Hofzug

Hofzug
Salonwagen König Georg V. von Hannover aus dem Jahr 1853.[1]
Hofzug Kaiser Wilhelm II. bei der Einweihung der Kaiserbrücke in Mainz 1904

Ein Salonwagen ist ein Eisenbahnwagen des Reiseverkehrs mit gehobener Ausstattung.

Inhaltsverzeichnis

Fahrzeugarten

Fahrzeuge für den öffentlichen Verkehr

Als Salonwagen werden Großraumwagen mit gehobener Ausstattung bezeichnet, die früher in Luxuszügen (z.B. auf der Transsibirischen Eisenbahn oder im Orient-Express) auf langen Strecken eingesetzt wurden. Heute gibt es diese Fahrzeuge noch in touristischen Sonderzügen und in wenigen langlaufenden außereuropäischen Regelzügen, etwa dem Indian Pacific in Australien.

Siehe auch:

Fahrzeuge für den nichtöffentlichen Verkehr

Als Salonwagen werden auch Sonderfahrzeuge bezeichnet, die von Privaten für eigene Zwecke oder von Regierungen oder Herrscherhäusern vorgehalten werden, um sie entweder in Regelzüge einzustellen oder eigene Sonderzüge daraus zu bilden. Seitdem die Eisenbahn gegenüber dem Flugverkehr stark an Sozialprestige eingebüßt hat, kommen derartige Fahrzeuge in Kontinentaleuropa nur noch selten zum Einsatz.

Geschichte

In der stark ständisch gegliederten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, in dem in Europa das Eisenbahnnetz zum größten Teil errichtet wurde, war auch die Beförderung der Reisenden mit der Bahn den alles dominierenden Standesgrenzen unterworfen: Die Eisenbahnwagen waren in drei oder vier Wagenklassen eingeteilt. besonders Reiche oder Privilegierte, vor allem die Spitzen der regierenden Häuser, hatten darüber hinaus eigene Wagen (oder sogar Züge), die nur für deren Nutzung bereitstanden. Diese waren besonders komfortabel ausgestattet. Einige dieser Fahrzeuge sind museal erhalten.

Erhaltene Fahrzeuge

Deutschland

Bis zum Zweiten Weltkrieg

"Terassenwagen" des Hofzugs von König Ludwig II. von Bayern
Salonwagen Kaiser Wilhelm II.
  • Zwei Salonwagen König Ludwig II., besonders prunkvoll gestaltet und heute mit die berühmtesten Exponate des Verkehrsmuseums Nürnberg.
  • Salonwagen des Fürsten Otto von Bismarck, ebenfalls im Verkehrsmuseum Nürnberg.
  • Für den reisefreudigen Kaiser Wilhelm II. und seine Familie stand ein Hofzug mit mehreren Salonwagen zur Verfügung. Der des Kaisers kann im Berliner Deutschen Technikmuseum besichtigt werden[2], der der Kaiserin (er steht im Betriebsmuseum von Linke-Hofmann-Busch in Salzgitter)[3] und des Kronprinzen (heute im Eigentum des Eisenbahn-Kurier Verlags, Freiburg im Breisgau)[4], den später auch noch der erste Bundespräsident, Theodor Heuss, nutzte, sind ebenfalls erhalten. Bei letzterem ist die Originalausstattung allerdings verloren.[5]
  • Auch die anderen Fürsten des Deutschen Reiches hatten ihre Salonwagen oder Hofzüge. Erhalten davon sind ein Salonwagen des sächsischen Hofzuges[6] von 1885, aufbewahrt im Verkehrsmuseum Dresden, und ein als Salonwagen für den Großherzog von Mecklenburg begonnener Wagen von 1917, der aber vor dem Ende der Monarchie nicht mehr fertiggestellt wurde.[7] Er befindet sich heute im Eigentum der Historischen Eisenbahn Frankfurt.
  • Etliche Salonwagen wurden für Adolf Hitler, Hermann Göring und andere Funktionäre des „Dritten Reichs“ in Dienst gestellt.[8] Als Besonderheit wurde 1939 der mit Ausnahme der Plattform und des Thekenbereichs in der oberen Hälfte vollständig verglaste Aussichtswagen (Bln 10 282), in der Literatur auch Führeraussichtswagen genannt, von der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg gebaut. Dieser Wagen wurde 1953 von der ÖBB in einen Oberbaumesswagen umgebaut.

