- Goldreserven
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Als Goldreserve werden nationale Goldbestände bezeichnet, die meist im Verantwortungsbereich einer Zentralbank oder eines Finanzministeriums stehen.
Inhaltsverzeichnis
Zweck nationaler Goldreserven
Der Zweck nationaler Goldreserven bestand früher zumeist in der Deckung von Währungen (Goldstandard). Heute wird Gold vorwiegend als nationale Reserve für Krisenzeiten aufbewahrt. Der Staat kann durch Verkäufe des Goldes beispielsweise unerwartete Sonderausgaben bestreiten, und sich damit gegen Katastrophen absichern.
Die überwiegende Zahl der Notenbanken reduzierte ihre Goldbestände. Der Anteil der internationalen Goldreserven an den gesamten Währungsreserven ist in den letzten drei Jahrzehnten durch Verkäufe und eine geringere Bedeutung für die Währungssicherung von 60 Prozent 1980 auf zehn Prozent 2006 zurückgegangen.[1] Neben der abnehmenden Bedeutung von Goldreserven für das Vertrauen in die Notenbanken spielen vor allem zwei Gründe eine Rolle:
- Die Goldbestände werden nicht verzinst. Die Umschichtung der Goldbestände in verzinsliche Anlagen erhöht daher die Gewinne der Notenbanken
- In den Bilanzen der Notenbanken sind die Goldbestände mit den (niedrigen) Anschaffungskosten bilanziert. Der Verkauf zu den aktuell höheren Marktpreisen führt zu einem bilanziellen Gewinn
Da die Deutsche Bundesbank unabhängig ist, obliegt es ihr allein, ob sie einen Teil ihrer Reserven verkauft oder nicht. Jedoch haben sich die Länder mit den größten Goldreserven darauf geeinigt, nicht ohne Absprachen Gold auf den Markt zu bringen, um so den Goldpreis zu stabilisieren. Ein gleichzeitiger Verkauf der Goldreserven aller Notenbanken würde den Goldpreis zusammenbrechen lassen und der erzielte Erlös läge weit unter dem theoretischen Marktwert.
1999 schlossen in Washington D. C. 15 europäische Notenbanken (darunter auch die Europäische Zentralbank) das sogenannte Central Bank Gold Agreement (CBGA), in welchem die Volumina der Goldverkäufe bis zum Jahre 2009 geregelt sind. Das erste Abkommen CBGA I (1999-2004) erlaubte den Notenbanken pro Laufzeitjahr (jeweils beginnend am 27.September) den Verkauf von maximal 400 Tonnen. Im Rahmen von CBGA II (2004-2009) wurde die maximale Verkaufsmenge auf 500 Tonnen pro Laufzeitjahr angehoben. In dem 2009 auslaufenden Vertrag besitzt Deutschland eine Option auf einen Verkauf.[2]
Deutsche Goldreserven
Im Dezember 2008 besaß Deutschland 3.412,6 Tonnen Gold, die einem theoretischen Marktwert von 63,7 Milliarden Euro entsprachen. Zugrundegelegt wurde ein Preis von 18,66 Euro pro Gramm oder 580,4 Euro = 845 US-Dollar pro Feinunze. Der Goldanteil an den gesamten nationalen Devisenreserven lag Ende 2008 bei 64,4 Prozent (Ende 2000 = 36,0 Prozent). Das Edelmetall ist in Barren mit einer Größe von 12,5 Kilogramm gegossen und wird überwiegend außerhalb der Grenzen Deutschlands, wo es entstanden ist, gehalten: Deutsche Goldbarren lagern in einem Tresor bei der Federal Reserve Bank of New York, bei der Bank of England in London und der Banque de France in Paris.[3]
In den 1950er und 1960er Jahren waren der Bundesbank dort aufgrund deutscher Exportüberschüsse die Goldreserven von anderen Nationen übertragen worden. Wegen der hohen Transport- und Baukosten neuer Tresore lehnt es die Bundesbank aus betriebswirtschaftlichen Gründen ab, die Goldbarren nach Deutschland zu schaffen. Das Gold dient hauptsächlich der natürlichen Absicherung gegen starke Schwankungen des Dollarkurses an den Devisenmärkten: Verluste bei den Dollarbeständen können teilweise durch Gewinne auf die Goldbestände ausgeglichen werden und umgekehrt. Einnahmen erzielt die Bundesbank auch im Goldleihgeschäft. So verleiht sie deutsches Gold kurzfristig an international tätige Banken.[4] Dabei geht die Bundesbank das Risiko des Goldverlustes ein. Gold kann nicht insolvent gehen, Goldforderungen aber können notleidend werden.
