Kombinationskraftwagen

Kombinationskraftwagen
Verkauft sich mehrheitlich als Variant (Kombi): VW Passat

Ein Kombinationskraftwagen, oder kurz Kombi, ist eine Karosseriebauform für PKW mit besonders großem Ladevolumen. Die Bezeichnung leitet sich von der Kombination von Pkw und Lkw ab, da das Fahrzeug sowohl Lasten transportieren als auch Personen befördern kann.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Merkmale

Der Begriff umfasst den Kleinbus, verschiedene Arten von Hochdachkombis, Sports Utility Vehicles und Vans. Umgangssprachlich sind meist PKW mit nahezu senkrechter Heckklappe und Ladefläche im Innenraum gemeint. Sie unterscheiden sich von der entsprechenden Limousine durch ein längeres Dach und zusätzliche D-Säulen. Dieser Artikel bezieht sich auf die umgangssprachliche Bedeutung.

Kombis wurden bis in die 1980er Jahre vorwiegend von Handwerkern und Kleingewerbetreibenden genutzt. Bauartbedingt hatten sie eine stärkere Verwindung und daher weniger Fahrkomfort als die entsprechende Limousine. Dieses Image ist inzwischen überholt. Auch in der oberen Mittelklasse gibt es durchweg Kombivarianten, die sich als Familienfahrzeuge und Dienstwagen etabliert haben. Viele Fahrzeugmodelle werden sogar mehrheitlich als Kombi verkauft, beim VW Passat liegt der Kombianteil beispielsweise bei 70 % und die Marken Volvo und Subaru verkaufen in Europa seit Ende der 80er Jahre kontinuierlich mehr Kombis als Limousinen. Mittlerweile werden auch Modelle der Oberklasse als Kombimodelle angeboten, zum Beispiel der Audi A6 Avant oder Mercedes-Modelle der E-Klasse.

Saab 95, einer der ersten europäischen Kombis

Die Kombis waren die ersten Fahrzeuge mit umklappbaren Rücksitzen (heute in der Regel teilbar), mit denen sich eine durchgehende Ladefläche von der Heckklappe bis zu den Vordersitzen schaffen ließ. Später wurde diese Bauform auch für Schrägheck- und Stufenheck-Limousinen übernommen. Ein durchschnittliches Maß für die Laderaumlänge liegt bei Europäischen Kombis ca. bei 180 cm, der Citroën CX Break, sowie viele US-amerikanische Modelle, wie z.B. der Chevrolet Celebrity weisen Laderaumlängen von über 200 cm auf. Moderne Kombis der höheren Preissegmente besitzen optional eine ein- und ausfahrbare Bodenplatte zur einfacheren Beladung. Die Trennung von Laderaum und Sitzen kann in allen Klassen durch variable Netze oder Gitter erfolgen.

Kombis sind zumeist teurer als vergleichbare Limousinen. Grund ist der Mehraufwand in der Produktion durch die große Heckklappe, zwei weitere Seitenscheiben, die klappbare Rückbank und häufig eine Dachreling, sowie technische Ergänzungen gegenüber der Limousine, wie eine verstärkte Hinterachse oder eine Niveauregulierung. Bauartbedingt muss die Karosserie an manchen Stellen zusätzlich versteift werden. In einer Marketing-Initiative von Ford wurden jedoch auch teilweise Kombis zum gleichen Preis wie die Limousine vermarktet. Der Wiederverkaufswert eines Kombis liegt in aller Regel höher als der des Limousinenmodells, weit höher als die Neupreis-Differenz.

Der Wandel in der Käuferstruktur ist auch auf technische Verbesserungen und andere strategische Ausrichtung zurückzuführen. Wurden Kombis anfangs oft als Dreitürer verkauft, so sind seit 1990 mit dem Auslaufen des Ford Escort '86 und des Opel Kadett E fast nur noch fünftürige Modelle auf dem Markt. Einzige Ausnahme dazu bietet seit 2007 der Mini Clubman. Hersteller wie BMW, Audi und Mercedes-Benz begannen in dieser Zeit, Kombis als schicke Lifestyle-Fahrzeuge zu vermarkten. Der Laderaum ist heutzutage verkleidet, mit Teppich ausgelegt und mit einer Laderaum-Abdeckung versehen.

