Heinsberger Löwe

Heinsberger Löwe


Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Heinsberg
Heinsberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Heinsberg hervorgehoben
51.0630555555566.096388888888976Koordinaten: 51° 4′ N, 6° 6′ O
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Heinsberg
Höhe: 76 m ü. NN
Fläche: 92,14 km²
Einwohner: 41.335 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 449 Einwohner je km²
Postleitzahl: 52525
Vorwahl: 02452
Kfz-Kennzeichen: HS
Gemeindeschlüssel: 05 3 70 016
Stadtgliederung: 14 Stadtbezirke, 10 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Apfelstraße 60
52525 Heinsberg
Webpräsenz:
Bürgermeister: Josef Offergeld (CDU)
Lage der Stadt Heinsberg im Kreis Heinsberg
Kreis Heinsberg Nordrhein-Westfalen Kreis Viersen Kreis Aachen Kreis Düren Rhein-Erft-Kreis Rhein-Kreis Neuss Mönchengladbach Niederlande Wegberg Heinsberg Übach-Palenberg Gangelt Selfkant Hückelhoven Erkelenz Geilenkirchen Wassenberg WaldfeuchtKarte
Über dieses Bild

Heinsberg liegt in Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Köln und ist die westlichste Kreisstadt Deutschlands.

siehe: Kreis Heinsberg

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Heinsberger Land

Heinsberg, die westlichste Kreisstadt Deutschlands, liegt 32 km südwestlich Mönchengladbachs und 35 km nördlich Aachens am südwestlichen Rand des Rurtales, das sich hier trichterförmig Richtung Niederlande erweitert. Die Rur bildet auf mehreren Kilometern die nordöstliche Stadtgrenze zu den Nachbarstädten Hückelhoven und Wassenberg, bevor sie bei Karken in die Niederlande fließt. Das Stadtgebiet wird teilweise von der bei Kempen in die Rur mündende Wurm durchflossen. Der höchste Punkt liegt mit 85 m über NN südlich von Straeten an der Stadtgrenze zu Geilenkirchen, der niedrigste nördlich von Karken an der Staatsgrenze zu den Niederlanden mit 28 m über NN.

Geologie

Die Region ist hauptsächlich durch Eis- und Jetztzeit landschaftlich geprägt worden. Der Boden besteht vor allem aus Maas- und Rheinschotter, in den oberen Bodenschichten dominieren fast nur Rheingerölle. Später überdeckte Löß das Gebiet und formte eine schwachwellige Decke. Westlich der Wurm wandelte sich der Löß meist in Schotterlehm. Erosion und kleine Flussläufe formten das heutige Bodenrelief. Nahe der westlich gelegenen Grenze zu den Niederlanden verläuft eine Verwerfung. Von dieser Linie aus sind Erdschollen in Staffeln nach Nordosten zur Rur hin abgesunken. Dieser Schollenneigung folgt die Wurm. Das Stadtgebiet hat im Nordosten Anteil am Rurtal, das hier aus Lehm- und Schlickflächen mit darunterliegendem Kies besteht, und südwestlich an der Geilenkirchener Lehmplatte. Der im Tertiär entstandene Rurgraben, der hier das Rurtal bildet ist Teil eine der geologisch und tektonisch aktivsten Regionen Deutschlands mit der Rurrandverwerfung, die die Grenze zwischen den beiden Großschollen Rurscholle im Westen und der Venloer Scholle im Osten bildet. Sie stellt eine der Hauptverwerfungen der Niederrheinischen Bucht dar. Die Bewegung der Erdschollen hat immer wieder Erdbeben zur Folge, deren schwerstes in neuerer Zeit das Beben am 13. April 1992 mit Zentrum in Herkenbosch/Gemeente Roerdalen/Niederlande und einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala war. Es war das stärkste Erdbeben in Mitteleuropa seit 1756.

