- Iridium
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Eigenschaften Allgemein Name, Symbol, Ordnungszahl Iridium, Ir, 77 Serie Übergangsmetalle Gruppe, Periode, Block 9, 6, d Aussehen silbrig weiß CAS-Nummer 7439-88-5 Massenanteil an der Erdhülle 0,001 ppm[1] Atomar [2] Atommasse 192,217 u Atomradius (berechnet) 135 (180) pm Kovalenter Radius 141 pm Elektronenkonfiguration [Xe] 4f14 5d7 6s2 1. Ionisierungsenergie 880 kJ/mol 2. Ionisierungsenergie 1600 kJ/mol Physikalisch [2] Aggregatzustand fest Kristallstruktur kubisch flächenzentriert Dichte 22,56 g/cm3[3] Mohshärte 6,5 Magnetismus paramagnetisch (χm = 3,8 · 10−5)[4] Schmelzpunkt 2739 K (2466 °C) Siedepunkt 4701 K (4428 °C) Molares Volumen 8,52 · 10−6 m3/mol Verdampfungswärme 560 kJ/mol Schmelzwärme 26 kJ/mol Schallgeschwindigkeit 4825 m/s Elektrische Leitfähigkeit 19,7 · 106 A/(V · m) Wärmeleitfähigkeit 150 W/(m · K) Chemisch [2] Oxidationszustände −1, 0, 1, 2, 3, 4, 6 Normalpotential 1,156 V (Ir3+ + 3e− → Ir) Elektronegativität 2,20 (Pauling-Skala) Isotope Isotop NH t1/2 ZM ZE (MeV) ZP 189Ir 13,2 d ε 0,532 189Os 190Ir 11,78 d ε 2,000 190Os 191Ir 37,3 %
Stabil 192Ir 73,830 d β− 1,460 192Pt ε 1,046 192Os 192mIr 241 a IT 0,155 192Ir 193Ir 62,7 %
Stabil 194Ir 19,15 h β− 2,247 194Pt 195Ir 2,5 h β− 1,120 195Pt Weitere Isotope siehe Liste der Isotope NMR-Eigenschaften Sicherheitshinweise GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [5] Gefahr
H- und P-Sätze H: 228-319 EUH: keine EUH-Sätze P: 210-305+351+338 [5] Gefahrstoffkennzeichnung [6] Pulver
Leicht-
entzündlich(F) R- und S-Sätze R: 11 S: 9-16-29-33 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.Iridium ist ein chemisches Element mit dem Symbol Ir und der Ordnungszahl 77. Es zählt zu den Übergangsmetallen, im Periodensystem steht es in der Gruppe 9 (in der älteren Zählung Teil der 8. Nebengruppe) oder Cobaltgruppe. Das sehr schwere, harte, spröde, silber-weiß glänzende Edelmetall aus der Gruppe der Platinmetalle gilt als das korrosionsbeständigste Element. Unter 0,11 Kelvin wechselt es in den supraleitfähigen Zustand über.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Iridium (griech. ίριοειδής „regenbogenfarbig“ nach der Vielfarbigkeit seiner Verbindungen) wurde 1804 in London von Smithson Tennant zusammen mit Osmium entdeckt. Beim Auflösen eines Rohplatins in Königswasser befanden sich beide Platinmetalle im unlöslichen schwarzen Rückstand. Die Farbvielfalt der Iridiumsalze inspirierte Tennant zu dem Namen Iridium. Auch das „Urkilogramm“ sowie das „Urmeter“ bestehen aus einer Iridiumlegierung. Es wird seit 1898 in Paris im Bureau International des Poids et Mesures aufbewahrt.
