Siebenwöchiger Krieg

Siebenwöchiger Krieg
Deutscher Krieg
Szene aus der kriegsentscheidenden Schlacht von Königgrätz; von Georg Bleibtreu.
Szene aus der kriegsentscheidenden Schlacht von Königgrätz; von Georg Bleibtreu.
Datum 1866
Ort Deutscher Bund (Süd- und Mitteldeutschland, Böhmen und Mähren), Königreich Ungarn, Norditalien, Adriatisches Meer
Ausgang Sieg Preußens und Italiens
Territoriale Änderungen Preußen annektierte Schleswig-Holstein, die souveränen Bundesglieder Königreich Hannover, Herzogtum Nassau, Kurfürstentum Hessen und die Freie Stadt Frankfurt

Italien erhielt Venetien

Friedensschluss Frieden von Prag mit Preußen, Frieden von Wien mit Italien
Konfliktparteien
Kaisertum Österreich
Königreich Bayern
Königreich Sachsen
Königreich Württemberg
Großherzogtum Baden
Königreich Hannover
Großherzogtum Hessen
Hessen-Kassel
Reuß ältere Linie
Sachsen-Meiningen
Schaumburg-Lippe
Freie Stadt Frankfurt
Herzogtum Nassau
Königreich Preußen
Königreich Italien
Mecklenburg-Schwerin
Mecklenburg-Strelitz
Oldenburg
Anhalt
Herzogtum Braunschweig
Sachsen-Altenburg
Sachsen-Coburg und Gotha
Herzogtum Sachsen-Lauenburg
Lippe
Schwa.-Sonder.
Waldeck
Bremen
Hamburg
Lübeck

Der Deutsche Krieg von 1866 war die kriegerische Auseinandersetzung des Deutschen Bundes mit dem Königreich Preußen und dessen Verbündeten.

Der Deutsche Krieg war zunächst aus der Sicht des Deutschen Bundes ein Preußisch-Deutscher Krieg. Nach der Gründung des Deutschen Reichs von 1871 hat sich dieser Begriff nicht durchgesetzt, bis heute finden sich hauptsächlich die Ausdrücke Deutscher Krieg (besonders in Deutschland gebräuchlich) und Preußisch-Österreichischer Krieg, ferner Einigungskrieg, Siebenwöchiger Krieg, deutsch-deutscher Krieg, Deutscher Bundeskrieg, deutscher Bruderkrieg und Deutsch-Österreichischer Krieg. Letztere Bezeichnung erweckt leicht einen falschen Eindruck über die Konfliktparteien. Sie bringt gleichwohl zutreffend zum Ausdruck, dass das Territorium der Donaumonarchie nur zum Teil dem deutschen Sprachraum angehörte und zudem u. a. auch Kroaten, Ungarn und Venezianer in den Krieg verwickelt waren (Polen kämpften sowohl für den Deutschen Bund als auch für Preußen). Auch die preußischen Ostprovinzen lagen weitgehend außerhalb des Gebiets des Deutschen Bundes. Begrifflich unterschieden wird der Deutsche Krieg vom Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg, mit dem er gleichwohl untrennbar verbunden war.

Der Sieg Preußens und seiner Verbündeten über den Deutschen Bund unter der Führung der Präsidialmacht Österreich hatte die Auflösung des Deutschen Bundes zur Folge, den Preußen schon im Vorfeld wegen angeblichen Bruchs der Bundesverfassung durch Österreich offiziell als erloschen betrachtet und behandelt hatte.

Preußen übernahm die politische Vormachtstellung unter den deutschen Ländern und gründete den Norddeutschen Bund. Damit entstand die Vorstufe für die 1871 vollendete sogenannte Kleindeutsche Lösung, d. h. ein deutscher Nationalstaat, der zwar den Großteil, aber nicht den gesamten deutschen Sprachraum einschloss, also ohne die Deutschösterreicher, Liechtensteiner und Luxemburger, deren Staaten zuvor Mitglieder des Deutschen Bundes gewesen waren, sowie ohne die Deutschschweizer.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Ursachen für den Krieg lagen in der österreichisch-preußischen Auseinandersetzung um die Führungsrolle im Deutschen Bund (Deutscher Dualismus). Vor dem Hintergrund von Preußens führender Rolle im Deutschen Zollverein unter Ausschluss Österreichs, der wirtschaftlichen Prosperität, aber auch der in reaktionären Kreisen geschätzten großen Militärtradition boten sich Anreize, die endgültige Entscheidung der Machtfrage zu suchen. Vorwand des Krieges war der Streit um die Verwaltung Schleswigs und Holsteins nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges.

