Mercedes-Benz W 105/W 128/W 180

Mercedes-Benz W 105/W 128/W 180
Mercedes-Benz
Mercedes-Benz 219 (ret) am 15.06.2007.jpg
W 105/W 128/W 180
Hersteller: Daimler-Benz
Verkaufsbezeichnung: 219, 220, 220 S, 220 SE
Produktionszeitraum: 1954–1960
Klasse: Oberklasse
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: 2,2 Liter
R6-Ottomotor
59–88 kW
Länge: 4680–4750 mm
Breite: 1740 mm
Höhe: 1560 mm
Radstand: 2700–2820 mm
Leergewicht: 1290–1470 kg
Vorgängermodell: Mercedes-Benz W 187
Nachfolgemodell: Mercedes-Benz W 111

Die sogenannten „Großen Ponton-Mercedes“ 220a, 219, 220 S und 220 SE stellten mit ihren Sechszylinder-Motoren in den Jahren 1954 bis 1960 die Modelle der gehobenen Mittelklasse des Unternehmens dar. Sie bildeten in Hubraum und Abmessungen die Nachfolger des „Mercedes 220“ (W 187). Die „Großen“ Ponton-Mercedes wurden parallel zur Mittelklasse („Kleiner Ponton“) W 120/W 121 mit Vierzylindermotor) gebaut.

Die internen Bezeichnungen waren W 180 I (220a), W 105 (219), W 180 II (220 S) und W 128 (220 SE).

Zusammen mit den Vierzylindern im Jahr vorher führte Daimler-Benz ab März 1954 auch bei den 220er Sechszylindern das Prinzip der selbsttragenden Karosserie ein, eine Abkehr von der Rahmenbauweise der Vorkriegszeit. Der bis 1962 gebaute Mercedes 300 war der letzte Mercedes mit separatem Fahrgestell.

Inhaltsverzeichnis

Mercedes-Benz 220a Limousine (W 180 I)

Während die Vierzylindermodelle der Ponton-Generation bereits seit 1953 am Markt waren, mussten die Sechszylinder-Interessenten bis Anfang 1954 mit dem Vorgängermodell 220 (W 187) vorliebnehmen, der mit freistehenden Kotflügeln noch die Optik der Vorkriegsmodelle hatte. Auf dem Genfer Autosalon im März 1954 debütierte schließlich das Modell 220 a, das im Rahmen des Baukastensystems die Rahmenbodenanlage der Vierzylinder aufwies, allerdings mit einem für den längeren Motor um 10 cm längeren Vorderwagen und einem um 7 cm verlängerten Fondraum. Der Kofferraum entsprach dem W 120/W 121 mit Vierzylindermotor.

Der Motor mit der Kennung M 180 II war der aus dem Vorgängertyp nur unwesentlich weiterentwickelte Reihensechszylinder mit 2,2 Liter Hubraum, vierfach gelagerter Kurbelwelle und Vergaser. Er leistet 59 kW (80 PS) und beschleunigt die 1280 kg schwere Limousine von 0 auf 100 km/h in 16 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 148 km/h. Die Bordelektrik wurde auf 12 Volt umgestellt und wie bei den 1953 eingeführten Vierzylinder-Pontonmodellen war die Hinterachse eine Eingelenk-Pendelachse.

Von Juni 1954 bis April 1956 stellte Daimler-Benz 25.937 Fahrzeuge her.

Mercedes-Benz 219 Limousine (W 105)

Der Mercedes-Benz 219 wurde zusammen mit dem 220 S (W 180 II) von 1956 bis 1959 angeboten. Er war ein Zwitter aus dem Baukastensystem des Unternehmens und als „Sparmodell“ zwischen dem 1050 DM günstigeren Vierzylindertyp 190 und dem 2000 DM teureren 220 S positioniert – eine Rolle, die Mercedes-Benz später noch einmal (1965 bis 1968) dem Modell „230“ (W110) zuwies.

