Brossen

Brossen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Meuselwitz
Meuselwitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Meuselwitz hervorgehoben
51.04277777777812.299166666667170Koordinaten: 51° 3′ N, 12° 18′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Altenburger Land
Höhe: 170 m ü. NN
Fläche: 57,02 km²
Einwohner: 12.102 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 212 Einwohner je km²
Postleitzahl: 04610
Vorwahl: 03448
Kfz-Kennzeichen: ABG
Gemeindeschlüssel: 16 0 77 032
Stadtgliederung: 17 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Rathausstr. 1
04610 Meuselwitz
Webpräsenz:
Bürgermeisterin: Barbara Golder (CDU)
Lage der Stadt Meuselwitz im Landkreis Altenburger Land
Karte

Meuselwitz ist eine Stadt im Landkreis Altenburger Land in Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) die Stadt Lucka und Kriebitzsch im Landkreis Altenburger Land sowie Elsteraue und zu einem geringen Teil die für ihren Milbenkäse bekannte Gemeinde Würchwitz im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis.

Stadtgliederung

Ortsteile sind Brossen, Bünauroda, Falkenhain, Mumsdorf, Neupoderschau, Schnauderhainichen, Wintersdorf und Zipsendorf.

Geschichte

Als Muzelbuze wurde das heutige Meuselwitz als Rittergut im Jahre 1139 erstmalig urkundlich erwähnt. Anfang des 15. Jahrhunderts befindet sich das Gut im Besitz der Herren von Bünau, seit 1578 der niederländischen Emigrantenfamilie (Cramer) von Clauspruch, die hier eine Zeugmanufaktur mit Wirkerhaus, Walkmühle und Färberei einrichteten. 1676 wurde es von Veit Ludwig von Seckendorff erworben, der damals im Dienst des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz stand. Er ließ das Schloss von 1677 an neu erbauen, ließ sich ab 1681 in Meuselwitz nieder und wirkte im damaligen Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg als Landschafts- und Obersteuerdirektor. Zwischen 1724 und 1727 wurde das Schloss durch Friedrich Heinrich von Seckendorff grundlegend umgestaltet. Die Orangerie im 1709 angelegten Schlossgarten, die 1724 errichtet wurde, ist nach der Zerstörung des Schlosses in der Folge des Zweiten Weltkrieges der einzige erhaltene Bau des Schlosskomplexes. Bereits 1670 wurde in der Nähe von Meuselwitz Braunkohle gefunden. Um 1780 wurde ein erster Versuch gemacht, Braunkohle unter Tage abzubauen. Nach 1860 wurden mehrere große Kohlevorkommen nördlich der Stadt erschlossen, die zunächst noch im Pfeilerabbau unter Tage ausgebeutet, später jedoch großflächig als Tagebaue aufgeschlossen wurden. Eine Folge davon war, dass sich die Einwohnerzahl zwischen 1842 und 1880 mehr als verdoppelte. Das erste Rathaus wurde 1861 erbaut, eine öffentliche Wasserversorgung folgte 1874. In diesem Jahr wurde Meuselwitz von Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg das Stadtrecht verliehen. Am 18. April 1872 erhielt Meuselwitz mit der Eröffnung der Strecke Altenburg-Zeitz einen Bahnanschluss, am 7. September 1847 wurde die Strecke nach Leipzig eröffnet und 1885 nach Ronneburg erweitert. Durch den Aufschluss der Tagebaue Zwenkau und Böhlen wurde diese Strecke in den 1970er Jahren zwischen Lucka und Groitzsch unterbrochen und abgetragen. Anfang 2004 wurde der Personenverkehr zwischen Altenburg und Zeitz eingestellt. Auf dem Teilstück Zeitz (Profen) und Meuselwitz verkehren noch Kohlezüge zur Versorgung des Kraftwerkes in Mumsdorf und vereinzelte Züge zur Schotterrecyclinganlage Kriebitzsch.

Zeit des Nationalsozialismus

Das jüdische Kaufhaus Fruchtmann wurde beim Novemberpogrom 1938 zerstört. Zahlreiche Juden wurden in die Vernichtungslager deportiert, andere emigrierten nach Palästina und in andere Länder. Während des Zweiten Weltkrieges bestanden die Zwangsarbeiterlager Meuselwitz I-III und V sowie der Gasthof Lindenhof, Firma Heymer & Pilz und Firma Karl Julius Görler, in denen eine Vielzahl von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern untergebracht waren, die in der Grube »Phönix« von Mumsdorf und im HASAG-Werk Meuselwitz (das dem KZ Buchenwald als Außenkommando unterstand) Zwangsarbeit leisten mussten. Zahlreiche verloren durch die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen ihr Leben, einige wurden bei einem Bombenangriff getötet. Die überlebenden jüdischen Frauen wurden von der SS auf einen Todesmarsch geschickt, die Männer wurden nach Theresienstadt getrieben. Auf dem Ehrenfriedhof von Mumsdorf, der unter Aufsicht der US Army angelegt wurde, wird an 290 Tote erinnert, die in Massengräbern gefunden wurden.[2]

Eingemeindungen

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1583 bis 1831

  • 1583 - 440
  • 1615 - 650
  • 1644 - 340
  • 1690 - 712
  • 1817 - 1.273
  • 1831 - 1.448

1842 bis 1981

  • 1842 - 1.646
  • 1880 - 3.402
  • 1946 - 10.688 1
  • 1950 - 10.529 2
  • 1960 - 10.501
  • 1981 - 11.997