Gewässer

Neben der genannten Rur und Wurm durchfließt der Liecker Bach, auch Stadtbach genannt, Heinsberg. Das Quellgebiet des Baches liegt westlich von Heinsberg bei Oberlieck und wird auch von Quellen nahe dem Klosterhof gespeist. Das Gewässer fließt in nördliche Richtung und mündet zwischen Kempen und Karken in die Rur. Der Vongelaaker Bach hat seinen Ursprung im ehemaligen Bruchgelände zwischen Heinsberg und Schafhausen. Er mündet bei Unterbruch in die Wurm, führt aber durch Grundwasserabsenkungen kaum noch Wasser. Bis zum Zweiten Weltkrieg floss der Mühlenbach, auch Junge Wurm genannt, durch Heinsberg. Es war ein im Mittelalter künstlich angelegter Kanal, der bei Randerath von der Wurm abzweigte, am Rande des Wurm- und Rurtales über Horst, Porselen, Dremmen und Schafhausen verlief und zahlreiche Wassermühlen antrieb. Nach Bombenangriffen im letzten Weltkrieg war das Bachbett im Stadtgebiet zerstört und nicht wieder instand gesetzt worden. Der Teichbach, auch Erlenbach genannt, ein Mühlenteich, fließt entlang des nordöstlichen Randes des Stadtgebietes zur Rur. Er wird bei Linnich aus der Rur abgeleitet und fließt parallel zum Fluss bei Bleckden an der Schanz in die Rur zurück.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Heinsberg, genannt im Uhrzeigersinn: Wassenberg, Hückelhoven, Geilenkirchen, Gangelt, Waldfeucht, Selfkant (alle Kreis Heinsberg) und Gemeente Roerdalen (Provinz Limburg).

Stadtgliederung

Seit dem 1. Januar 1972 gibt es die Stadt Heinsberg mit den Ortsteilen Aphoven, Baumen, Berg, Bleckden, Boverath, Donselen, Dorath, Dremmen, Erpen, Eschweiler, Grebben, Heinsberg, Herb, Himmerich, Horst, Hülhoven, Karken, Kempen, Kirchhoven, Laffeld, Lieck, Oberlieck, Oberbruch, Porselen, Pütt, Randerath, Schafhausen, Scheifendahl, Schleiden, Straeten, Uetterath, Unterbruch und Waldenrath.

Stadtbezirke in Heinsberg

  • Stadtbezirk 1: Heinsberg (Stadtkern)
  • Stadtbezirk 2: Oberbruch
  • Stadtbezirk 3: Dremmen
  • Stadtbezirk 4: Karken
  • Stadtbezirk 5: Kirchhoven
  • Stadtbezirk 6: Unterbruch
  • Stadtbezirk 7: Kempen

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte man etwa 100 cm unter dem heutigen Verlauf der Hochstraße eine Römerstraße fest. Anhand von Münzfunden kann sie um 98–117 n. Chr. datiert werden. Bei Ausgrabungen in der Propsteikirche fand man Gräber aus der vorfränkischen Zeit. Vielleicht markiert dies die Besiedlung Heinsbergs. Diese konzentrierte sich wohl zunächst auf den Bereich des heutigen Burg- und Kirchberges. Das Areal stellt heute die größte noch erhaltene Motte des Rheinlandes dar. Auf diesem Sporn, der sich am Rand des Rurtales erhebt bauten die Heinsberger Herren ihre Burg, die zum Typ der Randhausburgen gehörte. Die Vorburg wurde durch einen künstlich angelegten Graben von der Hauptburg getrennt. Auf diesem Platz errichtete man auch die Pfarr- und spätere Stiftskirche St.Gangolf. Als erster Herr von Heinsberg ist Goswin I. anzusehen, der ab 1085 als solcher erwähnt wird. Daneben hatte er auch die Herrschaft Valkenburg östlich von Maastricht inne. Verheiratet war Goswin mit Oda von Walbeck. Sie gründete das Heinsberger Gangolfus-Stift. Goswin II. – Sohn der o. g. – stiftete das Prämonstratenserkloster zu Heinsberg. Er hatte jahrelang die Reichslehen Gangelt und Richterich in Besitz, die ihm König Konrad III. entzog. Goswin verweigerte jedoch die Herausgabe, woraufhin Herzog Heinrich von Limburg im Jahr 1144 auf Befehl des Königs Heinsberg zerstörte.

