- Crawinkel
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Wappen Deutschlandkarte 50.78194444444410.788611111111469Koordinaten: 50° 47′ N, 10° 47′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Gotha Höhe: 469 m ü. NN Fläche: 25,27 km² Einwohner: 1.563 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner je km² Postleitzahl: 99330 Vorwahl: 03624 Kfz-Kennzeichen: GTH Gemeindeschlüssel: 16 0 67 008 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Marktplatz 1
99885 OhrdrufWebpräsenz: Bürgermeister: Onno Eckert (SPD) Lage der Gemeinde Crawinkel im Landkreis Gotha Crawinkel ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Gotha. Erfüllende Gemeinde Crawinkels ist die Stadt Ohrdruf.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Crawinkel findet sich im Landkreis Gotha in Thüringen, am Nordrand des Thüringer Waldes. Die Kreisstadt Gotha liegt etwa 20 Kilometer, die Landeshauptstadt Erfurt etwa 30 Kilometer nördlich. Das Wintersportzentrum Oberhof liegt ca. 10 km entfernt.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung Crawinkels erfolgte 1088 in den Annalen des Klosters von Goseck als Cravunkele. Zuvor sollen bereits an dieser Stelle die Grafen von Käfernburg um das Jahr 1065 eine Marienkapelle zum Gebet für den gesegneten Übergang über den Rennsteig begründet haben - die Gravincella.
Zu Crawinkel bemerkt Galletti in seiner topographisch-historischen Beschreibung des Gothaer Herzogtums von 1780:
- Wegen seiner hohen Lage hat der Ort gesunde Luft. Pflaster- und Kalksteine gibt es in Menge und es werden auch gute Mühlsteine gebrochen. An gesundem Wasser fehlt es auch nicht und im Orte befinden sich viele Springbrunnen. Ein kleiner Bach, welcher den Ort durchfließt, treibt eine Mühle. Es sind auch verschiedene Teiche da. Der Ackerbau ist, wie in Waldgegenden gewöhnlich, mittelmäßig und mühsam. Desto besser ist die Trift (Viehwirtschaft).
- In Urkunden wird der Ort Gravincella (Grafenzella) genannt, und wahrscheinlich hat er, ebenso wie Gräfenhain und Gräfenroda, den Grafen von Käfernburg oder von Gleichen, seinen Ursprung zu verdanken. Es gab im Mittelalter auch Herren von Crawinkel. Das Dorf wurde 1624 (falsch 1664) von einer Feuersbrunst heimgesucht, welche die Kirche, das Pfar- und Schulhaus, das Schenk- und Malshaus, 113 Wohnhäuser und 116 Scheunen verzehrte. Es ist ziemlich groß, denn es hat 209 Häuser und 934 Einwohner. Von 1773 bis 1779 zählte man 40 Ehen, 142 Gebohrene und 110 Verstorbene...
- Unter den Einwohnern gibt es viele Zimmerleute, Köhler, Kienrußbrenner und Holzhauer. Der Kienruß wird weit weggefahren und die Fuhrleute bringen dafür andere Waren mit zurück. Im Sommer tragen die vielerlei Arten von Beeren, welche in dem Walde wachsen, etwas zur Nahrung der Einwohner bei. Diese dürfen auch dreimal in der Woche in dem herrschaftlichen Walde Holz lesen. Die Gemeinde besitzt ein Stück Holz.