1984 bis 1998

  • 1984 - 11.545
  • 1994 - 10.991
  • 1995 - 11.035
  • 1996 - 10.911
  • 1997 - 10.795
  • 1998 - 10.643

1999 bis 2004

  • 1999 - 10.538
  • 2000 - 10.365
  • 2001 - 10.134
  • 2002 - 9.949
  • 2003 - 9.787
  • 2004 - 9.717

2005 bis 2010

  • 2005 -
  • 2006 - 9.410
  • 2007 - 12.000 3
  • 2009 - 11.511 4
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August
3 31. Dezember (nach Eingemeindungen)
4 Quelle (Stand: 01.05.2009): www.meuselwitz.de

Politik

Wappen

Blasonierung: „Geteilt durch eine silberne Leiste von Schwarz über Blau und zeigt oben einen silbernen Schlägel gekreuzt mit einem silbernen Hammer und unten einen goldenen Webschützen. Das Wappen ist bedeckt von einem silbernen, rot ausgeschlagenen, golden bekrönten Spangenhelm, darauf eine rote Lindenlaubschlinge mit je vier parallel stehenden roten Blättern, die Helmdecken sind goldschwarz.“

Flagge

Die Stadt trägt mit der Verleihung des Stadtrechts 1874 die festgelegten Fahnenfarben schwarz – blau.

Städtepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

In Meuselwitz ist der Fußball-Oberligist ZFC Meuselwitz beheimatet, sowie der FSV Meuselwitz.

Sehenswürdigkeiten

  • Heimatmuseum (im ältesten Gebäude der Stadt, wurde originalgetreu wieder aufgebaut)
  • Martinskirche
  • Rathaus
  • Kohlebahnverein mit Kulturbahnhof und Freilichtaustellung
  • Wasserturm
  • Schlosspark mit Orangerie
  • Mühlteich (alte Stadtmühle wurde leider abgerissen)
  • Grottenteich mit Muschelgrotte
  • Hainbergsee

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Die 1992 gegründete Meuselwitz Guss Eisengießerei beschäftigte 2008 etwa 300 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 90 Millionen Euro und stellt Gussteile im Furanharz-Formverfahren bis 65 t Stückgewicht her.

Bildung

In Meuselwitz existieren eine Grundschule, eine Regelschule, das Veit-Ludwig-von-Seckendorff-Gymnasium (Europaschule) sowie die Schauspielschule der Medienakademie Thüringen, eine staatlich anerkannte Ergänzungsschule.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Christian Adolf von Seckendorff (* 4. Oktober 1767; † 29. August 1833 in Luzern), Schriftsteller
  • Friedrich Karl Forberg (* 30. August 1770; † 1. Januar 1848 in Hildburghausen), Philosoph
  • Friedrich Bernhard Freiherr von Seckendorff (1772–1852), Politiker
  • Gustav Anton von Seckendorff (* 26. November 1775; † 1823 in Alexandria (Louisiana)), Schriftsteller
  • Gustav Friedrich Held (* 29. Mai 1804; † 24. April 1857 in Dresden), Jurist und Politiker
  • Viktor von Ponickau (* 27. Juni 1808 in Falkenhain; † 7. April 1889 daselbst), Landrat des preußischen Kreises Zeitz und Vorsitzender der Kreisritterschaft
  • Julius Ferdinand Blüthner (* 11. März 1824; † 13. April 1910 in Leipzig), Klavierbauer und Gründer der Traditionsfirma Pianofortefabrik Blüthner
  • Rudolf Brazda, (* 1913 in Brossen (damals) Krs. Zeitz, heute Stadtteil von Meuselwitz) letzter lebender schwuler KZ-Insasse
  • Karl Fruchtmann, (* 10. Dezember 1915; † 10. Juni 2003 in Bremen), Autor, Theater und Fernsehregisseur, Grimmepreisträger
  • Wolfgang Hilbig (* 31. August 1941; † 2. Juni 2007 in Berlin), Schriftsteller
  • Fritz Louis Kramer (* 4. Oktober 1919; † 13. November 2006 Meuselwitz), Heimatforscher, Gründungsmitglied des Meuselwitzer Heimat-, Umwelt- und Naturschutzvereins, trug zur Erhaltung der Meuselwitzer Orangerie bei
  • Gerhard Kettner (* 10. August 1928; † 14. Juni 1993 in Dresden), Grafiker

Weitere Persönlichkeiten

  • Christian Lange (* 2. Dezember 1585 in Naumburg; † 7. Mai 1657 in Leipzig), evangelischer Theologe, von 1614 bis 1618 Pfarrer von Meuselwitz
  • Johann Benedikt Carpzov I. (* 22. Juni 1607 in Rochlitz; † 22. Oktober 1657 in Leipzig), evangelischer Theologe, von 1632 bis 1637 Pfarrer von Meuselwitz
  • Veit Ludwig von Seckendorff (* 20. Dezember 1626 in Herzogenaurach; † 18. Dezember 1692 in Halle), Politiker und Gelehrter, lebte von 1681 bis 1691 auf seinem Gut in Meuselwitz
  • Friedrich Heinrich von Seckendorff (* 5. Juli 1673 in Königsberg (Unterfranken); † 23. November 1763 in Meuselwitz), kaiserlicher Generalfeldmarschall, verbrachte seine letzten Lebensjahre auf seinem Gut in Meuselwitz
  • Ernst Daube (* 9. Februar 1869 in Heukendorf; † 15. Juli 1956 in Meuselwitz), Schriftsteller und Mundart-Dichter

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 21ff., ISBN 3-88864-343-0

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