- Chrósćicy
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Bautzen Verwaltungsverband: Am Klosterwasser Höhe: 170 m ü. NN Fläche: 13,32 km² Einwohner: 1130 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 85 Einwohner je km² Postleitzahl: 01920 Vorwahl: 035796 Kfz-Kennzeichen: BZ Gemeindeschlüssel: 14 6 25 080 Gemeindegliederung: 6 Ortsteile Adresse der Gemeindeverwaltung: Am Hirtenquell 4
01920 CrostwitzWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Brützke (CDU) Lage der Gemeinde Crostwitz im Landkreis Bautzen Crostwitz, obersorbisch Chrósćicy, ist ein Ort und die zugehörige Gemeinde im Zentrum des ostsächsischen Landkreises Bautzen und befindet sich ca. 12 km östlich der Stadt Kamenz. Die Gemeinde zählt zur Oberlausitz und ist Mitglied im Verwaltungsverband Am Klosterwasser. Crostwitz ist eines der Zentren des sorbischen Siedlungsgebietes in Sachsen.
Der Ortsname ist - wie bei Crostau - vom altslawischen Wort chróst für „Gebüsch“ abgeleitet (vgl. obersorbisch chrósćina = Gestrüpp, Buschwerk).[2]
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Ort Crostwitz liegt zwischen 160 und 180 m ü. NN an beiden Seiten des Baches Satkula, der etwas nördlich des Ortes in das Klosterwasser mündet. Gemeinsam mit Panschwitz-Kuckau zählt die Gemeinde zum sogenannten „Oberland“ (sorb. Horjany) der ehemaligen Klosterpflege St. Marienstern. Im östlichen Teil der Siedlung, südlich und westlich umflossen vom Bach, befindet sich der Kirchberg mit der Katholischen Kirche, dem Crostwitzer Friedhof, der Schule und einigen älteren Wohn- teils Fachwerkhäusern. Der größere Teil des Ortes erstreckt sich jedoch auf der Westseite der Satkula in Richtung Panschwitz-Kuckau. Die nächste höhere Erhebung ist der Galgenberg am nordöstlichen Ortsausgang in Richtung Jeßnitz (216 m).
Geschichte
In der Nähe des Ortsteils Kopschin befinden sich die Reste einer alten slawischen Burgwallanlage, die sogenannte Kopschiner Schanze.
Der Ort wurde bereits 1225 als Herrensitz des Henricus de Crostiz urkundlich erwähnt. Die Pfarrkirche von Crostwitz hatte seit dem 13. Jahrhundert eine große Bedeutung für die Region zwischen Panschwitz, Storcha und Rosenthal. Die meisten anderen Kirchen in dieser Gegend wurden erst später errichtet.
Die Planungen für die Sächsische Nordostbahn sahen eine Streckenführung von Bautzen über Crostwitz in Richtung Kamenz vor. Mit dem ausbrechenden Ersten Weltkrieg und nicht zuletzt auch aufgrund heftiger Widerstände in der Bevölkerung wurde der Bau jedoch abgebrochen und nicht wieder aufgenommen.
Im April 1945, als anderswo der Zweite Weltkrieg bereits vorbei war, fanden in der Region schwere Gefechte zwischen der Heeresgruppe Süd, einigen SS-Verbänden und der Roten Armee statt. Ein auf einem Hügel errichtetes Mahnmal erinnert an die vielen Opfer. In Crostwitz wurde am 10. Mai 1945 (nur 5 Tage nach Ende der letzten Kampfhandlungen) der Dachverband der sorbischen Vereine, die Domowina, neugegründet.
1957 wurde das benachbarte Caseritz, 1974 Horka und Nucknitz eingemeindet.
Bevölkerung
Crostwitz liegt im Südosten des sorbischen Kernsiedlungsgebietes und ist eines von dessen Zentren. Im Jahre 2001 sprachen 84,4 % der Einwohner der Gemeinde Obersorbisch[3]. Die Bevölkerungsmehrheit ist zudem katholischen Glaubens.
Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts für den Ort eine Bevölkerungszahl von 538 Einwohnern; davon waren 523 Sorben (97 %) und 15 Deutsche[4].
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Überall an den Wegrändern zeugen Kreuze, Betsäulen und sorbische Beschriftungen (an Straßenschildern, Geschäften, Schulen etc.) davon, dass die sorbische Sprache und Kultur, in der Oberlausitz katholisch geprägt, hier noch lebendig ist.
