Kassel-Wilhelmshöhe

Kassel-Wilhelmshöhe
Kassel-Wilhelmshöhe
Bahnhofsvorderansicht von der Wilhelmshöher Allee:
Vordach mit Hauptgebäude
Bahnhofsdaten
Kategorie Fernverkehrssystemhalt
Art Reiterbahnhof
Bahnsteiggleise

8

Abkürzung

FKW

Architektonische Daten
Eröffnung

29. Mai 1991

Architekt Andreas Brandt, Giovanni Signorini, Yadegar Asisi
/ Peter Schuck
Stadt Kassel
Bundesland Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 18′ 44″ N, 9° 26′ 50″ O51.3122222222229.44722222222227Koordinaten: 51° 18′ 44″ N, 9° 26′ 50″ O
Eisenbahnstrecken
Liste der Bahnhöfe in Hessen bzw. Liste der SPNV-Stationen in Hessen

Der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe ist die Bahnstation für den Eisenbahn-Fernverkehr in der nordhessischen Großstadt Kassel. Die im westlichen Stadtteil Bad Wilhelmshöhe an der Wilhelmshöher Allee gelegene ICE-Station ist ein wichtiger Bahnhof im deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Die Geschichte des Bahnhofs vor dem Umbau im Zuge der Neubaustrecke fehlt. So beispielsweise auch das zweite deutsch-deutsche Gipfeltreffen zwischen Willi Stoph und Willi Brandt im Jahre 1970. --Bigbug21 15:40, 18. Aug. 2008 (CEST)

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Variantendiskussion

Im Zuge der Planungen der Neubaustrecke Hannover–Würzburg wurden ab 1972 vier Varianten der Trassenführung durch Kassel untersucht. Im Jahr 1977 legte sich die Stadt Kassel auf die Errichtung eines unterirdischen Fernbahnhofs als Durchgangsbahnhofs unter dem bestehenden Kopfbahnhof Kassel Hauptbahnhof fest, einschließlich eines Tunnels unterhalb der Stadt Kassel. Die damalige Bundesbahn favorisierte den heutigen Standort im Vorort Wilhelmshöhe mit einer oberirdischen Trassenführung (so genannte Westtrasse).[1]

Beide Varianten wurden im Zuge des Raumordnungsverfahrens, das von 1978 bis 1980 durchgeführt wurde, untersucht. Die Varianten wurden, flankiert von zahlreichen Gutachten und Gegengutachten, kontrovers öffentlich diskutiert. Die unterirdische Variante erwies sich dabei, nach Angaben der Bundesbahn, in Bau und Kosten wesentlich aufwändiger, verbunden mit größeren Belastungen der Bevölkerung.[1]

Noch als die Strecke in anderen Abschnitten schon längst in Bau war (Baubeginn 1973) und die damalige Deutsche Bundesbahn am 29. März 1979 ihre Ausstellung zu den Neubauvorhaben in Kassel eröffnete, wurde über die Varianten diskutiert. Die Grundsteinlegung zum hessischen Streckenabschnitt fand am 13. November 1981 statt. Letztlich stimmte die Stadt Kassel der Lage in Wilhelmshöhe zu, nachdem Untersuchungen gezeigt hatten, dass der Standort des Hauptbahnhofs für die Innenstadt nicht entscheidend sei[1].

Der neue Bahnhof war dabei zunächst als reiner Fernbahnhof konzipiert, auf dem nur die über die Neubaustrecke verkehrenden Fernverkehrszüge halten sollten. Die Anbindung an den bestehenden Hauptbahnhof sollte über Pendelzüge realisiert werden. Im Zuge der weiteren Planungen setzte im Zuge eines von 1979 bis 1986 laufenden Diskussionsprozesses ein Umdenken ein, in dem klar wurde, dass der bestehende Hauptbahnhof seine Funktion als zentraler Bahnknoten an den neuen Bahnhof Wilhelmshöhe abgeben würde und der bestehende Hauptbahnhof eher als zentrumsnaher Stadtbahnhof genutzt werden würde[1].

