Stötteritz

Stötteritz
Wappen von Leipzig

Stötteritz
Ortsteil von Leipzig

Koordinaten 51° 19′ 9″ N, 12° 25′ 8″ O51.31922212.41875Koordinaten: 51° 19′ 9″ N, 12° 25′ 8″ O.
Fläche 3,62 km²
Einwohner 14.278 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 3944 Einwohner/km²
Eingemeindung 1910
Postleitzahl 04299
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Südost
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 2 number.svg
Eisenbahn RE 8 Leipzig–Zwickau
RE 16 Leipzig Hbf–Hof
RB 130 Leipzig–Zwickau
MRB 2 Leipzig–Borna
MRB 70 Leipzig–Geithain
Straßenbahn 2, 4, 15
Bus 74, 79, N8
Quelle: Ortsteilkatalog 2008 der Stadt Leipzig

Stötteritz war von 1839 bis zu seiner Eingemeindung im Jahr 1910 eine selbständige Gemeinde südöstlich von Leipzig. Heute ist Stötteritz ein Ortsteil im Leipziger Stadtbezirk Südost (amtliche Ortsteilnummer: 31). Der Name ist aus altsorb. stodor „seichter Acker auf Felsengrund“, auch „Felsen, Bergrücken, Hauten“ und „Ort auf steinigem Grund“ abgeleitet. Stötteritz ist der höchstgelegene Ortsteil Leipzigs.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ortsteil Stötteritz umfasst den größten Teil der Gemarkung Stötteritz (mit dem alten Ortskern von Stötteritz) sowie kleine Teile der Gemarkungen Reudnitz, Thonberg und Probstheida. Er wird umgrenzt von der Oststraße und den Südgrenzen des Ostfriedhofes und der Sternsiedlung Ost im Norden, von den Gemarkungsgrenzen zwischen der Gemarkung Stötteritz und den Gemarkungen Mölkau, Zweinaundorf und Holzhausen im Osten, von der Gemarkungsgrenze zwischen der Gemarkung Stötteritz und der Gemarkung Probstheida, der Kolmstraße, den Südgrenzen der Grundstücke der Großsteinberger Straße, der Augustinerstraße, der Naunhofer Straße, den Nordgrenzen der Kleingartenanlage Marienhöhe und des Freundschaftsparkes im Süden und von der Prager Straße sowie der Verbindungsbahn Leipzig Hbf–Leipzig-Connewitz im Westen.

Geschichte

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Erstbesiedlung

  • um 1000 v. Chr. (Spätbronzezeit) existiert vermutlich im Bereich der heutigen Oststraße eine Siedlungsstelle.

Mittelalter

  • nach 700: Während der altsorbischen Landnahme entstehen Stötteritz und, nördlich davon (vermutlich im Bereich der heutigen Papiermühl- und Oststraße), Melschen mit wohl je 2 bis 5 Bauernstellen als Rundlinge. Von diesen gibt es keine Überlieferung mehr, wohl aber Urnenfunde am ehemaligen Mühlweg. Die älteste Dorfanlage von Stötteritz ist auf etwas erhöhtem Gelände, um den Bereich der Kirche anzunehmen. Der Fund einer porphyrenen Schleuderkugel in einer Schlammschicht auf dem Gelände des heutigen Wäldchens könnte auf eine Wasserburg hindeuten.
  • 1. Hälfte des 10. Jh.: König Heinrich I. erobert die Region.
  • nach 1136: Seit der Belehnung Konrads von Wettin mit der Mark Osterland beginnen der Markgraf und sein Sohn Otto mit dem intensiven Landesausbau. Zwar hat es keine bedeutende Zusiedlung deutscher Bauern nach Stötteritz gegeben, mit der deutschen Kolonisation ist das Dorf aber vermutlich deutschen Rittern dienstpflichtig. Es entsteht eine deutsche Wallanlage (Wasserburg, Herrenhof) am Nordrand des alten Ortskerns im östlichen Gutsbereich. Die einst rechteckige Burginsel ist mit der nordöstlichen Gebäudeecke des Gutsgevierts überbaut. Vom Rechteckgraben sind ein Teil der nördlichen und die östliche Erstreckung wasserführend erhalten.
  • 1213: Das benachbarte, vermutlich von flämischen Siedlern gegründete Baalsdorf erstmal erwähnt. Vermutlich wird das altsorbische Stötteritz von Baalsdorf aus christianisiert und kommt das Kirchenpatronat Stötteritz zusammen mit Baalsdorf an das neu gestiftete Thomaskloster zu Leipzig.
  • 1325: „Sthodericz“ wird erwähnt, als das Thomaskloster Hufenbesitz in Stötteritz und Baalsdorf erwirbt.
  • 1335 wird erstmals „Mylschene“ erwähnt.
  • 1350 heißt Stötteritz „Ztedericz“ bzw. „Stadericz“.
  • 1397: Markgraf Friedrich IV., der Streitbare belehnt Johans Albern, Bürger zu Leipzig, mit 4 Hufen zu „Sthodericz“ (eventuell ist damit das Gebiet des Herrenhofs gemeint).
  • 1487 geht ein Teich „bey Stöderitz“ nach dem Ableben von Balthar Schultz an dessen Söhne über.
  • 1490 ist Melschen noch als Dorf bezeichnet.
  • seit Anfang des 16. Jh.: In Stötteritz bilden sich ein, später zwei Rittergüter, das obere und das untere, heraus. Es gibt keine Bauernstellen, weil die altsorbischen Bauern wahrscheinlich „gelegt“ worden sind, worauf die Gutssiedlung mit Häuslerzeilen sowie die blockförmigen Gutsschläge und Parzellen hindeuten. Die Güter wechseln häufig ihre zumeist bürgerlichen Besitzer. Da die Entwicklung Stötteritz' durch die Güter bestimmt wird, entstehen zwei relativ selbständige Ortsteile.