Stadtansicht um 1720, Codex Welser

Erstmals 1255 wird der Ort in einer Urkunde des Heinrich von Sponheim-Herr von Heinsberg und seiner Ehefrau Agnes von Heinsberg als Stadt erwähnt. Die Herren von Heinsberg konnten ihre Selbständigkeit durch Anlehnung an die jeweilige Vormacht am Niederrhein behaupten: bis 1288 (Schlacht bei Worringen) an Kurköln, nach 1288 an Brabant, nach 1371 (Schlacht bei Baesweiler) an Jülich und seit dem beginnenden 15. Jh. an Brabant/Burgund. Die männliche Linie der Herren von Heinsberg starb mit Johann IV. im Jahr 1448 aus. Über seine Tochter Johanna – die 1456 Johann II. Graf von Nassau-Saarbrücken heiratete – und deren gemeinsame Tochter Elisabeth – 1472 mit Wilhelm III.(IV.) Herzog von Jülich und Berg verheiratet – kam die Herrschaft Heinsberg an das Herzogtum Jülich-Berg. 1484 wurde das Gebiet als eigenes Amt dem Herzogtum einverleibt. Die Burg diente von da ab als Sitz der herzoglichen Verwaltung. 1543 nahmen kaiserlichen Truppen im Dritten Geldrischen Erbfolgekrieg Heinsberg ein und zerstörten die Stadt teilweise. Möglicherweise ist die Burg in den so genannten Raubkriegen Ludwig des XIV. Ende des 17. Jahrhunderts von französischen Truppen zerstört worden. Dafür liegen allerdings keine schriftlichen Beweise vor. Das Amt Heinsberg war gerichtlich in sechs Bezirke eingeteilt, den Dingstühlen oder Schöffengerichten. Für sie war das Stadtgericht Heinsberg die nächst höhere Instanz.

Beim größten Stadtbrand 1683 wurde die gesamte Unterstadt mit dem auf dem Marktplatz gelegenen Rathaus vernichtet. 1794 drangen französischen Revolutionstruppen unter Führung General Jourdans bis an die Rur vor. Die Österreicher hatten zu deren Abwehr auch Posten in Heinsberg stationiert. Am 2. Oktober 1794 vertrieb Brigadegeneral Bernadotte die Besatzung aus der Stadt und führte seine Truppen weiter zwischen Oberbruch und Dremmen auf die Rur zu, wo sie in der Nähe der Schanz eine Brücke errichteten. Heinsberg gelangte wie das gesamte linksrheinische Gebiet unter französische Herrschaft und wurde im Département de la Roer, Arrondissement Aachen, Sitz der Mairie Heinsberg und eines Friedensgerichtes im gleichnamigen Kanton.

Heinsberg im 19. Jahrhundert, Ölgemälde von Oscar Begas

Nach der Neuordnung Europas im Rahmen des Wiener Kongresses kam die nunmehrige Bürgermeisterei Heinsberg 1816 zu Preußen und wurde Kreisstadt. Nach dem ersten Weltkrieg war ab 1918 bis 1926 zunächst (bis 1919) französisches, dann belgisches Militär in Heinsberg stationiert. 1932 wurden die damaligen Kreise Heinsberg und Geilenkirchen zusammengelegt. Heinsberg verlor seinen Kreissitz. Am 16. November 1944 wurde die Stadt durch einen alliierten Bombenangriff schwer zerstört.

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung erlangte Heinsberg 1972 erneut den Kreissitz.

