Lößnitz (Erzgebirge)

Lößnitz (Erzgebirge)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Lößnitz (Erzgebirge)
Lößnitz (Erzgebirge)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lößnitz (Erzgebirge) hervorgehoben
50.62138888888912.731666666667422
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Erzgebirgskreis
Höhe: 422 m ü. NN
Fläche: 30,53 km²
Einwohner:

9.397 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 308 Einwohner je km²
Postleitzahl: 08294
Vorwahl: 03771
Kfz-Kennzeichen: ERZ
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 370
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
08294 Lößnitz (Erzgebirge)
Webpräsenz: www.stadt-loessnitz.de
Bürgermeister: Gotthard Troll (CDU)
Lage der Stadt Lößnitz im Erzgebirgskreis
Sachsen Amtsberg Annaberg-Buchholz Aue Auerbach (Erzgebirge) Bad Schlema Bärenstein (Erzgebirge) Bernsbach Bockau Börnichen/Erzgeb. Borstendorf Breitenbrunn/Erzgeb. Burkhardtsdorf Crottendorf Deutschneudorf Drebach Ehrenfriedersdorf Eibenstock Elterlein Erlbach-Kirchberg Gelenau/Erzgeb. Geyer Gornau/Erzgeb. Gornsdorf Großolbersdorf Großrückerswalde Grünhain-Beierfeld Grünhainichen Heidersdorf Hohndorf Hormersdorf Jahnsdorf/Erzgeb. Johanngeorgenstadt Jöhstadt Königswalde Lauter/Sa. Lengefeld Lößnitz (Erzgebirge) Lugau/Erzgeb. Marienberg Mildenau Neukirchen/Erzgeb. Niederdorf (Sachsen) Niederwürschnitz Oberwiesenthal Oelsnitz/Erzgeb. Olbernhau Pfaffroda Pobershau Pockau Raschau-Markersbach Scheibenberg Schlettau Schneeberg (Erzgebirge) Schönheide Schwarzenberg/Erzgeb. Sehmatal Seiffen/Erzgeb. Stollberg/Erzgeb. Stützengrün Tannenberg Thalheim/Erzgeb. Thermalbad Wiesenbad Thum Wolkenstein (Erzgebirge) Zöblitz Zschopau Zschorlau ZwönitzKarte
Über dieses Bild

Die Bergstadt Lößnitz (von slawisch lesnice für Waldort) im Erzgebirge, auf Grund des Alters auch Muhme genannt, ist eine Stadt im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland und gehört zum Städtebund Silberberg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lößnitz ist eine Kleinstadt im westlichen Teil des Erzgebirges und gehört heute zum Erzgebirgskreis. Sie liegt, eingebettet von bewaldeten Höhenzügen, in einem langgezogenen Tal in ca. 432 m Höhe über NN.

Ortsteile

  • Affalter (seit dem 1. Januar 1999)[2]
  • Dittersdorf (seit dem 1. Februar 1974)[3]
  • Grüna (seit dem 1. Februar 1974 Ortsteil von Affalter)[3]
  • Streitwald (seit 1. April 1939 Ortsteil von Affalter)
  • Niederlößnitz (seit 1898)
  • Dreihansen (galt im Jahre 1791 als eigenständige Gemeinde)

Geschichte

Blick auf Lößnitz

Lößnitz wurde von den Burggrafen zu Meißen 1170 gegründet und in einer Urkunde aus dem Jahr 1284 schon als Civitas bezeichnet. Die erstmalige urkundliche Erwähnung von „Lesnitz, dem Waldort“ gab es allerdings schon 1238.

Die Geschichte von Lößnitz ist in ihrer Anfangszeit eher spekulativ: Zum Beispiel wird 1304 ein Schulmeister erwähnt. Aus diesem Grund wird vermutet, dass die Lößnitzer Lateinschule schon zu dieser Zeit bestand. Ebenso wird 1372 vom ersten bekannten Bürgermeister Hermann von Buten gesprochen, woraus wieder geschlussfolgert wird, dass ein Rathaus zu dieser Zeit bestanden haben muss.

1382 wurde Lößnitz Bergstadt und ein Jahr später brannte die Stadt bis auf die Stadtmühle vor den Toren komplett nieder. Im Jahr 1406 erwarb der Graf von Schönburg die Grafschaft Hartenstein und machte Lößnitz zu deren Hauptort.

1542 wird die Reformation eingeführt. 1601 entsteht das Rathausportal und der Rathausumbau wurde 6 Jahre später beendet. Allerdings fiel das Rathaus wie auch Kirche, Pfarr- und Schulgebäude und weiteren 108 Häusern 1616 der „Roten Ruhr“ (Name eines Stadtbrandes) zum Opfer. In den Folgejahren hatte die Stadt mit Plünderungen, der Pest und erneut einem Stadtbrand zu kämpfen.