Vorkommen
Iridium ist seltener als Gold oder Platin. Es ist nach Rhenium zusammen mit Rhodium und Ruthenium das seltenste nicht radioaktive Metall. Sein Anteil in der kontinentalen Erdkruste beträgt nur 1 ppb[7]. In der Natur tritt es elementar in Form von kleinen Körnern oder in Begleitung des Platins auf. Mit Osmium bildet es zwei natürlich vorkommende Minerale:
- Osmiridium, das zu 50 % aus Iridium, der Rest aus Osmium, Platin, Ruthenium und Rhodium besteht und
- Iridosmium, das sich zu 55–80 % aus Osmium und zu 20–45 % aus Iridium zusammensetzt.
Wichtige Vorkommen liegen in Südafrika, im Ural, Nord- und Südamerika, in Tasmanien, Borneo und Japan.
Freies Iridium ebenso wie andere Elemente der Platingruppe finden sich in Flusssanden. Daneben fällt Iridium bei der Verhüttung von Nickelerzen an.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Wegen seiner Härte und Sprödigkeit kann Iridium nur schwer bearbeitet werden. Bei Rotglut oxidiert es unvollständig zu schwarzem IrO2, das oberhalb 1140 °C wieder zerfällt. Auch ist Iridium wie Osmium in der Hitze und vor allem bei höherem Sauerstoffgehalt als Oxid IrO3 flüchtig. An kalten Stellen jedoch scheidet es sich im Gegensatz zum Osmium als Metall oder IrO2 wieder ab.
In der natürlich auftretenden Isotopenzusammensetzung ist Iridium nach Osmium das zweitdichteste Element. Das stabile Iridiumisotop 193Ir hat jedoch mit 22,65 g/cm3 die höchste Dichte aller nicht radioaktiven Isotope. Ob Iridium oder Osmium das dichteste Element darstellt, ist also Definitionssache. In der angelsächsischen Literatur gilt überwiegend Osmium als das dichteste Element.
Chemische Eigenschaften
In Mineralsäuren, auch in Königswasser, ist es beständig. In Chlorid-Schmelzen bei Gegenwart von Chlor wird es jedoch aufgelöst.
Isotope
Es gibt zwei natürliche Isotope von Iridium, 34 Radioisotope und 21 Kernisomere, wovon das Kernisomer 192m2Ir mit einer Halbwertszeit von 241 Jahren das stabilste ist. Es zerfällt durch innere Konversation zu 192Ir das mit73,831 Tagen Halbwertszeit das Isotop mit der längsten HWZ ist.192Ir zerfällt als Betastrahler zum Platinisotop 192mPt, die meisten anderen zu Osmium. Die restlichen Isotope und Kernisomere haben Halbwertszeiten zwischen 300 µs bei 165Ir und 11,78 Tagen bei 190Ir.
192Ir eignet sich durch die Aussendung von Gammastrahlung mit einer Energie von etwa 550 keV (Kiloelektronenvolt) auch in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung. Industrielle Röntgenanlagen erreichen eine maximale Energie von 450 keV. Bei Werkstücken mit einer Wandstärke von über 5 cm wird meistens auf Iridium zurückgegriffen.
Der Iridiumstrahler ist in etwa so groß wie ein Stecknadelkopf und in einem Behälter eingeschweißt. Der eingeschweißte Strahler wird wiederum in einem verschließbaren Arbeitsbehälter untergebracht, der zur Zurückhaltung der Gammastrahlung mit abgereichertem Uran ausgekleidet ist.
Die Arbeitsbehälter für Iridiumstrahler haben folgende Abmessungen: 20 cm lang, 10 cm breit und 15 cm hoch. Das Gewicht beträgt etwa 13 bis 20 kg, je nach Leistung. Sie sind somit für den mobilen Einsatz optimal geeignet.
Verwendung
Iridium ist oft Bestandteil von Legierungen, denen es Härte und/oder Sprödigkeit verleiht. Platin-Iridium-Legierungen setzt man bei Präzisionsmessungen, in der Medizin und dem Maschinenbau ein.
