Wöhrden

Wöhrden
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Wöhrden
Wöhrden
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wöhrden hervorgehoben
54.1672222222228.99833333333332
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Dithmarschen
Amt: KLG Heider Umland
Höhe: 2 m ü. NN
Fläche: 21,77 km²
Einwohner:

1.325 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 61 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25797
Vorwahl: 04839
Kfz-Kennzeichen: HEI
Gemeindeschlüssel: 01 0 51 113
Adresse der Amtsverwaltung: Kirchspielsweg 6
25746 Heide
Webpräsenz: www.amt-heider-umland.de
Bürgermeister: Peter Schoof (CDU)
Lage der Gemeinde Wöhrden im Kreis Dithmarschen
Karte

Wöhrden ist eine Gemeinde im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein.

Die in der nördlichen Marsch gelegene Stadt war einst Hafenstadt und galt zeitweise als Herz Dithmarschens. Insbesondere die von 1319 bis 1786 bestehende St.-Nicolai-Kirche galt neben dem Meldorfer Dom als herrlichste des Landes. Seit dem 16. Jahrhundert setzte ein schleichender Bedeutungsverlust ein, der Wöhrden auf den Status einer abgelegenen Landgemeinde reduzierte.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Wöhrden liegt in der fruchtbaren Dithmarscher Nordermarsch. Bis ins 16. Jahrhundert direkt an der Nordseeküste und von Prielen umgeben liegend, hat sich die Küstenlinie durch künstliche Landgewinnung und natürliche Verlandung mittlerweile etwa 10 Kilometer nach Westen verschoben.

Der ursprüngliche Ort ist nach Art der ältesten Wurtendörfer auf einer Wurt errichtet, in deren Mitte sich die Kirche befindet. Um sie herum verläuft eine Ringstraße, von der aus Straßen radial abgehen. Die Wurt ist mit 6,24 m ü NN. eine der höchsten in Dithmarschen und stammt wahrscheinlich aus dem 1. Jahrtausend.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde setzt sich aus den Ortsteilen Wöhrden, Ketelsbüttel, Großbüttel, Büttlerdeich, Böddinghusen, Hochwöhrden, Neuenkrug, Neuenwisch, Bruhnsdorf, Nixdorf und Walle zusammen.

Geschichte

150 n. Chr. nennt der griechische Geograph Ptolemäus drei Sachseninseln vor der Elbmündung, wahrscheinlich Fahrstedt, Wöhrden und Büsum. Die Siedlung lag lange Zeit fast vollständig vom Meer umschlossen und bildete so ebenso einen wichtigen Hafenplatz wie einen relativ sicheren Rückzugsraum bei Eroberungsversuchen des Landes. Noch um 1600 schreibt der Dithmarscher Historiograph Neocorus über die Siedlung, sie sei eine.

ummeflatene Flecke, welcher allein einen Wech van Osten in hefft, sonst alle Wege mit Bruggen und Stegen geleidet werden. (S.53)[2]

Die Besiedelung der Wurt erfolgte um 800. Um 1000 entstand ein Siddeldeich, der später als erste wegbare Landverbindung, genannt Persenweg, genutzt wurde und um 1100 entstand der erste Seedeich von Hochwöhrden über Wackenhusen, Wöhrden, Großbüttel, Reinsbüttel, Wesselburen usw., bis hinter Hemme wieder an den Geestrand. Wann genau die erste Kirche und damit ein eigenständiges Kirchspiel Wöhrden entstand, ist nicht bekannt.

Als Bischof Adalbert II. von Hamburg-Bremen 1140 in einer Urkunde erstmals die Dithmarscher Kirchspiele erwähnt, ist Wöhrden noch nicht darunter.

Der Ort bildete früher das Zentrum des Kirchspiels Süderwöhrden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 7. Mai 1281. In einem Vertrag zwischen Hamburg und den Dithmarscher Kirchspielen taucht Worden als besiegelndes Kirchspiel auf. Ob Wöhrden als Abspaltung des Dithmarscher Mutterkirchspiels Meldorf oder über das Kirchspiel Wesselburen aus dem Urkirchspiel Weddingstedt entstanden ist, ist historisch umstritten.

1319 bauten sie eine Kirche mit 46 Metern Länge und 20 Metern Breite, die seinerzeit neben dem Meldorfer Dom als herrlichste Kirche Dithmarschens galt. Nach der Siegreichen Schlacht in der Süderhamme 1404 bewahrten die Dithmarscher die beiden erbeuteten Banner des Herzogs in der Wöhrdener und der Meldorfer Kirche auf. Nach der Schlacht bei Hemmingstedt 1500 wurde in ihr der vom dänischen König Waldemar mitgeführte, und angeblich originale, erbeutete Dannebrog aufbewahrt.