Bau

Der Bau des Bahnhofs begann 1981.

Das Richtfest des Vordaches, das als Abschluss des Rohbaus der gesamten Neubaustrecke galt, fand am 18. Januar 1990 statt.[2]

Die Baukosten beliefen sich auf rund 300 Millionen D-Mark (etwa 150 Millionen Euro).[3]

Eröffnung

Bahnsteig in Kassel-Wilhelmshöhe

Der Bahnhof wurde, im Rahmen eines umfassenden, viertägigen Programms, zwischen dem 29. Mai und 1. Juni 1991 eingeweiht. Am Nachmittag des 29. Mai 1991 übergab Jürgen Kastner, der Präsident der Bundesbahndirektion Frankfurt, symbolisch den Hausschlüssel, auf dem ein ICE abgebildet war, an Kassels Oberbürgermeister Wolfram Bremeier[4]. Dabei wurden am 30. Mai auch Schnupperfahrten mit dem ICE nach Fulda und zurück zu Sonderpreisen angeboten.

Die feierliche Eröffnung des neuen Bahnhofs stand im Schatten des symbolischen Beginns des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland am gleichen Tag. Mit der Aufnahme des ICE-Verkehrs wurde auch die Schnellfahrstrecke zwischen Hannover und Würzburg in voller Länge in Betrieb genommen. Fünf ICE-Züge erreichten im Rahmen einer Sternfahrt von Bonn, Hamburg, Mainz, Stuttgart und München den neuen Bahnhof. Nachdem die Züge parallel in den Bahnhof eingefahren waren, stellte Bundespräsident Richard von Weizsäcker um 12:00 Uhr symbolisch das Ausfahrsignal auf grün und sagte: „Der Hochgeschwindigkeitsverkehr in der Bundesrepublik Deutschland ist damit eröffnet.“ Dem Triebfahrzeugführer des planmäßigen Premieren-ICE (Hamburg ab 2. Juni, 5:33 Uhr[3]), Harry Pfaffe, übergab er symbolisch den Schlüssel für den Zug.[5][6] Zu den 2.500 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft, die auf dem für die Öffentlichkeit gesperrten Bahnhof feierten, zählten Bundesverkehrsminister Krause, der hessische Ministerpräsident Eichel und Bundesbahnpräsident Dürr. Nach drei Stunden fuhren die fünf Sonderzüge wieder ab. Da in dem Bahnhof zunächst keine Toiletten vorhanden waren, bildeten sich vor zwei Toilettenhäuschen auf dem Bahnhofsparkplatz lange Schlagen.[3]

Im mittlerweile wiedervereinigten Deutschland erwies sich Kassel-Wilhelmshöhe plötzlich als nicht mehr zonenrandnah, sondern überaus zentral gelegener, leistungsfähiger Knotenbahnhof und damit insgesamt als planerischer Glücksfall.

Der Bahnhof ist durch sein Rampenkonzept vollständig barrierefrei.

Architektur

Bahnsteig in Kassel-Wilhelmshöhe
Bahnsteig in Kassel-Wilhelmshöhe

Die Gestaltung des Bahnhofs geht auf einen in den 1980er Jahren ausgerichteten Architektenwettbewerb zurück. Erstmals seit rund 30 Jahren hatte die Bahn dazu einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Bahnhofs ausgelobt.[7]

Der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe ist ein Durchgangsbahnhof mit vier Bahnsteigen und zwei Durchfahrtsgleisen in einem Geländeeinschnitt. Er ist in zwei Hälften mit Linienbetrieb gegliedert: Während auf zwei Bahnsteigen auf der Westseite vor allem Fernverkehrszüge halten, verkehren an den beiden Bahnsteigen auf der Ostseite Regionalzüge[1]. Die beiden Durchfahrtsgleise wurden für durchfahrende Güterzüge angelegt[1].