Bundesrepublik Deutschland

Die in den westlichen Besatzungszonen aufgefundenen Salonwagen wurden zunächst von den britischen und amerikanischen Hochkommissaren benutzt, bevor sie Anfang der 1950er Jahre an die Deutsche Bundesbahn zurückgegeben wurden. Einige wurden als Regierungswagen für Mitglieder der Bundesregierung und Staatsgäste eingesetzt.

  • Der bekannteste Salonwagen, der dem Bundeskanzler zur Verfügung stand, stammte aus dem Sonderzug von Hermann Göring. Er trug die Nummer 10 205 und wurde häufig von Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger und Willy Brandt benutzt. Der Wagen gehörte zu dem Zug aus 14 Wagen, den Konrad Adenauer als “exterritorialen Ort” – Deutschland hatte damals noch keine Botschaft in Moskau – mitführte, als er 1955 zu Verhandlungen über die Rückkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen und die Aufnahme Diplomatischer Beziehungen dorthin reiste. Den zweiten „großen Auftritt“ hatte der Wagen im Sonderzug, mit dem Willy Brandt zum ersten Besuch eines deutschen Kanzlers in die DDR, am 19. März 1970 nach Erfurt, fuhr. Heute steht der Wagen als prominentes Ausstellungsstück im Haus der Geschichte in Bonn.[9]
  • Ein weiterer Wagen ist für den deutschen Bundespräsidenten reserviert und führt heute die Nummer 51 80 89 80 214. Er wurde 1943 von Wegmann & Co. für Heinrich Himmler gebaut[10], 1952 von der US-amerikanischen Besatzungsmacht an die DB übergeben und anschließend für den Bundespräsidenten hergerichtet. Beim ersten Staatsbesuch von Königin Elisabeth II. in Deutschland 1965 diente er ihr als Wohnwagen und wurde dafür geringfügig umgebaut. Auch 1975 wurde er noch einmal modernisiert.[11]
  • Weitere Salonwagen befinden sich im Besitz des Verkehrsmuseums Nürnberg, Außenstelle in Koblenz, darunter auch der ehemalige Salonwagen des Bundesverkehrsministers (Nr. 10 207), der ursprünglich für Joseph Goebbels gebaut worden war[12], des Deutschen Dampflokomotiv-Museums in Neuenmarkt-Wirsberg und der Deutschen Bahn AG.
  • 1956 wurde für den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa ein Salonwagen auf der Grundlage damaliger Neubau-D-Zug-Wagen (UIC-X-Wagen) der DB gebaut. Er war in dieser Funktion 30 Jahre lang in ganz Europa im Einsatz. 1990 gaben die US-Streitkräfte den Betrieb des Fahrzeugs auf. Das Fahrzeug ist komplett mit Mahagoniholz ausgekleidet und mit getönten Scheiben aus Sicherheitsglas versehen. Es gibt drei Schlafabteile mit eigener Nasszelle, zwei Schlafabteile für Begleitpersonal und einen großen und einen kleinen Salon. Der kleine Salon kann ebenfalls als Schlafabteil genutzt werden, zusätzlich gibt es eine Duschzelle. Heute gehört der Wagen zum Fahrzeugpark des Eisenbahn-Kurier Verlag in Freiburg/Br. und wird für Schienenkreuzfahrten eingesetzt.[13]
  • Ebenfalls 1956 beschaffte die United States Army sechs zweiteilige Dieseltriebwagen VT 088, die auf dem VT 085 basierten und in Deutschland eingesetzt wurden. Die Ausstattung war luxuriös und entsprach der von Salonwagen, die Lackierung erfolgte in den TEE-Farben beige und rot. Fünf der Triebwagen (608 802 bis 806) wurden bis 1974 ausgemustert, der 608 801 war dagegen bis 1991 im Einsatz. Er gehört heute der GVG Verkehrsorganisation GmbH (GVG). 2007 erhielt das Fahrzeug eine Hauptuntersuchung in den Regental Fahrzeugwerkstätten GmbH und wurde blau/beige umlackiert.
  • Anfang der 1970er Jahre wurde der letzte Salonwagen für die Deutsche Bundesbahn gebaut. Der „Kanzlerwagen“ WGSmz 853, der bevorzugt der Bundesregierung zur Verfügung steht, in der Vergangenheit auch bei Staatsbesuchen eingesetzt wurde, wird meist aber an private Kunden vermietet. [14]