1714 wurde die Hospitalkirche (Baustil: Barock) eingeweiht.[4] Für diese Zeit waren Stadtbrände nichts Außergewöhnliches und so traf es am 10. Dezember 1806 wieder Rathaus, Pfarr- u. Schulgebäude, die mittelalterliche St. Johanniskirche, Brau- und Malzhaus sowie 182 Häuser und 16 Scheunen. Danach begann der Wiederaufbau, aber schon 3 Jahre später durch einen Blitzschlag wurden große Teile der Stadt erneut in Brand gesetzt: Von den bei diesem Stadtbrand zerstörten 104 Häusern waren 26 der gerade wieder aufgebauten Gebäude dabei. Am 29. Oktober 1826 wurde die neue Haupt- und Stadtkirche St. Johannis eingeweiht. Danach kam es in Lößnitz erneut zu Bränden, wobei auch die barocke Hospitalkirche zerstört wurde.

Nachdem die städtische Gerichtsbarkeit an das Haus Schönburg abgetreten wurde, entstand 1861 das „Fürstlich Schönburgische Justizamt Stein“. Im gleichen Jahr wurde auch die neue Hospitalkirche eingeweiht. Infolge der Übernahme der schönburgischen Fürstentümer durch das Königreich Sachsen 1878 erhielt Lößnitz ein Königlich Sächsisches Amtsgericht, welches bis 1931 bestand.

1917 wurden die Glocken der St. Johanniskirche und der Hospitalkirche für Kriegszwecke demontiert, aber schon 3 Jahre später erhielt die St. Johanniskirche drei neue Glocken. Im Jahre 1939 installierte man in der Turmlaterne der Kirche ein aus 23 Bronzeglocken bestehendes Glockenspiel.

Am 20. April 1945 wurde der zweite Bürgermeister Rudolf Weber, der die Stadt den Amerikanern kampflos übergeben wollte, von der Waffen-SS erschossen. 1985 bis 1992 entstand am Rande der Stadt ein großes Siedlungsgebiet, in dem heute fast die Hälfte der Bevölkerung lebt.

Am 1. Januar 1999 kam es zur Eingemeindung der Gemeinde Affalter.[2]

Einwohnerentwicklung

Folgende Einwohnerzahlen (ab 1982) beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand Januar 2007:

1546 bis 1939

  • 1546 − 00135
  • 1750 − 00458
  • 1834 − 4.108
  • 1871 − 5.332
  • 1890 − 5.886
  • 1910 − 7.378
  • 1925 − 7.742
  • 1939 − 7.481

1946 bis 1986

  • 1946 − 7.786
  • 1950 − 9.488
  • 1964 − 8.542
  • 1982 − 8.876
  • 1983 − 8.780
  • 1984 − 8.724
  • 1985 − 8.648
  • 1986 − 8.500

1987 bis 1994

  • 1987 − 08.484
  • 1988 − 10.205
  • 1989 − 11.620
  • 1990 − 12.270
  • 1991 − 12.951
  • 1992 − 13.098
  • 1993 − 13.056
  • 1994 − 12.801

1995 bis 2002

  • 1995 − 12.555
  • 1996 − 12.302
  • 1997 − 12.041
  • 1998 − 11.760
  • 1999 − 11.527
  • 2000 − 11.262
  • 2001 − 11.068
  • 2002 − 10.769

2003 bis 2006

  • 2003 − 10.601
  • 2004 − 10.479
  • 2005 − 10.374
  • 2006 − 10.184
  • 2007 − 10.035
  • 2009 − 09.619
Quellen: Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (1546-1964), Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (ab 1982)

Niederlößnitz

Der heutige Ortsteil Niederlößnitz war ursprünglich ein Bauerndorf unterhalb des Zuflusses des Aubaches in den Lößnitzbach. Aus dem Jahr 1497 stammt die erste bekannte Nennung des Ortes als Niderlesenitzs. Ca. 100 Jahre später zählte der Ort bereits 6 besessene Mann. Eines der Güter war vom Frondienst freigestellt und diente als herrschaftliches Jagdhaus. A. Schuhmann erwähnte 1820 in seinem Lexikon 2 Mahlmühlen, sowie eine Papiermühle. Die Papiermühle, welche zuvor ein Zain- und Waffenhammer gewesen sein soll, brannte jedoch 1808 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bahnlinie zwischen Zwönitz und Aue in Betrieb genommen, an welcher 1885 die Haltestelle Unterer Bahnhof eröffnet wurde. Nach dem Bau des Bahnhofes entstanden Häuserviertel und Industriebauten, dies hatte letztendlich die Eingemeindung des Waldhufendorfes Niederlößnitz zur Stadt Lößnitz im Jahr 1898 zur Folge.

Politik

Stadtwappen

Das Lößnitzer Stadtwappen zeigt im Innenteil ein schwarzes Andreaskreuz (das Wappen der Burggrafen zu Meißen und Gründer der Stadt) auf gelbem Grund. Das Andreaskreuz ist umgeben von drei, auf einer symbolisch dargestellten Mauer gestützten Türmen auf rotem Grund. Mauer und Türme sind Hinweise auf die einstige Wehrhaftigkeit der Stadt, die drei Türme symbolisieren die ehemaligen drei Stadttore.

