- Tabarz/Thüringer Wald
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Wappen Deutschlandkarte 50.87583333333310.515833333333400Koordinaten: 50° 53′ N, 10° 31′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Gotha Höhe: 400 m ü. NN Fläche: 21,15 km² Einwohner: 4.031 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 191 Einwohner je km² Postleitzahl: 99891 Vorwahl: 036259 Kfz-Kennzeichen: GTH Gemeindeschlüssel: 16 0 67 064 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Theodor-Neubauer-Park 1
99891 Tabarz/Thüringer WaldWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Klemm (SPD) Lage der Gemeinde Tabarz/Thüringer Wald im Landkreis Gotha Tabarz/Thür. Wald ist eine Gemeinde und ein Luftkurort im Landkreis Gotha in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Tabarz liegt im nordwestlichen Thüringer Wald am Fuße des Großen Inselsberges. Aus mehreren Quellen im Waldgebiet zwischen den Forstorten Kleiner Inselsberg und Tanzbuche bildet sich das Flüsschen Laucha. Der Lauchagrund mit seinen schattigen Wäldern, Höhlen und steil aufragenden Felspartien ist ein beliebtes Wandergebiet am Südrand der Gemeinde. Die Laucha fließt in der Ortslage Tabarz in einem auf weite Strecken durch Mauern gesicherten Bachbett nach Norden zu, der Hörsel entgegen und nimmt den aus dem Cabarzer Mühlengrund kommenden Mühlbach als linken Zufluss auf.
Geschichte
Bodenfunde im Umfeld der Burg Torstein bestätigen, dass bereits in frühgeschichtlicher Zeit in den Wäldern nördlich des Großen Inselsberges Menschen siedelten. Im Hochmittelalter wurden mindestens drei Burganlagen bei Tabarz angelegt, die Burg Torstein erhebt sich auf einem kleinen Felssporn des Kleinen Wagenberg, etwa 80 m über dem Lauchagrund. Sie liegt etwa 3 km südwestlich von Tabarz. Unmittelbar an der Burg Torstein führt eine zur Grenzwiese – Kleiner Inselsberg aufsteigende mittelalterliche Handelsstraße, die heutige L 1024, vorbei. An dieser Straße befanden sich weiterhin die nur etwa 1 km entfernten Burgen Stolzenburg und Leuchtenburg.[2] Der mühsame und oft gefahrvolle Weg über diese Handelsstraße war ein Anlass und Grundlage für die an einer Furtstelle sich herausbildenden Kleinsiedlungen Tabarz (Tannenfurte) und Cabarz.
Cabarz wurde erstmals 1397 erwähnt und gelangte 1400 in den Besitz des Klosters Reinhardsbrunn. Die Mehrzahl der Bewohner waren als Waldbauern tätig und rodeten die siedlungsnahen Waldflächen für die Anlage der Äcker und Weiden. Auch der Bergbau und das Köhler-Handwerk waren vertreten.
Um die Untermühle und ein dort entstandenes herzogliches Jagdhaus, das bereits 1562 die Braugerechtigkeit erhalten hatte, entwickelte sich der 1614 erstmals erwähnte Ortsteil Klein Tabarz. Ein Großbrand in Cabarz vernichtete den Baubestand des Ortes bis auf zehn Häuser. Weitere große Brände ereigneten sich in Groß Tabarz 1682 und 1821, in Cabarz 1839. Von Anbeginn waren die Orte durch Forst- und Viehwirtschaft, außerdem durch Kupfer- und Silberbergbau geprägt. Nach 1730 ging der Bergbau merklich zurück, an seine Stelle traten Produktion und Handel von Drillich, Korbwaren und Saatgut. Die einst ebenfalls vorhandenen Erwerbszweige der Leinenweberei und des Fuhrwesens kamen mit der Industrialisierung zum Erliegen. Viele Einwohner fanden danach durch Heimarbeit nur noch ein bescheidenes Auskommen, bevor der beginnende Urlauberverkehr ab 1875 und die Ansiedlung eigener Industrie nach 1900 zu einem Aufschwung der Orte führte.
Im Ortsteil Cabarz trifft man nahe der Kirche auf das Hauptgebäude einer Kürschnerei, diese hatte sich auf die Zucht und Verarbeitung von Silberfüchsen spezialisiert und besaß am Ortsrand noch ein Tiergehege für die Käfighaltung.
Cabarz hatte lange Zeit die größte Bedeutung unter den Orten, da dort die erste Schule und Kirche standen. Alle Einwohner des Tales waren hier eingepfarrt und eingeschult. Die Herausbildung der heutigen Gemeinde Tabarz geschah in drei Schritten. Bereits 1866 ging Nonnenberg in der Gemeinde Cabarz auf. Der Zusammenschluss von Klein-Tabarz und Groß-Tabarz zum Ort Tabarz wurde 1925 vollzogen. 1946 wurden Cabarz und Tabarz zum heutigen Tabarz vereinigt. Mit weiteren vier Gemeinden bildeten die vorgenannten Ortsteile 1975 den Gemeindeverband Tabarz.
