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Bucureşti
BukarestBasisdaten Staat: Rumänien Historische Region: Große Walachei Kreis: Bucureşti Koordinaten: 44° 26′ N, 26° 6′ O44.43333333333326.1Koordinaten: 44° 26′ 0″ N, 26° 6′ 0″ O Zeitzone: OEZ (UTC+2) Fläche: 228 km² Einwohner: 1.931.838 (1. Juli 2007) Agglomeration: 2.600.000 (1. Juli 2007) Bevölkerungsdichte: 8.473 Einwohner je km² Postleitzahl: 000000 Telefonvorwahl: (+40) 02 1 Kfz-Kennzeichen: B Struktur und Verwaltung (Stand: 2008) Gemeindeart: Stadt Gliederung: 6 Sektoren Bürgermeister: Sorin Oprescu (unabhängig) Webpräsenz: Bukarest (rumän. Bucureşti [bukuˈreʃtʲ]) ist die Hauptstadt Rumäniens. Sie ist mit knapp zwei Millionen Einwohnern und einer urbanen Agglomeration von 2,6 Millionen Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Europäischen Union.
Nachdem Bukarest Târgovişte endgültig als Landeshauptstadt 1659 abgelöst hatte, wurde es zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Walachei und später von Rumänien. Die Stadt verfügt über mehrere Universitäten, verschiedene andere Hochschulen, sowie zahlreiche Theater, Museen und weitere Kultureinrichtungen.
Die kosmopolitische Hochkultur und der dominierende französische Einfluss in der Architektur der Stadt brachten ihr den Beinamen Micul Paris („Kleines Paris“, auch „Paris des Ostens“) ein.[1] In der Amtszeit des rumänischen Diktators Nicolae Ceauşescu wurden weiträumig historische Stadtviertel zerstört, um dem monumentalen Zuckerbäckerstil des Diktators Platz zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Bukarest liegt in 55 bis 96,3 Meter Meereshöhe im Zentrum der Walachischen Tiefebene 68 Kilometer nördlich der Donau und 280 Kilometer westlich des Schwarzen Meeres. Die Stadt wird von der Dâmboviţa durchflossen; ihr Nebenfluss, die Colentina, bildet im Norden der Stadt eine Kette von neun natürlichen Seen.[2]
Geologie
Die Stadt liegt südlich des östlichen Karpatenbogens und der Vrancea-Zone zwischen der Schwarzmeer-Mikroplatte und der Moesischen Platte in einem der am meisten von Erdbeben betroffenen Gebiete Europas. Starke Erdbeben stellen eine erhebliche Bedrohung für die rumänische Hauptstadt dar. Innerhalb der vergangenen 60 Jahre ereigneten sich vier starke Erdbeben (10. November 1940, 4. März 1977, 30. August 1986 und 30. Mai 1990) unterhalb der sogenannten Vrancea-Region etwa 130 Kilometer von Bukarest entfernt (Oncescu und Bonjer, 1997). Wegen des sehr inhomogenen Untergrundaufbaus besteht eine fünfzigprozentige statistische Wahrscheinlichkeit eines Bebens der Magnitude M = 7.6 innerhalb von 50 Jahren.[3] Entscheidend für das seismische Risiko in Bukarest ist die Erdbebenaktivität in der Vrancea-Zone im östlichen Karpatenbogen, die mit postorogenetischen Ereignissen an einer miozänen Subduktionszone im Zusammenhang steht. Die mitteltiefen Beben in dieser eng umgrenzten Region sind die Ursache für die mitunter katastrophalen Erdbebenschäden in Bukarest.[4]
Klima
Das Klima ist gemäßigt kontinental. In den Monaten Juni, Juli und August liegt die durchschnittliche Temperatur über 20 °C. Die Wintertemperaturen bewegen sich häufig unter 0 °C. Sie fallen jedoch selten unter -10 °C. Im Januar 1888 wurde mit -30 °C die niedrigste Temperatur und am 20. August 1945 mit 41,1 °C die höchste Temperatur in Bukarest gemessen.[5] Berüchtigt ist im Winter der Crivăţ, ein kalter kontinentaler Wind, der aus nordöstlicher Richtung weht und Dauerfrost und Schneestürme mit sich bringt.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für BukarestJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) 2 3 10 16 22 26 27 27 23 17 8 3 Ø 15,3 Min. Temperatur (°C) −5 -3 0 5 10 14 15 15 11 6 0 -2 Ø 5,5 Niederschlag (mm) 43 36 35 47 69 87 55 49 30 44 43 41 Σ 579 Quelle: [6]Die Jahresniederschlagssumme in Bukarest liegt bei 579 Millimetern. Im Jahresmittel liegt die Temperatur bei 11,1 °C. Der kälteste Monat im Jahr ist der Januar, mit einer durchschnittlichen Temperatur von -5 °C. Der heißesten Monate sind der Juli und der August, mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von 27 °C.
Stadtgliederung
Bukarest besitzt einen besonderen Verwaltungsstatus in Rumänien und untersteht keiner Bezirksverwaltung. Die Stadt wurde 1968 erneut in 6 administrative Sektoren (sectoare) unterteilt.[7] Die Sektoren und ihre Distrikte sind:
Sektoren Distrikte Sektor 1 Aviatorilor, Aviaţiei, Băneasa, Bucureştii Noi,
Dămăroaia, Domenii, Dorobanţi, Floreasca, Gara de Nord,
Griviţa, Pajura, Pipera, Primăverii, VictorieiSektor 2 Colentina, Iancului, Pantelimon, Tei Sektor 3 Balta Albă, Centru Civic, Dudeşti, Titan, Vitan Sektor 4 Berceni, Olteniţei, Timpuri Noi, Văcăreşti Sektor 5 Cotroceni, Ferentari, Rahova Sektor 6 Crângaşi, Drumul Taberei, Giuleşti, Militari Jeder dieser Sektoren verfügt über einen Rat mit 27 Sitzen, ein Rathaus und einen Bürgermeister. Derzeit ist eine Stadtgebietsvergrößerung geplant. Die Verantwortlichen planen eine Eingemeindung der nördlich von Bukarest gelegenen Kleinstadt Otopeni.[8]
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte von Bukarest
Bukarest wurde einer Legende nach von einem Hirten namens Bucur gegründet.[9] Bucurie bezeichnet im Rumänischen glückhafte Freude, und Bucur ist ein verbreiteter Familienname. Im etymologischen Sinn bedeutet Bucur: Du bist froh, du bist glücklich.[10] Eine weitere Erzählung berichtet von dem getischen König Dromichaites,[11] der Freudenstadt errichtete.
Stadtgründung, Residenz der Fürsten der Walachei
Die erste urkundliche Erwähnung von Bukarest datiert auf den 20. September 1459.[12] Die Urkunde wurde von Vlad Ţepeş ausgestellt.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entwickelte sich Bukarest, wo sich schon nach 1400 eine Handwerkersiedlung mit Schmiede, Töpferei und Gerberei nachweisen lässt, zum Curtea (Fürstensitz) der Walachei. Fürst Radu der Schöne bezeichnete am 14. Oktober 1465 Bukarest in einer Urkunde als Fürstensitz.[13] Die Stadt erlangte ihre zentralstädtische Bedeutung als fürstliches Macht- und Handelszentrum, das in einem Verdichtungsraum von Siedlungen lag. Zwischen 1459 und 1625 erscheinen allein 41 Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Bukarest.
Nachfolgend war Bukarest abwechselnd mit Târgovişte Hauptstadt der Walachei. Der Hauptmarkt entstand um die Lipscani-Straße.
Osmanische Epoche
Das Osmanische Reich dehnte sich im 14. Jahrhundert von Kleinasien auf das Gebiet des heutigen Rumänien aus. Bereits 1394 drang eine erste osmanische Armee über die Donau vor. Danach wurde das Fürstentum Walachei erstmals tributpflichtig.[14] Die Expansion des Osmanenreichs wurde zunächst 1402 durch die Niederlage in der Schlacht bei Ankara unterbrochen. 1414 und 1417 konnte Mehmed I., der sich gegen seine Brüder durchgesetzt hatte, jedoch die Oberhoheit und 1415 ein neues Tributabkommen mit der Walachei durchsetzen.[15]
Unter dieser osmanischen Suzeränität erlebte das noch immer dörflich geprägte Bukarest durch die Anwesenheit des Hofes sowie durch die Rückkehr der ausländischen Händler einen Aufschwung. Zugleich stieg die Bevölkerungszahl und es entwickelte sich eine städtische Struktur, die durch eine Vielzahl neuer Gebäude zum Ausdruck kam. 1545 errichtete Fürst Mircea Ciobanul die erste Stadtmauer in Form eines Palisadenwalls.[16] Auch ein großer Teil des die Stadt umgebenden landwirtschaftlich genutzten Landes wurde nun als „das Land der Stadtbürger“ (moşia orăşenilor) mit Grenzsteinen markiert.