Die Aussichten auf einen Sieg standen 1866 zudem für Preußen sehr günstig, denn Österreich befand sich in einer schweren Finanzkrise und hatte seit seiner in St. Petersburg als Undank empfundenen Haltung im Krimkrieg ein schwieriges Verhältnis zu Russland. Dies ließ trotz der familiären Beziehungen des Zarenhauses zu den im Konflikt pro-österreichischen Dynastien in Darmstadt und Stuttgart (und Verstimmungen über das Ende der innerdeutschen Stabilität) eine militärische Hilfeleistung unwahrscheinlich werden. Die Alvenslebensche Konvention von 1863 hatte Preußen bereits das Vertrauen des Zaren eingebracht, während Österreich Russlands gewaltsame Unterdrückung der Polen kritisiert hatte. St. Petersburg war zudem wegen innerer Probleme gebunden und nahm vor Kriegsausbruch nur mit erfolglos versuchter Deeskalation Einfluss auf das Geschehen.

Großbritanniens Interessen berührte der drohende Krieg wenig. London setzte sich mit mäßigem Engagement für eine Friedensinitiative der nichtdeutschen Großmächte ein, jedoch gelang es Berlin, das in Bezug auf seine Deutschlandpolitik viel aktivere Frankreich zum Ausscheren zu bewegen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck hatte die Pariser Bemühungen um eine zu erreichende Veränderung des territorialen Status Quo für seine Zwecke genutzt. Er hatte beim französischen Kaiser Napoléon III. bei der Begegnung in Biarritz (3. September 1865) Hoffnungen auf Gebietserwerb (Wallonien/Luxemburg) geweckt, machte sich aber nicht von ihm abhängig, da er die Option einer Verhandlungslösung mit Österreich vorerst bewahrte. So gewährte Paris die Neutralität zu Bismarcks Bedingungen und musste sich später (vergeblich) selbst um Grenzverschiebungen kümmern, während Berlin nicht zu aktiver Förderung verpflichtet sein sollte.

Bismarck konnte außerdem das mit Frankreich freundschaftlich verbundene Italien für seine Pläne gewinnen, da dieses Venetien beanspruchte, das noch zu Österreich gehörte. Ein auf Druck Frankreichs unterbreitetes Angebot Österreichs, dieses Gebiet freiwillig abzutreten, kam zu spät: Am 8. April 1866 hatten Preußen und Italien bereits ein auf drei Monate befristetes geheimes Angriffsbündnis gegen Österreich geschlossen, durch das Preußen u. a. gegen Artikel III in Verbindung mit Art. II der Deutschen Bundesakte verstieß.

Mit dem Plan einer Bundesreform, die den Gesandtenkongress unter österreichischem Vorsitz durch ein gewähltes Parlament ersetzen sollte, zielte die preußische Regierung propagandistisch auf die Gewinnung der Nationalbewegung. Der Preußische Verfassungskonflikt belastete das Verhältnis zum preußenfreundlichen, evangelisch dominierten Deutschen Nationalverein jedoch schwer.

Um die Streitigkeiten auf bundesrechtlicher Basis auszutragen und mehr Rückhalt unter den Bundesstaaten zu erhalten, wandte sich Österreich am 1. Juni 1866 an den Bundestag des Deutschen Bundes und stellte diesem im Einklang mit der Bevölkerung die Entscheidung über die Zukunft Holsteins anheim. Das Herzogtum stand zwar unter österreichischer Verwaltung, Österreich duldete aber zum Verdruss Preußens die Nebenregierung des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein und entschloss sich in Übereinstimmung mit ihm zur Einberufung der holsteinischen Ständeversammlung. Preußen betrachtete dieses Vorgehen als Bruch der Gasteiner Konvention, in der Preußen und Österreich 1865 ihre Einflusssphären im sogenannten Kondominium (gemeinsame Territorialherrschaft) Schleswig-Holstein aufgeteilt und ihre Politik festgelegt hatten.

