- Oberelsaff
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Neuwied Verbandsgemeinde: Linz am Rhein Höhe: 210–364 m ü. NN Fläche: 6,91 km² Einwohner: 3303 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 478 Einwohner je km² Postleitzahl: 53560 Vorwahl: 02645 Kfz-Kennzeichen: NR Gemeindeschlüssel: 07 1 38 075 LOCODE: DE VTL Adresse der Verbandsverwaltung: Am Schoppbüchel 5
53545 Linz am RheinWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Falk Schneider (CDU) Vettelschoß ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Linz am Rhein an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Linz am Rhein hat.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Vettelschoß liegt auf 280 m ü. NN, 7 km nordöstlich der Stadt Linz am Rhein und 9 km südöstlich der Stadt Bad Honnef. Die Ortschaft erstreckt sich in den westlichen Ausläufern des Westerwalds, im Naturpark Rhein-Westerwald. Innerhalb der waldreichen und stark reliefierten Landschaft auf dem Vettelschoßer Gemeindegebiet verlaufen 25 km Wanderwege. Über zwei mit gelbem Symbol gekennzeichnete Wanderwegen in Richtung Rheinbreitbach und in Richtung Erpel erreicht man den Rheinsteig.
Gemeindegliederung
Die fünf Ortsteile der Gemeinde sind Vettelschoß, Kalenborn, Kau, Willscheid und Oberwillscheid.
Des Weiteren befinden sich in der Nähe des Seelbachs, bei dem zu Neustadt (Wied) gehörenden Ortsteil Oberelsaff, noch zwei Häuser und eine Kapelle, die ebenfalls zum Gemeindegebiet von Vettelschoß gehören.
Ausdehnung des Gemeindegebietes
Im Westen verläuft die Gemeindegrenze weitgehend an der Landesstraße 254. Größtenteils natürliche Grenzen bilden im Norden von Vettelschoß die Bäche „Erpeler Bach“ und „Hallerbach“ sowie im Süden der „Seelbach“.
Nachbargemeinden
Im Süden grenzt die Gemeinde Sankt Katharinen (Landkreis Neuwied) mit ihren Ortsteilen Notscheid und Homscheid an Vettelschoß. Im Westen teilt sich die Ortsgemeinde die Grenze mit der Stadt Linz am Rhein, auf deren Gemarkung das dem Vettelschoßer Ortsteil Kalenborn benachbarte Kretzhaus liegt. Weitere Nachbargemeinden sind Erpel im Nordwesten, Windhagen im Norden und Osten sowie Neustadt (Wied) im Südosten, wobei zu letzterer nur eine sehr kurze Grenze besteht.
Geschichte
Gräberfunde im Flurbezirk „Walhelde“ zwischen Vettelschoß und Oberelsaff belegen eine bereits vorchristliche Besiedelung des Vettelschoßer Gemeindegebietes. Auf den in der Nähe des Ortes liegenden Bergen Hummelsberg und Asberg wurden in den 1930er Jahren von der der rheinischen Provinzialverwaltung in Bonn Ringwälle untersucht, die der Hunsrück-Eifel-Kultur zuzuordnen sind und in der Zeit von 600 bis 400 v. Chr. errichtet wurden. Die Ringwälle wurden durch den Basaltabbau zerstört.
Der Ortsname stammt vermutlich aus der Zeit des späten Frühmittelalters. Die letzte Silbe lautete im 9. Jahrhundert wohl „Sciotz“, 960 „Scoz“, das im althochdeutschen die Giebelseite eines Gebäudes bezeichnet, eigentlich einen schutzgewährenden Vorsprung. „Vettel“ hängt zusammen mit dem gotischen „fatha“, mittelhochdeutsch „vade“ oder „fade“ für Zaun oder Scheidewand. Demnach könnte Vettelschoß soviel wie „Einhegung, die an der geschützten Seite des Willscheider Berges liegt“, bedeuten [1]. Nach einer anderen Namensdeutung ist „Vettel“ hergeleitet aus dem althochdeutschen Personennamen „Wetilo“, der gleichbedeutend ist mit Voteipächter oder Pfandvertrag [2]. In den Kirchenbüchern von Neustadt an der Wied finden sich für Vettelschoß auch die Schreibweisen Feddelschoß, Fettelschoß und Vetelschoß.
