- Formel-1-Saison 1954
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Die Formel-1-Saison 1954 brachte ein neues Reglement: Nach den Übergangsjahren 1952 und 1953, in denen auf Wagen der damaligen Formel 2 zurückgegriffen wurde, trat die neue Formel 1 mit einem Hubraum von 2500 cm³ in Kraft.
Das dominante Team der 1930er-Jahre, Mercedes, kehrte Mitte der Saison an die Rennstrecken zurück, mit Juan Manuel Fangio hatte man sich vorher schon den besten Fahrer der Epoche gesichert. Da dieser Weltmeister werden wollte, der Mercedes jedoch erst zur Saisonmitte fertig wurde, bestritt Fangio die ersten Rennen auf Maserati. Karl Kling und Hans Herrmann ergänzten die Mannschaft.
Ferrari setzte nach dem Weggang von Alberto Ascari unter anderem auf José Froilán González, Mike Hawthorn und Maurice Trintignant. Ascari und sein Freund Luigi Villoresi unterschrieben beim neuen Team Lancia, doch dieser Wagen war erst zum Saisonende fertig. Und erstmals gibt es mit Onofre Marimón einen Toten bei einem Formel-1-Weltmeisterschaftslauf zu betrauern.
Teams und Fahrer
Rennergebnisse
GP Argentinien – Buenos Aires (17. Januar 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Maserati 3:00:55,8 2 Giuseppe Farina Ferrari + 1:19,0 3 José Froilán González Ferrari + 2:01,0 4 Maurice Trintignant Ferrari + 1 Runde 5 Élie Bayol Gordini + 2 Runden Viele Teams waren für das erste Rennen des neuen Reglements nicht gerüstet und verwendeten die umgebauten Vorjahrsmodelle. Da Fangios Maserati-Team bei einem Boxenstopp zu viele Mechaniker im Einsatz hatte, rechnete die Ferrari-Teamleitung mit dessen Disqualifikation und signalisierte ihren Fahrern: „Nichts riskieren!“. Der Protest ging im Heimatland des Weltmeisterschaftsfavoriten nicht durch und so gewann Fangio vor drei Ferraris.
500 Meilen von Indianapolis – Indianapolis (31. Mai 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Bill Vukovich Kurtis-Offenhauser 3:49:17,27 2 Jimmy Bryan Kuzma-Offenhauser + 1:09,95 3 Jack McGrath Kurtis-Offenhauser + 1:19,73 4 T.Ruttman/D.Carter Kurtis-Offenhauser + 2:52,68 5 Mike Nazaruk Kurtis-Offenhauser + 3:24,55 Das „Indy 500“ war kein Formel-1-Rennen, das Ergebnis wurde aber von der FIA einige Jahre zur Fahrerweltmeisterschaft gezählt. Europäische Teams und Fahrer waren wie üblich nicht am Start, ebenso nahmen Indy-500-Fahrer fast nie an Formel-1-Rennen teil.
Bill Vukovich, aus der siebten Reihe gestartet, arbeitete sich konsequent nach vorne und erzielte seinen zweiten Indy-Sieg in Folge.
GP Belgien – Spa-Francorchamps (20. Juni 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Maserati 2:44:42,4 2 Maurice Trintignant Ferrari + 24,2 3 Stirling Moss Maserati + 1 Runde 4 M.Hawthorn/J.F.González Ferrari + 1 Runde 5 André Pilette Gordini + 1 Runde Nach Motorschäden bei Farina und González war das Rennen ein leichtes Spiel für Fangio. Glück hatte Roberto Mieres, dessen Maserati in der ersten Runde völlig ausbrannte. Er trug nur leichte Verletzungen davon.
