Kreis Halle

Kreis Halle
Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Kreises Halle Deutschlandkarte, Position des Kreises Halle hervorgehoben
52.0608338.359722
Basisdaten (Stand 1972)
Bestandszeitraum: 1816–1972
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Landschaftsverband: Westfalen-Lippe
Verwaltungssitz: Halle (Westf.)
Fläche: 305,13 km²
Einwohner:

67.926 (27. Mai 1970)

Bevölkerungsdichte: 223 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: HW
Kreisgliederung: 23 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Ravensberger Straße 1, 33790 Halle (Westf.)
Lage des Kreises Halle in Nordrhein-Westfalen
Karte
Über dieses Bild
Lage des Kreises Halle im Regierungsbezirk Detmold (1947–1968)

Der Kreis Halle (Westf.) (1953–1969: Landkreis Halle (Westf.)) war ein von 1816 bis 1972 bestehender Kreis im östlichen Nordrhein-Westfalen. Der Kreis war zunächst Teil des Regierungsbezirks Minden in der preußischen Provinz Westfalen, ab 1946/47 Teil des nordrhein-westfälischen Regierungsbezirks Detmold. Verwaltungssitz war Halle (Westf.). Der Kreis ging 1973 im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform im neu gegründeten Kreis Gütersloh auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Das Gebiet des Kreises Halle gehörte bis 1806 zum preußischen Verwaltungsgebiet Minden-Ravensberg und bildete den südwestlichen Teil der Grafschaft Ravensberg. (Amt Ravensberg und Teile des Amtes Sparrenberg).

1806 geriet das Gebiet in den Herrschaftsbereich des napoleonischen Frankreichs. Von 1807 bis 1810 war das spätere Kreisgebiet vollständig Teil des französischen Vasallenstaates Königreich Westphalen (Departement der Weser, Distrikt Bielefeld). Halle, Versmold und Werther wurden Kantonshauptorte. Diese 3 Kantone umfassten in etwa das spätere Kreisgebiet. Ab 1811 wurden die westlichen Teile des späteren Kreisgebiets direkt dem Kaiserreich einverleibt; der östliche, deutlich kleinere Teil des späteren Kreisgebietes verblieb beim Königreich Westphalen (weiterhin Distrikt Bielefeld, jetzt Departement der Fulda). Zum Teil bildete der Haller Laibach die Grenze zwischen Frankreich und dem Königreich Westphalen, wodurch die Stadt zweigeteilt wurde. Die jetzt zum Kaiserreich gehörenden Gebiete wurden vollständig dem Departement der Oberen Ems angeschlossen. Der Kanton Werther und die westlichen Teile des Kantons Halle wurden innerhalb dieses Departements dem Unterpräfekten in Minden zugeordnet; der Kanton Versmold der Unterpräfektur Osnabrück. Halle, jetzt geteilt zwischen Frankreich und Westphalen, verlor dabei seine Funktion als Kantonshauptort, wohingegen Werther und Versmold Kantonshauptorte blieben.

Nach der Rückeroberung durch Preußen im Jahr 1813 gehörte das spätere Kreisgebiet ab 1813 bis zur Gründung der preußischen Provinz Westfalen provisorisch zum Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein.

Verwaltungsgeschichte

Der 1816 gegründete Regierungsbezirk Minden, einer von drei Regierungsbezirken in der Provinz Westfalen, wurde mit Wirkung vom 1. November 1816 durch Verordnung der Königlichen Regierung in Minden vom 18. Oktober 1816 in zwölf Kreise gegliedert, darunter der Kreis Halle mit Sitz in Halle (Westf.). Dabei blieb auf unterer Verwaltungsebene die Einrichtung der Kantone zunächst weitgehend unangetastet. Dies änderte sich erst durch die Landgemeindeordnung, die für die Provinz Westfalen 1841 mit Wirkung zu 1843 gültig wurde.[1] Es wurden die vier Ämter Halle (Westf.), Borgholzhausen (seit 1969 Stadt Borgholzhausen ohne Gebietsänderung), Werther und Versmold als unterste Verwaltungsinstanz eingerichtet. Diese Ämter hatten bis auf die Ausnahme Borgholzhausen bis zur Neugliederung im Jahr 1972 Bestand.

