Schwangau

Schwangau
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Schwangau
Schwangau
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Schwangau hervorgehoben
47.57666666666710.735277777778796
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Ostallgäu
Höhe: 796 m ü. NN
Fläche: 76,06 km²
Einwohner:

3.360 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 87643–87645
Vorwahl: 08362
Kfz-Kennzeichen: OAL
Gemeindeschlüssel: 09 7 77 169
Gemeindegliederung: Sieben Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Münchener Straße 2
87645 Schwangau
Webpräsenz: www.schwangau.de
Bürgermeister: Reinhold Sontheimer (CSU)
Lage der Gemeinde Schwangau im Landkreis Ostallgäu
Österreich Kempten (Allgäu) Landkreis Oberallgäu Kaufbeuren Landkreis Augsburg Landkreis Unterallgäu Landkreis Garmisch-Partenkirchen Landkreis Weilheim-Schongau Landkreis Landsberg am Lech Rettenbach am Auerberg Westendorf (Allgäu) Wald (Allgäu) Waal (Allgäu) Untrasried Unterthingau Halblech Stöttwang Stötten am Auerberg Seeg Schwangau Rückholz Ruderatshofen Roßhaupten Ronsberg Rieden (bei Kaufbeuren) Rieden am Forggensee Pfronten Pforzen Osterzell Oberostendorf Obergünzburg Nesselwang Mauerstetten Marktoberdorf Lengenwang Lechbruck am See Lamerdingen Kraftisried Kaltental Jengen Irsee Günzach Hopferau Görisried Germaringen Füssen Friesenried Eisenberg (Allgäu) Eggenthal Buchloe Bidingen Baisweil Biessenhofen AitrangKarte
Über dieses Bild
Blick auf Hohenschwangau
Schwangau von Tegelberg aus gesehen

Schwangau ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Ostallgäu. Sie liegt im Allgäu im Süden Bayerns an der Romantischen Straße, die im vier Kilometer entfernten Füssen endet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Ausdehnung des Gemeindegebietes

Das Gemeindegebiet besteht aus den Gemarkungen Schwangau und Waltenhofen. Zur Gemeinde Schwangau gehören unter anderem die Orte Schwangau, Alterschrofen, Brunnen, Erlisholz, Hohenschwangau, Horn, Mühlberg und Waltenhofen (dort befindet sich seit jeher die Pfarrkirche). Auf dem Gemeindegebiet befinden sich der Alpsee, der Schwansee und der Bannwaldsee. Außerdem gehört der größte (östliche) Teil des Forggensees zur Gemeinde.

Geschichte

Werkzeugfunde auf dem Frauenberg bei Horn und am Nordufer des Bannwaldsees lassen darauf schließen, dass die erste Besiedlung Schwangaus bis in die mittlere Steinzeit zurückreicht.

Im Jahre 15 v. Chr. eroberten römische Truppen unter Drusus und Tiberius das Alpenvorland bis zur Donau. Unter Kaiser Claudius wurde der wahrscheinlich schon vorher als Pfad bestehende Alpenweg in eine ca. fünf Meter breite Straße, die Via Claudia Augusta, ausgebaut. Sie verband das römische Mutterland mit der Provinz Raetien. In Füssen war zu dieser Zeit eine Nachschubeinheit stationiert. Ausgediente Soldaten erhielten als Abschiedsgaben vom Militär kleine Ländereien und gingen mit der ansässigen Bevölkerung Lebensgemeinschaften ein.

So entstanden die Römersiedlung am Tegelberg mit einem heute konservierten Badehaus aus dem 2. Jahrhundert und die kleinen »villae rusticae« (Gutshöfe) bei Forggen. In den Jahren 284 bis 305 überrannten Germanenstämme mehrmals das Land und verließen es mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums – vermutlich friedlich – um 450 n. Chr.

Die Alemannen besiedelten das Schwangauer Gebiet ca. 600 n. Chr. und bewirtschafteten es. Man vermutet, dass sie lechaufwärts zogen und dann in Schwangau zu roden begannen. Aus dieser Zeit sind uns heute noch ca. 130 Gräber am Nordrand von Schwangau erhalten.

Mit Beginn der Christianisierung im 8. Jahrhundert fehlen dann in den Gräbern Grabbeigaben, so dass über den Verbleib der Alemannen nur gemutmaßt werden kann. In diese Zeit fällt die Gründung der Kirche in Waltenhofen im Jahre 746. Sie war die erste christliche Kirche rechts des Lechs und wurde von den Heiligen Magnus und Tosso erbaut.

Die erste urkundliche Erwähnung von Schwangau als »Castrum Swangowe« erfolgte im Jahre 1090. Damit war die Doppelburg Vorder- und Hinterschwangau gemeint, auf dem Felsen des heutiges Schlosses Neuschwanstein. Sie war Eigentum Welfs des Älteren. Die welfischen Ministeralen (d. s. Verwalter im niedrigen Adelsstand), die Schwangauer, lebten auf diesem Schwanstein. Mit dem Tode Welfs VI. 1191 fällt das welfische Eigentum an Schwangau an die Staufer, 1268 an das Reich.

Zu dieser Zeit lebte der wohl berühmteste Schwangauer, der Minnesänger Hiltpold von Schwangau (* ca. 1190–1256). Von ihm sind 22 Minnelieder erhalten, deren Entstehungszeit zwischen 1215 und 1225 angesetzt wird, die in der Heidelberger und teilweise in der Weingartner Liederhandschrift Einzug gefunden haben.

