Nigel Ernest James Mansell

Nigel Ernest James Mansell
Nigel Mansell
Nigel Mansell 1991
UKUK
Fahrerweltmeisterschaft
Erster Grand Prix Österreich 1980
Letzter Grand Prix Spanien 1995
Teams
1980–1984 Lotus • 1985–1988 Williams • 1989–1990 Ferrari • 1991–1992,1994 Williams • 1995 McLaren
Statistik
Rennen Poles Podien Siege
187 32 59 31
Schnellste Runden 30
Führungsrunden 2.053 Runden über 9.488,3 km
WM-Titel 1 (1992)
WM-Punkte 482

Nigel Ernest James Mansell (* 8. August 1953 in Upton-on-Severn, Worcestershire) ist ein ehemaliger britischer Automobilrennfahrer. Er startete zwischen 1980 und 1995 in der höchsten Motorsportklasse Formel 1 und wurde dort 1992 Weltmeister. Mansell wurde zudem 1993 Meister der IndyCar World Series und ist damit bis heute der einzige Fahrer, der – wenn auch nur kurz – beide Titel gleichzeitig innehatte.

Mansell wurde einem breiteren Publikum während der 1980er und 1990er Jahre durch seine Zweikämpfe mit Fahrern wie Nelson Piquet, Ayrton Senna und Alain Prost bekannt. Durch seine von Gegnern und Medien als „theatralisch“ empfundenen Auftritte in der Öffentlichkeit polarisierte der Brite stark. Von seinen Fans wurde er aber vor allem wegen seiner charakteristischen Erscheinung als schnauzbärtiger Athlet, seiner Bodenständigkeit und seiner Kampfstärke bewundert, die ihm besonders bei den italienischen Tifosi den Spitznamen “Il Leone” (Der Löwe) einbrachte. Mansells Konkurrenten kritisierten den Engländer immer wieder wegen seiner riskanten Fahrweise und seiner teilweise unüberlegten Manöver.[1]

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Anfänge im Motorsport

Die Rennsportkarriere Nigel Mansells begann mit Kartsport: Schon mit zehn Jahren (obwohl das Mindestalter bei elf lag) erhielt er dort seine erste Lizenz. Mit vierzehn gewann er sein erstes Rennen. Zwischen 1969 und 1976 gewann er verschiedene Kartmeisterschaften (Wales, North und sieben Mal in Folge Midland) und wurde 1973 Britischer Kartmeister. Sein weiterer Weg führte ihn 1976 in die Formel Ford, welche er bereits 1977 gewann (32 Siege in 42 Rennen). Mit dem Verkauf des gemeinsamen Hauses finanzierte Mansell mit Unterstützung seiner Frau Rosanne selbst 1978 den Eintritt in die Formel 3, die für ihn mit andauernden Geldproblemen verbunden blieb. Durch die Formel 3 wurde Colin Chapman auf Mansell aufmerksam und gab ihm 1980 einen Platz in seinem Lotus-Formel-1-Team, in dem er bis 1984 bleiben sollte.

1980–1984: Formel 1 bei Lotus

Bei seinem Grand-Prix-Debüt am Österreichring 1980 saß Mansell wegen einer geplatzten Benzinleitung im Benzinbad. Bis ein Motorschaden den endgültigen Ausfall bedeutete, hatte er sich dadurch bereits Verbrennungen ersten und zweiten Grades zugezogen. Immer wieder blitzte sein Talent auf und 1981 erlangte er durch einen dritten Platz in Zolder (GP von Belgien) seine ersten WM-Punkte. Aber es gab auch viele, oft kuriose Unfälle und Rückschläge: So wie 1984 beim Großen Preis der USA in Dallas, als sein Auto in Zielnähe ohne Benzin stehenblieb, und er beim Versuch, es über die Linie zu schieben, wegen der Hitze ohnmächtig zusammenbrach.