Der 219 hat den Motor und Vorderwagen des 220a und ist ab der A-Säule identisch mit dem kleineren Vierzylinder-Modell 190 (W 120). Wegen des kürzeren Fonds war der 219 nicht so gefragt wie der 220 S, der in fast doppelter Stückzahl abgesetzt wurde. Sammler schenken dem W 105 heute dank der geringen Stückzahlen höhere Aufmerksamkeit. Im Dezember 2005 waren in Deutschland beim Kraftfahrtbundesamt 89 Fahrzeuge registriert, unberücksichtigt sind dabei Wagen mit 07er-Kennzeichen und Exemplare in Sammlungen.

Der Motor M 180 II aus dem 220a wurde 1957 durch eine höhere Verdichtung auf 66 kW (90 PS) gebracht; er beschleunigt die 1290 kg schwere Limousine von 0 auf 100 km/h in 16 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 148 km/h.

Eine bemerkenswerte Neuerung war der hydraulische Kupplungsautomat „Hydrak“, der ab August 1957 gegen 450 DM Aufpreis erhältlich war. Das System war von Fichtel & Sachs mit Daimler-Benz gemeinsam entwickelt worden und besteht aus einer hydraulischen Anfahrkupplung in Kombination mit einer mechanischen Trockenkupplung für die Schaltvorgänge. Die vom Unterdruck des Motors betätigte Trockenkupplung wird elektrisch durch Berühren des Schalthebels aktiviert. „Hydrak“ wurde in den Vierzylindermodellen nicht angeboten.

Von 1956 bis 1959 wurden 27.845 Wagen gebaut; davon 16.000 für den Export. Der Preis des 219 lag während der gesamten Bauzeit bei 10.500 DM.

Mercedes-Benz 220 S Limousine (W 180 II)

Das Modell 220 S war als Nachfolger des 220 a der „Standard“-Sechszylinder der Pontonreihe. Er wurde als Limousine von 1956 bis 1959 gebaut. Zur Unterscheidung bezeichnete man später die neuen Ponton-Versionen in Verkaufsannoncen inoffiziell mit angehängten Kleinbuchstaben als „220 Sa“ und den Nachfolger der „Heckflossen“-Ära entsprechend als „220 Sb“.

Der mit Zweivergaseranlage leistungsgesteigerte Motor M 180 III hatte in der ersten Version 74 kW (100 PS), später 78 kW (106 PS) und beschleunigt die 1325 kg schwere Limousine von 0 auf 100 km/h in 16 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Der Preis von 12.500 DM war mit dem des Vorgängers 220 a identisch.

Von März 1956 bis August 1959 wurden 55.279 Fahrzeuge hergestellt. Im Juli 1994 waren in Deutschland beim KBA noch 493 Fahrzeuge registriert, unberücksichtigt waren dabei Wagen in Sammlungen.

Mercedes-Benz 220 SE Limousine (W 128)

Die Technik der aufwändigen Benzindirekteinspritzung hatte Daimler-Benz bereits in den 1930er Jahren im Flugmotorenbau (DB 601) und später in Rennfahrzeugen eingesetzt - ab 1954 auch im exklusiven „Flügeltürer“-Sportwagen 300 SL.

Mit der einfacher aufgebauten, bereits ab Anfang 1956 im Spitzenmodell Mercedes 300 Sc („Adenauer-Mercedes“) verwendeten mechanischen Saugrohreinspritzung kam im September 1958 der 220 SE auf den Markt. Die von einem kopiergefrästen Raumnocken (spöttisch „Kartoffel“) gesteuerte Zweistempel-Einspritzpumpe von Bosch spritzt über zwei Dreifach-Verteiler den Kraftstoff intermittierend in die Ansaugrohre vor die Einlassventile.

Limousine, Coupé und Cabriolet vom Typ 220 SE entsprechen bis auf den Motor den vergaserbestückten Schwestermodellen vom Typ 220 S. Der Einspritzmotor M 127 hatte eine auf 85 kW (115 PS) gesteigerte Nennleistung. Die verbesserten Fahrleistungen und der etwas günstigere Kraftstoffverbrauch des Einspritzers mussten allerdings mit einem Mehrpreis von 1900 Mark erkauft werden. Für weitere 450 Mark war auch der Kupplungsautomat „Hydrak“ lieferbar.

