Richard Plöhn

Richard Plöhn
Karl May (1907)

Karl Friedrich May, eigentlich Carl Friedrich May, (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Abenteuerschriftsteller und zählte jahrzehntelang zu den meistgelesenen Schriftstellern Deutschlands. Bekannt wurde er vor allem durch seine so genannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und Mexiko angesiedelt sind. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Mays Geburtshaus

Karl May entstammte einer armen Weberfamilie. Er war das fünfte von vierzehn Kindern, von denen neun bereits in den ersten Monaten starben. 1844 verursachte vermutlich Vitamin-A-Mangel eine Nachtblindheit, die sich zunehmend verschlimmerte und nach Mays eigenen Angaben zu einer funktionellen Blindheit führte, die erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt werden konnte [1].

Das erste bekannte Foto: Redakteur um 1875

Der phantasievolle Junge wurde während der Schulzeit bereits besonders gefördert und erhielt privaten Musik- und Kompositionsunterricht. Ab 1856 studierte er als Proseminarist am Lehrerseminar in Waldenburg. Dort wurde er 1859 wegen Unterschlagung von sechs Kerzen ausgeschlossen. Auf dem Gnadenweg konnte ihm ein Weiterstudium am Lehrerseminar Plauen ermöglicht werden. Seine Laufbahn als Lehrer endete 1861 aber bereits nach wenigen Wochen, als die Anzeige eines Zimmergenossen wegen angeblichen Diebstahls einer Taschenuhr zu einer sechswöchigen Haftstrafe führte und May anschließend als Vorbestrafter aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde, was praktisch ein Berufsverbot bedeutete.

In den beiden folgenden Jahren bemühte er sich, auf legale Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Er gab in seinem Heimatort Privatunterricht, schrieb Erzählungen, komponierte und deklamierte. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen allerdings nicht. In der Folge wurde er wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei steckbrieflich gesucht. Er hatte sich u.a. auf dem Leipziger Brühl unter falschem Namen einen Pelzmantel erschlichen und diesen, ohne zu bezahlen, im Leihhaus für zehn Taler versetzt. 1865 wurde er zu vier Jahren Arbeitshaus verurteilt, von denen er dreieinhalb Jahre im Zuchthaus Zwickau verbüßte. Wegen guter Führung wurde er Verwalter der Anstaltsbibliothek und konnte in dieser Zeit viel Lesestoff konsumieren, darunter viel Reiseliteratur. Nach seiner Freilassung scheiterten erneut alle Versuche, eine bürgerliche Existenz aufzubauen, und May nahm die Betrügereien und Diebstähle wieder auf. Oftmals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand. 1870 wurde er schließlich in Niederalgersdorf (Böhmen) wegen Landstreicherei festgenommen und nach einer langwierigen Identitätsfeststellung an Sachsen übergeben. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim ein.

Fünf Jahre später, 1879, wurde May in Stollberg wegen Amtsanmaßung zu drei Wochen Arrest verurteilt: Er wollte die Todesumstände des trunksüchtigen Onkels seiner Verlobten, Emma Pollmer (Heirat 1880), untersuchen und gab sich als Amtsperson aus. Später konnte man nachweisen, dass dies ein Fehlurteil war, weil er keine Amtshandlung vorgenommen hatte [2]. Zu dem Zeitpunkt war er aber bereits in das bürgerliche Leben zurückgekehrt.

Nachdem May 1874 aus dem Zuchthaus entlassen worden war, kehrte er zu seinen Eltern nach Ernstthal zurück und begann zu schreiben. Im November 1874 wurde zum ersten Mal eine Erzählung von May (Die Rose von Ernstthal) veröffentlicht [3] Dabei kam ihm der Umstand zugute, dass sich in Deutschland die Zeitungslandschaft im Umbruch befand. Die Industrialisierung, die wachsende Alphabetisierung und die Gewerbefreiheit sorgten für zahlreiche Neugründungen im Verlagswesen (besonders im Bereich der Unterhaltungsblätter). Bereits in der Zeit zwischen seinen beiden großen Haftstrafen hatte May Kontakt zu dem Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer. Jetzt stellte dieser ihn als Redakteur in seinem Verlag an. Damit war Mays Lebensunterhalt erstmals gesichert. Er betreute verschiedene Unterhaltungsblätter und verfasste oder bearbeitete mit und ohne Namensnennung zahlreiche Beiträge. 1876 kündigte May, da man versuchte, ihn durch Heirat mit Münchmeyers Schwägerin dauerhaft an die Firma zu binden, und der Verlag selbst in schlechtem Ruf stand [4]. Nach einer weiteren Anstellung als Redakteur beim Dresdner Verlag von Bruno Radelli wurde May ab 1878 freier Schriftsteller und zog mit seiner Freundin Emma Pollmer nach Dresden. Allerdings ergaben seine Veröffentlichungen noch kein regelmäßiges Einkommen; aus dieser Zeit sind auch Miet- und andere Schulden Mays belegt [5].

Karl May als Old Shatterhand

1879 erhielt er vom Deutschen Hausschatz, einer katholischen Wochenzeitung aus Regensburg, das Angebot, alle Erzählungen zuerst dort anzubieten: May begann 1880 mit dem Orientzyklus, der mit Unterbrechungen bis 1888 lief. Parallel schrieb er aber auch noch für andere Zeitschriften, verwendete Pseudonyme und andere Titel, um seine Texte mehrfach honorieren zu lassen. Bis zu seinem Tode wurden über hundert Erzählungen in Fortsetzungen in diversen Zeitschriften veröffentlicht; als für Mays Karriere bedeutendste sind der erwähnte Deutsche Hausschatz (F. Pustet, Regensburg) und Der Gute Kamerad (W. Spemann, Stuttgart bzw. Union Deutsche Verlagsgesellschaft) zu nennen. 1882 kam es zu einem erneuten Kontakt mit H. G. Münchmeyer, und May begann die Arbeit am ersten der fünf großen Kolportageromane für seinen früheren Arbeitgeber. Das Waldröschen wurde bis 1907 hunderttausendfach nachgedruckt. Dass May mit seinem alten Freund Münchmeyer nur einen mündlichen Vertrag schloss, sollte ihm später noch zum Verhängnis werden.

