Weißensee in Thüringen

Weißensee in Thüringen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Weißensee
Weißensee (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Weißensee hervorgehoben
51.20055555555611.065277777778143Koordinaten: 51° 12′ N, 11° 4′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Sömmerda
Höhe: 143 m ü. NN
Fläche: 46,55 km²
Einwohner: 3601 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 77 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99631
Vorwahl: 036374
Kfz-Kennzeichen: SÖM
Gemeindeschlüssel: 16 0 68 058
Adresse der Stadtverwaltung: Marktplatz 26
99631 Weißensee
Webpräsenz:
Bürgermeister: Peter Albach (CDU)
Lage der Stadt Weißensee im Landkreis Sömmerda
Karte

Weißensee ist eine Stadt im Landkreis Sömmerda im deutschen Bundesland Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Weißensee liegt im nördlichen Thüringer Becken, 35 km von Erfurt entfernt, und ist von fruchtbarem Ackerland umgeben.

Nachbargemeinden

Folgende Gemeinden grenzen an Weißensee (von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn aufgeführt): Herrnschwende, Günstedt, Riethgen, Griefstedt, Sömmerda, Wundersleben, Straußfurt, Gangloffsömmern und Greußen.

Stadtgliederung

Zur Stadt Weißensee gehören die eingemeindeten Dörfer Ottenhausen, Scherndorf und Waltersdorf.

Geschichte

Weißensee um 1650
Weißensee - Rathaus
Runneburg zu Weißensee von Westen
Steinschleuder auf der Runneburg
Runneburg zu Weißensee - Palas, Wohnturm und Marstall von Süden
Ehemaliges preußisches Landratsamt Weißensee auf der Runneburg

Der nahe gelegene See wurde ebenso wirtschaftlich bedeutend für die Stadt wie die fruchtbaren Böden der Umgebung. Die Errichtung einer landgräflichen Burg am Westrand der heutigen Stadt kann als Keimzelle der städtischen Entwicklung betrachtet werden. Es gibt keine archäologischen Funde oder historischen Quellen, die eine vorangehende Besiedlung an diesem Ort belegen. Die heutige Runneburg war die Hauptburg und die heutige Altstadt Weißensees kann als Vorburg bezeichnet werden. Letztere erhielt erst nach dem Aussterben der Landgrafen von Thüringen eigene städtische Rechte, während die Hauptburg in landesherrlichem Besitz blieb. Ab 1168 ließ die Ländgräfin Jutta Claricia v. Thüringen, eine Halbschwester von Kaiser Friedrich Barbarossa, die Runneburg in Weißensee zu einer Residenz der Landgrafen von Thüringen ausbauen. Erstmalig wurde der Ort und die Burg als „Wyssense“ 1174 in einer Urkunde von Landgraf Ludwig III., dem Frommen v. Thüringen erwähnt. In den Blickpunkt deutscher Geschichte geriet Weißensee 1180, als Heinrich der Löwe in der Schlacht bei Weißensee den thüringischen Landgrafen Ludwig III. und seine Ritter besiegte. Nach dem hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg fielen die thüringischen Landesteile und somit auch Weißensee an Markgraf Heinrich III. v. Meißen. Die Wettiner Markgrafen weilten häufig und regelmäßig auf der Burg und in der Stadt. 1382 kam Weißensee wieder in den Besitz der Thüringer. Im Mai 1440 starb der letzte Landgraf von Thüringen, Friedrich IV., der Friedfertige auf der Runneburg zu Weißensee, die danach in den Besitz der Herzöge von Sachsen kam. Während des Bauernkrieges wurde 1525 den aufständischen Bauern der Einlass in die Stadt und die Burg verweigert. Von 1656 bis 1746 gehörten Weißensee und die Runneburg zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels. Nach dem Wiener Kongress kamen Stadt und Burg 1815 an das Königreich Preußen. Die Stadt wurde Verwaltungssitz für den preußischen Landkreis Weißensee.