GP Frankreich – Reims (4. Juli 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz 2:42:47,9 2 Karl Kling Mercedes-Benz + 0,1 3 Robert Manzon Ferrari + 1 Runde 4 Prinz Bira Maserati + 1 Runde 5 Luigi Villoresi Maserati + 3 Runden Der Große Preis von Frankreich brachte das lang erwartete Debüt der Mercedes. Mit ihrer flachen und breiten Bauweise und zudem Vollverkleidung für schnelle Strecken wirkten sie bereits optisch dem übrigen Feld mit schmalen, hochbeinigen Fahrzeugen überlegen. Das Rennen endete mit einem Doppelsieg von Fangio vor Kling. Neuling Hans Herrmann erzielte zudem vor seinem Ausfall die schnellste Runde. Zitat Fangio: „Die Konkurrenten sahen wir an diesem Tag eigentlich nur beim Start und bei Überrundungsmanövern.“
Der Termin des Sieges war ein historischer: genau vierzig Jahre nach dem Sieg Christian Lautenschlagers auf Mercedes beim Großen Preis von Frankreich 1914. Kurz nach dem überlegenen Mercedes-Doppelsieg wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim „Wunder von Bern“ Weltmeister.
GP Großbritannien – Silverstone (17. Juli 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 José Froilán González Ferrari 2:56:14,0 2 Mike Hawthorn Ferrari + 1.10,0 3 Onofre Marimón Maserati + 1 Runde 4 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz + 1 Runde 5 Maurice Trintignant Ferrari + 3 Runden Alle erwarteten für den britischen Grand Prix erneut einen Mercedes-Sieg, doch die Vollverkleidung erwies sich hier als hinderlich. Auf der von Strohballen umgebenen Strecke waren präzise zu steuernde Fahrzeuge mit freistehenden Rädern von Vorteil, und so gewann José Froilán González auf Ferrari das Rennen. Fangios verbeulte gar den unübersichtlichen Mercedes leicht und wurde nur Vierter. Eine erstaunliche Leistung vollbrachte Onofre Marimón. Wegen Versäumnissen seiner Mechaniker konnte er nicht trainieren und musste als Letzter starten. In der ersten Runde überholte er 19 Fahrzeuge und wurde schließlich Dritter.
GP Deutschland – Nürburgring (1. August 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz 3:45:45,8 2 M.Hawthorn/J.F.González Ferrari + 1:36,5 3 Maurice Trintignant Ferrari + 5:08,6 4 Karl Kling Mercedes-Benz + 6:06,5 5 Sergio Mantovani Maserati + 8:50,5 Im Training verunglückte der argentinische Maserati-Fahrer Onofre Marimón tödlich; es war der erste Todesfall bei einem Formel-1-Weltmeisterschaftslauf.
Nach dem Misserfolg in Silverstone hatte Mercedes-Benz die Stromlinienkarosserien durch Fahrzeuge mit freistehenden Rädern ergänzt. Trotz der Trauer um seinen Landsmann gewann Fangio erneut und sicherte sich vorzeitig den Weltmeistertitel. Kling hatte zum Entsetzen von Rennleiter Alfred Neubauer Fangio gejagt und überholt, nachdem sein Wagen Benzin verloren hatte und er nachtanken musste. „Altstar“ Hermann Lang, der faktische Europameister der Grand-Prix-Saison 1939, hatte seinen letzten großen Auftritt; bis zu seinem Ausfall lag er auf Rang zwei.
Mit 3 Stunden und 45 Minuten ist dieses Rennen, nach dem Großen Preis von Kanada 2011, (abgesehen von den nicht vergleichbaren Indy-Rennen) der zweitlängste je ausgetragene Formel-1-Weltmeisterschaftslauf.
GP Schweiz – Bremgarten (22. August 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz 3:00:34,5 2 José Froilán González Ferrari + 57,8 3 Hans Herrmann Mercedes-Benz + 1 Runde 4 Roberto Mières Maserati + 2 Runden 5 Sergio Mantovani Maserati + 2 Runden Der GP der Schweiz (der letzte in Bremgarten) brachte einen Start-Ziel-Sieg für Fangio. Stirling Moss im Werks-Maserati konnte anfangs mit ihm mithalten, was das Interesse des Mercedes-Rennleiters Alfred Neubauer an dem Briten weckte (1955 fuhr Moss für die Deutschen). Hans Herrmann erzielte mit dem dritten Platz sein bestes Ergebnis.