1985–1992: Williams und Ferrari

Nigel Mansell 1985 im Williams-Honda
Williams-Renault FW14B, mit dem Mansell 1992 Weltmeister wurde

1985 kam Nigel Mansell zu Williams-Honda, was seiner Karriere einen entscheidend positiven Schub gab. In Brands Hatch gewann er in diesem Jahr seinen ersten Grand Prix. 1986 und 1987 dominierte Mansell die Weltmeisterschaft und erzielte jeweils die meisten Saisonsiege, verlor jedoch beide Male den greifbaren Titel durch Unfälle und wurde Vize-Weltmeister (1986 hinter Prost, 1987 hinter seinem Teamkollegen Nelson Piquet). 1989 wechselte er zu Ferrari und zeigte neben Gerhard Berger und Alain Prost weiterhin Spitzenleistungen, blieb jedoch ohne Titel. 1991 kehrte er zu Williams zurück, wo er zuerst im Schatten von Riccardo Patrese stand, letzten Endes jedoch die WM nur knapp gegen seinen Dauerrivalen Ayrton Senna verlor. Bemerkenswert ist sein verschenkter Sieg beim Großen Preis von Kanada in Montreal, als ihm in der letzten Runde deutlich führend schon im Jubel der Motor ausging, so dass er letztendlich nur auf den sechsten Platz kam. 1992 wurde Mansell mit Williams-Renault Formel-1-Weltmeister und stellte in diesem Jahr einen neuen Saisonrekord von neun Siegen auf.

1993–1995: IndyCars und nochmal Formel 1

Zu noch größerer Popularität gelangte Mansell im Jahre 1993, als er als erster Rookie in der Geschichte die Champ-Car-Meisterschaft (gegen den favorisierten Emerson Fittipaldi) für sich entschied. Zudem gewann er gleich sein erstes Champ-Car-Rennen in Surfers Paradise (Australien), in dem er ebenso einmalig gleich von der Poleposition startete. Diesem Sieg schlossen sich vier weitere (u.a. beim Michigan 500) an. Am Gewinn der Meisterschaft ist weiterhin bemerkenswert, dass Mansell dieser Triumph trotz eines größeren Unfalls in Phoenix gelang.

Mansell ist auch als "Red Five" bekannt, seine legendäre Startnummer, welche auf seinem Lola-Ford des Newman/Haas Teams auch noch nach seinem CART-Titelgewinn parallel zur Nummer 1 aufgeklebt war. Dies brachte 1994 jedoch wenig Erfolg: drei Pole-Positions und einige zweite Plätze, einer davon in Long Beach. 1994 fuhr Mansell - neben seinen Einsätzen im Newman-Haas-IndyCar-Team - bei Williams für den tödlich verunglückten Ayrton Senna vier Formel 1-Rennen und siegte beim letzten Rennen der Saison, dem Grand Prix von Australien in Adelaide.

1995 unterschrieb Mansell zwar einen Saisonvertrag bei McLaren, konnte aber aufgrund des zu kleinen Cockpits und einer daraus resultierenden überaus unkomfortablen Sitzposition die ersten zwei Rennen nicht bestreiten. Im Anschluss an eine Umgestaltung des Cockpits fuhr Mansell noch zwei letzte Rennen, bevor er das Fahrzeug für nicht konkurrenzfähig erklärte und seine Monoposto-Karriere beendete.

Weitere Rennkarriere

Nigel Mansell im Oktober 2007

Im Jahre 1996 führte Mansell zwar einige Tests für Jordan-Peugeot durch, bestritt aber kein Formel-1-Rennen.

1998 kehrte Mansell ins Renncockpit zurück und startete bei den 24 Stunden von Chamonix (12. an der Seite von Ari Vatanen). Außerdem nahm er mit einem wenig konkurrenzfähigen Ford Mondeo an sechs Rennen der British Touring Car Championship teil und erreichte beim Rennen in Donington einen fünften Platz.

Im Herbst 2005 verkündete Mansell sein erneutes Comeback und die Teilnahme an der Grand-Prix-Masters-Rennserie, einer Rennserie für ehemalige Formel-1-Piloten. Er gewann im November des Jahres deren Auftaktrennen in Kyalami (Südafrika) und auch das erste Rennen des Jahres 2006 im April in Katar. Beim Rennen in Silverstone kam er wegen eines technischen Defekts über die Aufwärmrunde nicht hinaus.

Persönliches

Mansell wurde als drittes von vier Kindern geboren. Während seiner Kindheit musste er aufgrund der Beschäftigung seines Vaters häufig umziehen und die Schule wechseln. Größere Teile seiner Jugend- und frühen Erwachsenenjahre verlebte er in Hall Green, Birmingham. Er ging auf die Rosslyn School und später auf die Hall Green Bilateral. Anschließend begann er ein Ingenieursstudium am Matthew Boulton College.

Mansell lebt mit seiner Ehefrau, einer Tochter und zwei Söhnen auf der Kanalinsel Jersey. Die Söhne Leo und Greg treten - mit dessen Unterstützung - in die Fußstapfen des Vaters: Sie fuhren 2006 in der britischen Formel-BMW-Rennserie. Außerdem hatten sie im selben Jahr einen Gastauftritt beim Saisonfinale der britischen Formel 3-Meisterschaft.

