- Lohme
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Wappen Deutschlandkarte 54.58333333333313.612515Koordinaten: 54° 35′ N, 13° 37′ OBasisdaten Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern Landkreis: Vorpommern-Rügen Amt: Nord-Rügen Höhe: 15 m ü. NN Fläche: 13,7 km² Einwohner: 513 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 37 Einwohner je km² Postleitzahl: 18551 Vorwahl: 038302 Kfz-Kennzeichen: RÜG Gemeindeschlüssel: 13 0 73 052 Adresse der Amtsverwaltung: Ernst-Thälmann-Straße 37
18551 SagardWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Ogilvie (CDU) Lage der Gemeinde Lohme im Landkreis Vorpommern-Rügen Lohme ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Rügen auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde wird vom Amt Nord-Rügen mit Sitz in der Gemeinde Sagard verwaltet. Das alte Fischerdorf Lohme, das der Gemeinde seinen Namen gab, liegt direkt an der zirka 50 m hohen Steilküste am nördlichen Rand der Halbinsel Jasmund, die hier an den nordöstlichen Ausläufern der Stubnitz Höhenzüge bis zu 70 m ü. NN aufweist. Zum Hafen, der 1906 angelegt und 1997 modernisiert wurde, führt eine steile Treppe hinab, die nach Stabilisierungsarbeiten an dem Steilhang nun wieder begehbar ist. An Lohme grenzt der Nationalpark Jasmund.
Ortsgliederung
Zur Gemeinde Lohme gehören neben Lohme selbst die Ortsteile Blandow, Hagen, Nardevitz, Nipmerow und Ranzow.
Wirtschaft/Tourismus
→ Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Lohme
Überregional bekannt ist das auf biologisch-organischen Landbau spezialisierte Hofgut Bisdamitz, welches auch über einen eigenen Hofladen und Gastronomie verfügt. Außerdem verfügt der ruhige Ort über einen Dorfladen. Die Wirtschaft Lohmes ist vor allem touristisch geprägt, wobei die umliegende Landschaft die Anziehungskraft der Gemeinde ausmacht. Lohme ist Ausgangspunkt vieler Wanderwege durch den Nationalpark oder am Hochuferweg entlang Richtung Glowe. Im Frühjahr blühen dort unzählige verschiedene Pflanzen. Von Lohme aus ist auch das Kap Arkona zu sehen.
Zirka 100 Meter östlich des Hafens liegt der sogenannte Schwanenstein, der auch das alleinige Motiv des Wappens von Lohme ist. Dieser Granitblock ist mit einem Volumen von 60 m³ und einer Masse von 162 Tonnen der fünftgrößte Findling der Insel Rügen. Auf einem Feld beim Ortsteil Nardevitz befindet sich auch der zweitgrößte Findling Rügens, der Findling Nardevitz. Er hat ein Volumen von 104 m³, eine Masse von 281 Tonnen und ragt über drei Meter hoch steil aus dem Erdreich.
Im Ortsteil Hagen befindet sich der Großparkplatz, der täglich von tausenden Besuchern des Nationalparks Jasmund genutzt wird, die dann die restlichen drei Kilometer zum Nationalpark-Zentrum am Königsstuhl wandern oder aber den Pendelbus dorthin nutzen.
Geologie
Die Form des Jasmunder Steilufers bei Lohme bildete sich am Ende der letzten Eiszeit vor zirka 12.000 Jahren heraus, als die Höhenzüge Jasmunds aus dem letztmalig in dieses Gebiet vordringenden Eis der Nordrügerer Vorstoßstaffel herausragten. Der Gletscherstrom, der zwischen den heutigen Halbinseln Wittow und Jasmund in südwestliche Richtung vordrang, schürfte an der heutigen Steilküste vor Lohme entlang, lagerte aber auch Geschiebemergel ab, der heute nach niederschlagsreichen Wintern zu den weiter unten erwähnten Hanginstabilitäten führt. Im Zeitraum von 8000 bis 6000 Jahren vor heute stieg der Meeresspiegel der Ostsee von unter minus 20 m rasch bis auf das heutige Niveau an. Seitdem findet durch die meist starke Brandung eine Küstenerosion statt, die zu dem heute vorgefundenen Steinstrand geführt hat.