16. Jahrhundert

  • 1500 schätzt Erich Fachs sein Gut, „das untere Vorwergk zu Stodericz“ auf 4.000 Gulden.
  • 1515 gibt es Streitigkeiten beim Verkauf des „Vorwergs Stöderiz“.
  • 1517, 13. März verkauft Helena Krahin das (obere, sich wohl zuerst herausbildende) Gut an Ludovico Langschneider, „Vorsteher des heiligen Altars St. Annae in der Thomaskirche“. Dabei ist die „Melscher Marck“ (neben Stötteritz) genannt. Melsch ist also wüst. Seine Flur geht in die von Stötteritz ein.
  • 1540 geht das Gut wieder in bürgerlichen Besitz über. Sigmund Breutigam und Ehefrau werden mit dem Gut „Stöderitz“ belehnt. Die Kirche des Dorfes ist eine Filialkirche der von Baalsdorf.
  • 1543 kauft der Rat zu Leipzig die Klostergüter Baalsdorf und Melschen (von Letzterem gibt es nur noch die Mark), d.h. Stötteritz (?).
  • 1547: Im Schmalkaldischen Krieg bezieht Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen sein Hauptquartier bei Stötteritz im Haus Hans Schwartzens. Bei seinem Abzug verschont er den Ort. Stötteritz gehört zum Amt Leipzig.
  • 1551 gehört Stötteritz grundherrschaftlich zum Rittergut Stötteritz. Die Melscher Mark wird als „Stoderitzermargk“ bezeichnet.
  • 1559 verkauft Ernst Fachs 2 1/4 Hufen Land an Mölkauer Besitzer, 20 Acker davon sind Melscher Besitztum, ein Teil kommt zu Crottendorf und Reudnitz.
  • 1574 fordert man die Anstellung eines Küsters, der auch Lehrer, Kantor und Organist sein soll.
  • bis 1580 wohnt das Gesinde auf den Gutshöfen. Seitdem werden für diese eigene Häuser gebaut.
  • 1581 wird die Mühle am heutigen Kärrnerweg privilegiert.
  • 1587 ist der Leipziger Ratsherr Peter Heintze Besitzer des offenbar einzigen Rittergutes.
  • Ende des 16. Jh.: Erstmals ist ein Kohlgärtner nachweisbar.

17. Jahrhundert

  • 1612 wohnen 11 Gärtner (Hauseigentümer mit Land und landwirtschaftlicher Tätigkeit im Nebengewerbe) mit ihren Familien in Stötteritz. Pfarr- und Rittergutsfamilien und an das Gut gebundene Leibeigene hinzugezählt hat das Dorf etwa 100 Einwohner.
  • 1622 verkauft Dr. Friedrich Scipio das Gut an den Handelsmann Jacob von Ryssel
  • 1629 ist das Vorwerk Stötteritz genannt.
  • 1633: Im Dreißigjährigen Krieg beschießen kaiserliche Truppen von Thonberg und Stötteritz aus Leipzig.
  • 1637 ist Stötteritz durch Plünderung, Brand und Pest fast ausgestorben.
  • 1642 rückt der schwedische General Torstenson zur Belagerung Leipzigs an und nimmt das Stötteritzer Gut als Quartier.
  • 1650 sterben 103 Einwohner an der Pest.
  • 1666 wird an der Kirche ein Halseisen zur Bloßstellung von Übeltätern angebracht.

18. Jahrhundert

Marienkirche (2008)
  • 18. Jh.: Der Name Melscher Mark verschwindet, weil sie von Stötteritz aus überbaut wird.
  • um 1700 wird von der heutigen Ferdinand-Jost-Straße bis zur heutigen Papiermühlstraße eine „lange Reihe“ (Gasse) von Häusern für das untere Gut errichtet.
  • 1706: Im Großen Nordischen Krieg fallen schwedische Reiter in Stötteritz ein. Engelbert von der Burg, Gutsherr unteren Teils, Assessor am Leipziger Konsistorium, lässt 7 niedergebrannte Häuser wieder aufbauen.
  • 1714 trifft ein Brand das obere Gut.
  • 1734 baut der Krämermeister Quandt am Weg nach Connewitz (heute Napoleonstein) eine Tabaksmühle.
  • 1746–1753 ist Hofrat Adam Friedrich von Glafey Besitzer des Gutes oberen Teils und Gerichtsherr beider Teile des Ortes.
  • 1753–1811 besitzt der Domherr, Appellationsrat und Ordinarius Dr. Heinrich Gottfried Bauer das Gut oberen Teils.
Nordseite des Herrenhauses des Ritterguts unteren Teils in Stötteritz (2004)
  • 1764 gehört das Dorf zum Amt Leipzig, grundherrschaftlich zum Rittergut Stötteritz. Es zählt 91 Gärtner und 46 Häusler, mit der sonstigen Bevölkerung um 700 Einwohner sowie 2 1/2 Hufen je 12 Acker und 18 (Ritterguts-)Hufen ja 20 Acker.
  • 1765–1860: Für viele Bewohner wird der Tabakanbau u.a. am Schwarzacker zum Haupterwerbszweig. In der Blüte des Tabakanbaus wird der Ertrag (scherzhaft „Stänkeriko“ genannt) mit 10.000 Zentnern angegeben. Die Häuser von Stötteritz sind im Herbst mit gelben trocknenden Tabakblättern behängt. Andere Stötteritzer arbeiten als Tagelöhner in Leipzig. Der Einfluss der Güter nimmt ab.
  • 1780–1790 wird auf dem Gut unteren Teils das barocke Herrenhaus gebaut.
  • 1785 hält sich Friedrich Schiller in Stötteritz auf.
  • 1790 erwirbt Christian Felix Weiße, Kreissteuereinnehmer und als Dichter von „Komischen Opern“ Beherrscher der Bühne in Leipzig, das untere Gut. Weiße gestaltet es völlig um; er veranlasst die Anlage eines Parks nach englischem Vorbild (später „Das Wäldchen“). Das Antlitz des Gutshofes wandelt sich von einem Wirtschaftshof zu einem freundlichen Sommerhaus mit Garten und Park. Auf dem Gut entfaltet sich ein reges kulturelles Leben, das besonders durch die literarischen Ambitionen Weißes, der selbst viele Kinderbücher schreibt, geprägt ist. Das Gut ist ein Treffpunkt zahlreicher Dichter (Christian Garve, Christoph Martin Wieland, Moritz August von Thümmel, Jean Paul).

