- Gunter Verheugen
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Günter Verheugen (* 28. April 1944 in Bad Kreuznach) ist ein deutscher Politiker (SPD, bis 1982 FDP). Er ist Vizepräsident der Europäischen Kommission und zurzeit als EU-Kommissar zuständig für Unternehmen und Industrie.
In der vorherigen Kommission unter Romano Prodi war er für die EU-Erweiterung zuständig.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Günter Verheugen besuchte das Max-Ernst-Gymnasium in Brühl bei Köln, das er mit dem Abitur abschloss. Nach einem Volontariat bei der Neuen Ruhr Zeitung (1963 bis 1965) studierte er von 1965 bis 1969 Geschichte, Soziologie und Politische Wissenschaften an den Universitäten Köln und Bonn.
Politische Karriere in der FDP
Ab 1967 war Verheugen Landesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in Nordrhein-Westfalen. Unmittelbar nach seinem Studium wurde er 1969 Referatsleiter für Öffentlichkeitsarbeit im Bundesinnenministerium unter Hans-Dietrich Genscher. Mit seinem Chef wechselte er 1974 in das Auswärtige Amt. Bis 1976 war er dort Leiter des Arbeitsstabs Analysen und Information.
1977 wurde er Bundesgeschäftsführer der FDP. Der Mainzer Bundesparteitag wählte ihn 1978 zum Generalsekretär.
Politische Karriere in der SPD
Nach seinem Austritt wegen des Koalitionswechsels der FDP von der SPD zur CDU/CSU trat er noch im selben Jahr (1982) mit anderen prominenten linksliberalen FDP-Mitgliedern wie Ingrid Matthäus-Maier und Andreas von Schoeler der SPD bei.
Für die SPD saß er von 1983 bis 1999 im Deutschen Bundestag. Von 1983 bis 1998 war er Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, 1992 war er Vorsitzender des Sonderausschusses Europäische Union. Neben weiteren Ämtern innerhalb und außerhalb der SPD war er von 1994 bis 1997 der für Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik zuständige stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag
Unter Rudolf Scharping war er 1993 bis 1995 Bundesgeschäftsführer der SPD. Er wurde aber noch unter Rudolf Scharping abgelöst.[1]
Von 1998 bis zu seiner Berufung zum EU-Kommissar 1999 war er Staatsminister im Auswärtigen Amt unter Joschka Fischer.
Mitglied der Europäischen Kommission
Verheugen wurde im September 1999 Mitglied der EU-Kommission, wo er zunächst für eine Amtszeit die Zuständigkeit für die Erweiterung innehatte. In seine Amtszeit fielen die Beitrittsverhandlungen mit den Staaten der EU-Osterweiterungsrunde 2004. Dabei setzte er sich auch für den EU-Beitritt der Türkei ein. Verheugen ist seit dem 22. November 2004 Kommissar für Industrie und Unternehmenspolitik der Kommission Barroso. Er ist seitdem auch stellvertretender Kommissionspräsident.
Verheugen verfügt als Kommissar nicht über ein Weisungsrecht in Bereichen der Industrie und Unternehmenspolitik gegenüber den anderen Kommissaren, wie dies der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ursprünglich vorgeschlagen hatte, um deutschen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der EU-Kommission nehmen zu können.
Zur Diskussion um das Demokratiedefizit der EU sagte Verheugen: „Würde sich die EU bei uns um Beitritt bewerben, müssten wir sagen: demokratisch ungenügend.“ Allerdings schränkt er diese Sichtweise ein: „Das große Missverständnis über Europa zeigt sich dann, wenn von der Europäischen Union verlangt wird, sie solle handeln wie ein Staat. Die EU ist aber kein Staat.“ (2005) Verheugens eigene Amtsführung geriet indes unter den Verdacht der Ämterpatronage, als in der deutschen Presse Urlaubsbilder vom Sommer 2006 veröffentlicht wurden, die ihn „händchenhaltend“ und nackt am Strand von Litauen mit einer Mitarbeiterin abbildeten, die er erst im April 2006 zu seiner Büroleiterin befördert hatte.[2]
Im September 2007 wurde bekannt, dass Verheugen seit Dezember 2005 von der betreffenden Mitarbeiterin mit der Kompromittierung bedroht worden war.[3] Am Tage darauf schlug Kommissionspräsident Barroso im Einvernehmen mit der deutschen Bundesregierung vor, die bisher von Verheugen wahrgenommene Zuständigkeit für den Bürokratieabbau an den CSU-Politiker Edmund Stoiber zu vergeben.[4]
Auszeichnungen
Veröffentlichungen
- Das Wichtigste ist der Frieden, 1980
- Eine Zukunft für Deutschland (mit einem Vorwort von Walter Scheel), Verlag Gruenwald, München 1980, ISBN 3-8207-1652-1.