Von Oktober 1958 bis August 1959 wurden nur 1974 Exemplare hergestellt. Im Juli 1994 waren in Deutschland beim KBA noch 102 Fahrzeuge registriert, unberücksichtigt waren dabei Wagen in Sammlungen.

Mercedes-Benz 220 S/SE Coupé und Cabriolet (W 180 II/W 128)

Das 220 S Cabriolet wurde ab Juli 1956 angeboten. Das 220 S Coupé kam drei Monate später im Oktober 1956 auf den Markt. Es entsprach bis auf das feste Dach der offenen Version. Für beide Fahrzeuge, die auf der 220 S Limousine (W 180 II) basierten, wurden derselbe Preis von 21.500 DM berechnet.

Insbesondere die Fertigung des Ponton-Cabriolets darf als gelungene Entwicklungsarbeit gelten, war doch mit diesem Typ erstmals bei Daimler-Benz eine selbsttragende Karosserie ohne Dachstreben in Verwendung, die zur Vermeidung von Karosserie-Verwindungen eine extrem steife und damit schwerere Bodengruppe erfordert. Das Cabriolet war daher trotz kürzeren Radstands und den zwei Türen 100 kg schwerer als die Viertürer-Limousinen.

Der Motor mit 74 kW (100 PS) wurde unverändert übernommen. Mit diesem Aggregat waren die Wagen ansprechend motorisiert. Das Innere ist mit Edelholz-Armaturenbrett und Fenstereinfassungen, Lederpolsterung, Heizung und Lüftung mit Standgebläse sowie übersichtlich angeordneten Rundarmaturen ausgestattet.

Im August 1957 wurden von fast allen Typen des Personenwagen-Programms verbesserte Varianten präsentiert. Auch das 220 S Coupé und Cabriolet hatte man einer Modellpflege unterzogen, aus der beide Typen mit dezenten Modifikationen und einer auf 78 kW (106 PS) erhöhten Motorleistung hervorgingen. Äußerlich sichtbar war lediglich die Änderung der vorderen Stoßstange mit der Kennzeichenblende sowie die modifizierte Beleuchtung des hinteren Kennzeichens, die – wie bei den Limousinen – in die Stoßstangenhörner verlegt worden war.

Ab September 1958 wurden Coupé und Cabriolet wie auch die Limousine als 220 SE mit Benzineinspritzung angeboten.

Im August 1959 wurden drei völlig neu konstruierte Sechszylindermodelle mit Heckflossenkarosserie präsentiert, das Baumuster W 111. Die Produktion der Ponton-Limousinen vom Typ 219, 220 S und 220 SE lief im gleichen Monat aus. Weitergebaut wurden Coupé und Cabriolet, allerdings nur noch als Einspritzer 220 SE; die letzten vergaserbestückten Varianten verließen das Werk im Oktober 1959. Ab August 1959 kam in beiden Modellen der für die neuen Modelle 220 SEb modifizierte Einspritzmotor zum Einsatz, der dank gerader Ansaugrohre und einer steileren Nockenwelle nun eine Leistung von 88 kW (120 PS) entwickelte.

Im November 1960 endete schließlich auch die Produktion der 220 SE-Coupés und -Cabriolets. Als Nachfolger wurden im Februar 1961 ein neues Coupé und im August 1961 ein neues Cabriolet vorgestellt. Mit insgesamt nur 2081 gebauten Fahrzeugen, davon 830 mit Einspritzmotor, gehören die Ponton-Coupés zu den seltenen Modellen der Mercedes-Benz-Nachkriegsproduktion.

Literatur

  • Oldtimer MARKT, Heft 1/95,VF Verlagsgesellschaft Mainz

Weblinks

 Commons: Mercedes-Benz W 105 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Mercedes-Benz W 128 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Mercedes-Benz W 180 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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