Am 9. Juni marschierten preußische Truppen in Holstein ein, worauf Österreich beim Bundestag die Mobilisierung von Bundestruppen zwecks einer Bundesexekution wegen verbotener Selbsthilfe Preußens beantragte. Ob Preußen wirklich militärisch zur Einhaltung der Bundesverpflichtungen gezwungen werden sollte, blieb offen. Am 14. Juni stimmte der Bundestag dem Antrag mit neun gegen sechs Stimmen zu. Preußen behauptete, dies sei ein Bruch der Bundesverfassung und erklärte den Bund für aufgelöst.

Die formelle Selbstauflösung folgte nach der Niederlage parallel zum Prager Frieden am 23. August 1866 in Augsburg.

Bündnisse

Preußens Verbündete

Bündnisse des Krieges
Dunkelblau: Preußen
Hellblau: Verbündete Preußens
Rot: Österreich
Rosa: Verbündete Österreichs
Grün: Neutral
Gelb: Schleswig und Holstein

Preußens größter Verbündeter war Italien, hinzu kamen das Großherzogtum Oldenburg und die Freien Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die zusammen die Division Goeben stellten, das Herzogtum Braunschweig. das Herzogtum Sachsen-Altenburg, dessen Truppen in den Reserve Armee Korps an den Kämpfen teilnahmen, das Herzogtum Anhalt, dessen Truppen in der Reserve keine Kampfhandlungen hatten, das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und das Fürstentum Lippe, deren Soldaten an den Kämpfen im Mainfeldzug beteiligt waren, und das Fürstentum Waldeck-Pyrmont, das keine eigenen Truppen hatte. Hinzu kam das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, das sich Preußen wie manch andere Kleinstaaten nur unfreiwillig anschloss und infolge einer verzögerten Mobilmachung keine Truppen im Kampf hatte.

Anfangs neutral, aber später auf Seiten Preußens standen das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (ab dem 5. Juli 1866) sowie das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt und das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, die am 18. August ein Bündnis mit Preußen schlossen. Alle drei hatten schon gegen die Mobilmachung gestimmt und hatten sich auch nicht an den Bundeskorps beteiligt. Am 26. Juni 1866 verbündete sich auch das Fürstentum Reuß jüngere Linie mit Preußen, am 18. August 1866 wechselte das Fürstentum Schaumburg-Lippe die Seiten.

Deutscher Bund

Dem von Österreich geführten Deutschen Bund gehört neben diesem das Königreich Sachsen, das Königreich Bayern und das Königreich Hannover (schied am 29. Juni 1866 aus) mit ihren eigenen Armeen, das Königreich Württemberg, das Großherzogtum Hessen, das Großherzogtum Baden, das Herzogtum Sachsen-Meiningen, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und das Herzogtum Nassau waren mit ihren Truppen Bestandteil des Bundeskorps. Zum Lager des Bundes zählte ferner auch die militärisch machtlose Freie Stadt Frankfurt am Main.

Das Fürstentum Liechtenstein verhielt sich neutral und schied mit Ende des Bundes 1866 aus dem deutschen Föderalismus aus, war aber nachher eng an Österreich gebunden. Ebenfalls abstinent blieb das Großherzogtum Luxemburg, das wie das seit 1839 bundesangehörige Herzogtum Limburg vom niederländischen König regiert wurde und kein Interesse an riskanter Parteilichkeit hatte. Das auch vorher schon durch seinen Provinzstatus relativ unbedeutende Limburg gehörte nach dem Krieg nur noch zu den Niederlanden, der luxemburgische Staat wurde von Deutschland unabhängig mit für die Zukunft gesicherter Neutralität (bestätigt im Londoner Vertrag 1867), allerdings unter fortgeführter Zollvereins-Mitgliedschaft.

Verlauf

Nach kampflosem Einmarsch preußischer Verbände in das Königreich Sachsen rückte die 1. preußische Armee am 23. Juni über Seidenberg und Zittau, die Elbarmee über Waltersdorf und Schluckenau in das habsburgische Königreich Böhmen ein. Am 26. Juni kam es zu ersten größeren Gefechten bei Hühnerwasser (Kuřívody), Sichrow, Turnau (Turnov) und der Schlacht bei Podol zwischen verschiedenen Einheiten der preußischen Ersten Armee unter Prinz Friedrich Carl und der Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld auf der einen und des I. Österreichischen sowie des Sächsischen Korps auf der anderen Seite. Tags darauf überschritt die 2. preußische Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm über mehrere Pässe das Riesengebirge, wobei es zu den Gefechten bei Nachod und bei Trautenau kam. Das letztere Treffen war das einzige des gesamten Krieges, das für die österreichischen Truppen siegreich verlief. Am 28. Juni wurden die Österreicher in der Schlacht bei Skalitz und Soor sowie der Schlacht bei Münchengrätz besiegt.