Der Ort, der heute durch die Landgewinnung etwa 10 Kilometer von der Küste entfernt liegt, war im Spätmittelalter eine regional bedeutende Hafenstadt. Die Kirchspiele im Norden des Landes gewannen zunehmend Einfluss gegenüber den südlicheren Siedlungen. 1373 errichteten die Kirchspiele Wöhrden, Neuenkirchen, Wesselburen, Weddingstedt und Hemmingstedt einen eigenen Markt in Konkurrenz zu dem in Meldorf. Mit der Dithmarscher Bauernrepublik löste Heide Meldorf als Hauptort des Landes ab.

Die wichtigen Dokumente des Landes wurden nicht mehr in Meldorfer Dom, sondern in den Kirchen Wöhrdens und Wesselburens aufbewahrt. Der Presbyter Bremensis beschrieb Mitte des 14. Jahrhunderts die Nordermarsch mit Wöhrden und Wesselburen als cor terre Ditmarice – Herz Dithmarschens. (S.54)[2] Zahlreiche der führenden Regentenfamilien der Bauernrepublik kamen aus Wöhrden. Die laut Neocorus angesehenste, die Woldersmannen, stellten zeitweise allein fünf der 48 Achtundvierziger.

Die Stadt erhielt unter anderem auch Beziehungen zur Hanse. Bereits aus dem Jahr 1281 stammt ein Beistands- und Partnerschaftsabkommen mit der Freien und Hansestadt Hamburg. Dieses wurde vom Hamburger Senat im Juli 2007 offiziell erneuert, zählt damit aber nicht zu den Städtepartnerschaften der Hansestadt im modernen Sinne.[3]

1375, zur Hochzeit der Bauernrepublik Dithmarschen schlossen Lübecker Kaufleute einen Vertrag in Wöhrden, bei dem die Dithmarscher sich verpflichteten, die Lübecker Handelsgüter zu schützen. Der Konflikt zwischen Strandräuberei einerseits und den guten Beziehungen zur Hanse andererseits war einer der prägenden Dithmarscher Konflikte dieser Zeit.

Das Materialienhaus, das als ältestes Haus Dithmarschens gilt, entstand 1519. Es ist ein typisches Marschbürgerhaus, die sich an weiten Teilen der schleswig-holsteinischen Nordseeküste finden: Einräumhäuser mit Fachwerk im Unterbau und reich verzierten Giebeln.

40 Jahre später, 1559, schlugen König Friedrich II, DK. Herzog Johann von Hardersleben und Herzog Adolf von Holstein die Dithmarscher in der Letzten Fehde, worauf das Land dreigeteilt wurde. Nach dem Tod des Herzogs Johann (1580) wurde 1581 Dithmarschen zweigeteilt. Die willkürliche Grenze trennte nun das Kirchspiel Wöhrden in Süder- und Norderwöhrden. Die Aufteilung trennte die Stadt von ihrem wirtschaftlich wichtigen Hinterland, der ehemals zentrale Ort lag plötzlich an der Peripherie Süderdithmarschens. Gleichzeitig stiegen andere Städte wie Wesselburen, Marne und insbesondere Heide in ihrer Bedeutung und überflügelten schon bald das alte Herz Dithmarschens.

Der Niedergang des Ortes setzte sich fort, als die Gegend um Wöhrden zunehmend verlandete und 1601 das Bütteler Feld besiedelt wurde. Der Priel zur Nordsee verschlickte zunehmend, die Bedeutung des Hafens ging zurück. Die ehemals hoch angesehene Kirche begann zu verfallen, Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts sahen sie als unnötig großes Gebäude an, das ausreichend für drei Kirchspiele der Wöhrdener Bedeutung und Größe gewesen wäre.

1875 begann der Neubau der jetzigen Schule "School op de Wurth". 1922 startete die Elektrifizierung Wöhrdens, die Straßenbeleuchtung war ab nun elektrisch.

Am 7. März 1929 markierte die von den Nazis so genannte Blutnacht von Wöhrden, bei der etwa 300 Nationalsozialisten und 100 Kommunisten mit Gummiknüppeln, Stahlstücken, Messern und Dolchen aufeinander losgingen und drei Menschen starben, den Durchbruch der NSDAP in der Region. Den Nazis gelang es, die Ereignisse auch überregional propagandistisch auszuschlachten.