Religion

Katholische Gemeinde

Fahnenschmuck zu Fronleichnam

Nach Ausgrabungsbefunden lässt sich auf eine erste vor- oder frühromanische Kirche schließen. Der Nachfolgebau war eine romanische Basilika, deren Errichtung mit der Gründung des Gangolfusstiftes in der Mitte des 12. Jahrhunderts zusammenfällt. Von dieser Kirche ist noch die Krypta erhalten. Die heutige spätgotische Kirche stammt aus der Zeit zu Anfang bis Mitte des 15. Jahrhunderts. Aus kirchlicher Sicht gehörte die Stadt bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen im Dekanat Susteren und dem Archidiakonat Kempenland zum Bistum Lüttich. Mit dem Konkordat zwischen Napoleon und dem Papst gliederte man Heinsberg dem neu errichteten Bistum Aachen an, die Pfarre St. Gangolf wurde Kantonalpfarre. In preußischer Zeit hob man das Bistum Aachen 1821 wieder auf. Fortan gehörte Heinsberg als Hauptort des gleichnamigen Landdekanates zum Erzbistum Köln, bis im Jahr 1930 das Bistum Aachen wiedererrichtet wurde. 1940 erhob der Bischof von Aachen die Pfarrkirche St. Gangolf zur Propsteikirche. Nach schweren Kriegsbeschädigungen begann der Wiederaufbau der Kirche 1951, der bis 1955 andauerte.

Heinsberger Klöster

  • St.-Gangolfus-Stift
Gegründet durch Oda von Walbeck, Witwe Goswins I. von Heinsberg, um 1128/29, aufgehoben 1803. Zunächst lebten die Kanoniker auf der Burg. 1255 wurde ihnen die Pfarrkirche St. Gangolf als Stiftskirche zugewiesen. Etwa zur selben Zeit übersiedelten die Stiftsherren auf die Obere Hochstraße zu Füßen der Burg zwischen Feldtor und der Schellenpforte (dem heutigen Torbogenhaus); dieses Areal bildete die Stiftsimmunität.
Gegründet von Goswin II. von Heinsberg vor 1140, 1803 durch die französische Verwaltung aufgehoben. Zunächst war es ein Doppelkloster für Männer und Frauen, der Männerkonvent wurde 1479 aufgehoben, das Frauenkloster entwickelte sich zum Adligen Damenstift. Das Kloster lag zunächst vor der Stadt, wurde 1543 zerstört und daraufhin 1553/54 innerhalb der Stadt an der Hochstraße/Ecke Klostergasse wiederaufgebaut.
  • Pönitentinnen-Kloster
Gegründet 1682, aufgehoben 1803. Die Klostergebäude standen an der Hochstraße/Ecke Josefstraße und wurden im II. Weltkrieg zerstört.
Gegründet 1625 im Zuge der Gegenreformation, aufgehoben 1803. Kloster und Klosterkirche lagen an der heutigen Patersgasse, zerstört im II. Weltkrieg.
1393 kaufte der Aachener Karmeliterorden ein Haus in Heinsberg, der Orden wird noch 1512 in der Stadt erwähnt.
  • Barmherzige Schwestern vom heiligen Karl Borromäus zu Trier
1861-1891 widmeten sich die Schwestern der Pflege und Betreuung der Insassen des am 21. November 1869 eingeweihten St.-Josef-Stiftes.
1891-1958 übernahmen Schwestern aus dem Provinzhaus Köln-Nippes die Pflege und Betreuung der Patienten im St.-Josef-Stift, aus dem später das Krankenhaus hervorging. Ab März 1929 nutzte der Orden das Gebäude als Kloster.
  • Schwestern von der göttlichen Vorsehung Mainz
1958-1969 nahmen sie die Leitung des Krankenhauses und die Patientenbetreuung wahr. Auch sie nutzten das ehemalige St.-Josef-Stift als Kloster. 1969 gab der Orden die Niederlassung wegen erheblicher Nachwuchsprobleme auf.