Im Oktober 1888 zog May nach Kötzschenbroda. Der entscheidende Durchbruch kam für May mit dem Kontakt zu Friedrich Ernst Fehsenfeld. Der Jungverleger kontaktierte May 1891 und bot ihm an, die Hausschatz-Erzählungen in Buchform herauszubringen. Mit dem Erfolg der 1892 begonnenen Reihe Carl May’s Gesammelte Reiseromane (ab 1896 Karl May's Gesammelte Reiseerzählungen) erlebte May erstmals finanzielle Sicherheit und Ruhm. Allerdings wusste er bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und verstieg sich mehr und mehr in die „Old-Shatterhand-Legende“: Er habe die Inhalte der Erzählungen als „Old Shatterhand“ selbst erlebt. Ein Kötzschenbrodaer Büchsenmacher fertigte die legendären Gewehre seiner Romanhelden, den „Bärentöter“ und die „Silberbüchse“, für ihn an. Die Leser, die der Gleichsetzung zwischen Autor und Protagonisten bereitwillig folgten, richteten unzählige Leserbriefe an May. In den nächsten Jahren unternahm er Vortragsreisen durch Deutschland und Österreich, ließ Autogrammkarten drucken und sich mit verkleideten Besuchern fotografieren. Im Dezember 1895 erfolgte der Umzug in die neu erworbene Villa Shatterhand in Radebeul, die heute das Karl-May-Museum beherbergt.

Das letzte Foto: Karl May in Wien, 1912

1899/1900 bereiste Karl May den Orient. Im ersten Teil der Reise war er fast ein dreiviertel Jahr allein unterwegs (nur begleitet von seinem Diener Sejd Hassan) und gelangte bis nach Sumatra. 1900 traf Karl May mit seiner Frau und dem befreundeten Ehepaar Plöhn zusammen. Sie setzten die Reise zu viert fort. Im Juli 1900 kehrten sie zusammen zurück nach Radebeul. Während der fast anderthalbjährigen Reise führte Karl May ein Reisetagebuch, das nur in Bruchstücken und Teilabschriften erhalten ist. Durch Mays zweite Frau, Klara (verw. Plöhn, s. u.), wurde überliefert, dass Karl May während der Reise zweimal einen Nervenzusammenbruch erlitten habe („...befürchteten, ihn einer Irrenanstalt zuführen zu müssen.“ [6]) Der Zustand soll beide Male etwa eine Woche angehalten haben und war – so vermuten Hans Wollschläger und Ekkehard Bartsch – „dem Einbrechen einer grellen Realität in seine [Mays] Traumwelt“ [7] zuzuschreiben. May überwand die Krise ohne die Hilfe eines Arztes.

Parallel zu seiner Orientreise (ab 1899 also) begannen heftige Angriffe in der Presse, insbesondere betrieben von Hermann Cardauns und Rudolf Lebius. Sie kritisierten – mit unterschiedlicher Motivation – Mays Selbstreklame und die damit verbundene Old-Shatterhand-Legende. Gleichzeitig wurden ihm religiöse Heuchelei (er schrieb als Protestant Marienkalendergeschichten), Unsittlichkeit und – später – seine Vorstrafen vorgeworfen. Diese Polemik und diverse Gerichtsverfahren wegen unerlaubter Buchveröffentlichungen sollten ihn bis zu seinem Tode begleiten. Seine zerrüttete Ehe – nach Mays Aussagen hat Emma, die mit einer Prozessgegnerin befreundet war, Dokumente unterschlagen, die u. a. den mündlich geschlossenen Verlagsvertrag hätten bestätigen können – wurde 1903 auf sein Bestreben hin geschieden; im selben Jahr heiratete er Klara Plöhn, die inzwischen verwitwet war.

Grab von Karl May. Die Grabfigur wurde von Selmar Werner geschaffen

Am 9. Dezember 1902 verlieh die Universitas Germana-Americana in Chicago Karl May den Doctor honoris causa (Dr. h.c. – Ehrendoktor) für sein Werk Im Reiche des Silbernen Löwen. Der Literaturwissenschaftler Cristian Heermann vermutet, dass May oder Klara Plöhn diese Verleihung organisierte, um den bis dahin geführten Doktortitel nachträglich auf eine rechtliche Grundlage zu stellen [8]. Die genannte Universität war schon damals eine bekannte Titelmühle, wo gegen Entgelt Abschlüsse gekauft werden konnten.

1908 unternahm Karl May mit seiner Frau eine sechswöchige Amerikareise. Die Reisenden besuchten u. a. Albany, Buffalo und die Niagarafälle und Freunde in Lawrence. Diese Reise diente ihm als Inspiration für sein Buch Winnetou IV.