19. Jahrhundert

  • 1801-1809 befindet sich bis zu einem Brand nahe der Kreuzung Ferdinand-Jost-/Eichstädtstraße eine von Johann Christoph Ludwig nach holländischer Art erbaute Papiermühle, die u.a. braunes Backpapier herstellt. Das im Mühlteiche gestaute Wasser dient zum Einweichen der Hadern.
Stötteritz auf einem Plan von 1808
  • um 1801 weist der „Neue Plan von der Stadt Leipzig nebst der umliegenden Gegend“ Stötteritz als Mehrfachstraßendorf (heutige Oberdorf-, Zuckelhäuser-, Sommerfelder Straße, Lange Reihe) mit Kirche, Gütern, Teichen, 2 Windmühlen und Papiermühle aus. Oberdorf- und Sommerfelder Straße weise nach West einen Anbau aus.
  • 1813, 17. Oktober: Während der Völkerschlacht soll Napoléon Bonaparte, von seinem Reudnitzer Quartier kommend, im Herrenhaus unteren Teils eingetroffen und von da aus zur Quandtschen Tabaksmühle geritten sein. Am Abend wird das Hauptquartier Napoleons nach Stötteritz verlegt.
  • 1813, 18. Oktober: Die Stötteritzer Flur liegt im unmittelbaren Kampfgebiet. An der ältesten der fünf Stötteritzer Windmühlen (bei der heutigen Gärtnerei am Kärrnerweg) hat Marschall MacDonald seinen Befehlsstand. Er wird mit seinen Truppen durch russische Kavallerie ins Dorf zurückgedrängt. Die napoleonischen Truppen plündern den Gutshof. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Kämpfe abgebrochen. Nachts ziehen sich die erschöpften napoleonischen Soldaten nach Leipzig zurück.
  • 1813, 19. Oktober: Husarenpatrouillien der Hauptarmee der Verbündeten reiten nach Stötteritz und Probstheida, um die napoleonischen Stellungen zu erkunden. Sie kehren bald mit der Meldung zurück, dass beide Dörfer vom Feind verlassen seien. Nach anderen Angaben werden die französischen Truppen aus dem Dorf vertrieben. Alle Futtervorräte und Lebensmittel sind geplündert, die Bevölkerung ist größtenteils vertrieben. Von 145 Häusern sind 15 sowie die Quandtsche Tabaksmühle abgebrannt, 40 beschädigt. Die Marienkirche ist als Lazarett eingerichtet. Die Orgelpfeifen sind gestohlen. An die tausend Gefallene liegen im Ort. Sie werden in der Folge von den zurückkehrenden Dörflern seitlich am Ostausgang des Dorfes am Eichenwäldchen längs der heutigen Pommernstraße bestattet.
  • 1817 verkaufen Heinrich Bauers Erben das Gut oberen Teils an Friedrich Herrmann.
  • 1818 wird das Gut oberen Teils an Ferdinand Semmel, Stadthauptmann von Gera, verkauft.
  • 1819 erfolgt der Verkauf des Gutes oberen Teils an Oeconomieinspektor Friedrich Richter.
  • 1823 wird das Gut oberen Teils an den Jenenser Professor Dr. Eichstädt verkauft.
  • 1824 heißt es, Stötteritz sei „ein Dorf, welches in die Ober- und Untergemeinde zerfällt, ...das größte im ... [Leipziger] Kreise, indem es an 1.200 Bewohner enthält ... [Es] gehört zu beinahe gleichen Hälften zu den beiden hiessigen ... Rittergütern ..., liegt 1/2 bis 3/4 Stunde östlich von Leipzig auf einer fast von allen Seiten allmählich ansteigenden Fläche. Die Kirche steht fast mitten im Dorfe. Zu erwähnen sind ... außer mehreren hübschen Landhäusern für Leipziger Familien (zum Theil mit angenehmen Gärten) der Gasthof und mehrere Schenken, so wie die am nördlichen Ende stehende Windmühle. Eine der Schenken am südlichen Ende des Dorfes war früher eine Papiermühle ... Die beiden Rittergüter sind nur von mittlerer Stärke und haben angenehme Gärten und kleine, gefällige Herrenhäuser. Für den Tabaksanbau ist Stötteritz ... der wichtigste Ort im Königreich.“
Stötteritz auf einem Plan von 1832
  • nach 1830 wird die Tragkorbgemeinde, eine Tabakarbeitersiedlung, gebaut.
  • 1832: Durch das sächsische Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Feudalverhältnisse auf dem Lande zu überwinden. Das untere Gut geht von Prof. Christian Ernst Weiße an dessen Sohn, Prof. Christian Hermann Weiße, über.
  • 1834: Stötteritz hat rund 2.200 Einwohner und 192 Häuser, die sich entlang der späteren Haupt- (heute Holzhäuser), der Leipziger (Stötteritzer, Papiermühl-), der Kirch- (Oberdorf-), der Mittelstraße (Lange Reihe) und der Kreuzstraße (Zuckelhäuser-/Kolmstraße) befinden.
  • 1839, 1. Mai: Mit Einführung der sächsischen Landgemeindeordnung wird Stötteritz eine selbständige Landgemeinde und erhält das Recht zur Selbstverwaltung.
  • 1844: Da man sich nicht einigen kann, werden in Stötteritz oberen und unteren Teils je eine neue Schule gebaut.
  • 1850 wohnen in Stötteritz ca. 2.500 Menschen. Der Ort entwickelt sich zu einem der bevölkerungsreichsten Vororte Leipzigs.
  • 1856 wird die Stötteritzer Kleinkinderbewahranstalt eröffnet. Der Ort hat 204 bewohnte Gebäude mit 716 Familienhaushaltungen und 2.950 Einwohnern.
  • 1856: DIe Patrimonialgerichte werden aufgehoben. Stötteritz gehört verwaltungsmäßig zum Gerichtsamt Leipzig I.
  • vor 1860: Eine Karte verzeichnet die Situation wie um 1801. Oberdorf und Unterdorf wachsen baulich zusammen. Die Anbauen an Obedorf- und Sommerfelder Straße im Westen sind verlängert worden. Eine Mühle ist ausgewiesen.