1434 wurde in der damaligen Landgrafenstadt eine Statuta thaberna (Wirtshausgesetz) genannten Verordnung verfasst. Deren zwölfter Artikel legte unter anderem fest, dass zum Brauen lediglich Hopfen, Malz und Wasser zu verwenden sind. Für den Fall der Zuwiderhandlung werden zwei Mark Strafe und ein vierwöchiges Verbot, die Stadt zu betreten, angedroht. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum späteren bayerischen Reinheitsgebot wird dieses Schriftstück auch als Weißenseer Reinheitsgebot bezeichnet. Es wurde 1998 bei den Vorbereitungen für den 800. Jahrestag des Weißenseer Marktrechts im historischen Teil des Stadtarchivs gefunden, das sich in der mittelalterlichen Runneburg befindet, nachdem es über Jahrzehnte am Standort Wernigerode des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt deponiert worden war.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zwischen 1937 und 1944 im damaligen Kreis Weißensee 181 Frauen und Männer Opfer von Zwangssterilisation. Die Opfer kamen aus Weißensee, Waltersdorf, Scherndorf, Gangloffsömmern, Großrudestedt, Günstedt und Riethnordhausen. Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 500 Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Kroatien, Serbien und Russland sowie Frauen und Männer aus diesen Ländern sowie der Slowakei, den Niederlanden und der Ukraine Zwangsarbeit verrichten: bei der Rheinmetall Borsig AG, bei Meliorationsarbeiten, auf dem Stadtgut Luthersborn und auf dem Gut Weißenburg, bei der Gräflich von Werthern'schen Gutsverwaltung Schönstedt sowie auf dem Rittergut Ottenhausen. Drei Frauen wurden wegen verbotenen Umgangs mit Gefangenen öffentlich auf dem Marktplatz kahl geschoren und anschließend in das KZ Ravensbrück deportiert.[2]

Einwohnerentwicklung

  • 1994 - 4.056
  • 1995 - 4.012
  • 1996 - 4.016
  • 1997 - 4.008
  • 1998 - 4.030
  • 1999 - 3.946
  • 2000 - 3.884
  • 2001 - 3.846
  • 2002 - 3.819
  • 2003 - 3.770
  • 2004 - 3.716
  • 2005 - 3.674
  • 2006 - 3.614
  • 2007 - 3.601

Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Bürgermeister

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Parks

  • Jordan mit Gondelteich, Freilichtbühne und Terassenbad
  • "Promenade", Kastanienallee die sich um die gesamte Stadtmauer zieht

Sport

  • Sportanlage Ulmenallee
  • Sportplatz am Fischertor
  • Zwei-Felder-Halle

Regelmäßige Veranstaltungen

Eine ebenfalls überregionale Veranstaltung ist das alljährlich zu Pfingsten stattfindende Bierfest, welches zu Ehren der 'Statuta Taberna', dem so genannten Weißenseer Reinheitsgebot für Bier, stattfindet.

Die Historischen Burgfestspiele auf der Runneburg, mit durchschnittlich 5000 Besuchern, sind deutschlandweit bekannt. Sie werden jedes Jahr in der ersten Juliwoche ausgerichtet.

Jeweils am 3. Oktober findet der Volkslauf „Cross der Deutschen Einheit“ statt.

Am 3. Adventswochenende findet jährlich der traditionelle Weihnachtsmarkt statt, welcher vom örtlichen Handwerkerverein organisiert und ausgerichtet wird.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Neben vielen mittelständischen und Kleinbetrieben gibt es im Gewerbegebiet einige größere Firmen wie z. B. Muhr und Bender (Mubea), König + Neurath (Büromöbelfabrikant), BBW Abwassertechnik Weißensee, RC-Umwelttechnik (GFK-Teile Lieferant), Phönix Stahlhandel, Glas Wiedemann und TOTAL Tanklager Weißensee.

Verkehr

Weißensee liegt an der Bundesstraße 86 zwischen Straußfurt und Artern. Die Entfernung zur Bundesautobahn 71 beträgt 11 km.

Weißensee liegt an der Eisenbahnlinie Straußfurt–Sömmerda, der Pfefferminzbahn, auf der allerdings seit dem 9. Dezember 2007 keine Züge mehr verkehren.

Medien

Regelmäßig wird der Weißenseer Stadtanzeiger, das Amtsblatt für die Gemeinde, herausgegeben.

Bildung

In Weißensee gibt es sowohl die staatlichen Regelschule „Geschwister Scholl“ als auch die neugebaute Grundschule „Traumzauberbaum“. Daneben befindet sich im historischen Rathaus die öffentliche Stadtbibliothek.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

  • Jörg Sauerbier: Ein Rundgang durch die Stadt Weissensee. ISBN 3-86189-028-3.
  • Michael Kirchschlager u. a.: Die Geschichte der Stadt Weissensee von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hartmann, Günter, 2001, ISBN 3-932875-18-4.

Quellen

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 279f., ISBN 3-88864-343-0

Weblinks



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