Dreißig Jahre später erhob sich die Bukarester Bevölkerung in den Jahren 1574 und 1575 sowie im Jahr 1594 gegen die wachsenden Tribute der Hohen Pforte. Zudem beteiligte sie sich an den Kämpfen Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) gegen die Osmanische Armee, die aber letztlich erfolglos blieben.[17] Nachdem dieser von den Osmanen abfiel, erobert im August 1595 Großwesir Koca Sinan Pascha nach der Schlacht bei Călugăreni die Stadt. Dabei kam es zu einem Stadtbrand. Im Herbst desselben Jahres kam es in der Nähe von Bukarest zu einer weiteren Schlacht, bei der sich die Türken zurück zogen und dabei einen Teil der Stadt zerstörten. Aus diesem Grund verlagerte man anschließend den Fürstensitz bis 1626 nach Târgovişte. Kurz nach seiner Machtübernahme verlegte Fürst Alexandru Coconul am 10. November 1626 die Residenz wieder nach Bukarest.
Nachdem Fürst Matei Basarab 1632 als letzte aus der vorherrschenden walachischen Familie auf dem Thron kam errichtete er in Bukarest zahlreiche Bauten. Wegen seines gespannten Verhältnisses zu den Osmanen übersiedelt der Fürst um 1640 nach Târgovişte. Der Fürstensitz verblieb währenddessen in Bukarest. Basarabs Nachfolger, Fürst Constantin Şerban, zog nach Amtsantritt im Mai 1654 erneut nach Bukarest. Im darauffolgenden Jahr kam es am Sitz der heutigen Nationalbank zum Aufstand der Dorobantzen und Infanteristen gegen die Bojaren. Anlässlich der Ausschreitungen ließ Fürst Şerban, beim seinem Abzug nach Târgovişte und der Verlegung des Fürstensitz, den Fürstenhof und die Stadt in Brand setzen.
Im Jahre 1659 kam es nochmals zur einer Residenzverlegung. Nach seiner Inthronisation verlegte Fürst Gheorghe Ghica am 20. Dezember 1659 den Fürstensitz wieder nach Bukarest. Im selben Jahr wurde die Stadt auf Druck des Osmanischen Reiches auch zur alleinigen Residenzstadt der Woiwoden. Bukarest blieb von diesem Jahr an endgültig Landeshauptstadt der Walachei. 1668 folgte dem Fürsten auch die religiöse Führung der Orthodoxie nach Bukarest. In diesem Zeitraum wuchs die Stadtbevölkerung bis auf rund 60.000 Einwohner an, die sich auf mittlerweile 21 Stadtviertel (so genannte mahalale) verteilten. Zu dieser Zeit bestanden etwa 100 Kirchen.[18] In den Regierungszeiten von Şerban I. Cantacuzino und Constantin Brâncoveanu erlebte Bukarest eine längere Blüte. Auf Direktive der Fürsten entstanden erste Krankenhäuser, Druckereien, Lehranstalten, zahlreiche Kirchen, Schloss Mogoşoaia sowie die Pracht- und Ausfallstraße Podul Mogoşoaia. Der machthungrige Fürst Brâncoveanu schaffte allerdings auch den Schultheiß und Stadtrat ab und behielt sich das Regierungsrecht vor. [19]
In der Phanariotenzeit (1716–1821) – als Fürsten wurden Mitglieder von bedeutenden griechischen Familien aus dem Stadtviertel Phanar in Istanbul ernannt – nahm die Belastung der Bevölkerung durch höhere Abgaben und Tribute, aber auch durch Vetternwirtschaft und Korruption so sehr zu, dass diese Phase bis heute in Rumänien als Inbegriff der Ausbeutung, Korruption und Misswirtschaft gilt. 1753 kam es wegen unerträglicher Steuerlasten auf Intervention der Bukarester zur Amtsenthebung des Fürsten Matei Ghica durch die Hohe Pforte. Drei Jahre später traf beim Aufstand der Zünfte Ghicas Nachfolger Constantin Racoviţă das gleiche Schicksal. Der Fürst besiegte zwar die Aufständischen, wurde aber wegen seiner von ihm verhängten Repressalien von der Hohen Pforte abgesetzt.[20]
Die Mitglieder der Fürstenfamilie Ypsilantis hingegen machten sich sichtbar um Bukarest verdient. Während der Regentschaft Alexander Ypsilantis erfolgten viele Stadtverschönerungen und der Bau der ersten Wasserleitung (1779).[21]Der Fürst ließ wegen der häufigen Überschwemmungen der Dâmboviţa zudem einen Umleitungskanal bauen. Zugleich begann in der Stadt eine erste industrielle Entwicklung durch Manufakturen. So entstand 1764 eine Manufaktur für Wachs, 1766 eine für Kleider, 1767 für Papier. 1811 arbeiteten bereits 2.981 Menschen im Bereich von Handel und Handwerk.
Während des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs wurde diese Entwicklung kurzzeitig unterbrochen, als Fürst Nicolae Mavrogheni am 26. Oktober 1789, begleitet von einer rund tausend Mann starken Armee, aus der Stadt floh. Die Stadt wurde zwei Wochen später am 10. November 1789 von den Österreichern eingenommen und erst im Frieden vom 4. August 1791 wieder herausgegeben. Nachfolgend trafen in der Zeit von 1793 bis 1812 verschiedene Naturkatastrophen, eine Feuersbrunst und Epidemien die Stadt.
Übergangszeit (1807 bis 1861)
1807 geriet Bukarest während des Russisch-Türkischen Krieges unter den Oberbefehl des Kommandanten der russischen Truppen. Der erste Friede von Bukarest beendete am 28. Mai 1812 den seit 1806 anhaltenden Krieg[22] zwischen Russland und dem Osmanischen Reich.
Die verschärfte Ausbeutung der walachischen Volksmassen und die Verbreitung revolutionärer Ideen des französischen Bürgertums sowie die Hetärie beeinflussten um die Jahrhundertwende die antiosmanische öffentliche Meinung. Während des folgenden Aufstandes hielt sich der walachische Anführer Tudor Vladimirescu in der Zeit von März bis Mai 1821 in Bukarest auf. Dies führte zu heftigen Vergeltungsmaßnahmen der türkischen Truppen, die Bukarest anschließend besetzten. Diese Repressalien endeten erst mit dem Abzug des Heeres im September 1822 und der Thronbesteigung von Fürst Grigore IV. Ghica.
Nach dem Frieden von Adrianopel im Jahre 1829 wurde Bukarest unter russische Protektion gestellt. Von diesem Jahr an verwaltete General Pawel Kisseljow bis 1834 die Stadt. In seiner Amtszeit wurde das Dekret des Organischen Reglements (Règlement organique) eingeführt und ein Komitee zur Verschönerung der Stadt einberufen. Es kam zur Neufestlegung der Stadtgrenzen. Weitere städtebauliche Maßnahmen, wie das Anlegen von Promenaden und Marktplätzen, wurde effektuiert.[23]
Ein großer Brand im Handelsteil der Stadt zerstörte am 23. März 1847 etwa 2.000 Häuser. Nach dem Brand folgte ein planmäßiger Wiederaufbau.[24] Im folgenden Jahr war Bukarest Zentrum der Walachei-Revolution. Die am 11. Juni 1848 begonnene Revolution wurde drei Monate später am Abend des 13. September am Spirei-Berg blutig niedergeschlagen. Ein Denkmal an dieser Stelle erinnert heute noch an das Ereignis. Zwischen den Jahren 1853 bis 1856 wurde Bukarest nacheinander von russischen, türkischen und österreichischen Truppen besetzt.[25]
Als erste Stadt der Welt führte Bukarest im Mai 1857 Petroleumlampen in die Straßenbeleuchtung ein.[26] Im selben Jahr trat auf Erlass des Sultans in Bukarest die „Diwan Ad-hoc-Versammlung" zusammen. Die Versammlung verabschiedete am 9. Oktober 1857 eine Resolution, die unter anderem die Vereinigung Rumäniens zu einem Staat vorsah.
Hauptstadt Rumäniens, Industrialisierung bis zum Ersten Weltkrieg
Am 24. Dezember 1861 proklamierte Alexandru Ioan Cuza die Bildung des Staates Rumänien aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei. Ein Jahr später kam es auch formal zur Vereinigung der beiden Fürstentümer. Sie bildeten den Staat România (Rumänien) mit Bukarest als Hauptstadt. Der Staatsgründer Alexandru Ioan Cuza geriet jedoch in die Kritik und musste deshalb 1866 abdanken. Eine provisorische Regierung setzte auf Empfehlung im selben Jahr Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürsten ein. Dieser zog nach seiner offiziellen Wahl zum Fürsten als Carol I. am 10. Mai 1866 in Bukarest ein.