Evangelische Gemeinde

Schon ab 1528 kamen Prediger in der Stadt, die teilweise den Wiedertäufern angehörten oder ihnen nahe standen. Eine reformierte Gemeinde bildete sich 1553, die stark von den benachbarten calvinistischen Niederlanden beeinflusst wurde. Ende des 16.Jh. erhielt die Gemeinde durch Schenkung Land außerhalb der Stadt, auf dem der noch heute bestehende Friedhof eingerichtet wurde. Anfang des 17. Jahrhunderts war schätzungsweise jede zweite Familie Heinsbergs reformiert, vor allen auch besonders die wohlhabendsten und angesehensten. Dies war möglich, da die Jülicher Herzöge den neuen Glauben duldeten oder ihm selber zugeneigt waren. Nach Übertritt des Erben des Herzogtums Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zum Katholizismus im Jahr 1613 folgten schwere Zeiten. Öffentliche Gottesdienste wurden verboten, Predigthaus und Schule geschlossen und enteignet. Erst mit dem Religionsvergleich von 1672 normalisierte sich die Sitiation. Ihre einstmalige Größe erreichte die Gemeinde für lange Zeit nicht mehr. 1817 gehörten nur noch 12 Familie dem reformierten Glauben an. 1665 erwarb man in der Stadt ein geeignetes Gebäude, um darin wieder ein Predigthaus einzurichten. Diese evangelische Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und konnte erst 1951 als Christuskirche an anderer Stelle durch Pfarrer Artur Fuchs (1913- 2005) neu erbaut werden. 1963 errichtete die Gemeinde in Oberbruch die Erlöserkirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich die Gemeinde durch Zuzug Vertriebener und Flüchtlingen sowie ab Mitte der 1980er Jahre mit der Ansiedlung von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion. Hierdurch ist die Gemeinde mit ihren über 5000 Mitgliedern heute überwiegend lutherisch geprägt. Sie gehört innerhalb des Kirchenkreises Jülich zur Evangelische Kirche im Rheinland

Jüdische Gemeinde

1642 lebten vier jüdische Familien in der Stadt. 1771 wird erstmals eine Synagoge erwähnt. Der erste jüdische Friedhof wurde 1800 behördlich geschlossen, weil er bereits dreimal belegt worden war. Nach 1808 durchgeführten französischen Erhebungen lebten damals 213 Juden in Heinsberg. 1811 erbaute man die zweite Synagoge. Nach einem Gesetz von 1847 schlossen sich die Gemeinden Erkelenz, Gangelt, Geilenkirchen und Heinsberg zu einem Synagogenverband mit Sitz in Geilenkirchen zusammen. Zu der Zeit hatten auch Dremmen und Randerath ein jüdisches Gotteshaus. 1927 lebten in Heinsberg 65 Juden, in Dremmen 6, in Unterbruch 1 und in Waldenrath 33 (mit eigener Synagoge). Am Stichtag 1. Mai 1933 wohnten 47 Personen jüdischen Glaubens in der Stadt. Die Gemeinde wurde in der Zeit des Dritten Reiches ausgelöscht, ihre Mitglieder 1942 deportiert soweit sie nicht zuvor auswandern konnten, die Synagoge in der Pogromnacht geschändet und geplündert, das Gebäude während des schweren Luftangriffes am 16. November 1944 zerstört.

Neuapostolische Gemeinde

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich eine Neuapostolische Kirche.

Adventgemeinde

Im Juni 2001 wurde die Gemeinde als Tochtergemeinde von Wassenberg gegründet. Zurzeit hat sie 92 Mitglieder.


Politik

Rat der Stadt

Wappen

In rot ein (heraldisch) rechtsgewendeter, bekrönter, doppelt geschweifter silberner/weißer Löwe. Es ist dem Wappen der ehemaligen Herren von Heinsberg entlehnt. Die Farben der Stadt sind rot und weiß. Der Löwe findet sich unter anderem in den Wappen der Städte und Gemeinden Heinsberg, Übach-Palenberg, Waldfeucht und Wassenberg sowie des Kreises Heinsberg.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg- und Kirchberg mit St. Gangolf und Ritterturm

Museen

  • Kreismuseum
  • Privat geführtes Heimatmuseum in Randerath

Bauwerke

Sehenswert ist die spätgotische Stiftskirche St. Gangolf, „Selfkant-Dom“, die im Jahr 2004 einen neuen Turmhelm erhalten hat. Der alte Turmhelm war im Krieg am 16. November 1944 stark beschädigt worden und stürzte am 28. Dezember 1945 durch einen Wintersturm ein. Neben der romanischen Krypta des Vorgängerbaues sind von der Ausstattung unter anderem nennenswert: der im Gelbgussverfahren um 1500 hergestellte gotische Taufkessel, das nach Kriegszerstörungen restaurierte und verkleinert wiederaufgestellte Chorgestühl und das Hochgrab der Herren von Heinsberg aus dem Anfang des 15. Jh. – eine der hervorragendsten Arbeiten dieser Art im Rheinland.

