Emmelsbüll-Horsbüll

Emmelsbüll-Horsbüll
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Emmelsbüll-Horsbüll führt kein Wappen
Emmelsbüll-Horsbüll
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Emmelsbüll-Horsbüll hervorgehoben
54.818.69694444444450
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Südtondern
Höhe: 0 m ü. NN
Fläche: 35,73 km²
Einwohner:

954 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25924
Vorwahl: 04665
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 166
Adresse der Amtsverwaltung: Marktstraße 12
25899 Niebüll
Webpräsenz: www.amt-suedtondern.de
Bürgermeister: Günther Carstensen (AAE-H)
Lage der Gemeinde Emmelsbüll-Horsbüll im Kreis Nordfriesland
Karte

Emmelsbüll-Horsbüll (dänisch: Emsbøl-Horsbøl, friesisch: Ämesbel-Hoorbel) ist eine Gemeinde an der Nordseeküste im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Sie entstand 1974 aus dem Zusammenschluss der beiden Gemeinden Emmelsbüll und Horsbüll.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Emmelsbüll-Horsbüll ist eine Streusiedlung, die neben den beiden Kirchspielen, dem Straßendorf Emmelsbüll und dem halligartig auf einer Großwarft liegenden Alt-Horsbüll, noch mehrere kleinere Orte umfasst.

Geschichte

Erste Siedlungsspuren stammen aus der Völkerwanderungszeit.[2]

Horsbüll

Horsbüll, heute der kleinere der beiden Orte, wurde 1231 erstmals im Waldemar-Erdbuch als Mittelpunkt der damaligen Horsbüllharde erwähnt. Die Kirche stammt aus dieser Zeit. Sturmfluten erzwangen wiederholt die Rückversetzung des Deichs. Auf diese Weise verschwand im Laufe der Jahrhunderte der westliche Teil der Horsbüllharde, so dass die Horsbüller Kirche seit 1805 direkt am Deich steht. Heute liegt dahinter allerdings nicht mehr die Nordsee, sondern der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog.

Einer Sage nach soll bei einer großen Sturmflut an der Stelle, wo heute die Horsbüller Marienkirche steht, ein Landeigner von seinem Pferd (="Hors") aus den Fluten gerettet worden sein. "Büll" ist im friesischen Raum häufig vertreten und bedeutet Siedlung, Dorf. Bei J.A. Petersen finden sich weitere Versionen zur Entstehung des Ortsnamens.[3]

Die Horsbüller Marienkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert ist die älteste Kirche der Wiedingharde. Aus der Entstehungszeit stammt noch der Taufstein. Die Gemeinde war recht wohlhabend, denn vor der Reformation besaß sie drei gotische Schnitzaltäre. 1780 wurden diese abgerissen. Die Kirche erhielt einen barocken Altar. Mit den Apostelfiguren eines der alten Altäre wurde der Deckel der Taufe verziert. In der Kirche befindet sich noch das frühneuzeitliche Gestühl mit Türen und geschnitzten Wangen.

Emmelsbüll

Emmelsbüll am südlichen Rand der Wiedingharde wurde ebenfalls erstmals im Waldemar-Erdbuch erwähnt. Es bestand außer dem Dorfkern mit der Kirche aus mehreren auf Warften liegenden Höfen, darunter dem ehemals adeligen Gut Toftum. In Südwesthörn, wo heute ein Schöpfwerk das im Sielzug (Alter Sielzug) gesammelte Wasser aus dem Gotteskoog und dem Alten Wiedingharder Koog in die Nordsee entwässert, befand sich bis ins 20. Jahrhundert hinein ein kleiner Hafen.

Durch die Gewinnung des Kleinen Emmelsbüller Koogs 1554 und des Gotteskoogs 1566 erweiterte sich das zur Gemeinde gehörende Gebiet.

Emmelsbüll besitzt eine sehenswerte Kirche von 1768, die auf einer langgestreckten, recht hohen Warft erbaut wurde. Der 1770 gemalte „Himmel“ des Tonnengewölbes wurde in den 1990er Jahren wieder freigelegt.

Das Interieur stammt größtenteils aus dem mittelalterlichen Vorgängerbau. Das älteste Stück ist der Taufstein aus gotländischem Kalkstein, wie Waldemar II. ihn in den von ihm neu gegründeten Kirchspielen aufstellen ließ. Kanzel und Altar ähneln der Ausstattung der Tonderner Kirche. 1900 malte der „Friesenmaler“ Carl Ludwig Jessen zwei neue Bilder für den barocken Altar, von denen das größere, eine Himmelfahrtsdarstellung, allerdings in den 1950er Jahren gegen ein barockes Gemälde ausgetauscht wurde und nun an der Südwand hängt. Die Marcussen-Orgel von 1874 besitzt einen noch funktionstüchtigen Blasebalg.