Nach seiner Orientreise begann May anders zu schreiben. Seine bisherigen Werke nannte er „Vorbereitung“ und begann jetzt komplexe, allegorische Texte zu verfassen. Er war der Überzeugung, die „Menschheitsfrage“ lösen oder wenigstens diskutieren zu müssen. Er wandte sich bewusst dem Pazifismus zu und widmete dem Bestreben, Menschen vom „Bösen“ zum „Guten“ zu erheben, mehrere Bücher. Die Künstlerfreundschaft zu Sascha Schneider führte zu neuen symbolistischen Deckelbildern für die Fehsenfeld-Ausgabe. Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien den Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen hielt. Dabei kam es auch zum Zusammentreffen mit der befreundeten Friedensaktivistin Bertha von Suttner. Karl May starb eine Woche später, am 30. März 1912. Todesursache war laut Bestattungsbuch „Herzparalyse, acute Bronchitis, Asthma.“ Heute wird ein (unerkannter) Lungenkrebs nicht ausgeschlossen. May wurde auf dem Friedhof Radebeul-Ost in Radebeul beigesetzt.

Künstlerisches Schaffen

Karl May war einer der erfolgreichsten Autoren von Trivialliteratur, insbesondere mit seinen Kolportageromanen, des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane und Jugenderzählungen wurden in mehr als 33 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 200 Millionen. Sie schildern Reisen zu exotischen Schauplätzen, wie in den Wilden Westen und den vorderen Orient. Dabei wendet er sich von einem christlichen Standpunkt dem Schicksal der unterdrückten Völker zu.

In den Texten lässt sich eine Entwicklung feststellen, vom namenlosen Ich-Erzähler, der nur Zuschauer und Berichterstatter ist (Der Gitano, 1875) über ein Zunehmen heldischer Fähigkeiten und Ausrüstung bis hin zu den völlig ausgestalteten Ich-Erzähler-Helden Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi. Einige seiner Ich-Erzähler-Helden bleiben ohne Kriegsnamen und werden nur von Freunden und Gefährten (englischer Muttersprache) „Charley“ genannt. Nachdem Ausrüstung und Fähigkeiten (z. B. der Jagdhieb) schon lange für alle Ich-Erzähler-Helden dieselben sind, macht May in Satan und Ischariot (Zeitschriftversion 1893-1896) den Schritt dahingehend, den Ich-Erzähler im Wilden Westen, im Vorderen Orient und in Deutschland auftreten zu lassen, jeweils unter den an diesen Orten gebräuchlichen (Kriegs-)Namen. So werden die drei Figuren Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Charley, inkl. in Dresden ein gewisser Dr. Karl May, als ein und dieselbe Figur identifiziert.

Von hier war es nur ein kleiner Schritt, auf dem Höhepunkt der Bildung der so genannten Old-Shatterhand-Legende, dass May behauptete, tatsächlich Old Shatterhand zu sein, die Abenteuer mit Winnetou tatsächlich erlebt zu haben. Selten hat ein Autor die von der Literaturtheorie postulierte Distanz zwischen Ich-Erzähler und realem Autoren-Ich mehr verwischt. Karl May wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. May behauptete, das Ganze (sowohl die Old-Shatterhand-Legende wie überhaupt alle seine Werke) sei symbolisch aufzufassen.

Die erste Winnetou-Darstellung, 1879

Obwohl sich May sehr bewusst von den ethnologischen Vorurteilen seiner Zeit absetzen wollte und auch gegen die öffentliche Meinung anschrieb (Winnetou, Durchs wilde Kurdistan, Und Friede auf Erden!) kommen in seinen Werken auch heute als „rassistisch“ angesehene Formulierungen vor, die den Paradigmen seiner Zeit unterlagen. Beispielsweise gibt es einige pauschale abwertende Aussagen über Iren, Juden, Armenier, Chinesen, Schwarze und Mestizen. Zugleich aber werden Chinesen oder Mestizen in seinen Romanen auch als positive Figuren dargestellt, die zumindest als Ausnahmecharaktere den gängigen Klischees widersprechen. Von dem Nationalismus und nicht selten auch Rassismus, der das wilhelminische Deutschland seiner Zeit prägte, blieb auch May nicht unbeeinflusst.

Buchausgabe von Ardistan und Dschinnistan

Eine seiner bekanntesten Figuren ist Winnetou, der Häuptling der Mescalero-Apachen. Winnetou verkörpert den „edlen Wilden“, guten Indianer und kämpft mit seiner „Silberbüchse“ auf seinem Pferd Iltschi für Gerechtigkeit und Frieden. Dabei wird er meistens von seinem weißen Freund und Blutsbruder Old Shatterhand begleitet, aus dessen Sicht als Erzähler die Geschichten um Winnetou oft verfasst sind.

Das erfolgreichste und bekannteste Buch Karl Mays ist „Der Schatz im Silbersee“, das bereits zweimal verfilmt wurde: Erstmals 1962 als Realfilm unter dem Titel „Der Schatz im Silbersee“ mit Lex Barker als Old Shatterhand und Pierre Brice als Winnetou und 1990 als Puppentrickfilm unter dem Titel „Die Spur führt zum Silbersee“.

In dem erstmals 1890/1891 als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Der gute Kamerad veröffentlichten Jugendroman, dessen erste Buchausgabe 1894 erschien, schildert Karl May die Reise einer Gruppe von Trappern zu dem in den Rocky Mountains gelegenen Silbersee sowie die Verfolgung einer Gruppe Schurken unter ihrem Anführer Brinkley, auch der „rote Cornel“ genannt. Der Roman hat mehrere simultane Handlungsstränge, die sich schließlich am titelgebenden Silbersee verknüpfen und wieder auflösen.

In seinem Spätwerk löste May sich von der Abenteuerschriftstellerei und schrieb symbolische Romane mit weltanschaulich-religiösem Inhalt und pazifistischer Tendenz. Von späteren Lesern wurden diese Romane oder doch einige ihrer dominierenden Stilzüge als dem Surrealismus nahestehend empfunden. Die späten Werke Ardistan und Dschinnistan (1909), Und Friede auf Erden (1904) sowie vor allem Winnetou IV (1910) gelten als seine literarisch belangvollsten Werke, wenngleich es an kritischen Stimmen nicht mangelt, die darin eine Verirrung sehen. Große Bedeutung hatte im Zusammenhang dieser letzten literarischen Entwicklungsstufe die Freundschaft mit dem Jugendstilmaler und Bildhauer Sascha Schneider. Schneider schuf neben einer Serie von Deckelillustrationen für die Bände Karl Mays auch ein großes Wandgemälde (Der Chodem) für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul. Er selbst betonte immer wieder die Wichtigkeit seines Spätwerks.