Die Bahnsteige werden vorrangig von einem quer über dem nördlichen Gleisfächer angeordneten Empfangsgebäude von einem 105 m langen Steg[1] über Rampen und Treppenanlagen erschlossen. Der Bahnhofsvorplatz wird als Stadtloggia von einem 90 m langen und 65 m breiten[1] Vordach überdeckt, das auf mehreren Säulen ruht. Hier befindet sich die Straßenbahn- und Bushaltestelle. Auf der Südseite ist eine Parkebene mit 300 Stellplätzen in zwei Etagen[1] angeordnet, von der aus man die Bahnsteige mittels Aufzügen und Treppen erreicht.

Bei der Umsetzung dieses Bahnhofskonzepts für die erste Schnellstrecke der Deutschen Bahn ergaben sich jedoch folgenschwere Probleme. Den Architektenwettbewerb hatten 1982 die Berliner Architekten Andreas Brandt, Giovanni Signorini und Yadegar Asisi[7] gewonnen, die auch mit der Planung und Ausführung beauftragt wurden. 1985 wurde den Architekten der Planungsauftrag entzogen, nachdem die Stadt feststellte, dass die Verkehrsanbindung unzureichend gewesen sei.[7] Peter Schuck führte die Planungen in den Jahren 1990 und 1991 weiter. Besonders umstritten war die von der Bahn gewünschte alleinige Erschließung der Bahnsteige durch lange Rampenanlagen, über die Pkw bis zu den Gleisen fahren können sollten[7]. Während der Planungsphase konnte der Auftraggeber schließlich doch von der Notwendigkeit überzeugt werden, die Bahnsteige zusätzlich auch über Treppenanlagen anzubinden.

Die sehr breiten Bahnsteige sind aufgrund der Überdeckung und der beidseitigen Fischbauchstützenreihen in der Mitte dunkel und zugig, was zu seinem Spitznamen Palast der tausend Winde führte. Die indirekte Beleuchtung durch aufwändige Deckenspiegel hat sich hier nicht bewährt, genauso wie die barrierefreie Rampenkonstruktion, die sich in der Praxis nicht als zukunftsweisende Lösung der Zugangsfrage erwies.

Sonstiges

Südlich des Bahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe befindet sich die Endstation des historischen Dampfzuges Hessencourrier. Dort wird zurzeit ein neues Betriebswerk der Cantus Verkehrsgesellschaft errichtet.

Anbindung

Fernverkehr

Linie Strecke Taktfrequenz
ICE 11 Berlin OstbahnhofHildesheimKassel WilhelmshöheFrankfurt am MainMannheimStuttgartUlmAugsburgMünchen 2-Stunden-Takt
ICE 12 Berlin OstbahnhofHildesheimKassel WilhelmshöheFrankfurt am MainMannheimFreiburgBasel Badischer BahnhofBasel SBB 2-Stunden-Takt
ICE 20 (Kiel) – HamburgHannoverKassel WilhelmshöheFrankfurt am MainMannheimKarlsruheFreiburg im BreisgauBasel Badischer BahnhofBasel SBB (– Zürich – Interlaken Ost) 2-Stunden-Takt
ICE 22 Kiel) – Hamburg – Hannover – Kassel Wilhelmshöhe – Frankfurt am Main – Frankfurt Flughafen Fernbahnhof – Mannheim (– Heidelberg Hauptbahnhof) – Stuttgart 2-Stunden-Takt
ICE 25 (Lübeck) – Hamburg – Hannover – Kassel WilhelmshöheFuldaNürnbergIngolstadtMünchen (– Garmisch-Partenkirchen) Stunden-Takt
IC 26 (Ostseebad Binz) – StralsundRostock – Hamburg – Hannover – Kassel Wilhelmshöhe - Gießen – Frankfurt am Main – Heidelberg – Karlsruhe 2-Stunden Takt
IC 51 (Köln -) DüsseldorfEssenHammKassel WilhelmshöheErfurtHalle – Berlin Hbf – Stralsund (– Ostseebad Binz) 2-Stunden-Takt