Spekulationen, Deutschland könne nicht frei über das Gold verfügen oder die Reserven befinden sich nicht mehr in den Tresoren, wies die Deutsche Bundesbank zurück. 2004 sagte Hans-Helmut Kotz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank: Das Thema Gold ist mythisch überfrachtet. Das begünstigt offenbar das Entstehen gänzlich unplausibler Theorien.[3]
Goldreserven der Welt
Die weltgrößten Goldreserven besitzen die USA, gefolgt von Deutschland und dem Internationalen Währungsfonds. Teile der Goldvorräte der USA werden beispielsweise in Fort Knox gelagert. Der größte Teil des Goldes der USA lagert im Keller der Federal Reserve Bank von New York in Manhattan. Dort betreibt die US-Notenbank für rund 60 Staaten das mit 550.000 Barren größte Goldlager der Welt. Die weltweiten in Banken gelagerten Goldreserven belaufen sich auf etwa 30.000 Tonnen. Die gesamte, jemals geförderte Goldmenge wurde 2006 auf etwa 153.000 Tonnen geschätzt.[5]
Die größten Goldbestände befinden sich in privaten Händen. Beispielsweise wird geschätzt, dass sich in Indien etwa 13.000 Tonnen Gold in privatem Besitz befinden.[6] Der gesamte Goldbesitz aller Zentralbanken umfasste 2006 nur 19 Prozent der weltweit vorhandenen Goldmenge.[7] Global werden etwa 70 Prozent des Goldes durch Juweliere verarbeitet, elf Prozent wird in Industrie (vor allem Elektronik) und Medizin (Zahnheilkunde) verbraucht und 13 Prozent werden durch Banken und Privatanleger für monetäre Zwecke in Form von Münzen und Barren verwendet.[5]
Die Tabelle zeigt die Entwicklung der weltweiten offiziellen Währungs-Goldreserven von 1970 bis 2008 in Tonnen sowie den Goldanteil am Bestand der gesamten Devisenreserven 2008 in Prozent.[8]
Goldreserven in Tonnen und Goldanteil an den gesamten Devisenreserven Rang
(2008)Name 1970 1980 1990 2000 2008 Anteil
in %1 USA 9.839,2 8.221,2 8.146,2 8.136,9 8.133,5 76,5 2 Deutschland 3.536,6 2.960,5 2.960,5 3.468,6 3.412,6 64,4 3 IWF 3.855,9 3.217,0 3.217,0 3.217,3 3.217,3 ... 4 Frankreich 3.138,6 2.545,8 2.545,8 3.024,6 2.508,8 58,7 5 Italien 2.565,3 2.073,7 2.073,7 2.451,8 2.451,8 61,9 6 Schweiz 2.427,0 2.590,3 2.590,3 2.419,4 1.040,1 23,8 7 Japan 473,2 753,6 753,6 763,5 765,2 1,9 8 Niederlande 1.588,2 1.366,7 1.366,7 911,8 621,4 57,8 9 China ... 398,1 395,0 395,0 600,0 0,9 10 EZB ... ... ... 747,4 533,6 20.1 11 Russland ... ... ... 