1869 erhielt die Hauptstadt ihre erste Eisenbahnlinie.[27] Sie verband Bukarest mit Giurgiu. Zwei Jahre später wurde die erste Straßenbahnlinie (damals noch eine Pferdebahn) vom Nordbahnhof über die Piaţa St. Georg bis zur Piaţa Ober eröffnet. Nach vierjähriger Bauzeit eröffnete 1872 der Nordbahnhof, ebenso der Eisenbahnverkehr zwischen Bukarest und Ploieşti.[28]
Nach dem Berliner Kongress wurde Rumänien im Jahr 1878 als unabhängig anerkannt. In der Folge proklamierte sich am 26. März 1881 das Fürstentum zum Königreich Rumänien. Bukarest wurde dabei zur imperialen Stadt umgestaltet. [29] Das junge Königreich orientierte sich in Richtung Westen, insbesondere nach Frankreich. Bei der anknüpfenden Modernisierung war Preußen Ideen und Techniklieferant.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Bukarest dann allmählich zu einem Industriezentrum, vor allem in der Leichtindustrie. Fünf größere Bankinstitute – darunter die Nationalbank, die Bank von Rumänien, die Landwirtschaftbank und seit 1898 auch die Diskontbank – machten Bukarest zum nationalen Finanzzentrum. Auf der Calea Victoriei wurde 1890 elektrisches Licht eingeführt. In dieser Zeit wurde auch die neue Verkehrsader von Ober nach Cotroceni freigegeben. 1896 folgte auf derselben Strecke der Linienverkehr der ersten elektrischen Straßenbahn. [30]
1886 beendete der Frieden von Bukarest den Krieg zwischen Serbien und Bulgarien. Auch der Zweite Balkankrieg wurde 1913 durch Unterzeichnung des Friedensvertrags von Bukarest zwischen Serbien, Griechenland und Rumänien auf der einen Seite und Bulgarien auf der anderen Seite in der Stadt beendet.
Vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges war Bukarest vom 6. Dezember 1916 bis zum Friedensvertrag vom 7. Mai 1918 durch deutsche Truppen besetzt. [31] Mit der Flucht des König und der Regierung wurde Iaşi in dieser Zeit provisorische Hauptstadt Rumäniens. Die Bedeutung der Stadt nahm erst nach dem Ersten Weltkrieg als Hauptstadt „Großrumäniens“ wieder zu.
Von 1918 bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich die Stadtfläche um 2200 auf 7800 Hektar. Die Zahl der Bevölkerung stieg im gleichen Zeitraum von 380.000 auf 870.000 Einwohner.[32] Internationales Interesse erregte ein Streik der Erdölarbeiter und Eisenbahner, die wegen der verschlechterten Lebensbedingungen ihre Arbeit niedergelegt hatten. Im Jahre 1933 wurde der Streik bei den Bukarester Griviţa-Werken blutig niedergeschlagen.
Mit dem Bau der Achse Piaţa Victoriei und Piaţa Sf. Gheorghe zwischen 1936 und 1940, nach dem Pariser Vorbild des Boulevard Henri Martin und dem Brüsseler Entwurf des Boulevard Louise, bekam die Stadt den Beinamen "Paris des Ostens". In den 1940er Jahren setzte sich die rege Bautätigkeit nach westlichem, diesmal jedoch in modernem, internationalem Stil fort, der durch Namen wie Le Corbusier oder Bezeichnungen wie „Form und Funktion“ geprägt war.
Bukarest im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg alliiert Rumänien zunächst mit dem Deutschen Reich. Die Bildung der Regierung eines „nationallegionären Staats“ am 4. September 1940 durch die Eiserne Garde und General Ion Antonescu führte zur Abdankung Carols II. zugunsten seines 19-jährigen Sohns Mihai. Nachfolgend verschärfte die Eiserne Garde die antisemitischen Gesetze. Einen Monat später überschritten am 8. Oktober deutsche Truppen die rumänische Grenze. Kurz danach zog die deutsche Armee in Bukarest ein. Anfang 1941 scheitert ein Putschversuch der ultrarechten Legionäre der Eisernen Garde gegen die totalitäre Regierung Antonescu. [33] Dieser Staatsstreich war verbunden mit einem Holocaust gegen die rumänischen Juden. Bei einem Pogrom gegen die Bukarester Juden verloren 118 Juden ihr Leben. [34]
Gegen Ende des Krieges verbündete sich Rumänien am 23. August 1944 mit den Alliierten. Darauf ordnete Adolf Hitler am folgenden Tag die Bombardierung von Bukarest an. Einen Tag später erklärte Rumänien Deutschland den Krieg.[35] Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Bukarest am 31. August kam es am 12. September 1944 zu einem Waffenstillstand zwischen Rumänien und der Sowjetunion.[36] Bei 20 Luftangriffen auf die Stadt wurden insgesamt 4.632 Menschen getötet, 4.530 verwundet, dazu wurden 17.873 Wohnungen zerstört oder beschädigt.[37]
Infolge von Streitigkeiten im Jahr 1945 zwischen dem neuen Premierminister Petru Groza und dem König Michael I., verweigerte dieser die Unterzeichnung jeglicher Gesetze, worauf Groza entschied, die Gesetze auch ohne königliche Unterschrift in Kraft zu setzen. In diesem Zusammenhang kam es am 8. November 1945 in Bukarest zu einer antikommunistischen Demonstration vor dem Königspalast. Bei der gewaltsamen Auflösung der Demonstration gab es viele Verhaftungen, Verletzte und Tote.
Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart
In den vier Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt um mehr als das Doppelte ihrer Einwohnerzahl. Vor allem in den peripheren Bereichen wurde Bukarest zu einer riesigen Baustelle. Die Stadtfläche verdreifachte sich in dieser Zeit auf 21.700 Hektar. Es zog insbesondere Bauern in die Stadt, die hier in den großen Industriebetrieben ihre neuen Arbeitsplätze fanden. Sie brachten ihre ländliche Lebensweise in die Millionenstadt mit und bestimmen ihr Bild bis heute.[38] Um der starken Wohnungsnachfrage entsprechen zu können, setzte die kommunistische Staatsführung ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm in Gang.
Internationale Beachtung fand die sogenannte Bukarester Deklaration („Deklaration für die Gewährleistung des Friedens und der Sicherheit in Europa“)[39] die von einer in der Zeit vom 4. bis 6. Juli 1966 stattfindenden Konferenz des Warschauer Paktes verabschiedet wurde. Am 4. März 1977 erschütterte ein Erdbeben das Gebiet um Bukarest. Dabei starben insgesamt über 1.500 Menschen.[40] Durch die Erschütterungen wurde auch die historische Bausubstanz in Teilen zerstört.
Mit den Aufräumarbeiten begann eine neue Phase der Stadtentwicklung, die sich durch einen radikalen Umbau der Innenstadt auszeichnete. Denn nach dem Erdbeben sah Nicolae Ceauşescu die Möglichkeit, die traditionelle urbane Struktur großer innerstädtischer Bereiche fast vollständig im Stile einer totalitären Stadt mit einem kolossalen politisch-administrativen Zentrum zu ersetzen. An ihre Stelle traten neue Symbole monumentaler Machtdemonstration. Kern und dominierendes Element ist der Parlamentspalast, mit dessen Bau ca. 70.000 Arbeiter beschäftigt waren. Die Stadt erhielt zudem eine funktionierende U-Bahn.
Mitte Dezember 1989 begann in Timişoara der Volksaufstand gegen Nicolae Ceauşescu. Dieser erreichte am 21. Dezember Bukarest, weil das Ceauşescu-Regime eine öffentliche Kundgebung vor das Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei bestellte, um ihren Rückhalt in der Bevölkerung nach den Unruhen in Timişoara zu präsentieren.[41] Die staatlich organisierte Demonstration schlug jedoch ins Gegenteil um. Securitate-Truppen, Scharfschützen und mit Panzern ausgerüstete Armeeeinheiten richteten innerhalb eines Tages ein Massaker in der empörten Menschenmenge an. Es kam zu Bränden im ehemaligen königlichen Palast und in der Universitätsbibliothek. Einen Tag später, am 22. Dezember 1989, verkündete der staatlicher Fernsehsender TVR Rumänien als befreit. Allein in Bukarest gab es rund 500 Tote. Nach dem Aufstand stellte sich heraus, dass der rumänische Geheimdienst ganz Bukarest mit einem Tunnelsystem unterzogen hatte. Ein Jahr später kam es auf dem Universitätsplatz erneut zu Protesten, die sich gegen die Wahl von Ion Iliescu zum rumänischen Staatspräsidenten richteten. Die Demonstrationen wurden jedoch von den herbeigerufenen Bergarbeitern aus dem Jiu-Tal gewaltsam aufgelöst.