Schließlich fand am 29. Juni die Schlacht bei Gitschin zwischen der 1. preußischen Armee und dem zurückgegangenen I. Österreichischen sowie dem Sächsischen Korps statt, im Osten kam es zu den Gefechten von Königinhof und Schweinschädel (Svinistany). Nach diesen letztgenannten Begegnungen verloren beide Armeen die Fühlung zueinander, erst am 2. Juli wurde die Aufstellung der Österreicher und Sachsen nordwestlich von Königgrätz aufgeklärt.

Preußische Truppen aus Minden und Hamburg (in der Stadtrepublik waren sie regulär stationiert) wurden von der Armee des Königreichs Hannover am 27. Juni 1866 bei Langensalza geschlagen. Die Hannoveraner mussten aber auf Grund ihrer hohen Verluste, des fehlenden Nachschubs und der mittlerweile großen zahlenmäßigen Überlegenheit der Preußen am 29. Juni 1866 kapitulieren. Noch heute erinnert ein Denkmal im Zentrum Mindens an den Sieg bei Langensalza. Die preußischen Verbündeten griffen Kassel und Frankfurt an, während der rechte Flügel der preußischen Elbarmee überraschend vor den Toren Nürnbergs auftauchte.

Im Süden hatte Österreich inzwischen am 24. Juni 1866 die italienische Armee unter General Alfonso La Marmora bei Custozza geschlagen; die österreichische Adriaflotte unter Wilhelm von Tegetthoff siegte bei der Insel Lissa (Vis) am 20. Juli über die überlegene italienische Flotte. Es war wohl eine der letzten Marineschlachten, die durch die Rammtaktik gewonnen wurde. Die Notwendigkeit aber, die Truppen auf zwei Fronten zu verteilen, war neben der im Vergleich zu Preußen rückständigen Waffentechnik einer der Hauptgründe für die schlussendliche Niederlage Österreichs – und damit formal des Deutschen Bundes.

Die entscheidende Schlacht gegen Österreich gewannen schließlich die vereinigten preußischen Armeen am 3. Juli 1866 bei Königgrätz in Böhmen unter der persönlichen Führung König Wilhelms von Preußen. Preußischer Generalstabschef war Helmuth Graf von Moltke, der geistige Vater des gesamten preußischen Aufmarsches (siehe auch Strategische Bahn). Auf österreichischer Seite ruhten die Hoffnungen zum Großteil auf dem als militärisches Genie geltenden Oberbefehlshaber Ludwig von Benedek, denn Preußen war in dieser Schlacht bei Königgrätz Österreich nicht nur zahlenmäßig (250.000 zu 160.000), sondern auch technisch überlegen. Benedek hatte zuvor versucht, das Amt des Oberbefehlshabers der Nordarmee abzulehnen, da er auf dem böhmischen Schauplatz keinerlei Erfahrung besaß und sich die Nordarmee in einem äußerst desolaten Zustand befand, was auch die Schlacht mitentscheiden sollte. Nach der Schlacht von Königgrätz wurde er seines Amtes enthoben und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Verfahren wurde jedoch auf kaiserlichen Druck eingestellt und Benedek befohlen, bis an sein Lebensende über die Schlacht zu schweigen, woran er sich auch hielt. Helmuth von Moltke hatte sich entschieden, das preußische Heer in drei getrennten Armeen marschieren zu lassen. Zunächst eröffneten die Elbarmee unter Leitung von Eberhard Herwarth von Bittenfeld und das Erste Armeekorps unter Leitung von Prinz Friedrich Karl von Preußen die Kampfhandlungen gegen die österreichische Armee, die nördlich der Festung Königgrätz Stellung bezogen hatte. Die preußischen Angriffe konnten trotz hoher Verluste zunächst keine nennenswerten Erfolge erzielen, sodass die schlachtentscheidende Rolle dem 2. preußischen Armeekorps unter Leitung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zufiel, das sich in Gewaltmärschen dem Schlachtfeld näherte. Der Kronprinz entschied sich für einen Flankenangriff auf die kaiserlichen Streitmächte, um die zwei anderen preußischen Armeen zu entlasten. Dabei gelang es ihm, die Höhe von Chlum zu besetzen, von der aus seine Artillerie ein verheerendes Flankenfeuer gegen die österreichische Armee eröffnen konnte. Königgrätz ist seitdem das Synonym für den Erfolg der Bismarckschen Kleindeutschen Lösung.