Neues Gewerbegebiet

Die Auflösung der Bauernschaften (Wöhrden-Neuenwisch-Neuenkrug Hochwöhrden – Wackenhusen – Großbüttel – Walle) und der Zusammenschluss zur Kirchspielslandgemeinde Süderwöhrden geschah 1938.

1972 verlor Wöhrden die Gemeindeverwaltung, es erfolgte die Bildung der Amtsverwaltung Amt Kirchspielslandgemeinde Heide-Land. Am 1. Januar 1974 erfolgte die Eingemeindung Ketelsbüttel in die Gemeinde Wöhrden. Wöhrden wuchs von 1600 auf 2151 ha, die Einwohnerzahl stieg von 1058 auf 1217. Im Jahr 2001 gelang der Abschluss einer Partnerschaft mit der polnischen Gemeinde Sianów.

Mit Ablauf des Schuljahres 2005/2006 wurde die Grundschule aufgelöst. Grundschüler aus Wöhrden gehen seit dem in Hemmingstedt zu Schule.

Im August 2006 hat Wöhrden sein 725-jähriges Bestehen mit einer Festwoche im Festzelt gefeiert, bei der auch Vertreter der Gemeinde Sianów teilgenommen haben.

Zum Schuljahresbeginn 2007/2008 startete die Freie Waldorfschule Wöhrden den Unterricht. Damit besitzt Wöhrden die einzige Waldorfschule an der gesamten Westküste.

Politik

Von den 13 Sitzen in der Gemeindevertretung haben die CDU und die Wählergemeinschaft WGW seit der Kommunalwahl 2008 je fünf Sitze und die SPD drei.

Wappen

Blasonierung: „In Silber ein grüner Hügel, darauf eine rote Kirche mit silbernem Sockel, zwei schmale blaue Wellenbalken überdeckend. Oben links zwei gekreuzte grüne Schwerter.“[4]

Stadtbild

Holländerwindmühle „Germania“ von 1847.

Wöhrden ist wie mehrere Städte der Marsch auf einer Wurt angelegt, auf deren höchster Stelle die KIrche steht. Um diese herum verläuft der Marktplatz mit der Altstadt, auf den die Straßen des Ortes sternförmig zulaufen. Unten am Wurtrand verläuft die Durchgangsstraße von Meldorf zum Eidersperrwerk. An der Kirche stehen einige der ältesten Gebäude Dithmarschens. Auffallend am Ortsrand ist die Windmühle Germania. Die Holländermühle stammt von 1847, die Segelflügel drehen sich heute nicht mehr. Bis 1955 mahlte sie mit Wind, bis ein Herbststurm Teile der Flügel zerstörte und es ökonomisch nicht mehr sinnvoll erschien diese zu wechseln. 1962 wechselte der damalige Müller den Innenraum komplett aus, ersetzte das alte Mahlgetriebe durch ein damals modernes Motormahlwerk. Mittlerweile ist der Innenraum der Mühle zu einer Wohnung ausgebaut.[5]

Die Wöhrdener Kirche

St. Nicolai von Südwest
St. Nicolai von Nordwest

Die St. Nicolai-Kirche befindet sich auf der höchsten Wurt des Ortes. Die Wöhrdener weihten sie der früheren Bedeutung des Ortes gemäß dem Schutzheiligen der Schiffer und Kaufleute. Die von 1786 bis 1788 im spätbarocken Stil gebaute Kirche ist wahrscheinlich das dritte Kirchengebäude an dieser Stelle.

2008 wurde das Dach der Kirche erneuert und es wurde wie in alten Zeiten wieder mit roten Ziegeln gedeckt, zwischenzeitlich war das Dach dunkel eingedeckt geworden. Allerdings war das Dach undicht und musste daher erneuert werden.

Schule

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Chronik von Wöhrden (Autor: Horst Ploog), erhältlich bei der Gemeinde Wöhrden
  • Wöhrner Wöör (Autor: Peter Neuber)
  • Wöhren vun nix op hütt (Autor: Horst Ploog), ISBN 978-3-86805-238-1

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. a b Reimer Hansen: Die alte Wöhrdener Kirche. In: Reimer Hansen: Aus einem Jahrtausend historischer Nachbarschaft. Studien zur Geschichte Schleswigs, Holsteins und Dithmarschens. Malente, Schleswig-Holsteinischer Geschichtsverlag 2005 ISBN 3-933862-33-7S
  3. Drucksache 18/6861 der Hamburgischen Bürgerschaft (mit Antwort des Senats) vom 4. September 2007
  4. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  5. Wöhrden-online: "Die Windmühle Germania", Zugriff 4. Juli 2007

Weblinks


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