384,4 495,9 2,2 12 Taiwan 72,9 97,8 421,0 421,8 422,4 3,6 13 Portugal 801,5 689,6 492,4 606,7 382,5 85,9 14 Indien 216,3 267,3 332,6 357,8 357,7 3,0 15 Venezuela 341,2 356,4 356,4 318,5 356,4 23,4 16 Großbritannien 1.198,1 585,9 589,1 487,5 310,3 14,5 17 Libanon 255,5 286,8 286,8 286,8 286,8 28,4 18 Spanien 442,6 454,3 485,6 523,4 281,6 37,0 19 Österreich 634,2 656,6 634,3 377,5 280,0 41,9 20 Belgien 1.306,6 1.063,1 940,3 258,1 227,5 42,2 21 Algerien 170,1 173,6 159,9 173,6 173,6 2,9 22 Libyen 75,8 95,7 112,0 143,8 143,8 3,5 23 Saudi-Arabien 105,8 142,0 143,0 143,0 143,0 11,4 24 Schweden 177,8 188,8 188,8 185,4 139,5 9,0 25 Philippinen 49,8 59,7 89,8 224,8 138,1 9,4 26 Singapur ... ... ... 127,4 127,4 1,8 27 BIZ 250,6 234,6 242,6 199,2 125,0 ... 28 Südafrika 591,9 377,9 127,2 183,5 124,4 9,0 29 Türkei 112,9 117,2 127,4 116,3 116,1 3,6 30 Griechenland 103,5 119,3 105,8 132,6 112,7 93,1 31 Rumänien ... 115,5 68,7 104,9 103,7 6,5 32 Polen ... 23,6 14,7 102,8 103,0 3,4 33 Thailand 72,8 77,4 77,0 73,6 84,0 1,9 34 Australien 212,4 246,7 246,7 79,7 79,8 6,3 35 Kuwait 76,6 79,0 79,0 79,0 79,0 11,0 36 Ägypten 75,7 75,6 75,6 75,6 75,6 5,4 37 Indonesien 3,5 74,5 96,8 96,5 73,1 3,2 38 Kasachstan ... ... ... 57,2 71,9 8,1 39 Dänemark 57,4 50,7 51,3 66,6 66,5 5,3 40 Pakistan 48,5 56,6 60,6 65,0 65,3 24,8 41 Argentinien 124,2 136,0 131,7 0,6 54,7 2,9 42 Finnland 25,7 30,7 62,3 49,0 49,1 14,6 43 Bulgarien ... ... ... 39,9 39,8 5,2 44 UEMOA ... ... ... 32,9 36,5 8,4 45 Malaysia 42,6 72,2 73,1 36,4 36,4 0,8 46 Slowakei ... ... ... 40,1 35,1 4,6 47 Peru 35,3 43,5 68,7 34,2 34,7 2,5 48 Brasilien 40,2 58,3 142,1 65,9 33,6 0,4 49 Bolivien 11,3 23,6 27,8 29,2 28,3 9,1 50 Ukraine ... ... ... 14,1 26,4 1,9 51 Ecuador 17,0 12,9 13,8 26,3 26,3 9,8 52 Syrien 24,9 25,9 25,9 25,9 25,8 ... 53 Marokko 18,7 21,9 21,9 22,0 22,0 2,2 54 Nigeria 17,8 21,4 21,4 21,4 21,4 0,8 55 Weißrussland ... ... ... 1,2 20,4 10,2 56 Südkorea 3,0 9,3 10,0 13,7 14,3 0,1 57 Zypern 13,3 14,3 14,3 14,4 13,9 34,5 58 Tschechien ... ... ... 13,9 13,1 0,9 59 Niederländische Antillen 17,4 17,0 17,0 13,1 13,1 30,4 60 Jordanien 24,8 31,8 23,4 12,5 12,7 3,6 61 Serbien ... ... ... 14,2 12,5 2,2 62 Kambodscha ... ... ... 12,4 12,4 11,3 63 Katar 5,8 14,8 25,9 0,6 12,4 2,7 64 Laos ... ... 0,5 0,5 8,1 22,3 65 Lettland ... ... ... 