Am 30./31. Mai 1990 erschütterten erneut zwei Erdbeben der Stärke 6,7 bzw. 6,0 die Stadt.[42] 1995 wird Bukarest ständiger Sitz der SECI. Am Ende der 90er Jahre besucht Papst Johannes Paul II. bei seinem Rumänienbesuch die rumänische Hauptstadt. Bei einem Fest der Versöhnung zwischen der orthodoxen und katholischen Kirche überreichte der Papst dem Patriarchen Teoctist I. auf der zentralen Bukarester Piaţa Unirii am 14. Mai 1999 symbolisch eine namhafte Spende für den Bau der größten orthodoxen Kathedrale an der Piaţa Unirii.[43]
Nach der Jahrtausendwende fand 2006 in Bukarest der 11. Gipfel der Internationalen Organisation der Frankophonie statt. Im Jahr des rumänischen EU-Beitritts starb der fünfte Patriarch Teoctist I. Vier Tage nach seinem Tod erfolgte am 3. August 2007 seine Beisetzung in der Patriarchenkirche. In der Zeit vom 2. April bis 4. April 2008 war die Stadt Gastgeber des XX. NATO-Gipfels.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahl der Stadt stieg seit 1778 bis zum Jahre 1992 kontinuierlich an. Bukarest zog schon immer zahlreiche Arbeitssuchende an, was zu einem raschen Bevölkerungszuwachs in der Stadt führte. Besonders die planwirtschaftliche Entwicklung der Ceauşescu-Ära führte zu einem starken Bevölkerungszuwachs, was die Errichtung neuer Stadtteile erforderte. Eine Abwanderung begann in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre. Viele der in den 1980er-Jahren zugewanderten Arbeiter, die im folgenden Jahrzehnt arbeitslos wurden, gingen zurück in ihren Herkunftsorte. Seit etwa 1995 zogen zudem viele (vor allem wohlhabende) Bukarester ins ländliche Umfeld der Stadt. Bukarest hat heute 1,9 Millionen Einwohner und ist damit die mit Abstand bevölkerungsreichste Stadt Rumäniens.
Jahr Einwohner 1798 30.030 1831 60.587 1877 178.000 Jahr Einwohner 1900 282.000 1930 639.000 1948 1.025.000 Jahr Einwohner 1956 1.237.000 1966 1.367.000 1977 1.807.000 Jahr Einwohner 1992 2.067.000 1998 2.029.000 2002 1.926.000 Jahr Einwohner 1. Juli 2005 1.929.959 1. Januar 2006 1.930.390 1. Juli 2007 1.931.838 Die ethnische Bevölkerungsstruktur in der Stadt ist ausgesprochen homogen. Nach offiziellen Statistiken (2002) sind 97 % ethnische Rumänen. Die zweitgrößte Gruppe sind die Roma mit 1,4 % (= 27.322 Personen).[44] Die Bevölkerungsanteile der nächstfolgenden größeren Gruppen, wie 0,3 % Ungarn sowie je 0,1 % Deutsche, Juden, Griechen, Russen, Türken und Chinesen, sind nur gering. Weitere insgesamt 0,4 % gehören anderen Ethnien (vor allem Bulgaren, Armenier, Albaner, Italiener, Ukrainer und Polen) an. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt -0,7 %. 11,6 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt, 5,9 % sind über 75 Jahre.
Religionen
Das Stadtbild wird durch rumänisch-orthodoxe Sakralbauten geprägt. 1885 gab es bereits 124 Kirchen in der Stadt,[45] heute befinden sich in Bukarest noch rund 100 Kirchen. Zu den bekanntesten gehören die Kirche Curtea-Veche (1545-1554), die Patriarchenkirche (1654-1658), die Stavropoleoskirche (1724), die Domniţa-Bãlaşa-Kirche (1751) und die Kathedrale Sankt Josef (1883).
Im Jahre 2002 bekannten sich 96,05 % der Bukarester Einwohner zur Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Die größte Kirche Rumäniens untersteht in Bukarest S.S. Daniel Ciobotea, der als sechster Patriarch seit 2007 im Amt ist.
Römisch-katholischen Glaubens waren im selben Jahr 1,21 % der Einwohner. Das Erzbistum Bukarest entstand am 27. April 1883 durch die Erhebung des Apostolischen Vikariates der Walachei zum Erzbistum. Am 5. Juni 1930 wurde der Erzbischof von Bukarest, infolge der Unterzeichnung des Konkordates zwischen dem rumänischen Staat und dem Heiligen Stuhl, zum Primas von Rumänien erhoben.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien wurde 1921 als „Synodal-Presbyteriale Evangelisch-Lutherische Kirche“ gegründet und trug bis zum Jahr 2001 die Bezeichnung „Evangelische Synodal-Presbyterianische Kirche A.B. in Rumänien“. Derzeit gibt es die weltweit einzige rumänischsprachige lutherische Gemeinde in Bukarest mit etwa 70 Mitgliedern, die u. a. auf den Judenchristen Richard Wurmbrand zurückzuführen ist.
Zum muslimischen Glauben bekannten sich im Jahr 2002 0,49 % der Bukarester Bevölkerung. 0,39 % der Einwohner waren rumänischen griechisch-katholischen Glaubens.[46] Die Juden stellen mit rund 4.000 Mitgliedern eine der größten ethnischen Gemeinschaften in Bukarest dar. Seit 1990 wird diese nationale Minderheit im kulturellen und politischen Bereich durch die Föderation der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien, mit Sitz in Bukarest, vertreten.[47]
Politik
Politik und Verwaltung
Bukarest besitzt zwei Verwaltungsebenen. Für die gesamte Stadt ist die dem Oberbürgermeister unterstellte Stadtverwaltung (Primăria Generală) zuständig. Ihre Kompetenzen betreffen unter anderem Wasserversorgung, öffentlichen Verkehr und Hauptstraßen.
Die Bürgermeister bzw. Verwaltungen in den sechs Sektoren Bukarests sind unter anderem für zweitrangige Straßen, Schulen und Müllentsorgung zuständig.
Bei den Kommunalwahlen vom Juni 2008 ergab sich für den Stadtrat folgende Sitzverteilung:
Partei Mandate PD-L 24 PSD 16 PNL 8 PNG-CD 4 PRM 3 Gesamt 55 Die Wahlbeteiligung fiel in Bukarest mit durchschnittlich 31 Prozent gering aus. Von den insgesamt sechs Bürgermeisterämtern in den Bukarester Sektoren stellen PD-L und PSD jeweils zwei und PNL und die Konservative Partei PC jeweils einen Bürgermeister.[48]
Die Bürgermeister werden alle vier Jahre direkt gewählt. Der derzeitige Oberbürgermeister Sorin Oprescu gehört keiner Partei an und erhielt im Juni 2008 56,55 % der im zweiten Wahlgang abgegebenen Stimmen.
→Siehe auch: Liste der Bürgermeister von Bukarest
Wappen
Das Stadtwappen von Bukarest wurde im 19. Jahrhundert unter Alexandru Ioan Cuza entworfen und bis zur heutigen Zeit mehrfach geändert. 1868 bestand das Wappen aus einer Mauerkrone mit sieben Türmen, einem Wappenschild mit dem Heiligen und heutigen Stadtpatron Dimitrie Basarabov sowie der Inschrift: PATRIA SI DREPTUL MEU (rumänisch für: „Das Vaterland und mein Recht“). Das Wappen wurde unter Nicolae Ceauşescu in der Zeit von 1970 bis 1989 gegen ein anderes Wappen ausgetauscht.
Das seit 1994 gültige Stadtwappen übernahm die Mauerkrone mit sieben Türmen, den Wappenschild mit dem Heiligen Dimitrie Basarabov sowie der genannten Inschrift.[49] Hinzu kamen die Staatsflagge mit der gleichen Inschrift, ein goldener Adler mit blauer Krone, Schwert und lateinischem Kreuz sowie ein Adler mit einem lateinischen Kreuz im Schnabel, der auf der Mauerkrone thront.
Städtepartnerschaften
Bukarest unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Stadtbild
Das Stadtbild von Bukarest ist geprägt von einer erstaunlich vielfältigen Architektur. In kaum einer anderen europäischen Hauptstadt findet man auf engstem Raum ein derart buntes Stilgemisch. Nach dem türkischen Sultanat wandte sich die Architektur westlichen Bauarten zu. Vorbilder waren Paris und die österreichische Monarchie.[50] Neben Palästen im französischen eklektisch-akademischen Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts stehen Villen im neurumänischen Brâncoveanu-Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts, der orientalische und italienische Baumotive in sich vereinigt. Kleine ländliche Häuschen ducken sich zwischen Blöcken im Bauhaus-Stil der 1930er-Jahre des 20. Jahrhunderts und typischen sozialistischen Plattenbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Hinzu kommt der protzige Zuckerbäckerstil, den der Ex-Diktator Nicolae Ceauşescu der Stadt in seinen letzten Amtsjahren aufgezwungen hat.
Zentrum dieses neuen und immer noch nicht fertig gestellten Stadtteils ist das ehemalige „Haus des Volkes“, von den Bukarestern damals spöttisch als „Haus des Sieges über das Volk“ bezeichnet. Heute befinden sich in dieser gigantischen Stufenpyramide das rumänische Parlament, Tagungszentren und ein Museum. Nebenan soll die größte orthodoxe Kathedrale Rumäniens errichtet werden.