Stötteritz auf einem Plan von 1860
  • 1864 oder 1868: Stötteritz hat 3.976 Einwohner. Das Gut unteren Teils geht in den Besitz des Leipziger Rates über; Pächter bewirtschaften es.
  • zwischen 1865 und 1907 wird an der Flurgrenze zu Stötteritz das Probstheidaer Wasserwerk errichtet.
  • 1866 wird die Brauerei Gebr. Ulrich in Stötteritz gegründet.
  • 1866: Im Deutschen Krieg schleppen preußische Soldaten die Cholera nach Stötteritz ein. Von den knapp 4.000 Einwohnern erkranken 663, davon sterben 240.
  • 1869–1888 pachtet Mothes das Rittergut unteren Teils von der Stadt.
  • noch 1870 wird in Stötteritz Erntefest gefeiert. Der Umzug führt vom Gutshof unteren Teils durch die Lange Reihe, die Schmiedegasse (Sommerfelder) und die Oberdorfer Straße zurück zum Gut. Mit der rasch fortschreitenden Verstädterung von Stötteritz und der Ansiedlung kleinerer und größerer Gewerbebetriebe verringert sich abermals die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion und Güter für den Ort.
  • 1870–1910 dient der neugebaute Oberhof (Oberdorfstraße 22) als Dorfgasthof „Deutsches Haus“ (auch „Schulzes Kuchengarten“)
  • 1872 wird der Stötteritzer Friedhof neu angelegt.
  • 1875 zählt Stötteritz 4.699 Einwohner. Es gehört zur Amtshauptmannschaft Leipzig.
  • 1875–1880 wird der Gutshof unteren Teils ausgebaut. Man beginnt, ein Stück des westlichen Teils des angrenzenden Teiches trockenzulegen, da der Bau neuer Pferdeställe geplant ist. Bei der Herrichtung des Baugrundes werden die Reste der alten Wasserburg entdeckt.
  • um 1880 eröffnet Rudolf Herrmann eine Eisengießerei.
  • bis 1883: Dort, wo die heutige Prager Straße die Eisenbahn überquert, steht eine Windmühle.
  • 1884 erhält der Dorfgasthof „Deutsches Haus“ einen Saalanbau.
  • 1885 hat Stötteritz 4.985 Einwohner in 1.131 Haushalten.
  • nach 1885 wird ein großer Teil der Felder des oberen Gutes an die Leipziger Immobiliengesellschaft verkauft. Auch Teile des unteren Gutes werden verkauft.
  • seit 1887 hat Stötteritz eine Pfarrkirche mit eigenem Pfarrer. In der Folge wird das Pfarrhaus auf dem alten Friedhof gebaut. Das Gut oberen Teils (letzter Besitzer: Baumeyer) wird an die Leipziger Immobiliengesellschaft (Direktor: Justizrat Dr. Ludolf Colditz) und an die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt, Leipzig, verkauft.
  • seit dem Ende der 1880er Jahre sorgt der Gemeinderat für eine Verbesserung des Straßenwesens, führt die Ortsbeschleusung durch, versorgt den Ort von Leipzig her mit Gas und Wasser, richtet eine Straßenbeleuchtung ein, bemüht sich um die Einrichtung einer Postanstalt, einer Güterlade- und Personenhaltestelle der Staatseisenbahn und die Errichtung einer Apotheke im Ort. Die Leipziger Immobilien-Gesellschaft schließt Teile ihres Areals mit neu errichteten Straßen dem politischen Gemeindebezirk Stötteritz an. Auf dem so gewonnenen, sehr regelmäßig und geradlinig trassierten Bauland zwischen Schule und Verbindungsbahn bzw. Leipziger (heute Papiermühl-) und Haupt- (heute Holzhäuser-Straße) entstehen neue Wohnhäuser. Der Ortsteil Marienhöhe entsteht. Auch im alten Ortsteil setzt eine rege Bautätigkeit ein, der ältere Gebäude weichen müssen.
  • um 1890: Die heutige Weiße-, Rudolf-Herrmann- und die Schönbachstraße werden angelegt.
Stötteritz auf einem Plan von 1890
  • 1890 zählt das Dorf 5.924 Einwohner und hat 13 Straßen. Die Volksbücherei wird gegründet. Die Kleinkinderbewahranstalt befindet sich in der Sommerfelder Straße 29.
  • 1891: Der Stötteritzer Bahnhof wird eingerichtet. Durch den Auf- und Ausbau der Bahnstrecke wird Stötteritz industrieller Vorort. Es entsteht in der Folge in dem Teil von Stötteritz, der unterhalb der heutigen Holzhäuser Straße liegt, die jetzt noch erkennbare Zusammensetzung von Geschäften, kleineren und größeren Betrieben und Wohnhäusern.
  • 1894 hat Stötteritz 6.600 Einwohner. Eine Gemeindesparkasse wird eröffnet.
  • 1894, 27. Mai: Im Brauereigarten zu Stötteritz veranstaltet der Arbeiterverein ein Sängerfest. Es werden 10.000 Besucher gezählt.
  • um 1895: Die heutige Ferdinand-Jost-Straße wird bis zur Ecke Lange Reihe angelegt. Außerdem entstehen Teile der heutigen Wasserturm-, Eichstädt-, Arnold-, Ludolf-Colditz- und der Naunhofer Straße. An der Papiermühlstraße setzt im westlichen Abschnitt eine rege Bautätigkeit ein.
  • 1895 heißt es über Stötteritz, es „...hat Post, Telegraph, Sparkasse; Eisengießerei, Brauerei, Ziegelei, Cigarrenfabrikation, Gärtnereien und in der Nähe die Leipziger Irrenheil- und Pflegeanstalt.“ Die von Wilhelm Schimmel 1885 gegründete Flügel- und Pianofabrik zieht nach Stötteritz.
  • 1897 erfolgt der Abbruch der alten Schule an der heutigen Rudolf-Herrmann-Straße.
Stötteritz auf einem Plan von 1897
  • 1898 wird Stötteritz an das elektrische Straßenbahnnetz angeschlossen.
  • 1899: Die einfache Volksschule wird in eine mittlere Volksschule umgewandelt.