Torbogenhaus

Im Bereich des Kirchberges haben sich Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit zwei Wehrtürmen und Stadtmauer erhalten. Dieser Bereich der Stadt wurde Anfang-Mitte des 16. Jahrhunderts stark befestigt. Die Pläne hierzu stammen möglicherweise von dem italienischen Festungsbaumeister Pasqualini, der damals in Diensten von Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg stand. Teilweise sind diese Anlagen und Kasematten erhalten und wurden 2005 zusammen mit dem angrenzenden Burgberg restauriert.

Ebenfalls sehenswert sind die Propstei, das sog. Lennartzsche Haus (erbaut im 15. Jahrhundert) und das Torbogenhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem heute das Kreismuseum Heinsberg untergebracht ist. Das Haus Lennartz besitzt einen schönen figurengeschmückten gotischen Fries. Propstei und Torbogenhaus wurden im 18. Jh. im barocken Stil des Aachener Baumeisters Johann Josef Couven umgestaltet. Alle drei Gebäude liegen an der oberen Hochstraße. Westlich der Stadt liegt das im Volksmund so genannte „Schlangenkapellchen“, ein kleiner schlichter Bau, wohl aus dem 17.Jh. stammend.

barocke Bürgerhausfassade und moderne Bankarchitektur in der Hochstraße

An der Hochstraße steht eines der wenigen erhaltenen Heinsberger Bürgerhäuser. Nach dem Stadtbrand von 1635 ließ es die Familie von dem Bruch 1636 neu erbauen und zeigt eine barocke Front aus dem 18. Jahrhundert. Daneben dominiert ein auffällig modernes Bankgebäude.

Im Stadtteil Kirchhoven befindet sich eine Turmwindmühle.

Kulinarische Spezialitäten

In Heinsberg wurde im Jahre 1876 von Eugen Verpoorten der Eierlikör erfunden. Das Haus an der Hochstraße, in dem der Eierlikör erfunden wurde, gehörte zum Komplex des ehemaligen Prämonstratenser-Stifts und wurde während eines Luftangriffes 1944 durch einen Volltreffer zerstört.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Schienenverkehr

ehem. Bahnhof Heinsberg – 1980 (Foto: W.Frenken)

Ein Bahnanschluss (nur Güterverkehr für den Industriepark Oberbruch) besteht von Heinsberg-Oberbruch nach Lindern mit dortigem Anschluss an die Hauptstrecke Aachen–Düsseldorf. Heinsberg ist somit eine der wenigen Kreisstädte Deutschlands ohne Bahnanschluss für den Personenverkehr und die einzige Kreisstadt in NRW , die man nicht fahrplanmäßig mit dem Zug erreichen kann.

Allerdings wird die Strecke in den nächsten Jahren durch den Auf- und Ausbau der „Euregiobahn“ mit den Stationen Heinsberg Bf, Heinsberg-Kreishaus, Oberbruch Bf, Dremmen Bf, Porselen, Horst und Randerath wieder in den öffentlichen Nahverkehr integriert.

siehe auch: Eisenbahn im Kreis Heinsberg

Busverkehr

Busbahnhof Heinsberg

Zu den einzelnen Ortsteilen und Nachbarstädten bestehen Busverbindungen.

  • In Heinsberg startet die Buslinie 493, welche auf unterschiedlichen Linienführungen zwischen der Stadt Heinsberg und dem Bahnhof Lindern eine Verbindung herstellt. Bedient werden dabei die Ortsteile Schafhausen, Eschweiler, Oberbruch, Hülhoven, Dremmen, Porselen, Horst und Randerath.
  • Eine Verbindung zum Geilenkirchener und Erkelenzer Bahnhof wird mit der Schnellbuslinie 1 (meist stündlich) gewährleistet.
  • Zudem existiert eine zweite Linie (410) zum Geilenkirchener Bahnhof.
  • Die Verbindung zum Selfkant wird mit den Linien 436, 474, 472 und 475 hergestellt.
  • Die Verbindung in den Wassenberger und Gerderather Raum wird mit den Linien 405 und 413 realisiert.
  • Die Linie 401 bietet Verbindung mit dem Ratheimer und Hückelhovener Raum.
  • Außerdem betreibt die private Gesellschaft Veolia Verkehr einen grenzüberschreitenden Schnellbusverkehr zwischen Roermond und Heinsberg.

