Hauröden

Hauröden
Dieser Artikel beschreibt die Gemeinde Bischofferode in Thüringen.
Ein Ortsteil der Stadt Spangenberg trägt ebenfalls den Namen Bischofferode.


Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Bischofferode
Bischofferode
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bischofferode hervorgehoben
51.49666666666710.443055555556295Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 27′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Eichsfeld
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Eichsfeld-Südharz
Höhe: 295 m ü. NN
Fläche: 12,21 km²
Einwohner: 1953 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 160 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37345
Vorwahl: 036077
Kfz-Kennzeichen: EIC
Gemeindeschlüssel: 16 0 61 009
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstr. 12
37345 Weißenborn-Lüderode
Webpräsenz:
Bürgermeister: Helmut Senger
Bischofferode - Blick vom Hühnerberg
Bischofferode - Kirche "Maria Geburt"
Bischofferode - Natursteingrotte neben der Kirche
Bischofferode - Bergbaumuseum

Bischofferode ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Bis 1990 war der Ort ein Zentrum des Kalibergbaus.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Bischofferode liegt im Eichsfeld an der Grenze zu Niedersachsen. Der Fluss Bode fließt durch den Ort. Zur Gemeinde Bischofferode gehören die Ortsteile Bischofferode, Hauröden und die Siedlung „Thomas Müntzer“. Die Gemeinde Bischofferode ist vor allem wegen eines Hungerstreiks der Bergarbeiter gegen die Schließung ihres Kalibergwerks überregional bekannt. Der Hungerstreik konnte die Schließung des Bergwerks (1993) nicht verhindern.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Bischofferode findet sich im Jahre 1186. 1238 wird das Rittergut Husen durch Bernhard von Worbis an Gerode verkauft. Die Bischofferöder Bauern erhalten das Land in Erbpacht.

1572 wird die Gemeindeschenke gebaut. 1608 beginnt der Bau der Marienkirche. 1625 wird Bischofferode von der Pest heimgesucht. 1643 kommen die Schweden des Marschall Torstenson von Stöckey her über Bischofferode und lassen Vieh und Fleischwaren mitgehen. Am 15. Dezember 1644 überfällt der schwedische Oberst Birkefeld den Ort und erbeutet 15 Pferde. 1647 muss der Ortspfarrer im Frühjahr mit den restlichen 26 Pfarrern des Eichsfeldes 30 Taler aufbringen für den Unterhalt der Söldner des Schweden Königsmark. Im Jahre 1670 hat das Dorf mit den anderen Klosterdörfern eine Tonne Heringe zu liefern.

In den Jahren 1670 bis 1672 entstehen in Bischofferode der Fachwerkbau der Mühle und die Bäckerei Redemann. 1678 wird die Marienkirche durch den Erfurter Bischof Kulusius geweiht. Der Kirchenbau wird jedoch erst 1699 nach 90 Jahren endgültig fertig gestellt.

Zwischen 1756 und 1763 wird das Dorf wie das ganze Eichsfeld von Kaiserlichen und Preußen ausgeraubt. 1771 prozessieren die Einwohner von Bischofferode und Holungen erfolglos gegen den Abt und das Kloster Gerode um Befreiung von bestimmten Lasten.

Im 18. Jahrhundert hat Bischofferode 118 Häuser und 636 Einwohner. Am 3. August 1802 besetzen preußische Truppen die Gegend. Damit endet die Herrschaft der Abtei Gerode über den Ort. 1803 wird Bischofferode Amtsdorf. Zu dieser Zeit hat es 134 Häuser und 851 Einwohner.

1815 wird Bischofferode Teil der preußischen Provinz Sachsen. Bis zum Jahre 1816 geht die Einwohnerzahl auf 744 zurück. 1871 hat der Ort aber nach einer Volkszählung bereits wieder 987 Einwohner, davon sind 19 Analphabeten.

Am 1. Juli 1886 wird die erste Poststelle in der Gemeinde bei Josef Wand eingerichtet. In den Jahren 1886 und 1887 wird das Schulhaus in der Dorfmitte erbaut. Bereits 1889 besuchen 237 Schüler diese Schule.

1900 hat die Gemeinde 190 Häuser und fast 1000 Einwohner, der Schulze heißt Pfafferodt. Am 1. Oktober 1910 wird der Streckenabschnitt Großbodungen–Bischofferode der Bahnstrecke Bleicherode Ost–Herzberg in Betrieb genommen.

Am 7. September 1926 richtet eine Überschwemmung nach mehreren Gewittern große Schäden in Bischofferode an. 1930 beginnt der Abbruch des alten Kirchenschiffes und die Einrichtung einer Notkirche. 1932 ist der Umbau der Kirche beendet.