20. Jahrhundert

  • 1900 wird das Stötteritzer Rathaus, Holzhäuser Straße 65, eingeweiht. Der Ort zählt 9.067 Einwohner, hat 294 ha Flur.
  • 1902 gibt es im Ort 2.420 Wohnungen, von denen 178 leerstehen.
  • 1903 wird eine höhere Bürgerschule gegründet. Auf der Marienhöhe wird ein Schulgebäude mit Turnhalle sowie öffentlichem und Schulbad errichtet. Es entstehen für den Großteil der Felder des oberen Gutes, der Eigentum der Leipziger Immobiliengesellschaft ist, Bebauungspläne.
  • 1903, 1. Oktober: Einweihung der Gletschersteinpyramide auf dem Ludolf-Colditz-Platz (heute: Gustav-Schwabe-Platz), auf dem Grund der früheren Simonschen Windmühle, vgl. unten.
  • nach der Jahrhundertwende kauft die Gemeinde das umfangreiche Gelände des Schwarzackers und weiteres bebaubares Areal an der Leipziger Straße, um der Industrie zu günstigen Bedingungen Bauland zur Verfügung stellen zu können. Außerdem entsteht an der „Marienhöhe“, zunächst an der Naunhofer Straße, ein völlig neues Wohngebiet aus hochwertigen Wohnhäusern und Villen. Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse werden Straßenneuanlagen, -verbreiterungen und -durchbrüche ausgeführt, wozu die Gemeinde viele Grundstücke, so die alte Schmiede und die Tragkorbgemeinde, aufkaufen muss. Die Bahnüberführung an der Leipziger Straße wird nach einer entsprechenden Verbreiterung der Fahrstraße und der Fußwege durch eine Brücke ersetzt. Das Stationsgebäude wird errichtet.
  • 1904: Das „Ortsgesetz für die Bebauung des Landes der Leipziger Immobiliengesellschaft und der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt“ legt Bebauungszonen zwischen Wasserwerk, Ludolf-Colditz-, Pösnaer, Kolm-, Naunhofer Straße, Weber-Platz und Prager Straße fest. Auf dem Friedhof wird eine Kapelle errichtet. In der Arnoldstraße 19 wird die Spar- und Darlehnsbank für Stötteritz und Umgegend E.G.m.b.H. gegründet.
Stötteritz auf einem Plan von 1905
  • um 1905 sind zwischen heutiger Sommerfelder, Holzhäuser, Papiermühl-, Lochmann- und Baumeyerstraße alle Straßen angelegt (Ausnahme: Glafeystraße) und zu ca. zwei Dritteln bebaut. Außerdem werden der heutige Ambrosius-Barth-Platz (mit Schulneubau), der Gustav-Schwabe- und der Gregory-Platz als Schmuckplätze angelegt. Im Gebiet der Ludolf-Colditz- und der Naunhofer Straße entstehen die ersten Villen. An der Schwarzacker- und Melscher Straße werden erste Häuser gebaut.
  • 1905 zählt Stötteritz 13.221 Einwohner und hat 37 Straßen.
  • 1906 erhält die Kirche den Namen „Marienkirche“.
  • 1907 hat Stötteritz 42 Straßen. Es beginnt eine 3. Bauphase. Dazu gehört die Neubebauung des Gutes oberen Teils.
  • um 1907 wird die heutige Baalsdorfer Straße angelegt.
  • 1908 werden die Tragkorbgemeinde, ein Elendsviertel mit vielen engen Häusern zwischen Langer Reihe, Oberdorfstraße und der damaligen Seitengasse, das Rittergut oberen Teils (Lange Reihe 11) mit Herrenhaus und alter Schmiede abgebrochen. Die Kirche erhält neue Glocken. Auf dem Friedhof wird ein Verwalterhaus gebaut.
  • 1909: Das Stötteritzer Ortsbaugesetz wird erlassen. Sommerfelder, Baumeyer- und Lochmannstraße werden endgültig angelegt.
  • um 1910 erfolgt die bauliche Verdichtung der Quartiere zwischen Holzhäuser und Papiermühlstraße. Die Bebauung der heutigen Gletschersteinstraße, Kommandant-Prendel-Allee und der Wasserturmstraße beginnt.
  • 1910, 1. Januar: Stötteritz, größte Landgemeinde und 17.größter Ort Sachsens wird ohne Rittergut oberen/unteren Teils nach Leipzig eingemeindet.
  • 1910 schlägt Stötteritz angesichts des Baus des Leipziger Hauptbahnhofs die Verlegung eines Industriegleises von Stötteritz nach Probstheida vor, um Industrieansiedlungen im östlichen Leipziger Raum zu fördern. Der Vorschlag wird abgelehnt.
