- Zeche Pluto-Wilhelm
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Die Zeche Pluto war ein Steinkohlebergwerk in Wanne-Eickel, heute ein Stadtteil von Herne.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Grubenfelder auf denen vor 1850 erste Probebohrungen durchgeführt wurden hießen St. Remigius und St. Nikolaus. Der Feldbesitz lag zunächst bei dem Schwelmer Freiherr Levin von Elverfeldt und beim Opherdicker Kammerherr von Lillien. Der Essener Bergassessor Heinrich Thies warb 1856 durch Anzeigen in Zeitungen und Handschreiben an bekannte Investoren zur Gründung einer Aktiengesellschaft. Zur Sicherheit der Geldgeber ließ Thies ein geologisches Gutachten von dem Berggeschworenen Karl Barth anfertigen. Das positive Gutachten und die Nähe zur 1845 eröffneten Stammstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft veranlasste die Investoren 1600 Aktien zu je 500 Taler zu zeichnen. Am 10. Juli 1856 konstituierte sich die Aktiengesellschaft und damit die Zeche Pluto auf einer Gründungsversammlung in Essen. Unter anderen beteiligte sich der Essener Jurist und Reichstagsabgeordnete Friedrich Hammacher an der Gesellschaft.
Die Schächte Thies und Wilhelm
1857 begannen die Abteufungsarbeiten an einem ersten Schacht, den nach dem Gründer Schacht Thies genannt wurde. Am 21. Dezember 1858 wurden bei 149,34 Meter Teufe die Steinkohle führenden Schichten erreicht. Am 4. August 1859 kam es zu einer Methangasexplosion, die zwei Todesopfer forderte. Die Arbeiten an dem Schacht wurden aber fortgesetzt und eine zweite Sohle wurde bei einer Teufe von 243,9 Metern erreicht. Über dem Schacht wurde ein Malakoffturm errichtet in der eine Fördermaschine mit 120 PS ihren Dienst tat. 1861 wurde die Grube mit einem Gleis an die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft angebunden. Ab 1862 die Förderung aufgenommen und bereits drei Jahre später wurden 100.000 Tonnen Kohle gefördert.
Zur Verbesserung der Wetterhaltung wurde am 3. Mai 1873 mit der Teufe eines weiteren Schachtes begonnen. Bei der Wahl des Standortes waren die Nähe zur Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd und zum Rhein-Herne-Kanal wichtige Standortfaktoren. Der Schacht wurde nach dem damaligen deutschen Kaiser Wilhelm genannt. 1875 wurde ein weiterer Wetterschacht gegraben.
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte dann eine Erweiterung der bestehenden Schächte in zwei Doppelschachtanlagen (Schacht1/4 und Schacht 2/3). 1906 wurde mit Schacht 5 ein Wetterschacht eröffnet, dem 1908 ein weiterer Schacht folgte. Mit dem Förderschacht 7 war der maximale Ausbau erreicht. Auch die Tagesanlagen wurden zu dieser Zeit erweitert. Es entstand eine Anschlussbahn an den Bahnhof Herne und eine Ziegelei für den Zechen- und Wohnungsbau.
Am 10. Mai 1882 ereignete sich erneut ein Grubenunglück. Einer Schlagwetterexplosion erlagen 67 Bergleute.
Sol- und Thermalbad Wilhelmsquelle
Ab 1891 wurde auf der Zeche Pluto mit einer Pumpe Sole zu Tage gefördert. Das Sol- und Thermalbad Wilhelmsquelle mit zugehörigem Kurhotel wurde mit dieser Sole beliefert. Dieses Thermalbad wurde von einer eigenständigen Aktiengesellschaft betrieben und ging 1920 in den Besitz der Stadtwerke Wanne-Eickel über. Nach 1945 wurden die kriegszerstörten Gebäude mit finanzieller Unterstützung der Knappschaft neu errichtet und im Oktober 1949 in Betrieb genommen. Das Sol- und Thermalbad existiert bis heute. Als Rheumazentrum Ruhrgebiet wird es vom St. Josefs-Krankenhaus in Herne-Wanne betrieben.
Fusion mit dem Schalker Verein
Das Hüttenwerk Schalker Verein verfügte über keine eigene Kohle- und Koksreserven in unmittelbaren Nähe. 1899 erwirkte das Unternehmen eine Fusion mit der benachbarten Zeche Pluto.
Die Zeche hatte sich zum angehenden 20. Jahrhundert zu einer der ertragreichsten Bergwerke des Ruhrgebiets entwickelt. So förderte man im Jahre 1900 auf den Schächten Thies und Pluto 955.000 Tonnen Steinkohle. Nach der Fusion mit dem Schalker Verein wurde 1899 unweit des Schachtes Thies eine Kokerei zur Veredelung der geförderten Fettkohle errichtet. Diese wurde 1901 ausgebaut und bald wurde in 45 Koksöfen Koks gedrückt. Mit dem Bau einer Seilbahn wurde der Transport zu den Hochöfen des Schalker Vereins gewährleistet.