Werke

May schrieb seine Erzählungen und Romane auch unter mehreren Pseudonymen, unter anderem: Capitain Ramon Diaz de la Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl Lautréaumont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer und Richard Plöhn. Die meisten der pseudonym oder anonym erschienenen Texte sind inzwischen eindeutig zugeordnet.

Eine Lesereihenfolge kann man nicht endgültig festlegen, weil May sich selbst ständig in chronologische Widersprüche verwickelt hat. Großteils sind diese Anachronismen der (schlecht redigierten) Übernahme älterer Texte in die Buchausgaben geschuldet.

Reiseerzählungen

Unter dem Titel Carl May's Gesammelte Reiseromane bzw. später Karl May’s Gesammelte Reiseerzählungen erschienen von 1892 bis 1910 33 Bände im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld. Zu den bekanntesten Titeln dieser Reihe gehören der Orientzyklus (Band 1–6) und die Winnetou-Trilogie (7–9). Dabei wurden von May selbst etliche frühere kurze Erzählungen – teilweise recht improvisiert – in die Bände integriert.

1.-6. Orientzyklus / Im Schatten des Großherrn
  1. Durch Wüste und Harem (1892), ab 1895 Durch die Wüste
  2. Durchs wilde Kurdistan (1892)
  3. Von Bagdad nach Stambul (1892)
  4. In den Schluchten des Balkan (1892)
  5. Durch das Land der Skipetaren (1892)
  6. Der Schut (1892)
7.–9. Winnetou I–III (1893), zeitweilig auch Winnetou der Rote Gentleman I-III
  7. Winnetou I
  8. Winnetou II
  9. Winnetou III
10. Orangen und Datteln (1893)
11. Am Stillen Ocean (1894)
12. Am Rio de la Plata (1894)
13. In den Cordilleren (1894)
14. Old Surehand I (1894)
15. Old Surehand II (1895)
16.–18. Im Lande des Mahdi I–III (1896)
19. Old Surehand III (1897)
20.–22. Satan und Ischariot I–III (1896/97)
23. Auf fremden Pfaden (1897)
24. „Weihnacht!“ (1897)
26. Im Reiche des silbernen Löwen I (1898)
27. Im Reiche des silbernen Löwen II (1898)
25. Am Jenseits (1899)
28./29. Im Reiche des silbernen Löwen III–IV (1902/03)
30. Und Friede auf Erden! (1904)
31./32. Ardistan und Dschinnistan I–II (1909)
33. Winnetou IV (1910)

Auf dieser Edition beruht die Reihe Karl May's Illustrierte Reiseerzählungen (ab 1907), welche von Karl May selbst nochmals überarbeitet wurde und als "Ausgabe letzter Hand" gilt. Sie enthält allerdings nur die ersten 30 Bände mit z. T. anderer Nummerierung.

Nach der Gründung des Karl-May-Verlages 1913 wurden innerhalb der neuen Reihe „Karl May's Gesammelte Werke“ viele Bände – teilweise einschneidend – überarbeitet, erhielten neue Titel oder wurden sowohl bearbeitet, als auch mit neuen Titeln versehen. Des Weiteren wurden Werke, die in anderen Verlagen als dem Fehsenfeld-Verlag erschienen waren, nun den Gesammelten Werken angeschlossen (ab Band 35). Für die Bearbeitungen siehe den Artikel: Karl-May-Verlag oder - wenn vorhanden - die jeweiligen Artikel zu den Texten.

Jugenderzählungen

Die Jugenderzählungen entstanden in der Zeit von 1887 bis 1897 für die Zeitschrift Der Gute Kamerad. Sie wurden von Karl May extra für jugendliche Leser geschrieben. Old Shatterhand ist hier im Unterschied zu den Reiseerzählungen nicht der Ich-Erzähler. Nach Mays Tod wurden die Jugenderzählungen in leicht bearbeiteter Form in die Gesammelten Werke integriert. Im weitesten Sinn sind auch die beiden Frühwerke Im fernen Westen und Der Waldläufer zu den Jugenderzählungen zu zählen, diese erfüllen aber nicht den hohen pädagogischen Anspruch der anderen acht Erzählungen.

Im fernen Westen (1879; = 2. Fassung der Erzählung Old Firehand von 1875; Karl May bildete daraus 1893 den 2. Teil von Winnetou II)
Der Waldläufer (1879)
Der Sohn des Bärenjägers (1887), 1890 im Union-Verlag Die Helden des Westens
Der Geist des Llano estacado (1888), 1890 im Union-Verlag Die Helden des Westens
Kong-Kheou, das Ehrenwort (1888/89), 1892 im Union-Verlag Der blaurote Methusalem
Die Sklavenkarawane (1889/90), 1893 im Union-Verlag
Der Schatz im Silbersee (1890/91), 1894 im Union-Verlag
Das Vermächtnis des Inka (1891/92), 1895 im Union-Verlag
Der Oelprinz (1893/94), 1897 im Union-Verlag (seit 1905 Der Ölprinz)
Der schwarze Mustang (1896/97), 1899 im Union-Verlag

Siehe Karl-May-Verlag für dessen Ausgaben.