  • 1912, 1. Juli erfolgt die Vereinigung des selbständigen Gutsbezirks Vorwerk Meusdorf mit dem selbständiger Gutsbezirk Stötteritz.
  • 1913 eröffnet die Leipziger Allgemeine Kraftomnibus AG die Linie 2 (Schleußig-Stötteritz).
Stötteritz auf einem Plan von 1913
  • 1914 verkehren die Linien 6 und 7 der Leipziger Elektrischen Straßenbahn nach Stötteritz.
  • 1919: Regierungsbaumeister Hans Blüthgen beschreibt Stötteritz wie folgt: "Große Fabriken sind entstanden, ein Bahnhof ist gebaut worden, und die zwei- bis dreigeschossigen Mietshäuser sind wie Pilze aus der Erde gewachsen. Das niedliche barocke Dorfkirchlein steht jetzt auf dem Platze von modernen Wohnhäusern umringt. Nur noch einen Gefährten hat es da am Kirchplatze, das ehrwürdige Herrenhaus (unteren Teils) des großen Stadtgutes, das trotz der größten Einfachheit Respekt einflößt."
  • um 1922 entstehen die Kleingartenanlagen zwischen der heutigen Kolm- und Holzhäuser Straße.
  • um 1924 erfolgt der Bau der Kolmsiedlung und der Siedlung Kisch-Weg.
  • 1925, 1. April: Das Gut Stötteritz unteren Teils wird in die Stadt einverleibt. Deren Fläche erweitert sich dadurch um 122,7 ha.
  • 1925, 10. Mai: Das Südost-Bad an der verlängerten Oststraße wird eröffnet. Das Gelände von 60.000 m² umfasst ein Schwimm-, Luft- und Sonnenbad, einen großen Turn- und Fußballplatz, ein Stadion und ein Vereinshaus. Das Schwimmbecken ist mit einer Länge von 50 m und einer Breite von 22 m das damals größte in Sachsen.
  • um 1927 wird die Kleingartenanlage an der Seifertshainer Straße (heute Pommernstraße)eingeweiht.
  • 1928 entsteht aus dem Dorfgasthof "Deutsches Haus" das Palast-Filmtheater.
  • 1928/31 erfolgt die Bebauung der Schönbachstraße südlich der Holzhäuser Straße.
  • um 1930 ist eine rege Bautätigkeit im Gebiet Gletscherstein-, Thiemstraße und Kommandant-Prendel-Allee zu verzeichnen. Es erfolgen Lückenschließungen im oberen Bereich der Eichstädtstraße. Die Bebauung der Holzhäuser Straße, westliche der Schönbachstraße, beginnt.
  • 1932/33 wird die Kleinsiedlung Stötteritz gebaut.
  • um 1936 beginnt die Erschließung und Bebauung am Sonnenwinkel.
  • 1943, 20. Oktober: Die Marienkirche wird - als erste Kirche Sachsens - bei einem Bombenangriff beschädigt. Der Friedhof wird verwüstet und das Verwalterhaus zerstört. Auch in der Holzhäuser Straße sind mehrere Gebäude von den Bomben getroffen.
Stötteritz auf einem Plan von 1944
  • 1945, August: Der Rat der Stadt beschließt die Einteilung der Stadt in 8 Verwaltungsbezirke und 40 Distrikte. Der Distrikt Stötteritz (9) gehört zum Verwaltungsbezirk Südost (4).
  • seit 1945, 1. Dezember verkehrt die Buslinie H zwischen Stötteritz und Holzhausen (wurde Mitte der 1990er Jahre in Linie 74 umbenannt)
  • seit 1946, Trinitatis wird die Kirche wieder benutzt.
  • 1948 gelangt das Palast-Filmtheater in den Besitz der städtischen Filmtheater.
  • 1950–1991 vermietet die Stadt die Gebäude des Gutshofes unteren Teils an Industriebetriebe, zuletzt an den VEB Geräte- und Reglerwerk Teltow, der es als Lagerstätte nutzt. Das Herrenhaus wird unter Denkmalschutz gestellt, Maßnahmen zu dessen Erhaltung unterbleiben jedoch, so dass es wie die anderen Gebäude des Gutshofes verfällt.
  • 1950, Juni: Die Stadtverordneten beschließen die Auflösung der 8 Verwaltungsbezirke, an deren Stelle ein Hauptverwaltungsamt und 33 Verwaltungsbezirke mit Distrikten treten. Stötteritz gehört zum Verwaltungsbezirk 41.
  • 1952, 16. August: Die Stadtverordnetenversammlung beschließt eine neue Verwaltungsstruktur für die Stadt. Leipzig wird in 14 Stadtbezirke mit eigenen Räten gegliedert. Zum Stadtbezirk IV gehören Stötteritz, Südfriedhof, Probstheida und Meusdorf.