Die Flurnamen „Beielsberg“ und „Beielswiese“, auch „Bilsberg“, „Bilswiese“, „Bilsteinwiese“ geschrieben, könnten auf Kunigunde von Bilstein hinweisen. Deren Tochter Hedwig von Gudensberg vermachte um 1100 ihre rheinischen Besitzungen ihrem Gatten Ludwig, unter anderem auch die im späteren Amt Altenwied zu dem Vettelschß gehörte. Die genannten Flurnamen könnten demnach auf eine Besiedlung um 1100 hinweisen.
Die erstmalige urkundliche Nennung des Ortes stammt aus einem Testament vom 25. Mai 1344, in dem eine „Christine von Vettelschoß“, Inklusin in Dattenberg ihre Besitztümer verschiedenen Personen un Klöstern vermachte [3].
Weitere Urkunden, in denen Personen aus Vettelschoß genannt werden, sind aus den Jahren 1418, 1434 und 1540.
Inventur 1660
Im 17. Jahrhundert gehörte Vettelschoß zum Kirchspiel Neustadt im Amt Altenwied, das Amt Altenwied gehörte zum Erzstift Köln Auf Anordnung des Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern wurden im Jahr 1660 eine Inventur aller Honnschaften im Amt Altenwied durchgeführt. Hierbei wurden für die „Vettelschosser Honschaft“ aufgezählt:
- In Seiffen (Seiferhof) eins, in Calenborn (Kalenborn) und Hambscheid (Homscheid) je zwei, in Stroeth (Strödt) fünf und in Vettelschoß elf Häuser von denen eins nicht bewohnt war. In Wilscheid (Willscheid) gab es drei Häuser, in Oberwilscheid den Obristhof und den Untersten Hof, in Mittelwilscheid einen Hof. Lorscheidt (Lorscheid) zählte fünf Häuser, in Hinterlorscheidt gab es nur ein Haus. In Noscheid (Notscheid) und in Hilkerscheid waren alle Häuser verschwunden, es gab dort nur noch Wiesen. Einige der hier genannten Orte und Wohnplätze gehören heute zur Ortsgemeinde St. Katharinen.
19. und 20. Jahrhundert
In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutend waren früher Basaltabbau und -verarbeitung. 1921 verkaufte Vettelschoß das Grundstück im Ortsteil Kalenborn zum Bau des Schmelzbasaltwerkes an die Schmelz-Basalt-Aktien-Gesellschaft in Linz am Rhein. Durch dieses Geld konnte sich die Gemeinde in den Jahren 1922 und 1923 den Anschluss an das Stromnetz finanzieren.
1970 ging die Ortsgemeinde im Zuge der rheinland-pfälzischen Kommunalreform an die Verbandsgemeinde Linz am Rhein, die seitdem die Vettelschoßer Verwaltung darstellt.
In den 1970er Jahren war Vettelschoß Sitz der Unternehmensgruppe Streif Haus, die mit 4.000 Beschäftigten in 8 Werken auch Neckermann-Fertighäuser herstellte. Heute liegt der Firmensitz der Streif GmbH in Weinsheim.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 20 gewählten Mitgliedern sowie dem ehrenamtlichen und vorsitzenden Ortsbürgermeister.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:
CDU SPD FWG Gesamt 2004 12 5 3 20 Sitze (Stand: Kommunalwahl am 13. Juni 2004)
Wappen
Das Vettelschoßer Wappen ist seit 1983 im amtlichen Gebrauch. Das Flammschwert steht für den Erzengel Michael, das Hufeisen symbolisiert die frühere Bedeutung der Landwirtschaft für den Ort und die Basaltsäulen repräsentieren den Bergbau und die Nachfolgeindustrie.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
- Blauer See
Der Blaue See ist aus einem der drei Basaltsteinbrüche im Ortsgebiet entstanden. Bis etwa 1940 wurde hier Basalt abgebaut, heute ist er als Natursee mit Campingplatz und einem Gastronomiebetrieb ein beliebtes Reiseziel. - Willscheider Berg
Westlich vom Ortskern von Vettelschoß erhebt sich der Willscheider Berg mit einer Höhe von heute 360 m ü. NN, ursprünglich 370 m. Hier wurde bis 1974 Basalt abgebaut. Das Gebiet um den Willscheider Berg ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. - Willscheider Bergsee
Aus dem Basaltbruch ist nach der Stilllegung ein See entstanden, der etwa 50 m unterhalb des heutigen Plateaus liegt. Der See ist aufgrund der fast senkrecht abfallenden Felswände nicht zugänglich und damit ein Rückzugs- und Entwicklungsgebiet für die Tier- und Pflanzenwelt. - Aussichtsturm auf dem Willscheider Berg
Ein in den 1990er Jahren errichteter Holzturm ermöglicht sowohl einen guten Einblick auf den ehemaligen Basaltbruch und den See, wie auch einen weiten Blick in den Westerwald bis hin zum Puderbacher Land. - Grenzstein von 1680
Im Ortsteil Kalenborn befindet sich ein Grenzstein aus dem Jahr 1680 der die Grenze zwischen den Ämtern bzw. Kirchspielen Linz, Neustadt und Erpel markierte. Heute berühren sich hier die Stadt Linz am Rhein und die Ortsgemeinden Vettelschoß und Erpel. - Bernarduskapelle
Die Bernarduskapelle aus dem Jahr 1683 steht wahrscheinlich anstelle einer älteren Kapelle, da in einer Urkunde aus dem Jahr 1570 bereits eine Kapelle für den Ort genannt wurde. Sie ist die einzige Fachwerkkapelle innerhalb der Verbandsgemeinde Linz am Rhein.