Weitere Verwendung findet es:
- als Bestandteil der Legierung des Ur-Kilogramms sowie des dritten Ur-Meters
- zur Umhüllung von Plutoniumdioxid in Isotopenbatterien
- in Form von Behältern und Tiegeln für Hochtemperaturanwendungen
- als elektrischer Kontakt
- in Schmuck als Platin-Iridium-Legierung (PtIr 800 und PtIr 900) für stark beanspruchte Teile (Trauringe, Krawattennadeln, Verschlüsse, Mechaniken und Federn)
- bei Zündkerzen-Elektroden
- in Schreibfedern vorne an der Spitze für Füllfederhalter wird meist eine Os/Ir-Legierung eingesetzt
- als Bestandteil von Kugelschreiberminen (Schreibkugel)
- in Legierung mit Platin als Zerstäuberspitze in der Flammen-Atomabsorptionsspektrometrie
- bei der Messung der Oberflächenspannung nach der Du-Noüy-Ringmethode, wo es in Legierung mit Platin wegen seiner optimalen Benetzbarkeit eingesetzt wird
- in Sputter-Targets zur Erzeugung von Elektronen ableitenden Beschichtungen von elektrischen Nichtleitern in der hochauflösenden Rasterelektronenmikroskopie
- in Form der UV-Schutzschicht auf hochwertigen Sonnenbrillen
- in Dentallegierungen
- zunehmende Bedeutung als Katalysator chemischer Reaktionen (industriell wichtiger Einsatz bei der Synthese der Essigsäure [Cativa-Prozess])
- wegen seiner hohen Dichte und seines hohen Schmelzpunktes als Target in der Kernphysik, beispielsweise zur Antiprotonenerzeugung im CERN[8]
KT-Impakt
Iridium kommt in verhältnismäßig hoher Konzentration in der Sedimentschicht vor, die das Zeitalter der Kreide vom Tertiär trennt und dient als wichtiger Beweis für einen großen Meteoriteneinschlag, der unter anderem die Dinosaurier ausrottete. Siehe auch Iridium-Anomalie und KT-Impakt (Kreide-Tertiär-Einschlag).
Sicherheitshinweise
Metallisches Iridium ist wegen seiner Beständigkeit ungiftig. Als Pulver oder Staub ist es leicht entzündlich, in kompakter Form nicht brennbar. Iridiumverbindungen müssen als toxisch eingestuft werden.
Verbindungen
Viele Iridiumsalze sind farbig: Mit Chlor bildet es olivgrünes Iridium(III)-chlorid oder dunkelblauschwarzes nicht ganz definiertes Iridium(IV)-chlorid. Mit Fluor reagiert es zu gelbem, leichtflüchtigen Iridium(VI)-fluorid beziehungsweise gelbgrünem Iridium(V)-fluorid.
Einzelnachweise
- ↑ Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
- ↑ Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Iridium) entnommen.
- ↑ J. W. Arblaster: Densities of Osmium and Iridium. In: Platinum Metals Review. 1989, 33, 1, S. 14–16 (Volltext).
- ↑ Weast, Robert C. (ed. in chief): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990. Seiten E-129 bis E-145. ISBN 0-8493-0470-9. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
- ↑ a b Datenblatt Iridium bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. April 2011.
- ↑ Eintrag zu Iridium in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 28. April 2008 (JavaScript erforderlich).
- ↑ David R. Lide (ed.): CRC Handbook of Chemistry and Physics, 85. Auflage, CRC Press, Boca Raton, Florida, 2005. Section 14, Geophysics, Astronomy, and Acoustics; Abundance of Elements in the Earth's Crust and in the Sea.
- ↑ CERN Neutrino Factory Working Group Technical Note princeton.edu, abgerufen am 1. Februar 2011
Literatur
- Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
- Hans Breuer: dtv-Atlas Chemie (Band 1), 9. Auflage, München 2000, ISBN 3-423-03217-0.
- M. Binnewies: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-0208-5.
- N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente, 1. Auflage, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9.
- Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente - das Periodensystem in Fakten, Zahlen und Daten, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
Weblinks
Wiktionary: Iridium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Iridium – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Feuergefährlicher Stoff
- Gruppe-9-Element
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