- Sie hat auch die Brau- und Schenkgerechtigkeit, ingleich das Recht einen Weißbecker zu halten. Zu Ohrdruf haben die Crawinkler einerlei Marktrecht mit den Bürgern. Wegen der Landstraße, welche über den Wald führt, gibt es hier drei Gasthöfe. Die alte Marienkapelle wurde 1613 zu einer Kirche umgebaut, welche aber 1624 mit abbrannte. Sie mußte also wieder neu aufgeführt werden. Vor der Reformation soll das Stift zu Breitenbach Lehnsherr dieser Kirche gewesen sein.[2]
Das Leben des Dorfes basierte auf verschiedenen Erwerbszweigen. Wichtig war der Mühlsteinbruch nahe dem Lütsche-Dorf. Zum anderen war es das Fuhrmannswesen, das durch die Lage des Ortes an der wichtigen Handelsstraße zwischen der Bischofsstadt Erfurt und der Handelsmetropole Nürnberg gute Voraussetzungen schuf. Aufgrund der Ausdehnung des Thüringer Waldes konnten die teilweise engen und steil ansteigenden Handelsstraßen nicht umgangen werden. Eine dieser Straßen führte von Arnstadt nach Crawinkel und die Steiger Hohle nach Oberhof über den Rennsteig nach Zella St. Blasii. Die Steiger Hohle war sehr eng, und so wurde die Übereinkunft getroffen, dass Fuhrwerke vormittags nur bergauf und nachmittags bergab die Straße befahren durften. Wer also zu spät in Crawinkel ankam, um weiter bergauf zu fahren, musste den nächsten Tag abwarten und im Ort übernachten. Da die stets wechselnde Einbahnstraße zu dieser Zeit nicht vor Überfällen sicher war, benötigte man zusätzliches bewaffnetes Geleit für die Fuhrwerke. Um die Handelsstraße entwickelte sich daher weiteres Handwerk und vor allem Gaststätten und Rasthäuser.
Crawinkel war einst auch einmal ein geschichtlich bedeutendes Zentrum des Thüringer Musikinstrumentenbaus, in dem hervorragende Geigen und Zistern gebaut wurden. Vom einstigen Können der Instrumentenbauer aus Crawinkel zeugen zahlreich erhaltene Instrumente aus dem 18. und 19. Jahrhundert in verschiedenen Museen Europas, so im Bachhaus Eisenach, im Musikinstrumentenmuseum Leipzig, im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Gemeentemuseum Den Haag und im Heimatmuseum "Alte Mühle" Crawinkel.
Das Dorf Crawinkel wurde durch seine Nähe zum Jonastal während der Endphase des Zweiten Weltkrieges der wichtigste Materialumschlagplatz für eines der geheimsten Bauvorhaben im Dritten Reich unter der Bezeichnung S III. Im Jonastal und unter dem Truppenübungsplatz Ohrdruf wurde mutmaßlich eines der Ausweich-Führerhauptquartiere gebaut. Von Crawinkel aus führte eine Feldbahnverbindung bis direkt vor das Stollensystem. Das Dorf wurde im April durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss zu zwei Dritteln zerstört. Kurz vorher wurde der geschichtsträchtige Waffenstillstandswaggon von Compiègne in unmittelbarer Nähe zum Crawinkler Bahnhof abgestellt. Etwas davon entfernt fiel er um den 12. April 1945 einem Brand zum Opfer, dessen Ursache nicht zweifelsfrei fest steht.
Mehr als hundert Zwangsarbeiter verschiedener Länder arbeiteten in der Luftmunitionsanstalt 1/IV, die seit 1934 gebaut und bereits am 10. Mai 1935 eingeweiht worden war[3]. Ab Januar 1945 wurden die erdüberdeckten Munitionsbunker auch immer mehr zur Unterbringung von bis zu 3000 KZ-Häftlingen aus Buchenwald umfunktioniert. Das so genannte Lager C war ein Außenlager des Außenkommandos S III von Buchenwald in das Zwangsarbeitslager Ohrdruf. Viele von den Häftlingen kamen bei einem Todesmarsch im April 1945 ums Leben.[4]
Ab dem 1. Juli 1945 wurde das Dorf Teil der Sowjetischen Besatzungszone, ab 1949 der DDR. Mit der Gebietsreform 1952 kam es zum Kreis Arnstadt, seit 1994 ist es wieder Teil des Landkreises Gotha.