Die letzte Schlacht fand schließlich im Mainfeldzug am 26. Juli 1866 bei Üttingen statt, in der Preußen über die Bayerische Armee siegte; mit dem Gefecht bei Blumenau am letzten Tag des Krieges wendeten die Österreicher jedoch noch die Besetzung Pressburgs (Pozsony, heute Bratislava) durch preußische Truppen ab.

Insgesamt kämpften auf Seiten des Deutschen Bundes ca. 600.000, für Preußen und seine deutschen Verbündeten rund 500.000 und für das Königreich Italien ca. 300.000 Soldaten. Durch die Allgemeine Wehrpflicht glich Preußen den Nachteil aus, dass das Land nur ungefähr die Hälfte der Einwohnerzahl des habsburgischen Vielvölkerstaates aufwies. Nach den jeweiligen Generalstabswerken betrugen die Verluste auf den böhmisch-mährischen, niederösterreichischen und ungarischen Kriegsschauplätzen im Einzelnen:

  • Österreich: 1.313 Offiziere, davon 330 gefallen, sowie 41.499 Mann, davon 5.328 gefallen
  • Sachsen: 55 Offiziere, davon 15 gefallen, sowie 1.446 Mann, davon 120 gefallen
  • Preußen: 359 Offiziere, davon 99 gefallen, sowie 8.794 Mann, davon 1830 gefallen

Die Streitkräfte Preußens, Italiens und ihrer Alliierten hatten insgesamt etwa 37.000 Tote und Verwundete zu beklagen, deutlich weniger als ihre Kontrahenten.

Ausgang und Folgen

Um einer französischen oder russischen Intervention zuvorzukommen, drängte Bismarck den preußischen König dazu, den Sieg nicht voll auszunutzen, sondern einen schnellen Frieden zu schließen. Der Ministerpräsident benötigte viel Überzeugungskraft, da Wilhelm – trotz seiner nur mühsam überwundenen ursprünglichen Gegnerschaft zu den Angriffsplänen – Österreich harte Bedingungen diktieren wollte und den Einmarsch in Wien anstrebte. Nach zähem Konflikt lenkte der König schließlich resignierend ein.

Der entscheidende Schritt zur Beendigung des Krieges gelang am 26. Juli 1866 im durch den französischen Kaiser Napoléon III. vermittelten Vorfrieden von Nikolsburg, nachdem Österreich in der Hauptsache (Austritt aus der gesamtdeutschen Politik) nachgegeben hatte, zumal seine militärische Lage aussichtslos war. Der Vorfrieden wurde später im Frieden von Prag mit Preußen bestätigt und zudem der Frieden von Wien mit Italien geschlossen.

Italien gewann Venetien auf indirektem Wege, da Österreich es während des Krieges formell an Frankreich zur anschließenden Weitergabe an den Gegner abgetreten hatte. Preußen annektierte Schleswig-Holstein, die souveränen Bundesglieder Königreich Hannover (Absetzung König Georgs), Herzogtum Nassau, Kurfürstentum Hessen und die Freie Stadt Frankfurt (Selbstmord des Bürgermeisters Fellner) und stellte sie unter Militärverwaltung. Dadurch erlangte Preußen die Verbindung zwischen seinen westlichen Gebieten (Rheinprovinz und Provinz Westfalen) und dem östlich der Elbe gelegenen Kernland Brandenburg. Andere Mitglieder des Bundes wie zum Beispiel Sachsen (Obersachsen) gerieten in preußische Abhängigkeit.