Die Altstadt liegt zwischen dem Platz der Vereinigung (Piaţa Unirii), dem Cişmigiu-Park, der Staatlichen Oper und dem Platz der Revolution. Ein Fünftel der Altstadt wurde abgerissen, um Platz für das neue sozialistische Zentrum, das Centrul Civic, zu schaffen. Kilometerlange Boulevards (vor allem der Boulevard Unirii, der um 60 Meter länger als die Champs-Élysées sein musste), gesäumt von neostalinistischen Wohnblöcken für die Nomenklatura, prägen hier das Bild, sowie übermäßig verzierte Springbrunnenanlagen, die allerdings die meiste Zeit trocken bleiben.
Vier Fünftel der Altstadt blieben allerdings unangetastet. In Bukarest gibt es, von wenigen großen Achsen abgesehen, an denen die Adligen früher ihre Paläste und Repräsentationsbauten errichteten, auch gewachsene Viertel mit krummen Straßen, kleinen, alten (teilweise auch verfallenden) Häusern und viel Grün.
Im Jahr 2007 waren Einfamilienhäuser die dominierende Wohnform in Bukarest. Von den insgesamt 115.000 Wohngebäuden entfallen rund drei Viertel auf Einfamilienhäuser. Wohnblöcke machen rund 12 % aus. 2007 gab es rund 785.700 Wohnungen in Bukarest. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 10 % der Wohnungen leer stehen. Ein Großteil der Gebäude in Bukarest ist in einem schlechten baulichen Zustand.[51]
Bauwerke
Der heutige Arcul de Triumf (Triumphbogen) wurde nach dem Ersten Weltkrieg errichtet. Am Ende der Kiseleff-Avenue errichtete man 1878, nach Erlangung der Selbständigkeit des Landes, zunächst provisorisches ein Monument. Dieses Bauwerk wurde 1922 durch ein größeres, aber immer noch vorübergehendes aus Holz und Stuck ersetzt – woraufhin der berühmte rumänische Musiker und Komponist George Enescu einen spöttischen Brief an den Bürgermeister mit der Frage schrieb, wann denn die Hauptstadt einmal einen echten Triumphbogen erhalten werde. Besagter „dauerhafter“ Triumphbogen wurde dann 1935 bis 1936 von Petre Antonescu zu einem riesigen Bauwerk nach klassisch-römischer Art vollendet und zum Nationalfeiertag am 1. Dezember 1936 eingeweiht – ein Beispiel dafür, dass jahrzehntelange bombastische Provisorien in Bukarest durchaus Tradition haben.[52] Der Arcul de Triumf ist mit zahlreichen Eintragungen und bemerkenswerten Reliefs verziert. Bekannte Bildhauer, wie Frederick Storck, Ion Jalea und Cornel Medrea und haben zur Fertigung dieses Denkmals beigetragen. Wie in Paris strömt auch hier der Verkehr von einer Reihe großer Straßen sternförmig auf den mächtigen Bogen zu.
Das Rumänische Athenäum erbaute man in den Jahren 1885 bis 1888 nach den Plänen des Architekten Albert Galleron. In dem kuppelgedeckter Rundbau befindet sich das Konzerthaus, das inzwischen Sitz der Staatsphilharmonie George Enescu ist. Der Konzertsaal verfügt über 652 Sitzplätze. Das Fresko auf der Innenseite des Tambours der Kuppel stammt von Costin Petrescu und schildert Höhepunkte der rumänischen Geschichte ab der Römerzeit. Zwischen den Säulen des Portikus befinden sich auf nachträglich hinzugefügten runden Goldmosaiken Porträts bedeutender Fürsten der Geschichte. Vor dem Portal befindet sich eine Bronzestatue von Mihai Eminescu (Rumäniens Dichterfürst).
Das Bukarester Königschloss (Palatul Regal) hat einen U-förmigen Grundriss. Das Gebäude wurde von 1927 bis 1937 nach Plänen von Nicolae Nenciulescu im neuklassizistischen Stil errichtet. Der rumänische König Michael I. wohnte hier bis 1947. Seit 1950 ist in einem Teil des Gebäudes das Nationale Kunstmuseum von Rumänien (Muzeul Naţional de Artă al României) untergebracht. Im anderen Teil der monumentalen Schlossanlage bezogen nach 1947 die kommunistischen Herrscher Rumäniens Quartier. Am 22. Dezember 1989, um 11:30 Uhr, versuchte Ceauşescu von einem Balkon des riesigen Komplexes, an dem damals das ZK-Gebäude lag, ein letztes Mal zu den vor dem ZK-Gebäude versammelten Menschen zu sprechen. Die Ceauşescus mussten kurz danach vom Dach des Gebäudes aus per Hubschrauber flüchten. Die Szene wurde durch Fernsehübertragungen weltbekannt.
In der Seitenstraße Strada Iuliu Maniu stößt man auf die Überreste des ersten Bukarester Fürstenhofs Curtea Veche (Alter Hof) aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert erreichte der Fürstenhof ein Fläche von 25.000 Quadratmetern. Curtea Veche wurde später von Bränden und Erdbeben zerstört. Die im Jahre 1958 entdeckten Überreste bestehen aus ein paar Ruinen und der gut vierhundertjährigen Dreikonchenanlage Alte Hofkirche (Biserica Curtea Veche). Beeindruckend an dieser Anlage ist auch die Blatt- und Blütenornamentik des später hinzugefügten Brâncoveanu-Portals.
Das Hanul lui Manuc ist eine gut erhaltene mittelalterliche Schänke. Das heutige Hotel und Restaurant ist die einzige in der Stadt erhalten gebliebene ehemalige Karawanserei aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde 1808 von dem armenischen Kaufmann und Politiker Manuc Bei auf einem 1798 ersteigerten Baugrund errichtet, der zuvor dem früheren Fürstenhof gehörte. In der Schänke wurde 1812 der Vertrag von Bukarest zwischen Russland und der Türkei unterzeichnet.[53] 1880 entstand in der Herberge ein Saal, in dem nachfolgend zahlreiche Arbeiterversammlungen stattfanden.
Der Parlamentspalast (rumänisch: Palatul Parlamentului), auch bekannt als Haus des Volkes (rumänisch: Casa Poporului) ist nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt. Seine Grundfläche beträgt 65.000, die überbaute Fläche 265.000 Quadratmeter. Der größte Saal des Gebäudes ist 16 Meter hoch und 2200 Quadratmeter groß.
Zu den sehenswerten Kirchengebäuden gehören die Patriarchalkirche (Catedrala Patriarhală), der Patriarchenpalast, die Stavropoleos-Kirche, die Verkündigungskirche (Curtea Veche) und die Kretzulescu-Kirche. Weitere sehenswerte Bauwerke sind der Cretzulescu-Palast, der Justizpalast, Schloss Mogoşoaia, Schloss Cotroceni und das Denkmal der Luftheroen.
Museen, Galerien
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Museumsgründungen in der Stadt. Bukarest besaß bereits in den 1970er Jahren 39 Museen und Sammlungen.[54] Seit 2005 veranstaltet die Stadt eine Kunstbiennale, die Bucharest Biennale.
Das naturgeschichtliche Museum Grigore Antipa ist das größte derartige Museum in Rumänien.[55] 1834 gegründet verfügte in den 1970-er Jahren über nahezu 300.000 Exponate. Mit 82.000 Exemplaren hat das Museum eine der wichtigsten und reichhaltigsten Schmetterlingssammlungen weltweit. Aktuell besitzt das Museum mehr als 2 Millionen Exponate.[56]
Im Jahre 1951 wurde die Europäische Galerie eröffnet. In den 15 Museumssälen findet man Skulpturen und Gemälde von berühmten rumänischen und ausländischen Künstlern wie Tizian, Rembrandt, Veneziano, Tintoretto, Zurbaran, El Greco, Renoir, Monet, Pissarro, Breughel, Delacroix, Sisley und Rubens.
Das Muzeul Naţional de Artă al României (Nationales Kunstmuseum von Rumänien) befindet sich im ehemaligen königlichen Palast (Palatul Regal), der 1937 fertig gestellt wurde. 1948, nach der Abschaffung der Monarchie, wurde der Palast zum Sitz des Nationalen Kunstmuseums. Zwei Jahre später wurde das Museum eröffnet. Es beherbergt die Nationale Galerie mit über 70.000 Exponaten. Die Sammlung zeigt rumänische Malerei von Nicolae Grigorescu bis Camil Ressu, Meisterwerke italienischer, niederländischer, spanischer und russischer Künstler sowie spätbyzantinische Ikonen und Plastiken der Moderne.
Sammlungen und Ausstellungen von der Urgeschichte bis zum 20. Jahrhundert findet man im Nationale Museum für die Landesgeschichte Rumäniens. Berühmt ist unter anderem die umfangreiche Schatzkammer mit kostbaren Objekten aus allen Epochen. Das Museum befindet sich im Gebäude des ehemaligen Postpalastes.
