichte zwischen 1914 und 1945 mit Akzent auf der widersprüchlichen Modernisierungsleistung des faschistischen Regimes.)
  • Angelo Tasca Glauben, Kämpfen, Gehorchen. Aufstieg des Faschismus in Italien, Wien 2001, ISBN 3-900478-12-0 (Der Autor hat die faschistischen Machtübernahme selbst erlebt und deren Chronologie kurz danach niedergeschrieben.)
Soziologische Ansätze
  • Ruth Ben-Ghiat: Fascist modernities. Italy, 1922–1945. Berkeley/Los Angeles/London 2001. (Eine kulturell orientierte Untersuchung des faschistischen Regimes mit starker Betonung seiner modernistischen Züge.)
  • Mabel Berezin: Making the fascist self. The political culture of interwar Italy. Ithaca/London 1997. (Eine lokal verankerte Untersuchung – über das faschistische Regime in Verona -, die den Akzent auf die Untersuchung der Konstruktion einer faschistischen Identität legt.)
  • Victoria De Grazia: The culture of consent. Mass organizing of leisure in Fascist Italy. Cambridge u.a. 1981. (Eine Analyse der faschistischen Freizeit- und Konsenspolitik, besonders der Rolle der Regimeorganisation Opera Nazionale Dopolavoro.)
  • Simonetta Falasca Zamponi: Fascist spectacle. The aesthetics of power in Mussolini‘s Italy. Berkeley/Los Angeles/London 1997. (Eine Untersuchung der faschistischen Ästhetisierung der politischen Wirklichkeit.)
  • Jens Petersen & Wolfgang Schieder (Hgg) Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat – Wirtschaft – Kultur Köln 1998. (Sammelband mit neueren Erkenntnissen zur italienischen Sozialgeschichte zwischen 1922 und 1945)
Politikwissenschaftliche Ansätze
  • Maurizio Bach: Die charismatischen Führerdiktaturen. Drittes Reich und italienischer Faschismus im Vergleich ihrer Herrschaftsstrukturen. Baden-Baden (Nomos) 1990
  • Emilio Gentile: The sacralization of politics in Fascist Italy. Cambridge u.a. 1996 [it. 1993]. (Umstrittenes Pionierwerk der Geschichtsschreibung, das die These formuliert, der Faschismus habe eine eigene „Religion“ etabliert. Vgl. Palingenese und Politische Religion.)
  • Thomas Schlemmer & Hans Woller Der italienische Faschismus und die Juden In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 53, 2005, Heft 2. (Neue Erkenntnisse zum italienischen Antisemitismus.)
  • Petra Terhoeven Liebespfand fürs Vaterland. Krieg, Geschlecht und faschistische Nation in der italienischen Gold- und Eheringsammlung 1935/36 Niemeyer, Tübingen 2003, ISBN 3-484-82105-1. (Darstellung der großen faschistischen Propagandaaktion, anhand derer zugleich Grundstrukturen des Regimes untersucht werden. Unter anderem Kritik des Begriffs der politischen Religion – siehe auch Emilio Gentile.)
Psychologische Ansätze
  • Klaus Theweleit: Männerphantasien. Bd. 1: Frauen, Fluten, Körper, Geschichte. München 1995, ISBN 3-423-30461-8. (Klassiker zu diesem Thema.)
  • Klaus Theweleit: Männerphantasien. Bd. 2: Männerkörper. Zur Psychoanalyse des weißen Terrors. München 1995, ISBN 3-423-30462-6.
Friedensforschung
  • Konrad Hecker: Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung. GegenStandpunkt-Verlag München 1996, ISBN 3-929211-02-5.

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