Daraufhin löste sich der Deutsche Bund auf und der durch Preußen beherrschte Norddeutsche Bund (d. h. eine kleindeutsche Vereinigung der norddeutschen Staaten) wurde am 18. August 1866 gegründet, um Preußens Hegemonie zu festigen und zu legitimieren. Unabhängig blieben vorerst die süddeutschen Staaten: das Königreich Bayern, das Königreich Württemberg, das Großherzogtum Baden (auf Drängen Frankreichs anerkannt) und partiell das Großherzogtum Hessen, das dank russischer Fürsprache mit einigen kleinen Gebietsabtretungen davonkam. Dessen Provinz Oberhessen wurde wie das Königreich Sachsen in den Norddeutschen Bund integriert und nicht annektiert. Die Realisierung des im Frieden von Prag vorgesehenen Südbunds vom Main bis zum Bodensee scheiterte, da Bismarck sie untergrub und die südwestdeutschen Regierungen eine bayerische Dominanz ablehnten. Die Verdrängung Österreichs aus der gesamtdeutschen Politik erwies sich im Nachhinein als beständig, auch wenn sich Kaiser Franz Joseph I. einstweilen nicht damit abfand.

Zudem erzielte Otto von Bismarck aufgrund der Euphoriewelle einen großen innenpolitischen Erfolg, besonders da ihm bezüglich des Regierens ohne gesetzmäßigen Haushalt nachträglich vom preußischen Abgeordnetenhaus Straffreiheit zugebilligt wurde (Annahme der Indemnitätsvorlage). Der Streit über diese Frage spaltete die oppositionelle Deutsche Fortschrittspartei.

Die bis dahin guten Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen verschlechterten sich durch den Sieg Preußens nachhaltig. Der französische Kaiser Napoléon III. hatte eigentlich geplant, für seine Vermittlung territoriale Belohnungen zu bekommen (linkes Rheinufer), wurde aber vom Tempo des Krieges überrascht und kam mit seinen Forderungen zu spät. In Frankreich entstand daraufhin der Ruf nach „Rache für Sadowa“ (ein Ort der Schlacht bei Königgrätz). Da die Außenpolitik Napoléons III. ähnlich wie die preußische auf territoriale Expansion ausgelegt war, bedeutete die Nichterfüllung dieser (für Frankreichs Einfluss in Deutschland eher kontraproduktiven) Ambitionen eine Enttäuschung, die letztlich zur Achse Paris–Wien führte. Der vormals sächsische Ministerpräsident Friedrich Ferdinand von Beust konnte sich als Außenminister und späterer Reichskanzler der neuen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit seiner Allianzpolitik nicht gegen Bismarcks raffiniertes Kalkül durchsetzen.

Im Rahmen der Friedensvertragsverhandlungen verbündeten sich Bayern, Baden und Württemberg (das südlich der Mainlinie noch unabhängige Hessen-Darmstadt erst im Zuge der Luxemburgkrise) mit Preußen in Schutz- und Trutzbündnissen – die Basis für den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Preußen weitete dann durch Indienstnahme des Nationalgefühls, russischer Rückendeckung und der Wirtschaftseinheit seinen Machtbereich auf die süddeutschen Staaten im Deutschen Zollverein aus, so dass es schließlich am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Schloss Versailles zur Reichsgründung kam. Von Russland und Ungarn an einem militärischen Eingriff zugunsten Frankreichs gehindert, zog der Kaiser von Österreich es vor, als deutscher Fürst zu handeln, woraus sich eine zunehmend wohlwollende Neutralität entwickelte und die spätere Allianz mit dem Deutschen Reich (Zweibund) möglich wurde.

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Gordon A. Craig: Königgrätz. DTV, München 1987. ISBN 3-4231-0820-7.
  • Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866. (Gesamtausgabe in 2 Bänden:) Bd. 1: Der Feldzug in Böhmen und Mähren (Nachdruck von 1871/2003), ISBN 3-936030-65-0 und Bd. 2: Der Feldzug in West- und Mitteldeutschland [Nachdruck von 1871/2003], ISBN 3-936030-66-9. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza sowie Verlag Das Neue Berlin, 2006 (Nachdruck von 1871). ISBN 3-360-01268-2.
  • Heinrich Friedjung: Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland – 1859 bis 1866. Cottasche Buchhandlung, 2 Bände, Stuttgart & Berlin 1916.
  • Wolfgang van Groote, Ursula von Gersdorff (Hg.): Entscheidung 1866, Der Krieg zwischen Österreich und Preußen. Stuttgart 1966.
  • Theodor Schieder: Das Jahr 1866 in der deutschen und europäischen Geschichte. Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament 24 (1966).
  • Adam Wandruszka: Schicksalsjahr 1866. Verlag Styria, Graz 1966.
  • Geoffrey Wawro: The Austro-Prussian War. Austria’s war with Prussia and Italy in 1866. Cambridge Univ. Press 1996, ISBN 0-521-56059-4.

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