Deutsche Demokratische Republik

Auch in der Deutschen Demokratischen Republik nutzte die Regierung zunächst Fahrzeuge als Salonwagen, die aus dem Fuhrpark des „Dritten Reiches“ stammten. Am Ende der 60er Jahre wurden schrittweise neue Wagen für die Mitglieder der Regierung und des Politbüros beschafft oder von der Deutschen Reichsbahn selbst gebaut. Diese wurden einzeln oder auch als Regierungszug eingesetzt. Dessen bekanntester Einsatz fand 1970 anlässlich des Treffens zwischen Willi Stoph und Willy Brandt in Kassel statt. Heute gehören die Wagen Privatunternehmen, die sie für Schienenkreuzfahrten einsetzen.[15]

Salonwagen der Kaiserin Elisabeth im Technischen Museum Wien

Österreich

  • 1845 kamen in Österreich die ersten Salonwagen als Hofwagen zum Einsatz.[16]
  • Kaiserin Elisabeth von Österreich war bekannt für ihre Reiselust. Daher wurden ihr von den Bahnverwaltungen Salonwagen zur Verfügung gestellt. Bei einer Reise im Herbst 1871 beklagte sich die Kaiserin über die Kälte der damals ungeheizten Waggons. Daraufhin wurden zwei neue Wagen nach den modernsten Erkenntnissen gebaut, die 1872 ausgeliefert wurden. Unter dem Wagenboden waren zwei Kohleöfen angebracht, die für die nötige Wärme sorgten. Der Schlafwagen war von Anfang an mit einer Wassertoilette ausgerüstet. Viele Umbauten veränderten die Wagen, so wurde das Fahrwerk mit einer dritten Achse versehen, die offenen Plattformen geschlossen und die technische Ausrüstung laufend dem Stand der Entwicklung angepasst. So erhielt der Wagen mit der Zeit Dampfheizung und elektrisches Licht. Nach dem Tod von Elisabeth im Jahr 1898 wurden die zwei Salonwagen aus Pietätsgründen nicht mehr verwendet. Sie wurden hinterstellt und der Schlafwagen HZ0011 schließlich dem neu entstandenen Historischen Museum der Österreichischen Eisenbahnen übergeben. So ist der Wagen bis heute mit der gesamten Inneneinrichtung unverändert erhalten geblieben. Heute ist der Wagen im Technischen Museum in Wien zu sehen.[17]
Österreichischer Bundespräsidentenwagen Salon 10
  • Der Bereich Nostalgie der Österreichischen Bundesbahnen betreibt den Salonwagen Salon 10 (51 81 89 - 80 010 - 6) des Österreichischen Bundespräsidenten. Der Wagen wurde 1966 durch die Hauptwerkstatt Simmering gebaut und wird heute nur mehr für private Sonderfahrten eingesetzt.[18]
  • Ein weiterer Salonwagen wurde am Ende der 50er Jahre durch den Umbau eines 1940 als Speisewagen für die Mitropa durch die Wagonbaufabrik Görlitz ausgelieferten Fahrzeugs geschaffen, das als Salon 11 (51 81 89 - 40 011- 3) eingesetzt wird.[19]