Das Zambaccian-Museum (rumänisch: Muzeul Zambaccian) in Bukarest ist ein Museum im ehemaligen Wohnhaus Krikor Zambaccians (1889–1962), eines armenischen Geschäftsmannes und Kunstsammlers. Hier können das einzige Cézanne-Gemälde in Rumänien sowie eine beeindruckende Sammlung rumänischer Maler bewundert werden.
In der Calea Victoriei befindet sich das Museum George Enescu. Das Museum ist in dem zwischen Jahren 1901–03 errichteten, französisch inspirierten Jugendstilpalais, des Großgrundbesitzers, Premierministers und Chefs der Konservativen Partei Gheorghe Grigore Cantacuzino, untergebracht. Das Palais war später kurzzeitig Wohnhaus des rumänischen Komponisten Enescu.
Außerhalb des Zentrums liegt das Dorfmuseum (Muzeul satului). Es unterhält unzählige, gut erhaltene Häuser unterschiedlicher Epochen. Hier findet man seit der Eröffnung im Jahre 1936 jahrhundertealte Bauernhäuser und Holzkirchen aus ganz Rumänien[57] sowie mehr als 50 Haushalte, Werkstätten und Mühlen.
Weitere bekannte Bukarester Museen sind das Museum Cercul Militar Naţional, das Museum Gheorghe Tattarascu, das Museum Theodor Pallady sowie das Jüdische Museum (zentrumsnah in der ehemaligen Schneider-Synagoge).
Parks
Bukarest besitzt neben einer Reihe von Seen am Rande des Stadtgebietes auch einige Parkanlagen. Der älteste Park Bukarests ist der rund 17 Hektar große Cişmigiu-Park (amtlich: Gradina Cişmigiu, also Cişmigiu-Garten). Erste Arbeiten in dem Parkgelände begannen im Jahre 1798. Sie dauerten mehrere Jahrzehnte. Der Wiener Gartenarchitekt Meyer wurde 1849 mit dem Anlegen eines erweiterten Parks betraut. 1910 bekam der Park sein endgültiges Aussehen durch den Architekten Friedrich Rebhuhn.[58] Cişmigiu verfügt über einen französischen Garten, das „Gebiet der Schriftsteller“, das „römische Gebiet“, einen Rosengarten und drei Seen.
Der im Norden gelegene Herăstrău-Park ist das größte Vergnügungsgebiet in Bukarest, mit einer Fläche von 187 Hektar. Mit gut gepflegten Alleen und Blumenbeeten, mit Statuen, Säulen, Brücken und Tausenden von Weiden hat Herăstrău eine überwältigende Wirkung durch seine Größe.
Insgesamt ist jedoch durch Baumaßnahmen der Grünflächenanteil in Bukarest von 1989 bis 2008 um 50 % zurückgegangen.[59]
Theater
In Bukarest gibt es 19 Theater, eine Operette und die Rumänische Oper (Opera Română).[60] Das Nationaltheater wurde 1852 eröffnet. Seit 1973 ist das Theater in einem modernen Gebäude mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern am Nicolae-Bălcescu-Boulevard untergebracht.
Die Rumänische Oper wurde 1919 gegründet. Sie ist seit 1953 in einem neuen Gebäude untergebracht. Heute ist die Nationaloper Bukarest ein Repertoirebetrieb für Oper und Ballett.[61] Das aktuelle Repertoire besteht aus über 150 Oper- und Ballettvorführungen.
1946 wurde das Teatrul Odeon gegründet. Der Majestic-Saal verfügt über eine in Europa einzigartige gleitende Decke.[62] Unter dem Namen Armeetheater wurde 1947 das heutige Nottara-Theater gegründet. Ende der 1940er-Jahre wurde das Teatrul Bulandra gebaut. Es befindet sich in der Jean-Louis-Calderon-Straße. Im Jahr 1961 gründete der rumänischen Schauspieler Radu Beligan das Komödientheater in der Sfântu-Dumitru-Straße.
Straßen, Orte
Die Lipscani-Zone (deutsch: Leipziger Zone) ist eine Straße und ein Bezirk in der Nähe der Piaţa Unirii. Der Bezirk war im Mittelalter eine wichtige Handelszone. Die erste urkundlich erwähnte Gasse Bukarests hieß zunächst „Große Gasse beim alten Fürstenhof“ und später „Deutsche Gasse“. Ihr heutiger Name stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals standen dort Läden von meist siebenbürgischen Händlern, die Waren aus Leipzig anboten.[63] Die mittelalterliche Architektur ist heute noch erhalten. Zurzeit werden dort neue archäologische Funde gehoben. Heute gibt es in der Lipscani-Zone eine große Konzentration von Cafés und Bars.
Zu den ältesten Boulevards Bukarests gehört außerdem die Calea Victoriei. Die von dem Herrscher Brâncoveanu gebaute Straße verbindet die Piaţa Splaiului mit der Piaţa Victoriei. Sie wurde errichtet, um eine gerade Zufahrt zum Mogoşoaia-Palais zu haben. Ihren jetzigen Namen erhielt sie im Jahre 1877 zum Gedenken an den Sieg der rumänischen Armee im Unabhängigkeitskrieg. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Verkehrsader der Stadt fast ausschließlich von den Landesherren und den Hofleuten benutzt.[64] In der Calea Victoriei reihen sich Paläste und Prachtbauten wie der Cantacuzino-Palast (heute das Museum von George Enescu), das Ateneul Român (Rumänisches Athenäum) oder das Palatul Regal (Bukarester Königschloss) aneinander.
Der Boulevard Unirii (Boulevard der Einheit) ist der heutige Name des früheren Boulevard des Sieges des Sozialismus, den der rumänische Diktator Nicolae Ceauşescu in den 1980er-Jahren anlegen ließ.
Kulinarische Spezialitäten
In den zahlreichen Restaurants und Lokalitäten werden Speisen aus internationaler und einheimischer Küche serviert. Es gibt jedoch keine originären Bukarester Spezialitäten, die nicht auch anderswo angeboten werden. Die rumänische Küche ist eine Symbiose aus den Erfahrungen einer bäuerlichen Kultur mit ihren Okkupanten. Beeinflusst wurden die rumänischen Geschmacksansprüche durch zahlreiche Varianten der balkanischen Küche, der Küche des Wiener Kaiserreichs, der ungarischen und deutschen Küche.[65] Eines der am weitesten verbreiteten Gerichte ist das Mămăligă, ein Maisbrei, der lange Zeit als Arme-Leute-Essen galt. Hauptspeisen sind die Krautwickel mit Fleisch, die Mousakas, das „şniţel“ (Wiener Schnitzel), Wild als Braten, Sarmale und Tochitura. Angeboten werden auch ein Kuchen, der Recipes Plăcintă (nach lat.: placenta) und Fleischbällchen (mit Knoblauch, schwarzem Pfeffer und Bohnenkraut). Gegrillt heißen sie 'mititei'. Zu den heimischen Spezialitäten gehören auch Suppen und Eintöpfe wie die Kuttelsuppe, aber auch die Bohnensuppe, die Gemüsesuppe, die Rindfleisch- und Hühnersuppe sowie die Zacuscă, ein Eintopf aus Tomaten, Auberginen und Pilzen.
Sport
Bukarest besitzt diverse sportliche Einrichtungen. Das Lia-Manoliu-Stadion in Bukarest ist das größte Stadion in Rumänien. Es bietet nach offiziellen Angaben 60.120 Menschen Platz. Die Stadt war im Laufe ihrer Geschichte immer wieder Austragungsort von Welt- und Europameisterschaften.
Welt- und Europameisterschaften
In Bukarest fanden 1938 das Drei-Nationen-Turnier in Rugby, 1953 die 20. Tischtennis-Weltmeisterschaft, 1957 die ersten Turn-Europameisterschaften der Frauen, 1967 die Ringer-Weltmeisterschaft und 1979 die Ringer-Europameisterschaft, 1969 die Boxeuropameisterschaft sowie 1955 und 1963 die Volleyball-Europameisterschaft statt.
Fußball
In Bukarest sind fünf große Fußballvereine beheimatet. Sportul Studenţesc ist davon der älteste Verein. Er wurde am 11. Februar 1916 vom Mathematiker Traian Lalescu gegründet. Zu den größten Erfolgen des Clubs gehört der Gewinn des Balkan-Cups. Der Verein trägt seine Heimspiele im Stadionul Regie aus.
Rapid Bukarest (offiziell: Fotbal Club Rapid Bucureşti) wurde am 11. Juni 1923 von Eisenbahnern (siehe auch: CFR) gegründet. Der heutige Liga 1 Club ist der einzige rumänische Vorkriegsverein, der nicht von dem kommunistischen Nachkriegsregime aufgelöst wurde. Heimstadion von Rapid Bukarest ist das Giuleşti-Valentin Stănescu Stadion.