Straßenverkehr

Heinsberg verfügt über eine Anbindung an die Autobahn A46 in der Nähe des Ortes Dremmen.

Die Bundesstraße 221 führt durch das Stadtgebiet.

Ansässige Unternehmen und Wirtschaftliche Lage

Einzelhandel in der Heinsberger Innenstadt

Heinsberg hat aufgrund seiner geografischen Lage, ausreichenden Gewerbegebieten, der Verkehrsanbindung und niedriger Gewerbesteuersätze gute wirtschaftliche Voraussetzungen.

  • Basis Bauen & Leben GmbH & Co KG
  • Beton Poetsch GmbH & Co KG
  • Elektro Schroeder GmbH
  • Enka GmbH & Co KG
  • Florack Bauunternehmung
  • Frauenrath Bauunternehmung
  • Hazet Werkzeuge
  • Heinsberger Turm GbR
  • Heizöl Florack GmbH & Co KG
  • Ingenieurgesellschaft Dr. Ing. Nacken mbH
  • Jaeger GmbH
  • REXHI Duroplast Faserverbundtechnik
  • H+L GmbH
  • Sera Aquaristik
  • Trotec GmbH & Co. KG
  • Gourmet Versand GbR
  • Licht und Schatten Sonnenschutz und Raumausstattung

Medien

  • Redaktion der Heinsberger Zeitung/Heinsberger Nachrichten
  • Die „HS-Woche“, eine kostenlose Wochenzeitung, Verlagssitz in Erkelenz
  • Das WDR-Fernsehen berichtet in der „Lokalzeit aus Aachen“ auch über Heinsberg
  • Der Erkelenzer Stadtteil Lövenich ist Sitz von „HS-TV Regionalfernsehen für den Kreis Heinsberg“
  • Der mittlerweile geschlossene Lokalsender „Welle West“ sendete bis zum 15. Mai 2007 für den Kreis Heinsberg. Es ist das erste Lokalradio in NRW, welches nicht mehr existiert.

Öffentliche Einrichtungen

Heinsberger Kreishaus
  • Kreisverwaltung Heinsberg
  • Kreispolizeibehörde
  • Amtsgericht
  • Gesundheitsamt
  • Zollamt
  • Justizvollzugsanstalt Heinsberg für jugendliche Gefangene, wird ab 2006 ausgebaut.
  • Stadtbücherei

Gesundheitswesen

Das Städtische Krankenhaus Heinsberg ist ein Krankenhaus der Grundversorgung. Das Krankenhaus verfügt über die Fachabteilungen Chirurgie (Schwerpunkte: Unfallchirurgie, Visceralchirurgie und Gefäßchirurgie), Innere Medizin (Schwerpunkte: Kardiologie, Pneumologie, Gastroenterologie und Diabetologie), Gynäkologie, HNO und Anästhesie sowie ein augenärztliches OP-Zentrum, ein Diabetes-Zentrum und das Brustzentrum Heinsberg.

Geschichte

Am 21. November 1861 wird das St. Josef-Stift als neues Armenhaus eröffnet. Es wird ab 1891 vornehmlich mit kranken Menschen belegt. 1925 nimmt ein erster Chirurg seine Arbeit in dem 50-Betten-Krankenhaus auf, und am 19. März 1929 wird ein Neubau eröffnet.

Ab 1934 wurden auch im Krankenhaus Heinsberg Zwangssterilisationen durchgeführt. Spätere Untersuchungen (vgl. Harry Seipolt, Aachen 1995) haben ergeben, dass routinemäßig zwischen 1934 und 1944 mindestens 239 „rassisch minderwertige“ Menschen und eine unbekannte Zahl von Menschen aus dem regionalen Umkreis der Stadt Heinsberg zwangssterilisiert worden waren. Am heutigen Städtischen Krankenhaus gibt es keine Erinnerung an die Opfer der NS-Zwangssterilisisation.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Krankenhaus in den 1940er und 1950er Jahren wiederaufgebaut und erheblich erweitert. Seit 1981 wird das Städtische Krankenhaus nach dem Rückzug der Ordensschwestern als GmbH mit der Stadt Heinsberg als einzige Gesellschafterin geführt. In den 1990er Jahren folgen weitere Erweiterungsbauten.