Im Jahr 1910 bestand der Kreis aus den folgenden Städten, Gemeinden und Gutsbezirken:

Ämter, darin Gemeinden Amtsgliederung
Amtsgliederung des Kreises Halle (Westf.)
Amt Borgholzhausen
Barnhausen, Berghausen, Stadt Borgholzhausen, Gutsbezirk Brincke, Casum, Cleve, Hamlingdorf, Holtfeld, Kleekamp, Oldendorf, Ostbarthausen, Westbarthausen, Wichlinghausen, Winkelshütten
Amt Halle (Westf.)
Amshausen, Ascheloh, Bokel, Brockhagen, Eggeberg, Gartnisch, Stadt Halle (Westf.), Hesseln, Hörste, Kölkebeck, Künsebeck, Oldendorf b. Halle, Gutsbezirk Patthorst, Steinhagen
Amt Versmold
Bockhorst, Hesselteich, Loxten, Oesterweg, Peckeloh, Stadt Versmold
Amt Werther
Häger, Isingdorf, Rotenhagen, Rotingdorf, Theenhausen, Schröttinghausen, Stadt Werther (Westf.)

Zum 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Oldendorf b. Halle aus dem Amt Halle in die Stadt Halle eingemeindet. Zum 1. Oktober 1956 folgte ein Teil der Gemeinde Gartnisch, ebenfalls aus dem Amt Halle. Zuvor waren am 1. Oktober 1928 bereits der Gutsbezirk Brincke und die Gemeinde Winkelshütten nach Barnhausen, sowie der Gutsbezirk Patthorst nach Brockhagen eingemeindet worden.

Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform wurde mit dem „Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Halle“ vom 24. Juni 1969 zum 1. Juli 1969 mit der Neugliederung der Gemeinden des Kreises begonnen, deren Anzahl sich dabei von 37 auf 23 reduzierte[2]. Zu diesem Zeitpunkt wurde die neue Stadt Borgholzhausen gebildet und die Gemeinden Eggeberg, Ascheloh und Gartnisch nach Halle eingemeindet.

Mit dem „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Bielefeld (Bielefeld-Gesetz)“ vom 24. Oktober 1972 wurden dann zum 1. Januar 1973 die restlichen Gemeinden neu gegliedert, deren Anzahl sich dabei weiter reduzierte auf die heute bestehenden vier Städte Borgholzhausen, Halle, Versmold, Werther und die Gemeinde Steinhagen[3].

Dasselbe Gesetz verfügte auf Kreisebene die Bildung des Kreises Gütersloh, in dem der Kreis Halle mit Ausnahme eines Großteils der Gemeinde Schröttinghausen, der in die kreisfreie Stadt Bielefeld eingemeindet wurde, zusammen mit dem Kreis Wiedenbrück aufging.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Halle, dessen Gebietsstand über den gesamten Zeitraum nahezu unverändert blieb. Bei den Zahlen handelt es sich um Volkszählungsergebnisse.[4][5][6] Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Bevölkerungsentwicklung im Kreis Halle von 1818 bis 1970
Jahr Einwohner
1818 (31. Dez.) 25.696
1822 (31. Dez.) 27.076
1825 (31. Dez.) 27.657
1831 (31. Dez.) 28.772
1834 (31. Dez.) 29.921
1837 (31. Dez.) 30.973
1840 (31. Dez.) 31.894
1843 (31. Dez.) 31.694
Jahr Einwohner
1846 (3. Dez.) 31.795
1849 (3. Dez.) 31.696
1852 (3. Dez.) 31.572
1855 (3. Dez.) 30.575
1858 (3. Dez.) 29.551
1861 (3. Dez.) 29.781
1864 (3. Dez.) 29.994
1867 (3. Dez.) 29.297
Jahr Einwohner
1871 (1. Dez.) 27.840
1880 (1. Dez.) 28.101
1885 (1. Dez.) 28.347
1890 (1. Dez.) 28.819
1895 (1. Dez.) 29.137
1900 (1. Dez.) 30.007
1905 (1. Dez.) 30.709
1910 (1. Dez.) 31.894
Jahr Einwohner
1925 (16. Juni) 32.962
1933 (16. Juni) 34.408
1939 (17. Mai) 35.816
1946 (29. Okt.) 53.680
1950 (13. Sep.) 56.055
1961 (6. Juni) 59.666
1970 (27. Mai) 67.926

Politik

Ehemaliges Kreishaus des Kreises Halle
Stuhl im heute als Ratssaal der Stadt Halle (Westf.) genutzten Sitzungssaal des Kreistages. Jede Gemeinde hatte ihren eigenen bezeichneten Stuhl.