Schweiz

  • Die Schweizerischen Bundesbahnen haben den "Papstwagen" (auch als le salon bezeichnet) im Einsatz, der vom Wagentyp EW IV abgeleitet wurde und seinen Namen erhielt, nachdem Papst Johannes Paul II. ihn bei einem Besuch benutzt hatte. Anlässlich des Jubiläums der Gotthardbahn 2007 wurde er in Zügen auf dieser Strecke eingesetzt und war mit besonderen Fahrkarten für jedermann nutzbar.
  • 1939 beschaffte die Rhätische Bahn vier luxuriösen Pullman-Salonwagen. 1998 wurden diese Art-Déco-Wagen gerettet und Dank der Hilfe unzähliger Sponsoren unter Aufsicht der Denkmalpflege des Kantons Graubünden fachkundig restauriert. Sie werden heute in touristischen Sonderzügen eingesetzt und können auch privat gemietet werden. Zum krönenden Abschluss der Rettungsaktion möchte der Verein pro Salonwagen RhB den historischen Mitropa-Salon-Speisewagen ohne Küche (WR 3813) der Berninabahn von 1928 der Waggonfabrik Schlieren zu einem nostalgischen Piano-Barwagen umgestalten.

Übriges Europa

Dänemark und Niederlande

Die Königshäuser von Dänemark und den Niederlanden haben eigene Salonwagen, die mit geräumigen Schlafabteilen, Badezimmer, Küche, Speise- und Konferenzräumen ausgestattet sind. In der Praxis werden die Fahrzeuge heute nur noch selten eingesetzt.

Mehrere ehemalige dänische königliche Salonwagen sind im Dänischen Eisenbahnmuseum in Odense ausgestellt.

Frankreich

Wagen von Compiègne im Armeemuseum in Paris
Salonwagen PR2 im Eisenbahnmuseum Mulhouse
Innenraum des Präsidenten-Speisewagens 3354
  • Die französische Regierung setzte auch nach dem Zweiten Weltkrieg einige Salonwagen ein. 1954 entstand im SNCF-Werk Villeneuve-Voitures der gepanzerte Salonwagen PR2 auf der Basis eines 1924 gebauten Reisezugwagens der Chemin de Fer de l'Est. Dieser Wagen wurde regelmäßig von Charles de Gaulle genutzt und ist im Eisenbahnmuseum Mulhouse erhalten. Außerdem wurde der Innenraum des Speisewagens WR 3354 der CIWL für die französische Regierung mit einer langen Tafel für Empfänge und Konferenzen umgestaltet: Dieser Wagen ist heute im Nostalgie Istanbul Orient Express betriebsfähig erhalten.

Großbritannien

Britischer Hofzug im Bahnhof Bristol Temple Meads

In Großbritannien gibt es einen eigenen Hofzug, The Royal Train, für den zeitweise auch eigene Lokomotiven bereitgehalten wurden.

Siehe Artikel: Royal Train

Zahlreiche historische Salonwagen von den britischen Inseln - für königlichen Gebrauch und für andere Personen - befinden sich in der Sammlung des Nationalen Eisenbahnmuseums in York.

Italien

Italienischer Königswagen: Übernahme durch die Republik
Wagen des königlichen Sonderzugs von 1929

In Italien gab es einen offiziellen und einen halboffiziellen Königszug. Die Salonwagen beider Züge wurden um 1929/30 bei Fiat in Turin gebaut und waren blau lackiert. Der offizielle Königszug bestand aus 11 Wagen. Er wurde anlässlich der Hochzeit des späteren Königs Umberto II. und der Prinzessin Marie José von Belgien 1929 gebaut. Der halboffizielle Königszug hatte 15 Wagen, war nicht ganz so prunkvoll ausgestattet wie der offizielle Zug und stand Mitgliedern des Königshauses für private Reisen zur Verfügung. Der Salonwagen der Königin wurde im Innern von dem Architekten Giullio Casanova gestaltet. Verwendet wurden Mahagoni, geprägte Kalbsledertapeten, Atlas und Seidenvelours.[20] . Die Fahrzeuge sind – soweit erhalten – heute zumeist in Rom stationiert.