[8][9]

Über die Hochgeschwindigkeitsstrecken sind die meisten Großstädte Deutschlands wie auch im nahe benachbarten Ausland innerhalb weniger Stunden erreichbar und bieten damit eine Alternative zum Flugzeug.

normale Fahrzeit in 2009 von Kassel-Wilhelmshöhe mit ICE/IC nach

Amsterdam 5h22 / --
Berlin 2h29 / 4h10
Brüssel 5h24 / -- ICE ab Juni 2009 um ca. 25 Minuten beschleunigt
Frankfurt 1h23 / 2h02
Hamburg 2h11 / 2h59
Hannover 0h53 / 1h28
Köln 2h37* / 3h28 * nach Köln Messe/Deutz Gleis 11/12. Zum Hbf 5 Minuten länger
Leipzig -- / 2h45
München 3h15 / 4h08
Nürnberg 1h58 / --
Paris 5h39 / --
Stuttgart 2h56 / 3h52
Zürich 5h23 / 7h21

Nahverkehr

NVV-Linie KBS Verlauf Artikel Betreiber
RT5 / RB5 / R5 610 KasselMelsungenBebraFulda Friedrich-Wilhelms-Nordbahn Cantus, DB/RBK
RE1 / EIB 600 Kassel – Eichenberg – Halle / – Erfurt Halle-Kasseler Eisenbahn DB, EIB
RE4 612 KasselWolfhagenVolkmarsenKorbach Kurhessenbahn KHB, DB/RBK
RT9 / RB30 / RE30 635 KasselWabernTreysaMarburgGießenFrankfurt am Main Main-Weser-Bahn DB Regio, DB/RBK
RE39 621 Kassel – Wabern – Bad Wildungen Ederseebahn KHB
RE3* 435 KasselHofgeismarWarburgHagen Obere Ruhrtalbahn DB

* = R1, RT3 und RT4 verkehren nur von Kassel Hauptbahnhof

Siehe auch: Straßenbahn Kassel, RegioTram Kassel

Literatur

  • Mitten in Deutschland. Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Hestra-Verlag, Darmstadt, 1991, ISBN 978-3-777102351

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Michael Bergholter, Günter Klotz: Neuer Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. In: Knut Reimers, Wilhelm Linkerhägner (Hrsg.): Wege in die Zukunft. Neubau- und Ausbaustrecken der DB. Hestra Verlag Darmstadt, 1987, ISBN 3-7771-0200-8, S. 159–164
  2. Konrad-H. Naue, Bringfried Belter: Endspurt für die Neubaustrecken Hannover–Würzburg und Mannheim–Stuttgart. In: Die Bundesbahn, Jahrgang 1990, Heft 10, S. 937–940
  3. a b c Mit gebremster Kraft in ein neues Bahnzeitalter. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 123, 31. Mai 1991, ISSN 0174-4917, S. 64.
  4. „Kassel ist jetzt in der ersten Liga“. In: Hessische Allgemeine Zeitung – Kasseler Zeitung, Nr. 123, 30./31. Mai 1991, S. 13
  5. Bundespräsident Richard von Weizsäcker gab Startsignal für den InterCityExpress. In: Die Bundesbahn, Ausgabe 7/8, 1991, S. 817 f.
  6. Dieter Eikhoff: Alles über den ICE. transpress-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-613-71277-5, S. 63–96.
  7. a b c d Herkules hat geholfen. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 124, 1./2. Juni 1991, ISSN 0174-4917, S. 15.
  8. ICE Netzplan der DB abgerufen am 27. Februar 09
  9. IC & EC Netzplan der DBabgerufen am 27. Februar 09

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