GP Italien – Monza (5. September 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz 2:47:47,9 2 Mike Hawthorn Ferrari + 1 Runde 3 J.F.González/U.Maglioli Ferrari + 2 Runden 4 Hans Herrmann Mercedes-Benz + 3 Runden 5 Maurice Trintignant Ferrari + 5 Runden Der GP von Italien war ein abwechslungsreiches Rennen, bei dem sich die Mercedes (Karl Kling und Juan Manuel Fangio), der Ferrari Alberto Ascaris, der wieder ein Rennen für sein ehemaliges Team bestritt, und der Maserati von Stirling Moss an der Spitze abwechselten. Technische Probleme der Konkurrenz erleichterten den Sieg Fangios.
GP Spanien – Pedralbes (24. Oktober 1954)
Platz Fahrer Team Zeit 1 Mike Hawthorn Ferrari 3:13:52,1 2 Luigi Musso Maserati + 1:13,2 3 Juan Manuel Fangio Mercedes-Benz + 1 Runde 4 Roberto Mieres Maserati + 1 Runde 5 Karl Kling Mercedes-Benz + 1 Runde Inzwischen war das Lancia-Team fertig und brachte seine Rennwagen erstmals zum Einsatz. Lancia-Pilot Alberto Ascari fuhr Trainingsbestzeit und im Rennen die schnellste Runde (für die es damals einen Extrapunkt gab), schied aber aus. Mike Hawthorn im Ferrari gewann seinen zweiten Grand Prix. Die Mercedes hatten Laub im unvergitterten Kühlerschacht aufgesammelt, was die Ansaugluftzufuhr einschränkte und zu Überhitzung führte, sodass sie nicht in die Entscheidung eingreifen konnten.
Fahrerwertung
1 Juan Manuel Fangio Maserati 250F / Mercedes-Benz W196 42 2 José Froilán González Ferrari 625F1 25,14 3 Mike Hawthorn Ferrari 625 24,64 4 Maurice Trintignant Ferrari 625 17 5 Karl Kling Mercedes-Benz W196 12 6 Bill Vukovich Kurtis Kraft-Offenhauser 8 7 Hans Herrmann Mercedes-Benz W196 8 8 Giuseppe Farina Ferrari 625 6 9 Luigi Musso Maserati 250F 6 10 Jimmy Bryan Kuzma-Offenhauser 6 11 Roberto Mières Maserati 250F 6 12 Jack McGrath Kurtis Kraft-Offenhauser 5 13 Onofre Marimón Maserati 250F 4,14 14 Stirling Moss Maserati 250F 4,14 15 Robert Manzon Ferrari 625 4 16 Sergio Mantovani Maserati 250F 4 17 Prinz Bira Maserati 250F 3 18 Umberto Maglioli Ferrari 625 2 19 André Pilette Gordini Type 16 2 20 Luigi Villoresi Maserati 250F 2 21 Mike Nazaruk Kurtis Kraft-Offenhauser 2 22 Élie Bayol Gordini Type 16 2 23 Troy Ruttman Kurtis Kraft-Offenhauser 1,5 24 Duane Carter Kurtis Kraft-Offenhauser 1,5 25 Alberto Ascari Maserati 250F /Lancia D50 1,14 26 Jean Behra Gordini Type 16 0,14 Die ersten fünf jedes Rennens bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte, einen weiteren Punkt gab es für die schnellste Rennrunde. Die besten fünf Resultate wurden gewertet. Die merkwürdigen 0,14 Punkte bei einigen Fahrern erklären sich dadurch, dass sich beim GP von Großbritannien sieben Fahrer den Punkt für die schnellste Runde teilen mussten, da die Zeiten damals noch handgestoppt wurden.
Weblinks
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