Einige der Wagen des Königszuges wurden 1947 /1948 nach Abschaffung der Monarchie für die Nutzung durch den italienischen Staatspräsidenten umgebaut. Dabei wurde die Innenausstattung weitestgehend erhalten. Ein Salonwagen aus dem Zug ist im Nationalen Eisenbahnmuseum Pietrarsa ausgestellt. Dieser Wagen wurde von Ministerpräsident Francesco Cossiga 1989 dem Museum übergeben.

Jugoslawien

Salontriebwagen MOT 410 für Marschall Tito (mit zwei älteren Breda-Salontriebwagen 1961 in Kumrovec)

Für Jugoslawiens Marschall Tito lieferte die Kasseler Waggonfabrik Wegmann & Co. 1961 den stark motorisierten Salontriebwagen MOT 410, der zwei ältere von der italienischen Waggonfabrik Breda vor dem Zweiten Weltkrieg gebaute Salontriebwagen ablöste. Das von BBC und Daimler-Benz ausgerüstete Fahrzeug steht heute im Belgrader Eisenbahnmuseum Topcider. Wegmann lieferte auch einen nichtmotorisierten Steuerwagen ohne Innenausbau mit, den die jugoslawische Waggonfabrik Boris Kidric in Maribor 1962 vervollständigte.

Norwegen[21]

Ehemaliger norwegischer Königswagen A1K 24001
  • Die Norwegische Staatsbahn hält eine Garnitur Wagen für die königliche Familie von Norwegen bereit.[22] Die gegenwärtige wurde 1994 im Rahmen der Olympischen Winterspiele in Lillehammer beschafft und ersetzte eine Garnitur aus dem Jahr 1962. In den Wagen befinden sich eine Hauptsuite mit Schlafraum, Umkleidekabine und anliegendem Badezimmer, zwei Gastabteile mit Badezimmer, Küche, Abteile für das Begleitpersonal und ein kombinierter Speise- und Konferenzraum. Die Wagen werden durch Lokomotiven aus dem normalen Betriebsdienst gezogen. Dem Zug werden häufig Reisezugwagen für die Presse und andere Gäste hinzugefügt.
  • Im Museum Sørumsand der Urskog-Hølandsbahn befindet sich ein Salonwagen, Baujahr 1926, der ehemals der Norwegischen Staatsbahn gehörte. Er wurde als Aussichtswagen mit einer Endplattform und großen Aussichtsfenstern an der Stirnseite gebaut und 1940 zu einem Salonwagen umgebaut. Ab 1950 wurde er bis zu seiner Außerdienststellung 1975 bei Staatsbesuchen eingesetzt. Mit ihm reisten der Schah, Farah Diba, Nikita Chrustschow, König Bhumibol Adulyadej und Königin Sirikit.[23]

Polen

Auch in Polen gab es Salonwagen aus den 1950er und 1970er Jahren, die einzeln oder als Regierungszug eingesetzt werden konnten.[24]

Tschechische Republik

  • Im Technischen Nationalmuseum in Prag steht der Speisewagen HZ005 als einzig erhaltener Wagen des Kaiserzuges der österreichischen Eisenbahnen aus 1891. Die Garnitur wurde bei Ringhoffer in Smichov bei Prag gebaut und bestand aus insgesamt acht Waggons. Hinter der Lokomotive lief der Generatorwagen für die elektrische Beleuchtung, gefolgt von dem Wagen für die Hofbediensteten, dem eigentlichen Salonwagen des Kaisers, einem Salonwagen für Begleitung, dem Speisewagen, dem Küchenwagen und zwei Wagen für Begleitung und Bedienstete.[25]
  • Der tschechoslowakische Staatspräsident besaß einen bei Ringhoffer 1930 gebauten Salonwagen, der bis 1967 im aktiven Einsatz war. Musealisiert wurde er im Ausbesserungswerk Ceské Velenice.[26]