Im Vorraum befindet sich ein Türsturz aus der alten Kirche mit eingeritzten Tierdarstellungen. Es handelt sich dabei eher um die in der germanischen Mythologie wichtigen Tiere Eber und Lindwurm als um eine Darstellung einer Judensau.[4]

Einwohnerentwicklung

1845 1885 1900 1925 1933 1939 2008
Horsbüll 436 418 413 410 400 646
Emmelsbüll 797 862 792 750 819 1086
gesamt 1233 1280 1205 1160 1219 1732 984

Quellen: 1845[5], 1900[6] , (1885,1925,1933,1939)[7], 2008[8]

Erläuterungen:

  • Die Zunahme zwischen 1933 und 1939 erklärt sich durch die Einrichtung von Lagern des RAD.[9]

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 25. Mai 2008 ergab folgende Sitzverteilung:

Sitze
Wählergemeinschaft AAE-H 5
Wählergemeinschaft AdW 3
Wählergemeinschaft KWH 2
SPD 1

Gemeindepartnerschaften

Partnergemeinde ist seit 2000 Unteregg im Unterallgäu.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Gemeinde ist landwirtschaftlich geprägt, die Haupteinnahmequellen sind jedoch ein muschelverarbeitender Betrieb und Windenergieanlagen. Ähnlich wie in Galmsbüll gibt es ein Projekt Bürgerwindpark.

Viele Einwohner leben vom Tourismus, sei es durch die Vermietung von Ferienwohnungen, sei es durch Arbeitsplätze auf Sylt.

Bei der Deicherhöhung des Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koogs wurde Klei von Feldern entnommen, da das Naturschutzgesetz Kleientnahme, d.h. das Ausbaggern des Wattbodens, vor dem Deich nicht mehr erlaubt. Dort, wo Klei entnommen wurde, befindet sich heute eine Seenplatte, die zunehmend touristisch genutzt wird (Badestelle, Angelteich) und auch von Zugvögeln als Rastplatz angenommen wird.

Wie in vielen anderen Dörfern auch ist die Infrastruktur in den vergangenen Jahrzehnten stark beschnitten worden.

Bildung, Schulen

Am 11. Mai 1967 wurde der Schulneubau, der die alte, gegenüber der Kirche gelegene Schule ablöste, als Dörfergemeinschaftsschule Emmelsbüll-Horsbüll-Marienkoog eingeweiht. Zum Neubau gehörten auch eine Turnhalle und ein Freibad sowie eine Hausmeisterwohnung. 1977 wurde aufgrund der zurückgegangenen Schülerzahlen der Hauptschulbetrieb nach Neukirchen verlegt. Dafür wurden die Grundschüler(innen) aus Klanxbüll und dem Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog hier eingeschult. 1983 wurde die letzte Hauptschulklasse entlassen. Die ab 1973 eingerichtete Vorklasse wurde 1998 aufgelöst.[10] Aufgrund weiter zurückgehender Schülerzahlen wurde die Schule mit Ablauf des Schuljahres 2009/2010 geschlossen.[11]

Die Grund- und Regionalschule befindet sich in Neukirchen. Weiterführende Schulen befinden sich in Niebüll.

Südwesthörn

Am Außendeich südlich der Seeschleuse befindet sich die Badestelle Südwesthörn (54.7965848.6600373). Hier findet man eine Liegewiese mit Strandkörben, eine öffentliche Dusche und einen Steg in das Wattenmeer. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein kleiner Hafen, in den aktuellen Seekarten ist dieser noch verzeichnet. Von hier aus finden geführte Wanderungen in den Nationalpark Wattenmeer statt.[12] Die Gezeiten- und Wasserstandsvorhersagen erfolgen durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.[13]

Persönlichkeiten

Mit Emmelsbüll-Horsbüll verbunden

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Besiedlungsgeschichte
  3. J.A.Petersen: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 3. 1839, S. 426f.
  4. Laut Hans Thomas Carstensen, Wolfgang Henningsen: Die Emmelsbüller „Judensau”. Zur Ikonographie einer Steinritzung aus Nordelbingen. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte, Bd. 58, Heide in Holstein 1989, Seite 7ff ist die Ritzzeichnung von ungefähr 1200 die älteste Judensau-Darstellung. Allerdings sind die von ihm festgestellten menschlichen Figuren so stilisiert, dass sie als solche nicht zu erkennen sind. Auch taucht der Lindwurm in keiner der anderen Judensau-Darstellungen auf.
  5. W. Lesser: Topographie des herzogthums Schleswig, Band 1-2. C. Schröder & comp., 1853 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. Gemeindeverzeichnis 1900. Abgerufen am 10. Juni 2010.
  7. Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 10. Juni 2010 (zusammengestellt von Michael Rademacher, Quellen siehe dort).
  8. Statistikamt Nord: Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2008 (PDF-Datei; 539 kB)
  9. Zeitzeuge
  10. Schulportrait Schulportrait
  11. Aus für Grundschule Emmelsbüll-Horsbüll Nordfriesland Tageblatt v. 4. Februar 2010
  12. Nationalpark - Natur erleben“De Wattenlöpers” Fachverband der Wattführerinnen und Wattführer im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer e.V.
  13. Gezeiten- und Wasserstandsvorhersage für Südwesthörn durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

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