Geschichte
Das Gebiet der heutigen Gemeinde Lohme war bereits in der Jungsteinzeit vor zirka 5500 Jahren besiedelt (Trichterbecherkultur).
Dies belegen Großsteingräber wie das jungsteinzeitliche Ganggrab bei Nipmerow am Magelowberg (⊙54.57311111111113.616305555556), das 1983 bei Ausgrabungen eines vermeintlichen bronzezeitlichen Hügelgrabes entdeckt wurde, und das Pfenniggrab (Pfennigkasten, ⊙54.56888888888913.633611111111), das erstmals 1745 erwähnt wurde.
Eine bronzezeitliche Besiedlung (1800–600 v. Chr.) ist durch eine Vielzahl von Hügelgräbern bei Lohme und besonders um Nipmerow herum belegt.
Danach finden sich Spuren menschlicher Nutzung erst wieder aus der Zeit der slawischen Besiedlung ab 800 n. Chr.
Der Namen Lohme leitet sich von altslawischen Wort lomŭ für Bruch, Windbruch, Steinbruch ab.[2]
Der Ort war bis 1325 Teil des Fürstentums Rügen, das seit 1168 unter dänischer Lehnsherrschaft stand, und danach Teil des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Rügen und somit auch das Gebiet von Lohme ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Jahr 1815 kam Lohme als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern.
Von 1818 bis zum 4. September 2011 gehörte Lohme zum Kreis/Landkreis Rügen. Nur in den Jahren von 1952 bis 1955 war es dem Kreis Bergen zugehörig. Die Gemeinde gehörte danach bis 1990 zum Kreis Rügen im Bezirk Rostock und wurde dann Teil des neugebildeten Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Seit 1884 zählte sich Lohme zu den Kur- und Badeorten, die sich zu dieser Zeit auf der Insel Rügen entwickelten. Einen besonders positiven Einfluss hierauf hatte der Ausbau der Eisenbahnstrecke bis nach Bergen auf Rügen (1883) und weiter nach Sassnitz (1891). Es wurde ein Herrenbad östlich des Schwanensteins errichtet und ein Damenbad am Strand in Richtung Blandow. Dies waren Pfahlbauten, die mit Brettern vernagelt über hölzerne Treppen ein Bad in der offenen See erlaubten, ohne dass Fremde dadurch „belästigt“ wurden. Ein Bad an breitem Sandstrand war noch nicht in Mode und die Nähe zu den Waldungen der Stubnitz sowie der freie Blick zum gegenüberliegenden Kap Arkona machten Lohme so attraktiv, das z. B. im Jahr 1924 die 154 Einwohner 1600 Kurgäste beherbergten.
In der Nacht vom 26. zum 27. Februar 1900 strandete der Postdampfer „Rex“ der Königslinie auf dem Weg vom schwedischen Trelleborg nach Sassnitz am Strand vor Blandow bei Lohme. Hierbei ertranken fünf Frauen, als mit einem Boot versucht wurde, diese an Land zu bringen und am 200 m entfernten Ufer ein Rettungsseil zu befestigen. Das Schiff zubrach drei Tage später in der Brandung.
Von 1905 bis 1999 war daraufhin das Leuchtfeuer Ranzow in der Nähe Lohmes in Betrieb. Es blitzte alle fünf Sekunden aus einer Höhe von 55 m bis zu 14 Seemeilen weit. 2002 wurde es abgebaut und 2004 als technisches Denkmal am Kap Arkona aufgestellt.
Ein bis heute weithin sichtbares Wahrzeichen Lohmes sind die Sendemasten der ehemaligen Küstenfunkstelle Rügen-Radio. Der Betrieb dieser Funksendestation begann hier 1932 und endete 1998, nur unterbrochen von den Nachkriegsjahren 1945–1949.