Vatikan / Kirchenstaat

Außereuropäisch

Ägypten

Der Salonwagen des ägyptischen Vizekönigs Muhammad Said – er regierte von 1854-1863 – ist im Ägyptischen Eisenbahnmuseum in Kairo erhalten. Der Salonwagen ist außen komplett mit komplizierten, vergoldeten Dekors geschmückt, die Blumen und Blätter in rot, grün und rosa zeigen, und die mit den polierten Messingarmaturen zum luxuriösen Erscheinungsbild des Wagens beitragen.

Australien

Die Betreiberin der Fernreisezüge in Australien, die Great Southern Railway, bietet im Indian Pacific und im Ghan als Aufenthaltsraum für alle Reisenden der Gold Class (1. Wagenklasse) jeweils einen Salonwagen an. Darüber hinaus werden eine Reihe von Salonwagen angeboten[30], die privat angemietet und an Regelzüge angehängt werden können. Sie tragen folgende Bezeichnungen

  • Governor’s Lounge (ein Tagesreisewagen ausschließlich mit Sitzplätzen für 31 Personen). Der Wagen wurde 1917 für den Generalgouverneur Sir Ronald Ferguson gebaut.
  • The Prince of Wales Carriage (ein Schlaf- und Salonwagen für 6 Personen). Der Wagen wurde 1919 für den damaligen Edward, Prince of Wales, in Dienst gestellt, der damit die Transaustralische Eisenbahn eröffnete. Nach einem Ranggierunfall 1971 und nochmals 1992 wurde das Fahrzeug auf den neuesten technischen Stand gebracht, ohne dass in die kunsthistorisch wertvolle Jugendstil-Ausstattung eingegriffen wurde.[31]
  • The Chairman’s Carriage (ein Schlaf- und Salonwagen für 8 Personen).
  • Sir John Forrest Carriage (ein Schlaf- und Salonwagen für 6 Personen).

Iran

Ein erster Satz Salonwagen für Schah Reza wurde 1936 bestellt, damit er die erste längeren Eisenbahnstrecke Persiens 1938 standesgemäß eröffnen konnte. Ein Salon- und ein Begleitwagen wurden bei der Linke-Hofmann-Busch AG in Breslau geordert, vier weitere bei der schwedischen Firma Kockums in Malmö. Sein Nachfolger, Schah Mohammad Reza Pahlavi, ließ nach dem Zweiten Weltkrieg die Wagen modernisieren und orderte einen weiteren Vierwagen-Hofzug mit Kanzelwagen am Schluss bei Wegmann in Kassel.[32] Zumindest ein Teil der Fahrzeuge hat die Islamische Revolution im Iran überstanden und ist in einem Depot abgestellt.[33]

Israel

Japan[36]

Triebwagen der Serie JR East E655, einer der Sonderzüge der kaiserlichen Familie

In Japan, werden die Sonderzüge des Tennō, der Kaiserin und der Kaiserinwitwe Omeshi Ressha genannt, "Züge, die sie nutzen", wobei das Nutzen durch einen extrem höflichen Ausdruck (お召し) wiedergegeben wird. Züge der anderen Mitglieder der kaiserlichen Familie werden Gojōyō Ressha genannt, was Züge zum Fahren bedeutet, eine etwas abgeschwächtere Ausdrucksweise. Für diese Züge werden "Wagen für die kaiserliche Familie" vorgehalten. Beide, Omeshi Ressha und Gojōyō Ressha, werden als außerplanmäßige Züge nach Sonderfahrplan und ausschließlich für die kaiserliche Familie gefahren. Gleichermaßen werden so Wagen bezeichnet, die nicht zum kaiserlichen Fuhrpark gehören, aber von Mitgliedern der kaiserlichen Familie benutzt werden. Diese Züge werden nicht nur von der JR, sondern auch durch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen betrieben. Eigene Fahrzeuge für diesen Service unterhielt nur die JNR. Nachdem JNR 1987 aufgelöst wurde, wurden alle Fahrzeuge von der JR East übernommen und infolgedessen meistens auf deren Netz eingesetzt.