Während des Zweiten Weltkriegs mussten seit 1941 mehr als 100 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter im Adloffwerk, bei der Firma Richard Engel und im Herzoglichen Forstamt Zwangsarbeit verrichten.[3]
Orgelbauer Knauf
Bemerkenswert ist die Erfolgsgeschichte der Familie Knauf aus Großtabarz. Johann Valentin Knauf, der Sohn eines Dielenschneiders (Schreiner), hatte auswärtig die handwerkliche Befähigung zum Orgelbau erworben und besaß seit 1789 ein Orgelbau-Privileg. Da in dieser Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg eine Vielzahl von Kirchen im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha neu erbaut oder repariert werden mussten, war die Familie Knauf mit Aufträgen wohl versorgt. In vier Generationen fertigten oder reparierten die Knaufs in Großtabarz und später auch in Zweigbetrieben in Bleicherode und Gotha nach Kundenwunsch konstruierte Orgeln über 100 Gotteshäuser.[4]
Politik
Gemeinderat
Kommunalwahl 2009Wahlbeteiligung: 58,5 %%605040302010055,3%31,2%13,5%Gewinne und VerlusteDer 2009 gewählte Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen:
Wappen
Blasonierung: „In Silber ein erhöhter Dreiberg, belegt mit einem silber bordierten grünen Herz, daraus wachsend eine silberne Tanne; auf dem Dreiberg seitlich je eine wachsende grüne Tanne, in der Mitte ein roter Sendemast mit Antenne und vier Querstäben.“
Das Wappen wurde 2008 vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet. Aus dem im Gewohnheitsrecht geführten Wappenbild wurden die Symbole Berg, Tannen, Herz und Turm zur Führung im neuen Wappen gewählt und in heraldischer Weise nach den Gepflogenheiten der Wappenkunst zueinander angeordnet und tingiert.
Die Beziehungen der genannten Symbole zur Realität sind wie folgt:
- Berg (Dreiberg) = Inselsberg
- Tannen = Tannfurt, der ursprüngliche Ortsname von Tabarz bedeutete Furtstelle im Tannenwald
- Das Herz im Grün = Thüringen, das grüne Herz Deutschlands
- Antenne/Sendeturm = der Sender Inselsberg, Wahrzeichen der Region
Diese genannten Symbole werden in einem ungeteilten Wappen geführt und vom Tabarzer Gemeinderat beschlossen[5].
Die Tinkturen der Symbole und des Schildes sind Grün-Silber. Grün bildet dabei den Bezug zur naturellen Umgebung von Tabarz, das im waldreichen Thüringen liegt. Silber (Weiß) stellt als Metall die nach der tingistischen Grundregel notwendigen Kontratinktur dar.
Partnerschaften
Kecel (Ungarn), Gladenbach (Hessen) und Vrigne-aux-Bois (Frankreich) sind Partnergemeinden von Tabarz.
Sehenswürdigkeiten
Tabarz ist seit etwa 100 Jahren ein beliebter Kur- und Touristenort und hat sehr viele Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten (darunter das Backofenloch und der Aschenbergstein) vorzuweisen.
- Das TABBS ist die bekannteste Freizeit- und Erholungsstätte in Tabarz und gilt als Spaßbad.
- Im Ortszentrum von Tabarz befindet sich in der ehemaligen Post eine der größten privaten Mineralien-Schausammlungen Thüringens.
- In den Lauchagrund im Süden der Ortslage führt ein mit etwa 40 gründerzeitlichen Villen bebauter Promenadeweg. Südwärts führt eine parkartig gestaltete Anlage zum Kneipp- und Kräutergarten und dem Tennisplatz. Nach Motiven des Struwwelpeter gefertigte großformatige Holzplastiken säumen die Wege in den Lauchagrund.
- Westlich, am Waldrand des Datenbergs befindet sich ein sehenswerter Rhododendrongarten und die Ski-Schanzenanlage.
- Im Cabarzer Ortsteil befindet sich am südlichen Ortsrand der Kurpark Winkelhof mit einer Bühne für Konzert- und Theaterveranstaltungen.
- In der historischen Ortslage von Cabarz findet man dicht bei der Kirche (um 1670 erbaut) das Heimatmuseum in der ehemaligen Dorfschule, es kann eine bewegte Geschichte vorweisen: 1899 wurde das Gebäude um 4,25 m verrückt (Grund: Straßenverbreiterung).[6].
- Die Dorflinde in Tabarz ist noch als Tanzlinde zu erkennen. Ihr gegenüber befindet sich die Tabarzer Kirche.
- Auch in Tabarz gibt es mehrere Parks, darunter der Theodor-Neubauer-Park mit der Grabstätte von Theodor Neubauer sowie der Steinpark – an einer Mauer wurde aus 22 verschiedenen Gesteinsarten der Aufbau des Thüringer Gebirges darstellt.
- Im Osten von Tabarz befindet sich der Endhaltepunkt der betagten Thüringerwaldbahn, mit dieser Kleinbahn kann man weitere Sehenswürdigkeiten in den Nachbarstädten Waltershausen, Friedrichroda und Gotha erreichen.