1997 wurde der Hafen von Lohme zu einem Jachthafen mit 53 Liegeplätzen ausgebaut. Seit 1997 wird auch der Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.
Der Steilhangabbruch vom März 2005
Am 19. März 2005 brach in unmittelbarer Nähe des Lohmer Hafens auf rund 100 m Länge und 200 m Breite die Steilküste ab, wobei auf den darunterliegenden Lehm- und Mergelschichten rund 100.000 m³ Erdreich in Richtung Ostsee abrutschten. Das Diakoniehaus von Lohme, ein Betreuungsheim für Suchtkranke, das direkt an der Abbruchkante stand, entging dabei nur knapp der Katastrophe: Die Bruchkante verlief gerade einmal 2,5 m vor dem Haus, woraufhin das Heim zusammen mit einer Reihe weiterer Gebäude an der Abbruchkante zunächst einmal gesperrt wurde.
Nachdem diese Sperrung, bis auf die zweier Bungalows sowie des Diakoniehauses selbst, im Mai 2008 wieder aufgehoben werden konnte, wurde Letztgenanntes im Mai–Juni 2008 mit Hilfe ferngesteuerter Hydraulikzangen abgerissen, da das Erdreich Baufahrzeuge in unmittelbarer Nähe des Gebäudes nicht mehr getragen hätte[3]. In der Folge wurden in großen Teilen von Lohme hydrogeologische Untersuchungen zur weiteren Standsicherheit der Steilküste durchgeführt, auf deren Grundlage im Juni 2009 erneut eine Nutzungsuntersagung für sechs Gebäude am Steilhang von Lohme ausgesprochen wurde.
Als zentrales Problem der Hangstabilität erwies sich dabei das namentlich im Frühjahr in großen Mengen vorhandene und durch wasserstauende Bodenschichten am Versickern gehinderte Grundwasser, auf dem die darüberliegenden Erdschichten des Ortes in Richtung Ostsee abzurutschen drohen.
Um einem weiteren Steilküstenabbruch vorzubeugen, wurde daher in den Jahren 2009-2010 mit Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine Hangfußentwässerung geplant und realisiert, die das Grundwasser mittels Horizontaldränagen aus den wasserführenden Bodenschichten des Steilhangs in die Ostsee ableitet. Die dazu notwendigen Baumaßnahmen erforderten dabei neben dem für norddeutsche Verhältnisse einmaligen technischen Aufwand der Horizontaldränage auch umfangreiche logistische Vorbereitungen, da die Baustelle, um den Steilhang nicht weiter zu belasten, nur über den Seeweg erreichbar war und sämtliche Materialien sowie Maschinen per Schiff an- und Letztere auch wieder abtransportiert werden mussten.
Im Endeffekt aber konnte mit insgesamt 15 Horizontaldränagen von 32-56 Metern Länge der Grundwasserstand um 4,5 Meter gesenkt und damit die Stabilität des gesamten Steilhanges wieder erheblich erhöht werden.[4]
Kuriosa
Am Abend des 3. August 2008 konnte direkt vor dem Hafen von Lohme ein zirka 12 m langer Buckelwal beobachtet werden, der sich in die Ostsee verirrt hatte. Am 25. Juli zuerst am Kap Arkona gesichtet, war er zunächst bis zur polnischen Ostseeküste weitergeschwommen, um anschließend auf dem Rückweg an Lohme vorbei in die Tromper Wiek zu ziehen.
Wappen
Das Wappen wurde am 9. Juli 2001 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 247 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Blau auf einem nach hinten abgeflachten silbernen Stein ein flugbereiter gold bewehrter silberner Schwan.“
Das Wappen wurde von dem Sagarder Gerhard Koggelmann gestaltet.
Einzelnachweise
- ↑ Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg in: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. - Band 46, 1881, S. 86
- ↑ Diakonieheim - Chronologie der Küstenhangsanierung in Lohme - adhocnews.de
- ↑ Steilhangsicherung Lohme - Hangfußentwässerung; Infotafel der Wastraplan-Ingenieurgesellschaft Rostock am Hafen von Lohme, März 2011.
Weblinks
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