Heute werden die Züge immer weniger benutzt, da Kaiser Akihito den planmäßigen Zugverkehr nicht durch außerplanmäßige Züge zu stören wünscht. Wenn er innerhalb Japans reist, benutzt er im allgemeinen ein Flugzeug oder einen fahrplanmäßigen Zug mit einem reservierten Wagen. Kaiserliche Sonderzüge verkehren noch einige Male pro Jahr, hauptsächlich aber als freundschaftliche Geste gegenüber Staatsgästen und nicht ausschließlich für Reisen der kaiserlichen Familie.

Jordanien

siehe: Israel

Simbabwe

Im Eisenbahnmuseum Bulawayo, Simbabwe, ist der Salonwagen von Cecil Rhodes erhalten.

Syrien

Salonwagen im Bahnhof von Aleppo

Die Syrische Eisenbahn besitzt mindestens zwei Salonwagen, baulich neueren Datums, für ihr normalspuriges Netz, über deren Verwendung nichts Näheres bekannt ist.

Nicht erhaltene Fahrzeuge

  • Von Julius Eugen Ruhl ist der Entwurf für einen kurfürstlichen Salonwagen bekannt.[37]
  • Der Entwurf eines Salonwagens für den König von Hannover.[38]

Literatur

  • P. Dost: Der rote Teppich. Geschichte der Staatszüge und Salonwagen. Stuttgart 1965.
  • Wolfgang Theurich, Joachim Deppmeyer:Reisezugwagen 3. Speise-, Schlaf- und Salonwagen. transpress Berlin 1994, ISBN 3-344-70904-6
  • C. Hamilton Ellis: Royal Journey. Hrsg: British Transport Commission. London| 1953.
  • Amba Kumar: Stately Progress: Royal Train Travel since 1840. Hrsg.: National Railway Museum. York 1997. ISBN 1-872826-09-1
  • David Jenkinson u.a.: Palaces on Wheels: Royal Carriages at the National Railway Museum. London 1981. ISBN 0-11-290366-5
  • Magistrat der Stadt Potsdam [Hrsg.]: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung vom 22. – 23. Mai 1993 auf dem Gelände des Raw Potsdam. Potsdam 1993.