Wirtschaft und Verkehr
Die Wirtschaft von Tabarz ist fast ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet. Daneben gibt es einige kleinere Gewerbebetriebe. Tabarz ist Standort von zwei Kliniken: Die Inselsbergklinik, eine große onkologische Rehabilitationsklinik mit 248 Betten, und die Klinik am Rennsteig, eine Reha-Klinik mit Schwerpunkt Orthopädie, Kardiologie und Diabetologie.
Der Ort liegt an der Bundesstraße 88 sowie an der über den Rennsteig nach Brotterode führenden Landesstraße 1024. Die Anschlussstelle Waltershausen der Bundesautobahn 4 befindet sich etwa 6 km nordöstlich. Tabarz ist Endstation der von Gotha kommenden Thüringerwaldbahn. Vom Busbahnhof Tabarz kann man in die Nachbarstädte und Orte Brotterode, Bad Liebenstein, Ruhla, Bad Salzungen und Eisenach sowie auf den Rennsteig mit dem Großen Inselsberg gelangen.
Das ausgebaute Radwegenetz führt in nördlicher Richtung entlang der Laucha nach Walterhausen und Gotha, im Osten nach Friedrichroda und Reinhardsbrunn und in westlicher Richtung nach Winterstein, Seebach und zum Großen Hörselberg.
Persönlichkeiten
- Heinrich Hoffmann (1809–1894), Psychiater und Schriftsteller (Struwwelpeter), lebte 1881–1884 in Tabarz
- Theodor Lohmann (1831–1905), deutscher Verwaltungsjurist und Sozialreformer, starb in Tabarz
- Diederich Volkmann (1838–1903), Altphilologe, 20 Jahre Rektor der Fürstenschule Schulpforta, starb in Tabarz
- Carl Spindler (1841–1902), Berliner Unternehmer, war mit der Gründung eines Fremdenkomitees maßgeblich an der Entwicklung des Fremdenverkehrs in Tabarz beteiligt
- Julius Robert Hannig (1866–1931), Bildhauer, starb in Tabarz
- Theodor Neubauer (1890–1945), sozialistischer Pädagoge, Landtags- und Reichstagsabgeordneter, prägte das Thüringer Volksbildungswesen, baute von Tabarz ein kommunistisches Widerstandsnetz gegen das NS-Regime auf
- Alfons Anders (1928–1998), Künstler und Philosoph, lebte und arbeitete von 1956 bis 1988 in Tabarz
Literatur
- Lerp, Carl Die Sommerfrische Tabarz (Grosstabarz u. Kleintabarz) und nächste Amgebung. Ein Führer für Kurgäste und Touristen. Veröffentlicht von Jac. Schmidt u. Co, 1889
- J. Biemüller Spezial-Karte der Sommerfrische Gross-Tabarz und Umgebung. 1904
- Heinrich Funke, W. Müller Aus der Geschichte der Kurorte Tabarz-Cabarz im Thüringer Wald Verlag Benke Tabarz, ohne Jahr.
- Herbert Kürth Friedrichroda, Tabarz, Waltershausen Tourist Wanderatlas von F.A. Brockhaus, Leipzig, 1976 68 Seiten
- Horst H. Müller Der Thüringer Wald und Randgebiete. Tourist Verlag Leipzig 1988, ISBN 3-350-00263-3 (Artikel: Tabarz, S. 686–691)
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thüringer Landesvermessungsamt TK25 – Blatt 5128 Ruhla, Erfurt 1992,ISBN 3-86140-048-0
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 101, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf – ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-921140-78-1, S. 328.
- ↑ Wieland Fischer Mit Tannen und Inselsberg Tabarzer Wappen nun besiegelt. In Gothaer Heimatbrief Nr. 53/2008 S.62
- ↑ Christa von Schemm-Müller: Eine verrückte Sache. Die alte Schule von Cabarz. In: Hörselberg-Bote Nr. 74/2008 S.50-52
Weblinks
Commons: Tabarz/Thür. Wald – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStädte und Gemeinden im Landkreis GothaAspach | Ballstädt | Bienstädt | Brüheim | Bufleben | Crawinkel | Dachwig | Döllstädt | Drei Gleichen | Ebenheim | Emleben | Emsetal | Eschenbergen | Friedrichroda | Friedrichswerth | Friemar | Fröttstädt | Georgenthal | Gierstädt | Goldbach | Gotha | Gräfenhain | Großfahner | Günthersleben-Wechmar | Haina | Herrenhof | Hochheim | Hohenkirchen | Hörselgau | Laucha | Leinatal | Luisenthal | Mechterstädt | Metebach | Molschleben | Nesse-Apfelstädt | Nottleben | Ohrdruf | Petriroda | Pferdingsleben | Remstädt | Schwabhausen | Sonneborn | Tabarz/Thüringer Wald | Tambach-Dietharz | Teutleben | Tonna | Tröchtelborn | Trügleben | Tüttleben | Waltershausen | Wangenheim | Warza | Weingarten | Westhausen | Wölfis | Zimmernsupra
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