Lieferungsromane und -Werke

Unter Lieferungsromane werden zumeist die Kolportageromane Mays zusammengefasst, die Karl May für den Verlag H. G. Münchmeyer schrieb. Allerdings werden hier oft auch andere Romane Mays eingeordnet, die in Fortsetzungen (Lieferungen) erschienen sind und Motive der Trivialliteratur aufgreifen. Nach Mays Tod wurden die Lieferungsromane in meist stark bearbeiteter Form in die Gesammelten Werke aufgenommen.

Der beiden Quitzows letzte Fahrten (1876/77)
Auf hoher See gefangen (1877/78), auch Auf der See gefangen
Scepter und Hammer (1879/80)
Die Juweleninsel (1880–82)
Das Waldröschen (1882–84)
Die Liebe des Ulanen (1883–85)
Der verlorne Sohn (1884–86)
Deutsche Herzen – Deutsche Helden (1885–88)
Der Weg zum Glück (1886–88)
Da die Lieferungsromane oftmals mehrere tausend Seiten umfassten, sind sie in späteren Buchausgaben auf mehrere Bände verteilt.
Die einzelnen Titel sind von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Eine vergleichende Übersicht gibt es hier.
Das Buch der Liebe (1875-76)
Hierbei handelt es sich um ein Lieferungswerk im Auftrag von Münchmeyer. Karl May arbeitete das von der Zensurbehörde verbotene Aufklärungsbuch „Die Geschlechtskrankheiten des Menschen und ihre Heilung“ um, schwächte heikle Stellen ab und verbrämte den ursprünglichen Titel mit einer weitgefassten Perspektive des Phänomens Liebe.

Sonstige Werke

Zu Karl Mays sonstigen Werken zählen vor allem Erzählungen. Neben exotischen Schauplätzen nutzte Karl May besonders in den frühen Erzählungen heimatliche Handlungsorte wie das Erzgebirge (z. B. Die Rose von Ernstthal (1874)). Eine Reihe früher Erzählungen handelt von „Dem Alten Dessauer“, Leopold I. (1676-1747), Fürst von Anhalt-Dessau (z. B. Ein Stücklein vom alten Dessauer (1875)). Seine erste außereuropäische Erzählung, Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling (1875), enthält bereits die Vorversion der Winnetou-Figur.

Außerdem gehören zu den sonstigen Werken Belehrendes (Geographische Predigten (1875-76)), Gedichte (Himmelsgedanken (1900)), Essays (z. B. Briefe über Kunst (1906-07)), ein Drama (Babel und Bibel (1906)), autobiographische Texte (Mein Leben und Streben (1910), Meine Beichte), verschiedene Prozess- und Verteidigungsschriften sowie einige Kompositionen (z. B. Ave Maria und Vergiss mich nicht, gesammelt in Ernste Klänge (1898)).

Nach Mays Tod erfolgten Veröffentlichungen aus seinem Nachlass: Fragmente von Erzählungen und Dramen, Gedichte, sein Bibliotheksverzeichnis und vor allem Briefe.

Buchausgaben

Gesammelte Reiseerzählungen, Band 23 von 1897

Die erste Buchausgabe eines May-Textes ist für 1879 belegt [9], doch bis 1892 schrieb May vorwiegend für Zeitschriften. Erst mit dem Erscheinen der Gesammelten Reiseerzählungen (anfangs Gesammelte Reiseromane) im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld erschloss May ein größeres Lesepublikum. In dieser Edition erschienen insgesamt 33 Bände, von denen etliche von May bearbeitete Zeitschriftentexte waren. Einige – wie beispielsweise Winnetou I und Old Surehand wurden auch direkt für diese Ausgabe geschrieben. Parallel dazu entstand in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft eine illustrierte Buchausgabe mit Karl Mays Jugenderzählungen, die zuvor in der Zeitschrift Der gute Kamerad erschienen waren. Dazu gehörten Der Schatz im Silbersee oder auch Der Sohn des Bärenjägers. Auch die Kolportageromane erschienen – allerdings erst nach der Jahrhundertwende – in Buchform. Gegen diese Ausgabe hat May heftig prozessiert. Einige Erzählungen sind in Anthologien erschienen, außerhalb von Karl May’s Gesammelten Reiseerzählungen z. B. in Die Wüstenräuber (1885), Die Rose von Kaïrwan (1894), Humoresken und Erzählungen (1902) und Erzgebirgische Dorfgeschichten (1903).

Buchausgabe des Fischer Verlages von 1902

Der Karl-May-Verlag wurde am 1. Juli 1913 von Klara May (der Witwe des Autors), Friedrich Ernst Fehsenfeld (dem Hausverleger Karl Mays) und dem Juristen Dr. Euchar Albrecht Schmid gegründet. Ihnen gelang es, alle Rechtsstreitigkeiten (u. a. wegen der Kolportageromane) beizulegen und die Rechte an den Jugenderzählungen und den Kolportageschriften zu erwerben. Überarbeitungen dieser Texte wurden an die existierende Reihe der Gesammelten Reiseerzählungen angehängt, die in Gesammelte Werke umbenannt wurde. Bis 1945 wuchs die Reihe auf 65 Bände an. Der Verlag verlegt bis heute nahezu ausschließlich die Werke Karl Mays sowie Sekundärmaterialien. Neben den Gesammelten Werken (den klassischen Grünen Bänden) gibt er auch ein umfangreiches Reprintprogramm heraus.

Da die rechtliche Schutzfrist für Mays Werke im Jahr 1963 verfiel, werden sie seither auch von anderen Verlagen veröffentlicht. Der Karl-May-Verlag hat jedoch lange Zeit mit allen juristischen Mitteln versucht, seine dominierende Stellung gegenüber allen Konkurrenten zu bewahren. Zugute kam ihm dabei oftmals, dass zwar die Rechte an den Originaltexten frei wurden, die Bearbeitungen aber noch schutzwürdig waren. Eine Tatsache, die von vielen konkurrierenden Verlagen – oft aus Unkenntnis – nicht beachtet wurde.