Bildung

  • Grundschulen in Heinsberg, Unterbruch/Schafhausen, Grebben, Oberbruch, Dremmen, Randerath/Porselen, Straeten, Kempen, Kirchhoven, Karken
  • Hauptschulen in Heinsberg und Oberbruch
  • Realschulen in Heinsberg und Oberbruch
  • Kreisgymnasium in Heinsberg (KGH)
  • Don-Bosco-Schule für Lernbehinderte
  • Rurtal-Schule für Geistigbehinderte
  • Anton-Heinen-Volkshochschule
  • Jugendmusikschule

Institutionen

  • Lebenshilfe für Behinderte e.V. mit seinen Einrichtungen: Kinderzentrum Triangel, Werkstatt für behinderte Menschen, Wohnstätten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Philipp I. von Heinsberg, * um 1130; † 13. August 1191 bei Neapel, Reichskanzler und Erzbischof von Köln, begraben in der Maternuskapelle des Kölner Doms
  • Johann von Heinsberg, als Johann VIII. Bischof von Lüttich 1419–22. November 1455 (abgesetzt), † 19. Oktober 1459 Diest, begraben im Hochgrab der Herren von Heinsberg in St. Gangolf/Heinsberg
  • Johann Franz Oeben (* 9. Oktober 1721 in Heinsberg – 21. Januar 1763 in Paris) ab 1754 Ebenist du Roy Paris, Louis XV.
  • Anne Marie Höhenrath geb. Wählen, * 4. Oktober 1791 im Stadtteil Kranzes (Oberbruch). † 28. Januar 1862. Ehefrau von Markus Höhenrath, Begleiter von Alexander von Humboldt in Südamerika und Autor von 'Eine Reise an das andere Ende der Welt'
  • Carl Joseph Begas, * 30. September 1794 in Heinsberg, † 24. November 1854 in Berlin, deutscher Maler
  • Hubert Jakob Talbot, * 4. Dezember 1794 im heutigen Stadtteil Randerath als Sohn des Notars Franz Theodor Talbot, siedelte sich in Aachen an, betrieb dort eine Marmorschleiferei, aus der 1838 die Waggonfabrik Talbot hervorging.
  • Hein Minkenberg, Kunstprofessor, Bildhauer, * 12. März 1889 und aufgewachsen in Heinsberg, wohnhaft und † 12. November 1968 in Neuss, begraben in Heinsberg
  • Heinz Dohmen, * 23. August 1934 in Heinsberg, Architekt und Kunstprofessor, er war 1976-1999 Diözesan- und Dombaumeister des Ruhrbistums Essen.
  • Heinz-Josef Fabry (*14. Dezember 1944) ist deutscher Professor für das Alte Testament und die Geschichte Israels.
  • Werner Kirsch (* 1. Februar 1956 in Heinsberg) ist Professor für Mathematik an der Fern-Universität Hagen. Sein Hauptarbeitsgebiet ist Mathematische Physik, Funktionalanalysis und die Beziehung von Mathematik und Politik.
  • Gisela Nacken (* 8. Juli 1957), Politikerin.


Weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen

Literatur

  • Artikel „Heinsberg, Rheinland“. In: Ulrike PUVOGEL/Martin STANKOWSKI: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung, Band I: 2. Auflage. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1995, S. 558. ISBN 3-89331-208-0
  • Richard Jochims, Rita Müllejans-Dickmann: Kreisstadt Heinsberg. Rheinische Kunststätten Heft 459, hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2000. ISBN 3-88094-875-5
  • Helmut Hawinkels: Heinsberg. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-206-3
  • Helmut Hawinkels: "Heinsberger Geschichts-Plätzchen", Verlag Gollenstede Heinsberg

Siehe auch

Weblinks


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