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens 1,95 Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben:

Jahr CDU SPD FDP BHE1
19462 46,9 40,0 6,6
1948
1952 29,6 40,7 19,7 6,5
1956 31,0 44,9 17,6 6,5
1961 33,9 43,0 16,9 6,2
1964 34,5 45,5 16,7 3,3
19693 43,6 41,7 11,3

1 BHE: 1952 und 1956: BHE, 1961: GB/BHE, 1964: GDP
2 1946: zusätzlich: KPD: 2,0 %
3 1969: zusätzlich: NPD: 3,4 %

Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene. Die Zahlen von 1948 liegen nicht vor.

Landräte

Maximilian Franz Xaver Graf von Korff-Schmising-Kerssenbrock
Clemens August Maria Caspar Maximilian Graf von Korff-Schmising
Georg Graf zu Ysenburg und Büdingen-Philippseich
  • 1816–1818: Maximilian Franz Xaver Graf von Korff-Schmising-Kerssenbrock, Brincke
  • 1818–1831: Friedrich von der Decken[7]
  • 1831–1855: August Ferdinand Conrad zur Hellen
  • 1855–1875: Clemens August Maria Caspar Maximilian Graf von Korff-Schmising, Tatenhausen
  • 1875–1896: Georg Graf zu Ysenburg und Büdingen-Philippseich
  • 1896–1911: Clemens August Graf von Korff-Schmising, Tatenhausen
  • 1911–1922: Dr. Siegfried Röhrig
  • 1922–1933: Alfred von Campe
  • 1933–1934: Hans Erich Ummen, stellv. Landrat, später Gaurichter in Münster
  • 1934–1945: Karl Friedrich Emil Leweke
  • 1945–1946: Heinrich Wellenbrink (1896-1974), komm. Landrat, dann Oberkreisdirektor
  • 1946: Heinrich Wolf, Werkmeister, Halle
  • 1946–1948: Otto Rahe, Kaufmann, Versmold
  • 1948–1952: Heinrich Wolf, Werkmeister, Halle
  • 1952–1958: Joachim Upmeyer, Kaufmann und Landwirt, Borgholzhausen
  • 1958–1963: Fritz Ostmeyer, Landwirt, Westbarthausen
  • 1963–1964: Heinrich Wolf, Werkmeister, Halle
  • 1964–1969: Fritz Ostmeyer, Landwirt, Westbarthausen

Ehrenamtlich waren tätig: Otto Rahe, Fritz Ostmeyer, Joachim Upmeyer, Heinrich Wolf [8]

Oberkreisdirektoren (1945–1972)

  • 1945–1946: Heinrich Wellenbrink, komm. Landrat, dann Oberkreisdirektor
  • 1947–1958: Dr. Gerhard Treviranus
  • 1959–1970: Dr. Gerhard Treviranus
  • 1970–1972: Klaus Baltzer [9]

Wappen

Halle (Westf.) - Kreiswappen.jpg

Das zweitgeteilte Wappenschild zeigt vorne auf blauem Grund einen schwarzen Raben auf goldenem Berg, dies versinnbildlicht die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Ravensberg in anschaulicher Weise und hat seinen Ursprung im ältesten bekannten Wappen eines Ravensberger Herrschers. Das hintere Feld zeigt die Sparren des Wappens der Grafschaft Ravensberg. Das Wappen wurde am 15. September 1947 verliehen. In das Wappen des Nachfolgekreises Kreis Gütersloh haben die Sparren des Wappens des Kreises Halle Eingang gefunden.

Einzelnachweise

  1. Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen 1841
  2. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgerservice: Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Halle
  3. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgerservice: Bielefeld-Gesetz
  4. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 56–59.
  5. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1964, S. 66–67.
  6. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970 : Ergebnisse der Volkszählung am 27. Mai 1970. Düsseldorf 1972, S. 40.
  7. Herwart und Thassilo von der Decken, Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994 S. 138 dort: Landrat war Friedrich Raban Wilhelm Anton von der Decken (1777-1840)
  8. Der Minden Ravensberger Jg. 1976, Gieseking, Bielefeld-Bethel
  9. Der Minden Ravensberger, Jg. 1976, Gieseking, Bielefeld-Bethel

Literatur

Weblinks



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