  • 1957, Juli: Die Struktur der Verwaltung wird erneut verändert. Es entstehen sieben nach Ziffern oder Dominanten benannte Stadtbezirke. Reudnitz, Anger, Crottendorf, Stötteritz, Südfriedhof, Probstheida und Meusdorf bilden nunmehr den Stadtbezirk Südost.
  • 1959–1961 entsteht der Wohnkomplex Stötteritz mit 540 Wohnungen.
  • 1959–1963 werden in Stötteritz südlich der Holzhäuser Straße 790 Wohneinheiten in 23 Blöcken gebaut.
  • 1969 erfolgt die Übergabe der Volksschwimmhalle in der Kommandant-Prendel-Allee. Die Marienkirche wird rekonstruiert.
  • 1969, 15. Juli: Der Bahnhof Leipzig-Stötteritz wird Haltepunkt der S-Bahn.
  • um 1973 wird die Franz-Mehring-Schule an der Kommandant-Prendel-Allee nebst Turnhalle errichtet.
  • 1973, März: In der Gletschersteinstraße wird die Neubauschule III (später 30. Polytechnische Oberschule) eröffnet.
  • um 1975 werden die Industriegebäude an der Straßenbahnendhaltestelle gegenüber der Siedlung Sonnenwinkel errichtet.
  • 1975, 25. Februar: Die Wasserburg am Nordrand des alten Ortskerns im östlichen Bereich des Gutes, wird unter Bodendenkmalschutz gestellt.
  • 1975, Mai: Der ehemalige Gutsteich wird zu einem Fischteich umgestaltet.
  • 1980, 20. August: Die Freiluftgalerie Stötteritz wird eröffnet und von dem Bildhauer Günter Huniat betrieben.
  • um 1985 entstehen die Industriebauten an der Holzhäuser Straße 120–126.
  • seit Herbst 1989 bemühen sich u.a. die AG Bauökologie und Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen um Wiederbelebung und Sanierung des Gutshofes.
  • 1990 übernimmt der Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen e.V. die Scheune in der Oberdorfstraße 15, um sie zu einer Begegnungsstätte auszubauen. Die gemeinnützigen Werkstätten Flechtwerk und Fahrradwerkstatt nehmen dort ihre Tätigkeit auf.
  • Anfang 1991 entsteht der Arbeitskreis Südost, dem Mitarbeiter und Mitglieder von Vereinen sowie Vertreter kommunaler Behörden und der Wirtschaft angehören.
  • 1991, 22. Juni: Das 1. Alt-Stötteritzer Sommerfest bringt auch den Auftakt der Begegnungsstätte "Die Scheune" in der Oberdorfstraße 15.
  • 1991, 17. Juli: Die Stadtverordneten beschließen einen Erbpachtvertrag über Gutshof und Gärtnerei mit dem Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen e.V.
  • 1991, 5.-7. September: In der "Scheune" findet ein Workshop des Stadtplanungsamtes zum Sanierungsgebiet Stötteritz statt.
  • 1992, 1. März: Die Parkgärtnerei Stötteritz des Vereins zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen nimmt ihre Tätigkeit auf.
  • 1992, 18. März: Die Stadtverordnetenversammlung bestätigt die neue Gebietsgliederung der Stadt. Stötteritz gehört als Ortsteil 31 zum Stadtbezirk Südost, hat 13.918 Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 3.661 Einwohnern/km². Es existieren 7.602 Wohnungen und 1.308 Wohngebäude.
  • 1992, 1. Juli wird der Bürgerverein Stötteritz gegründet.
  • 1992, 14. Dezember: Es beginnt der Umbau des Herrenhauses des Gutshofes zum Wohnheim für 24 Behinderte.
  • 1992/1993: Aus dem Arbeitskreis Südost heraus enTsteht der "Netzwerk - Arbeitsgemeinschaft zur Förderung einer gemeinwesenorienten Sozialstruktur Leipzig Südost e. V."
  • 1993–1996 läuft das "Modellprojekt einer ökologisch orientierten Stadt-Umland-Entwicklung Leipziger Ostraum". Es handelt sich um ein Förderprojekt im Life-Programm der Europäischen Union mit dem Projektträger ABM-Stützpunkt Stadt Leipzig. Das Teilprojekt 4 ist die "Ökologische Modellsiedlung Oberdorfstraße".
Die Marienkirche und das Herrenhaus des Ritterguts unteren Teils (F.Heise, 1855)