1939 müssen erstmals polnische Zwangsarbeiter bei Bauern im Ort arbeiten, später kamen auch Ukrainer hinzu. 1940 trafen im Kaliwerk Bismarckshall die ersten von etwa 200 Zwangsarbeitern aus der Ukraine, Polen und Frankreich ein, die während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit leisten mussten. 1944 wurde im Bereich der Wintershall AG ein Lager für die Errichtung eines Außenkommandos des KZ Mittelbau-Dora bereitgestellt, in dem KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Verlade- und Reparaturarbeiten an V-2-Raketen leisten mussten. Die Gefangenen des Kommandos wurden 1945 in Richtung des KZ Bergen-Belsen "evakuiert".

Am 10. April 1945 wird Bischofferode durch Amerikanische Truppen besetzt. Diese übergeben am 4. Juli 1945 den Ort an die Rote Armee.

Am 31. Dezember 1993 wird das Kaliwerk „Thomas Müntzer“ geschlossen. (siehe hierzu auch Holungen). Am 22. Mai 1998 verliert der Ort seinen Bahnanschluss nach Aufgabe der Bahnstrecke.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1946 – 1405
  • 1950 – 1664
  • 1956 – 1685
  • 1961 – 1711
  • 1964 – 1910
  • 1971 – 2600
  • 1980 – 2810
  • 1983 – 2779
  • 1985 – 2830
  • 1990 – 2770
  • 1992 – 2665
  • 1993 – 2671
  • 1994 – 2693
  • 1995 – 2626
  • 1996 – 2573
  • 1997 – 2495
  • 1998 – 2312
  • 1999 – 2263
  • 2000 – 2168
  • 2001 – 2206
  • 2002 – 2182
  • 2003 – 2133
  • 2004 – 2110
  • 2005 – 2063
  • 2006 – 1991
  • 2007 – 1953
Datenquelle (ab 1994): Thüringer Landesamt für Statistik

Das Kaliwerk "Thomas Müntzer" Bischofferode

Das Kaliwerk Thomas Müntzer um 1950

Das Kaliwerk „Thomas Müntzer“ war in der Zeit der DDR der wichtigste Arbeitgeber in der Region. Von 1955 bis 1961 stieg die Zahl der Werktätigen von 25 auf fast 300. Noch 1939 war das Kaliwerk Zulieferer für die deutsche Kriegswirtschaft. Es war das einzige Werk, welches 98 bis 99 %-iges Kaliumchlorid mit höchstem Reinheitsgrad lieferte. Mit diesen Salzen konnten Sprengstoffe und andere für den Krieg wichtige Materialien produziert werden. Ab 1985 war das Werk der alleinige Hersteller von Lehnenverstellern für den PKW Wartburg. 1993 wurde der Betrieb im Kaliwerk beendet. Die Schließung des Kaliwerkes sorgte damals bundesweit für Aufsehen da die Kalikumpel mit vielen Aktionen (Hungerstreiks, Marsch nach Berlin,....) und der Parole „Bischofferode ist überall“ auf sich aufmerksam machten. Das Kaliwerk war von großer Bedeutung für die anliegenden Dörfer und stellte Arbeitsplätze für über 1000 Menschen zur Verfügung.

Wappen

Wappen der Stadt Bischofferode

Das Wappen von Bischofferode ist ein farblich zweigeteilter Schild. Im oberen Bereich ist ein goldener Bischofsstab auf blauem Grund und im unteren Bereich eine Rodehacke auf gelbem Grund zu sehen. Es zeigt die Entstehung des Ortsnamens. Die Abgaben des Dorfes erhielt der Bischof und um Fläche für den Ort zu schaffen, musste der Wald mit der Rodehacke gerodet werden.

Blasonierung: „Zweigeteilt, unten in Gold eine Rodehacke, oben auf Blau ein Bischofsstab.“

Sehenswürdigkeiten

  • Bergbaumuseum des ehemaligen Kaliwerkes
  • Katholische Kirche „Maria Geburt“
  • Natursteingrotte neben der Kirche
  • Bildstöcke

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden

Literatur

  • Topographische Karte 4528-NO Bischofferode – Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation – ISBN 3-86140-464-8
  • Bergmannstaten - Bergmannsglück. Zur Geschichte des Kaliwerkes „Thomas Müntzer“ Bischofferode – von Burghoff, Ingrid und Lothar
  • Christine Ostrowski, "Tagebuch eines Hungerstreiks. Bischofferode", Dingsda-Verlag, Querfurt 1993, ISBN 3-928498-23-1

Weblinks


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