Einzelnachweise

  1. Hauptstaatsarchiv Hannover: Dep. IX G 2 Kasten 945 (Bau eines Eisenbahnwagens für den Hannoverschen König); Alheidis von Rohr: Staats- und Stadtwagen aus dem hannoverschen Marstall. Historisches Museum am Hohen Ufer, Hannover 1980, Seite 15.
  2. Katalog, S. 4ff, Nr. 1.
  3. Katalog, S. 8f, Nr. 1a.
  4. Katalog, S. 10f, Nr. 2.
  5. Alfred Gottwaldt: Der Hofzug sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen. Modelleisenbahner Verlag.
  6. Katalog, S. 64f, Nr. 33.
  7. Katalog, S. 51, Nr. 25.
  8. Sonja Günther: Salonwagen im "Dritten Reich" Eisenbahnen und Museen Folge 23, DGEG Karlsruhe 1979.
  9. Alfred Gottwaldt: Salonwagen 10 205. Von der Schiene ins Museum. Hrsg.: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn o.J.
  10. Alfred Gottwaldt: Salonwagen 10 205. Von der Schiene ins Museum. Hrsg.: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn o.J., S. 18.
  11. Katalog, S. 40f, Nr. 19.
  12. Alfred Gottwaldt: Salonwagen 10 205. Von der Schiene ins Museum. Hrsg.: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn o.J., S. 18.
  13. Katalog, S. 42f, Nr. 20.
  14. Fritz Engbarth: Der General vor der Rückkehr in: Eisenbahn-Kurier. Nr. 395/Jahrgang 39/2005 (Augustheft). EK-Verlag GmbH, S. 34-35; Lok-Report Ausgabe 01/2006; LokMagazin, Dezember 2007, S. 21.
  15. Katalog, S. 44f, Nr. 21.
  16. Katalog, S. 26; Ringhoffer F. - Smichow Prag Der Österreichische Hofzug, Album mit fotografischen Abbildungen, Prag 1891.
  17. Barbara Pilz: Der Hofsalonwagen der Kaiserin Elisabeth. Verlag Technisches Museum Wien, 2002, ISBN 3-902183-05-5.
  18. Katalog, S. 24f, Nr. 9.
  19. Katalog, S. 26f, Nr. 10.
  20. Katalog, S. 28ff, Nr. 11 – 13; Prinz Heinrich von Hessen beschreibt in seiner Autobiographie: "Der kristallene Lüster - meine deutsch-italienische Jugend 1927 bis 1947. München 1994" Fahrten in einem der Salonwagen vom Brenner zu seiner Großmutter, Elena, der Königin von Italien, nach Rom.
  21. Übersetzung aus der englischsprachigen Wikipedia [en:Royal Train]
  22. Dagbladet Artikel zum neuen königlichen Zug (norwegisch)
  23. Katalog, S. 16f, Nr. 5.
  24. Katalog, S. 48ff, Nr. 23, 24.
  25. Ringhoffer F. - Smichow Prag Der Österreichische Hofzug, Album mit fotografischen Abbildungen, Prag 1891.
  26. Katalog, S. 14f, Nr. 4.
  27. Homepage des Museums der Stadt Rom
  28. Bernard P. Prusak: The Church Unfinished: Ecclesiology Through the Centuries. Paulist Press 2004. ISBN 0-8091-4286-4. S. 271.
  29. F. Zanetti: Dalle prime ferrovie dello Stato Pontificio a quella dello Stato della Città del Vaticano. In L'Illustrazione Vaticana 3 (1932), S. 376-378
  30. Great Southern Rail Travel Pty. Ltd.: Private Carriages, o.J. [Vermarktungsbroschüre].
  31. NN: Fit for a prince. In: plattform 7 / 2008, S. 48f.
  32. Johannes Glöckner: Pracht bis zum Besteck. Salonwagen für den Schah. In: LOK MAGAZIN. Nr. 252/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 52-53.
  33. Auskunft von Teilnehmern einer DGEG-Studienreise in den Iran im Herbst 2005, die die Fahrzeuge besichtigen konnten.
  34. 1998 befand sich das Fahrzeug noch dort (festgestellt bei einer Exkursion der DGEG zu den Israel Railways 1998).
  35. A train lover's joy | Jerusalem Post
  36. Übersetzung aus der englischsprachigen Wikipedia [en:Royal Train]
  37. * Karl Murk: Auf eisernen Schienen, so schnell wie der Blitz - Zur Geschichte der Eisenbahnen in Hessen. Katalog zur Ausstellung im Staatsarchiv Marburg. In: "Auf eisernen Schienen, so schnell wie der Blitz". Regionale und überregionale Aspekte der Eisenbahngeschichte = Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 19. Marburg 2008, S. 202.
    • Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Theiss Verlag Stuttgart, 2005, Bd. 2.1., S. 86. ISBN 3-8062-1917-6.
  38. Hauptstaatsarchiv Hannover: Dep. IX G 2 Kasten 945 (Bau eines Eisenbahnwagens für den Hannoverschen König); Alheidis von Rohr: Staats- und Stadtwagen aus dem hannoverschen Marstall. Historisches Museum am Hohen Ufer, Hannover 1980, Seite 15.

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