Seit 1987 erscheint eine auf 120 Bände ausgelegte historisch-kritische Ausgabe, die von Hermann Wiedenroth (eine Zeit lang zusammen mit Hans Wollschläger) herausgegeben wird. Diese philologisch zuverlässige Ausgabe bemüht sich um den Abdruck des authentischen Wortlauts in den Erstausgaben und, wo möglich, auch in den Autorhandschriften und gibt Auskunft über die Textgeschichte. Sie war von – letzten Endes vergeblichen – Bemühungen des Karl-May-Verlages begleitet, den Konkurrenten mit juristischen Mitteln zu behindern und ihm die Kritik an den Gesammelten Werken zu verbieten. Nach den jahrelangen Auseinandersetzungen und den mehrmaligen Verlagswechseln sieht die Fortführung folgendermaßen aus: Die Karl-May-Gesellschaft stellt die Texte, der Karl-May-Verlag kümmert sich um die Herstellung, während die Karl-May-Stiftung (bzw. das Karl-May-Museum) den Vertrieb übernimmt.

Der Weltbild-Verlag hat eine illustrierte Ausgabe in 92 Bänden veröffentlicht, die als die beste verfügbare, annähernd vollständige Ausgabe gilt. Weitere umfangreiche Editionen gab es von Bertelsmann (Lesering; 30 Bände, stark bearbeiteter Text; Auswahl), Verlag Manfred Pawlak (74 Bände; unbearbeitet, aber unvollständig) und Verlag Neues Leben (66 Bände, orthographisch modernisierter Originaltext; Edition durch Verlagsinsolvenz abgebrochen). Die Karl-May-Gesellschaft veröffentlicht eine Reprint-Reihe, die vornehmlich Karl Mays Zeitschriften-Veröffentlichungen wieder zugänglich macht.

Museen und Vereine

Radebeul

Villa „Shatterhand“
„Villa Bärenfett“

In Radebeul wurde am 1. Dezember 1928 in der „Villa Bärenfett“ ein Karl-May-Museum eröffnet, seit 1985 wird auch Karl Mays Wohnhaus „Villa Shatterhand“ für das Museum genutzt. Neben Mays erhaltener Bibliothek, die auf Antrag zu Forschungszwecken genutzt werden kann, sind auch original wieder hergerichtete Räume Teil der Ausstellung. Unter anderem sind auch die Nachbauten der Waffen „Henrystutzen“, „Bärentöter“ und „Silberbüchse“, sowie eine Büste von Winnetou ausgestellt.

In der hinten im Garten stehenden „Villa Bärenfett“ von dem Radebeuler Architekten Max Czopka ist heute ein Indianermuseum zur Geschichte und zum Leben der nordamerikanischen Indianer untergebracht. Der Grundstock der Indianer-Sammlung wurde von Karl May selbst gelegt und durch seine Witwe Klara May ergänzt. Der größte und bedeutsamste Teil stammt von Patty Frank (eigentlich Ernst Tobis), der seine vollständige Sammlung zur Verfügung stellte, im Gegenzug Kustos des Museums wurde und in der Villa Bärenfett kostenfrei bis zu seinem Tode wohnen durfte. Das „Kaminzimmer“ der Villa Bärenfett dient auch als Veranstaltungsort.

Hohenstein-Ernstthal

In Hohenstein-Ernstthal befindet sich das unter Denkmalschutz stehende Karl-May-Haus, in dem Karl May am 25. Februar 1842 geboren wurde. An dem etwa 300 Jahre alten Weberhaus wurde 1929 eine Erinnerungstafel für den berühmtesten Sohn der Stadt angebracht. Im Zuge der May-Renaissance in der DDR wurde es 1985 Gedenkstätte und Museum in Trägerschaft der Stadtverwaltung und wird inzwischen von dem Historiker André Neubert geleitet, dem ein Wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz von Dr. Christian Heermann beratend zur Seite steht. Neben der Dauerausstellung zu Mays Biografie gibt es ebenfalls wieder hergerichtete Räume, so eine Weberstube, und eine große Sammlung an fremdsprachigen Ausgaben zu sehen.

Zu dem Komplex gehört neben dem eigentlichen Geburtshaus auch eine Begegnungsstätte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der jährlich zwischen dem 25. Februar und dem 30. März eine große Sonderausstellung und über das Jahr verteilt kleinere Ausstellungen gezeigt werden. In der Begegnungsstätte finden regelmäßig öffentliche Vorträge statt und der Wissenschaftliche Beirat des Museums tagt dort. Bestandteil der Ausstellung ist auch das erhaltene Arbeitszimmer von Werner Legère, dessen Nachlass im Karl-May-Haus aufbewahrt wird. Gegenüber dem Karl-May-Haus (und neben der Begegnungsstätte) existiert seit Sommer 2006 ein öffentlich zugängliches Lapidarium.

Am 25. Februar 1992, zum 150. Geburtstag des Dichters, wurde auf dem Neumarkt eine Karl-May-Büste des Berliner Bildhauers Wilfried Fitzenreiter mit einer Feierstunde unter großer öffentlicher Beteiligung eingeweiht.

In Hohenstein-Ernstthal sind alle erhaltenen May-Stätten mit Erinnerungsplaketten versehen. Außerhalb der Stadt liegt die „Karl-May-Höhle“, in der Karl May während seiner wilden Jahre zeitweise Unterschlupf fand.