- Der Ausverkauf. Macht und Verfall der FDP, Spiegel-Verlag, Hamburg 1984, ISBN 3-499-33054-7.
- Europa in der Krise, 2005
Zitate
Auf die Menschenrechtsfrage zur europäisch-russischen Partnerschaft:
Wenn wir unsere Energielieferungen danach aussuchen würden, ob in den Lieferstaaten die Menschenrechte vollständig verwirklicht sind, dann dürften wir unsere Energie nur aus Norwegen beziehen.[5]In der Süddeutschen Zeitung vom 6. Oktober 2006 über die Brüsseler Bürokratie:
Mein eigener Stab sagt, 80 bis 90 Prozent seiner Arbeitszeit dient der internen Koordinierung. Man könnte überspitzt sagen, wir verbringen einen Großteil unserer Zeit damit, Probleme zu lösen, die es nicht gäbe, wenn es uns nicht gäbe.[6]Einzelnachweise
- ↑ vgl. SPD.de: Bundesgeschäftsführer
- ↑ http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/grid_id/1213487/_p/200051/_t/ft/_b/1153580/default.aspx/spd-staerkt-verheugen-den-ruecken.html
- ↑ http://www.welt.de/politik/article1177828/Verheugen_schon_seit_2005_mit_Petra_Erler_liiert.html
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/35/132791/
- ↑ http://www.welt.de/data/2006/10/19/1076872.html
- ↑ http://www.jungewelt.de/archiv/zitate.php?id=218
Weblinks
- Literatur von und über Günter Verheugen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Seite
- Deutsch-französische Konföderation? (Die Kommissare Pascal Lamy und Günther Verheugen im Gespräch. – Gemeinsame Veranstaltung von SPD und PS im Goethe-Institut, 21. Januar 2002)
- Nominierung zum Worst EU Lobby Award 2006 durch LobbyControl (PDF)
Generalsekretäre der FDPKarl-Hermann Flach | Martin Bangemann | Günter Verheugen | Irmgard Schwaetzer | Helmut Haussmann | Cornelia Schmalz-Jacobsen | Uwe Lühr | Werner Hoyer | Guido Westerwelle | Cornelia Pieper | Dirk Niebel
Mitglieder der Europäischen Kommission Prodi (1999–2004)Kommissare (September 1999 - September 2004)
Michel Barnier, ab April 2004 Jacques Barrot | Frits Bolkestein | Philippe Busquin | David Byrne | Anna Diamantopoulou, ab März 2004 Stavros Dimas | Franz Fischler | Neil Kinnock | Pascal Lamy | Erkki Liikanen, ab Juli 2004 Olli Rehn | Mario Monti | Poul Nielson | Loyola de Palacio | Chris Patten | Romano Prodi | Viviane Reding | Michaele Schreyer | Pedro Solbes, ab April 2004 Joaquín Almunia | Günter Verheugen | António Vitorino | Margot Wallström |
Kommissare (Mai bis September 2004) (wegen Erweiterung ergänzt)
Péter Balázs | Joseph Borg | Ján Figeľ | Dalia Grybauskaitė | Danuta Hübner | Siim Kallas | Sandra Kalniete | Marcos Kyprianou | Janez Potočnik | Pavel Telička |
Mitglieder der Europäischen Kommission Barroso (2004–2009)Joaquín Almunia | Catherine Ashton4 | José Manuel Durão Barroso | Jacques Barrot | Joseph Borġ | Stavros Dimas | Benita Ferrero-Waldner | Ján Figeľ | Franco Frattini3 | Mariann Fischer Boel | Dalia Grybauskaitė | Danuta Hübner | Siim Kallas | László Kovács | Neelie Kroes | Meglena Kunewa1 | Markos Kyprianou2 | Leonard Orban1 | Andris Piebalgs | Janez Potočnik | Peter Mandelson4 | Charlie McCreevy | Louis Michel | Viviane Reding | Olli Rehn | Vladimír Špidla | Antonio Tajani3 | Androulla Vassiliou2 | Günter Verheugen | Margot Wallström
1 In die Kommission Barroso am 1. Januar 2007 neu aufgenommen, 2 Vassiliou ersetzte Kyprianou am 3. März 2008, 3 Tajani ersetzte Frattini am 9. Mai 2008, 4 Ashton ersetzte Mandelson am 3. Oktober 2008.
Guido Colonna di Paliano | Altiero Spinelli | Étienne Davignon | Karl-Heinz Narjes | Martin Bangemann | Erkki Liikanen | Olli Rehn | Günter Verheugen
Lorenzo Natali | Karl-Heinz Narjes | Lorenzo Natali | Hans van den Broek | Ritt Bjerregaard | Günter Verheugen | Olli Rehn
Personendaten NAME Verheugen, Günter KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker (SPD), EU-Kommissar und Vizepräsident der Europäischen Kommission GEBURTSDATUM 28. April 1944 GEBURTSORT Bad Kreuznach
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