Auszeichnungen

1986 und 1992 erhielt Mansell jeweils den BBC Sports Award als "Personality of the Year". 2005 wurde er in die International Motorsports Hall of Fame aufgenommen.

Erfolgsstatistik

Statistik in der Formel 1

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Runden
Punkte WM-Pos.
1980 Team Essex Lotus Lotus 81B Ford Cosw. DFV 3.0 V8 2 - - - - - - 30.
1981 Team Essex Lotus Lotus 81B / 87 Ford Cosw. DFV 3.0 V8 13 - - 1 - - 8 14.
1982 John Player Team Lotus Lotus 87B / 91 Ford Cosw. DFV 3.0 V8 13 - - 1 - - 7 14.
1983 John Player Team Lotus Lotus 92 Ford Cosw. DFV 3.0 V8 8 - - - - - 1 13.
Lotus 94T Renault 1.5 V6 Turbo 7 - - 1 - - 9
1984 John Player Team Lotus Lotus 95T Renault 1.5 V6 Turbo 16 - - 2 1 - 13 10.
1985 Canon Williams Honda Williams FW10 / FW10B Honda 1.5 V6 Turbo 15 2 1 - 1 1 31 6.
1986 Canon Williams Honda Williams FW11 Honda 1.5 V6 Turbo 16 5 2 2 2 4 72 (70) 2.
1987 Canon Williams Honda Williams FW11B Honda 1.5 V6 Turbo 14 6 - 1 8 3 61 2.
1988 Canon Williams Team Williams FW12 Judd 3.5 V8 14 - 2 - - - 12 9.
1989 Scuderia Ferrari SEFAC Ferrari 640 Ferrari 3.5 V12 15 2 2 2 - 3 38 4.
1990 Scuderia Ferrari Ferrari 641 Ferrari 3.5 V12 16 1 3 1 3 3 37 5.
1991 Canon Williams Team Williams FW14 Renault 3.5 V10 16 5 4 - 2 6 72 2.
1992 Canon Williams Team Williams FW14B Renault 3.5 V10 16 9 3 - 14 8 108 Weltmeister
1994 Rothmans Williams Renault Williams FW16 / FW16B Renault 3.5 V10 4 1 - - 1 - 13 9.
1995 Marlboro McLaren Mercedes McLaren MP4/10B Mercedes-Benz 3.0 V10 2 - - - - - - 29.
Gesamt 187 31 17 11 32 28 482

Grand-Prix-Siege

  • 1991 FranceFrance Großer Preis von Frankreich (Magny Cours)
  • 1991 the United Kingdomthe United Kingdom Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 1991 GermanyGermany Großer Preis von Deutschland (Hockenheim)
  • 1991 ItalyItaly Großer Preis von Italien (Monza)
  • 1991 SpainSpain Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 1992 South Africa 1928-1994South Africa 1928-1994 Großer Preis von Südafrika (Kyalami)
  • 1992 MexicoMexico Großer Preis von Mexiko (Mexiko-Stadt)
  • 1992 BrazilBrazil Großer Preis von Brasilien (Interlagos)
  • 1992 SpainSpain Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 1992 San MarinoSan Marino Großer Preis von San Marino (Imola/I)
  • 1992 FranceFrance Großer Preis von Frankreich (Magny Cours)
  • 1992 the United Kingdomthe United Kingdom Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 1992 GermanyGermany Großer Preis von Deutschland (Hockenheim)
  • 1992 PortugalPortugal Großer Preis von Portugal (Estoril)
  • 1994 AustraliaAustralia Großer Preis von Australien (Adelaide)

Literatur

Englischsprachig:

  • Nigel Mansell, James Allen: Nigel Mansell: My Autobiography, HarperCollins (Oktober 1996) - ISBN 0002187035.
  • Mike Dodson, u. a.: Nigel Mansell: A Pictorial Tribute to the Double Champion, Motorbooks International (November 1995) - ISBN 1855325918.
  • Alan Henry: Nigel Mansell: World Champion, Hazleton Publishing Ltd (September 1992) - ISBN 1874557004.

Deutschsprachig:

  • Christopher Hilton: Nigel Mansell. Der grossartige Kämpfer der Formel 1-Szene (1989) - ISBN 3908007496.

Quellen

  1. http://www.grandprix.com/gpe/drv-mannig.html

Weblinks


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