Das im Jahr 2007 umbenannte Grundschulzentrum der Stadt Hohenstein-Ernstthal trägt den Namen Karl-May-Grundschule. Sie ist damit deutschlandweit die einzige Schule mit dem Namenspatron May.

Vereine

Neben den Museen gibt es auch verschiedene Arbeits- oder Freundeskreise, die sich mit Karl May befassen und oft öffentlich mit Veranstaltungsreihen auftreten. Der größte Verein ist die Karl-May-Gesellschaft mit knapp 1800 Mitgliedern. Weitere Vereine gibt es im Umfeld der beiden Museen (Förderverein Karl-May-Museum Radebeul; Förderverein Karl-May-Haus) und – ohne konkreten Bezugspunkt – in Wien, Cottbus, Leipzig, Stuttgart und Berlin.

Während viele der oben genannten Vereine eigene Publikationen herausgeben (Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft, Karl-May-Haus Information, Der Beobachter an der Elbe, Wiener Karl-May-Brief, Karl May in Leipzig), besteht das Karl-May-Magazin "Karl May & Co." unabhängig davon.

Die Breitenwirkung von Karl May

Indianer im Karl-May-Museum

Karl May zählt seit mehr als einhundert Jahren zu den meistgelesenen Schriftstellern auf der Welt. Sein Werk wurde in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Die Weltauflage liegt bei mehr als 200 Millionen Bänden (davon ca. 100 Millionen in Deutschland). Große Popularität haben seine Bücher noch jetzt in vielen Ländern wie Tschechien, Ungarn, Bulgarien, den Niederlanden, Mexiko und sogar Indonesien. Die ersten Übersetzungen entstanden bereits in den 1880er-Jahren (französisch) und die neuesten stammen aus den letzten Jahren (Vietnam). Darunter sind Sprachen wie Esperanto oder Volapük.

Ganze Generationen bezogen ihr Bild von den Indianern oder dem Orient aus seinen Werken.

Einen erneuten Aufschwung erfuhr Karl May im Zuge der Karl-May-Filme der 1960er-Jahre mit Lex Barker, Pierre Brice und anderen. Obwohl erste Verfilmungen bereits in den 1920er-Jahren als schwarz-weiß Stummfilme, 1936 mit Durch die Wüste der erste Tonfilm und 1958 mit Die Sklavenkarawane der erste Farbfilm erschienen waren, gelang es erst 1962 dem Film „Der Schatz im Silbersee“ das Publikum zu begeistern, und das, obwohl Film und Buch fast nichts gemeinsam haben. Eine Reihe weiterer Filme entstand in den Folgejahren. In der Folgezeit wurden Karl Mays Werke auch fürs Fernsehen adaptiert. Großer Beliebtheit erfreute sich die 2001 erschienene Karl-May-Film-Parodie Der Schuh des Manitu. Dabei werden allerdings weniger die Bücher als vielmehr die berühmten Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker parodiert.

Auch Karl May und sein Leben waren Basis für Verfilmungen, so in Freispruch für Old Shatterhand (1965), Karl May (1974) sowie in einer sechsteiligen Fernsehserie Karl May (1992).

Im Zuge des Erfolges der Karl-May-Filme entstanden auch einige Comics nach Motiven von Karl May. Am erfolgreichsten waren dabei die Adaptionen von Helmut Nickel, die im Walter Lehning Verlag erschienen. Kurios zu nennen ist hier die flämische Comicreihe „Karl May“, die außer den Hauptcharakteren sehr wenig gemeinsam hat mit der Romanvorlage, aber die dennoch in den Jahren 1962 bis 1985, in denen sage und schreibe 87 Folgen erschienen, einigen Erfolg kannte. Diese Reihe erschien bei den im niederländischsprachigen Raum sehr bekannten Verlag „Standaard Uitgeverij“ beim „Studio Vandersteen“.

Inzwischen liegen über 300 deutschsprachige Hörspielbearbeitungen vor. Die ersten entstanden dabei bereits in den 1920er/1930er-Jahren; die neuesten Produktionen erscheinen in diesem Jahr.

Verschiedene Romanbearbeitungen werden seit den 1940er-Jahren auch auf Freilichtbühnen aufgeführt. Die bekanntesten Inszenierungen sind die jährlich stattfindenden Karl-May-Festspiele in Elspe sowie in Bad Segeberg. Auch die in Radebeul beheimateten Landesbühnen Sachsen führen regelmäßig Stücke nach Karl May auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz auf. Insgesamt wurden allein 2006 auf 14 Bühnen Stücke nach Karl May aufgeführt.

Eine besondere Ehrung wurde Karl May im Jahr 1987 zuteil, als aus Anlass seines 75. Todestages eine Briefmarke mit seiner berühmtesten Figur, Winnetou, erschien. Derzeit gibt es von einem privaten Postdienstleister auch eine Karl-May-Marke.

Arno Schmidt und Debatte zu "Sitara und der Weg dorthin"

Der Schriftsteller Arno Schmidt beurteilte 1963 in seinem Werk Sitara und der Weg dorthin Karl May als einen "unterschichtigen" Homosexuellen. Schmidt griff diese von dem US-Amerikaner Paul Elbogen formulierte These auf. Schmidt verweist auf die penetrante Waffensymbolik, die Vorliebe für sadistische Szenen, auf die erotisch-liebevolle Darstellung der indianischen Edelmenschen, auf die Darstellungsweise der nächtlichen oder gemeinsamen Ritte sowie auf die unausbleiblichen Transvestiten (Tante Droll, Hobble Frank oder Langer Davy) in den Romanen von Karl May.[10] Außerdem hebt Schmidt die erotischen und phallischen Motive auf den Titelvorlagen Sascha Schneiders hervor, die umso erstaunlicher sind, als Schneider seinen Freund May niemals über seine homosexuelle Orientierung im Unklaren ließ. [11]