7,7 7,7 3,3 66 El Salvador 15,4 16,0 14,6 14,6 7,3 7,0 67 CEMAC ... ... ... 7,1 7,1 1,2 68 Guatemala 15,5 16,2 6,4 6,7 6,9 3,4 69 Kolumbien 15,1 86,7 19,5 10,2 6,9 0,7 70 Mazedonien ... ... ... 3,5 6,8 7,3 71 Tunesien 3,9 5,8 5,8 6,8 6,8 2,0 72 Litauen ... ... ... 5,8 5,8 2,2 73 Irland 14,2 11,1 11,2 5,5 5,5 14,2 74 Sri Lanka ... 2,0 1,9 10,5 5,3 3,6 75 Mexiko 156,4 64,1 28,6 7,8 3,8 0,1 76 Bangladesch ... 1,7 2,5 3,4 3,5 1,5 77 Kanada 702,7 652,6 459,2 36,8 3,4 0,2 78 Slowenien ... ... ... 0,0 3,2 8,2 79 Aruba ... ... 3,1 3,1 3,1 13,1 80 Ungarn ... 64,4 9,3 3,1 3,1 0,3 81 Mosambik ... ... ... 2,2 3,0 4,2 82 Kirgisistan ... ... ... 2,6 2,6 5,4 83 Luxemburg 13,7 14,2 10,7 2,4 2,3 14,8 84 Albanien ... ... ... 3,5 2,2 2,4 85 Hongkong ... ... 7,1 2,1 2,1 0,0 86 Tadschikistan ... ... ... 0,2 2,1 0,3 87 Island 0,9 1,5 1,5 1,8 2,0 1,3 88 Papua-Neuguinea ... 1,8 2,0 2,0 2,0 1,8 89 Mauritius ... 1,2 1,9 1,9 1,9 2,3 90 Trinidad und Tobago ... 1,7 1,7 1,9 1,9 0,5 91 Jemen ... ... 1,6 1,6 1,6 0,5 92 Suriname 7,7 1,7 1,7 8,0 1,4 6,8 93 Kamerun ... 0,9 0,9 0,9 0,9 0,7 94 Honduras 0,1 0,5 0,5 0,7 0,7 0,7 95 Paraguay ... ... ... 1,1 0,7 0,6 96 Dominikanische Republik 2,7 4,1 0,6 0,6 0,6 0,6 97 Gabun ... ... 0,4 0,4 0,4 0,6 98 Mauretanien ... ... ... 0,4 0,4 3,9 99 Zentralafrikanische Republik ... 0,4 0,3 0,3 0,3 6,2 100 Tschad ... 0,4 0,3 0,3 0,3 0,7 101 Kongo, DR 44,3 9,3 3,4 0,0 0,3 0,2 102 Uruguay 143,5 106,4 74,5 33,6 0,3 0,1 103 Fidschi ... 0,3 0,0 0,0 0,2 ... 104 Estland ... ... ... 0,2 0,2 0,1 105 Chile 41,5 53,0 57,8 2,3 0,2 0,1 106 Malta 8,6 13,5 4,9 0,1 0,2 1,3 107 Costa Rica 1,9 2,7 0,3 0,1 0,1 0,0 Welt 36.606,7 35.836,3 35.582,1 33.059,9 29.697,1 Einzelnachweise
- ↑ Bank for International Settlements: Veränderte Zusammensetzung von Währungsreserven, von September 2006
- ↑ Erste Bank: Special Report Gold, Juni 2008
- ↑ a b Manager Magazin: Goldreserven – 3440 Tonnen mythische Fracht, vom 1. Juli 2004
- ↑ Wirtschaftswoche: Bundesbank – Deutsche Goldreserven unverkäuflich, vom 9. März 2009
- ↑ a b World Gold Council: Häufig gestellte Fragen über Gold (englisch)
- ↑ Bombay Stock Exchange: BSE review of markets 2004 (pdf)
- ↑ GoldSeiten.de: Erste Bank – Spezial Report Gold, vom 3. Mai 2007
- ↑ World Gold Council: World Gold Council Statistics (Registrierung und Login erforderlich)
Weblinks
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