Die Marienkirche

Im Zentrum der alten Ortslage wurde unweit des Gutes unteren Teils nach dem Abbruch einer alten baufälligen Messkapelle an gleicher Stelle in den Jahren 1702/03 eine einschiffige Saalkirche errichtet, die seit 1906 den Namen Marienkirche trägt. Sie ist die einzige Barockkirche im Stadtgebiet von Leipzig. Die Marienkirche wurde wiederholt restauriert, zuletzt in den Jahren 1986 und 1995. Ein besonderes Kleinod im Innenraum stellt das um 1480 entstandene Altarbild in Form eines Triptychons dar, das von neueren Veröffentlichungen dem fränkischen Maler Wilhelm Pleydenwurff zugeschrieben wird.

Siehe auch Hauptartikel Marienkirche (Leipzig).

Die Stötteritzer Gletschersteinpyramide

Seitenansicht der Gletschersteinpyramide (2005)
Inschrift der Gletschersteinpyramide (2005)

Am 1. Oktober 1903 wurde die auf dem heutigen Gustav-Schwabe-Platz, etwa 200 Meter vom Völkerschlachtdenkmal entfernt stehende Gletschersteinpyramide auf dem Grund der früheren Simonschen Windmühle eingeweiht. Sie ist 6 Meter hoch, hat eine Grundfläche von 5,4 mal 5,4 Metern und besteht aus 700 Gletschersteinen. Ab 1998 erforschte ein multidisziplinäres Team das Objekt. Im Jahre 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung. Die an der Westseite der Pyramide angebrachte Tafel aus Gusseisen trägt folgende Inschrift:

„In der um Jahrtausende zurückliegenden Eiszeit
haben die gewaltigen Gletscher Skandinaviens
ihre südlichen Ausläufer bis in diese Gegend erstreckt
und zahlreiche Steine aus Schweden mit sich geführt
und hier abgelagert.
Aus solchen Steinen ist im Jahre 1903
von der ALLGEMEINEN DEUTSCHEN CREDITANSTALT und
DER LEIPZIGER IMMOBILIEN GESELLSCHAFT
IN LEIPZIG
in deren Felder sie zerstreut eingebettet lagen
dies Denkmal hier am Fundort errichtet worden.
Das Denkmal steht im Schutze edler Menschen.“

Diese geologische Sinnzuschreibung der Inschrift wird als in der norddeutschen Denkmallandschaft einzigartig beschrieben, da andere aus Findlingen zusammengesetzte Denkmäler dieser Epoche im Regelfall als Medien für personenbezogene, religiöse oder völkisch-ideologische Botschaften dienten.

Die Idee zur Errichtung der Pyramide stammt von dem Theologen Caspar René Gregory, der ab 1875 an der Universität Leipzig lehrte. Dieser fand in der Umgebung seines Wohnhauses Gletschersteine und gab die Anregung, diese zu einer Pyramide zusammenzusetzen. Die für die Pyramide verwendeten Steine stammen aus Baugrundstücken der Leipziger Immobiliengesellschaft (LIG) und einer nahe gelegenen Sandgrube in Stötteritz. Stifter der Pyramide waren die einst von Gustav Harkort gegründete Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt (ADCA) sowie deren Tochtergesellschaft, die Leipziger Immobiliengesellschaft, deren Präsident Ludolf Colditz war.

Auch durch neuere Forschungen konnte nicht geklärt werden, welches Motiv letztlich für den Bau der Pyramide ausschlaggebend war. So wird etwa vermutet, dass es sich um eine Illustration der sogenannten Theorie der Inlandvereisung des Leipziger Geologen Carl Friedrich Naumann handeln könnte, womit die Pyramide ein früher Vorläufer der heute weit verbreiteten Findlingsgärten wäre. Andererseits wird auf die Mitgliedschaft von Ludolf Colditz in der Johannisloge „Balduin zur Linde“ und die Pyramidenform hingewiesen, was für einen Bezug zur Freimaurerei sprechen könnte.

Berühmte Einwohner

Sport

Stötteritzer Impressionen

Literatur

  • Frieder Wünsche: Marienkirche Stötteritz. Die Ausstattung und ihre Funktion im Gottesdienst. Pietsch - Edition Akanthus, Spröda 2003, ISBN 3-00-011972-8.
  • Bernd Rüdiger, Thomas Nabert: Stötteritz. Eine historische und städtebauliche Studie. Pro Leipzig e.V., Leipzig 1996.
  • Stötteritz. Lebensraum Stadtgemeinde. Stadtteilporträt und erweiterte Dokumentation der Bürger- und Fachtagung. Netzwerk Südost, Leipzig 1995.
  • Cornelius Gurlitt: Stötteritz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 119.

Weblinks

 Commons: Stötteritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Stötteritz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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