- Kochum
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Eichsfeld Verwaltungs-
gemeinschaft:Lindenberg/Eichsfeld Höhe: 271 m ü. NN Fläche: 13,38 km² Einwohner: 1273 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 95 Einwohner je km² Postleitzahl: 37339 Vorwahl: 036071 Kfz-Kennzeichen: EIC Gemeindeschlüssel: 16 0 61 052 Adresse der Verbandsverwaltung: Hauptstr. 17
37339 TeistungenWebpräsenz: Bürgermeister: Jürgen Funke Hundeshagen ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Sie ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Lindenberg/Eichsfeld.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Hundeshagen wurde erstmals am 15. April 1282 urkundlich erwähnt. Hundeshagen gehörte bis zur Säkularisation 1802 zu Kurmainz. 1802 bis 1807 wurde der Ort preußisch und kam dann zum Königreich Westphalen. Ab 1815 war er Teil der preußischen Provinz Sachsen.
1945 bis 1949 gehörte der Ort zur sowjetischen Besatzungszone und wurde ab 1949 Teil der DDR. Von 1961 bis zur Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 wurde Hundeshagen von der Sperrung der nahen innerdeutschen Grenze beeinträchtigt. Seit 1990 gehört der Ort zum wieder gegründeten Bundesland Thüringen.
Der Ort ist auch als eichsfeldisches Musikantendorf bekannt, da hier ab dem 17. Jahrhundert das Wandergewerbe der Musikanten eine wichtige Rolle spielte. Um 1700 hatten die Herren von Westernhagen unterhalb ihrer Burg Osternhagen die Kolonie Freiheit gegründet. Die Bewohner verdienten ihr Geld bald als Wandermusikanten. Dabei entwickelten sie eine eigene Sprache, welche Kochum genannt wurde. Diese ermöglichte eine Kommunikation der Wandermusikanten außerhalb ihres Heimatortes, ohne das außenstehende Personen den Gehalt der Unterredung mitverfolgen konnten. Dies war sinnvoll, da man sich über Themen wie Politik oder Justiz frei verständigen konnte, ohne dass man präventiv Maßnahmen der staatlichen Behörden erwarten musste.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
- 1994 - 1283
- 1995 - 1306
- 1996 - 1312
- 1997 - 1311
- 1998 - 1270
- 1999 - 1301
- 2000 - 1318
- 2001 - 1335
- 2002 - 1304
- 2003 - 1311
- 2004 - 1286
- 2007 - 1273
- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Wappen
Blasonierung: „Auf rotem Grund ein goldener Sparren, rechts begleitet von einem sechsspeichigen Rad, links begleitet von einer silbernen Harfe, im Winkel drei silberne Glocken.“
Das Hundeshagener Wappen besteht aus drei Symbolen, die sich auf einen roten Hintergrund abzeichnen. Eine räumliche Trennung entsteht durch einen gelben Balken, der dreieckig an die Mitte des oberenen Randes des Wappens stößt und das Dach des Glockenhauses der Kirche symbolisiert. Folgende Symbole werden dadurch getrennt: Zum einen das Mainzer Rad im oberen linken Teil des Wappens, welches an die Zugehörigkeit des Eichsfeldes zu Mainz erinnert. Zum anderen findet sich auf der rechten oberen Seite des Wappens eine Harfe, welche auf die Geschichte des Wandermusikantentums des Ortes hinweist. Den Mittelpunkt des Wappens bilden drei Glocken, welche die architektonischen Besonderheiten der Kirche in Hundeshagen darlegen.
Sprache
Traditionell wird in Hundeshagen wie im restlichen Nord-Eichsfeld Eichsfelder Platt gesprochen. Der Ort grenzt allerdings direkt an die Sprachgrenze zum Thüringischen, das in den südlichen Nachbarorten gesprochen wird. Daneben gab es als lokale Sondersprache das Kochum. Heute sind diese Sprachen weitgehend durch das Hochdeutsche verdrängt worden.
Kochum
Die Sprache Kochum ist eine Besonderheit von Hundeshagen. Um einen kurzen Einblick in die Sprache zu geben, sind hier einige Beispiele alphabetisch angeführt.
- 1 Mark – 1/2 Soof
- alt – ulmisch
- Apfel – Krepschling
- Arzt – Schmeichert
- ausfragen – loschen
- Bauer – Knebel
- Bier – Blembel
- Brot – Lechen
- Butter – Schmunk
- Dorf – Kaff
- er geht – er buscht schiwes
- Familie – Jent
- Feuer – Funker
- Fleischer – Fetzer
- friert – pickelt
- Gasthaus – Schwäche
- Geld zählen – Pich schibbern
- gucken – spannen
- gut angezogen – grannig gekluftet
- Harfe – Echfach
- Hochzeit – Quante
- hocken – kutzsikeren
- Hunger – Danger
- ist – schemmt
- Kirche – Tuft
- Kaiser – Nobel
- Kartoffel – Pandatten
- Kinder – Schrappen
- krank – bekersch
- Lehrer – Schallder
- Mädchen – Dilm
- Milch – Kleis
- Musiker – Klinger
- Musiker aus Böhmen – Muker
- Musiker aus Italien – Stils
- Musiker Mädchen – Klingerdilm
- musizieren – jaunen
- nähen – sticheln
- Orgel – Lezen
- Pfarrer – Kawes
- Reise – Hultche
- schlachten – schächten
- schlagen – kuffen
- schreiben – fackeln
- schwanger – finale
- singen – schallern
- Stadt – Moken
- tanzen – weddeln oder schwoofen
- Toilette – Flösselfinnichen
- trinken – schwächen
- Vater – Ette
- vorsicht – schuftig
- Wasser – Flossert
- weinen – flonern
- Zigarette – Schwulchen
- Zucker – Sprankert
"Kochum" verweist auf die Herkunft von Bewohnern des Ortes aus der migrierenden Bevölkerung ("Kochemer") der frühen Neuzeit. Es ist den jenischenen Idiomen zuzuordnen. Es enthält Elemente des Jiddischen und des Romanes. Eine verwandte Sprache ist die in Münster gesprochene Masematte. Dass das Wort Musik häufiger und in unterschiedlichen Varianten auftritt, zeigt an, dass Einwohner Hundeshagens Wandermusikanten waren und diese Sprache zur Verständigung untereinander benutzten. Der Name „Klingerdilms“ bezeichnet einen Musikverein in Hundeshagen, der zweifelsfrei seinen Namen aus dem Kochum bezogen hat. Es gibt viele Verweise auf ein traditionelles Wandermusikantentum.
Sehenswürdigkeiten
- Kirche von Hundeshagen - besitzt als einer der wenigen Orte auf der Welt ein Glockenhaus und keinen Glockenturm
- Klüschen - kleine Kapelle in Hundeshagen
- Bildstock - kleiner Schrein, der Maria mit dem toten Jesus zeigt
- Heimatmuseum
- Wallfahrtskapelle Etzelsbach
Literatur
- Thorsten Weiland: Das Hundeshagener Kochum. Ein Rotwelsch-Dialekt von Wandermusikanten aus dem Eichsfeld. Quellen – Wörterbuch – Analyse. Paderborn 2003
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
Weblinks
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