Anders in den USA. Dort gilt der Kombi (station wagon) als bieder und spießig und ist daher schwer verkäuflich. Daher haben die amerikanischen Hersteller die Kombi-Modelle seit Mitte der 90er Jahre durch Großraumfahrzeuge (SUVs oder Minivans) ersetzt. Den ersten Versuch, den „station wagon“ wieder in den USA zu etablieren, unternahm Chrysler Ende 2004 mit dem Dodge Magnum (mit einem 5,7-Liter-V8-Motor) - jedoch mit mäßigem Erfolg, schon 2008 wurde die Modellreihe wieder eingestellt. Typisch für die USA waren auch Kombis mit seitlicher Holzbeplankung, Woodies genannt.

Sonderformen

Pontiac Woodie

Kombi-Coupé

Eine besondere Version des Kombiwagens ist das Kombi-Coupé (in England Shooting Brake genannt). Es ähnelt in seiner Seitenlinie einem Coupé mit einem langgezogenen Dach und Steilheck-Abschluss. Diese Fahrzeuggattung war in England Ende der sechziger Jahre populär; es gab zum Beispiel den Reliant Scimitar und den in Kleinserie gebauten Aston Martin DB5 mit Kombiheck. Eines der ersten Fahrzeuge dieser Art war der Chevrolet Nomad. Für schicke, sportliche Autos war damals die Bezeichnung Kombi fast eine Beleidigung, deshalb bezeichnete man zum Beispiel auch den Volvo 1800 ES als Shooting Brake (oder mit seinem Spitznamen "Schneewittchensarg"). Auch das Z3 Coupé (1996 - 2002) und der Mini Clubman sind Kombi-Coupés.

Woodie

Ein Woodie ist ein insbesondere in den frühen 1950er Jahren beliebter Karosserietyp, bei dem die seitliche Verkleidung aus Holz bestand. Dabei handelte es sich in der Regel um Kombis. 1937 erschien der Packard 120 als Woodie; Chrysler baute Chrysler Town & Country. 1949 baute Packard den 'Eight Station Sedan', einen "Woodie"-Kombi, der sich kaum verkaufte.

Woodies erlangten später als Gebrauchtwagen große Popularität, nachdem diese Bauweise großen Anklang in der US-amerikanischen Surf-Kultur fand.

Hochdachkombis

Eine weitere Form des Kombiwagens sind preisgünstige Hochdachkombis, deren populäre Vorläufer Kastenente und Renault R4 waren.

Sonderumbauten

Ein Kombiumbau auf Basis des Ponton-Mercedes aus dem Jahr 1961

Bevor die großen Automobilhersteller praktisch in jeder Fahrzeugklasse ein Kombimodell anboten, bauten Karosseriebauunternehmen, wie Miesen oder Binz Limousinen zu Kombis um, oder modifizierten Kombimodell nach Kundenwunsch. So setzte in den frühen 1980er Jahren der Pressevertrieb der FAZ mehrere Heuliez-CX-Dreiachser für die nächtliche Express-Auslieferung der Zeitung ins europäische Ausland ein. Diese umgebauten Citroen CX-Kombis verfügten hinten eine Doppelachse. Der Hersteller Artz baute ferner einige Audi 200 in Audi 200 Kombi um und ein bekanntes Einzelstück (1975 gebaut) ist der Ferrari 365 Kombi. Weitere sieben Exemplare des Ferrari 456 wurden für einen Sultan zum Kombi umgebaut.

Die heute angebotenen Modelle für Leichenwagen sind ebenfalls oftmals umgebaute Kombis.

Andere Bezeichnungen für Kombi

Viele Automobilhersteller haben eigene Verkaufsbezeichnungen für den Begriff Kombi. Vermutlich soll damit die Assoziation des Nutzfahrzeugs vermieden werden und neben den Handwerkern auch andere Zielgruppen angesprochen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Begriff „Kombi“ markenrechtlich nicht geschützt werden kann und daher andere Namen herhalten müssen.

Literatur

  • Byron Olsen, Dan Lyons, Station Wagons, Motorbooks International 2000, ISBN 0-7603-0632-X

Weblinks

 Commons: Station wagons – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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