Die 1772 in ihrer heutigen Form errichtete Pfarrkirche ist alljährlich der Ausgangspunkt des auch hier gepflegten Osterreitens. Nachdem die Reiter gemeinsam am Ostergottesdienst teilnahmen, reiten sie in die Nachbargemeinde Panschwitz-Kuckau (Pančicy-Kukow). Auf dem Crostwitzer Kirchhof liegt der bekannte sorbische Schriftsteller Jurij Brězan begraben.
Im Ortsteil Nucknitz findet jeden Sommer das sorbische Rockmusikfestival Nukstock statt; in Crostwitz selbst zudem aller zwei Jahre das Internationale Folklorefestival.
Crostwitz liegt am Radwanderweg „Auf den Spuren des Krabat“.
Sport
Die in Crostwitz ansässige Sportgemeinschaft Crostwitz 1981 (Sportowa Jednotka Chrósćicy) ging aus dem ältesten sorbischen Sportverein, der 1896 gegründeten Serbowka hervor und ist heute der größte Verein der Gemeinde. Ab den 1930er Jahren hatte Crostwitz mit Sokoł Chrósćicy eine eigene Fußballmannschaft. Heute spielen die Männer- und die Frauenmannschaft jeweils in der Kreisliga.
Bildung
Die Gemeinde Crostwitz verfügt über die sorbische Grundschule Jurij Chěžka mit 73 Schülern im Schuljahr 2008/09[5].
Im Jahr 2001 kam es zu einem Streit zwischen der Gemeinde Crostwitz und zahlreichen Vertretern der Sorben auf der einen sowie dem sächsischen Kultusministerium, dem Regionalschulamt und dem Landkreis Kamenz auf der anderen Seite. Das Ministerium wollte für die Mittelschule Crostwitz als eine von damals 6 sorbischen Mittelschulen in der Oberlausitz für 2001/02 keine neue 5. Klasse genehmigen.
Lehrer, Eltern und Schüler verweigerten sich jedoch dieser Entscheidung und begannen am 9. August auf eigene Faust mit dem neuen Schuljahr. Bis Mitte September wurde der Unterricht mit 17 Schülern in der Schule fortgesetzt, während sich in Crostwitz Landtags-, Bundestags- und Europa-Abgeordnete mit der sorbischen Bevölkerung trafen und Demonstrationen sowie ein allgemeiner sorbischer Schulstreik organisiert wurden. Seitens der Behörden wurden jeder Familie 2500 DM Bußgeld und die Wiederholung des 5. Schuljahres im nächsten Jahr angedroht. Ungeachtet der Proteste seitens sorbischer und kirchlicher Organisationen, der Nachbarländer Tschechien und Polen und des Europarates blieb das Ministerium bei seiner Entscheidung und schloss zudem die Mittelschule Crostwitz zum Schuljahresende 2003.
Die offizielle Begründung der Schließung war, dass die Mindestanzahl von 20 Schülern pro Klasse nicht erreicht werden konnte. Auf den Vorschlag einer Sonderregelung für die sorbische Minderheit - wie es sie zum Beispiel für die Deutschen in Rumänien (8 Schüler) gibt - wollten weder Ministerium noch Landkreis eingehen[6].
Ortsgliederung
Zur Gemeinde gehören folgende Ortsteile:
- Caseritz (Kozarcy), 43 Einwohner
- Crostwitz, 657 Einwohner
- Horka (Hórki), 289 Einwohner
- Kopschin (Kopšin), 27 Einwohner
- Nucknitz (Nuknica), 56 Einwohner
- Prautitz (Prawoćicy), 86 Einwohner[7]
Persönlichkeiten
- Jakob Wosky von Bärenstamm, Domdekan und Bischof in Bautzen
- Der sorbische Schriftsteller Jurij Koch wurde 1936 im Ortsteil Horka geboren.
Quellen
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ E. Eichler, H. Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Akademie-Verlag Berlin, 1975.
- ↑ Walde, Martin: Demographisch-statistische Betrachtungen im Gemeindeverband "Am Klosterwasser" in: Lětopis 51 (2004), Heft 1
- ↑ Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 96.
- ↑ Angabe des Schulleiters
- ↑ Zusammenfassung des Schulstreits (WITAJ-Sprachzentrum)
- ↑ Angaben für 2006 von am-klosterwasser.de
Weblinks
Ortsteile der Gemeinde CrostwitzCaseritz (Kozarcy) | Crostwitz (Chrósćicy) | Horka (Hórki) | Kopschin (Kopšin) | Nucknitz (Nuknica) | Prautitz (Prawoćicy)
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