- Antoniuskapelle
Die Antoniuskapelle liegt oberhalb dem zu Neustadt (Wied) gehörenden Ort Oberelsaff auf dem Gemeindegebiet von Vettelschoß. Das innere birgt einen Neugotischen Altar, der aus dem Remagener Anna-Stift stammt. - Schmitzhof
Das älteste erhaltene Fachwerkhaus in Vettelschoß wurde um 1640 gebaut und war bis 1803 Besitz des Klosters St. Katharinen. Den Namen hat er von den früheren Besitzern. Die Gemeinde hat das Haus gekauft um es zukünftig als Dorfmuseum zu nutzen.
Religionen
Die 1975 in Bau gegangene und 1977 eingeweihte Michaelskirche in Vettelschoß sowie die Filialkirche in Kalenborn gehören zur Katholischen Pfarrgemeinde St. Michael Vettelschoß. Die Evangelische Kirche ist mit der Johanneskirche vertreten, die 1967 zusammen mit dem Gemeinde- und Pfarrhaus erbaut wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kirmes in Vettelschoß: am ersten Wochenende im Oktober
- Kirmes in Kalenborn: am letzten Wochenende im Mai
- Karnevalsumzug: am Karnevalssonntag
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Im Ortsteil Kalenborn ist der Sitz des im Jahr 1921 zur Herstellung von Schmelzbasalt gegründeten Unternehmens Kalenborn Kalprotect, heute einer der weltweit führenden Herstellers im Bereich des universellen Verschleißschutzes.
Im Gewerbegebiet Willscheider Berg ist der Sitz des Schuhherstellers Birkenstock. Das Unternehmen verlegte im Jahr 1998 seinen Sitz von Bad Honnef nach Vettelschoß, nachdem es hier bereits 1997 ein neugebautes Auslieferungslager in Betrieb genommen hatte.
Öffentliche Einrichtungen
- Das Gemeindebüro in der „alten Schule“ an der Michaelstraße ist Sitz der Ortsgemeinde.
- Im Bildungsbereich verfügt Vettelschoß sowohl über eine Grundschule als auch über einen Kindergarten und eine Kindertagesstätte.
- Das gemeindeeigene Vereinshaus „Willscheider Berg“ liegt nahe dem Kratersee und kann wie das Gemeindehaus Kalenborn für Veranstaltungen aller Art angemietet werden.
- Die am 1. Mai 1899 gegründete Freiwillige Feuerwehr besteht aus ca. 30 Mitgliedern und hat 2002 ein neues Feuerwehrhaus bezogen.
Einzelnachweise
- ↑ Elli Lind, Geschichts-Chronik von Vettelschoß und seinen Ortsteilen, 1988, S. 9; dort auf „Josef Hoffmann, Land an der Wied, 1930, S. 185“ verwiesen
- ↑ Elli Lind, Geschichts-Chronik von Vettelschoß und seinen Ortsteilen, 1988; dort auf „Gerhard Mürkens, Die Ortsnamen des Kreises Ahrweiler, 1959, S. 55“ verwiesen
- ↑ Elli Lind, Geschichts-Chronik von Vettelschoß und seinen Ortsteilen, 1988, S. 10; dort Wiedergabe der Urkunde aus dem Landeshauptarchiv Koblenz
Weblinks
- Ortsgemeinde Vettelschoß
- Vettelschoß auf der Website der Verbandsgemeinde Linz am Rhein
- Kurzporträt mit Filmbeitrag über Vettelschoß bei SWR Fernsehen
- Geschichte des Basaltabbaus in Vettelschoß
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