Friedrichsanfang
Der Ort Friedrichsanfang wurde 1859 nach Crawinkel eingemeindet. Dieser entstand als eine Kolonistensiedlung und wurde auf Betreiben der herzoglichen Forstverwaltung im 17. Jahrhundert angelegt, er bestand im Jahre 1780 aus einem Wirtshaus und drei Waldbauernhäusern. Die Lebensbedingungen waren viel härter als in der Crawinkler Gemeinde. Den Kolonisten mangelte es an Geld und Arbeitsgelegenheiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Jahr 1858 wurde der zuständige Landrat in Ohrdruf von der herzoglichen Verwaltung beauftragt, die Kleinsiedlung Friedrichsanfang, nun bestehend aus 10 Häusern und etwa 50 Einwohnern, nach Crawinkel einzugemeinden. Der Plan stieß sofort auf erbitterten Widerstand bei der Crawinkler Bevölkerung. Man sah sich als Opfer einer staatlichen Willkürmaßnahme und protestierte beim Herzoglichen Staatsministerium. Grund für die Querelen war der Umstand, dass einige in Friedrichsanfang lebende Familien durch die widrigen Lebensumstände seit längerer Zeit auf materielle Unterstützung angewiesen waren. Die Crawinkler forderten eine staatliche Beteiligung von 1.000 Taler, um diesen Familien zu helfen, doch zu dieser Zeit gab es keine Sozialversicherung und der Landrat verweigerte im Auftrag der Regierung diese hohe Summe. Nach einer Dringlichkeitssitzung erhielt der Gemeindevorsteher eine Bewilligung über maximal 200 Reichstaler und gab dem Druck der Behörde nach. Am 30. Januar 1859 wurde Friedrichsanfang nach Crawinkel eingemeindet.[5]
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 führte zu folgendem Ergebnis:[6]
Partei / Liste Stimmenanteil Sitze SPD 68,1 % 8 CDU 22,8 % 3 Alternative für Crawinkel 12,1 % 1 Wappen
Blasonierung: „In Rot eine goldene mit einem nach rechts gewendeten aufgerichteten schwarzen Ross belegte, bis zum Schildhaupt aufsteigende Spitze, vorn ein silbernes sechsspeichiges Rad und hinten ein silberner Mühlstein.“
Gemeindepartnerschaften
Seit Juli 1992 existiert eine Partnerschaft mit der Gemeinde Juniville in Frankreich. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit der baden-württembergischen Gemeinde Kusterdingen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde zählt die Kirche St. Marien aus dem Jahre 1758. Der Turm mit gotischem Gewölbe und die Inschrift in der Sakristei sind die ältesten erhaltenen Gebäudeteile von 1421. 1613/14 entstand aus dieser Kapelle eine Kirche. Am 4. Mai 1624, bei einer verheerenden Feuersbrunst im Dreißigjährigen Krieg, wurde diese neben 113 Wohngebäuden und 116 Scheunen Opfer der Flammen. Der Nachfolgebau wurde unter Einbeziehung des noch vorhandenen Mauerwerks und Turms ab 1754 verändert, die barocke Innenausstattung mit den dreigeschossigen Emporen stammt von 1758, der Taufstein von 1781. Vom 7. bis 11. April 1945 erlebte Crawinkel heftige Kämpfe, bei denen auch die Kirche schwere Schäden erlitt. Die letzte Heimsuchung erlebte die bereits einsturzgefährdete Kirche um 1980, als man im Mauerwerk einen starken Hausschwammbefall feststellen musste. Von 1988 bis 1991 gelang die Sanierung. Im September 2001 wurde die aus der Klosterkirche von Bad Klosterlausnitz stammende Poppe-Orgel von 1886 in Dienst genommen. Die Kirche ist großräumig von einer alten Wehrmauer umgeben.
- Unweit von Crawinkel befinden sich die Stollenanlagen im Jonastal.
- Historische Gemeindeschenke auf dem Marktplatz: Das Gebäude entstand 1564, im alten Ratskeller wurden die Geschicke des Dorfes verhandelt. Eine schöne Reliefsteinplatte neben der Eingangstür erinnert an die Grundsteinlegung. Das Gebäude verfügt über einen kreuzgewölbten Keller mit Kellermauern von bis zu 1,85 m Dicke. Die Dicke der Maueren sind "ein ungelöstes Rätsel", wie auf einer Infotafel steht. In der Kellerwand Richtung Kirche scheint sich ein größerer Durchgang befunden zu haben. Vielleicht handelt es sich bei dem Gebäude um die Reste eines früheren Klosters oder einer Münzprägestätte.[7]
Bilder der Kirche und des Marktplatzes
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Kirche St. Marien (Lage→50.78159299510.788786113333)
Gedenkstätten
- Ein Denkmal auf dem Ortsfriedhof erinnert an 13 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, die während ihrer Zwangsarbeit ums Leben kamen oder bei einem Todesmarsch im April 1945 von SS-Männern ermordet wurden. Ein Gemeinschaftsgrab mit Grabstein ehrt drei namentlich genannte Polen, die Opfer von Zwangsarbeit wurden. Eine weitere Grabstätte mit Grabstein erinnert an ein namentlich genanntes jugoslawisches Opfer.