1944 wurde der Fußballverein FC Progresul Bukarest gegründet. Im Verlauf seiner Geschichte hatte der Verein zahlreiche verschiedene Namen. Die Heimspielstätte des Clubs, das Cotroceni-Stadion, bietet Platz für 14.452 Zuschauer. Der heutige Liga 2 Verein gewann 1960 den rumänischen Pokal und in den Jahren 1996, 1997 sowie 2002 die rumänische Vizemeisterschaft.
Steaua Bukarest (offiziell: Fotbal Club Steaua Bucureşti), einer der erfolgreichsten osteuropäischen Fußballvereine, wurde 1947 gegründet. Er war 1986 der erste osteuropäische Club, der den Europapokal der Landesmeister und den europäischen Supercup gewinnen konnte. Heimspielstätte ist das Stadion Ghencea.
Der am 14. Mai 1948 gegründete Fußballverein Dinamo Bukarest (offiziell: Fotbal Club Dinamo Bucureşti) ist ein sehr erfolgreicher rumänischer Fußballverein. Die Heimspiele des Vereins werden im Dinamo-Stadion ausgetragen. Der Liga 1 Club war achtzehnmal Rumänischer Meister, zwölfmal Rumänischer Pokalsieger und einmal Rumänischer Supercup-Sieger.
Tennis
Jedes Jahr im Herbst findet in Bukarest das Internationale Tennis-Turnier BCR Open Romania statt.
Rennsport
Im Mai 2007 wurde erstmals eine Rennveranstaltung auf dem Bukarest Ring ausgerichtet. Die temporäre Rennstrecke ist 3180 Meter lang. Sie führt in einem unregelmäßigen Viereck im Uhrzeigersinn um den Parlamentspalast.
Wirtschaft und Infrastruktur
Bukarest ist das bedeutendste Wirtschaftszentrum Rumäniens. Fast alle großen Dienstleistungsunternehmen Rumäniens, insbesondere Banken und Firmen des Finanzwesens, haben ihren Sitz in Bukarest.
Bereits Ende 1971 lag das Gesamtvolumen der Bukarester Industrieproduktion bei 17,3 Prozent der Landesproduktion. Zu dieser Zeit waren 235 Industrieanlagen in Betrieb, darunter 175 von landesweiter Bedeutung. Der bedeutendste Industriezweig war, mit 39,3 % der Gesamtproduktion der Stadt, die Maschinenbau- und Metallverarbeitungsindustrie.[66]
Die Region um Bukarest ist auch heute noch vor allem durch die Maschinenbau- und elektrotechnische Industrie geprägt. Seit den 1990er-Jahren werden vermehrt Anstrengungen unternommen, multinationale Konzerne anzusiedeln.
In Rumäniens reichster Wirtschaftsregion Bukarest-Ilfov lebten am 1. Januar 2006 2,215 Millionen Bürger, das waren rund 12 Prozent der rumänischen Erwerbstätigen. Sie erwirtschafteten in den Jahren 2005 und 2006 ein über dem Landesdurchschnitt liegendes Wachstum von 7,3 bzw. 7,8 Prozent. In der Region wurden außerdem 20 Prozent der rumänischen Ausfuhren und 40 Prozent der Einfuhren abgewickelt. Die Arbeitslosigkeit in der Region lag im Jahr 2006 bei 2,3 Prozent. Ein Angestellter verdiente 2005 in der Region Bukarest-Ilfov im Durchschnitt 977 Lei, das war um fast ein Drittel mehr als im Rest des Landes.[67]
Das Bukarester Messegelände (Complexul Expozitional ROMEXPO) ist der größte Ausstellungskomplex in Rumänien. Die Gesamtfläche der Anlage beträgt 421.700 m². Zum Messegelände gehören 42 Hallen und 2.200 Parkplätze.[68] Auf dem Gelände finden jährlich über 40 Messen statt.
Zu den größeren Unternehmen mit Sitz in Bukarest gehören unter anderem die Firmen Dacia, ein zu Renault gehörender rumänischer Automobilhersteller, FAUR SA, ein rumänischer Fahrzeug- und Maschinenhersteller, Softwin, eines der führenden europäischen Firmen für Sicherheitssoftware und Dienstleistungen für Datensicherheit sowie der rumänische Erdöl- und Erdgaskonzern Petrom. Das Unternehmen ist im Aktienindex BET 10 gelistet. Die Bukarester Börse (rumänisch: Bursa de Valori Bucureşti) ist die Wertpapierbörse Rumäniens. Sie wurde am 21. April 1995 im Gebäude der Bank von Rumänien gegründet.
Geplante Großprojekte
In Bukarest sind die nachfolgenden Großprojekte im Bau, in der Ausschreibung bzw. Vorbereitung.
Projekt Wert Stand 2006 Anmerkung Karpaten-Autobahn, (Bukarest-Brașov) rund 1,4 Milliarden Euro Ausschreibungen laufen; Bau von Anfang 2007 bis 2009 Staatliche Finanzierung oder PPP Städtische Infrastrukturprojekte in Bukarest circa 5,7 Milliarden Euro Ausschreibungen bis 2008 Städtische Eurobondanleihe, Bankkredite und private Finanzierungen Metro-Erweiterungsprojekt in Bukarest, Linie V 1 Milliarde Euro in Vorbereitung EIB-Kredit von 370 Millionen Euro genehmigt Verkehr
Bukarest hat zwei zivile Flughäfen. Der Flughafen Bukarest Henri Coandă in Otopeni ist der größte und wichtigste Flughafen Rumäniens. Neben Henri Coandă ist in Bukarest auch noch der ältere, jedoch deutlich kleinere Flughafen Băneasa in Betrieb. Der Flughafen Băneasa ist der Heimatflughafen der Fluggesellschaften Blue Air und Jet Tran Air.
Als größter Verkehrsknotenpunkt Rumäniens besitzt Bukarest den internationalen Bahnhof (Gara de Nord, Nordbahnhof). Er ist der größte Bahnhof in Rumänien. Hier fahren sowohl Züge des Nahverkehrs (betrieben von Căile Ferate Române), als auch Fern- und internationale Züge. Viele Hauptlinien des Landes beginnen oder enden im Gara de Nord. In Bukarest gibt es darüber hinaus noch mehrere regionale Bahnhöfe (Progresul, Obor) und den allerdings schon teilweise stillgelegten Rangierbahnhof Bucureşti Triaj.
Etwa eine Million Pendler besuchen täglich die Hauptstadt.[69] Die Stadt besitzt ein gut ausgebautes U-Bahn-, O-Bus-, Straßenbahn- und Busnetz. Die Bukarester Metro wurde am 16. November 1979 eröffnet. Die vier Bukarester U-Bahnlinien verkehren auf einer Gesamtstreckenlänge von 43 km und halten an 45 Stationen. Die Metro wird von der Firma Metrorex, das Straßenbahn- und Busnetz von der Firma RATB betrieben. 2006 wurden von der RATB 10 Straßenbahnlinien bedient. Das Bussystem ist das dichteste aller Transporttypen in Bukarest. 101 Buslinien werden von 1.000 RATB-Bussen unterhalten, wobei die meisten davon im unmittelbaren Stadtgebiet von Bukarest verkehren. Daneben fahren einige Busse in die Städte und Dörfer, die an Bukarest grenzen. Die Trolley-Busse der RATB decken zusätzlich 20 Linien weitere Linien ab.[70] Das Busnetz wurde seit dem Jahr 2005 stark ausgebaut. Aus diesem Grund hat die Stadt Bukarest in den Jahren 2006 und 2007 500 neue Niederflurbusse in Betrieb genommen. Weitere 500 Niederflurbusse befinden sich seit Anfang 2008 in der Auslieferung [71] Auch die anderen Verkehrsmittel wurden oder werden modernisiert; so hat man auch neue O-Bus- und U-Bahnfahrzeuge angeschafft und damit begonnen, einige Straßenbahnlinien auf eigene Bahnkörper zu verlegen (als metrou uşor, Stadtbahn, bezeichnet). Die einfache Fahrt mit dem Bus kostet im Jahr 2008 1,30 Lei (~0,35 Euro), eine doppelte mit der Metro 2,20 Lei.
Für LKW über 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht gilt in Bukarest zwischen 7:00 und 21:00 Uhr ein ganzjähriges Fahrverbot. Für den Zeitraum vom 15. September bis 15. Juni ist die Zufahrt mit Ausnahmegenehmigung erlaubt. Das rumänische Autobahnnetz ist erst im Aufbau begriffen. Die erste rumänische Autobahn (rumänisch autostradă, Plural autostrăzi) war die 113 km lange Strecke Bukarest–Piteşti, die in den 1960-er Jahren erbaut wurde. Die Strecke ist heute Teilstück der A1. Radwege wurde in der Hauptstadt bisher nicht angelegt.[72] Auch gibt es keine ausgedehnten Fußgängerzonen in Bukarest.