Gelsenkirchener Bergwerksaktiengesellschaft
Ab 1904 gab es erste Gespräche zwischen Emil Kirdorf von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG und den Vertretern der Zeche Pluto über eine Zusammenarbeit. Schon damals zeichnet sich eine Konzentration in der Bergwerks- und Montanindustrie ab. Die Fusion wurden dann 1907 erfolgreich vollzogen. Die Zeche Pluto war nun Teil der Gelsenkirchener Bergwerksaktiengesellschaft.
Während dieser unternehmerischen Umstrukturierung wurde die Zeche weiter ausgebaut. Schacht Thies erreichte einer Teufe von 704,5 Metern auf Sohle 7 und wurde zu dieser Zeit vollständig ausgemauert.
Vereinigte Stahlwerke AG
In einer Vorwegnahme der Weltwirtschaftskrise 1929 fielen die Preise für die Endprodukte der Montanindustrie massiv. Als direkte Folge erreichte 1926 die Konzentration in der Montanindustrie mit der Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG einen vorläufigen Höhepunkt. Die Bergbauaktivitäten der Vereinigte Stahlwerke waren in der „Hauptabteilung Bergbau der Vereinigten Stahlwerke AG“ mit Sitz in Essen gebündelt. Der Feldbesitz des größten Bergwerksunternehmen Europas umfasste 41 Zechen und 26 Kokereien, darunter auch die Zeche Pluto.
Aus Rationalisierungsgründen wurde die Förderung auf Schacht Wilhelm konzentriert. Der am konzerneigenen Hafen Grimberg am Rhein-Herne-Kanal gelegenen Schacht bot die besseren Voraussetzungen zum Abtransport der Kohlen.
Da auf der benachbarten Zeche Alma in Gelsenkirchen eine Zentralkokerei errichtet worden war, wurden am 29. Juni 1927 die Öfen der Kokerei über Schacht Thies aufgegeben. Auch die 1901 errichtete Seilbahn war nun überflüssig geworden und wurde abgebrochen. Die Schachtanlagen auf Pluto-Thies dienten fortan ausschließlich der Wetterung und Wasserhaltung.
Während des Zweiten Weltkrieg wurden auch auf der Zeche Pluto Zwangsarbeiter eingesetzt. Diese waren in einem Barackenlager oberhalb des Wetterschacht 5 untergebracht. Am 23. Februar 1945 wurde das Kriegsgefangenenlager bei einem alliierten Bombenangriff sehr stark zerstört. Bei dem Angriff fanden 125 Gefangene den Tod.
Nach dem zweiten Weltkrieg
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Vereinigten Stahlwerke zerschlagen. Die Förderung auf Zeche Pluto wurde trotz zerstörter Tagesanlagen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder aufgenommen. 1953 wurde über dem Schacht 3 von Pluto-Wilhelm ein neues Fördergerüst errichtet. Nach den Plänen der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer wurde ein modernes Doppelstrebenbockgerüst errichtet. Unternehmerisch gehörte die Zeche seit 1953 zur Rheinelbe Bergbau AG.
Im Zuge der ersten Kohlekrise 1967 kamen erste Pläne zur Stilllegung von Zeche Pluto auf. Trotz Feierschichten fanden die geförderten Kohlen keine Abnehmer und wurden auf Halde gelegt. Die Beschäftigten reagierten auf die Stilllegungspläne mit Protesten und Demonstrationen zum Erhalt des Bergwerks.
Mit Bildung de Ruhrkohle AG am 1. Januar 1969 wurden die Bergwerke Pluto und Consolidation zusammengefasst. Die Verbundanlage förderte 1970 mit 2.100 Mitarbeitern insgesamt 977.000 Tonnen Kohle, welche primär zur Feuerung von Kohlekraftwerken verwandt wurde.
Stilllegung und Folgenutzung
Am 31. März 1976 erfolgte die Stilllegung der Zeche Pluto, von der 1.650 Bergleute betroffen waren. Von der Zeche zeugt heute das unter Denkmalschutz stehende Fördergerüst und einige verbliebene Tagesanlagen. Zu dem Zeugnis historischer Industriekultur gehören die Schachthalle mit Hängebank, das westliche Fördermaschinenhaus mit einer Elektrofördermaschine und Förderseil sowie das östliche Fördermaschinenhaus.
Die verbliebene Tagesanlagen über Schacht Thies werden heute vom Technischen Hilfswerk Wanne-Eickel genutzt.
In den über Schacht Wilhelm verbliebenen Tagesanlagen befindet sich heute ein Teil des Grubenrettungswesens und der Grubenwehr der DSK.
Quellen
- "Wanner Jungs": www.Cranger-Tor.de. Erstelldatum unbekannt. Abgerufen am 16. Juli 2008. (deutsch)
- Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 1994, ISBN 978-3-7845-6994-9
Weblinks
- http://www.industriedenkmal.de/html/zeche_pluto.html
- http://www.cranger-tor.de/141.html
- http://www.rheumazentrumruhrgebiet.de/
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
51.5324637.142612Koordinaten: 51° 31′ 57″ N, 7° 8′ 33″ O
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