Städtepartnerschaft

Seit 1990 besteht eine Städtepartnerschaft mit der westfälischen Stadt Borgholzhausen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St.Johanniskirche, geweiht 1826.[5]
Weber-Gedenktafel

Bauwerke

  • Altstadt
  • Teile der einstigen Stadtmauer („Rösselturm“)
  • Stadtkirche St. Johannis aus dem Jahre 1826 ist die größte klassizistische Kirche des Erzgebirges.[5] In der Turmlaterne befindet sich eines der ältesten Bronzeglockenspiele Deutschlands. Es besteht aus 23 Glocken aus der Apoldaer Glockengießerei Franz Schilling Söhne. Eingeweiht wurde das Glockenspiel zu Pfingsten 1939 von Glockenspielmeister Bender. Einige der Glocken tragen NS-Hoheitszeichen und Elogen auf Adolf Hitler.
  • Ratskeller
  • Bürgerhaus
  • Postamt
  • Rathaus
  • Rathausportal aus dem Jahre 1601

Volksfeste und Märkte

  • Wochenmarkt an jedem Donnerstag
  • Dorffest Draffaller
  • Lößnitzer Salzmarkt (drittes Wochenende im Juni)
  • Naturmarkt (im September)
  • Weihnachtsmarkt (jeweils am Wochenende des 3. Advent)

Gedenkstätten

  • Gedenktafel am Eingang des Rathauses zur Erinnerung an den von SS-Männern ermordeten Bürgermeister Rudolf Weber
  • Grabfeld mit drei Gedenksteinen auf dem Ortsfriedhof für die hier beigesetzten 19 sowjetischen Kriegsgefangenen, die während des Zweiten Weltkrieges in der Schieferzeche Zwangsarbeit verrichten mussten und an den unmenschlichen Lebensbedingungen zugrunde gingen

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Lößnitz war über die Jahrhunderte ein regional bedeutendes wirtschaftliches Zentrum mit Marktrecht. Mit der etwa um das Jahr 1850 einsetzenden allgemeinen Industrialisierung wurde Lößnitz eines der wichtigsten Industriezentren des westlichen Erzgebirges. Wichtige Betriebe gehörte zur Schuhindustrie, dem Maschinenbau, der Textilveredelung- u. verarbeitung und der Metallwarenindustrie an. Auch der Abbau von Dachschiefer rund um die Stadt war lange bedeutsam. Mit der deutschen Wiedervereinigung kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der Region und zum Verlust eines großen Teils der heimischen Industrie.

Verkehr

Die Bundesstraße 169 führt durch das Ortsgebiet. Nächste Autobahnabfahrten der A 72 sind Hartenstein oder Stollberg.

Lößnitz liegt an der Bahnstrecke Chemnitz–Aue (Zwönitztalbahn) und besitzt zwei Bahnhöfe (oberer Bahnhof, unterer Bahnhof). Der Bahnverkehr wird durchgeführt von der Erzgebirgsbahn, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG. Im Nahverkehr gilt – wie bei den Lößnitz berührenden Buslinien – der Tarif des Verkehrsverbund Mittelsachsen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit Lößnitz in Verbindung stehen

Literatur

  • Gotthelf Friedrich Oesfeld: Historische Beschreibung einiger merkwürdigen Städte im Erzgebürge - Insonderheit der Hochgräfl. Schönburgl. freyen Bergstadt Lößnitz im Erzgebürge mit ihren umliegenden Gegenden. Halle, 1776/77; Reprint 1998
  • Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1980 (Werte unserer Heimat. Band 31).
  • Lößnitz (Erzgebirge). In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 811–821.
  • Lößnitz (Erzgebirge). In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 967–971.
  • Richard Steche: Lössnitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 8. Heft: Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. C. C. Meinhold, Dresden 1887, S. 22.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
  2. a b StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  3. a b Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  4. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Lößnitz-Affalter Hospitalkirche St.Georg
  5. a b Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Lößnitz-Affalter St.Johanniskirche

Weblinks

 Commons: Lößnitz (Erzgebirge) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lößnitz (Erzgebirge) — Lößnitz (Saxe) Lößnitz …   Wikipédia en Français

  • Lößnitz — steht für: Lößnitz (Landschaft), eine Landschaft zwischen Dresden und Meißen in Sachsen Lößnitz (Landschaftsschutzgebiet), LSG (d33) in der Landschaft Lößnitz Lößnitz (Großlage), eine Weinbau Großlage zwischen Dresden und Meißen in Sachsen… …   Deutsch Wikipedia

  • Lößnitz — Lößnitz …   Wikipédia en Français

  • Loßnitz — Das ehemalige Waldhufendorf Loßnitz (westslawisch Waldort oder Walddorf) ist ein Stadtteil von Freiberg. Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Persönlichkeiten 2.1 Söhne und Töchter des Dorfes …   Deutsch Wikipedia

  • Katzenstein (Erzgebirge) — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Katzenstein …   Deutsch Wikipedia

  • Dittersdorf (Lößnitz) — Dittersdorf Stadt Lößnitz (Erzgebirge) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Grüna (Lößnitz) — Grüna Stadt Lößnitz (Erzgebirge) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Oelsnitz/Erzgebirge — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarzenberg/Erzgebirge — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarzenberg im Erzgebirge — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”