Während Schmidts Thesen von der damaligen "bürgerlichen" Karl-May-Forschung in den 1960er/1970er Jahren relativiert oder ignoriert wurden, hatten sie großen Einfluss auf die filmischen Interpretationen (Hans-Jürgen Syberberg) und auf die Integration der May-Werke in den akademischen Literaturkanon.[12] [13] Gleichwohl gilt heute die eher im Untergrund fortwirkende Hauptthese Schmidts, May sei latent homosexuell gewesen, in der ernsthaften May-Forschung als widerlegt.[14]

Kopien und Parodien

Bereits zu Lebzeiten wurde May parodiert oder unverhohlen kopiert. Noch heute erscheinen neue Romane mit seinen Helden. Bekannt wurden die Fortsetzungen von Franz Kandolf, Edmund Theil, Friederike Chudoba, Jörg Kastner, Heinz Grill, Otto Emersleben, Thomas Jeier, Jutta Laroche und Reinhard Marheinecke. Es gibt inzwischen auch verschiedene Romane mit oder um Karl May, beispielsweise Karl May und der Wettermacher von Jürgen Heinzerling, Old Shatterhand in Moabit von Walter Püschel, Swallow, mein wackerer Mustang von Erich Loest und Vom Wunsch, Indianer zu werden. Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete von Peter Henisch. Erwähnenswert ist ferner der Kinofilm "Der Schuh des Manitu" (2001) von Michael Herbig alias "Bully", der als einer der erfolgreichsten deutschen Filme seit Ende des Zweiten Weltkrieges gilt.

Siehe auch

Literatur

  • Claus Roxin et al. (Hrsg.): Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft. Husum seit 1970. (Volltextausgabe bis Jahrgang 2003 im Internet)
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Karl May. Verlag text + kritik. München 1987. ISBN 3-88377-180-5
  • Harald Eggebrecht (Hrsg.): Karl May der sächsische Phantast. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-596-26873-7
  • Hanswilhelm Haefs: Karl Mays „Waldläufer". Spurensuche in Mexiko. Karl-May-Gesellschaft. Berlin 1989
  • Christian Heermann: Winnetous Blutsbruder. Karl-May-Biografie. Karl-May-Verlag. Bamberg 2002. ISBN 3-7802-0161-5
    vgl. auch: ders. Der Mann, der Old Shatterhand war. Eine Karl-May-Biographie. Berlin DDR (Verlag der Nation) 1988. ISBN 3-373-00258-3
  • Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Stahlberg. Karlsruhe 1963.
  • Dieter Sudhoff und Hans-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Karl-May-Chronik. (5 Bde. + Begleitbuch). Karl-May-Verlag. Bamberg 2005-2006. ISBN 3-7802-0170-4
  • Helmut Schmiedt: Karl May. Leben, Werk und Wirkung. Athenäums Programm. 3. Auflage. Hain, Frankfurt am Main 1992, 303 S., ISBN 3-445-04774-X
  • Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. 2. erweiterte und bearbeitete Auflage. Königshausen & Neumann. Würzburg 2001. ISBN 3-8260-1813-3
  • Herbert Wagner (Hrsg.): Traumreisen im Kopf. Über geographische Schauplätze bei imaginären Reisen in der Abenteuerliteratur Karl Mays. urbs et regio - Kasseler Schriften zur Geographie und Planung Bd. 66, Universität Kassel. Kassel 1997. ISBN 3-88122-906-X.
  • Hermann Wohlgschaft: Karl May – Leben und Werk. 3 Bde.. Bücherhaus, Bargfeld 2005. ISBN 3-930713-93-4
  • Pete Wolf: Karl May in „Ost" und „West". Zur May-Rezeption in CSSR, Ungarn, Polen und anderen Ländern. A. d. Engl. u. mit Anm. und Anh. v. Hanswilhelm Haefs. Karl-May-Gesellschaft. Berlin 1988
  • Hans Wollschläger: Karl May: Grundriß eines gebrochenen Lebens. Diogenes, Zürich 1965. 2. Aufl. 1976. 3. Aufl. Wallstein. Göttingen 2004. ISBN 3-89244-740-3
  • Michael Petzel / Jürgen Wehnert: Das neue Lexikon rund um Karl May - Leben, Bücher, Filme, Fans, Lexikon Imprint Verlag (2002) - ISBN 3-89602-509-0
  • Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Saur. München, London, New York, Paris 1989. ISBN 3-598-07258-9

Weblinks

Weblinks zum literarischen Werk

Museen

Verwertung

Sonstige Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl May: Mein Leben und Streben, 1910, S. 16
  2. Erich Schwinge: Karl Mays Bestrafung wegen Amtsanmaßung (Fall Stollberg). In: Fritz Maschke: Karl May und Emma Pollmer. Die Geschichte einer Ehe, Bamberg 1973, S. 130-136
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 187.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 221f.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 232 u.a.
  6. Zettelnotiz; zitiert nach „In fernen Zonen“, Karl-May-Verlag, 1999 S. 42
  7. Bartsch/Wollschläger: Karl Mays Orientreise 1899/1900. In: Karl May: „In fernen Zonen“, Karl-May-Verlag, 1999, S. 42
  8. Heermann: Winnetous Blutsbruder, S. 425 ff.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 246 und S. 256
  10. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seite 495/496
  11. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seite 497/498
  12. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seite 497/498
  13. Eggebrecht, Harald, Karl May, der sächsische Phantast, Studien zu Leben und Werk, Frankfurt 1987
  14. im Grunde seit Heinz Stolte und Gerhard Klußmeier: Arno Schmidt & Karl May. Eine notwendige Klarstellung, Hamburg 1973

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