Ab dem 15. Jahrhundert, mit der Teilung der Herrschaft durch Ulrich von Schwangau auf seine vier Söhne im Jahre 1428, kamen die Schwangauer, die mittlerweile in den Ritterstand aufgestiegen waren, aus ihrer finanziellen Not nicht mehr heraus. Misswirtschaft und Erbstreitigkeiten führten dazu, dass Georg von Schwangau sein Erbe, Hohenschwangau und den Frauenstein, sowie die Gerichtsbarkeit dazu an Herzog Albrecht III. von Bayern-München im Jahre 1440 verkaufte. Die Schwangauer waren nun meist die Pfleger der Herzöge von Bayern auf Schwangau.

1521 wurden die beiden Brüder Heinrich und Georg von Schwangau auf dem Reichstag zu Worms mit den Alloden und Lehen der Schwangauer durch Kaiser Karl V. belehnt. Aber schon 1535 mussten sie den gesamten Besitz für 35.000 fl. an den Kaiserlichen Rat und Patrizier Johann Paumgartner aus Augsburg verkaufen. 1536 starben die beiden Brüder, und damit starb auch das Geschlecht der Herren von Schwangau aus.

Johann Paumgartner ließ die verwahrloste Burg Schwanstein (heute Hohenschwangau) wieder neu aufbauen, während Vorder- und Hinterschwangau sowie Frauenstein weiterhin verwahrlosten. 1549 starb Johann Paumgartner und die Herrschaft fiel an seine beiden Söhne David und Georg. 1561 verpfändete David Paumgartner Hohenschwangau an Markgraf Georg-Friedrich von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach.

Der Markgraf verkaufte die Herrschaft 1567 an Herzog Albrecht V. von Bayern. Dieser brachte auch die Ansprüche der Gläubiger Paumgartners an sich und wurde reichsrechtlich mit Hohenschwangau belehnt. 1604 erhielt dann Herzog Max I. von Bayern die Anwartschaft auf die mit Hohenschwangau verbundenen Reichslehen, Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern 1670 diese selbst.

Zu den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) kam für die Schwangauer ein weiteres Drangsal hinzu: die Pest. Sie wütete in den Jahren 1635/1636 und dezimierte die Bevölkerung stark. Während der Nacht wurden die Toten auf Karren hinaus zum Pestfriedhof nach St. Coloman gefahren. Nach diesem großen Aderlass wurde die Gemeinde mit Einwanderern aus Tirol und aus dem Engadin neu besiedelt. Von letzteren stammt wahrscheinlich die typisch Schwangauer Bauweise, »die Schupfe«.

In den darauffolgenden Jahrzehnten wechselte die Burg in Hohenschwangau mehrmals die Besitzer. Während der Koalitionskriege von 1800 bis 1809 wurde sie so schwer beschädigt, dass sie 1820 nur noch als Ruine verkauft werden konnte. 1832 erwarb Kronprinz Maximilian, der spätere König Max II., die Ruine und ließ sie nach den Plänen und Skizzen des Dominicus Quaglio im neugotischen Stil wieder erbauen (1832–1836).

Der älteste Sohn Maximilians, Ludwig II. von Bayern, ließ an der Stelle der Burgen Vorder- und Hinterschwangau das Schloss Neuschwanstein errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte am 5. September 1869. Die Bauarbeiten wurden 1886 mit dem Tod des Königs eingestellt, so dass das Schloss nie ganz vollendet wurde.

Kurz vor der Jahrhundertwende hielt der Fremdenverkehr in Schwangau Einzug und die ersten Pensionen und Hotels entstanden. Infolge dieser Entwicklung stellte sich auch die Bevölkerung immer mehr auf den Fremdenverkehr ein. 1938 konnte unter dem damaligen Bürgermeister Pfeiffer in Schwangau schon ein Kurpark errichtet werden.

Viele Bemühungen der Gemeinde im Laufe der Jahre führten 1926 zur Anerkennung als Luftkurort und 1986 zur Verleihung des Prädikates Heilklimatischer Kurort.

Der Aufstau des Forggensees 1953/1954 bedeutete für die Gemeinde eine große Strukturveränderung. Dadurch verlor die Gemeinde 1071 ha Grund, ein Viertel ihrer damaligen Fläche. Die Ortschaften Deutenhausen, Forggen und Teile von Brunnen fielen der Aufstauung zum Opfer. Mit Unterstützung der BAWAG (Bayerische Wasserkraft AG) konnten die gemeindliche Wasserversorgung, ein Teil der Ortskanalisation, die Grundschule und das Rathaus finanziert werden.

Einwohnerentwicklung

Die Bevölkerungszahl stieg im Laufe der Jahre von ca. 700 (1840) über 1524 (1939) auf 3255 (1991) und 3415 Ende 2007.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Haupterwerbszweige sind der Fremdenverkehr, Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St. Maria und Florian-Kirche

Bauwerke

Liste der Baudenkmäler in Schwangau

Persönlichkeiten

Der aus Brunnen gebürtige Salvatorianer-Pater Pankratius Pfeiffer (1872–1945) verhalf während der deutschen Besatzung Roms im Zweiten Weltkrieg römischen Juden und Widerstandskämpfern zur Flucht.

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)

Weblinks

 Commons: Schwangau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Schwangau – in den Nachrichten

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