Medien
Nach der rumänischen Revolution stieg die Zahl der privaten Medien in Bukarest innerhalb kurzer Zeit an. In staatlicher Hand blieben die Nationale Rundfunkgesellschaft, die Nationale Nachrichtenagentur sowie die öffentlich-rechtliche Fernsehgesellschaft TVR mit den Kanälen TRV1, TVR2, TVR International und TVR Cultural. TVR 1 strahlt wöchentlich auch ein eineinhalbstündiges Programm in deutscher Sprache aus. Zu den nationalen Tageszeitungen mit Sitz in Bukarest gehören die Zeitungen Adevarul, Cotidianul, România liberă und Evenimentul Zilei. Bis 1992 hieß die in Bukarest erscheinende Zeitung für die deutschsprachige Minderheit in Rumänien Neuer Weg. 1993 wurde sie in Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien umbenannt. Die ADZ ist die einzige deutsche Tageszeitung in Osteuropa.
Bildung
→ Siehe auch: Liste der Universitäten in Bukarest
Die Stadt beherbergt 16 staatliche und 12 private Universitäten, fünf Hochschulen sowie zahlreiche Akademien, Forschungs- und Bildungseinrichtungen. In Bukarest befindet sich auch der Sitz der Rumänischen Akademie. Das höchste Forum der Wissenschaft und Kultur in Rumänien wurde 1866 gegründet und hat derzeit 181 auf Lebenszeit gewählte Mitglieder.
Die Wirtschaftsakademie Bukarest (rumänisch: Academia de Studii Economice din Bucureşti, kurz ASE) ist die größte Universität der Stadt. Sie ist eine staatliche wirtschaftswissenschaftliche Universität mit insgesamt 49.000 Studenten und rund 2000 wissenschaftlichen Angestellten. König Carol I. gründete die Universität im Jahre 1913. Die Universität Bukarest ist heute eine staatliche Universität mit 30.000 Studenten und 18 Fakultäten. Ihr Hauptgebäude befindet sich am Universitätsplatz. An der Polytechnischen Universität Bukarest gibt es aktuell 13 Fakultäten mit insgesamt rund 15.000 Studenten und über 4.000 wissenschaftlichen Mitarbeitern.
Im Jahre 1854 wurde die Technische Universität für Bauwesen Bukarest (rumänisch: Universitatea Tehnică de Construcţii Bucureşti, kurz UTCB) gegründet. An der technischen Universität mit sechs Fakultäten studieren knapp 10.000 Studenten. Die Medizinische und Pharmazeutische Universität Carol Davila (rumänisch: Universitatea de Medicina si Farmacie Carol Davila) mit drei Fakultäten wurde drei Jahre später gegründet. Die älteste Landwirtschaftshochschule des Landes ist die 1852 gegründete Landwirtschaftliche und Veterinärmedizinische Universität Bukarest, auch: Universität für Landwirtschaft und Veterinärmedizin Bukarest (rumänisch: Universitatea de Ştiinţe Agronomice si Medicinã Veterinarã Bucureşti). Die Nationale Universität der Künste Bukarest (rumänisch: Universitatea Naţionala de Arte Bucureşti – oft abgekürzt als UNArte) ist die bedeutendste Kunsthochschule in Rumänien. Sie wurde am 5. Oktober 1864 von Fürst Alexandru Ioan Cuza gegründet. Im selben Jahr kam es zur Gründung der Universität für Architektur und Stadtplanung Ion Mincu.
In den letzten Jahrzehnten wurden auch einige Privatuniversitäten gegründet. Dazu gehört die 1990 gegründete Universität Titu Maiorescu (rumänisch: Universitatea Titu Maiorescu) mit sechs Fakultäten und die im Jahr 2004 gegründete Rumänisch-Amerikanische Universität (rumänisch: Universitatea Româno-Americana, englisch: Romanian-American University). Zu den großen Akademien mit Sitz in Bukarest gehört die 1949 gegründete Technische Militärakademie Bukarest (rumänisch: Academia Tehnica Militara din Bucureşti). Die Akademie ist eine militärische Ausbildungsstätte für die rumänischen Streitkräfte.
Persönlichkeiten
- Söhne und Töchter der Stadt
→ Hauptartikel: Liste der Söhne und Töchter von Bukarest
Bukarest war Geburtsort zahlreicher bekannter Persönlichkeiten. Dazu gehören der Musikproduzent Michael Cretu, der Chemiker Lazăr Edeleanu, der Physiologe Nicolae Paulescu, der Bandleader Peter Herbolzheimer, der Schauspieler und Filmemacher John Houseman, der Arzt und Psychiater Jakob Levy Moreno, der Tennisspieler Ilie Năstase, der Schauspieler Edward G. Robinson, der Historiker Eugen Weber sowie der Pfarrer Richard Wurmbrand.
Literatur
- Marin Mihalache: Die Museen von Bukarest, Meridiane Verlag, 1963, ISBN 978-3-7025-0430-4
- Ion Marin Sadoveanu, Elga Oprescu: Jahrhundertwende in Bukarest, Der Morgen (Verlag), 1964
- Merian: Bukarest und Rumäniens Schwarzmeerküste, Heft 6/XIX, Hoffmann und Campe, Juni 1966
- Sebastian Bonifaciu, Emanuel Valeriu: Bukarest von A bis Z, Pontica Handbücher, Verlag für Tourismus, Bukarest 1974
- Constantin C. Giurescu: Geschichte der Stadt Bukarest, Sport- und Touristikverlag, Bukarest, 1976
- Axel Barner: Stadtführer Bukarest, Kriterion Verlag, 1995, ISBN 973-26-0436-0
- Axel Barner: Europa erlesen. Bukarest, Wieser Verlag, 1999, ISBN 3-85129-284-7
- Ana G. Cast Branco dos Santos, Horia Georgescu, Pierre Levy: Moderne in Bukarest, Pustet Verlag, 2001, ISBN 3-7025-0430-3
- Joachim Vossen: Bukarest – Die Entwicklung des Stadtraums. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Reimer Verlag, 2004, ISBN 3-496-02753-3
- Birgitta Gabriela Hannover: Bukarest entdecken – Die rumänische Hauptstadt und ihre Umgebung, Trescher Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89794-120-5
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte der Stadt vom 21. Juli 2008
- ↑ Merian, Bukarest und Rumäniens Schwarzmeerküste, S. 95, Heft 6/XIX, Hoffmann und Campe (Juni 1966)
- ↑ F. Wenzel: Reduzierung von Erdbebenschäden – eine Herausforderung für Geo- und Ingenieurwissenschaften, TU-Berlin vom 21. Juli 2008
- ↑ Geotechnische und seismische Mikrozonierung von Bukarest, Uni Karlsruhe vom 21. Juli 2008
- ↑ Homepage von Bukarest vom 22. Juli 2008
- ↑ Weatherbase.com, Geoklima 2.1
- ↑ Michael Cismarescu: Die verfassungsrechtliche Entwicklung der Sozialistischen Republik Rumäniens 1965–1975, S. 238, in Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart, Band 24, 1975, ISBN 3-16-637762-X
- ↑ Birgitta Gabriela Hannover, Bukarest entdecken, S. 54, 2008
- ↑ Ein Dokumentarfilm mit dem Titel „City of Bucur“ (Regie, Herstellung, Drehbuch Aurelia Mihai) wurde 2006 von der deutschen Bundesregierung mit 12.000 € gefördert (s. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung Nr. 124: Staatsminister Neumann vergibt Produktionsförderungen für Kurzfilme).
- ↑ Gerrit E. Ulrich: Ein Lied vom Land im Häusermeer der Stadt, S. 4, aus Merian, Bukarest und Rumäniens Schwarzmeerküste, Heft 6/XIX, Hoffmann und Campe (Juni 1966).
- ↑ Guide to Bucharest (PDF) vom 21. Juli 2008
- ↑ Offizielle Homepage von Bukarest (www.pmb.ro) vom 21. Juli 2008
- ↑ Sebastian Bonifaciu, Emanuel Valeriu: Bukarest von A bis Z, S. 13, Pontica Handbücher, Verlag für Tourismus, Bukarest (1974)
- ↑ Klaus Kreiser: Der osmanische Staat 1300–1922, Oldenbourg 2000, S. 21.
- ↑ Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Oldenbourg 1979, Bd. 3, S. 222.
- ↑ Joachim Vossen: Bukarest – Die Entwicklung des Stadtraums. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
- ↑ Sebastian Bonifaciu, Emanuel Valeriu: Bukarest von A bis Z, S. 13
- ↑ So mutmaßt Joachim Vossen: Bukarest, Uni Klagenfurt am 11. September 2008.
- ↑ Birgitta Gabriela Hannover, Bukarest entdecken, S. 42, 2008
- ↑ Sebastian Bonifaciu, Emanuel Valeriu: Bukarest von A bis Z, S. 16.
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