- Eine Stele aus dem Jahr 1984 in der Erfurter Straße erinnert an die Opfer des Todesmarsches vom April 1945
Sport
In der Nähe der Gemeinde befindet sich der Flugplatz Crawinkel mit dem Luftsportzentrum Crawinkel und dem Segelflugclub Crawinkel. Das Gebiet der Gemeinde gilt aufgrund der besonderen thermischen Bedingungen als günstig für das Hängegleiter- und Gleitschirmfliegen sowie für den Segelflug. Der Platz bietet den direkten Thermik- und Leewellen-Einstieg zum Gebirge durch optimale Lage am Rennsteig des Thüringer Waldes. Bei Wellenfluglage (Wind aus SW) steht die Haupt-Welle des Thüringer Mittelgebirges in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes Crawinkel.
Einer der vielen Vereine in Crawinkel ist der Sportverein "SG Jugendkraft Crawinkel e.V.". Er besteht aus sieben Abteilungen (Fußball, Gewichtheben, Gymnastik, Kegeln, Ski, Tischtennis und Volleyball).
Nördlich von Crawinkel befindet sich der Modellflugplatz des Motorflugclubs MFC Crawinkel. Der Modellflugplatz ist vom Luftfahrtbundesamt zugelassen. Der ModellFliegerClub Crawinkel besteht seit 1962.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Fritz Mey (1904-1993), Zirkusdirektor, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Friedrich Triebel (1888–1960), NSDAP-Politiker
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
- Petra Heß (* 1959), SPD-Politikerin, lebt hier
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha, 1780, von Johann Georg August Galletti
- ↑ 70 Jahre Pulverfass in Thüringen - Die Muna zwischen Crawinkel - Wölfis - Luisenthal und Ohrdruf, Dankmar Leffler, 2004
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): in Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 83, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ N.N.: Arme Familien als Knackpunkt. Gebietsreform vor 150 Jahren: Friedrichsanfang kam nach Crawinkel. In: Heimatkreis Gotha Stadt und Land (Hrsg.): Gothaer Heimatbrief. Heft 54, Gotha 2009, S. 56–57.
- ↑ Gemeinde Crawinkel
- ↑ Ulrich Völkel: Gastliches Thüringen, 1993, ISBN 3-929-662.00.0
Literatur
- Joh. Georg August Galletti: «Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha». 3. Teil, Gotha 1780, S. 316-318.
Weblinks
Commons: Crawinkel – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStädte und Gemeinden im Landkreis GothaAspach | Ballstädt | Bienstädt | Brüheim | Bufleben | Crawinkel | Dachwig | Döllstädt | Drei Gleichen | Ebenheim | Emleben | Emsetal | Eschenbergen | Friedrichroda | Friedrichswerth | Friemar | Fröttstädt | Georgenthal | Gierstädt | Goldbach | Gotha | Gräfenhain | Großfahner | Günthersleben-Wechmar | Haina | Herrenhof | Hochheim | Hohenkirchen | Hörselgau | Laucha | Leinatal | Luisenthal | Mechterstädt | Metebach | Molschleben | Nesse-Apfelstädt | Nottleben | Ohrdruf | Petriroda | Pferdingsleben | Remstädt | Schwabhausen | Sonneborn | Tabarz/Thüringer Wald | Tambach-Dietharz | Teutleben | Tonna | Tröchtelborn | Trügleben | Tüttleben | Waltershausen | Wangenheim | Warza | Weingarten | Westhausen | Wölfis | Zimmernsupra
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